Was, wenn die Realität, wie wir sie kennen, nur eine Konstruktion ist, ein fragiles Gebilde, das von den unsichtbaren Fäden der Postmoderne und Dekonstruktion zusammengehalten wird? Dieses Buch entführt den Leser in die faszinierende Welt der postmodernen und dekonstruktivistischen Theorien, die unser Verständnis von Gesellschaft, Sprache und Wahrnehmung revolutionieren. Tauchen Sie ein in die Gedankenwelt von Jean-François Lyotard, der die Heterogenität gegen die Totalität philosophischer Systeme verteidigt und nach neuen Formen des gesellschaftlichen Zusammenhalts sucht. Wagen Sie es, mit Jacques Derrida die Grenzen der Sprache zu überschreiten und die Totalitarität metaphysisch strukturierter Denkmuster zu dekonstruieren. Ergründen Sie mit Paul Virilio die Logistik der Wahrnehmung im Zeitalter von Kriegstechnologie und Film, wo die Eroberung immaterieller Wahrnehmungsfelder die materielle Realität verdrängt. Lassen Sie sich von Jean Baudrillard in eine Welt entführen, in der die Kommunikation sich selbst entfremdet hat und soziale Interaktion einem technologischen Imperativ weicht. Dieses Buch ist eine intellektuelle Herausforderung, die dazu anregt, vermeintliche Gewissheiten zu hinterfragen, die Komplexität der modernen Welt zu erkennen und neue Perspektiven auf die großen Fragen unserer Zeit zu entwickeln. Es ist eine Reise durch die Abgründe des Denkens, die uns zwingt, die Fundamente unserer Existenz neu zu bewerten. Eine unverzichtbare Lektüre für alle, die sich mit Philosophie, Soziologie, Kulturwissenschaften und den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts auseinandersetzen wollen. Entdecken Sie die verborgenen Codes der Postmoderne und Dekonstruktion, die unsere Realität prägen, und gewinnen Sie ein tiefes Verständnis für die komplexen Zusammenhänge unserer globalisierten Welt. Bereit für eine intellektuelle Revolution? Dieses Buch ist Ihr Schlüssel. Es beleuchtet die radikalen Ideen, die unsere moderne Welt geprägt haben, von der Infragestellung etablierter Machtstrukturen bis hin zur Dekonstruktion von Sprache und Bedeutung. Eine tiefgreifende Analyse für alle, die die Grundlagen unserer postmodernen Gesellschaft verstehen wollen.
Postmoderne und Dekonstruktivistische Theorien
1. Postmoderne
1.1. politische Dimension
Der Postmodernebegriff in seinem politisch-ideologischen Kontext setzt Moderne nicht gleich mit Aufklärung, Humanismus und Emanzipation. Charakteristikum der Moderne ist vielmehr die Freisetzung des Individuums, das große Problem der Moderne besteht darin, daß es bis heute keine adäquate Form der Gesellschaftlichkeit von Individuen gibt.
Die Postmodernediskussion erweist sich nun als neuer Vorstoß auf eine angemessene Form Gesellschaftlickeit unter Wahrung der Individualität zu gestalten. Postmoderne ist also nicht "Nachmoderne" im zeitlichen Sinne, sondern sie versucht vielmehr, anders mit den Phänomenen der Moderne umzugehen.
1.2 Lyotards Methode
Postmoderne im Sinne Lyotards soll einen Einschnitt markieren, der eine Gesamtreflexion der Entwicklung der Moderne und ihrer Begründungsbewegung ermöglicht. Die Kritik der Ergebnisse der Moderne soll von ihren Scheuklappen befreit werden. Diese Art von Kritik der Moderne soll dazu beitragen Fehlentwicklungen zu korrigieren und somit die Moderne zu retten. Offenbar beruhen alle Strategien der philosophischen Moderne auf Ausgrenzug und Entwertung der Heterogenität, was nach Lyotard die größte Fehlentwicklung ist.
Sein Ziel ist es, die Heterogenität wieder anzuerkennen und auf ihrer Basis neue Formen des (gesellschaftlichen) Zusammenhangs zu denken, die dem Individuum und seinen Eigenheiten gerecht werden. Lyotard versucht nun eine neue Diskursform zu finden, die nicht auf Ausgrenzung der Heterogenität beruht. Er verneint wiss. Verallgemeinerung und jede Gesetzmäßigkeit, um das Individuum vielschichtiger beobachten und beschreiben zu können. Dem künstlerischen/ philosophischen Denken und Handeln liegen keine Regeln oder Kategorien zugrunde, sie müssen erst erschaffen werden -> völlig neue Denk- und Darstellungsformen werden eingeführt.
2. Dekonstruktion nach Derrida
Jaques Derrida geht weiter als Lyotard. Die Kritik an der Ausgrenzung der Heterogenität ist für ihn nur konsequent, wenn sie die metaphysisch strukturierte Sprache miteinbezieht und auch deren Totalitarität aufzeigt. Neben die totalitarisierende Sprache sollen andere Formen gestellt werden. Sprache ist laut Derrida heterogen und kann vielfältig ausgelegt werden. Jede Verallgemeinerung - auch die Definition von Begriffen - raubt Individualität.
2.1 verallgemeinerter Textbegriff
Ansatz ist der verallgemeinerte Textbegriff: alles ist Text, die Realität ist ein Text, es gibt kein "Außerhalb" von Text, keine Grenzen von Text und entsprechend auch keine Grenzen der differentiellen Verweisungen (Problem: Derrida selbst schafft mit seinem Textbe-griff Allgemeinheit und Definition, die das Verfahren eigentlich dekonstruieren soll).
Ein Text mit seinem Kontext ist als etwas Einzigartiges zu behandeln, das Herangehen erlaubt keine Vereinfachung, keine "Vorurteile", keine Definitionen und festgefügte Methoden. Derrida plädiert für das Lesen von Texten, das diesen möglichst wenig "Gewalt" antut im Sinne von von Reduktion auf eigene Begriffe und Ausrichtung auf ein Ziel.
2.2 "Methode"
Zweifel an jeglicher Methodologie, an regelhaftem Vorgehen. Demontage der Begriffe. Systeme (Texte) werden in ihre Einzelteile zerlegt, um ihre Widersprüche aufzudecken und neue Interpretationen und Lesarten anzubieten.
Dekonstruktion ist keine allgemeine Theorie oder Methode. Dekonstruktionen haben zwar mit Regeln und Ordnungsbegriffen zu tun, aber diese sind nur im Ramen relativer Allge-meinheit übertragbar.
3. Paul Virilio
3.1 Die Logistik der Wahrnehmung
Parallele Entwicklung von Kriegstechnologie und Film. Das Schlachtfeld wird zum Wahrnehmungsfeld, Waffentechnologie zu Wahrnehmungstechnologie: "Das Kino ist ein degenerierter Sprößling der militärisch-industriellen Gesellschaft".
Die Gleichzeitigkeit der Entwicklung von Film und Militärtechnologie hat die Art der Wahrnehmung verändert. Es zählen nicht mehr materielle Eroberungen (Land, Geld Rohstoffe) sondern die Eroberung immatrieller Wahrnehmungsfelder hat Priorität.
3.2 Die Sehmaschine
Die Geschwindigkeit beim Übermitteln von Kommunikation steigt, Zeit und Entfernungen werden aufgehoben. Die Menge an Informationen steigt, was die Erinnerungsfähigkeit überfordert und einschränkt. Das "Streben nach Omnivision", der Wunsch, "das nie Gesehene sichtbar zu machen" führt zur Entwicklung von Hilfsmitteln des Sehens wie Mikroskopen, Teleskopen, Ka- meras... Die Anwendung dieser Hilfsmittel verändert den Blick auf die Gesellschaft, z.B. verliert das Private an Wert. Es kommt zu einer Industri-alisierung und Automatisierung von Wahrnehmung, die Wahrnehmung wird technisiert, die objektive Wahrnehmung der "Sehmaschinen" (Überwachungskameras?) bleibt für den Menschen unzugänglich.
- Telepräsenz aller Objekte in Echtzeit: Transparenz und Virtualität
- Geschwindigkeit siegt über Zeit und Raum
- "intensive Zeit"
Die Realität verändert sich von Materie zu Geschwindigkeit. Die Grundfrage der Wahrnehmung lautet nicht mehr: "wie weit weg (räumlich und zeitlich) ist etwas?" sondern: "in welcher Geschwindigkeit bewegt sich das Wahrgenommene?".
3.3 Das letzte Vehikel
Domotik = Dekonstruktion der häuslichen Umgebung.
-> Interaktive Orte/ Virtualität ersetzen das reale Umfeld.
-> räumlich-zeitliche Desorientierung, Hetze
-> Vermischung von Aktion und Teleaktion, von realer und virtueller Umgebung
-> "Triumph der Seßhaftigkeit"
"Je schneller wir werden, desto mehr treten wir auf der Stelle." Kommunikationsmittel bestimmen den Menschen. Wenn es Kommunikationsangebote gibt, werden sie auch genutzt, der Mensch kann sich nicht entziehen: "Zwang zur Wahrnehmung?" führt zur Überlastung! Die klassischen
Kategorien des Denkens, Raum und Zeit, werden aufgehoben, damit geschieht ein Identitätsverlust, es kommt Desorientierung auf.
-> pessimistische Perspektive! bietet Reflexion über die Zustände Ausweg? (vgl, dazu Flusser: optimistischer)
4. Jean Baudrillard
4.1 Dekonstruktion der Kommunikationstheorien
Bislang gibt es keine echte Kommikationstheorie, den allen bisherigen Ansätzen liegt eine bestimmte Basis/ Prämisse zugrunde und alle Ansätze brauchen festgelegte Begriffe wie Sender/ Codierer, Botschaft, Empfänger/ Decodierer. Kritik Baudrillards daran:
- vorgegebene Denkkategorien/ Begriffe engen ein
- jeder Kommunikationsprozeß ist irgendwie gerichtet (vektorisierend) und an ein Schema gebunden
- es findet keine wirkliche Kommunikation statt, denn es gibt nichts Gemeinsames, keine Interaktion
- wissenschaftliche Konstruktion errichtet ein Simulationsmodell der Kommunikation, aus dem im voraus ein Antagonismus der Partner oder die Ambivalenz ihres Austausches ausgeschlossen sind
Schlußfolgerung: die Begriffe und Denkkategorien müssen aufgehoben werde "Dekonstruktion der Begriffe an sich"
4.2 Kommunikation ist sich selbst entfremdet
Kommunikation ist nicht mehr Interaktion, "miteinander sprechen", nicht mehr Aktion im Sinne einer sozialen, aktiven Handlung zwischen Individuen. Stattdessen findet eine Operationalisierung der Kommunikation statt, eine Veränderung der strategischen Funktionen von Kommunikation: transitive Funktion -> McLuhan -> Codierungsfunktion -> phatische Funktion (kontaktknüpfend und -erhaltend).
Sinn der Kommunikation ist schließlich nur noch die Verbindung selbst, es gibt keine Zweckbestimmung und keine Zielsetzung mehr, die dem Kommunikationsakt zugrunde liegt. Kommunikation läuft eigenbezüglich in einer Endlosschlaufe, die nicht mehr beeinflußt werden kann und bildet eine eigene "Metasprache". Soziales Handeln wird auf den "technologischen Imperativ" vereinfacht.
-> Kulturpessimismus, Nihilismus ?!?
Häufig gestellte Fragen
Was ist Postmoderne laut des Textes "Postmoderne und Dekonstruktivistische Theorien"?
Der Postmodernebegriff wird im politischen und ideologischen Kontext nicht mit Aufklärung, Humanismus oder Emanzipation gleichgesetzt. Die Freisetzung des Individuums wird als Charakteristikum der Moderne gesehen, wobei das Problem darin besteht, dass es keine adäquate Form der Gesellschaftlichkeit von Individuen gibt. Die Postmodernediskussion ist ein neuer Vorstoß, Gesellschaftlichkeit unter Wahrung der Individualität zu gestalten. Postmoderne ist nicht einfach "Nachmoderne", sondern ein anderer Umgang mit den Phänomenen der Moderne.
Wie beschreibt Lyotard die Postmoderne?
Lyotard sieht die Postmoderne als einen Einschnitt, der eine Gesamtreflexion der Entwicklung der Moderne und ihrer Begründungsbewegung ermöglicht. Er kritisiert, dass Strategien der philosophischen Moderne auf Ausgrenzung und Entwertung der Heterogenität beruhen. Sein Ziel ist es, die Heterogenität anzuerkennen und auf dieser Basis neue Formen des gesellschaftlichen Zusammenhangs zu denken, die dem Individuum gerecht werden. Er verneint wiss. Verallgemeinerung und Gesetzmäßigkeiten, um das Individuum vielschichtiger zu beobachten. Neue Denk- und Darstellungsformen sollen eingeführt werden.
Was versteht Derrida unter Dekonstruktion?
Jaques Derrida geht über Lyotards Ansatz hinaus. Er kritisiert die metaphysisch strukturierte Sprache und deren Totalitarität. Sprache ist heterogen und kann vielfältig ausgelegt werden. Jede Verallgemeinerung raubt Individualität. Sein Ansatz ist der verallgemeinerte Textbegriff: alles ist Text, es gibt kein "Außerhalb" von Text. Er plädiert für ein Lesen von Texten, das diesen möglichst wenig "Gewalt" antut, im Sinne von Reduktion auf eigene Begriffe.
Was ist der verallgemeinerte Textbegriff nach Derrida?
Der verallgemeinerte Textbegriff besagt, dass alles Text ist, einschließlich der Realität. Es gibt kein "Außerhalb" des Textes und somit keine Grenzen der differentiellen Verweisungen. Dies bedeutet, dass ein Text mit seinem Kontext als etwas Einzigartiges behandelt werden soll, ohne Vereinfachung, Vorurteile oder festgelegte Methoden.
Was ist die "Methode" der Dekonstruktion nach Derrida?
Derrida zweifelt an jeglicher Methodologie und regelhaftem Vorgehen. Er demontiert Begriffe und zerlegt Systeme (Texte) in ihre Einzelteile, um Widersprüche aufzudecken und neue Interpretationen anzubieten. Dekonstruktion ist keine allgemeine Theorie oder Methode, sondern hat mit Regeln und Ordnungsbegriffen zu tun, die nur im Rahmen relativer Allgemeinheit übertragbar sind.
Was sind die Kernaussagen von Paul Virilio bezüglich Wahrnehmung?
Virilio sieht eine parallele Entwicklung von Kriegstechnologie und Film. Das Schlachtfeld wird zum Wahrnehmungsfeld, Waffentechnologie zu Wahrnehmungstechnologie. Die Entwicklung von Film und Militärtechnologie hat die Art der Wahrnehmung verändert, wobei die Eroberung immatrieller Wahrnehmungsfelder Priorität hat. Die Geschwindigkeit der Informationsübermittlung steigt, wodurch Zeit und Entfernungen aufgehoben werden. Die Wahrnehmung wird technisiert, und die objektive Wahrnehmung der "Sehmaschinen" bleibt für den Menschen unzugänglich.
Was versteht Virilio unter "Das letzte Vehikel"?
Mit "Das letzte Vehikel" beschreibt Virilio die Domotik als Dekonstruktion der häuslichen Umgebung. Interaktive Orte und Virtualität ersetzen das reale Umfeld, was zu räumlich-zeitlicher Desorientierung und Hetze führt. Es kommt zu einer Vermischung von Aktion und Teleaktion, von realer und virtueller Umgebung, was er als "Triumph der Seßhaftigkeit" bezeichnet. Kommunikationsmittel bestimmen den Menschen, und der "Zwang zur Wahrnehmung" führt zur Überlastung. Er bietet eine pessimistische Perspektive auf diese Entwicklungen.
Was sind die Kritikpunkte von Jean Baudrillard an den Kommunikationstheorien?
Baudrillard kritisiert, dass bisherige Kommunikationstheorien auf vorgegebenen Basen/Prämissen und festgelegten Begriffen wie Sender/Codierer, Botschaft, Empfänger/Decodierer beruhen. Diese vorgegebenen Denkkategorien engen ein, jeder Kommunikationsprozess ist gerichtet (vektorisierend) und an ein Schema gebunden. Es findet keine wirkliche Kommunikation statt, da es nichts Gemeinsames gibt. Die wissenschaftliche Konstruktion errichtet ein Simulationsmodell, das Antagonismus oder Ambivalenz ausschließt. Seine Schlussfolgerung ist, dass die Begriffe und Denkkategorien aufgehoben werden müssen ("Dekonstruktion der Begriffe an sich").
Wie beschreibt Baudrillard die heutige Kommunikation?
Baudrillard sieht die Kommunikation als sich selbst entfremdet. Sie ist nicht mehr Interaktion oder "miteinander sprechen", sondern eine Operationalisierung, eine Veränderung der strategischen Funktionen. Der Sinn der Kommunikation ist nur noch die Verbindung selbst, ohne Zweckbestimmung oder Zielsetzung. Kommunikation läuft eigenbezüglich in einer Endlosschlaufe, die nicht mehr beeinflusst werden kann, und bildet eine eigene "Metasprache". Soziales Handeln wird auf den "technologischen Imperativ" vereinfacht. Er bietet eine pessimistische, nihilistische Sichtweise ohne Alternativen.
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- Svenja Kunze (Author), 2000, Kommunikationstheorie: Postmoderne und Dekonstruktivismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/96598