Will man Mathematikunterricht planen, so benötigt man zunächst Informationen aus unterschiedlichen Bereichen:
· Man muß etwas über die Sache wissen, die unterrichtet wird.
· Man muß etwas über die Schüler und die Welt wissen, in der sie leben.
· Man muß etwas darüber wissen, wie Mathematikunterricht normalerweise abläuft und in welchen Kontext er eingebettet ist.
Auf Grund dieser Informationen kann man nun entscheiden, welche Ziele man mit dem Unterricht verfolgen will. Erst wenn diese Entscheidung getroffen ist, ist es sinnvoll, sich zu überlegen, auf welche Weise diese Ziele erreicht werden sollen. Dazu benötigt man eine Vorstellung davon, wie Lernen eigentlich stattfindet - eine Lerntheorie. Im folgenden will ich einen Überblick über die wichtigsten Lerntheorien geben, die sich vor allem in diesem Jahrhundert entwickelt haben. Den Schwerpunkt will ich dabei auf die Beschreibung der konstruktivistischen Lerntheorie legen. Das hat den einfachen Grund, daß sich über die “traditionellen” Lerntheorien, deren Entwicklung weitgehend abgeschlossen ist, leicht in einschlägigen Werken wie Bower / Hilgard 1983/84 oder Schermer 1998 nachlesen läßt. Im Hinblick auf den Konstruktivismus sieht die Situation ganz anders aus. Er ist auf dem Gebiet der Pädagogik und Didaktik zur Zeit zwar in Mode und wird in zahlreichen Publikationen angesprochen, allerdings scheint beinahe jeder Autor etwas anderes zu meinen, wenn er von Konstruktivismus spricht. Sich einen Überblick über die verschiedenen Ansätze, die sich konstruktivistisch nennen und ihrer Bedeutung für das Lehren und Lernen zu verschaffen, ist deswegen nicht einfach. Ich möchte mit dieser Arbeit dem Leser eine Hilfe an die Hand geben, die es ihm erleichtert, sich in diesem schwierigen und momentan noch ständig ändernden Terrain zu orientieren.
Da das Thema dieser Arbeit Lerntheorien als Grundlage des Mathematikunterrichts sind, wird von Mathematik darin nur wenig die Rede sein. Einen direkten Bezug zwischen den verschiedenen Lerntheorien und dem Mathematikunterricht aufzuzeigen, hätte den Umfang dieser Arbeit bei weitem gesprengt. So muß jeder Leser diesen Schritt selbst leisten, ich hoffe aber dennoch, daß sich diese Arbeit für viele bei der Planung von Mathematikunterricht als nützlich erweisen wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Lernen
- Verschiedene Arten von Lerntheorien
- Behavioristische Lerntheorien
- Kognitivistische Lerntheorien
- Konstruktivistische Lerntheorie
- Behavioristische Lerntheorien
- Die klassische Konditionierung nach Pawlow
- Die operante Konditionierung nach Skinner
- Kognitivistische Lerntheorien
- Die sozial-kognitive Lerntheorie nach Bandura
- Modelle der Informationsverarbeitung
- Das Einspeichermodell nach Ebbinghausen
- Mehrspeichermodelle und Mehrebenenmodelle
- Konstruktivistische Lerntheorie
- Überblick über die Vielfalt konstruktivistischer Sichtweisen
- Der radikale Konstruktivismus
- Die Sichtweise des metaphysischen Realismus
- Die Sichtweise des radikalen Konstruktivismus
- Konstruierte Wirklichkeit
- Der Lernprozeß bei der Konstruktion einer Welt
- Sozialer Konstruktivismus
- Konstruktivistische Ansätze in Pädagogik und Didaktik
- Der Glasersfeldsche Ansatz
- Der Anchored-Instruction-Ansatz
- Der Cognitive-Flexibility-Ansatz
- Der Cognitive-Apprenticeship-Ansatz
- Schluß
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit zielt darauf ab, verschiedene Lerntheorien als Grundlage für die Planung von Mathematikunterricht darzustellen, mit besonderem Fokus auf die konstruktivistische Lerntheorie. Die Arbeit soll den Leser durch den komplexen Bereich der Lerntheorien führen und dabei helfen, die verschiedenen Ansätze, die sich konstruktivistisch nennen, zu verstehen.
- Bedeutung von Lerntheorien für die Planung des Mathematikunterrichts
- Entwicklung und Vergleich verschiedener Lerntheorien
- Die konstruktivistische Lerntheorie und ihre verschiedenen Ausprägungen
- Anwendung konstruktivistischer Ansätze in Pädagogik und Didaktik
- Relevanz der konstruktivistischen Lerntheorie für den Mathematikunterricht
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Lerntheorien im Kontext der Planung von Mathematikunterricht ein. Sie verdeutlicht die Notwendigkeit, verschiedene Lerntheorien zu kennen, um die Ziele des Unterrichts zu erreichen. Die Arbeit legt dabei den Schwerpunkt auf die konstruktivistische Lerntheorie, da diese in der heutigen Pädagogik und Didaktik eine besondere Bedeutung erlangt hat.
- Lernen: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Definition des Begriffs „Lernen“ und beleuchtet die verschiedenen Perspektiven auf das Lernen, die in unterschiedlichen Lerntheorien vertreten werden. Die Diskussion fokussiert auf die Frage, ob sich Veränderungen im beobachtbaren Verhalten oder im kognitiven Bereich als Indikatoren für Lernen ansehen lassen, sowie auf die Frage, welche Auslöser für Lernprozesse relevant sind.
- Verschiedene Arten von Lerntheorien: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über verschiedene Lerntheorien, die in der Geschichte der Pädagogik und Psychologie entwickelt wurden. Es werden die behavioristischen, kognitivistischen und konstruktivistischen Lerntheorien vorgestellt und ihre zentralen Konzepte erläutert. Die Arbeit geht dabei auf die jeweiligen Stärken und Schwächen dieser Ansätze ein.
- Behavioristische Lerntheorien: Hier werden zwei wichtige Vertreter der behavioristischen Lerntheorie, die klassische Konditionierung nach Pawlow und die operante Konditionierung nach Skinner, vorgestellt. Die jeweiligen Mechanismen und Prinzipien des Lernens werden erläutert und anhand von Beispielen veranschaulicht.
- Kognitivistische Lerntheorien: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit kognitivistischen Lerntheorien, die den Fokus auf die kognitiven Prozesse des Lernens legen. Es wird die sozial-kognitive Lerntheorie nach Bandura vorgestellt, die die Rolle von Beobachtung und Imitation im Lernprozess betont. Des Weiteren werden verschiedene Modelle der Informationsverarbeitung, wie das Einspeichermodell nach Ebbinghausen und Mehrspeichermodelle, betrachtet.
- Konstruktivistische Lerntheorie: Dieses Kapitel widmet sich der konstruktivistischen Lerntheorie und ihren verschiedenen Ausprägungen. Es werden der radikale Konstruktivismus, der soziale Konstruktivismus und die Anwendung konstruktivistischer Ansätze in Pädagogik und Didaktik beleuchtet. Die Arbeit diskutiert die Kernaussagen dieser Ansätze und zeigt ihre Relevanz für das Verständnis von Lernen und Lehren auf.
Schlüsselwörter
Lerntheorien, Konstruktivismus, Mathematikunterricht, Planung, Pädagogik, Didaktik, kognitiv, behavioristisch, klassisches Konditionierung, operante Konditionierung, sozial-kognitive Lerntheorie, Informationsverarbeitung, radikaler Konstruktivismus, sozialer Konstruktivismus, Anchored-Instruction, Cognitive-Flexibility, Cognitive-Apprenticeship.
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- Jörg Dieter (Author), 1998, Wie kommt die Mathematik in den Kopf?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9657