Landwirtschaft in Sachsen
1. Umstellungsprobleme durch die „Deutsche Einheit“
Die Landwirtschaft in Sachsen befindet sich seit der Wende vor allem durch die Einführung der Marktwirtschaft und der Abhängigkeit von der EG-Agrarstrukturpolitik und deren Marktordnung im völligen Wandel.
Die Organisationsstrukturen der DDR (LPG, VEG) waren unter marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht mehr aufrecht zu erhalten und wurden aufgelöst. Somit änderten sich auch die Produktionsziele und Anbaustrukturen in Sachsen.
2. Wandel der Flächennutzung und Produktionsziele
Das Ziel der sozialistischen Agrarpolitik der DDR war es, eine soweit wie mögliche Nahrungsmittelautarkie zu erreichen. So entstanden Produktionsmethoden, deren einziges Ziel es war die Maximalproduktion an landwirtschaftlichen Gütern zu sichern. Um dies umzusetzen, wurde in der DDR auf allen zur Verfügung stehenden landwirtschaftlichen Nutzflächen Anbau betrieben, sogar auf Böden aus Verwitterungsschutt und Sand, die eine sehr schlechte Fruchtbarkeit besitzen. Nach der Wende rückte nun die Kapitalverwertung in den Mittelpunkt der Produktion. Das heißt, die Bauern orientieren sich jetzt am maximalen Gewinn und nicht mehr an den maximalen Erträgen. Eine logische Konsequenz daraus ist, dass die Bauern nur noch die Flächen bestellen, deren Erträge mindestens die Kosten decken. Daher ging die Zahl der landwirtschaftlich genutzten Flächen in Sachsen von 1 056 000 Hektar (1989) auf 805 000 Hektar (1992) zurück. Ebenso gingen auch die Viehbestände und die Anzahl der Arbeitsplätze im Bereich der Landwirtschaft stark zurück. 1989 waren in Sachsen noch 165 000 Menschen im Agrarsektor beschäftigt, 1992 nur noch 40 000. Die Viehbestände sanken seit 1989 auf 50%, dieser Rückgang ist bedingt durch die niedrigen Abnahmepreise und durch den schlechten Stand der weiterverarbeitenden Industrie in Sachsen. Außerdem ist seit der Wende eine klare Differenzierung der Flächennutzung zu beobachten. 57% der Gesamtfläche Sachsens werden landwirtschaftlich genutzt, davon 72% als Ackerland und 23% als Grün- bzw. Weideland. Jedoch verändert sich dieses Verhältnis von Region zu Region. Während im Norden Sachsens auf den fruchtbaren Diluvial- und Lößböden vor allem Ackerbau betrieben wird (Bsp.: Kreis Meißen 86% Ackerlandanteil) nimmt in den Mittelgebirgen (Verwitterungsschutt) die Grünlandnutzung und damit die Viehwirtschaft stark zu.
Der Wandel der Flächennutzung in Abhängigkeit vom Produktionsziel der Landwirtschaft:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Begrenzung biologische Begrenzung des ökonomische Begrenzung des Anbaus Anbaus
3. Landwirtschaftliche Betriebsstrukturen in Sachsen
Die Betriebsstrukturen entwickelten sich in Sachsen in Abhängigkeit von der Bodenqualität. Die fruchtbarsten und besten Böden von Grimma bis nach Meißen (Lommatzsche Pflege) waren Anfang 1991 schon an kapitalstarke westdeutsche Neu- bzw. Wiedereinrichter vergeben, da die bestehenden Agrargenossenschaften und einheimischen Landwirte soviel Geld für die Pacht bzw. den Kauf dieser teueren Flächen nur sehr selten aufbringen konnten.
So verlegten die Agrargenossenschaften ihren Anbau auf Standorte mittlerer Qualität. Jedoch sind auf diesen Flächen hohe Überschüsse nicht immer sicher. Auch der Einsatz westdeutschen Kapitals ist hier eher die Ausnahme. Neben den Genossenschaften dominieren auf diesen Gebieten die einheimischen Haupt- und Nebenerwerbsbetriebe.
Fast alle landwirtschaftlichen Betriebe in Sachsen sind allerdings auf die Zupachtung von Flächen angewiesen, um ökonomisch Anbau betreiben zu können. Dazu kommt noch, dass das gesamte Land, das unter das Bodenreformgesetz gefallen war, heute von der Treuhand verwaltet wird und ebenfalls gepachtet werden muss.
4. Allgemeine Trends der sächsischen Landwirtschaft
- Klare Zunahme des Getreideanbaus durch gute Bodenqualität (Bodenwertzahlen in manchen Regionen um 50)
- Zunahme des Anbaus von Raps und Sonnenblumen
- Arbeitskräfteintensive Viehhaltung eher verstärkt in Genossenschaften und ostdeutsch geleiteten Betrieben
- Abnahme des Kartoffelanbaus
- Starke Tendenz zu Großfarmen nach amerikanischem Vorbild auf qualitativ hochwertigen Böden
- Arbeit zitieren
- Mike Kalender (Autor:in), 1999, Landwirtschaft in Sachsen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/96222
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