Diese Arbeit befasst sich mit der Bedeutung von historischen Reiseberichten zur Konstruktion von Vorstellungswelten über die neue Welt in Europa im 16. Jahrhundert. Um dieses Vorhaben sinnvoll einzugrenzen, sollen nicht mehrere Reiseberichte verglichen, sondern die Bedeutung eines Berichts im Detail herausgearbeitet werden. Dabei handelt es sich um den um 1590 erschienenen Virginia Bericht aus De Bry's Amerika Sammlung.
Im ersten Schritt soll De Bry's Werk zeitlich kontextualisiert und dessen historische Besonderheit akzentuiert werden. Die Bedeutung von De Bry's Werk lässt sich vor allem auf die darin enthaltenen Kupferstiche zurückführen. Der dadurch entstandenen Bilderwelt, die sich daraufhin im europäischen Bewusstsein bis hin zu modernen Schulbüchern und Briefmarken verfestigte, soll hierbei Beachtung zukommen. Darauf aufbauend wird ein Überblick zur heterogenen Struktur von De Brys Werk gegeben. Anschließend wird auf den aktuellen Forschungsstand und weiterführende Untersuchungsschwerpunkte verwiesen, die in dieser Arbeit aus Ressourcengründen nicht vollständig aufgegriffen werden können. Um die spezifische Bedeutung des Virginia Berichts herauszuarbeiten wird zunächst dessen Stellung innerhalb De Brys Werk analysiert.
Darauf aufbauend soll der textliche Inhalt und dessen grafische Umsetzung im Hinblick darauf betrachtet werden, auf welche weiße hierbei ein kolonialer Diskurs verfestigt und vervielfältigt wurde. Es soll unter Bezugnahme auf Burghartz und Christadler beschrieben werden, wie eine außereuropäische Welt imaginiert wurde, die zwischen konträren Polen aufgespannt war: die Beschreibung paradiesischer Zustände auf der einen und Angst vor indigener Wildheit auf der anderen Seite, der Glauben an europäische Superiorität in ständiger Begleitung von Ängsten vor dem unbekannten Fremden, der territoriale Wettlauf der Kolonialmächte und missionarischer Eifer vor dem Hintergrund konfessioneller Spannungen. Um einen Abschluss zu finden wird als letzten Punkt ein Resümee geboten, in dem in aller Kürze die Kernaussagen der Arbeit abgehandelt werden.
Inhalt
Einleitung
1. Johann Theodor de Bry und sein Werk
1.1. Die Struktur von De Brys Werk
1.2. Weitere Forschungsinteressen
2. Der „Virginia“ Bericht
2.1. Die Stellung und Besonderheit des Virginia Berichts innerhalb von De Brys Werk
2.2. Virginia als Paradies
3. Resümee
Literatur:
Einleitung
Diese Arbeit befasst sich mit der Bedeutung von historischen Reiseberichten zur Konstruktion von Vorstellungswelten über die neue Welt in Europa im 16.JH. Um dieses Vorhaben sinnvoll einzugrenzen, sollen nicht mehrere Reiseberichte verglichen, sondern die Bedeutung eines Berichts im Detail herausgearbeitet werden. Dabei handelt es sich um den um 1590 erschienenen Virginia Bericht aus De Bry‘s America Sammlung.
Im ersten Schritt soll De Bry‘s Werk zeitlich kontextualisiert und dessen historische Besonderheit akzentuiert werden. Die Bedeutung von De Bry‘s Werk lässt sich vor Allem auf die darin enthaltenen Kupferstiche zurückführen. Der dadurch entstandenen Bilderwelt, die sich daraufhin im europäischen Bewusstsein bis hin zu modernen Schulbüchern und Briefmarken verfestigte, soll hierbei Beachtung zukommen. Darauf aufbauend wird ein Überblick zur heterogenen Struktur von De Brys Werk gegeben. Anschließend wird auf den aktuellen Forschungsstand und weiterführende Untersuchungsschwerpunkte verwiesen, die in dieser Arbeit aus Ressourcengründen nicht vollständig aufgegriffen werden können. Um die spezifische Bedeutung des Virginia Berichts heraus zu arbeiten wird zunächst dessen Stellung innerhalb De Brys Werk analysiert. Darauf Aufbauend soll der textliche Inhalt und dessen grafische Umsetzung im Hinblick darauf betrachtet werden, auf welche weiße hierbei ein kolonialer Diskurs verfestigt und vervielfältigt wurde. Es soll unter Bezugnahme auf Burghartz (2008) und Christadler (2008) beschrieben werden, wie eine außereuropäische Welt imaginiert wurde, die zwischen konträren Polen aufgespannt war: die Beschreibung paradiesischer Zustände auf der einen und Angst vor indigener Wildheit auf der anderen Seite, der Glauben an europäische Superiorität in ständiger Begleitung von Ängsten vor dem unbekannten Fremden, der territoriale Wettlauf der Kolonialmächte und missionarischer Eifer vor dem Hintergrund konfessioneller Spannungen. Um einen Abschluss zu finden wird als letzten Punkt ein Resümee geboten, in dem in aller Kürze die Kernaussagen der Arbeit abgehandelt werden.
1. Johann Theodor de Bry und sein Werk
In diesem Kapitel soll die Person de Bry und sein Werk zeitlich kontextualisiert sowie die historische Bedeutung herausgearbeitet werden.
Johann Theodor de Bry (1561 – 1623) war Verleger und Kupferstecher aus der calvinistischen Künstlerfamilie de Bry. Aus seiner Biographie geht hervor, dass de Bry 1570 aufgrund konfessionell bedingter Verfolgung durch die Spanier von Lüttich nach Frankfurt fliehen musste (Frübis 1995, 125). 1590 beginnt er in Frankfurt mit der Herausgabe von Reiseberichten, die bereits publizierte sowie bisher unveröffentlichte Berichte zur Entdeckung Americas enthielten (ebd.). Das Besondere an diesen von de Bry veröffentlichten Reisebericht- Sammlungen war ihre reichliche Illustrierung mit Kupferstichen. Das von de Bry geschaffene Bildmaterial über die neue Welt, ihre Natur und ihre menschlichen und tierischen Bewohner wurden in weiterer Folge vielfach tradiert und fand Einzug in das kollektive europäische Bewusstsein. Burghartz (1995, 233) sieht erzählerische und bildliche Repräsentationen der neuen Welt als neue Ströme mimetischen Kapitals und als Teil einer Aneignungspraxis, die nicht nur den stätigen Zuwachs an neuem Bild- und Textmaterial nach sich zieht, sondern sich durch die ständige Adaptierung, Tradierung und Archivierung auszeichnet. De Brys Werk ist deswegen von so hoher Relevanz, weil es stets weite Verbreitung fand und Beispielhaft für die Aneignungspraxis der Tradierung und Adaptierung von mimetischen Kapital steht. Es wurde in mehrere Sprachen übersetzt und bis heute unzählige Male editiert und veröffentlicht. Die Kupferstiche fanden Einzug in mehrere historischen Bildbände, Schulbücher, Kindergeschichten, Postkarten und Briefmarken (ebd.).
Das Medium Kupferstich war von entscheidender Bedeutung, um in besonderer Weise Augenzeugenschaft und Wahrhaftigkeit zu suggerieren (Burghartz 2008). In Kombination mit der damals neuen Technologie des Buchdrucks, welche die preiswerte Vervielfältigung und Verbreitung ermöglichte, konnten de Brys Reiseberichte für den gesamten europäischen Markt produziert werden. In den weiteren Kapiteln dieser Arbeit werden Lesarten und Deutungsansätze vorgestellt, die das Werk de Brys in den Kontext zweier Interessen stellen: einerseits der kapitalistischen Vermarktung (Christalder 2008) und andererseits den politisch- religiösen Motiven des frühen Protestantismus (Frübis 1995). Zunächst soll jedoch im nächsten Kapitel eine formale Übersicht über die heterogene Struktur von de Brys Werk gegeben werden.
1.1. Die Struktur von De Brys Werk
Die auch als „Grands Voyages“ bekannte Sammlung „America“ wurde von dem Frankfurter Verleger und Kupferstecher Theodor de Bry und dessen Söhnen zwischen 1590 und 1630 parallel in einer deutschen und einer lateinischen Edition herausgegeben und mit zahlreichen Kupferstichen illustriert. Die vierzehn Bände umfassende Sammlung bietet einen exemplarischen Querschnitt durch die europäischen Amerikaberichte des späten 16. und frühen 17. Jahrhunderts: Die Texte entstammen verschiedenen europäischen Kontexten und beziehen sich auf unterschiedliche Regionen Amerikas. Ihre Autoren waren Engländer, Franzosen, Spanier, Italiener, Niederländer und Deutsche, die als Söldner, Siedler, Missionare, Freibeuter oder Handelsreisende nach Amerika kamen. Die Spanne der von ihnen verfassten Texte reicht vom Reisebericht über die Propagandaschrift bis hin zur offiziellen Chronik. Damit repräsentiert die Sammlung ein außergewöhnlich breites Spektrum der Diskurse, welche die europäische Expansion in Amerika begleiteten (Nolde 2004).
Aufgrund der großen Spanne in De Brys Sammlung ist kein einheitliches Bild der Beschreibung der fremden Landschaft und Kultur ersichtlich. In der Literatur wird immer wieder auf Ambivalenzen und Asymmetrien hingewiesen (Nolde 2004). Die Eingeborenen erscheinen in manchen Texten als edle Krieger, in anderen wiederum als wilde Kannibalen. Die kunstvoll detaillierten Kupferstiche von de Brys „Geschichte der Großen Reisen (1590-1634)“, veröffentlicht fast hundert Jahre nach Kolumbus' erster Reise, stützten sich auf viele Quellen, unter anderem auch auf Benzonis Werk. „De Brys monumentales Bildwerk war das Resultat eines künstlerisch-wissenschaftlichen Synkretismus, der die Information des voraufgegangenen Jahrhunderts geographisch, historisch, literarisch und kulturell synchronisierte und den neuen Erdteil und seine Bewohner dem Europäer der zeitgenössischen Ästhetik entsprechend, jedoch keinesfalls realistisch vorstellte“ (373).
1.2. Weitere Forschungsinteressen
Wie bereits erwähnt, kann de Brys Werk im Kontext der konfessionspolitischen Spannungen seiner Entstehungszeit gedeutet werden. Nach Frübis (1995) spiegeln sich in der Auswahl seiner Berichte und in den Kupferstichen reformatorische, anti-katholische Interessen. Demnach werden in den Berichten die Taten der Spanier in der neuen Welt durchwegs als brutal und grausam dargestellt und ihre Gier nach Gold hervorgehoben. Dem durch die europäischen Reformationskriege gespeisten Bild des spanisch-katholischen Terrors wird Amerika als Ort des paradiesischen – prädisponiert zur Aufnahme der Reformierten – gegenübergestellt. De Bry bedient sich in seiner Beschreibung der amerikanischen Uhreinwohner an einigen Elementen der antiken Tradition des edlen Wilden. Dessen Formation wird jedoch durch den theologischen Diskurs gestört, indem auf die Ungläubigkeit und den Götzen Kult der Ureinwohner hingewiesen wird. Als Kontrast zu den Bildern des spanischen Terrors (vor allem in Südamerika) entwickelt De Bry in vorwiegend aus reformierten Nationen stammenden Reiseberichten das Bild von Amerika als einem paradiesischen Ort. Das biblische Bild des Paradises tritt hierbei in Opposition zu der europäischen Welt der Konfessionskriege. In diesem Konfessionspolitischen Kontext wird Amerika zum Zufluchtsort für Protestanten stilisiert.
Christadler (2008) beschreibt hingegen weniger das konfessionspolitische Motiv de Brys, sondern betont verstärkt dessen Marktkonformität. Diese Darstellung bringt die Annahme mit sich, dass die Auswahl der Texte und Bilder mit der Intention getroffen wurde, den Verkauf zu steigern. Es besteht Grund zur Annahme, dass die Darstellung der Unzivilisiertheit und Wildheit der Indigenen, ebenso wie das Monströse und Exotische der fremden Welten anhand einiger Themenstränge - etwa die europäische Begegnung mit den Ureinwohnern und der fremden Flora und Fauna, die Darstellung des Heidentums und heidnischer Rituale – der Motivation folgte, großes Interesse zu wecken und die Auflage zu steigern (vgl. ebd.).
Burghartz (2008) hingegen liest de Brys Werk als einen „Musterfall für die Zirkulation mimetischen Kapitals“ und damit verbundene Vorgänge der Übernahme und Aneignung von Texten und Bildern, ihres Umschreibens und Umdeutens, aber auch des Archivierens. Die Nachverfolgung dieser Zirkulation von Bildern und Texten über eine längere Editionsgeschichte legt Bedeutungsverschiebungen offen und lässt auf die dynamische Entwicklung des Entdeckungsdiskurses blicken.
Nolde (2004) untersucht de Brys Werk im Hinblick auf Fremdheits- Erfahrungen und ihre Einschreibung in europäische Bedeutungszusammenhänge und folgt dabei dem Konzept der narrativen Identität von Sommers (1994). Dieses geht davon aus, dass die Integration eigener Erfahrung in kollektive Erzählungen für die Identitätskonstruktion von Individuen und Gruppen konstitutiv ist. In diesem Sinne setzt Erzählen einzelne Personen und Gruppen in Verhältnis zu bereits bestehenden Identitätsangeboten und schreibt zugleich diese Identität in dynamischer Weise fort. Wenn in den Texten die Erscheinung der neuen Welt oder die Sitten und Bräuche ihrer Bewohner beschrieben wird, bilden direkt oder indirekt stets die Gegebenheiten in Europa den Bezugsrahmen. Die Autoren der Reiseberichte positionieren die europäischen Kulturen gegenüber den indigenen. Nolde (2004) bemerkt, dass das wohl kennzeichnendste Merkmal dieser Vergleiche Ambivalenzen und Asymmetrien sein, letztendlich jedoch immer ein Bild europäischer Überlegenheit entstehe. Die europäische Kultur bildet den Maßstab, an dem indigene Kultur, oder dass was dafürgehalten wird, gemessen wird.
In den weiteren Kapiteln dieser Arbeit wird nicht mehr de Brys Werk als Ganzes, sondern ein Teil, der „Virginia Bericht“ unter dem Erkenntnisinteresse dieser vier geschilderten Lesarten (Konfessionell-politisch, Marktkonformität, diskursive Bedeutungsverschiebungen und Fremdheitserfahrungen) analysiert. Zunächst wird auf dessen Urheberschaft, Inhalt und Stellung innerhalb de Brys Werk Bezuggenommen.
2. Der „Virginia“ Bericht
Der Verfasser des Virgina Berichts war Thomas Harriot, der in den 1580-er Jahren in Oxford Naturwissenschaften lehrte und als Englischer Hof- Geograph galt. Harriot war an der Planung und Durchführung eines Siedlungsversuches beteiligt und veröffentlichte 1588 das Buch „ A brief and true report of the new found land of Virginia“. In seiner 1590 erschienen Reiseberichtsammlung bediente sich De Bry der Augenzeugenberichterstattung Hatrriot’s und übernahm den Text vollständig aus dessen Feder. Burghartz (2008) analysiert die Situation der frühen englischen Kolonialbestrebungen in Nordamerika und stellt fest, dass diese noch weit von einem Superioritätsanspruch entfernt waren. Zurzeit von Harriot’s Berichterstattung aus der Neuen Welt waren englische Siedlungsversuche vom Scheitern geprägt. Hunger, Krankheit und kriegerische Auseinandersetzungen mit der indigenen Bevölkerung prägten die Normalität der Siedler am Ende des 16. Jahrhunderts (ebd.). Harriot’s Berichterstattung und De Brys Reiseberichte wurden vor der Gründung von Jamestown (1607) und vor der Ankunft der Mayflower (1620) auf Nordamerikanischem Boden veröffentlicht. Thomas Harriot, der selbst in Nordamerika war und sich akademisch sowie politisch mit der Agenda der Kolonialisierung befasste hatte großes Interesse daran, diesem Bestreben zum Erfolg zu verhelfen. Burghartz (2008, 240) beschreibt Harriot’s Schriften als „Werbetexte“ der Virginia-Company. Die Frage nach dem Verhältnis in dem De Bry zu Harriot stand bleibt in der Forschung jedoch unbeantwortet. Ein Treffen bzw. eine Korrespondenz der Beiden ist nicht überliefert (ebd.). Fakt ist jedoch, dass De Bry die Texte von Harriot übernahm und somit dessen protestantisches, die Kolonialisierung befeuerndes Agenda Setting weiterverbreitete.
2.1. Die Stellung und Besonderheit des Virginia Berichts innerhalb von De Brys Werk
De Brys Werk ist von heterogener Zusammensetzung. Er veröffentlichte Texte verschiedener Autoren aus verschiedenen Kontexten. Bei der Analyse seines, den gesamten amerikanischen Kontinent betreffenden Werks, wird ersichtlich, dass er zwischen politischen und konfessionellen Einflusssphären trennt. So treten bei der Beschreibung von Brasilien, welches sich in portugiesischer Kontrolle befindet und Florida1, welches im Einflussbereich der Spanier liegt, eindeutig andere Motive in den Vordergrund als bei der Beschreibung von Virginia2 (Greve 2004). Bei der Beschreibung des südlichen Amerikas verwendet De Bry oft Illustrationen, die den Kannibalismus der Eingeborenen und andere verstörende Praktiken zeigen. Zudem zeichnet er ein Bild einer ständigen kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Kolonisten (Spanier, Portugiesen) und der indigenen Bevölkerung. Ein weiteres Motiv, welches immer wieder in den Vordergrund seiner Bilder tritt, ist die Gold-Gier und Grausamkeit der Spanier, die Massaker an Indigenen verüben (ebd., 36). Der Virginia Bericht grenzt sich deshalb so eindeutig von den anderen Berichten de Brys ab, weil er einer anderen Narration folgt. Während in den meisten anderen Berichten von De Bry schockierende und grausame Illustrationen zu finden sind, verzichtet er im Virginia Bericht gänzlich darauf. Es wird eine durchwegs positive Schilderung der dortigen Umstände geboten. So schafft es De Bry in seinem Gesamtwerk einen Bogen zu spannen, der alles beinhaltet, was das unterhaltungswillige europäische Publikum erwartet.
2.2. Virginia als Paradies
Ein Motiv, welches sich durch den gesamten Virginia Bericht zieht und entscheidend zur Konstruktion einer europäischen Vorstellungswelt über die neue Welt beitrug ist jenes des verlorenen Paradieses (Frübis 1995). De Bry startet seine Bildserie über Virginia mit dem biblischen Motiv von Adam und Eva im Paradiesgarten vor dem Baum der Erkenntnis stehend. Frübis (1995, 126) widmet dieser Darstellung mehrere Kapitel und diagnostiziert dabei eine „Instrumentalisation Amerikas im Rahmen eines reformatorischen, anti-katholischen Programms“. Die in Virginia lebenden Indigenen nehmen bei De Bry die passive Rolle des Menschen vor dem Sündenfall ein. „Ihre Andersartigkeit, vor allem ihre Nacktheit, assoziiert die verlorene Vergangenheit des Garten Edens“ (Deternig 2018, 18). De Bry gestaltet ein Bild des amerikanischen Ureinwohners als ein in einem Naturgarten lebendes Naturkind vor der Folie einer konfessionell gebundenen Argumentation. In einer solchen konfessionspolitisch bestimmten Lesart argumentiert Frübs (1995, 130), dass De Bry Amerika zu einem Zufluchtsort für die in Europa verfolgten Protestanten stilisiert in der Hoffnung auf eine dortige Verwirklichung einer protestantischen Gesellschaft.
[...]
1 Florida meint in diesem Kontext nicht den Bundesstaat der USA sondern ein großflächiges Gebiet des heutigen Mexicos bis in die Südstaaten der heutigen USA.
2 Virginia hat ebenso nichts mit dem heutigen Bundesstaat der USA zu tun, sondern meint ein großflächiges Gebiet im Nordosten der USA.
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- Moritz Ebenführer (Author), 2018, Johann Theodor De Bry’s Virginia Bericht. Ein kolonialer Diskurs entsteht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/962212
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