Manchmal ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Fassade bröckelt und die Mutter oder der Vater sich die Überforderung mit dem Kind eingesteht und um professionelle Hilfe bittet. Diese Situation durfte ich in meinem Bekanntenkreis selbst beobachten und daher stellte ich mir die Frage, ob Mutter und Vater tatsächlich am besten wissen, was gut für das Kind ist, oder ob nicht doch eher Professionalität in Sachen Erziehung gefragt ist. Kann jemand, der ein Kind bekommt dieses zwangsläufig auch gut erziehen, oder sind Kinder doch besser bei ausgebildeten Fachleuten aufgehoben?
Diese Frage stellt eine besondere Bedeutung für die Soziale Arbeit dar. Es ist bekannt, dass Sozialarbeitende im Allgemeinen dazu befähigt sind, bei Problemfällen in die Rechte des Einzelnen einzugreifen. Doch heißt dies, dass dem betroffenen Kind in Bezug auf die Erziehung im Endeffekt wirklich geholfen ist? Im Folgenden versuche ich dies herauszufinden. Doch zunächst ist zu klären, was genau mit dem Begriff "Erziehung" im Kontext der Sozialen Arbeit gemeint ist.
So gut wie jeder von uns ist wohl und behütet innerhalb der eigenen Familie aufgewachsen oder kennt zumindest Familien, in denen alles perfekt zu laufen scheint: Das Paar ist verheiratet, hat zwei, drei Kinder, das monatliche Einkommen stimmt und zu allem Überfluss sieht es aus, als gäbe es keinerlei Konflikte oder Schwierigkeiten in Sachen Kinder und Erziehung. Es scheint, als hätten diese Familien alles im Griff und "Harmonie" könnte ihr zweiter Nachname sein. Die Betonung liegt auf scheint.