Inhaltsverzeichnis
Anmerkung zur Entstehung des Universitätsgeländes von Jussieu
Wettbewerbsaufgabe
Entwicklung der Idee
Urbanistische Eingliederung
Das Gebäude
Die Bibliotheken
Die Aussenhaut.
Anmerkung zur Entstehung des Universitätsgeländes von Jussieu
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Ironischerweise war das erste Gebäude auf diesem Gelände das Kloster der Mönche von Saint-Victor. Sie gaben aber ihren Platz an die Weinhändler der "Halle aux Vins". Als dann Ende der Fünfziger die Universität Sorbonne aus den Nähten zu platzen
drohte, sollte hier ein neuer Universitäts-Campus geschaffen werden. Um den Weinhändlern weiter eine Möglichkeit zum Handel zu geben, hatten die Architekten die Idee das Gebäude auf Stützen zu bauen.
Der Architekt Edouard Albert entschied sich für eine Modulbauweise (Stahl) angelehnt an die Struktur des Escorial. Die Anordnung der Gebäude sollte den "interdisziplinären Austausch" der Fakultäten fördern.
Der Bau dauerte zehn Jahre, aber die gewollt Quadratische Struktur von Albert wurde, da die Universität eine wichtige Rolle bei der 68er Revolution spielte, nicht vollendet. Der Staat sperrte die Mittel, unfertige Gebäudeteile wurden einfach zugemauert. Der Nord- und Ostteil des Komplexes wurde nicht mehr gebaut. Als weitere Strafmaßnahme wurde in die geplante, reine naturwissenschaftliche Fakultät, eine geisteswissenschaftliche hineingepflanzt. So entstand ein konzeptloses dreidimensionales Labyrinth. Neben dem Laboratorium für Aids ist die Abteilung für Radioaktivität. Einige Professoren wohnen illegal im Gebäude, usw. Der Campus geplant für 20000 Studenten muß nun 50000 unterbringen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Aber im Innern funktioniert das Ganze großartig. Nur der von Albert als Deck konzipierte Raum unter den Stützen ist ohne Funktion. Als Verkehrsfläche zwischen den Gebäuden gedacht, ist er zu weitläufig, zu windig.
Das letze Projekt den Campus zu erweitern ist der Bau der Bibliotheken von Rem Koolhaas, obwohl entschieden 1993 im Rahmen des "Plan Université 2000" hat der Bau bis Heute nicht begonnen.
Wettbewerbsaufgabe
Aufgabe des Wettbewerbs war es einen lebendigen öffentlichen Raum auf dem Campus zu schaffen, den Campus in die Stadt zu integrieren und die "Universität in ihrer Gesamtheit als Ort gesellschaftlichen Lebens nach innen wie nach außen erfahrbar zu machen".
Entwicklung der Idee
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Um die im Grunde verlorene Fläche des Decks wiederzugewinnen, entscheidet sich Koolhaas und sein Team die weitläufige Fläche zu einem kompakten Körper zu komprimieren. So wird die Fläche zum Volumen und durch Überschichtung die Wege kürzer.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Urbanistische Eingliederung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Ein neuer U-bahn-Eingang soll als neues "Gravitations-Zentrum" komzipiert werden. So entsteht gemeinsam mit den Bibliotheken und dem Kongreßzentrum eine neu , von Norden nach Süden gehende urbane Achse.
So werden die isolierten Gebäude der Universität mit den Hauptkomplex verbunden. Der Campus öffnet sich zur Stadt. Im Bibliotheksgebäude kreuzt sich eine zweite, "Grüne Achse".
Das Gebäude
Koolhaas wollte für die Bibliothek die gleiche "Substanz" wie das Deck von Albert. Durch seine Konzentration, durch die "Faltung" des Decks sollte kein herkömmliches Gebäude entstehen, sondern ein öffentlicher Raum.
Das Gebäude bildet sozusagen den Rahmen für die Verdichtung des städtischen Raums. Durch eine Höhe von durchschnittlich 7m ( zwischen 4 und 12m ) wird einem ein offenes Feld vorgespielt.
Im Grunde waren zwei Bibliotheken vorgesehen. Koolhaas setzt sie beide in sein "Raumskelett" . Da die Naturwissenschaftliche Bibliothek ein großen anteil an geschlossen Magazinen hat, wird sie in den boden eingefügt. Die geisteswissenschaftliche Bibliothek, erhebt sich über sie. Zwischen beide Bibliotheken schiebt sich der Eingangs und Empfangsbereich. Er liegt in der erwähnten Achse Métro und Seine. Dieser "Raum des sozialen Lebens" dringt in das Gebäude hinein, bricht über Rampen in die untere Bibliothek ein, und verbindet auch die Bibliotheken mit den angrenzenden Kongreßzentrum.
Es gibt im Grunde keinen Raum, sondern nur eine Doppelspirale, die zum einem aus der Rampe mit dem sozialen Leben (Cafeteria, Auditorium, ...) und zu anderen aus der Rampenfolge der naturwissenschaftlichen Bibliothek besteht. Die Rampen winden sich umeinander, definieren den Raum, ohne sich aber zu berühren.
Dadurch daß der Eingang auf mittlerer Höhe liegt, muß man maximal das halbe Gebäude durchqueren, um irgend einen Punkt zu erreichen.
Jede Geschoßebene ist so durchtrennt und verformt, so daß sie immer mit den angrenzenden Ebenen verbunden ist und so ein durchgehendes Band entseht.
Das Gebäude ist im Grunde ein Boulevard. Jedes element der Bibliothek liegt wie ein Einzelbau an einer Straße.
Die "Straße" ist 1,5 km lang. Man wird zum flanieren aufgefordert. Das Programm der Bibliotheken wurde so erweitert, daß es auch Boutiquen, Cafées, Plätze enthält. So gelang eine Flaniermeile in der Welt der Bücher und Gedanken. Es entstand eine Folge von Ereignissen, jede ebene hat eine eigenen Identität. Das Gebäude ist kein Ganzes mehr, sonder eine Folge.
Koolhaas löst die horizontale Schichtung auf. Dadurch ergeben sich ständig neue Beziehungen zwischen den Rampen. Man hat klare Zonen, ohne daß man Abtrennungen hat. Hier entsteht nicht eine Vielfalt durch Zergliedern, sondern durch Kontinuität. "Der Raum weitet sich und schrumpft, steigt und fällt, krümmt sich, teilt und faltet sich auf ."
Rolltreppen und Aufzüge erweitern die Bewegungsmöglichkeiten. So entstehen Abkürzungen auf dem 1,5 km langen Boulevard. Ebenen werden "kurzgeschlossen". Lift und Rolltreppen, sind im Gegensatz zu den Rampen, linear. Dadurch ist ein komplexes Verbindungsnetz entstanden.
Die Bibliotheken
Die Bibliothek wurde in Grunde ein sekundäre Nutzung. Das Gebäude ist eine "Folge von Landschaften die kultiviert werden von einer maximal 2m hohen Schicht von Bibliotheken". Der eigentliche Zweck des Gebäudes ist Nebensache geworden, er bereichert nur die Landschaft. Der Innenraum wird nie durch die Elemente der Nutzung dominiert, sie sehen eher aus wie eine Vegetation.
Dadurch ist die Bibliothek nicht statisch, sondern kann sich auch verändern, sich anpassen, ohne daß die Landschaft zerstört wird. Es werden keine Nutzungen vorgeschrieben.
35 % der Geschoßflächen sind nicht horizontal. Rampen mit einer Neigung von 2-4 % werden als Lesesaal, Bars, Bücherregal ... genutzt. Gefälle von über 4 % werden entweder terrassiert, oder dienen als Amphitheater oder Verkehrsweg.
Die Aussenhaut.
Die Landschaft sollte transparent sein, aber keine sterile Hightech-Fassade. So wurden riesige, unregelmäßig gebrochene Glasscheiben wie Schindel übereinander fixiert. So wird die Glashülle durchlässig. Es entsteht ein Dialog zwischen den Ebenen, und den Glaskanten..
Innerhalb dieser Struktur schweben dann geschlossenen Räume wie : Lesesäle , Arbeitsräume, Magazine. Aufzüge. Das Gebäude erscheint dem Betrachter nicht als solches, er nimmt es nicht immer wahr. Er sieht nur das Leben das darin herrscht, sich verändert. Die Universität wird so mehr in die Stadt integriert.
- Arbeit zitieren
- Majerus Jean-Luc (Autor:in), 1998, Die zwei Bibliotheken von Jussieu von Rem Koolhaas, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/96138
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