Die Arbeit analysiert das Bild des Advokaten und des Richters in Franz Kafkas Werken. Neben den Rechtsbegriffen nehmen im "Proceß" Franz Kafkas und anderen Arbeiten Berufe naturgemäß eine relevante Position ein. Kafka literarisiert zwei der klassischen juristischen Professionen, nämlich jene des Advokaten und des Richters. Die relevantere Position kommt dem Richter zu, das Advokatenbild ist weniger erforscht.
Kafka verfügt über persönliche Erfahrungen mit Anwälten, dies einerseits aus seiner kurzen Konzipientenzeit und andererseits aus dem Umstand, dass er die Absicht hatte, Teilhaber der Prager Asbestwerke zu werden. In diesem Zusammenhang konsultierte er einen Doktor K. Einige Eindrücke über diesen Advokaten sind in Doktor Huld aus dem "Proceß"-Roman eingeflossen. Ein weiterer Advokat ist Doktor Bucephalus, der in der Skizze "Der neue Advokat" auftritt.
Bei der Beschreibung des Richters hat sich Kafka nicht so sehr mit den Rechtsgrundsätzen der Unabhängigkeit, Unabsetzbarkeit und Unversetzbarkeit, die zu seinen Lebzeiten bereits ausgebildet waren, beschäftigt, als vielmehr mit der Ausleuchtung des Rollenbilds. Kafkas Richter pflegen einen autoritären Stil und nehmen einen Platz in entrückter Ferne ein. Einige Meinungen besagen sogar, dass Kafkas Richter nicht urteilen, sondern jagen und hetzen. Das Richterbild ist nicht sehr vorteilhaft. Im "Proceß" macht Kafka die Eitelkeiten der Richter deutlich, wenn er schreibt, dass sich noch der kleinste Untersuchungsrichter wie ein Gerichtspräsident malen lasse.
Inhaltsverzeichnis
- Der Advokat
- Der „phantastische Anwalt”
- Der „häßliche Advokat”
- Der „geschwätzige Advokat”
- Dr. Huld aus dem „Prozeß”
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay untersucht Kafkas Darstellung von Anwälten in seinen Werken. Es wird analysiert, wie Kafka das Bild des Anwalts in seinen Texten konzipiert und welche Rolle diese Figur in seinen Geschichten spielt. Der Fokus liegt auf der Interpretation verschiedener Anwaltstypen und deren Bedeutung im Kontext von Kafkas Werk.
- Kafkas persönliche Erfahrungen als Rechtsanwaltsanwärter
- Analyse verschiedener Anwaltstypen in Kafkas Werken
- Die Rolle des Anwalts im juristischen System Kafkas
- Vergleich zwischen Kafkas idealisierter Vorstellung von Anwälten und seiner Darstellung in der Literatur
- Die Funktion der Anwaltsfigur in Kafkas Erzählungen
Zusammenfassung der Kapitel
Der Advokat: Dieses Kapitel beleuchtet Kafkas Advokatenbild, das im Vergleich zu anderen Berufsgruppen weniger erforscht ist. Es wird auf die kurze Tätigkeit Kafkas als Rechtsanwaltsanwärter eingegangen und verschiedene Quellen, wie Binder und Hayman, zitiert, um Kafkas Einstellung zum Anwaltsberuf zu beleuchten. Der Begriff des Advokaten wird historisch eingeordnet und ein Vergleich zwischen einem idealisierten Bild und Kafkas kritischer, teilweise verachtender Darstellung gezogen.
Der „phantastische Anwalt”: Dieser Abschnitt beschreibt den Anwaltstyp, den Kafka in seinen Träumen darstellt und der eine Transformation vom Alltäglichen ins Phantastische erfährt. Die Analyse konzentriert sich auf Kafkas imaginäre Darstellung und deren Bedeutung im Kontext seines Gesamtwerks. Die Untersuchung analysiert die Überschreitung der Realitätsebene in Kafkas Phantasie und die daraus resultierende Veränderung der Anwaltsfigur.
Der „häßliche Advokat”: Hier wird ein konkretes Beispiel aus Kafkas „Fragmenten aus Heften und losen Blättern“ analysiert, der Entwurf des „Fragment des Unterstaatsanwalts“. Der Fokus liegt auf der Beschreibung eines unfähigen, wenig scharfsinnigen Verteidigers, dessen Unfähigkeit und mangelnde Überzeugungskraft detailliert dargestellt werden. Die Analyse betont die Rolle dieses Advokaten als Kontrastfigur und die damit verbundene Kritik an der Justiz.
Der „geschwätzige Advokat”: Dieses Kapitel behandelt den Anwaltstyp, der durch Geschwätzigkeit und rhetorische Fähigkeiten gekennzeichnet ist. Es basiert auf Kafkas Tagebucheinträgen über einen anwaltlichen Berater, Dr. K., der im Kontext der Asbestfabrik-Geschichte auftaucht. Die Analyse konzentriert sich auf die Beschreibung von Dr. K.s rhetorischen Fähigkeiten und die Frage, wie diese in die Figur des Advokaten Dr. Huld aus dem „Prozess“ eingeflossen sein könnten.
Dr. Huld aus dem „Prozeß”: Der Abschnitt analysiert die Figur des Dr. Huld aus Kafkas „Prozess“. Es wird seine Rolle als Anwalt von Josef K., seine Arbeitsweise und seine Beziehung zu seinen Mandanten untersucht. Die Analyse fokussiert sich auf Hulds Strategien (oder deren Fehlen) und deren Auswirkungen auf den Prozessverlauf. Es wird auch die Ambivalenz seiner Beziehung zu seinen Mandanten und die Frage nach seiner tatsächlichen Effektivität beleuchtet.
Schlüsselwörter
Franz Kafka, Advokat, Richter, Prozess, Juristische Darstellung, Anwaltstypen, „Der Prozeß“, Recht, Gericht, Phantasie, Realität, Kritik, Rhetorik.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Kafka und seine Darstellung von Anwälten
Was ist der Gegenstand dieses Essays?
Der Essay untersucht Kafkas Darstellung von Anwälten in seinen Werken. Es analysiert, wie Kafka das Bild des Anwalts konzipiert und welche Rolle diese Figur in seinen Geschichten spielt. Der Fokus liegt auf der Interpretation verschiedener Anwaltstypen und deren Bedeutung im Kontext von Kafkas Werk.
Welche Anwaltstypen werden im Essay behandelt?
Der Essay untersucht verschiedene Anwaltstypen, darunter den "phantastischen Anwalt" aus Kafkas Träumen, den "häßlichen Advokat" aus den "Fragmenten aus Heften und losen Blättern", den "geschwätzige Advokat", der auf Tagebucheinträgen basiert, und schließlich Dr. Huld aus dem "Prozess".
Welche Kapitel umfasst der Essay?
Der Essay ist in fünf Kapitel gegliedert: "Der Advokat", "Der „phantastische Anwalt”", "Der „häßliche Advokat”", "Der „geschwätzige Advokat”" und "Dr. Huld aus dem „Prozeß“". Jedes Kapitel analysiert einen spezifischen Anwaltstyp oder eine konkrete Anwaltsfigur in Kafkas Werk.
Wie wird der „phantastische Anwalt” beschrieben?
Der "phantastische Anwalt" repräsentiert Kafkas Traumdarstellungen von Anwälten. Die Analyse konzentriert sich auf die imaginäre Darstellung und deren Bedeutung im Kontext von Kafkas Gesamtwerk, insbesondere auf die Transformation vom Alltäglichen ins Phantastische.
Wie wird der „häßliche Advokat” dargestellt und welche Bedeutung hat er?
Der "häßliche Advokat" wird anhand eines konkreten Beispiels aus Kafkas "Fragmenten aus Heften und losen Blättern" analysiert. Es handelt sich um einen unfähigen und wenig scharfsinnigen Verteidiger, dessen Unfähigkeit und mangelnde Überzeugungskraft die Kritik an der Justiz verdeutlichen.
Welche Rolle spielt der „geschwätzige Advokat”?
Der "geschwätzige Advokat" ist durch Geschwätzigkeit und rhetorische Fähigkeiten gekennzeichnet. Die Analyse basiert auf Kafkas Tagebucheinträgen über einen anwaltlichen Berater, Dr. K., und untersucht dessen Einfluss auf die Figur des Dr. Huld im "Prozess".
Wie wird Dr. Huld aus dem „Prozess“ analysiert?
Die Analyse von Dr. Huld konzentriert sich auf seine Rolle als Anwalt von Josef K., seine Arbeitsweise, seine Beziehung zu seinem Mandanten, seine Strategien (oder deren Fehlen) und deren Auswirkungen auf den Prozessverlauf. Die Ambivalenz seiner Beziehung zu Josef K. und die Frage nach seiner tatsächlichen Effektivität werden beleuchtet.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren den Essay?
Schlüsselwörter sind: Franz Kafka, Advokat, Richter, Prozess, Juristische Darstellung, Anwaltstypen, „Der Prozeß“, Recht, Gericht, Phantasie, Realität, Kritik, Rhetorik.
Welche Quellen werden im Essay verwendet?
Der Essay bezieht sich auf Kafkas Werke, darunter "Der Prozess" und "Fragmente aus Heften und losen Blättern", sowie auf Sekundärliteratur, z.B. Werke von Binder und Hayman, um Kafkas Einstellung zum Anwaltsberuf zu beleuchten.
Welche Zielsetzung verfolgt der Essay?
Der Essay zielt darauf ab, Kafkas Darstellung von Anwälten zu untersuchen und die verschiedenen Anwaltstypen in seinen Werken zu interpretieren. Es wird analysiert, wie Kafka das Bild des Anwalts konzipiert und welche Rolle diese Figur in seinen Geschichten spielt.
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- Janko Ferk (Author), Der Advokat und der Richter bei Franz Kafka, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/960612