In der Arbeit soll untersucht werden, welchen Stellenwert die Glorifizierung von Julia Domnas Mutterschaft für die Herrschaftsprogrammatik von Septimius Severus einnahm. Ausgehend davon wird die These entworfen, die Ehrentitel Julia Domnas seien nur in Abhängigkeit von Septimius Severus politischer Inszenierung verliehen worden. Inwiefern diese Forschungsfrage relevant ist, zeigt sich in der Rezeption der gängigen Literatur. Alexandridis, Levick und Kettenhof betrachten Julia Domna jeweils nur in ihrer Machtstellung als Kaiserin. Allerdings können sie diese These aufgrund fehlender literarischer Quellen nicht hinreichend belegen.
Vielmehr wird sich von dieser weit gefassten Personenbetrachtung abgewandt werden und die Mutterschaft Julia Domnas ins Zentrum der Forschungsfrage rücken. Die Analyse baut auf Maternal Megalomania auf, in dem Langford die Politisierung von Julia Domnas Mutterschaft aufzeigt. Jedoch stützt sich auch Langfords Argumentation zum Teil auf die literarischen Quellen von Dio und der Historia Augusta. Die Glaubwürdigkeit der antiken Autoren ist jedoch aufgrund der Überlieferungskontinuität und Intentionalität der Verfasser nicht zweifelsfrei bewiesen.
Deshalb konzentriert sich diese Arbeit auf numismatische Zeugnisse, da diese durch die dichte Überlieferung und die ständig wechselnden Reverse die politischen Veränderungen wiedergeben. Durch eine chronologische Vorgehensweise soll der Zusammenhang zwischen der Glorifizierung der Mutterschaft Julia Domas und Septimius Severus Herrschaftsprogrammatik verdeutlicht werden. Für die Verwendung numismatischer Quellen spricht auch die hohe Münzprägungsrate zur Zeit des Septimius Severus: Julia Domna ist mit ihren 280 Münztypen die Kaiserfrau mit den meisten Prägungen. Die signifikante Präsenz der Kaiserfrau auf einem weit verbreitetem Verwendungsgegenstand lässt Rückschlüsse auf die Rolle der Frau innerhalb der kaiserlichen Selbstdarstellung ziehen. Die in der Forschung geführte Diskussion, inwiefern die Numismatik Rückschlüsse auf die Herrschaftspolitik und die Repräsentationsabsichten des Kaiserhauses zulässt, wird in dieser Arbeit außer Acht gelassen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Versuch einer anderen Betrachtungsweise Julia Domnas
- 2. Die Mutterschaft Julia Domnas in der Numismatik
- 2.1. Julia Domna als Augusta (193 n. Chr.)
- 2.2. Julia Domna als Mater Castrorum (195 n. Chr.)
- 2.3. Julia Domna als Mater Caesaris (197 n. Chr.)
- 2.4. Julia Domna als Mater Augustorum (209 n. Chr.)
- 2.5. Julia Domna als Mater Deum (209 n. Chr.)
- 3. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Stellenwert der Glorifizierung von Julia Domnas Mutterschaft für die Herrschaftsprogrammatik von Septimius Severus. Die zentrale These ist, dass Julia Domnas Ehrentitel direkt von Severus' politischer Inszenierung abhingen. Die Analyse konzentriert sich auf numismatische Zeugnisse, um die gängige, auf literarischen Quellen basierende Forschung zu ergänzen und deren Schwächen zu umgehen.
- Die Rolle der Mutterschaft in der Legitimation der Herrschaft Septimius Severus.
- Die Darstellung Julia Domnas auf Münzen und deren chronologische Entwicklung.
- Der Zusammenhang zwischen Julia Domnas Ehrentiteln und den politischen Zielen Severus.
- Der Vergleich der Darstellung Julia Domnas mit den antoninischen Kaiserinnen.
- Die Bedeutung numismatischer Quellen für die Erforschung der römischen Kaiserzeit.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Versuch einer anderen Betrachtungsweise Julia Domnas: Der einleitende Kapitel kritisiert bestehende Forschungsansätze, die Julia Domna primär als mächtige Kaiserin betrachten und dabei ihre Mutterschaft vernachlässigen. Es wird argumentiert, dass die limitierten literarischen Quellen unzureichend sind und die numismatische Evidenz einen besseren Einblick in die politische Inszenierung von Julia Domna bietet. Der Fokus der Arbeit wird daher auf die Analyse der Münzdarstellungen gelegt, um den Zusammenhang zwischen Julia Domnas Mutterschaft und der Herrschaftslegitimation von Septimius Severus aufzuzeigen. Die Glaubwürdigkeit antiker Quellen wird aufgrund von Überlieferungskontinuität und der Intentionalität der Verfasser kritisch hinterfragt. Die hohe Münzprägungsrate zur Zeit Septimius Severus und die Vielzahl an Münztypen mit Julia Domna werden als Begründung für den numismatischen Fokus angeführt.
2. Die Mutterschaft Julia Domnas in der Numismatik: Dieses Kapitel thematisiert die Bedeutung der Glorifizierung von Julia Domnas Mutterschaft für die Herrschaft Septimius Severus. Die Ablösung des Prinzips der Adoption durch leibliche Nachfolge und die Etablierung einer eigenen Dynastie werden als zentrale Motive hervorgehoben. Die Analyse der numismatischen Zeugnisse erfolgt chronologisch, beginnend mit Julia Domnas Titel als Augusta.
2.1. Julia Domna als Augusta (193 n. Chr.): Die Verleihung des Titels "Augusta" an Julia Domna erst Ende 193 n. Chr., nachdem Severus bereits im April zum Augustus ausgerufen wurde, wird diskutiert. Langfords Hypothese, Severus habe die Aufmerksamkeit auf seine Frau zunächst zurückhalten wollen, um seine Dynastiegründung vor dem Senat zu verschleiern, wird vorgestellt und im Kontext der prekären Machtstellung Severus zu Beginn seiner Herrschaft erläutert. Die ersten Münzprägungen mit der Legende "IVLIA DOMNA AVG" erscheinen im Jahr des Todes von Albinus. Die Münztypen werden als Versuch interpretiert, Severus als Nachfolger der Antoninen zu präsentieren und die eigene Familie mit dieser Dynastie zu verknüpfen. Die Darstellung Julia Domnas auf den Münzen wird mit der antoninischer Kaiserinnen verglichen, um die bewusste Strategie der Kontinuitätsinszenierung zu belegen.
Schlüsselwörter
Julia Domna, Septimius Severus, Mutterschaft, Herrschaftslegitimation, Numismatik, Kaiserzeit, Antoninen, Dynastiegründung, politische Inszenierung, Ehrentitel, Münzprägungen.
Häufig gestellte Fragen zu: Versuch einer anderen Betrachtungsweise Julia Domnas
Was ist das Thema dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht den Stellenwert der Glorifizierung von Julia Domnas Mutterschaft für die Herrschaftsprogrammatik von Septimius Severus. Die zentrale These ist, dass Julia Domnas Ehrentitel direkt von Severus' politischer Inszenierung abhingen.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit konzentriert sich auf numismatische Zeugnisse (Münzen), um die gängige, auf literarischen Quellen basierende Forschung zu ergänzen und deren Schwächen zu umgehen. Die Glaubwürdigkeit antiker Quellen wird kritisch hinterfragt.
Warum wird der Fokus auf numismatische Quellen gelegt?
Die hohe Münzprägungsrate zur Zeit Septimius Severus und die Vielzahl an Münztypen mit Julia Domna bieten einen besseren Einblick in die politische Inszenierung von Julia Domna als die limitierten literarischen Quellen.
Welche Aspekte der Mutterschaft Julia Domnas werden untersucht?
Die Arbeit analysiert die chronologische Entwicklung der Darstellung Julia Domnas auf Münzen in Zusammenhang mit ihren verschiedenen Ehrentiteln (Augusta, Mater Castrorum, Mater Caesaris, Mater Augustorum, Mater Deum) und deren Bedeutung für die Legitimation der Herrschaft Septimius Severus.
Welche Rolle spielt die Dynastiegründung?
Die Ablösung des Prinzips der Adoption durch leibliche Nachfolge und die Etablierung einer eigenen Dynastie werden als zentrale Motive für die Glorifizierung von Julia Domnas Mutterschaft hervorgehoben.
Wie wird Julia Domnas Darstellung mit anderen Kaiserinnen verglichen?
Die Darstellung Julia Domnas auf den Münzen wird mit der antoninischer Kaiserinnen verglichen, um die bewusste Strategie der Kontinuitätsinszenierung zu belegen.
Was ist die Bedeutung des Titels "Augusta" für Julia Domna?
Die Verleihung des Titels "Augusta" an Julia Domna erst Ende 193 n. Chr., nach Severus' eigener Ernennung zum Augustus, wird diskutiert. Es wird die Hypothese vorgestellt, dass Severus die Aufmerksamkeit auf seine Frau zunächst zurückhalten wollte, um seine Dynastiegründung vor dem Senat zu verschleiern.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Julia Domna, Septimius Severus, Mutterschaft, Herrschaftslegitimation, Numismatik, Kaiserzeit, Antoninen, Dynastiegründung, politische Inszenierung, Ehrentitel, Münzprägungen.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in drei Kapitel: 1. Versuch einer anderen Betrachtungsweise Julia Domnas; 2. Die Mutterschaft Julia Domnas in der Numismatik (mit Unterkapiteln zu den verschiedenen Ehrentiteln); 3. Fazit.
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- Sarah Meinzer (Author), 2019, Die Glorifizierung von Julia Domnas Mutterschaft zugunsten der Herrschaftsprogrammatik von Septimius Severus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/960275