Was wäre, wenn die Welt, wie wir sie kennen, lediglich ein Spiegelbild tieferliegender, materieller Kräfte ist? Tauchen Sie ein in die revolutionären Gedankengänge von Karl Marx, dessen Theorien die Fundamente unserer Gesellschaft bis heute erschüttern. Diese aufschlussreiche Analyse entwirrt das komplexe Netz von Hegels Dialektik und Marx' materialistischer Interpretation der Geschichte. Entdecken Sie, wie Marx' Kritik am Kapitalismus, seine Konzepte der Entfremdung und des Klassenkampfes, die Welt veränderten. Von den Ursprüngen des dialektischen Materialismus bis hin zur Entwicklung des historischen Materialismus, wird die Entstehung des Marxismus als kritische Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Strukturen und den herrschenden Ideologien beleuchtet. Verstehen Sie die Schlüsselrolle der Produktionsweise, das Zusammenspiel von Produktivkräften und Produktionsverhältnissen, und wie diese die Dynamik gesellschaftlicher Veränderungen antreiben. Erfahren Sie mehr über die Weiterentwicklung des Marxismus durch Lenin, Stalin und Mao Tse-Tung, und die daraus resultierenden politischen Konzeptionen des Kommunismus. Diese Einführung bietet einen umfassenden Überblick über Marx' philosophische Wurzeln, seine wirtschaftlichen Analysen und seine politischen Visionen, und regt dazu an, die gegenwärtigen gesellschaftlichen Herausforderungen im Lichte seiner bahnbrechenden Ideen neu zu bewerten. Eine fesselnde Reise durch die Welt der Philosophie, Wirtschaft und Politik, die den Leser dazu auffordert, die Grundlagen unserer modernen Gesellschaft kritisch zu hinterfragen und die anhaltende Relevanz des Marxismus im 21. Jahrhundert zu erkennen. Ein Muss für alle, die die Welt verstehen und verändern wollen. Die Theorien und ihre Weiterentwicklungen werden auf knappem Raum erläutert und die Unterschiede herausgearbeitet, so dass der Leser einen fundierten Überblick erhält. Die Einflüsse des historischen und dialektischen Materialismus auf die moderne Gesellschaft werden ebenso beleuchtet wie die Unterschiede zu Hegel.
"Es ist nicht das Bewußtsein der Menschen, das ihr Sein bestimmt, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, daßihr Bewußtsein bestimmt."
- Karl Marx
Die Hegel'sche Dialektik Benjamin Stemmer; Georg Wilhelm Friedrich Hegel(1770 - 1831), deutscher Philosoph.
Die sogenanntehegel'sche Dialektiksieht in der Welt nicht einen Komplex von Dingen, sondern einen Komplex von sich ständig in Bewegung befindlichen Prozessen. Es gibt nach dieser Auffassung keine Endgültigkeit und nichts Absolutes. Die Welt ist also einem ständigen Prozess der Veränderung unterworfen. Diese Entwicklung folgt demThese- Gegenthese-Synthese-Schema. Eine These - ein Prozess in die eine Richtung - wird mit einer Gegenthese - also ein entgegenwirkender Prozess - zur Synthese - die schließlich neue These - vereint. Es ist also ein ständiger Kreislauf.
Hegel wendet dabei eineidealistischeInterpretation der Welt an, die Materie sei ein Produkt des Geistes, oder: Aus der Idee folgt ein Ergebnis.
Die Marxistischen Theorien
Karl Heinrich Marx, wird im Jahre 1818 geboren und beginnt zunächst ein Studium mit dem Ziel, Rechtsanwalt zu werden. Bereits während des Studiums findet er den Kontakt zu den philosophischen Auffassungen derhegel'schen Dialektik. Er bricht das Studium aufgrund des der hegel'schen Dialektik unfreundlich zugewandten Kurses der Regierung ab und wird zunächst Journalist, später Chefredakteur bei der "Rheinischen Zeitung" in Köln. Zensur und schließlich Verbot der Zeitung zwingen ihn 1845 zur Emigration nach Paris, wo er seinen späteren Freund und ArbeitsgenossenFriedrich Engelskennenlernt. Mit ihm zieht er nach Brüssel und wird Mitglied im "Bund der Kommunisten". Nach der Deutschen Revolution kommt er zurück nach Köln und begründet die "Neue Rheinische Zeitung", die jedoch nach Zusammenbruch der Revolution ebenfalls verboten wird. Marx wird vor Gericht gestellt und ausgewiesen. Im Exil schreibt er seine wohl bekannteste Publikation: "Das Kapital" in drei Bänden, in welchen Marx seine kommunistischen Theorien auf die Gesellschaft überträgt. Er kann nur einen Band des "Kapitals" herausgeben, bevor er 1883 aus gesundheitlichen Gründen in London stirbt. Die Publikation der anderen Bände übernimmt Friedrich Engels.
Karl Marx übernimmt die hegel'sche Dialektik in seinen Theorien weitestgehend, jedoch nimmt er eine entscheidende Änderung vor. Marx geht nicht vomIdealismus, sondern Materialismusaus. Der Materialismus geht von der auf der Materie basierenden Idee aus; die Materie selbst sei die Grundlage von allem.
Basierend auf diesem Gedanken begründet Marx zunächst dendialektischen Materialismus. Dieser sieht in der Arbeit allgemein eineSelbstentfremdungdes Menschen durch Vergegenständlichung des eigenen Wesens. Die Arbeit, die der Mensch leistet wird zum Gegenstand und entfernt den Menschen von seinem Grundgedanken, der Freiheit. Die Mittel stehen also über dem Zweck. Demnach ist ein bürokratischer Staat in absolutem Gegensatz zum eigentlichen "Bürger sein" und "Mensch sein". Der bürokratische Staat betrachtet nur den Menschen als Bürger, der anarchistische Staat betrachtet den Menschen nur von der menschlichen Seite. Eine Kombination aus beiden Ansichten bezeichnet Marx als "die wahre Demokratie".
Dieser Grundgedanke des dialektische Materialismus setzt sich in allen späteren Werken Marx fort. Er kennt drei Stufen. 1) Die Erkenntnis, 2) die Kritik und 3) die Handlung. Bei der Erkenntnis wird die wahre Idee des menschlichen Zusammenlebens gesucht, in der Kritik wird dieser Zustand am gesellschaftlichen Ideal abgewogen und in der Handlung wird die resultierende Idee schließlich zur Realität.
Der dialektische Materialismus wird von Marx und später von Lenin zumhistorischen Materialismusausgeweitet. In diesem werden die Ideen des dialektischen Materialismus auf die Gesellschaft angewandt. Der historische Materialismus sieht die Materie als das einzig wichtige an und hält das Denken der Gesellschaft nur für einen Spiegel dieser Materie, der die Gesellschaft umgibt und ihre Ideen, Anschauungen und Theorien alsideologischenÜberbau wiedergibt. Die Materie in der Gesellschaft besteht für ihn aus derGeographieeines Staates, seinemWachstum, seinerBevölkerungsdichteund seinerProduktionsweisematerieller Güter. Diese Punkte erklären jede Gesellschaftsform, die gerade in einem Staat aktiv ist, wobei der Produktionsweise eine besondere Bedeutung zukommt. Sie wird ihrerseits unterteilt in 1) Die Produktivkräfte, also die Rohstoffe, Produktionsinstrumente, Arbeitsfähigkeit und Arbeitserfahrung der Gesellschaft sowie 2) dieProduktionsverhältnisse, also das Verhältnis von Menschen mit Produktionsmitteln zu denen ohne Produktionsmitteln. Die Produktionsweise ist daher so wichtig, da sie als einziges Teilelement der Gesellschaft einem ständigen aktiven Prozess unterworfen ist, oder sein sollte. Es werden im Zuge dieses Prozesses die Produktivkräfte ständig neu festgelegt, zum Beispiel durch Erfindungen und neue Produktionsmethoden oder Ausbeutung neuer Bodenschätze. Es ist daher auch eine Anpassung der Produktionsverhältnisse immer oder in gewissen Abständen nötig. Fehlt sie, sind Krisen von verschiedener Art die Folge. Wenn sich aber ein Teil der Gesellschaft weiterentwickelt, also die Produktionsweise, so hat dies Rückwirkungen auf die gesamte Gesellschaft, die sich dementsprechend mitentwickelt. Alles außerhalb dieser Gesellschaft, also auch ihr ideologischer Überbau ist langsameren und umwälzenden Entwicklungen unterworfen, die alle auf die Veränderungen der Produktivkräfte zurücklaufen.
Marx findet diese Entwicklung in der bisherigen Geschichte wieder. Von der Urgemeinschaft entwickelte sich die antike Sklaverei, daraus entstand der Feudalismus und daraus schließlich entstand die heute immer noch in der Gesellschaft vorfindbare Form des Kapitalismus. In der gesamten Geschichte jedoch sieht Marx dieAusbeutung, die sich in der ungerechten Aufteilung der Produktionsverhältnisse zeigt, als roten Faden. Demnach sind alle Entwicklungen bislang nur das Ergebnis vonKlassenkämpfen, die sich auch in einem von Klasse zu Klasse unterschiedlichen ideologischen Überbau zeigen. Da dieser Überbau aber von den Produktionsweisen der Klassen abhängt, herrscht also auch eine Art Ideologienkampf, der nur ein Spiegel des eigentlichen Klassenkampfes ist. Marx sieht auch klassenbedingte Unterschiede in der Art der ideologischen Entwicklung. Die Ideologien der oberen Klassen werden stets reaktionär zu den fortschrittlichen Ideologien der niederen Klassen stehen. Sie sind also langsamer und träger in ihrer Entwicklung.
ImKapitalismussieht Marx die Ausbeutung schon in einer nachteiligen Aufteilung der Produktionsverhältnisse. DieKapitalisten, also die Besitzer der Produktionsmittel sind in der deutlichen Minderheit gegenüber denProletariern, die ihrerseits von den Kapitalisten durch eine starke Entfremdung abhängen. Außen vor stehen dieLumpenproletarier, die nicht von Kapitalisten oder gar Proletariern ausgebeutet werden oder aktiv zur gesellschaftlichen Entwicklung beitragen, da sie keine Arbeitskraft aufwenden können oder wollen.Moderne Marxistensehen in der Gesellschaftsform des Kapitalismus eine ernst zu nehmende Gefahr, da sie eine Entwicklung - wenn überhaupt - nur in eine absolute Gesellschaft als Endziel zuläßt, in der immer weniger Kapitalisten Produktionsmittel besitzen und als Extrem schließlich nur noch einer. Diese Entwicklung wird begünstigt durch die Form der Ausbeutung, bei dem ein Kapitalist an einem Proletarier einen Mehrwert gewinnt, der ihm als Profitzufließt. Da aber im Zuge der zunehmendenGlobalisierungdie unterschiedlichsten Produktionsverhältnisse in unterschiedlichen Gesellschaftsformen auftreten und zunehmend miteinander verschmelzen, kommt es zu Krisen, in denen der Kapitalist zunächst darauf aus ist sich selbst legitimerweise als Teil der Entwicklung zu schützen. Das Proletariat ist dazu aber nicht in der Lage, da es keine Produktionsmittel besitzt und demzufolge auch keinen Profit hat. Da aber die Sicherung nur eines Gesellschaftsteiles wiederum Krisen nach sich ziehen muß, ist der Kapitalismus nach Auffassung moderner Marxisten nicht fähig einer weiteren Entwicklung, sieht man einmal von einer anderen Bezeichnung des Extremes ab.
Der Marxismus in all seinen Formen basiert sehr auf den philosophischen Gedanken Hegels, wenn sie auch in entscheidenden Punkten verändert wurden. So geht Marx schließlich von einem Endziel aus, nämlich der "wahren Demokratie" und Marx meint auch, daß Idee, Vernunft und Wirklichkeit erst die Erkenntnis liefern, während Hegel kein Endziel kennt und auch nur Prozesse als solches.
Also sind trotz gewisser Gemeinsamkeiten die Differenzen der beiden Philosophien so groß, daß sich aus Hegels Theorie nur eine Grundlage für weitere Theorien entwickeln und aus der Theorie von Marx eine Grundlage für Staatsformen abgeleitet werden konnte. Der Marxismus hat dabei mit einigen bekannten Menschen aus der Geschichte zu tun. Er wurde vonLenin zumMarxismus-Leninismusgemacht, eine Form, die annähernd dem Marxismus gleicht, von StalinzumStalinismusentwickelt, die wohl brutalste und schwärzeste Entwicklung des Marxismus und vonMao Tse-TungzumMaoismusverarbeitet, der von einer permanenten Revolution (Klassenkampf mit Sieg des Proletariats) ausgeht. All diese Spielarten des Marxismus können unter dem SchlagwortKommunismuszusammengefaßt werden, wobei jedoch ständig auf die einzelne Entwicklung hingewiesen werden sollte. Den Marxismus selbst mit der "Diktatur des Proletariats" in Verbindung zu bringen ist unsinnig, ebenso wie eine Verbindung mit "dem Russen", da der Marxismus - wie gesagt - nur die Grundlage der entstandenen Theorien und Staatsformen ist, auch wenn Marx selbst seine eigenen politischen Theorien entworfen hat. Diese sind unter dem Begriff der "politischen Konzeptionen Marx" zusammenzufassen.
Quellennachweise
Störig, Hans Joachim: "Kleine Weltgeschichte der Philosophie 2", Stuttgart 1969
Pötzsch, Horst: "Informationen zur politischen Bildung, Kommunistische Ideologie I", Stuttgart 1978, S4-19
Häufig gestellte Fragen
Was ist die Hegel'sche Dialektik laut Benjamin Stemmer?
Die Hegel'sche Dialektik, benannt nach Georg Wilhelm Friedrich Hegel, betrachtet die Welt als einen Komplex von sich ständig in Bewegung befindlichen Prozessen und nicht als einen Komplex von Dingen. Sie lehnt Endgültigkeit und Absolutheit ab und sieht die Welt in einem ständigen Veränderungsprozess, der dem These-Gegenthese-Synthese-Schema folgt. Hegel interpretiert die Welt idealistisch, wobei die Materie als Produkt des Geistes angesehen wird.
Wer war Karl Marx und wie beeinflusste ihn Hegel?
Karl Heinrich Marx (1818-1883) war ein Philosoph und Ökonom, der zunächst Jura studierte, aber durch die hegel'sche Dialektik beeinflusst wurde. Er übernahm die Dialektik in seine Theorien, modifizierte sie jedoch entscheidend. Im Gegensatz zu Hegels Idealismus ging Marx vom Materialismus aus, der die Materie als Grundlage aller Ideen ansieht.
Was ist dialektischer Materialismus nach Marx?
Der dialektische Materialismus sieht in der Arbeit eine Selbstentfremdung des Menschen durch Vergegenständlichung des eigenen Wesens. Marx identifiziert drei Stufen: Erkenntnis, Kritik und Handlung. Dabei geht es darum, die wahre Idee des menschlichen Zusammenlebens zu erkennen, diese am gesellschaftlichen Ideal zu messen und die resultierende Idee zu realisieren.
Was versteht Marx unter historischem Materialismus?
Der historische Materialismus ist eine Erweiterung des dialektischen Materialismus auf die Gesellschaft. Er betrachtet die Materie (Geographie, Wachstum, Bevölkerungsdichte, Produktionsweise) als das einzig Wichtige und das Denken der Gesellschaft als Spiegel dieser Materie (ideologischer Überbau). Die Produktionsweise, unterteilt in Produktivkräfte und Produktionsverhältnisse, ist besonders wichtig, da sie einem ständigen Veränderungsprozess unterliegt und die gesamte Gesellschaft beeinflusst.
Welche Rolle spielt der Klassenkampf im Marxismus?
Marx sieht in der Geschichte die Ausbeutung als roten Faden, die sich in der ungerechten Aufteilung der Produktionsverhältnisse zeigt. Alle Entwicklungen sind demnach das Ergebnis von Klassenkämpfen, die sich auch im ideologischen Überbau widerspiegeln. Es herrscht ein Ideologienkampf, der ein Spiegel des eigentlichen Klassenkampfes ist.
Wie sieht Marx den Kapitalismus?
Im Kapitalismus sieht Marx eine nachteilige Aufteilung der Produktionsverhältnisse, bei der Kapitalisten (Besitzer der Produktionsmittel) in der Minderheit gegenüber den Proletariern sind, die von den Kapitalisten durch Entfremdung abhängen. Kapitalisten gewinnen durch die Ausbeutung der Proletarier einen Mehrwert (Profit). Moderne Marxisten sehen im Kapitalismus eine Gefahr, da er die Entwicklung in Richtung einer Gesellschaft lenkt, in der immer weniger Kapitalisten Produktionsmittel besitzen.
Was sind die Unterschiede zwischen Hegel und Marx?
Während Marx auf den philosophischen Gedanken Hegels basiert, gibt es entscheidende Unterschiede. Marx geht von einem Endziel (wahre Demokratie) aus, während Hegel kein Endziel kennt. Marx glaubt, dass Idee, Vernunft und Wirklichkeit erst die Erkenntnis liefern, während Hegel nur Prozesse betrachtet.
Welche verschiedenen Formen des Marxismus gibt es?
Der Marxismus wurde von Lenin zum Marxismus-Leninismus, von Stalin zum Stalinismus und von Mao Tse-Tung zum Maoismus weiterentwickelt. Alle diese Spielarten können unter dem Begriff Kommunismus zusammengefasst werden. Der Marxismus selbst ist nur die Grundlage der entstandenen Theorien und Staatsformen.
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- Benjamin Stemmer (Author), 1999, Die Grundlagen des Marxismus und der Hegel`schen Dialektik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95874