Thomas von Aquin
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Geschichtlicher Leithintergrund:
- durch die Kreuzzüge (1096-1270 n. Chr.) und das Eindringen der Osmanen kamen aristotelische Gedanken, die gr. Philosophie und orientalische Wissenschaften nach Europa.
- Entstehung der Universitäten (Paris, Oxford, Padua, Köln, Bologna). Sie sind die Träger der scholastischen Philosophie.
- Entstehung von Orden (Dominikaner, Franziskaner)
Die Synthese
Thomas von Aquin versucht die beiden widerstreitenden Weltansichten des Aristoteles und des christlichen Glaubens miteinander zu versöhnen, ohne dass eine der Beiden ihres Rechtes beraubt wird. Diese Synthese legt er in vielen umfangreichen Werken nieder, unter anderem in der großen „Summe der Theologie“ oder der „Summe wider die Heiden“. Dabei gelangt Thomas zum Ergebnis, dass der Glaube mit der übernatürlichen Wahrheit zu tun hat, die natürliche Vernunft dagegen richtet sich primär auf die Weltwirklichkeit fiAusgangspunkt der Welterkenntnis ist die sinnliche Erfahrung, und das Kriterium ihrer Wahrheit ist die rationale Einsichtigkeit. In bestimmten Grenzen ist auch die natürliche Vernunft zu einer Erkenntnis Gottes fähig, so lassen dich das Dasein Gottes und gewisse allgemeinste Bestimmungen seines Wesens auf natürliche Weise einsehen.
Thomas glaubt, dass Vernunft und Glaube von Gott stammen. Dieser schafft einerseits den
Glauben, andererseits ist er der Schöpfer der natürlichen Vernunft. Darum können sie nicht in Widerstreit zueinander stehen. In dieser Synthese kommt dem Glauben ein gewisser Vorrang zu („ Die Gnade hebt die Natur nicht auf, sondern vollendet sie“).
Eine große Neuerung in der Geschichte des philosophischen Gedankens ist , dass im Denken des Thomas die welthafte Wirklichkeit in weiterem Umfang für das natürliche Erkennen freigegeben wird. Nach Gott ist für Thomas nicht, wie für Augustinus, die Seele, sondern die Welt , das wichtigste Thema. Thomas sieht die Welt in der ganzen Fülle ihrer Gestalten, wie sie sich den Sinnen darbietetfi „Weltlichkeit“ des Thomas.
Erkenntnistheorie und Ontologie
Thomas unterscheidet an den Dingen Stoff und Form: Den Stoff vernachlässigt er fast ganz. Dagegen erblickt er in den Formen das Wesen der Dinge. Die Formen (Wesenheiten) existieren ursprünglich als Ideen im Geiste Gottes. Wenn nun die Philosophie die Formen aus der Wirklichkeit heraushebt, dann denkt sie damit die Gedanken nach, die Gott mit der Welt hat. Das ist dem Mensch nur möglich, weil er eine „teilhabende Ähnlichkeit mit dem göttlichen Geiste“ besitzt. Thomas glaubt nicht, dass der Mensch sich frei sein Weltbild entwerfen könne. Er hält streng daran fest, dass das Erkennen des Menschen an die von Gott gemäß den Ideen geschaffene Seinsverfassung der Wirklichkeit gebunden ist. Das bedeutet ein entscheidendes Festhalten an der Möglichkeit wahrer und objektiver Erkenntnis. Thomas lehnt die Ansicht, dass die menschlichen Erkenntniskräfte nur ihre eigene Modifikation erkennen mit zwei Gründen ab:
1.) „Wenn unsere Denkkraft ausschließlich subjektive , in der Seele befindliche species erkennen würde, dann könnten die Wissenschaften sich auf keine außerhalb des Denkens stehende Objekte beziehen. „.
2.) Aus der subjektivischen Deutung des menschlichen Erkennens ginge hervor, dass alles , was erkannt wird, wahr ist und somit auch zwei widersprechende Behauptungen zugleich wahr sind . Das bedeutet die Aufhebung jedes Unterschiedes zwischen Wahr und Falsch.
Gottes Gedanken
Jeder Wirklichkeitsbereich im stufenförmigen Aufbau der Welt steht um so höher, je mehr in ihm die Form über dem Stoff erhaben ist.
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Dieser Stufenbau ist nicht statisch, sondern dynamisch. Alles strebt vom ungeformten Stoff weg zur Form. Der Stoff ist die bloße Möglichkeit geformt zu werden. Je mehr Form etwas erhält, um so wirklicher wird es. So findet im ganzen der Welt ein unablässiges Streben von der Möglichkeit zur Wirklichkeit statt. Wenn das der Fall ist, dann muss das zuhöchst Erstrebte die reine Wirklichkeit , ohne alle Möglichkeit seinfiGott (reiner Geist, reine Form). Damit scheint Gott in gewisser Weise, als das selbst nicht bewegte höchste Prinzip, auf das hin sich alles bewegt, in das Weltgeschehen einbezogen zu werden. Von daher legt sich eine pantheistische Fassung des Gottesbegriffes nahe. Um diesen pantheistische Konsequenzen zu entgehen, greift Thomas auf den Schöpfungsgedanken zurück. Dieser Schöpfungsgedanke im strengeren Sinne setzt voraus, dass es zwischen Schöpfer und Geschöpf einen unendlichen Abstand gibt. Ein solcher lässt sich nicht durch natürliche Vernunft erklären, sondern nur durch den Glauben.
Gottesbeweise
Das Dasein Gottes lässt sich auf dem Wege der natürlichen Vernunft einsehen. Hier setzen die fünf, in der Summe der Theologie enthaltenden Gottesbeweise ein. Der erste Beweis geht aus der Erkenntnis hervor, dass jede Bewegung durch ein Bewegendes hervorgerufen wird. Man kann diese Kette aber nicht ins Unendliche fortsetzen, denn dann gäbe es kein erstes Bewegendes und infolgedessen auch kein anderes Bewegtes. Deshalb ist es notwendig, dass man an ein erstes Bewegendes kommt, das von nichts bewegt wird, und darunter verstehen alle Gott. Der zweite, dritte, vierte und fünfte Beweis sind im eigentlichen nur Abwandlungen des ersten Beweises. Der zweite Beweis handelt vom Erstverursachenden, der dritte von der ersten Notwendigkeit, der vierte Beweis von der Stufenfolge, die wir in allem Sein finden und der fünfte Beweis (theleologischer Beweis) handelt vom Gedanken des Zwecksatzes. In jedem dieser Gottesbeweise ist das erste bzw. das höchste Glied Gott. Thomas beweist aber nicht nur das Dasein Gottes, sondern auch das Wesen Gottes, oder er meint es zumindest zu erkennen. Wie bei den Gottesbeweisen geht er auch hier von der Weltwirklichkeit aus, und zwar benutzt er den Weg der Analogie. Da der Mensch von Gott geschaffen ist, hat er auch etwas vom Wesen Gottes in sich. Das Gutsein Gottes ist zwar analog zum menschlichen Gutsein, doch ist sie zugleich ganz anders und darüber erhaben. So erfasst der Mensch auf dem Wege der Analogie etwas vom Wesen Gottes, aber nur in einem schwachen Umriss. Eine vollständigere Erkenntnis Gottes kann nur der Glaube erlangen. („Das höchste Wissen von Gott, das wir in diesem Leben erlangen können, besteht darin, zu wissen, dass er über allem ist, was wir von ihm denken“).
Textquellen:
1.) Aus “Die philosophische Hintertreppe“: „Thomas oder der getaufte Verstand“.
2.) Lehrbuch: Kleine Weltgeschichte der Philosophie
3.) DTV Atlas zur Weltgeschichte
Bildquelle: Microsoft Encarta 97 Enzyklopädie
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