I. Analyse der Klassensituation/Bedingungsanalyse
In der Klasse befinden sich sieben Schüler, davon sind zwei Mädchen und fünf Jungen (es werden jedoch noch weitere acht Schüler, die wir leider nicht genau kennen, an dieser Sportstunde teilnehmen.
Es steht uns eine Doppelstunde am Donnerstagmorgen vor der großen Pause zur Verfügung. Die Zeit ist trotzdem etwas knapp bemessen und wir werden eventuell eine Station aus unserem Zirkel entfallen lassen müssen. Auch räumlich sind wir relativ begrenzt, denn uns steht nur eine Hallenhälfte zur Verfügung. Wir sind deshalb angehalten, darauf zu achten, das die verschiedenen Stationen klar voneinander abgegrenzt sind und die Schüler einen eindeutigen Start- und Endpunkt an der jeweiligen Station bekommen. Dies geschieht durch Kennzeichnung der Punkte und des Richtungsverlaufs beim Rollbrettslalom durch buntes Kreppklebeband. Der genaue Aufbau und Ablauf der einzelnen Stationen wird unten noch näher erläutert.
Timo, Tobias, Rolf-Dieter und Daniel sind im Sportunterricht meist begeistert dabei und zeigen auch keine Furcht vor den Geräten. Sie besitzen eine angemessene Geschicklichkeit in ihren Bewegungen und ein ausreichendes Gefahrenbewußtsein.
Melanie und insbesondere Andrea benötigen voraussichtlich ein hohes Maß an verbaler und praktischer Unterstützung.
Andreas braucht in jedem Falle eine feste Bezugsperson, die ihn praktisch unterstützt und verhindert, daß er nicht einfach davonläuft oder Sachen durch die Halle schmeisst, denn er nimmt zwar gerne am Sportunterricht teil, kann jedoch meist keine Regeln einhalten und versucht immer eine Betreuungsperson auf sich zu ziehen, indem er gezielt den Ablauf des Geschehens durcheinander bringt.
II. Sachanalyse
Psychomotorik ist die Bezeichnung für die Gesamtheit der Bewegungen, die durch psychische Vorgänge geprägt sind, also die Verschmelzung von psychischen und motorischen Funktionen. Psychische Vorgänge kommen somit im Bewegungsablauf zum Ausdruck. Besonders deutlich äußert sich das psychische Geschehen beispielsweise bei Angst- und Schreckreaktionen.
Die Psychomotorik kann auf verschiedene Art und Weise durch psychische Krankheiten oder Hirnläsionen gestört werden. Bei manischen Zuständen ist zum Beispiel das psychomotorische Tempo beschleunigt, bei Bewußtseinseintrübung dagegen ist es verlangsamt. Bei Erkrankungen des Nervensystems, wie z.B. Psychosen kann Bewegungsarmut (Hypokinese) oder Bewegungsüberschuß (Hyperkinese) auftreten.
Eine Teildisziplin der Psychomotorik ist die Motologie. Sie ist die Lehre von der Motorik als Grundlage der Handlungs- und Kommunikationsfähigkeit, ihrer Entwicklung, ihrer Störungen und ihrer Förderung.
Motopädagogik als Konzept der Erziehung durch Bewegung, sowie die Mototherapie als Methode zur Behandlung von Auffälligkeiten, Retardierungen und Störungen im psychomotorischen Verhaltens- und Leistungsbereich bieten Möglichkeiten, den einzelnen Störungssymptomen entgegenzuwirken.
Bewegungsungeschick führt häufig zu Verhaltens- und Lernstörungen. Hier sind psychomotorische Förderstunden indiziert. Seltener führen psychosoziale Störungen, neurotische Konflikte und Beziehungsstörungen zu Bewegungsauffälligkeiten (Ausnahme s.o. Hyperkinese, Hypokinese). Hier ist die Mototherapie nur in Verbindung mit Psychotherapie, Familientherapie und dergleichen indiziert.
Die Störungssymptome in ihrer Interdependenz:
motorischer Steuerungsmange ⇔ Verhaltenssteuerungsmangel
Bewegungsstörungen ⇒ emotionale Störungen
Perzeptionsstörungen ⇐ soziale Störungen
Konzentrationsstörungen Lernstörungen
Die Handlungskompetenz einer Person beinhaltet somit ein Beziehungsgeflecht der Ich-Kompetenz, der Sachkompetenz und der Sozialkompetenz.
Im Laufe Der kindlichen Entwicklung findet u.a. das sensomotorische Lernen statt, d.h. Wahrnehmung und Bewegung bereichern sich gegenseitig.
Die 10 Sinne zur Wahrnehmung beim Menschen:
1. Olfaktorischer Sinn Nase (riechen)
2. Gustatorischer Sinn Zunge (schmecken)
3. Optischer Sinn Auge
4. Akustischer Sinn Ohr
5. Raumlagesinn Innenohr, Bogengänge
6. Kinästhetischer Sinn Muskeln, Gelenke
7. Temperatursinn Haut
8. Schmerzsinn Haut
9. Tastsinn Haut
10. Drucksinn Haut
Bei Kindern mit einer körperlichen und/oder geistigen Behinderung werden diese Sinne mehr oder weniger stark beeinträchtigt. Das führt zu Wahrnehmungsstörungen in den unterschiedlichsten Bereichen womit eine eingeschränkte psychomotorische Entwicklung einhergeht.
Stationen
Übungen zum Raumlagesinn/Vestibularsinn:
1. Schaukel: Die Schüler legen sich in verschiedenen Positionen auf die schwingende Schaukel. Sie können sich mit der Körperlängsachse entweder in Richtung oder quer zur Schaukelbewegung legen. Je nach Geschick und Mut der einzelnen Schüler können sie sich mal auf allen Vieren oder frei stehend auf der Schaukel umherbewegen. Für Andreas wird diese Übung sich wohl hauptsächlich auf das Liegen beschränken, was eine beruhigende Wirkung auf ihn haben müsste. Je nach Lage der Situation sollte er jedoch dazu animiert werden, sich zumindest im Kniestand auf die Schaukel zu stellen. Auf der Schaukel sollten nach Möglichkeit nicht mehr als zwei Schüler gleichzeitig sein. Bei Timo, Andreas und Andrea sollte eine BetreuerIn eventuell mit auf die Schaukel um sie zu führen.
2. Rollbrettslalom: Die Schüler bekommen je ein Rollbrett auf dem sie sich bäuchlings liegend aus eigener Kraft um den Hütchenparcours bewegen. Die Übung kann auch variiert werden, indem sie sich rücklings auf das Brett legen und/oder sich vom Partner ziehen bzw. Schieben lassen. Melanie, Daniel und Andrea werden voraussichtlich besonders motiviert werden müssen, sich aus eigener Kraft zu bewegen. Bei Andreas, sind wir uns nicht sicher, ob er sich selbst bewegt, geschweige denn sich überhaupt auf das Brett legt. Er muß besonders angeleitet werden und eventuell geschoben/ gezogen werden.
Falls die Zeit zu knapp wird, werden wir eine der folgenden Stationen wegfallen lassen:
Übung zum Kinästhetischen Sinn und zum Tastsinn:
3. Luftballonliegen: Die Kinder legen sich auf das Betttuch und können sich je nach Lust und Laune darauf bewegen. Wir denken, daß die Schüler überfordert wären, wenn wir sie darauf hinweisen würden, ruhig zu liegen und sich lediglich auf ihre Körperhaltung und Gelenkstellung zu konzentrieren, und eventuell sogar zu beschreiben, was sie dabei empfinden. Deshalb werden wir uns darauf beschränken, daß sie zumindest eine Zeit lang ruhig in einer Lage verharren um den eigenen Körper in dieser Position unbewußt wahrzunehmen. Für Rolf-Dieter und Tobias wird es schwierig sein, Ruhe zu finden. Deshalb sollte man darauf achten, daß sie nach Möglichkeit direkt nach dem Rollbrettfahren zu dieser Station kommen, da die vorangegangene Übung doch kraftaufwendig war.
Übung zur allgemeinen Bewegungsgeschicklichkeit:
4. Hindernislauf: Die Schüler gehen nacheinander durch den Parcours und stellen sich danach wieder vorne an. Die Schwierigkeit bei dieser Übung besteht darin, von einer gewissen Höhe zu springen und sich danach durch einen Tunnel zu bewegen. Manche Schüler (insbesondere Andrea) werden vielleicht nicht den Mut dazu aufbringen. Auch bei Andreas wird wohl eine Führung durch den Betreuer notwendig sein.
Übung zur Augen-Hand-Koordination und zur Kinästhetik:
5. Ballwerfen: Die Kinder versuchen so viel Bälle wie möglich mit unterschiedlichen Gewicht in einen Drahtkorb zu werfen. Dabei sollte ihnen der Freiraum gelassen werden, innerhalb des abgegrenzten Raumes eigene Spiele und Varianten mit den Bällen zu kreieren. Andreas und Melanie müssen wahrscheinlich besonders angeleitet und motiviert werden.
- Arbeit zitieren
- Roland Müller (Autor:in), 1998, Sonderpädagogik-Unterrichtsentwurf - Sport, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95845
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