Für die Ansiedlung der "Forum Recht" genannten ambitionierten Einrichtung werden verschiedene Standorte in Karlsruhe diskutiert. Unter anderem ist dabei auch das ehemalige Markgräfliche Palais vom Beginn des 19. Jahrhunderts im Gespräch, das Karlsruhes klassizistischer Stadtbaumeister Friedrich Weinbrenner entworfen hat. Diese Arbeit behandelt die historischen Rahmenbedingungen, die einstige Zweckbestimmung sowie den Entwurfsprozess dieses wichtigen Palais´, das seit seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg nur noch im Äußeren seine ehemalige Gestalt erahnen lässt.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Rezeptions- und Forschungsgeschichte
3. Baden und Karlsruhe im Zeitalter Weinbrenners
4. Friedrich Weinbrenners künstlerischer Werdegang
5. Planungs- und Baugeschichte
6. Beschreibung der Gebäude und des Gartens
6.1. Gartenanlage
6.2. Gartenhaus
6.2.1. Entwurf I
6.2.2. Entwurf II
6.2.3. Entwurf III
6.3. Das Markgräfliche Palais
6.3.1. Erster Entwurf
6.3.2. Zweiter Entwurf
6.3.3. Dritter Entwurf
6.3.3.1. Grundriss
6.3.3.2. Äußeres
6.3.3.3. Innenausstattung
7. Weinbrenners Quellen
7.1. Antike
7.2. Palladio
7.3. Revolutionsarchitektur
8. Verbindungslinien zwischen Theorie und Praxis – Weinbrenners „Architektonisches Lehrbuch“
9. Conclusio
10. Literatur
Vorwort
Zu allererst gilt mein Dank Herrn Prof. Matthias Untermann und Herrn Prof. Michael Hesse, die diese Arbeit zur Betreuung angenommen haben. Was ich ihnen an Wissen, Einsichten und Methodenkritik verdanke, hoffe ich, mit dieser Probe zurückzugeben.
Dr. Julian Hanschke vom Baugeschichtlichen Institut der Architekturfakultät des KIT lieferte mir erste wertvolle Hinweise und gab mir Einblicke in sein Projekt der digitalen Visualisierung von Weinbrenner-Bauten. Angelika Scholl vom Landesamt für Denkmalpflege in Karlsruhe war mir beim Sichten des Fotomaterials behilflich und stellte mir die Pläne und Skizzen von Arthur Valdenaire bereit. Die Damen und Herren des Generallandesarchivs halfen mir, mich in der Systematik des Archivs zurechtzufinden und die Tücken eines Mikrofilmlesegeräts zu handhaben. Herrn Dr. Gerhard Kabierske vom Südwestdeutschen Archiv für Architektur und Ingenieurbau am KIT (saai) danke ich sehr für seine großherzige Bereitschaft, sich einen ganzen Tag für mich Zeit zu nehmen und mir die empfindlichen Schätze seiner Metallschränke vorzulegen. Dank der freundlichen Hilfe von Frau Dr. Dorit Schäfer, der Leiterin des Kupferstichkabinetts in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, konnte ich die kostbaren, hinreißenden Originalzeichnungen Weinbrenners studieren und fotografieren, was mich einen ganz großen Schritt weiterbrachte. Ein besonders herzlicher Dank geht an meinen Kommilitonen, den eingefleischten Weinbrenner-Kenner Georg Kabierske, der mir in großzügiger Weise Fotomaterial zur Verfügung stellte und mich mit vielen zusätzlichen Hinweisen versorgte. Nicht zuletzt danke ich meiner Mensa-Runde für ihren manchmal ironischen, aber immer wohlmeinenden Zuspruch.
Auf privater Ebene gebührt meinen Eltern der größte Dank für ihre nie versiegende Geduld und Unterstützung. Den Anteil, den die Haushalts- und Pflegekräfte Henryka Woźniak, Agnieszka Piórkowska und Violeta Melnicenco zum Entstehen dieser Untersuchung beigetragen haben, kann ich nicht hoch gut einschätzen. Hätten sie mir durch ihre aufopferungsvolle Tätigkeit nicht den Rücken freigehalten, hätte diese Abschlussarbeit nicht geschrieben werden können.
1. Einleitung
Der verstohlen durch einen Türrahmen gerichtete Blick des Fotografen erfasst eine Superposition von Rundbogenarkaden (Abb. 1), die einer Ruine anzugehören scheinen. Doch diese romantisch anmutenden, von vergangener Größe kündenden Überreste, die Friedrich Weinbrenner sicherlich gefallen und zeichnerisch festgehalten hätte, befinden sich nicht in Rom, nicht in Italien. Sie stehen respektive standen in Karlsruhe - es ist Weinbrenners eigenes Bauwerk, das durch die Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges seinerseits zur Ruine geworden ist und nun gleichfalls von einer Vergangenheit erzählt, die es so nicht mehr gibt.
Auch vielen, wenn nicht den meisten Bauten Friedrich Weinbrenners ist das Schicksal zuteilgeworden, im Laufe der Jahrhunderte aus dem Stadtbild zu verschwinden oder nur noch in rudimentärer Form auf uns zu kommen. Gleichwohl können wir uns dank der Fülle an überlieferten Plänen und Zeichnungen noch immer ein recht gutes Bild von ihrer ehemaligen Erscheinung machen.1 Der behördliche Schriftverkehr zu Weinbrenners herrschaftlichen und öffentlichen Bauten hat sich im Generallandesarchiv in Karlsruhe (GLA) erhalten. Dieses, das Stadtarchiv Karlsruhe sowie das Landesamt für Denkmalpflege, Außenstelle Karlsruhe bewahren überdies Schwarzweißfotografien untergegangener Gebäude auf. Als nachteilig für die Erforschung von Weinbrenners Oeuvre erweist sich jedoch, dass die Archivalien und Materialien zu dessen Verständnis in Karlsruhe auf mindestens fünf Institutionen verteilt sind.2 Glücklicherweise wurde jedoch im saai ein Register angelegt, in dem die verstreuten Quellen zu Weinbrenner und seinen Schülern übersichtlich zusammengeführt sind.
In dieser Arbeit soll der Versuch unternommen werden, eines der Hauptwerke Weinbrenners, das Markgräflich-Hochbergsche Palais am Rondellplatz in Karlsruhe, das zwar im Bewusstsein der Öffentlichkeit immer präsent war, über das jedoch vergleichsweise wenig bekannt ist, wiederauferstehen zu lassen. Der Fokus soll daher auf einer gründlichen Beschreibung des Gebäudes, insbesondere aber auf einer Analyse des Grundrisses liegen, um Weinbrenners in der Forschung stets hervorgehobene glückliche Grundrisseinteilung anschaulich zu machen. Denn, wie Max Koebel es ausdrückt, der Beschauer habe angesichts der Bauten Weinbrenners das Gefühl einer „bewussten, aber unauffälligen Meisterschaft“.3
Da sich sowohl für das Gartenhaus als auch für das Hauptgebäude nicht weniger als drei unabhängige Entwürfe erhalten haben, wird auch auf die Genese des Entwurfsprozesses einzugehen sein. Dabei wird sich zeigen, dass Weinbrenner in der Abfolge der drei Planungsphasen zu immer komplexeren Lösungen voranschreitet.
Neben einleitenden Kapiteln, die der Rezeptions- und Forschungsgeschichte, den historischen Rahmenbedingungen und Weinbrenners künstlerisch-intellektueller Entwicklung gewidmet sind, soll am Ende der Arbeit versucht werden, seine verarbeiteten Quellen aufzuzeigen, das Markgräfliche Palais mit den theoretische Äußerungen in seinem „Architektonischen Lehrbuch“ zu korrelieren und die Aussage seines wiederholt als „schlicht“ und „trocken“ geschmähten Stils zu erhellen.
2. Rezeptions- und Forschungsgeschichte
Entsprechend der Bedeutung, die Weinbrenner als Städteplaner und Architekt im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts und darüber hinaus, aufgrund seiner aufgeführten Bauten, seines „Architektonischen Lehrbuches“ und seiner immensen Zahl an Schülern4, zukam, der hohen Wertschätzung folgend, die seine Zeitgenossen ihm entgegenbrachten5, haben sich bis in die Gegenwart Architekten und Kunsthistoriker mit seinem Werk auseinandergesetzt.6 Dennoch ist sein Bild, die Bewertung seiner Architektur entsprechend den sich wandelnden ästhetischen Einstellungen und Moden im Laufe von mehr als 200 Jahren starken Schwankungen unterworfen gewesen. Der Erforschung seines Werks waren bis heute nachwirkende z.T. harsche Kritiken und der bruchstückhafte Erhaltungszustand seines Oeuvres nicht dienlich, sodass es seit der bald 100 Jahre alten einzigen Weinbrenner-Monografie von Arthur Valdenaire aus dem Jahre 1919 niemand mehr gewagt hat, sein Gesamtwerk zusammenfassend darzustellen.7
Vereinfacht gesprochen lassen sich drei Phasen der Weinbrenner-Rezeption unterscheiden8: 1) bis ca. 1840 herrschten Bewunderung, Wertschätzung, Verehrung vor; 2) bis um 1900 war Weinbrenners Ansehen kontinuierlich im Sinken begriffen, es mehrten und verschärften sich die negativen Urteile über seine Bauweise, der Heroisierung Schinkels in der „Berliner Schule“ lief die Ablehnung Weinbrenners parallel; 3) in den Jahren um 1900 vollzog sich ein Meinungsumschwung, mit dem Aufkommen eines Neoklassizismus vor dem Ersten Weltkrieg setzte auch eine Wiederentdeckung Weinbrenners ein, an welcher der an der Karlsruhe Kunstgewerbeschule wirkende Künstler Max Läuger einen nicht unwesentlichen Anteil hatte.
Zu Lebzeiten wurde Weinbrenner in den Künstlerlexika und Enzyklopädien stets mit ausführlichen, lobenden Artikeln bedacht.9 Zwei Jahre nach seinem Tod wird er im Neuen Nekrolog der Deutschen noch mit einem zwanzigseitigen Nachruf gewürdigt, der mit Blick auf die zahlreichen Hindernisse, die sich dem nach Bildung Strebenden entgegenstellten, bewundernd konstatiert, „dass ein kraftvoller Geist stets sich seine eigene Bahn bricht.“10
Jedoch verliert nach den Befreiungskriegen von 1813/14, im Zuge des aufkommenden deutschen Patriotismus und der Romantik mit ihrer Mittelalterverehrung die Weinbrennersche Richtung mehr und mehr an Ansehen. Weinbrenners Schüler Heinrich Hübsch bricht mit dem Klassizismus seines Lehrers und wendet sich einer romantischen Architekturauffassung zu, welche die antiken Säulenordnungen verwirft, die architektonische Form aus der Konstruktion heraus entwickelt und gegen die Putzbauten Weinbrenners die „Wahrheit des Materials“ propagiert.11 Insbesondere Weinbrenners Verhältnis zur Stilfrage und seine Nichtberücksichtigung der Gotik12 boten Angriffsflächen, sodass der Berliner Kunsthistoriker Gustav Friedrich Waagen 1845 in seinen Reisebeschreibungen über Deutschland Weinbrenner „Styl- und Charakterlosigkeit“ vorhalten konnte.13 Die Weinbrenners Bauten in der Folge zugeschriebenen Attribute reichten von „gewisse Magerkeit und Dürftigkeit“14, über „monoton und leer“, „keine für das Auge wohltuende Abwechslung der Form“15 und erreichten in dem vernichtenden Urteil des Kunsthistorikers Alfred Woltmann, das dieser 1875 im Rahmen der Badischen Biographien fällte16, ihren Höhepunkt.
Am Ende des 19. Jahrhunderts finden sich dagegen bei Wilhelm Lübke und Cornelius Gurlitt differenziertere Einschätzungen, die Weinbrenner aus seiner Zeit heraus zu verstehen suchen („durch die dürftigen Zeitverhältnisse auf´s Aeußerste in den Mitteln beschränkt“), ihm „würdige Verhältnisse“ und „vorzügliche Grundrißanlagen“17 bescheinigten und im Klassizismus nicht nur einen Epochenbegriff sahen, sondern ihn als einen Stil mit dem „Wunsch nach architektonisch ruhiger Gestaltung der Massen im Gegensatz zum malerisch reichen Detail“18 definierten.
Mit den Jahren um 1900 setzte eine Neubewertung Weinbrenners ein, sodass Ferdinand Antoni bereits 1909 feststellte: „Jedenfalls gilt Weinbrenner heute bei den jüngeren Architekten als einer der Meister jener Zeit und wird neben Schinkel in Berlin gestellt.“19 In der Weimarer Republik fungierte Weinbrenner als Referenzpunkt in Geschichte und Praxis der Architektur, wozu die Bauzeitschriften nicht unwesentlich beitrugen. 1919 erschien die bereits erwähnte Abhandlung des Weinbrenner-Forschers Arthur Valdenaire20, der seine Karriere als Architekt im Atelier des Universalkünstler Max Läuger begonnen hatte, in der eine Vielzahl an Werken in chronologischer Reihenfolge textlich und bildlich vorgestellt werden.
Seither hat sich die Weinbrenner-Forschung mit speziellen Fragestellungen (Lankheit: Denkmalskult; Leiber: Städtebau; Schumann: Architektonisches Lehrbuch) oder Gebäudegattungen (Elbert: Theater; Im: Bürgerhäuser) beschäftigt. Publikationsforum für einschlägige Arbeiten zu Weinbrenner ist die seit 1988 herausgegebene Reihe „Weinbrenner und die Weinbrenner-Schule“ (bislang sind sieben Bände erschienen). Da der Großteil der Dokumente zu Weinbrenners Tätigkeit in verschiedenen Karlsruher Institutionen aufbewahrt wird, ist die Forschung im Wesentlichen auch am dortigen Institut für Baugeschichte angesiedelt. Eine in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe 1977 zum 150. Todestag des Architekten veranstaltete Ausstellung blieb eher auf den lokalen Horizont beschränkt und sparte verschiedene Facetten von Weinbrenners Schaffen aus. Diesem Manko abzuhelfen, unternahm eine im Rahmen des 300. Stadtjubiläums der Stadt Karlsruhe 2015 organisierte Schau in der Städtischen Galerie, die einen umfassenden Blick auf den Baukünstler und seinen Wirkungskreis bot: angefangen von frühen Studienblättern über Landschaftsskizzen, die er während seiner Studienjahre in Italien angefertigt hatte, über die großformatigen Rekonstruktionen antiker Bauten konnte man einen in der Öffentlichkeit bisher weitgehend unbekannten Weinbrenner entdecken. Ausführlich wurde sein städtebauliches und baukünstlerisches Schaffen in Karlsruhe gewürdigt, in welchem Zusammenhang erstmals auch digitale Visualisierungen des Inneren des Markgräflich-Hochbergschen Palais´ und ausgewählte Fragmente der 1957 geborgenen Stuckfriese präsentiert wurden. Die Ausstellung machte mit der heute nahezu gänzlich verschwundenen Grünzone am Südrand der Stadt, dem „Karlsruher Gartenreich“21, bekannt und weitete den Blick auf Weinbrenners Tätigkeit außerhalb Badens, seine vielbesuchte Bauschule und seinen ausgedehnten Schülerkreis. 2011 wurde von Ulrich Maximilian Schumann die Friedrich-Weinbrenner-Gesellschaft ins Leben gerufen, die aber bislang in der interessierten Öffentlichkeit noch kein breites Echo gefunden hat.22 Wie sehr Weinbrenner auch heute noch vermarktet wird, macht eine erst unlängst erschiene 36-seitige Broschüre der TechnologieRegion und des Kulturamts der Stadt Karlsruhe deutlich.23
3. Baden und Karlsruhe im Zeitalter Weinbrenners
Friedrich Weinbrenners Lebensspanne fällt in eine überaus turbulente Epoche, in der die Französische Revolution und die anschließende Napoleonische Herrschaft Europa von Grund auf veränderten und auch Deutschland und mit ihm Baden ein neues Gesicht gaben.24 Weinbrenner wurde 1766 in der kleinen Markgrafschaft Baden-Durlach geboren, die seit zwanzig Jahren von Karl Friedrich (1728-1811), einem dem aufgeklärten Absolutismus zuneigenden Fürsten, regiert wurde, der dank „seiner persönlichen Integrität und vorbildlichen landesväterlichen Fürsorge“ bald hohes Ansehen genoss.25 Als Weinbrenner 1826 starb, war aus der kleinen Markgrafschaft ein Großherzogtum geworden, dessen Territorium und Einwohnerzahl sich um ein Vielfaches vermehrt hatten(Abb. 2).26 Karlsruhe, die 1715 erst neu gegründete Residenz der protestantischen Markgrafen von Baden-Durlach, bestand in Weinbrenners Jugend aus wenig mehr als aus dem Schlossbezirk und einer einzigen „Langen Straße“.27
Gemäß einem 1765 geschlossenen Erbvertrag kam 1771 mit dem Erlöschen der katholischen Linie Baden-Baden deren Gebiet zu Durlach. Mit der linksrheinischen Besetzung durch die französische Revolutionsarmee verlor die wieder vereinigte Markgrafschaft ihre dortigen Besitzungen, die sie im Frieden von Lunéville (1801) an Frankreich abtreten musste. Die reichstreue Gesinnung Karl Friedrichs wurde auf eine Probe gestellt, weil der badische Verhandlungsführer Sigismund Freiherr von Reitzenstein (1766-1847), der seinen Landesfürsten aufforderte, „auf die französische Karte zu setzen und das große Spiel zu wagen“, in Paris die Zusage von Entschädigungen für die links des Rheins eingebüßten Gebietsteile erwirkt hatte. Aufgrund der Grenznähe zu Frankreich war es ein Gebot politischer Klugheit, sich an den Nachbarn anzulehnen und sich seiner Gunst zu versichern. Weil Frankreich ein Interesse daran hatte, auf der rechten Rheinseite einen Pufferstaat entstehen zu lassen, wurde Baden bei den Gebietsentschädigungen von 1802/3 (Reichsdeputationshauptschluss)28 unverhältnismäßig reich bedacht: die ehemalige Kurpfalz mit Mannheim und Heidelberg, das Hochstift Speyer sowie Teile der Bistümer Straßburg und Konstanz fielen u.a. an Baden, das überdies 1803 zum Kurfürstentum erhoben wurde. Die Integration der neu hinzugewonnenen Gebietsteile bedurfte beträchtlicher reformerischer Anstrengungen, da Territorien mit ganz verschiedenen Verwaltungs-, Konfessions- und kulturellen Traditionen zusammengeführt werden mussten.29 Um einen einheitlichen Staats- und Untertanenverband zu schaffen, erließ Karl Friedrich 13, von Geheimrat Friedrich Brauer (1754-1813) entworfene Organisationsedikte, die zwischen dem 4. Februar und dem 13. Mai 1803 veröffentlicht wurden.30
Von den Siegen und der Machterweiterung Napoleon Bonapartes profitierte auch das mit Frankreich verbündete Baden. Nach der Niederlage Österreichs am 2. Dezember 1805 bei Austerlitz und der siegreichen Beendigung des Dritten Koalitionskriegs fielen Baden weitere Gebietserwerbungen in den Schoß: der am 26. Dezember 1805 in Pressburg unterzeichnete Friedensvertrag vergrößerte das Territorium um den Breisgau und die Ortenau, die Stadt Konstanz und die Insel Mainau gehörten fortan zum Kurfürstentum. Napoleons bekannte Heiratspolitik zwang dem Bedenken tragenden Karl Friedrich eine dynastische Eheschließung auf: um Baden enger an sich zu binden, vermählte er im April 1806 seine Adoptivtochter Stéphanie Beauharnais mit Karl Friedrichs Enkel, dem Erbprinzen Karl (1786-1818), in Paris.
Infolge des Rheinbundvertrages, den 16 vornehmlich süddeutsche Fürstentümer am 12. Juli 1806 in Paris mit Frankreich schlossen, womit sie aus dem Reichsverband ausschieden und den österreichisch-deutschen Kaiser Franz II. zur Auflösung des Heiligen Römischen Reiches nötigten, konstituierte sich im August 1806 Baden als Großherzogtum mit einer Fläche von 250 Quadratmeilen und einer Einwohnerzahl von fast einer Million. Der Preis für die Gewährung voller Souveränitätsrechte lag in einer politischen Abhängigkeit von Frankreich. Die Rheinbundstaaten wurden in Napoleons hegemoniales Herrschaftssystem eingegliedert, im Gegenzug für Napoleons Wohltaten wurden finanzielle Beiträge und Truppenstellungen31 gefordert. „Nicht nur die Übernahme der Schulden der neu gewonnenen Territorien, sondern auch der zu erwartende finanzielle Aufwand für deren verwaltungsmäßige Integration mussten den Staatshaushalt unweigerlich stark belasten, zu schweigen von den Kosten für die Gestellung der für Napoleons Kriege geforderten Truppenkontingente und den Kontributionen für dessen Armeen.“32
Weil die von Brauer zwischen 1807 und 1809 mit sieben Konstitutionsedikten angestoßenen Reformen nicht zur Effizienz des Regierungs- und Verwaltungsapparates beitrugen, intervenierte 1808 Napoleon persönlich. Sigismund von Reitzenstein setzte 1809 u.a. mit einer Gebiets- und Verwaltungsreform die Modernisierung fort. Dabei wurde das Baufach, das Friedrich Weinbrenner – seit Ende 1807 Oberbaudirektor – unterstand, dem Finanzministerium zugeteilt. Weinbrenner oblag die Oberaufsicht über das Bauwesen im gesamten Großherzogtum, in Karlsruhe nahm er zugleich die Aufgaben des Baudirektors für das Hof- und Stadtbauwesen wahr.
Bei den zur Verfügung stehenden kärglichen Finanzmitteln war an hochfliegende Pläne für die Stadtgestaltung nicht zu denken. „Bereits 1803 war der Überblick über die zuvor gesunden Staatsfinanzen verloren gegangen; (…) Auch waren die privaten Finanzen des Fürsten von denen des Hofes und des Staates nicht klar getrennt.“33 Außerdem waren Karl Friedrichs jüngster Sohn Ludwig sowie seine zweite, nicht ebenbürtige Gattin, die Reichsgräfin von Hochberg, die er 1787 geheiratet hatte, privat hoch verschuldet.34 „Es wundert daher nicht, dass sich die Finanzierung gerade des für die Gräfin Hochberg errichteten Markgräflichen Palais´ am Rondellplatz – zumal nach dem Tod Karl Friedrichs 1811 – als sehr schwierig gestaltete und sich der Bau von 1804 bis 1814 hinzog.“35
Nachdem Baden unter dem zögerlichen Großherzog Karl (1811-1818) im November 1813 einen Seitenwechsel vollzogen und sich der Antinapoleonischen Koalition angeschlossen hatte, sicherte der Wiener Kongress von 1814/15 den Bestand des Großherzogtums und tastete die Gebietserwerbungen unter Napoleon nicht an. Die 1818 erlassene bürgerlich-liberale Verfassung trug wesentlich zur Stabilität und Einheit des neuen Staatsgebildes bei, indem sie dem Bürgertum Partizipation durch zwei parlamentarische Kammern gewährte und mit der Erweiterung der steuerlichen Belastbarkeit die finanzielle Krise überwand.
Die Stadtentwicklung Karlsruhes musste an diesen rasanten politischen Aufstieg angepasst werden. Aus einem verschlafenen Landstädtchen war fast über Nacht die Hauptstadt eines bedeutenden Mittelstaates geworden, die ein repräsentatives Stadtzentrum, Regierungs- und Verwaltungsgebäude sowie Militäreinrichtungen benötigte. Mitglieder des Hofes verlangten nach standesgemäßen Stadtpalästen und suburbanen Villen am Stadtrand. Es fehlte Karlsruhe an adäquaten öffentlichen Gebäuden (Rathaus, Haus für die Museumsgesellschaft), an Sakralbauten für mehrere Religionsgemeinschaften, an Infrastruktureinrichtungen und öffentlichen Grünflächen. Nicht zuletzt mussten für die zugezogene Bevölkerung, für die Hofbediensteten, Angestellten in der Verwaltung, beim Militär neue Stadtviertel geschaffen werden. Ein dankbares, aber auch herausforderndes Betätigungsfeld für jeden Architekten und Stadtplaner – und Friedrich Weinbrenner, gerade aus Rom zurückgekehrt und voller Tatendrang, stellte sich dieser Herkules-Aufgabe, die er mit einer Schar von Mitarbeitern und Schülern, die er selbst ausbildete, in Angriff nahm.
4. Friedrich Weinbrenners künstlerischer Werdegang
Über die ersten 31 Jahre seines Lebens, seine von ihm selbst so genannte „künstlerische Bildungsgeschichte“36, unterrichtet uns Weinbrenner in seiner ab etwa 1817 aus der Rückschau - „aus keinem Tagebuch gezogen“37 – geschriebenen Autobiografie, die er „Denkwürdigkeiten“ betitelt. Dieser Text, der das Ziel verfolgt, junge talentierte Künstler, die wie er keine geregelte wissenschaftliche Ausbildung erhalten hatten, zum Selbststudium zu ermutigen, wurde, von dem Dichter Johann Heinrich Voss gestrafft und überarbeitet, durch den Historiker und Ästhetikprofessor Aloys Schreiber, bereichert um „Ein Denkmal der Freundschaft“, 1829, drei Jahre nach Weinbrenners Tod, aus dem Nachlass erstmals herausgegeben. Weinbrenners Erinnerungen, im Stil eines Reiseberichts gehalten und daher um zahlreiche unterhaltsame, teils amüsante Anekdoten kreisend, bezeugen seinen unerschütterlichen Willen, sich autodidaktisch mit großem Fleiß und erstaunlicher Zielstrebigkeit die Grundlagen des Bauens anzueignen und in „die Architektur bis zu ihrem höheren Ziele“38 einzudringen. Er legt darin Rechenschaft ab über seinen künstlerischen Werdegang, zählt all die Personen, Erfahrungen, künstlerischen Eindrücke auf, die ihn intellektuell und handwerklich geformt und seine ästhetische Position vermeintlich geprägt haben.
Geboren wird Johann Jakob Friedrich Weinbrenner, so sein voller Name, am 24. November 1766 als zweites Kind des Hofzimmermeisters Ludwig Weinbrenner und seiner Frau Anna Rebekka in Karlsruhe. Sein älterer Bruder Ludwig (1764-1832) wird später den väterlichen Zimmermannsbetrieb übernehmen. Weinbrenner geht ungern zur Schule, er ist nach eigenem Bekunden ein mäßiger Schüler, tummelt sich lieber auf dem Bauhof der Eltern, wo er den Zimmerleuten bei der Arbeit zuschaut und schon bald mit den verschiedenen Hölzern und ihrer technischen Verarbeitung vertraut ist.39 Später wird er bedauern, kein Latein gelernt zu haben – weswegen er die antiken Klassiker nur in Übersetzungen lesen konnte -, aber er empfand „eine wahre Antipathie gegen alles Memorieren“. Für Gerhard Everke sind diese Bemerkungen keineswegs beiläufig, da sie doch auch einen Wesenszug von ihm zum Ausdruck bringen. „Sie offenbaren im Kern sein künstlerisches Selbstverständnis, nämlich Vorgegebenes nicht unreflektiert wiederzugeben, sondern ´mit eigenen Worten´ zu erklären. Auf die Architektur übertragen heißt das, ein in seiner Eigenart vorbildliches Gebäude nicht nachzuahmen, sondern auf der Basis aktueller Entwurfslehren im Respekt gegenüber dem Mustergültigen neu entstehen zu lassen.“40
Im Gegensatz zu seinem älteren Bruder, der dem Zimmermannhandwerk zeitlebens verbunden bleibt, strebt Friedrich schon früh nach Höheren, treibt ihn der unbedingte Wunsch an, „sich über die Schranken des Handwerks zu erheben“. Da es ihm dazu, wie er schmerzlich feststellt, an den nötigen Vorkenntnissen mangelt41, sucht er Versäumtes am Karlsruher Lyzeum und an der dortigen Architektonischen Zeichenschule unter Christian Heinrich Fahsolt nachzuholen, indem er reine und angewandte Mathematik studiert und sich mit dem technischen Zeichnen vertraut macht. Allerdings beklagt er, dass sich in Karlsruhe niemand fände, der die perspektivische Zeichnungslehre gründlich verstünde, und sich die Architekturkenntnis in seiner Heimatstadt auf das handwerksmäßige Errichten gewöhnlicher Bürgerhäuser im damals vorherrschenden französischen (Louis XVI.-) Stil beschränkte. Daher bleibt ihm nichts anderes übrig, als seinen Bildungshunger an anderen Orten zu stillen.
Nach ersten Erfahrungen als Architekt in Zürich, wo er sich von 1787 bis 1789 aufhält, zieht es ihn in die französischsprachige Schweiz (Lausanne, Genf), um ein anvisierten Studium in Paris sprachlich vorzubereiten. Doch der Ausbruch der Französischen Revolution macht seinen Plan zunichte. Stattdessen wendet er sich nach Wien, wo er sich im Frühjahr 1790 für neun Monate an der Kunstakademie einschreibt, um Architekturvorlesungen bei Professor Vinzenz Fischer und Lehrveranstaltungen zum Figuren- und Landschaftszeichnen zu besuchen. Danach begibt er sich über Prag nach Dresden, dessen Akademie ihn aber nicht zu befriedigen vermag, sodass er beschließt, den Winter 1791/92 in Berlin zu verbringen. Nach Wien und Dresden, deren Stadtbild doch sehr stark vom Barock geprägt ist, sollte er erst in Berlin den Geist der Antike finden.42
Der Aufenthalt dort sollte sich als überaus fruchtbar und richtungsweisend für seine weitere Entwicklung erweisen. Er hört dort nicht nur Vorlesungen über Ästhetik bei Karl Philipp Moritz und über Baustofflehre bei Oberbaurat Friedrich Becherer, sondern lernt führende Architekten des Berliner Klassizismus kennen. Carl Gotthard Langhans, dessen nach dem Vorbild der Athener Propyläen konzipiertes Brandenburger Tor damals gerade im Entstehen begriffen ist, nimmt ihn mit zu den unter seiner Leitung aufgeführten Gebäuden. Noch prägender aber wird für Weinbrenner die Begegnung mit dem Architekten und Kunsttheoretiker Hans Christian Genelli (1763-1823), der unlängst aus Rom zurückgekehrt ist und Weinbrenners Blick nach Italien lenkt, „um in jenem Heimatland der Künste (seine) Bildung vollenden zu können.“43
In Berlin erst scheint sich sein ästhetisches Urteil gebildet und geschärft zu haben, erwarb er sich doch durch den Umgang mit Gelehrten eine breitere Kenntnis der „alten und neuen Welt- und Kunstgeschichte“ und durch „Lesung des Vitruv, Winckelmann, Sulzer usw. hellere Ansichten“ und „kam über das Wesen der Architektur mehr ins Klare.“44 Seine in Berlin angefertigte Serie von 26 Alternativentwürfen für eine evangelische Stadtkirche für Karlsruhe, in der Weinbrenner systematisch die Kombination der Pantheon-Rotunde mit einer griechisch-dorischen Tempelfront untersucht, verrät, dass er mit den neuesten Architekturströmungen der französischen Revolutionsarchitektur in Berührung gekommen ist. Im inspirierenden Berliner Umfeld – der junge Friedrich Gilly (1772-1800) tritt mit spektakulären Entwürfen an die Öffentlichkeit, die stereometrisch strenge Baukörper mit weitgehend schmucklosen Wandflächen zeigen45 – findet Weinbrenner zu neuen und eigenständigen Architekturvorstellungen.46
In Berlin47 respektive Potsdam, das er auch besucht, lernt er den von England beeinflussten Palladianismus kennen.48 Auf Anregung Friedrich des Großen ist in Potsdam eine Art Freilichtarchitekturmuseum u.a. mit regelrechten Kopien nach Wohnhäusern von Andrea Palladio entstanden. Colin Campbells Vitruvius Britannicus befand sich nachweislich in der Bibliothek Friedrichs II. von Preußen.49
Während seines nun folgenden langjährigen Rom-Aufenthaltes von 1792-1797 haben sich diese architektonischen Ideen durch den Kontakt mit der französisch-römischen Avantgarde – Stipendiaten, Rompreisgewinner aus Frankreich brachten die von Boullée, Ledoux u.a. forcierten radikalen Gedanken mit nach Rom – weiter konkretisiert und verfestigt, wovon seine Rekonstruktionen literarisch beschriebener antiker Bauwerke und Idealentwürfe während der römischen Zeit Zeugnis ablegen.50 Wulf Schirmer demonstriert am Beispiel der „großen kassettierten Tonnengewölbe“, die in vielen späteren Karlsruher Bauten Weinbrenners begegnen, u.a. im Treppenhaus des Markgräflichen Palais´, dass Weinbrenners Formfindungen ohne den Einfluss der französischen Revolutionsarchitekten, in diesem Falle von Boullées Entwurf zu einer Bibliothèque royale von 1785, nicht denkbar sind.51
Das Studium der antiken Überreste in Rom und Umgebung gestattet dem angehenden Architekten aus dem Badischen einerseits Einblicke in die antike Konstruktionsweise, bieten die verfallenen Ruinen doch vielfach Gelegenheit, die Gebäude im Geiste zu rekonstruieren. Andererseits stellen die Friese, Kapitelle, Gebälke, Wandmalereien, Reliefs usw. ein riesiges Reservoir dekorativer Gestaltungsmöglichkeiten dar, aus dem Weinbrenner gerne schöpft. Und so füllen sich im Hinblick auf spätere Verwendungsmöglichkeiten seine Skizzenbücher mit Rosetten, Rankenfriesen, Fruchtgirlanden, Bodenmosaiken etc.52 Auf zwei längeren Reisen nach Kampanien besucht er die Vesuvstädte, die Begegnung mit den griechischen Tempeln in Paestum wird ihm zum Schlüsselerlebnis, die archaische Ausdruckskraft der dorischen Säule hallt in vielen seiner römischen Idealentwürfe nach.
Dieser Dorismus bestimmt auch noch seine ersten Karlsruher Entwürfe (Synagoge von 1798-180053 ; erster Rathausentwurf54 ; sein eigenes Wohnhaus55 ; Ettlinger Tor56 ), doch macht sich schon bald ein verstärkter palladianischer Einschlag bemerkbar.57 Als Friedrich Weinbrenner 1797 wider Willen aus Rom in seine Heimat zurückkehrt, haben sich seine ästhetischen Anschauungen geformt. Sie werden sein nahezu dreißigjähriges Wirken im Großherzogtum Baden und andernorts ohne wesentliche Weiterentwicklungen bestimmen und ein stilistisch geschlossenes Werk hervorbringen, in dem sich Antike, Palladianismus und Revolutionsarchitektur durchdringen.
5. Planungs- und Baugeschichte
Die Planungs- und Baugeschichte des Markgräflichen Palais´ ist untrennbar verbunden mit der Konzeption der Schloss- (heutigen Karl Friedrich-) Straße, der direkt auf das Schloss zuführenden zentralen Nord-Süd-Achse der Stadterweiterung58, die das Herzstück von Weinbrenners vielgerühmter stadtplanerischer Tätigkeit in seiner Heimatstadt darstellt. Obwohl deren Bauten zu unterschiedlichen Zeitpunkten entstanden sind, nehmen sie doch aufeinander Bezug und gehorchen einem übergeordneten Entwurf. Ausgangspunkt muss daher der erste, 1797 datierte Generalbauplan für den Ausbau der Schlossstraße59 (Abb. 3) sein, mit dem die einfallsreiche Abfolge von Plätzen verschiedenen Zuschnitts und kurzen Straßenabschnitten zwischen dem südlichen Stadteingang, dem späteren Ettlinger Tor, und der Langen Straße, der heutigen Kaiserstraße, im Norden bereits festgeschrieben wurde.60 Während der nördliche Abschnitt, auf dem Terrain des zukünftigen Marktplatzes, von der in der Achse der Schlossstraße liegenden Konkordienkirche, die das Grab des Stadtgründers Karl Wilhelm barg, nebst Schul- und Pfarrhaus und unbebautem Gartenland eingenommen wird, stehen im mittleren Bereich der Schlossstraße, der Erbprinzen- und (Ho)Spitalstraße (heute Markgrafenstraße) in den 1780er Jahre erbaute Wohnhäuser von Privatpersonen.61 Der Bereich um den anvisierten kreisförmigen Rondellplatz ist jedoch noch großräumig von Bebauung freigehalten. Weinbrenner trägt an der Stelle des späteren Markgräflichen Palais´ ein: „Neuzuerbauende 3 stökkigte Häuser“.
Friedrich Weinbrenners Generalbauplan von 1797 dürfte bald nach seiner Rückkehr aus Rom, das er im Juni 1797 verließ, entstanden sein. Über Florenz, Mailand und Zürich62 hatte er sich nach Straßburg begeben, von wo aus er Anfang Oktober in seiner Heimatstadt eingetroffen war. Am 23. Oktober 1797 tritt er als Bauinspektor in badische Dienste. Im Sommer des darauffolgenden Jahres erstellte er den ersten seiner drei Entwürfe für ein am Rondellplatz zu erbauendes Palais für die Reichsgräfin Luise Karoline von Hochberg, der zweiten Ehefrau von Markgraf Karl Friedrich, und die vier gemeinsamen Kinder63, das er, abgesehen von einem Pavillon mit Söller im Süden, durchgehend dreigeschossig konzipierte.64 Der Situationsplan verdeutlicht, dass es unmittelbar neben der Umfassungsmauer der Stadt und dem südlichen Stadttor zu liegen kommen sollte (Abb. 4-8). In die äußerst sorgfältig und repräsentativ ausgearbeiteten Risse sind für die meisten Räume farbig aquarellierte Fußbodenmuster eingetragen, Beischriften geben Aufschluss über das Funktionsprofil der Empfangssäle der Beletage sowie der Wohn- und Wirtschaftsräume.
Das für das Markgräfliche Palais65 ausersehene Gelände wurde bereits 1799 von Baumeister Berckmüller mit einer Umfassungsmauer umgeben, weitere vorbereitende Arbeiten wie das Anfahren von Bauholz aus dem Ebersteiner Forstamt fanden statt. Laut Valdenaire habe der Baudirektor Jeremias Müller ebenfalls Pläne ausgearbeitet, die der Markgraf im März 1800 genehmigt habe.66 Vermutlich wurde Weinbrenners Entwurf als zu kostspielig angesehen und abgelehnt, darauf deutet jedenfalls die vergleichweise moderate Summe von 32000 Gulden (zusätzlich 4000 Gulden für die Möblierung), die man für die Realisierung der Müller´schen Planung veranschlagte.
Im Kupferstichkabinett der Kunsthalle hat sich nun ein zweiter Plansatz für den Hochbergschen Stadtpalast erhalten, eigenhändig von Weinbrenner signiert und mit „1799“ bezeichnet67 (Abb. 9-12), auf den Valdenaire jedoch nicht weiter eingeht.68 Da dieser eine abgespeckte Version des ersten Entwurfs vorstellt – die Flügelbauten sind nun lediglich eingeschossig geplant, der Hauptbau ist um ein Geschoss reduziert69 -, ist anzunehmen, dass Weinbrenner damit eine kostengünstigere Alternative vorlegen wollte. Wann genau im Jahre 1799 und wo diese reduzierte Planung entstand, lässt sich einstweilen nicht beantworten. Fest steht jedoch, dass der junge Architekt, der bereits 1798 seine Cousine in Straßburg geehelicht hatte, 1799 Karlsruhe den Rücken kehrte, um sich mit seiner Frau und der ersten Tochter in Straßburg niederzulassen, vielleicht weil er im revolutionären, republikanischen Frankreich bessere Berufschancen und Lebensumstände vermutete.70 Ebenso gut kann ihn die Konkurrenz mit dem greisen, noch spätbarocken Vorstellungen verhafteten Baudirektor Müller, der ihm beim Prestigeprojekt des Palais´ offenbar vorgezogen worden war, bewogen haben, seinen Dienst in Baden zu quittieren.71 1799-1800 entsteht als erstes Gebäude am Rondellplatz das von Weinbrenner entworfene Wohnhaus des Staatsrats Wohnlich. Mit seiner konkav geschwungenen Fassade und dem Giebelabschluss des Mittelrisalits sollte es für alle später entstehenden Rondellhäuser richtungsweisend werden.72 In das Jahr 1799 fällt auch die Entscheidung, die Schlossstraße in südlicher Richtung hinaus zu verlängern, was Auswirkungen auf die Planungen für das Markgräfliche Palais haben wird.73 Denn weil nun auch das südliche Stadttor an die neue Trasse der Kriegsstraße hinausrückt, öffnet sich auf der Stadtseite ein Vorplatz, der schon im Herbst 1799 von Bauamt und Straßenbehörde abgesteckt wird.
Im Frühjahr 1800 finden wir Weinbrenner in Hannover, wohin ihn ein Ruf des Prinzen August von England geführt hatte. Während seines Aufenthaltes von März bis August war er u.a. mit der Untersuchung der Gefängnisse des Landes und der Ausarbeitung von Verbesserungsvorschlägen befasst. Man stellte ihm eine ehrenvolle Stellung und ein üppiges Salär – er hätte das 4-fache seines Gehalts in badischen Diensten bezogen – in Aussicht, und hätte sich nicht Karl Friedrichs zweite Gemahlin, die Reichsgräfin Luise von Hochberg, für seine Rückkehr eingesetzt, so wäre Weinbrenner wohl seiner Heimatstadt verlorengegangen.74 Man darf wohl auch annehmen, dass die Reichsgräfin aus Eigeninteresse handelte, weil ihr daran gelegen war, Weinbrenner als Architekten „ihres“ Palais´ zu gewinnen. Denn nun schien sich die Waagschale endgültig zu seinen Gunsten zu neigen. Ende August 1800 erfolgte die Wiederanstellung als badischer Bauinspektor. Dass Weinbrenner sich langfristig an Karlsruhe zu binden gedachte, wird daraus ersichtlich, dass er noch im selben Jahr seine staatlich geförderte private Bauschule eröffnete75, der er bis zu seinem Tod vorstand, und sich ab 1801 ein eigenes Wohnhaus erbaute.
Offenbar konnte die Auseinandersetzung zwischen Baudirektor Müller und Weinbrenner um den Vorrang beim Palais-Projekt nicht entschieden werden, sodass man die Planungen für das Hauptgebäude erst einmal zurückstellte und sich einstweilen auf die Errichtung eines Gartenhauses an der Kriegsstraße verlegte. Weinbrenner lieferte hierzu mehrere Entwürfe (Abbildungen 13-18).76 Mit dem Bau wurde im Sommer 1800 begonnen. Als Wilhelm Jeremias Müller am 19. April 1801 stirbt, ist der Weg frei für Weinbrenner: er wird dessen Nachfolger im Amt als Baudirektor und bekommt die Planung für das Markgräfliche Palais übertragen, für das er nun einen dritten und letzten Entwurf ausarbeitet, der 1803/4 zur Ausführung angenommen wird (Abb. 24-26).77 Dieser Ausführungsentwurf nimmt Rücksicht auf Weinbrenners eigenes Wohnhaus, das er sich bereits 1801 an dem neu entstandenen Platz vor dem Ettlinger Tor errichtet hatte und in welchem er seine private Bauschule unterbrachte.78 Das Ettlinger Tor selbst bestimmte Weinbrenner als triumphalen Stadteingang am Beginn der Schlossstraße, seine Erbauung 1803 trägt dem Anfall der Pfalz an Baden – infolge des Friedens von Lunéville und des Reichsdeputationshauptschlusses – und der Erhöhung Karl Friedrichs zum Kurfürsten im selben Jahr Rechnung.79
Die mindestens drei Versionen, die Weinbrenner für den Gartenpavillon im Garten des Markgräflichen Palais´ entwarf, sind alle untereinander verwandt und lassen eine bestimmte Abfolge in der Entstehung vermuten, ihnen allen ist ein tetrastyler Portikus gemeinsam. Während der Entwurf I stark von Palladio geprägt ist, gehören die Entwürfe II und III zum Typus der im 18. Jh. - nicht zuletzt als Staffagearchitekturen in Landschaftsgärten - äußerst zahlreichen Pantheon-Adaptionen, wobei einem zentralen Kuppelraum eine Säulenhalle vorgesetzt wird.
Mit der Errichtung des Gartenhauses wurde im Sommer 1800 begonnen (Abb. 19).80 Am 13. Sept. 1800 schloss man einen Vertrag mit Steinhauermeister Weißing aus Oelbronn, demgemäß dieser vier Säulen von 15 Schuh Länge und zwei Schuh im Quadrat zu liefern hatte.81 Daneben wurden acht Quader für die Kapitelle82 und vier weitere für die Säulenfüße, jeweils ein Schuh hoch und 2 ½ Schuh im Viereck, angefordert. Bis Mitte November 1800 sind die vier Säulenschäfte, deren Blöcke aus dem Augustenburger Steinbruch stammen, von Wilhelm Sigrist „nach der ihm gegebenen Lehre fleißig und sauber“ gefertigt, der einzelne Schaft 15 Schuh hoch und 23 Zoll83 in der Rundung. Das Ausmeißeln der Kapitelle vertraute man dem Hofbildhauer Tobias Günther an, der nach Gipsmodellen arbeitet – im Dezember 1800 werden sie geliefert.84
Bis Mitte des folgenden Jahres steht der Rohbau, die Innendekoration erfolgt im Laufe des Sommers 1801 Zug um Zug. Ein wesentliches Element der Dekoration stellt die Ausmalung des zentralen Kuppelsaales dar, von der eine akribisch ausgeführte Zeichnung des Weinbrenner-Schülers Friedrich Arnold eine genaue Vorstellung vermittelt (Abb. 18). Welche Ornamente der mit der Ausmalung beauftragte Maler Schaafroth (sic!) aus Baden-Baden85 anzubringen hatte, geht aus einem von Valdenaire zitierten Kontrakt hervor, der am 13. August 1801 mit ihm vereinbart wurde.86 Der Maler Joseph Schaffroth hat sich strikt an den ihm von der Baudirektion mitgeteilten Riss zu halten. Die Angaben des Vertrages in Textform („Rosetten“ in der Kuppel, obere Galerie vom Gesims bis zum Boden mit „Arabesquen“ ausschmücken, „Traperien“ im „Soubaßment“, die „Souffiten der Gallerie mit lauffenden Ornamenten“ verzieren) decken sich dabei weitgehend mit der Schülerzeichnung, was an dieser Stelle auch als Hinweis auf die Verlässlichkeit von letzterer gewertet werden kann, da historische Fotoaufnahmen vom Innern des Gartenhauses nicht existieren und man bei seinem Abbruch 1902 versäumt hat, eine Bestandsaufnahme zu erstellen.
[...]
1 Trotz der beklagenswerten Verluste an Originalzeichnungen Weinbrenners steht uns eine Vielzahl an Schülerkopien zur Verfügung. Vgl. Gerhard Kabierske/Joachim Kleinmanns: Einführung, in: Karlsruhe 2015, 14-16. Man fühlt sich daran erinnert, dass die meisten Werke der griechischen Bildhauer lediglich in römischen Kopien die Zeiten überdauert haben.
2 Es sind dies das Kupferstichkabinett der Staatlichen Kunsthalle, das GLA Karlsruhe, das Stadtarchiv, das Landesamt für Denkmalpflege, das Südwestdeutsche Archiv für Architektur und Ingenieurbau am KIT.
3 Koebel, 13.
4 Valdenaire 1926a, 333 listet 92 Schüler auf, das aktuellste Verzeichnis mit Kurzbiografien enthält 111 Namen. Vgl. Karlsruhe 2015, 444-452.
5 Goethe, der 1815 Karlsruhe besuchte und Weinbrenner freundschaftlich verbunden war, lobte seine Bauschule als den einzigen Ort, wo „das Echte zu finden“ sei. Vgl. Valdenaire 1926a, 310.
6 Programmatisch ist daher das erste Heft der Karlsruher Beiträge gänzlich seiner Wirkungsgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert gewidmet. Vgl. Karlsruhe Beiträge 1, 1981.
7 Arthur Valdenaire: Friedrich Weinbrenner. Sein Leben und seine Bauten, Karlsruhe 1919, 2. Auflage 1926 (Nachdruck Karlsruhe 1976 und 1985).
8 Dazu ausführlich Schumann 2010, 13-84. Vgl. auch Valdenaire, 1926a, 293-298; Schirmer 1981, 98.
9 Beispiele bei Schumann 2010, 15.
10 „Friedrich Weinbrenner“, in: Neuer Nekrolog der Deutschen, Vierter Jahrgang, 1826, Erster Theil, Ilmenau 1828, 100-123.
11 Valdenaire 1926a, 293.
12 Im Gegensatz zu dem 15 Jahre jüngeren Karl Friedrich Schinkel, der auch gotische Bauten und Denkmäler entwarf. Für die Werdersche Kirche in Berlin legte er zwei Alternativvorschläge vor – einen klassizistischen und einen gotischen. Vgl. Ausstellungskatalog Karl Friedrich Schinkel. Architektur – Malerei – Kunstgewerbe, Berlin 1981, Katalog 58a und 58d.
13 Gustav Friedrich Waagen: Kunstwerke und Künstler in Deutschland, Zweiter Theil „Kunstwerke und Künstler in Baiern, Schwaben, Basel, dem Elsass und der Rheinpfalz“, Leipzig 1845.
14 Carl August Menzel: Geschichtliche Entwicklung des Formenwesens teutscher Baukunst von ihrem Ursprunge bis auf die neueste Zeit, in: Jahrbuch der Baukunst u. Bauwissenschaft in Deutschland, I. Band, 1844, 68.
15 „Weinbrenner, Friedrich“, in: Neues allgemeines Künstler-Lexikon, bearbeitet von Dr. G. K. Nagler, 21. Band, München 1851, 242 und 243.
16 Woltmann 1875. Darauf weist bereits Valdenaire 1926a, 296-298 hin.
17 Wilhelm Lübke: Geschichte der deutschen Kunst von den frühesten Zeiten bis zur Gegenwart, Stuttgart 1890, 869/870.
18 Cornelius Gurlitt: Geschichte des Barockstils, des Rococo und des Klassizismus in Belgien, Holland, Frankreich, England, Stuttgart 1888, 44.
19 Ferdinand Antoni: Badische Hochbauverwaltung. Ein Handbuch für Beamte, Architekten und Gewerbetreibende, Karlsruhe 1909, 9.
20 Arthur Valdenaire: Friedrich Weinbrenner. Sein Leben und seine Bauten, Karlsruhe 1919.
21 Karlsruhe 2015, 352.
22 Ulrich Maximilian Schumann: Zur Gründung der Friedrich-Weinbrenner-Gesellschaft, in: Badische Heimat 91, 2011, 104-108. Vgl. www.weinbrenner-gesellschaft.de
23 Ulrich Maximilian Schumann: Bauten Friedrich Weinbrenners und seiner Schule in der TechnologieRegion Karlsruhe, hrsg. von der TechnologieRegion Karlsruhe und dem Kulturamt der Stadt Karlsruhe, 2016.
24 Zum folgenden Rödel 2015 und Ernst Otto Bräunche: Karlsruhe zur Zeit Friedrich Weinbrenners, in: Karlsruhe 2015, 37-49. Vgl. auch Hansmartin Schwarzmaier, Baden. Dynastie – Land - Staat, Stuttgart 2005, 162ff.
25 Rödel 2015, 25.
26 Rödel 2015, 29 Abb. 3 (Karte von Baden).
27 Karlsruhe 2015, 4.1.
28 Ausstellungskatalog 1803 – Wende in Europas Mitte. Vom feudalen zum bürgerlichen Zeitalter, hrsg. von Peter Schmid und Klemens Unger, Regensburg 2003.
29 Schwarzmaier (wie Anm. 24), 176ff.
30 Rödel 2015, 26f.
31 So nahmen badische Soldaten an Napoleons desaströsen Russlandfeldzug von 1812 teil.
32 Rödel 2015, 28.
33 Rödel 2015, 30f.
34 Borchardt-Wenzel, 151, 158 und passim.
35 Rödel 2015, 31.
36 Denkwürdigkeiten 1958, 11.
37 Denkwürdigkeiten 1958, 11.
38 Denkwürdigkeiten 1958, 46.
39 Zu Weinbrenners eigener Ausbildung vgl. Everke Lehrer, 160-162.
40 Everke Lehrer, 160.
41 Denkwürdigkeiten 1958, 20.
42 Koebel, 6.
43 Denkwürdigkeiten 1958, 47.
44 Sämtliche Zitate Denkwürdigkeiten 1958, 46.
45 Mellinghoff/Watkin, 59 sehen in Friedrich Gilly den von ihnen so genannten franko-preußischen Klassizismus personifiziert.
46 Revolutionsarchitektur, 152f.
47 Unter den drei Bauten, die ihn dort besonders beeindruckt haben, nennt er in seinen Lebenserinnerungen das Opernhaus von Knobelsdorff. Vgl. Denkwürdigkeiten 1958, 47.
48 Sinos 1971, 195; Hammer 1990, 64; Sinos 1981, 12f.
49 Sinos 1971, 195f.
50 Everke Rom, 63ff.
51 Wulf Schirmer: Große kassettierte Tonnengewölbe. Römische Entwürfe und ihre Bedeutung im Werk des Autodidakten Friedrich Weinbrenner, in: Revolutionsarchitektur, 48-58.
52 Everke Rom, 62.
53 Karlsruhe 2015, 7.29-7.32.
54 Karlsruhe 2015, 3.48.
55 Karlsruhe 2015, 3.90.
56 Karlsruhe 2015, 3.91-3.97.
57 Vgl. Sinos 1971.
58 Mit einem die Hauptstraße einer antiken römischen Stadt bezeichnenden Terminus sozusagen der cardo maximus von Karlsruhe. Am Schnittpunkt der beiden sich rechtwinklig schneidenden Hauptachsen einer planmäßig angelegten römischen Stadt in der Antike, dem decumanus maximus und dem cardo maximus, lag das Forum mit den wichtigsten Tempeln, den Verwaltungs- und Marktbauten der civitas. Entsprechend finden wir auch in Karlsruhe an dieser prominenten Stelle den Markt sowie, einander gegenübergestellt, die (protestantische) Hauptkirche und das städtische Rathaus versammelt.
59 GLA Karlsruhe, G Karlsruhe 106. Vgl. Karlsruhe 2015, 3.17.
60 Zur langen Planungsgeschichte der Schlossstraße zuletzt Leiber 2015; vgl. auch Valdenaire 1926a, 88ff.
61 Valdenaire 1926a, 94.
62 Dort richtete an den vielversprechenden Künstler am 19. August Johann Caspar Lavater zum Andenken mahnende Worte, vgl. Valdenaire 1926a, 57.
63 Leopold (1790-1852), Wilhelm (1792-1859), Amalie (1795-1869), Maximilian (1796-1882).
64 Die Originalzeichnungen von Weinbrenner befinden sich heute in der Kunsthalle Karlsruhe, 1944-1 bis 1944-5.
65 Die am damaligen Stadtrand gelegene, auf die freie Landschaft hinausgehende und mit einem großen Garten versehende Anlage ist typologisch eher als villa suburbana anzusprechen.
66 Valdenaire 1926a, 139.
67 Kunsthalle, 1944-8, 1944-9, 1944-10, 1944-12.
68 Er erwähnt lediglich ein von ihm auf das Jahr 1803 datiertes Projekt für das Markgräfliche Palais, das unausgeführt geblieben sei, vgl. Valdenaire 1926a, 95.
69 Julian Hanschke scheint in seinem jüngsten Aufsatz über Weinbrenners Karlsruher Palaisbauten die beiden Entwürfe zu verwechseln, denn er konstatiert für den zweiten Entwurf eine „Ausweitung des Raumbedarfs“ und eine „Erhöhung des Haupttraktes um ein zusätzliches Geschoss“, vgl. Hanschke 2015, 142. Tatsächlich ist es jedoch gerade umgekehrt: der Haupttrakt wird um eine Etage reduziert, die seitlichen Flügel gar um zwei.
70 Dass er zunächst mit den gesellschaftlichen Umwälzungen jenseits des Rheins sympathisierte, legen seine Beteiligung bei einem Wettbewerb für ein französisches Nationaldenkmal und seine Denkmalsentwürfe für Napoleonische Generäle nahe, dazu Frank 2015. Von Weinbrenner sind keine politischen Stellungnahmen überliefert, aber seine Einstellung zur Französischen Revolution dürfte zwiespältig gewesen sein. Valdenaire 1926a, 72 behauptet, dass ihn die Annahme der französischen Staatsangehörigkeit gereut und ihm namentlich die Verfassung missfallen habe. Er verschweigt zum einen, aufgrund welcher Quellen er zu dieser Einschätzung gelangt ist, zum anderen gibt er nicht an, auf welche Verfassung er sich konkret bezieht. In die fragliche Zeitspanne 1799/1800 fällt bekanntlich der Staatsstreich Napoleon Bonapartes vom November 1799, mit dem er sich faktisch zum Alleinherrscher aufschwang.
71 Diese Meinung vertritt auch der Autor des Katalogbeitrags zum Markgräflichen Palais, vgl. Karlsruhe 2015, 3.71-3.86, hier S. 264.
72 Dazu Valdenaire 1926a, 66; Karlsruhe 2015, 3.68-3.70.
73 Leiber 2015, 113.
74 Valdenaire 1926a, 72-76.
75 Vielleicht angeregt durch die erst 1799 gegründete Bauakademie in Berlin und in Konkurrenz zu ihr.
76 Entwurf I: University of Pennsylvania, Architectural Archives, Weinbrenner Collection, 6.2-6.4. Entwurf II unpubliziert: GLA, G Karlsruhe 304. Entwurf III: StadtAK, 8/PBS XV 1802 und 1805 (Schülerzeichnungen von Berger); KIT, saai, Arnold 5 (Schülerzeichnung von Arnold); GLA, G Karlsruhe 38, vgl. Karlsruhe 2015, 8.35-41
77 Kunsthalle, 1944-13, 1944-14, 1944-15.
78 Valdenaire 1926a, 95; Karlsruhe 2015, 3.90.
79 Valdenaire 1926a, 95; Karlsruhe 2015, 3.91-3.97.
80 Zur Baugeschichte ausführlich Valdenaire 1926a, 139-141.
81 1 Badischer Schuh = 1 Fuß = 30 cm.
82 Für die vier ionischen Freisäulen und die Pilasterkapitelle an der Rückwand des Portikus.
83 1 Zoll = 3 cm.
84 Diese Säulen entgingen der Beseitigung des Gartenpavillons im Jahre 1902, man arrangierte sie 1913 im Karlsruher Stadtgarten am Schwanensee als Kulissenarchitektur neu (Abb. 20). Allerdings befand man bei der Umgestaltung des Stadtgartens für die Bundesgartenschau 1967, man könne sie als Bauschutt entsorgen.
85 Schaffroth, Johannes Stanislaus (*1765 (od. 1766) im Badischen (?), †20. 9. 1851 Baden-Baden), Maler. Schüler von Philipp Jakob Becker in Karlsruhe und von K. Pitz in Zweibrücken. Dann vorübergehend in Stuttgart und Dresden. 1795/1846 Zeichenlehrer an der Höheren Bürgerschule und Gewerbeschule in Baden-Baden. Vgl. Thieme/Becker, Bd. 29.
86 Valdenaire 1926a, 141. Siehe auch die Exzerpte Valdenaires aus Akten des GLA, Nachlass Valdenaire im saai, Archivbox 5/13.
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