Was bedeutet es, wenn handwerkliches Geschick auf mangelnde Motivation trifft und Teamarbeit auf eingefahrene Einzelkämpfer? Tauchen Sie ein in den Mikrokosmos einer Technikgruppe, in der nicht nur Werkstücke entstehen, sondern auch soziale Kompetenzen geformt werden müssen. Dieses Werk beleuchtet die Herausforderungen und Chancen, die entstehen, wenn unterschiedliche Lernvoraussetzungen und Verhaltensweisen aufeinandertreffen. Im Zentrum steht der Bau eines Karteikastens – ein vermeintlich simples Projekt, das jedoch als Vehikel dient, um den Schülern den Wert von Teamarbeit, Verantwortungsübernahme und präzisem Arbeiten näherzubringen. Von der Analyse der individuellen Stärken und Schwächen der Schüler bis hin zur detaillierten Planung des Unterrichtsverlaufs werden alle Aspekte beleuchtet, die für eine erfolgreiche Integration von handwerklicher Tätigkeit und pädagogischen Zielen notwendig sind. Erfahren Sie, wie der Lehrplanbezug zur Wohnraumgestaltung genutzt wird, um eine Brücke zwischen Theorie und Praxis zu schlagen und die Schüler auf ihre spätere Berufswahl vorzubereiten. Entdecken Sie die didaktischen und methodischen Überlegungen, die hinter dem Einsatz von Teamarbeit stehen und wie der Lehrer eine unterstützende Rolle einnimmt, um die Schüler zur Selbstständigkeit zu erziehen. Dieses Buch bietet nicht nur eine detaillierte Sachanalyse des Werkstücks und der benötigten Werkzeuge, sondern auch einen umfassenden Einblick in die pädagogischen Ziele, die darauf abzielen, das Sozialverhalten der Schüler zu fördern und sie auf die Anforderungen der modernen Arbeitswelt vorzubereiten. Lassen Sie sich inspirieren von den praxisnahen Beispielen und den innovativen Unterrichtsmethoden, die in diesem Buch vorgestellt werden, und erfahren Sie, wie Sie Ihre Schüler für Technik begeistern und gleichzeitig ihre sozialen Kompetenzen stärken können. Ein unverzichtbarer Ratgeber für alle Lehrer und Pädagogen, die handwerkliche Projekte nutzen möchten, um mehr als nur Werkstücke zu schaffen.
Inhaltsverzeichnis
1 Voraussetzungen der Klasse
2 Lehrplanbezug
3 Sachanalyse
4 Didaktische Vorüberlegungen
5 Methodische Vorüberlegungen
6 Ziele
6.1 fachlich kognitive Ziele
6.2 pädagogische Ziele
7 Medien
8 geplanter Stundenverlauf
1. Voraussetzungen der Klasse
Die Technikgruppe besteht aus 10 Schülern und 3 Schülerinnen, die unterschiedliche Voraussetzungen mitbringen.
Der Vater von Andreas besitzt zu Hause eine Werkstatt zur Reparatur von Autos und Motorrädern und er ist es daher gewohnt, mit Werkzeug umzugehen. Allerdings hat er Schwierigkeiten mit dem richtigen Einsatz der Werkzeuge, sachgemäßes und exaktes Arbeiten fällt ihm schwer.
Alem, der neu in der Klasse ist, besitzt zwar handwerkliches Geschick, lässt sich aber kaum für diese Arbeit motivieren. So forderte er in der letzten Stunde von sich aus die Note 6, nur um nicht mitarbeiten zu müssen.
Özkan verliert viel Zeit mit Unterhaltungen oder Ablenkungen jeglicher Art.
Die Mädchen, die in dieser Gruppe in der Minderzahl sind, lassen sich nur schwer für handwerkliche Arbeiten begeistern.
Die Idee, die Schüler in Teams arbeiten zu lassen, ist der Gruppe noch recht fremd. Die Einsicht, dass sie als Team Verantwortung übernehmen und gemeinsam arbeiten dürfen, ist noch nicht zu allen Schülern durchgedrungen.
Die Mitarbeit der restlichen Schüler ist zufriedenstellend, besonders Augenmerk ist also auf die oben erwähnten Schüler zu richten.
Von der fachlichen Seite her müssten alle Voraussetzungen für diese Arbeit vorhanden sein, es kommen weder unbekannte Werkzeuge, noch unbekannte Arbeitsweisen vor.
2. Lehrplanbezug
Der Bau des Karteikastens gehört zur Lehrplaneinheit 3 / Wohnraumgestaltung - Herstellung eines Einrichtungsgegenstandes und ist eher als Vorübung zu diesem Thema zu sehen. Die diesjährige 8. Klasse hat die Möglichkeit, sich bereits nach dem ersten Schulhalbjahr zwischen HTW und Technik zu entscheiden. Daher wurde in der Fachkonferenz beschlossen, im ersten Schulhalbjahr eine verkürzte und einführende Fassung der Bildungsplanes für Klasse 8 zu bieten und die Themen dann im zweiten Schulhalbjahr für die an Technik interessierten zu erweitern. Wichtig ist bei dieser Arbeit also die Wiederholung und Verbesserung der Fähigkeiten im Umgang mit dem Material Holz und den entsprechenden Werkzeugen.
Der Bedarf des Baus ist gegeben, da die Karteikästen anschließend im Englischunterricht als Vokabelkartei benutzt werden sollen. Die Planung der Arbeitsschritte soll im Team geleistet werden.
3. Sachanalyse
Bei diesem Karteikasten handelt es sich um ein Werkstück bestehend nur aus Holz. Andere Materialien werden nicht benötigt.
Der Karteikasten besteht aus:
- Rundhölzern - 10mm
- Massivholz 26mm
- Sperrholz 3 mm
Diese Materialien müssen folgendermaßen bearbeitet werden:ßRundhölzer auf das richtige Maß ablängen,
- Massivholzleisten auf das richtige Ma
- ablängenßSacklöcher in die Massivhölzer bohren
- Sperrholzlleisten ablängen
- Bohrungen in die Sperrholztrennwände einfügen
- sämtliche Kanten bearbeiten
- Karteikasten zusammenfügen und verleimen.
Zu beachten sind die unterschiedlichen Maße der Massivholz- und der Sperrholzteile. Die Bohrungen können nicht übertragen werden, sondern müssen bei beiden Teilen getrennt angezeichnet werden. Hierzu kann eine Schablone verwendet werden, die sich aus dem Arbeitsplan entnehmen läßt.
Da die Trennwände durchgehende Bohrungen besitzen, lassen sie sich frei auf den Rundhölzern verschieben und somit läßt sich auch die Fachgröße des Karteikastens frei wählen.
Voraussetzung für den Bau des Karteikastens ist der Umgang mit folgenden Werkzeugen:
- Gehrungssäge
- Ständerbohrmaschine
- Schleifblock mit Schleifpapier
4. Didaktische Vorüberlegungen
Die Klasse arbeitet im Fach Technik in Teams, die sie zu Beginn des Schuljahres selbst einteilen durften. Die Arbeit im Team ist für diese Klasse sehr ungewohnt, da Teamarbeit oder andere offenere Unterrichtsformen nur selten praktiziert werden. Beim Versuch solcher Formen entsteht sehr schnell ein erheblicher Unruhepegel, der es beinahe unmöglich macht, weiter die Ziele des Unterrichts zu verfolgen. Dennoch halte ich Teamarbeit, auch hinsichtlich der Vorbereitung auf die spätere Tätigkeit am Arbeitsplatz für dringend notwendig und sehe vor allem im Technikunterricht gute Chancen, die Schüler an ein gemeinsames Arbeiten zu gewöhnen. Erstens ist die Gruppengröße in Technik überschaubar, so daß intensiver mit den einzelnen Schülern gearbeitet werden kann, zweitens sind die Schüler im Technikunterricht eher zur Teamarbeit bereit.
Da sie jedoch diese für sie neue Form noch nicht gewohnt sind, fehlt auch noch die Einsicht für die Vor- und Nachteile dieser Arbeitsform. Obwohl die Idee bereits im UG erläutert wurde, ist ein Ziel dieser Stunde die Wiederholung der Zielsetzungen der Teamarbeit.
Um den Schülern die Arbeit im Team zu erleichtern, erhält jede Gruppe einen Arbeitsplan, den das Team gemeinsam bearbeiten soll. Vor allem beim theoretischen Teil der Arbeit, wie Organisation der Arbeitsgänge und Skizzieren eines Bauteils, wird vom Team eher angenommen, da in diesen Bereichen oft Schwierigkeiten bestehen. Ziel des Lehrers ist es, sich mehr und mehr zurückzunehmen und im Laufe der Zeit immer mehr Verantwortung auf das Team zu übertragen. Dies natürlich nur für Aufgabenbereiche, die seitens der Schüler auch leistbar sind. Bereiche wie z.B. Arbeitssicherheit oder die Einführung in neue Techniken bleiben weiterhin Aufgabe des Lehrers. Der gemeinsame Ordner des Teams wird jede Woche eingesammelt und kontrolliert. Dadurch erhält das Team wöchentlich eine Rückmeldung über ihre Arbeit. Zudem läßt diese Arbeitsform dem Schüler die Möglichkeit, sich gemäß seiner Fähigkeiten zu engagieren. Jeder Schüler fertigt zwar sein eigenes Werkstück an und führt die in der jeweiligen Einheit erforderlichen Techniken aus, jedoch kann er in bestimmten Bereichen der Teamarbeit entsprechend seinen Fähigkeiten arbeiten und so auch den Sinn des Teams erkennen. So muß z.B. ein schwacher Mathematiker bei der Teamarbeit nicht gerade den rechnerischen Teil übernehmen.
Ein sehr wesentlicher Bestandteil des momentanen Unterrichts ist also neben den fachlichen Zielen die Gewöhnung an die Teamarbeit und die Förderung des Sozialverhaltens.
Die Idee zum Bau eines Karteikastens entstand im Englischunterricht. In Zukunft sollen die Schüler die Möglichkeit haben, eine Vokabelkartei zu führen und diese im Unterricht als Vokabeltrainer gelegentlich zu benutzen. Insofern sehen die Schüler einen Sinn in dieser Arbeit, sie wissen wofür ihr Werkstück verwendet wird und daß es für jedermann sichtbar im Klassenzimmer stehen wird.
5. Methodische Vorüberlegungen
Die meisten Schüler konnten in der letzten Stunde sämtliche Ablängarbeiten der Wandteile durchführen und deren Kanten bearbeiten. Aufgabe der heutigen Stunde ist also:
- das Anbringen der Bohrungen
- das Ablängen der Rundhölzer
- das Zusammensetzen und Verleimen der Teile.
Da jedoch beim Durchsehen der Ordner einige Mängel in der Arbeit aufgefallen sind, soll in dieser Stunde nochmals die Aufgabenverteilung besprochen werden. Hierbei wird auch noch die Problematik der oben erwähnten Schüler angesprochen, die sich letztesmal kaum an der Arbeit beteiligt haben: Eine Kette ist nur so stark wie sein schwächstes Glied Æ Ein Team ist nur so Stark wie sein schwächster Teilnehmer. Das Verständnis, daß eine passive Arbeitshaltung dem gesamten Team schadet, soll gefördert werde. Hierzu dient das Arbeitsblatt "Der Technikunterricht", als auch die Korrekturhinweise am jeweiligen Ordner. Wichtig ist der Hinweis auf genaue Einhaltung des Arbeitsplanes, da sich sonst bei der Arbeit Fehlen einstellen können oder Ausschuss produziert wird, was bei dieser Arbeit nicht vorkommen sollte. Bei anderen Aufgaben wäre ein mehr experimentelles Arbeiten denkbar, sollte hier jedoch aus Gründen der Kosten und Materialknappheit vermieden werden. Auch die Tatsache, daß der theoretische Teil ein fester Bestandteil des Technikunterrichts ist und die Arbeit erst abgeschlossen ist, wenn auch die Arbeit im Ordner erledigt ist, soll verständlich gemacht werden. Es gilt also: Erst die theoretische Arbeit im Team, die notwendig ist, um zur Praxis überzugehen, dann erst die Einzelarbeit am Werkstück. Ein Arbeiten "auf gut Glück" soll möglichst unterbunden werden. Hierzu ist eine intensive Aufsicht nötig und auch einzelne Fragen zu Arbeitsschritten an die Schüler. So läßt sich feststellen, ob Vorüberlegungen stattgefunden haben oder ob der Schüler experimentiert. Stellt sich zweiteres heraus, wird der Schüler an sein Team zur Klärung der Fragen verwiesen.
Am Ende der letzten Stunde kamen einige Fragen zum Anzeichnen der Bohrungen auf die Wandteile. Da hier noch Unklarheiten bestehen, die zwar teils auf nachlässiger Ausarbeitung des Theorieteils beruhen, soll dieser Teil dennoch im UG Geklärt werden. Die Zeichnung des Arbeitsplanes kann als Vorlage für eine Schablone dienen, mit deren Hilfe die Bohrlöcher angezeichnet werden können. Wichtig ist hier der Hinweis auf durchgehende Bohrungen in den Zwischenwänden und Sacklöchern in den Außenwänden.
Da in der vorletzten Veranstaltung nochmals ausführlich auf den Umgang mit der Ständerbohrmaschine eingegangen wurde, dürften hier keine Schwierigkeiten zu erwarten sein.
6. Ziele
1. fachlich kognitive Ziele
- Erarbeitung des Arbeitsblattes " Der Technikunterricht"
- Korrektur des Ordners und Überarbeitung des Arbeitsplanes der letzten Veranstaltung
- Weiterarbeit am Werkstück, Fertigstellung sämtlicher Ablängarbeiten.
2. pädagogische Ziele
- Förderung der Teamfähigkeit / Integration sämtlicher Mitglieder in das Team.
- In Phasen, in denen Erklärungen stattfinden, sollen die Schüler sich ruhig verhalten und zuhören.
7. Medien
- Rundhölzer Æ 8 mm
- Massivholzleisten mit 100 mm Breite
- Sperrholzleisten mit 80 mm BreiteßLeim
- Arbeitsblatt "Der Technikunterricht"ßArbeitsplan "Karteikasten aus Holz"ßGehrungssäge
- Ständerbohrmaschine mit Holzbohrer 8,5 mmßSchleifklotz mit Schleifpapier
8. geplanter Stundenverlauf
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Der Technikunterricht
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
- Lehrgänge, Erklärungen und Informationen des Lehrers.
- Besprechung in der Gruppe
- Arbeitsplan erstellen
- Werkzeuge und Materialien.
- Arbeit am Werkstück
- Arbeitsplan kontrollieren
- Aufräumen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Zum Theorieteil gehören: Besprechung im Team
Korrektur des Ordners
Bearbeitung der Arbeitspläne Lesen von Informationen
[...]
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Inhalt dieses Dokuments?
Dieses Dokument ist ein umfassender Sprachüberblick, der Titel, Inhaltsverzeichnis, Ziele und Hauptthemen, Kapitelzusammenfassungen und Schlüsselwörter enthält. Es beschreibt die Vorbereitung und Durchführung einer Unterrichtseinheit im Fach Technik, speziell den Bau eines Karteikastens.
Welche Voraussetzungen der Klasse werden beschrieben?
Die Technikgruppe besteht aus 10 Schülern und 3 Schülerinnen mit unterschiedlichen Voraussetzungen. Einige Schüler haben handwerkliches Geschick, sind aber wenig motiviert, andere lassen sich leicht ablenken. Die Teamarbeit ist für die Gruppe noch ungewohnt.
Wie ist der Lehrplanbezug für diese Unterrichtseinheit?
Der Bau des Karteikastens gehört zur Lehrplaneinheit 3 / Wohnraumgestaltung - Herstellung eines Einrichtungsgegenstandes und dient als Vorübung. Er dient der Wiederholung und Verbesserung der Fähigkeiten im Umgang mit Holz und Werkzeugen. Die Karteikästen sollen anschließend im Englischunterricht als Vokabelkartei benutzt werden.
Aus welchen Materialien besteht der Karteikasten?
Der Karteikasten besteht aus Rundhölzern (10mm), Massivholz (26mm) und Sperrholz (3 mm).
Welche Werkzeuge werden für den Bau des Karteikastens benötigt?
Für den Bau des Karteikastens werden Gehrungssäge, Ständerbohrmaschine und Schleifblock mit Schleifpapier benötigt.
Welche didaktischen Vorüberlegungen werden angestellt?
Die Klasse arbeitet im Fach Technik in Teams. Da Teamarbeit für die Schüler ungewohnt ist, liegt ein Schwerpunkt auf der Gewöhnung an diese Arbeitsform und der Förderung des Sozialverhaltens. Die Schüler erhalten einen Arbeitsplan, den sie gemeinsam bearbeiten sollen.
Welche methodischen Vorüberlegungen werden angestellt?
Die Schüler sollen Bohrungen anbringen, Rundhölzer ablängen und die Teile zusammensetzen und verleimen. Es wird auf die Aufgabenverteilung im Team und die Einhaltung des Arbeitsplans eingegangen.
Welche fachlich-kognitiven Ziele werden verfolgt?
Die Schüler sollen das Arbeitsblatt "Der Technikunterricht" erarbeiten, den Ordner korrigieren und den Arbeitsplan überarbeiten sowie am Werkstück weiterarbeiten und sämtliche Ablängarbeiten abschließen.
Welche pädagogischen Ziele werden verfolgt?
Die Teamfähigkeit und die Integration sämtlicher Mitglieder in das Team sollen gefördert werden. Während Erklärungen sollen die Schüler sich ruhig verhalten und zuhören.
Welche Medien werden eingesetzt?
Es werden Rundhölzer, Massivholzleisten, Sperrholzleisten, Leim, das Arbeitsblatt "Der Technikunterricht", der Arbeitsplan "Karteikasten aus Holz", Gehrungssäge, Ständerbohrmaschine und Schleifklotz mit Schleifpapier verwendet.
Wie ist der geplante Stundenverlauf?
Der Stundenverlauf umfasst Lehrgänge, Erklärungen und Informationen des Lehrers, Besprechung in der Gruppe, Erstellung des Arbeitsplans, Bereitstellung von Werkzeugen und Materialien, Arbeit am Werkstück, Kontrolle des Arbeitsplans und Aufräumen.
- Citar trabajo
- Jens Weigand (Autor), 1998, Unterrichtsentwurf im Fach Technik, Thema: Holzbearbeitung / Bau eines Karteikastens, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95828