Multi- und Bikulturalität werfen verschiedene Fragestellungen auf, die zum Teil vergleichsweise unerforscht sind. Zum Beispiel: Wie bewegen sich multi- oder bikulturelle Individuen zwischen ihren kulturellen Identitäten? Wie beeinflussen externe Faktoren (z.B. kulturelle Hinweisreize) und individuelle Faktoren (z.B. das Zugehörigkeitsgefühl zu den jeweiligen Kulturen) das Verhalten von multi- oder bikulturellen Personen?
Die Beantwortung dieser Fragen soll in dieser Arbeit thematisiert werden und stellt eine alternative Herangehensweise an das Thema Kultur dar. Ein zentrales Phänomen hiervon wird in dem obenstehenden Zitat thematisiert und ist eine von multi-oder bikulturellen Individuen häufig berichtete Erfahrung, die sich Cultural Frame Switching-Effekt (CFS-Effekt) nennt. Beim CFS-Effekt wechselt ein Individuum von einem kulturellen Mindset zu einem anderen, nachdem es einem kulturellen Hinweisreiz ausgesetzt war. Das oben genannte Beispiel verdeutlicht, dass der CFS-Effekt in Reaktion auf Hinweisreize, wie bestimmte Kontexte (z.B. zu Hause sein oder auf der Arbeit sein), oder Symbole (z.B. Sprache oder Essen) erfolgen kann, wenn diese mit einer bestimmten Kultur assoziiert werden. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem CFS-Effekt und erforscht den Einfluss verschiedener kultureller Hinweisreize auf das CFS bikultureller Individuen, sowie den Einfluss interner Faktoren auf das CFS, wie die kulturelle Zugehörigkeit und das Zugehörigkeitsgefühl zu diesen Kulturen.
Alle Menschen tragen in sich ein Muster des Denkens, Fühlens und potentiellen Handelns, die sie im Laufe ihres Lebens erlernt haben. Ein großer Teil hiervon wurde im frühen Kindesalter erworben, da der Mensch in dieser Zeit für Lern-und Assimilationsprozesse am empfänglichsten ist.
Hofstede und Hofstede (2011) verwenden die Analogie eines Computers, um solche Denk-Fühl-und Handlungsmuster zu beschreiben: Sie nennen sie mentale Programme. Das bedeutet natürlich nicht, dass Personen programmiert sind wie Computer. Das Verhalten einer Person ist nur zum Teil durch seine mentalen Programme determiniert: Personen haben prinzipiell die Option, von ihnen abzuweichen und auf eine neue Weise zu reagieren.
Inhaltsverzeichnis
- 1. EINLEITUNG
- 2. THEORIE
- 2.1 DER KULTURBEGRIFF
- 2.2 BIKULTURALITÄT
- 2.2.1 DAS ALTERNATION-MODELL
- 2.2.2 DOMÄNE DER BIKULTURALITÄT
- 2.2.2.1 Kulturelle Kompetenz bei bikulturellen Individuen
- 2.3 DER CULTURAL FRAME SWITCHING-EFFEKT
- 2.3.1 DER KOGNITIVE MECHANISMUS DES CFS-EFFEKTES: DER PRIMING EFFEKT
- 2.3.2 DER MOTIVATIONALE MECHANISMUS DES CFS-EFFektes: ModeratION DURCH KULTURELLE IDENTIFIKATION
- 2.3.3 DER MOTIVATIONALE MECHANISMUS DES CFS-EFFEKTES: MODERATION DURCH NEED FOR CLOSURE
- 2.4 INTERKULTURELLE FORSCHUNG
- 2.4.1 KULTURELLE FAKTOREN
- 2.4.2 KULTURDIMENSIONEN NACH HOFSTEDE
- 2.4.2.1 Individualismus/Kollektivismus
- 2.4.2.2 Priming von Individualismus und Kollektivismus in Form von Selbstkonzepten
- 2.4.2.3 Priming von Individualismus und Kollektivismus in Form von Attributionen
- 2.4.3 KULTURDIMENSIONEN NACH TROMPENAARS
- 2.4.4 KULTURDIMENSIONEN NACH HALL
- 2.5 KONZEPTUELLE HYPOTHESEN
- 3. METHODE
- 3.1 DIE FRAGEBOGENKONSTRUKTION
- 3.2 DER VERSUCHSABLAUF
- 3.3 DIE STICHPROBE
- 3.4 VERSUCHSDESIGN UND OPERATIONALISIERUNG
- 4. ERGEBNISSE
- 4.1 VORBEREITUNG DER DATEN
- 4.2.1 HINWEISREIZ TRADITIONEN
- 4.2.2 HINWEISREIZ SPRACHE
- 4.2.3 HINWEISREIZ ESSEN
- 4.2.4 HINWEISREIZ LAND
- 4.2.5 HINWEISREIZ MITMENSCHEN
- 4.2.6 FAZIT HINWEISREIZE
- 4.3 HYPOTHESENTESTS
- 4.3.1 TESTEN VON HYPOTHESE 1
- 4.3.2 TESTEN VON HYPOTHESEN 2-4
- 4.3.3 ZUSÄTZLICHE ANALYSE
- 5. DISKUSSION UND AUSBLICK
- 5.1 ZUSAMMENFASSUNG DER ERGEBNISSE UND THEORETISCHE EINORDNUNG
- 5.2 LIMITATIONEN
- 5.3 FORSCHUNGSBEDARF
- 5.3.1 METHODOLOGIE
- 5.3.2 BILINGUALISMUS ALS GRUPPENVARIABLE
- 5.3.3 DER PROZESS DER AKKULTURATION
- 5.3.4 DIE MARKETING PERSPEKTIVE
- 5.3.5 EINE MESSUNG DES VERHALTENS AUF DEN KULTURDIMENSIONEN
- 5.4 PRAKTISCHE IMPLIKATIONEN
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Studie untersucht, welche kulturellen Hinweisreize den Cultural Frame Switching-Effekt bei bikulturellen Individuen auslösen. Sie fokussiert auf fünf Kategorien von Hinweisreizen: Traditionen und Religion, Sprache, Essen, Land und Mitmenschen.
- Die Studie untersucht die Reaktion von Individuen aus zwei individualistischen Kulturen im Vergleich zu Individuen aus einer individualistischen und einer kollektivistischen Kultur.
- Der Einfluss der kulturellen Identifikation auf die Reaktion auf kulturelle Hinweisreize wird untersucht.
- Die Studie analysiert den Zusammenhang zwischen der Aufenthaltsdauer in einem Land und der Reaktion auf kulturelle Hinweisreize dieser Kultur.
- Die Studie beleuchtet die Korrelation zwischen der Aufenthaltsdauer in einem Land und der kulturellen Identifikation mit der Kultur dieses Landes.
- Die Studie untersucht den Zusammenhang zwischen der Sprachfähigkeit und der kulturellen Identifikation.
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Die Einleitung stellt das Thema der Studie vor und erläutert die Relevanz des Cultural Frame Switching-Effekts.
- Kapitel 2: In diesem Kapitel werden die theoretischen Grundlagen der Studie erläutert, darunter die Definition des Kulturbegriffs, die Bedeutung der Bikulturalität und die verschiedenen Modelle des Cultural Frame Switching-Effekts.
- Kapitel 3: Dieses Kapitel beschreibt die Methode der Studie, einschließlich der Konstruktion des Fragebogens, des Versuchsablaufs, der Stichprobe und des Versuchdesigns.
- Kapitel 4: Dieses Kapitel präsentiert die Ergebnisse der Studie und analysiert die Reaktion der Teilnehmer auf die verschiedenen kulturellen Hinweisreize.
Schlüsselwörter
Cultural Frame Switching-Effekt, Bikulturalität, kulturelle Hinweisreize, kulturelle Identifikation, Individualismus, Kollektivismus, Traditionen, Sprache, Essen, Land, Mitmenschen.
- Quote paper
- Pauline Kopka (Author), 2019, Cultural Frame Switching-Effekt. Eine Bedingungsanalyse des Verhaltens bikultureller Personen in Bezug auf die Bedeutung kultureller Hinweisreize, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/957880