ISABELL ALLENDE
1942 wurde sie in Chile geboren. Sie arbeitete lange als Journalistin für verschiedene regimekritische Zeitungen. 1973 verließ sie ihr Heimatland und lebte in den USA. 1984 schrieb sie den Roman ,,Das Geisterhaus". 1986 schrieb sie das ebenfalls erfolgreiche Buch ,,Von Liebe und Schatten", darauf folgte im Jahre 1988 der Roman ,,Eva Luna". Isabel Allende wurde zur ,,Autorin des Jahres 1984" gewählt. 1993 starb ihre Tochter Paula. Isabel Allende brauchte drei Jahre, um wieder den Lebensmut zu erlangen. In dieser Zeit schrieb sie den erschütternden Bericht über den tragischen Tod ihrer Tochter.
Das Geisterhaus
Die Handlung des Romans zieht sich von den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart hin. Im Mittelpunkt stehen zwei Familien mit den Namen Trueba und del Valle, die der Chilenischen Oberschicht angehören. Esteban Trueba, der immer knapp bei Kasse ist, weil sein verstorbener Vater, der ein Spieler und Säufer war, das gesamte Familienvermögen durchgebracht hat, beschließt mit Minen im Norden des Landes schnell reich zu werden, damit er Rosa del Valle heiraten kann. Rosas Schwester Clara entwickelt sich in den Jahren, in denen Esteban in der Mine arbeitet mehr und mehr zur Hellseherin. Ihr politisch aktiver Vater Severo del Valle hofft, dass sich ihre spiritistischen Fähigkeiten mit ihrem erwachsen werden legen, aber das ist nicht der Fall und sie entwickeln sich noch mehr. Schließlich kündigt Clara einen Todesfall an, der sich letztendlich in dem Tod ihrer Schwester Clara bewahrheitet. Esteban sieht nach dem Tod Rosas keinen Grund mehr weiter in den Minen zu arbeiten, obwohl er eine vielversprechende Goldader entdeckt hat. Um seiner Schwester Férula und seiner todkranken Mutter zu entkommen, begibt er sich auf den heruntergekommenen Gutshof seiner Familie. Die Hintersassen leben dort noch immer wie bezahlte Sklaven. Sie gehören ihrem Patron und dienen ihm ein Leben lang. Esteban Trueba, der nie eine andere Sozialstruktur kennengelernt hat, glaubt, dass dieses System das beste für alle Beteiligten ist. Er sagt seinen Arbeitern, was zu tun ist, sorgt aber auch dafür das sie gesund bleiben. Die Arbeiter achten ihn als ihren Patron, fürchten aber auch seinen Jähzorn und seine sexuellen Eskapaden. Kaum eine junge Frau in der Gegend, die nicht irgendwann ein Kind von ihm bekam oder zumindest sein herrschaftlich eingerichtetes Schlafzimmer kennen-
lernte. Sie widersetzten sich ihm auch nicht, weil er ein Mann war und noch dazu der Patron, dem man alles verzeihen musste.
Clara, die nach Rosas Tod die Lust am Sprechen verloren hatte und sich nur noch mit Zeichen verständigt wird immer exzentrischer und zerstreuter. Ihre Eltern Nívea und Severo del Valle verheirateten ihre anderen Kinder standesgemäß, aber Claras Fähigkeiten wollten sie nicht an die Öffentlichkeit gelangen lassen. Um so mehr sind sie überrascht als sie eines Tages ihre Stimme wiederfindet und verkündet, dass sie bald heiraten werde.
Interessanterweise beschließt genau zur selben Zeit Esteban Trueba, der hunderte von Kilometern entfernt ist, eine andere Tochter del Valle zu heiraten um nicht sein ganzes Leben auf dem Gutshof bleiben zu müssen.
Und da Severo einverstanden ist und Clara sowieso alles im Voraus wusste, wird bald die Verlobung gefeiert. Der inzwischen reich gewordene Esteban beschließt in der Stadt ein Haus zu bauen, um sich in Zukunft mehr um Spekulationsgeschäfte zu kümmern als um seine Landwirt- schaft. Clara und er haben drei Kinder und ihre Ehe scheint nach außen hin glücklich, aber im geheimen spielen sich immer wieder kleine Tragödien ab, vor allem wenn Esteban ihre okkultischen Sitzungen verbieten will. Estebans unver- heiratete Schwester Férula, die sich bis zum Tod um ihre Mutter gekümmert hat und jetzt bei Esteban und Clara lebt, versucht Clara von ihm und seinen Wutausbrüchen fernzuhalten. Das jedoch macht Esteban so wütend, dass er Férula aus dem Haus wirft.
Jeden Sommer kehrt die Familie auf den Gutshof zurück, wo Claras Tochter Blanca sich in den jungen Kommunisten Pedro Tercero García verliebt. Esteban, der als Senator für die Konservative Partei den Sozialismus verabscheut, vertreibt ihn von seinem Land und droht ihm mit der Erschießung, falls er noch einmal mit seiner Tochter spreche. Als Estban bei einem Erdbeben, das Clara vorausgesehen hatte, schwer verletzt wurde beginnen die beiden sich wieder heimlich zu treffen.
Estebans und Claras Beziehung verschlechtert sich dermaßen, dass sie sich schwört nie wieder mit ihm zu reden.
Ihre beiden Söhne Jaime und Nicolas sind nach Estebans Ansicht Taugenichtse, weil sie sich beide für die linken Parteien einsetzen. Nicolas tritt einer asiatischen Sekte bei und wird schließlich von seinem Vater nach Kanada verfrachtet, wo er als Sektenanführer ein reicher Mann wird.
Jaime arbeitet als Arzt in einem Armenkrankenhaus, wo er gerade das verdient, was er zum Leben braucht.
Blanca bekommt nach einer langen, geheimgehaltenen Beziehung mit Pedro Tercero García ein uneheliches Kind von ihm. Rasend vor Zorn schlägt Esteban seine Tochter zusammen und verletzt Pedro Tercero schwer. Dieser flüchtet in eine andere Stadt, wo er trotz seiner verkrüppelten Hand zum gefeierten Musiker und Arbeiter- führer wird.
Eines Tages bekommt Clara düstere Vorahnungen. Sie fühlt ihren Tod nahen, fürchtet ihn aber nicht, weil sie mit den Geistern durch ihre spiritistischen Sitzungen vertraut ist. Nach Claras Tod beginnt der Familiensitz Trueba zu zerfallen. Die Familie, die immer zusammengehalten hat zerstreut sich und nur Esteban, Blanca und ihre Tochter Alba bleiben in dem Haus das Esteban Trueba gebaut hat.
Der Senator Esteban ist im ganzen Land bekannt. Der mittlerweile alt gewordene Mann kämpft verbissen gegen die Kommunisten an. Er investiert einen großen Teil seines Vermögens in politische Kampagnen und gewinnt durch Bestechungen jede Wahl. Doch die Kommunisten werden mit den Jahren immer stärker und gewinnen schließlich die Wahl. Ein junger, unerfahrener Mann voll Enthusiasmus wird Präsident und Estebans Todfeind Pedro Tercero García, der Vater seiner Enkelin, wird zum Minister berufen. Der Kommunismus jedoch führt zu noch größerer Armut und so kommt es zu einem Militärputsch. Das Militär lehnt sich gegen die Regierung auf, besetzt am 11.September den Regierungssitz und erschießt den Präsidenten. Einige Generäle setzen sich an die Spitze des Staates und machen die kommunistischen Reformen rückgängig. Senator Trueba unterstützt sie anfangs, aber als die Generäle ,Wahlen verweigern und seinen Sohn Jaime verhaften und er-schießen lassen erkennt er, dass er sich hatte täuschen lassen. Er versöhnt sich mit seiner Tochter Blanca und deren Geliebten, der sein Todfeind war, und schmuggelt sie ins Ausland. Seine Enkelin Alba ist die einzige, die in Chile bleibt.
Esteban kümmert sich besonders um sie. Alba versteckt in Estebans Haus verfolgte Verbrecher, was ihr eines Tages zum Verhängnis wird. Mitten in der Nacht wird sie verhaftet und in ein Konzentrationslager gebracht. Esteban hat keine politische Macht mehr und muss mit ansehen wie sie gefoltert und missbraucht wird. Erst durch die Hilfe von Transito Soto, einer ehemaligen Prostituierten die ihm noch einen Gefallen schuldet, kommt Alba frei. Clara hat ihr Leben lang Lebensnotizhefte geführt, in denen sie alles notierte, was in ihrem Leben geschah. Mit Hilfe dieser Hefte schreiben Alba und Esteban ihre und Claras Lebensgeschichte auf. Als sie damit fertig sind, stirbt Esteban.
Das Buch ,,Das Geisterhaus" schrieb Isabel Allende im Jahre 1984. Es führte monatelang die Bestellerliste an und wurde zum "erfolgreichsten Buch des Jahres 1985" gewählt.
In dieser Geschichte über das Leben einer Familie erzählt die Autorin Isabel Allende zum Teil ihre eigene Geschichte. Der 1973 erschossene Präsident war ihr Onkel Salvador Allende und sie musste ebenfalls aus dem vom Militär regierten Land fliehen.
Der Roman bezieht sich sehr auf die Politik im 20.Jahrhundert in Chile. Die Regierungsform war immer eine Diktatur, bis der Marxist Salvador Allende gewählt wurde. Nach seinem Tod übernahm der Diktator Augusto Pinochet die Macht bis 1990.
Die ,,Süddeutsche Zeitung" berichtete über den Romans: ,,Der Erfolg dieses Buches verdankt sich dem hinreißenden Erzähltemperament Isabel Allendes: Souverän, mit Phantasie und Witz, mit Zärtlichkeit und Ironie malt die Autorin das große, bunte Tableau einer Familie über vier Generationen hinweg."
Worterklärungen
Sozialismus: Gesellschaftssystem, bei dem es kein Privateigentum gibt und die Produktionsmittel allen gemeinschaftlich gehören.
Kommunismus: Entwicklungsstufe nach dem Sozialismus, in der alle Produktions-mittel und Erzeugnisse in das gemeinsame Eigentum aller Staatsbürger übergehen und es keine Klassen mehr gibt.
exzentrisch: überspannt
Senator: Regierungsoberhaupt
Häufig gestellte Fragen zu "Isabel Allende"
Wer ist Isabel Allende?
Isabel Allende wurde 1942 in Chile geboren. Sie arbeitete als Journalistin und verließ 1973 ihr Heimatland. Bekannte Werke sind "Das Geisterhaus", "Von Liebe und Schatten" und "Eva Luna". 1993 starb ihre Tochter Paula, worüber sie einen Bericht schrieb.
Worum geht es in "Das Geisterhaus"?
Der Roman erzählt die Geschichte zweier Familien, Trueba und del Valle, die zur chilenischen Oberschicht gehören. Die Handlung erstreckt sich von den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Im Mittelpunkt stehen Esteban Trueba, seine Frau Clara und ihre Familie.
Wer sind die Hauptfiguren in "Das Geisterhaus"?
Zu den Hauptfiguren gehören Esteban Trueba, Clara del Valle, Rosas del Valle, Blanca (Estebans und Claras Tochter), Pedro Tercero García und Alba (Blancas Tochter).
Was sind einige wichtige Themen in "Das Geisterhaus"?
Der Roman behandelt Themen wie Familie, Politik (Sozialismus, Kommunismus, Diktatur), soziale Ungerechtigkeit, Liebe, Tod, Spiritualität (Hellseherei, spiritistische Sitzungen) und die Geschichte Chiles im 20. Jahrhundert.
Wie ist Esteban Truebas Beziehung zu seinen Arbeitern?
Esteban Trueba behandelt seine Arbeiter auf seinem Gutshof wie bezahlte Sklaven. Er bestimmt ihr Leben, sorgt aber auch für ihr Wohlergehen. Die Arbeiter achten ihn als ihren Patron, fürchten aber auch seinen Jähzorn und seine sexuellen Übergriffe.
Was passiert mit Blanca und Pedro Tercero García?
Blanca verliebt sich in den Kommunisten Pedro Tercero García. Esteban vertreibt ihn, aber die beiden treffen sich heimlich wieder. Nach der Geburt ihres unehelichen Kindes wird Pedro schwer verletzt und flieht. Er wird später zum gefeierten Musiker und Arbeiterführer.
Was passiert mit Clara?
Clara entwickelt hellseherische Fähigkeiten. Sie heiratet Esteban Trueba, obwohl sie dessen Charakterzüge kennt. Nach ihrem Tod zerfällt die Familie Trueba.
Was passiert in Chile im Laufe der Geschichte?
Der Roman spiegelt die politische Situation in Chile im 20. Jahrhundert wider, einschließlich des Aufstiegs des Sozialismus, der Präsidentschaft von Salvador Allende, des Militärputsches und der Diktatur unter Augusto Pinochet.
Was passiert mit Alba am Ende der Geschichte?
Alba wird verhaftet und in ein Konzentrationslager gebracht. Durch die Hilfe von Transito Soto kommt sie frei. Sie schreibt mit Hilfe von Claras Lebensnotizen die Familiengeschichte auf.
Was ist die Bedeutung des Titels "Das Geisterhaus"?
Der Titel bezieht sich auf das Haus der Truebas, in dem spirituelle Ereignisse stattfinden und die Geister der Vergangenheit präsent sind. Clara, mit ihren spirituellen Fähigkeiten, steht im Zentrum dieser "Geister"-Welt.
- Quote paper
- Lena Wegner (Author), 2000, Allende, Isabel - Das Geisterhaus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95744