Thomas Mann - Mario und der Zauberer
Zum Autor:
1875: 6. Juni Geburt in Lübeck
1894: Mittlere Reife (1889 - 1894 Realgymnasium Lübeck)
1894: Volontär bei einer Bank1896 - 1898: in Italien
1905: Heirat mit Katia Pringsheim - 4 Kinder
1929: Nobelpreis für Literatur ( für „Buddenbrooks“)
1933: Emigration, zuerst nach Frankreich, dann in die Schweiz
1938: Umzug in die USA
1944: Thomas Mann wird amerikanischer Staatsbürger
1949: erster Besuch Deutschlands nach dem Krieg
1952: Umzug von den USA in die Schweiz
1955: 12. August Tod von Thomas Mann in Zürich
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Wichtige Werke:
1901: Buddenbrooks (Roman)
1909: Königliche Hoheit (Roman)
1930: Mario und der Zauberer (Novelle)
1939: Lotte in Weimar (Roman)
1947: Doktor Faustus (Roman)
1951: Der Erwählte (Roman)
1953: Die Betrogene (Erzählung)
1954: Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull (Roman)
Inhalt:
Die Novelle „Mario und der Zauberer" ist eine Reiseerzählung mit autobiographischem Hintergrund. Der Ich-Erzähler reist mit seiner Frau und seinen zwei kleinen Kindern nach Italien in einen kleinen Badeort, Torre di Venere. Der Ich-Erzähler beschreibt die unfreundliche Haltung der Italiener gegenüber den ausländischen Touristen und den übersteigerten Nationalismus der Italiener. So hat die Tochter zum Beispiel einen leichten Keuschhusten, was in dem Hotel eine Lärmbelästigung sei und weswegen sie ihr Zimmer verlassen sollten.
Eine Woche vor ihrer Abfahrt kommt ein Zauberer, Cavaliere Cippola, in den Ort und gibt eine Vorstellung. Dort erleben sie ein kleines, häßlich verstelltes Männlein, der den ganzen Saal zu hypnotisieren versteht. Er läßt die Menschen mit Hilfe seiner Peitsche völlig willenlos werden, um sie dann tanzen, springen oder sonstige Sachen nach seinem Willen machen zu lassen.
Am Ende seiner Vorstellung bittet er Mario, einen jungen Kellner, der mit den Kindern des Ich-Erzählers befreundet ist, nach vor auf die Bühne. Dort hypnotisiert ihn Cippola und bringt Mario dazu ihn zu küssen, im Glauben Cippola sei Marios Geliebte. Als aber Mario nach dem Erwachen den demütigenden Irrtum bemerkt zieht er seinen Revolver und erschießt den Hypnotiseur.
Zum Inhalt:
Thomas Mann will mit der Novelle "Mario und der Zauberer" aufzeigen, wie ein machtbesessener, diktatorischer Mensch zum Ziel kommen kann, indem er auf Kosten Einzelner die Masse, oder besser die Mitläufer, mobilisiert und die Machtinstrumente eines Diktators einsetzt:
Rhetorik, um die Masse zu begeistern, Rabulistik, um Augenwischerei zu betreiben, Massenhypnose, um die Psyche der Einzelnen zu beeinflussen und Brutalität, um sich Respekt zu verschaffen. Das Element der Brutalität ist bei Cipolla seine Reitpeitsche, die er immer wieder bedrohlich durch die Luft zischen läßt. Er bricht den Willen und den Stolz jedes einzelnen. Um leichtes Spiel zu haben redet er den Leuten mit wortverdreherischen Methoden ein, es würde ein Wohlgefühl eintreten, wenn sie willenlos seien. Das Leben ist schließlich viel einfacher, wenn man nichts zu entscheiden braucht.
Thomas Mann zeigt uns hier aber auch noch etwas anderes: Er erzählt, daß die Familie während der Pause darüber nachgedacht hat, die Vorstellung zu verlassen. Und nach der Pause, so berichtet er weiter, legt Cipolla erst richtig los, er ist sozusagen nicht mehr aufzuhalten. Diese Pause kann man sehr gut auf die politische Situation Italiens übertragen, die man bei seinem Roman unbedingt beachten muß. Wenn Cipollas Publikum größtenteils die Vorstellung während der Pause verlassen hätte, hätte sich die Lage nie so zugespitzt. Auf Italien übertragen: Hätte man sich damals in Italien zur Revolution gegen Mussolini durchgerungen, wäre es wohl nie zur Gleichsetzung von Faschismus und Staat in Italien gekommen. Ohne es vorherwissen zu können hat Mann auch einen Bezug zur deutschen Geschichte geschaffen. Wenn die Bevölkerung sich 1935 der möglichen Folgen besonnen hätte, würden sie, genau wie die Besucher von Cipollas Show, zu diesem Zeitpunkt, noch etwas bewirken können.
Personen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Buchvorstellung Mario und der Zauberer
Man muß das Rad ja nicht jedes Mal neu erfinden, deshalb denke ich das ich hiermit jemanden ein wenig Arbeit ersparen kann.
Diese gesamte Buchvorstellung ist aus verschiedensten im Internet verfügbaren Quellen
kompiliert.
by
TES
Seiten 1 und 2 - Arbeitsblätter zum austeilen
Seiten 4 und 5 - Arbeitsblätter zum vortragen
Inhalt
Die Novelle "Mario und der Zauberer" von Thomas Mann spielt in Italien am Tyrrhenischen Meer - genauer gesagt in Torre di Venere - und handelt von einer vierköpfigen, deutschsprachigen Familie, die im Italien der 20er Jahre unseres Jahrhunderts ihren Sommerurlaub verlebt und die eine als Zauberveranstalltung deklarierte Show, die ein gewisser Cavaliere Cipolla leitet, der sich selbst Illusionista (Zauberkünstler) nennt, besucht.
Eine vierköpfige Familie, deren Vater der Erzähler (bzw. der Sprecher) ist macht Urlaub im italienischen Seebad Torre di Venere, das um diese hochsommerliche Zeit vor allem von italienischen Badegästen gut besucht ist. Das Treiben in Torre kann man nach den Erzählungen des Vaters als recht hektisch einstufen.
Zuerst ist die Familie, der neben Vater und Mutter noch eine achtjähriges Mädchen und ein kleiner Jung angehören, im "Grand Hotel" einquartiert. Da um diese Jahreszeit fast ausschließlich Italiener in diesem Hotel wohnen, kommt sich die deutschsprachige Familie wie ein Gast zweiter Klasse vor. Als das Hotelmanagement dann auch noch die Bitte an sie heranträgt, in einem anderen Hoteltrakt umzuziehen, da eine (italienische) Adlige durch den abklingenden Keuchhusten der zwei kleineren Familienmitglieder ihre eigenen Kinder in Gefahr sieht, obwohl ein Arzt versichert hat, daß der Husten der Kinder nicht ansteckend sie, zieht die Familie in eine kleine Pension, die sie daher kennen, das die vier dort schon vermehrt gespeist haben.
Die Familie bekommst immer wieder den Nationalstolz der Italiener zu spüren. Kleine Spitzen seitens der italienischen Strandbevölkerung lassen den Familienvater am eigenen Leib erfahren, daß er kein Italiener ist, sondern ein Fremder. Aus diesem Grunde kann sich bei ihm kein richtiges Wohlgefühl einstellen.
Die Tatsache, daß die achtjährige Tochter nackt am Strand kniet, um ihren Badeanzug auszuwaschen, löst bei den italienischen Badegästen enorme Empörung aus. Es kommt sogar soweit, daß ein Mann, der in diesem Handeln einen Angriff auf die Gastfreundschaft Italiens sieht, die Polizei ruft. Nachdem die Polizei dieses Vergehen als relativ schwerwiegend eingestuft hat müssen 50 Lire Sühnegeld bezahlt werden. Es kommen Gedanken seitens der Familie auf abzureisen, die dann allerdings verworfen werden.
Eine wohltuende Veränderung tritt ein, als mehr und mehr internationale Gäste anreisen, denn die Hochsaison für die italienischen Urlauber neigt sich mittlerweile dem Ende zu.
Den mit der Zeit überall hängenden Plakaten ist zu entnehmen, daß ein Zauberkünstler namens Cavaliere Cipolla bald Station in Torre die Venere machen wird. Die zwei Kinder sind sofort von der Sache angetan, und so kommt es, daß die vier kurze Zeit später der Vorstellung bewohnen.
Ziemlich schnell wird klar, daß es sich hier nicht um eine Zaubervorstellung handelt. Der verkrüppelte Cipolla zeigt deutlich, daß man mit richtig angewendeter Rhetorik und gekonnter Hypnose die Psyche einzelner Zuhörer, sowie der ganzen Zuhörer- schaft beeinflussen kann. Mit Hilfe dieser Mittel sowie einer Reitpeitsche, die er durch die Luft schnalzen läßt, zieht er die Hörerschaft in eine Art Bann und nutzt diesen, um einige imponierende und interessante Darbietungen aufzuführen. Dies allerdings immer auf Kosten von Teilen des Publikums. Während der zehnminütigen Pause überlegt die Familie zu gehen, zumal es schon sehr spät ist und die Kinder müde sind; da die Kinder aber nicht vorzeitig die Vorstellung verlassen wollen, entschließt man sich noch zu bleiben. Nach der Pause legt Cipolla erst richtig los. Immer wieder macht er Scherze, auf Kosten einzelner Besucher, die er fast peinlich vor allen Zuschauern bloßstellt. Schließlich läßt er einige Personen aus dem Publikum anfangen zu tanzen. Er hat eigentlich leichtes Spiel mit der Zuhörerschaft, was die psychische Beeinflussung angeht. Allerdings stößt er bei einem Herrn, der sich nicht beeinflussen lassen will auf vehementen Widerstand. Es kostet der Rhetoriker Cipolla einige Bemühungen, diese Opposition auszuschalten und den Widerstand zu brechen. Nun wird Mario, der der Familie als Kellner bekannt ist auf die Bühne gebeten. Durch geschickte Kombination von Hypnose, Einredungskünsten und der Reitpeitsche entlockt Cipolla dem jungen Mann die intimsten Wünsche, die er vor der gesamten Zuhörerschaft preisgibt. Der Illusionista gaukelt Mario vor, er sei das Mädchen Silvestra, wegen dem Mario Liebeskummer hat, und treibt ihn sogar soweit, daß dieser ihn küßt. Unter schallendem Gelächter verläßt Mario die Bühne. Getrieben von Pein zieht er eine Waffe und erschießt Cipolla. Wie erleichtert und befreit verläßt die Familie fluchtartig den Schauplatz des Geschehens.
MARIO
Soweit dem Text zu entnehmen ist, würde ich sagen, daß man Mario in die Kategorie der Träumer einordnen könnte. Mario ist 20 Jahre alt. Durch sein Auftreten und sein Äußeres wirkt er schwermütig, keinesfalls aber brutal, was für seine spätere - man möchte ja fast sagen Wandlung - von enormer Bedeutung ist. Mario ist untersetzt gebaut, besitzt eine niedrige Stirn mit schweren Lidern über den Augen, welche grau sind, aber grün- und gelbliche Einschläge haben. Seine leicht eingedrückte Nase wird von einigen Sommersprossen geziert. Außerdem verfügt er über dickliche fast wulstige Lippen. Mario hat schmale feine Hände, die in Italien als besonders nobel gelten. Sein Haar trägt er kurzgeschoren. Wenn Mario nicht gerade seine Dienstkleidung, also seine Kellneruniform anhat, die ihm übrigens gut steht, trägt er eher einfache Kleidung. Zur Vorstellung kleidet ihn ein verschlossenes Complet von Jacke und Hose, dazu ziert ein Seidentuch seinen Hals. Er stammt aus einfachen Verhältnissen, sein Vater ist ein kleiner Schreiber im "Municipio", während seine Mutter einfache Wäscherin ist. Er selbst hat früher einmal in Portoclemente gearbeitet, ist aber nun als Kellner im "Esquisito" tätig. Er wird als manchmal leicht geistesabwesend beschrieben. Er hat eine ernste, aber träumerische Art, manchmal sieht man ihn zerstreut melancholisch lächeln, allerdings besitzt er eine besondere Dienstfertigkeit im Beruf. Er verzichtet auf Liebenswürdigkeiten, die nur darauf abzielen, zu gefallen. In der Damenwelt scheint er nicht so richtig Erfolg zu haben. Mario ist ein höflicher Mensch. Als er von Cipolla auf die Bühne geholt wird, was ihm nicht so recht paßt bedankt er sich bei all denen, die ihm den Weg zur Bühne frei machen. Daß dieser Mensch nur wenig später einen Mord begeht, kann man eigentlich gar nicht glauben, aber Mario kann die Pein, die der Virtuose Cipolla ihm zugefügt hat, indem er ihn gnadenlos bloßgestellt hat, nicht ertragen. Die Tatsache, daß Mario eine Waffe trägt, läßt darauf schließen, daß er doch etwas gefährlicher zu sein scheint, als man am Anfang annimmt.
CIPOLLA
Auf den Familienvater macht der Hypnotiseur Cipolla den Eindruck eines Scharlatans. Er hat etwas von den "marktschreierischen Possenreißern" des 18. Jahrhunderts an sich.
Zu Cipollas Äußerem ist zu sagen, daß er dessen Alter, dessen Alter schwer bestimmbar, der aber gewiß nicht mehr jung ist, ein scharfes, zerrüttetes Gesicht hat. Ferner wirkt sein Mund stechend. Cipolla besitzt einen faltigen Mund und eine Vertiefung, genannt "Fliege", zwischen Unterlippe und Kinn, sein kleiner Schnurrbart ist schwarz gewichst, und seine Zähne sind splitterig. Seine Hände sowie sein Gesicht haben einen gelblichen Teint. Cipolla ist verkrüppelt - er hat schiefe Beine und einen Buckel. Erinnerungen an den Krieg fürs "Vaterland", wie er sagt.
Cipolla trägt einen weiten, ärmellosen schwarzen Radmantel sowie einen weißen Schal, der zu seinen weißen Handschuhen paßt. Sein Kopf wird anfangs von einem Zylinder geschmückt. Seine Kleidung sitzt, durch seine Verkrüppelung bedingt, falsch gestrafft und fällt in grotesken Falten.
Über die soziale Situation dieses Mannes läßt sich nur sagen, daß er den Adelstitel "Cavaliere" trägt. Unter dem Deckmantel des Zauberers übt er gnadenlose Beeinflussung der Psyche seines Publikums aus. Cipolla, der während seiner Darbietung sehr viel raucht und trinkt, zeichnet sich durch strenge Ernsthaftigkeit aus. Er lehnt "alles Humoristische" ab. Er besitzt eine große Portion Selbstgefälligkeit sowie Stolz. Außerdem zeigt er dem Zuschauer immer wieder seinen sehr stark ausgeprägten Nationalstolz. Cipolla hat Spaß daran, andere Menschen bloßzustellen und seine Zuschauer gegen- einander auszuspielen. Mit gekonnter Rhetorik, Massenhypnose, Rabulistik und Brutalität (Reitpeitsche) kann er jeden Widerstand brechen. Dies sind im Übrigen die typischen Merkmale eines Diktators. Als er merkt, daß sich jeglicher Widerstand aufgelöst hat kommt Cipolla erst richtig in Fahrt und beginnt seine Macht, die er bislang nur spöttisch präsentierte, nun auch zu mißbrauchen, und dringt in die innersten Regungen und gut gehüteten Geheimnisse seiner "Opfer" ein. Bei Mario geht er sogar soweit, seine Menschenwürde zu beleidigen, indem er ihn in höhnischster Weise lächerlich macht. Das Geheimnis von Cipollas fragwürdigem Erfolg beruht zum Teil auf seiner stark ausgeprägten Selbstsicherheit, mit der er das Publikum in seinen Bann zieht, dem keiner entkommen kann. Thomas Mann präsentiert uns Cipolla als willenbrechenden, diktatorähnlichen Menschen.
PUBLIKUM
Das Publikum besteht größtenteils aus den Bewohnern Torres, einige Gäste von außerhalb sind auch dabei. Die einfachen Besucher befinden sich auf den Steh- plätzen, während sich die "High Society" auf Stühlen niedergelassen hat. Das Publikum hat viele Gesichter, von den drei wohl am auffälligsten sind: zum einen ein Herr aus Rom, der den Widerstand verkörpert. Er stellt sich gegen die willensraubende Rhetorik Cipollas, muß aber dann klein beigeben.
Zum anderen gibt es da den Jüngling, der sich immer wieder anbietet, das Versuchs- objekt für Cipolla zu spielen, und alles mit sich machen läßt. Er verkörpert ganz ein- deutig die breite Masse der Mitläufer.
Das dritte Gesicht ist das des Mario. Er tötet Cipolla, den Peiniger. Er ist zu denen zu zählen, die erst nach der Erkenntnis zum "aktiven Widerstandskämpfer" werden.
Cipolla: S.90 oben, C. und ein Zuschauer: S.92 mitte, C. und der Römer: S.117 oben, C. und Mario: S.125 oben
- Quote paper
- Tes Tes (Author), 2000, Mann, Thomas - Mario und der Zauberer, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95702
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