Autor:
Als Sohn eines Landarbeiters studierte Camus in Algier Philosophie, war Schauspieler und Journalist. W ährend der Besetzung Frankreichs durch deutsche Truppen agierte er als aktives Mitglied der Widerstandsbewegung, und war Mitbegründer der Résistance-Zeitschrift «Combat«, war er einer der ersten französischen Schriftsteller, die nach dem Krieg wieder Verbindung nach Deutschland und zu deutschen Freunden aufnahmen. Er erhielt 1957 den Nobelpreis für Literatur.
Inhalt:
Albert Camus beschreibt in dieser Erzählung, den grotesken Lebenslauf eines auf den ersten Blick ganz gewöhnlichen Franzosen in Algier zur Zeit des Zweiten Weltkrieges, doch ist das ganze Szenario samt den Personen ohne weitere Probleme 1:1 in die Gegenwart zu übernehmen. Ohne die Hauptperson Meursault äußerlich näher zu beschreiben, werden aus der ,,Ich-Person" alle seine Gedankengänge und Vorstellungen genau geschildert.
Die Erzählung an sich startet mit dem Tod seiner Mutter, weshalb er in das Altersheim von Marengo - ca. 80 km von Algier - fährt, um dort einerseits die Formalit äten für die Beerdigung zu regeln und andererseits von ihr Abschied zu nehmen. Bald zeigt sich aber der nach au ßen hin kalte und gefühllose Charakter Meursaults, indem ihm dieses Ereignis nicht mehr bedeutet als die realen Umst ände, die es ihm kostet. Ansonsten sieht er denn Verlust mit einer totalen Gleichgültigkeit, da seine Mutter ihm einfach nichts mehr bedeutet hat.
Schon am nächsten Tag ist für ihn alles wie gehabt, und er erfrischt seine alte Flamme Marie, doch keineswegs aus Liebe, eher aus persönlichem Vorteil. Das soll nicht heißen, daß er sie nur ausnützen will, doch gibt er ihr und vor allem dem Leser offen zu, keine Gefühle für sie zu empfinden. Im Laufe der Zeit befreundet er sich mit einem Nachbarn, der zwar als Zuhälter verrufen ist, aber dies für Meursault kein Problem darstellt, da er sich mit ihm gut versteht. Eines Wochenendes ladet ihn und seine Geliebte Marie dieser Freund Raymond ein, bei seinem Strandhaus zu essen, was sie dann auch tun. Bei einem Strandspaziergang kommen die beiden M änner aber in eine Schlägerei mit dem Bruder der Ex-Freundin Raymonds, die er mißhandelt hat.
Doch scheint für Meursault die Geschichte erledigt, bis bei einem späteren Zusammentreffen allein mit dem Bruder durch einen lächerlichen Zufall fünf Schüsse fallen. Von da an ist Meursault als Mörder im Gefängnis und wartet auf seinen Prozeß. Anfangs sieht er sich nicht als Verbrecher, was eigentlich auch nicht ist, doch trägt seine absolut gefühllose und berechnende Art dazu bei, sich sowohl von seinem Richter und Verteidiger als auch von den Menschen an sich zu entfremden. Schlie ßlich endet der Prozeß mit einem Todesurteil für den Fremden, der letztendlich weniger für seinen Mord als für sein sonstiges Verhalten verurteilt wird.
So fallen ihm all seine Taten, die an sich überhaupt nicht direkt mit dem Mord zu tun haben und für sich auch kein Verbrechen darstellen, in den Rücken. So zum Beispiel die Tatsache, daß er bei seiner Mutter Tod teilnahmslos vor dem Sarg gesessen und geraucht hat, während die anderen Heimbewohner vor dem Sarg beteten.
Gehalt:
Von meinem persönlichen Standpunkt her läßt sich das Werk aus zwei verschiedenen Blickrichtungen begutachten:
Vordergründig steht die Beschreibung eines Menschen, der eigentlich ein Misanthrop und durch seine f ür andere widerwärtig und gefühllose Haltung fremd ist. Doch ist er schlie ßlich in seiner Verhandlung von dieser emotionalen Menschenwelt abhängig und wird von ihr abgestoßen, was ganz am Ende schon sein Ziel geworden ist. Im Verlauf der Erzählung wandelt die Hauptperson aber seine Einstellung zur Umwelt: während er am Anfang noch glaubt, nie mit anderen Menschen zu tun zu haben und von ihnen getrennt seinen eigenen Weg gehen zu können [«Ich habe einen Moment lang den lächerlichen Eindruck gehabt, sie wären da, um über mich zu richten. »], fühlt er seine Entfremdung gegenüber der Umwelt immer mehr. [«Das erklärte mir auch meinen seltsamen Eindruck, überflüssig, so etwas wie ein Eindringling zu sein. »].
Häufig gestellte Fragen
Wer ist der Autor von "Der Fremde"?
Albert Camus, geboren als Sohn eines Landarbeiters, studierte in Algier Philosophie, war Schauspieler und Journalist. Er war ein aktives Mitglied der Widerstandsbewegung während der Besetzung Frankreichs und Mitbegründer der Résistance-Zeitschrift «Combat«. Camus erhielt 1957 den Nobelpreis für Literatur.
Worum geht es in "Der Fremde"?
Die Erzählung beschreibt das Leben von Meursault, einem scheinbar gewöhnlichen Franzosen in Algier. Nach dem Tod seiner Mutter zeigt er wenig Gefühle. Er freundet sich mit einem Zuhälter an und gerät in eine Schlägerei am Strand, bei der er einen Mann erschießt. Im Gefängnis wartet er auf seinen Prozess, bei dem er weniger für den Mord als für seine gefühllose Art verurteilt wird.
Wie wird Meursault im Text dargestellt?
Meursault wird als gefühlskalt und gleichgültig beschrieben, besonders im Umgang mit dem Tod seiner Mutter. Er handelt oft aus persönlichem Vorteil und gibt offen zu, keine tiefen Gefühle zu empfinden.
Warum wird Meursault verurteilt?
Meursault wird weniger für den Mord selbst, sondern vielmehr für sein gesamtes Verhalten verurteilt. Seine Teilnahmslosigkeit beim Tod seiner Mutter und seine generelle Gefühlskälte tragen zu seinem Urteil bei.
Welche zwei Blickrichtungen zur Interpretation des Werkes werden genannt?
Zum einen die Beschreibung eines Misanthropen, der durch seine gefühllose Haltung fremd wirkt und sich von der emotionalen Menschenwelt entfremdet. Zum anderen die Infragestellung der Gerechtigkeit, da Meursault in ein ungerechtes System gerät und zum Tode verurteilt wird, obwohl seine Schuld am Mord fraglich ist.
Welche Rolle spielt der Zufall in der Geschichte?
Der Zufall spielt eine entscheidende Rolle bei der Schießerei am Strand. Meursault erschießt den Bruder der Ex-Freundin Raymonds durch einen lächerlichen Zufall, was zu seiner Verhaftung und seinem Prozess führt.
Was ändert sich im Laufe der Geschichte an Meursaults Einstellung?
Während Meursault anfangs glaubt, unabhängig von anderen Menschen seinen eigenen Weg gehen zu können, fühlt er im Verlauf der Erzählung immer mehr seine Entfremdung gegenüber der Umwelt.
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- Gernot Eller (Author), 1999, Camus, Albert - Der Fremde, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95658