Frank Wedekind - Frühlings Erwachen
Frühlings Erwachen. Das Werk, mit dem Frank Wedekind den entscheidenden Durchbruch schaffte. Friedrich Dürrenmatt, der uns ja allen bekannt ist, sagte einmal folgendes zu dieser Kindertragödie: "Man sieht in ihm immer noch den wilden Sexualreformer und wertet seine Aussagen mit Wahr und Falsch. Man sollte endlich dahin kommen, in ihm nicht ein Verhältnis zur Wirklichkeit zu sehen, sondern eine Wirklichkeit. Nicht so sehr, was er widerspiegelt, sondern wie er die Dinge widerspiegelt."
Ich möchte Euch zuerst den Dichter vorstellen:
Frank Wedekind wurde am 24. Juli 1864 in Hannover als Sohn eines Arztes geboren, zog dann in die Schweiz und besuchte dort die Bezirksschule und das kantonale Gymnasium.1884 begann er ein Studium der Germanistik und ein später abgebrochenes Jurastudium. Ein beträchtlicher Teil seiner Gedichte entstand bereits in den 80-er. Später schrieb er dann für die Zürcher Zeitung und andere Blätter. Zeitweilig war Wedekind Werbechef einer Firma, Sekretär, Dramaturg, Schauspieler und Regisseur. 1891 brach er nach Paris auf und pendelte dann zwischen London, Paris und München. 1898 saß er wegen Majestätsbeleidigung, er hatte ein satirisches Gedicht auf Wilhelm II. veröffentlich, eine Festungsstrafe ab. 1906 heiratete er Tilly Newes. Wedekind gilt als Wegbereiter für den Expressionismus. Stilistisch weist der lyrisch-expressive Dialogstil auf Vorbilder wie Lenz, Grabbe und Büchner hin. In seiner satirisch-ironischen Art provozierte er die bürgerliche Scheinmoral. Er gilt daher auch als der wohl umstrittenste Dramatiker unseres Jahrhunderts, heftig bekämpft und immer wieder zensuriert. Erst die Nachricht vom Selbstmordversuch seiner Frau veranlaßte Wedekind zur Rückkehr nach München. Am 9. März 1918 führten eine Herzschwäche und eine Lungenentzündung nach der vierten Blinddarmoperation zum Tod Frank Wedekinds.
Nun aber zum Inhalt von Frühlings Erwachen: Anhand des Schicksals dreier Jugendlicher wird die Begegnung mit Sexualität und deren Unterdrückung in der Familie und Schule dargestellt. Während zwei der Hauptfiguren an ihrer Geschichte zerbrechen, wird Melchior vom "vermummten Herrn" von seinem Todeswunsch abgebracht.
Melchior und Moritz, zwei 14-jährige, diskutieren darüber, ob das Schamgefühl der Menschen nicht nur ein Produkt der Erziehung sei und später unterhalten sie sich über ihre ersten männlichen Regungen, wie sie es nennen. Am nächsten Schultag schleicht sich Moritz in das Konferenzzimmer und erfährt, dass er zumindestens provisorisch in die nächst höhere Klasse versetzt wird. Er freut sich darüber und meint noch zu seine Kollegen, dass er sich sonst erschossen hätte. Melchior und Wendela, sie ist ebenfalls 14 Jahre alt, treffen sich am Nachmittag zufällig im Wald. Wendela bittet Melchior so lange darum, sie zu schlagen, sie möchte dieses Gefühl kennenlernen, bis er zuschlägt. Am Abend kommt Moritz zu Melchior, sie lesen gemeinsam Faust und unterhalten sich darüber, ob sie schon beide einmal ein Mädchen nackt gesehen haben. Aber nun wieder zu Wendela: Sie bittet ihre Mutter sie endlich aufzuklären, nachdem sie ihr schon wieder vom Storch erzählt hat, der Wendelas Schwester einen Jungen gebracht haben soll. Nach langem Zögern erklärt ihr die Mutter, dass man den Mann, mit dem man verheiratet ist, von ganzem Herzen lieben müsse.
Einige Tage später treffen sich Melchior und Wendela auf dem Heuboden und schlafen miteinander. Wendela ist fest davon überzeugt, dass sie nicht schwanger werden kann, denn Melchior versichert ihr, dass er sie so wenig lieben würde, wie sie ihn und dass es gar keine Liebe geben würde. Es sei alles Eigennutz, alles Egoismus. Zur selben Zeit bittet Moritz Melchiors Mutter, ihm das Geld für die Überfahrt nach Amerika zu beschaffen, er sei dem Schulstreß nicht mehr gewachsen und er droht sich sonst das Leben zu nehmen. Sie schickt Moritz einen Brief, in dem sie ihm erklärt, dass sie ihm das Geld nicht beschaffen könne und sich durch die Selbstmorddrohung nicht einschüchtern und erpressen lassen würde. Auf dem Weg zu der Rasenbank, wo sich Moritz umbringen will, trifft er Ilse, eine alte Bekannte und jetziges Freudenmädchen. Sie möchte ihn noch dazu überreden, wie in alten Zeiten bei ihr warme Ziegenmilch zu trinken, doch Moritz lehnt ab. Er geht zu der Rasenbank, verbrennt den Brief von Melchiors Mutter und erschießt sich.
Während die Professoren im Konferenzzimmer des Gymnasiums Lösungen suchen, um eine Verheerung einer Selbstmordepedemie zu verhindern, erfahren die Eltern von Melchior von einem Aufklärungsbrief von Melchior an Moritz. Sie beschließen, ihn in eine Korrektionsanstalt zu schicken. Mittlerweile hat die Beerdigung von Moritz Stiefel stattgefunden und nach einem Arztbesuch weiß nun Wendela, dass sie schwanger ist. Ihre Mutter läßt eine Nachbarin kommen, um das Kind abtreiben zu lassen und so stirbt Wendela an einer verpfuschten Abtreibung.
Melchior gelingt es, aus der Korrektionsanstalt auszubrechen und geht auf den Friedhof. Dort sieht er Wendelas Grab, gibt sich die Schuld dafür und bezeichnet sich als ihr Mörder. Da taucht Moritz mit seinem Kopf unter dem Arm auf und will Melchior zum Sterben verführen.
Doch plötzlich erscheint ein vermummter Herr, der Melchior von seinem Todeswunsch abbringen und ihn zum Leben verleiten will, und es gelingt ihm. Der vermummte Herr, der das Leben mit all seinen möglichen Abenteuern verkörpert, sagt zu Melchior: "Du lernst mich nicht kennen, ohne Dich mir anzuvertrauen." Und er zieht ihn von den Gräbern fort; wenigstens für Melchior erwacht der Lebensfrühling dann doch noch, wenn auch zwischen Toten, in einer Novembernacht.
Ich möchte nun zu der Charakteristik kommen.
Wendela ist, wie alle anderen Mädchen in der Pubertät, sehr an der Aufklärung interessiert. Für uns hört es sich heute geradezu lächerlich an, dass ihre Mutter krampfhaft bemüht ist, ihre Tochter in einem Stadium der Unwissenheit zu halten. Ihre Neugierde führt schließlich auch dazu, dass sie mit Melchior schläft.
Melchior ist ein Musterschüler und ist, wie sein Freund Moritz, an der Sexualität, Aufklärung und an Mädchen brennend interessiert. Doch die zwei Freunde haben nicht den Mut, offen über alles zu sprechen und deshalb hat Melchior auch Moritz diesen verhängnisvollen Aufklärungsbrief geschrieben. Damals, um 1890, hätte man in ihrer gesellschaftlichen Umgebung mit Fingern auf sie gezeigt, hätte man von Aufklärungsversuchen erfahren. In jener Zeit pflegte die Aufklärung im Bordell bzw. für Mädchen in der Hochzeitsnacht stattzufinden.
Moritz wiederum ist den Leistungsanforderungen der Schule - heute würde man sagen, dem Schulstreß - nicht gewachsen und erschießt sich. Dass er noch den Brief von Melchiors Mutter verbrennt, zeigt, dass sie keine direkte Schuld an seinem Selbstmord trägt. Moritz versucht einfach verzweifelt den Eltern die Schande zu ersparen, das Schuljahr zu wiederholen. Berücksichtigt man, dass ein Großteil der Selbstmorde heutiger österreichischer Jugendlicher auf Grund von Schulschwierigkeiten verübt wird, so hat das Stück nichts an Aktualität verloren.
Wie kaum eine Epoche zuvor hat sich die beginnende Moderne des Themas "Jugend" angenommen. Auf der einen Seite die autoritären Zwangsmaßnahmen der Erwachsenen, der Eltern und Lehrer, auf der anderen Seite die Pubertätsnöte der Jugendlichen. Die Tragödie Frühlings Erwachen greift die Unnatur der geschlechts- und liebesfeindlichen Ordnung und die Inhumanität des Schulsystems unter Wilhelm II. an. Das Thema ist die Befreiung der natürlichen sinnlichen Liebe im Kampf gegen die bürgerliche Konvention. In Anlehnung an Nietzsche verkündete Wedekind einmal: "Das Fleisch hat seinen eigenen Geist." Besonders ausgeformt sind auch Wedekinds Erziehungskritik, seine Forderung nach Emanzipation und Würde des Körpers.
Man kann nicht direkt sagen, dass dieses Buch auf eine wahre Geschichte zurückgeht, obwohl solche Selbstmorde und verpfuschte Abtreibungen damals nicht selten waren. Wedekind schöpft dabei aus persönlichen Erfahrungen und Erlebnissen und aus denen seiner Freunde und Schulkameraden: Er wurde selber 1879 im Gymnasium in die zweite Klasse nur provisorisch versetzt und mußte diese Klasse dann noch wiederholen. Wedekind wurde von der Schule genommen, erhielt Privatunterricht und als er die Schule wieder fortsetzte, nahm sich im selben Jahr ein Mitschüler das Leben. Wedekind schrieb "Frühlings Erwachen" in bewußtem Gegensatz zum deutschen Naturalismus und stellte unter Beweis, dass Lebenstragik weder von der Fallhöhe hochgestellter Personen, noch von den Regeln klassischer Dramatik abhängig ist.
Dieses Stück wurde von der Zensur lange verfolgt, es war 3 Jahrzehnte lang verboten, und erst 1912 durfte es durch einen Gerichtsbeschluß wieder aufgeführt werden.
Mir persönlich hat das Buch gut gefallen und ich mußte nicht selten schmunzeln, denn in vielen Szenen konnte man förmlich spüren, dass er der Zensur, unter Anführungszeichen, entkommen wollte. Er hat vieles versucht zu umschreiben, wie z. B. eine Onanierszene oder die Weinberg-Szene, in der die während des Stückes mehrfach angeklungene Homosexualität manifest wird.
Meiner Meinung nach hat dieses Stück, das doch schon über 100 Jahre alt ist, nichts an Aktualität verloren.
Ich hoffe, dass ich Euch das Stück "Frühlings Erwachen" näher gebracht habe, und vielleicht wird irgendjemand von Euch einmal ein anderes Werk von Frank Wedekind in die Hand nehmen und es lesen.
Danke
Frühlings Erwachen Frank Wedekind
Frank Wedekind (1864-1918)
Am 24. Juli 1864 wurde Benjamin Franklin Wedekind in Hannover geboren. Ab dem Jahre 1872 wuchs er in einem Schloß in der Schweiz auf und dort besuchte er die Bezirksschule und anschließend das kantonale Gymnasium in Aarau. Er wurde entschieden liberal und demokratisch erzogen; 1884 begann er ein Studium der Germanistik und ein - später abgebrochenes - Jurastudium in München und Zürich. Ein beträchtlicher Teil seiner Gedichte, an Goethes und Heines Lyrik orientiert, entstand bereits in den 80er Jahren; in der Kindertragödie Frühlings Erwachen sind viele Erinnerungen seiner Schulzeit eingearbeitet. Später schrieb er dann für die "Zürcher Zeitung" und für andere Blätter. Zeitweilig war Wedekind Werbechef einer Firma und Sekretär. 1888 reiste er nach Berlin und gesellte sich zum Friedrichshagener Kreis der Brüder Hart. Seit 1890 war er Dramaturg, Schauspieler und Regisseur in Leipzig und München. 1891 wurde er Mitglied der "Gesellschaft für modernes Leben" und er beschloß, für einen längeren Aufenthalt nach Paris zu reisen. Seit 1896 war Frank Wedekind Mitarbeiter beim "Simplicissimus" und die Polizei suchte ihn wegen des veröffentlichten satirischen Gedichts auf Wilhelm II und so saß er 1898 eine Festungsstrafe wegen Majestätsbeleidigung ab. 1904 brachte die Uraufführung von Frühlings Erwachen den entscheidenden Durchbruch, allerdings war das Stück nach der Uraufführung bis 1912 verboten. Im Laufe seines Lebens schrieb er zahlreiche Theaterstücke ( meist Dramen), in denen er oft auch selbst mitspielte, aber auch der Erzählung, Epik und Lyrik widmete er sich. Einige Werke: Kinder und Narren, Der Erdgeist, Die Büchse der Pandora, Der Liebestrank, Der Marquis von Keith, Die Zensur, Bismarck, Die vier Jahreszeiten, Der vermummte Herr. 1917 veranlaßte Wedekind die Nachricht vom Selbstmordversuch seiner Frau Tilly Newes, die er 1906 heiratete, zur Rückkehr nach München. Am 9. März führten eine Herzschwäche und eine Lungenentzündung, nach einer vierten Blinddarmoperation, zum Tod Wedekinds.
Fabel
Anhand des Schicksals dreier Jugendlicher, Wendela, Melchior und Moritz, werden die Begegnung mit Sexualität und deren Unterdrückung in Familie und Schule zur Sprache gebracht. Während zwei der Hauptdarsteller an ihrer Geschichte zerbrechen - Wendela Bergmann stirbt an einer verpfuschten Abtreibung; Moritz Stiefel nimmt sich das Leben - wird Melchior Gabor vom "vermummten Herrn", der das unzerstörbare Leben verkörpert (ihm hat Wedekind das Stück gewidmet), von seinem Todeswunsch abgebracht.
Inhalt
Exposition: Wir befinden uns um 1890 in einer Stadt, die ein Gymnasium besitzt. Die
14jährigen Buben und Mädchen, vor allem Melchior, Wendela und Moritz, scheint nichts anderes zu interessieren als die Aufklärung und Sexualität.
steigende Handlung: Unterhaltung zwischen Melchior und Moritz über die "ersten männlichen Regungen", über die Art und Weise, wie sich Menschen fortpflanzen (beide wurden noch nicht aufgeklärt und wissen mehr oder weniger nur, dass Hühner Eier legen und dass ihre Mütter sie unter dem Herzen getragen haben). Als die Schwester von Wendela einen Jungen gebärt und ihre Mutter ihr noch immer vom Storch erzählt, bittet sie sie endlich aufzuklären und nach langem zögern erklärt sie, dass man sich wirklich lieben müsse, von ganzem Herzen um schwanger zu werden.
Erregende Moment: Melchior und Wendela treffen sich zufällig im Wald und Wendela bittet Melchior so lange darum, sie zu schlagen, bis er zuschlägt. Moritz erfährt, durch ein unerlaubtes Einsehen in die Unterlagen, dass er provisorisch promoviert (= in die nächst höhere Klasse versetzt) sei und nimmt sich fest vor, nur noch zu büffeln.
Höhepunkt: Wendela und Melchior schlafen auf einem Heuboden miteinander und Wendela ist fest davon überzeugt, dass sie nicht schwanger werden kann, denn Melchior versichert ihr, dass er sie so wenig lieben würde, wie sie ihn und dass es gar keine Liebe geben würde. Moritz erpresst Melchiors Mutter, sie soll ihm das Geld für die Überfahrt nach Amerika beschaffen, er sei dem Schulstreß nicht mehr gewachsen, denn sonst würde er sich umbringen.
Umschwung: Wendela ist schwanger. Melchiors Mutter schreibt einen Brief an Moritz Stiefel, in dem sie ihm erklärt, dass sie ihm das Geld für Amerika nicht beschaffen und sich durch die Selbstmorddrohungen nicht erpressen lassen würde.
fallende Handlung: Melchior und Moritz beschäftigen sich intensiv mit Faust I von Goethe. Konferenz der Professoren, in der sie versuchen, die Verheerung einer Selbstmordepidemie zu verhindern. Streit um die Erziehungsmethode zwischen den Eltern von Melchior. Melchior wird in eine Korrektionsanstalt (heute: Erziehungsheim) geschickt.
Moment der letzten Spannung: Der Arzt kommt und erklärt, dass Wendela nicht die Wassersucht bzw. die Bleichsucht habe, sondern schwanger sei und somit nicht sterben, sondern ein Kind erwarten würde. Moritz trifft auf dem Weg zu der Stelle, wo er sich das Leben nehmen will, Ilse, eine alte Bekannte, mit der er sich unterhält und die ihn eindringlich bittet, sie nach Hause zu begleiten, doch Moritz weiß sich herauszureden.
Katastrophe: Moritz nimmt sich das Leben. Wendela stirbt an einer verpfuschten Abtreibung. Melchior bricht aus der Korrektionsanstalt aus, trifft auf dem Friedhof Moritz mit seinem Kopf unter dem Arm, der ihn zum Sterben, und den vermummten Herrn, der ihn zum Leben verführen will.
Gruppierung der Personen
Wendelas Schwester Schule Mutter von Melchior Wendela + Melchior Moritz
Wendelas Mutter Faust I
Verwendete Literatur:
- Frühlings Erwachen von Frank Wedekind
- Internet: http://www.dst.fh-damstadt.de/~wedekind/Leben.html
http://www.buehnen-graz.com/1_ erwachen.htm
- Das große Brock Haus
- Frank Wedekind von Jones
- Frank Wedekind von Wagner
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in Frank Wedekinds „Frühlings Erwachen“?
„Frühlings Erwachen“ handelt von drei Jugendlichen – Wendela, Melchior und Moritz – die ihre erwachende Sexualität in einem gesellschaftlichen Umfeld entdecken, das über dieses Thema nicht offen sprechen will. Das Drama beleuchtet, wie die damaligen Moralvorstellungen und mangelnde Aufklärung zu tragischen Konsequenzen führen.
Wer war Frank Wedekind und wann lebte er?
Frank Wedekind (1864–1918) war ein deutscher Dramatiker, Lyriker, Schauspieler und Regisseur. Er wurde in Hannover geboren und wuchs unter anderem in der Schweiz auf. Wedekind schrieb zahlreiche Dramen, in denen er die bürgerliche Scheinmoral anprangerte und moderne Themen wie Sexualität, Emanzipation und Erziehung kritisch behandelte.
Welche Hauptfiguren stehen im Mittelpunkt des Stücks?
Die wichtigsten Figuren sind:
- Wendela Bergmann: Neugierig auf Aufklärung, gerät jedoch an die Grenzen der damaligen Moral.
- Melchior Gabor: Ein Musterschüler, der trotz seiner Intelligenz und Offenheit ebenfalls mit den Tabus der Zeit kämpft.
- Moritz Stiefel: Von Schulstress und Leistungsdruck überfordert, verzweifelt er an seinem Umfeld.
Wie entwickelt sich die Handlung?
Die Handlung steigt mit den Fragen der Jugendlichen nach Sexualität, verläuft über erste intime Erfahrungen und das Ringen um Verständnis bei den Eltern, bis hin zu dramatischen Wendepunkten: Moritz begeht Selbstmord, Wendela stirbt nach einer verpfuschten Abtreibung, und Melchior wird in eine Korrektionsanstalt geschickt. Schließlich erscheint ein „vermummter Herr“, der Melchior vom Selbstmordgedanken abbringt.
Welche Themen und Konflikte behandelt das Stück?
Im Zentrum stehen:
- Unterdrückte Sexualität: Jugendliche Neugier trifft auf Tabus.
- Erziehungskritik: Der autoritäre Schul- und Familienalltag führt zu Angst und Verzweiflung.
- Bürgerliche Scheinmoral: Gesellschaftliche Regeln verhindern offene Gespräche und Aufklärung.
- Selbstfindung und Identität: Jugendliche suchen ihren Platz in einer Welt voller Verbote.
Was hat es mit dem „vermummten Herrn“ auf sich?
Der „vermummte Herr“ verkörpert die Kraft des Lebens, die stärker ist als der Tod. Er führt Melchior gegen Ende von dessen Todeswunsch weg und symbolisiert damit einen Neubeginn und die Möglichkeit, trotz widriger Umstände weiterzuleben.
Warum war das Stück lange Zeit zensiert?
„Frühlings Erwachen“ wurde nach seiner Uraufführung 1906 wegen seiner offenen Darstellungen von Sexualität und Kritik an Erziehung und Gesellschaft verboten. Erst 1912 wurde das Verbot aufgehoben. Wedekind galt als skandalumwitterter Autor, weil er bürgerliche Konventionen in Frage stellte.
Wie autobiografisch ist „Frühlings Erwachen“?
Wedekind schöpfte aus eigenen und beobachteten Erfahrungen: Er selbst hatte Probleme in der Schule, wechselte mehrmals zwischen Privatunterricht und Gymnasium und erlebte den Selbstmord eines Mitschülers. Dennoch ist das Drama keine exakte Darstellung seines Lebens, sondern literarisch überhöht.
Welche Aktualität besitzt das Stück heute?
Viele Motive – Leistungsdruck, mangelnde Aufklärung und Tabuisierung sexueller Themen – sind weiterhin relevant. Auch wenn sich die gesellschaftlichen Umstände verändert haben, bleibt „Frühlings Erwachen“ ein zeitloses Werk über die Nöte Heranwachsender und ihre Konflikte mit einer autoritären Welt.
- Citar trabajo
- Buongustaio (Autor), 1998, Wedekind, Frank - Frühlings Erwachen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95626