Inhult
I. Vorwort
II. Eßkultur in Rom
a) Antike
b) Entwicklung bis zum späten Mittelalter
c) Situation um 1800
III. Literaturliste Verfaßt von:
Sascha Fenz
I. Vorwort
Essen in Italien- ein gesellschaftliches Ereignis! Die Nahrungsaufnahme in Italien besteht nicht nur in der Aufnahme von Brennstoffen, zur Befriedigung essentieller, also lebensnotwendiger Bedürfnisse; nein, Essen in Italien und besonders in Rom ist ein gesellschaftlicher und kultureller Vorgang, der auch heute noch einen hohen Stellenwert im Leben der Italiener darstellt. Denn ein durchschnittlicher Italiener nimmt heutzutage 75% seines Nahrungsbedarfes in der Öffentlichkeit zu sich, also in Bars, Restaurants oder Gaststätten.
Der wohl größte Unterschied zwischen der italienischen und der nordeuropäischen Eßkultur besteht aber darin, daß die Südländer den Vorgang des Essens viel bewußter und intensiver erleben und genießen. Sie lassen sich mehr Zeit beim Essen und betreiben nebenbei ein wenig "small talk", niveaureiche Konversation oder flirten.
Die Gründe für dieses Verhalten zu finden, scheint schwierig. Es existieren nur einige vage Thesen, die sich auf die Geschichte und die in der Geschichte entstandene Mentalität der Römer/ Italiener berufen. Eine Wurzel der heutigen Eßkultur liegt wohl in der sprichwörtlichen Gastfreundschaft der Römer. Sie war für den Römer ein so wichtiger Bereich, daß sie sogar Feinde, mit denen man sich im Krieg befand, einschloß- zumindest in der Theorie und in heroischen Erzählungen. Ein weiter Grund für die heutzutage entstandene Eßkultur scheint in der Rolle Roms als führende Handelsmacht und Handelszentrum begründet zu sein. Denn es war schon in der Antike Usus, wichtige Vereinbarungen während eines Geschäftsessens auszuhandeln. Ebenso mag das in der Antike das Gefühl der Gemeinschaft eine große Rolle gespielt haben, denn gerade in Rom war das "Wir- Gefühl" trotz aller Bürgerkriege sehr ausgeprägt. Die Heutzutage vor allem in Nordeuropa herrschende Individualität bzw. Anonymität ist dagegen eine Entwicklung der Neuzeit. Beginnen wir nach dieser Einführung mit unserer Reise durch Eß- und Tischsitten in Rom im Wandel der Jahrhunderte.
II. Eßkultur in Rom
a) Antike
In der Antike, als die Menschheit begann, sich von den auch kulinarischen Fesseln der Jäger- und Sammlergesellschaft zu lösen, als mit neuen Handlungsbeziehungen neue Speisen zu den althergebrachten traten und als sich langsam Gaststätten und Tavernen bildeten, da begann sich langsam das zu entwickeln, was wir heutzutage als Eßkultur bezeichnen. Im Vorwort wurde schon ausführlich dargestellt, wieso besonders Italien und ganz besonders Rom aufgrund seiner geographischen Lage, aufgrund seiner intensiven Handlungsbeziehungen und aufgrund seiner kulturellen Errungenschaften geeignet waren, eine Eßkultur entstehen zu lassen. In diesem Kapitel soll nun beschrieben werden, was die Speisen der Römer waren und wie sie ihr Essen zu sich nahmen.
Rom galt schon fast seit seiner Gründung neben seiner Hauptstadtrolle für Latium, Italien und später die gesamte damals bekannte Welt zumindest auch als kulinarische Metropole. Hier trafen sich an den bedeutendsten Handelsstraßen auch die wichtigsten exotischen Speisen, die die einheimische Küche bereicherten und Rom zu einem Zentrum nicht nur der Speisen, sondern auch der Tavernen und Gaststätten machte.
Essen war für die Römer (und ist heute noch für die Italiener) ein höchst gesellschaftliches Ereignis. Man ißt meist nicht einfach nur so, sondern häufig in Gesellschaft, gelegentlich auch in Gaststätten und Tavernen. Dieses kommunikative Verhalten ist bei den höheren Schichten noch weitaus mehr ausgeprägt als bei den Ärmeren und weniger Vermögenden, die oftmals nicht genug Geld haben, um ein Gastmahl auszurichten oder gar eine Gaststätte zu besuchen. Diese Bewohner Roms ernährten sich natürlich auch in weniger reichhaltiger Weise als die Reicheren. Sie konnten den Speisereichtum, der durch Handel mit anderen Kulturen schon früh entstanden war, aufgrund der hohen Preise nicht nutzen. Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus Brot, das entweder aus Gersten- oder Weizenmehl im eigenen Ofen gebacken wird, und Bohnen. Sehr häufig gab es bei Landleuten einen Brei aus Dinkelmehl als wichtigstes Gericht, gelegentlich mit rohen und gekochten Gemüse serviert. Dazu traten andere einheimische Gemüsesorten, ganz besonders Kohl (Brassica) und zwei heute weniger bekannte Gemüse, Latttich und Runken sowie diverse Obstsorten, in der Mehrzahl Äpfel, die als "Dessert" des kleinen Mannes bekannt war. Als Gewürze waren zumeist Zwiebeln und Knoblauch bekannt, die in höheren Klassen aufgrund des starken Geruchs als unfein galten. Die Römer lebten fast nur vegetarisch. Nur an hohen Festtagen konnte man es sich leisten, Fleisch, zumeist Schweinefleisch zu essen. An Getränken waren Wein und Wasser die beliebtesten, wobei dem ersteren sicherlich eine höhere Bedeutung zukam, denn durch alle Zeiten hindurch beschwerten sich Schriftsteller und Reisende über den "säuerlichen Geschmack" des römischen Wassers.
In den meisten Haushalten waren drei Mahlzeiten am Tag die Regel. Unserem Frühstück entsprach das ientaculum, das neben Brot und Wein auch häufig Milch und Milchprodukte, z.B.: Käse, sowie Obst und Eier umfaßte. Am Nachmittag folgte die Hauptmahlzeit, die cena.
Sie bestand hauptsächlich aus Gemüse. Ab 100 v.Chr. wurde zumindest in den besitzenden Klassen auch Fleisch und Fisch zur Regel. Während in ärmeren Haushalten die cena häufig nur aus Brot und Bohnen bestand, wurde sie bei Reicheren zunehmend ausgedehnt: schließlich umfaßte dort auch die cena drei große Teile, die Vorspeise, die aus appetitanregenden Speisen wie Lattich, Lauch, Eiern oder Salaten bestand (die Suppe als Vorspeise war übrigens noch nicht bekannt), die je nach Reichtum des Hauses unterschiedliche Anzahl an Hauptgerichten (bis zu drei galten nicht als übermäßig), sowie die Nachspeise, Teigwaren oder süße Früchte. Angesichts dieser Fülle an servierten Speisen ist es verständlich, daß manche Römer die cena als Signal zum Arbeitsschluß betrachteten und danach für sie die Freizeit begann. Am späten Abend folgte dann noch die Abendmahlzeit, die vesperna, die aus ähnlichen Bestandteilen zusammengesetzt war wie das ientaculum. In Rom selbst veränderte sich diese traditionelle Speisenfolge mit der Zeit. Morgens begann man noch mit dem ienticulum, machte dann allerdings ein zweites Frühstück, was gelegentlich auch ausfallen konnte, und begab sich dann erst am späten Nachmittag zu einer üppigen vesperna, die auch Teile der cena umfaßte.
In vielen Haushalten kochte nicht die Hausfrau, sondern es wurden stattdessen Sklavinnen zum Kochen angehalten, die von einem Verwalter beaufsichtigt wurden. Im Laufe der Zeit wurde mit der zunehmenden Rolle des guten Essens auch die kochenden Sklavinnen sehr geschätzt, so daß ein Posten als Köchin für eine Sklavin als durchaus erstrebenswert galt. Bis zum Ende der Antike galt es auch in relativ vermögenden Haushalten als wichtig, nicht verschwenderisch mit dem Essen umzugehen, obwohl gewiß kein Mangel an Speisen zu verzeichnen war. Dieses Verhalten ist wohl nur durch die strengen römischem Wertvorstellungen zu erklären. Die Sklaven selbst wurden natürlich weniger gut verpflegt als Mitglieder der Familie oder gar Gäste. Ihre Nahrung ähnelte sich von Tag zu Tag sehr, sie erhielten wie sehr arme Römer täglich nur Brot und Bohnen, dazu Wein und Wasser, aber kein Obst, Gemüse oder gar Fleisch. Ihre Lage war damit aber immer noch besser als die der besitzlosen proletarii, die in den Straßen Roms lebten und durch öffentliche Getreidespenden sowie gelegentliche Schweinefleischspenden ernährt wurden. Zudem muß erwähnt werden, daß höhergestellte Sklaven auch eine bessere Nahrung erhielten. Aber auch für sie war Fleisch eine Seltenheit.
Sklavinnen bereiteten auch die Speisen für die Gastmähler zu, die in der höheren Gesellschaft sehr häufig abgehalten wurden. Diese Gastmähler, die in späterer Zeit in Orgien ausarteten, hatten neben der kulinarischen hauptsächlich eine soziale Funktion, denn wichtige politische Entscheidungen wurden wohl kaum im Senat, sondern vielmehr auf diesen Gastmählern, conviva, getroffen.
Die Ordnung bei solchen Gastmählern war zwingend vorgeschrieben. In höheren Kreisen bemühten die Gastgeber sich, nicht nur durch möglichst raffinierte und unbekannte Speisen zu glänzen, sondern auch mit einer außergewöhnlichen Darbietung der Speisen. So passiert es, daß Sklaven aus Torten spingen oder ähnliches. Ob solche Darbietungen gezeigt werden oder nicht, die äußere Anordnung der Menschen und Speisen bleibt dieselbe. Um den Tisch, die auf dem Tisch serviert wurden, wurden meist drei große Liegen aufgestellt, auf denen gleich drei oder mehr Menschen Platz fanden. Das Essen wird größtenteils in liegender Haltung eingenommen, dabei werden meist die Hände benutzt, denn Bestecke waren nahezu unbekannt, auch wenn Messer und Löffel bereits entwickelt waren.
Die Speisen bei diesen conviva zeichneten sich durch einen große Verschiedenheit aus. Als ausgesprochene Delikatesse, die sich nur wenige leisten konnten, galten die Artischoken. Sie wurden häufig als Vorspeise gereicht und strichen gleich zu Anfang die hohe soziale Stellung des Gastgebers heraus. Als Vorspeisen bekannt waren auch Obstsorten wie Pflaumen, Granaten, Quitten, Feigen, Datteln, Pfirsiche, Aprikosen und Melonen. All diese Speisen setzten sich allerdings auch erst in der Kaiserzeit durch, als mit der ganzen damals bekannten Welt Handel getrieben wurde. Zu dieser Zeit erlebten auch die Gastmähler ihre größte Zeit, besonders am kaiserlichen Hof, wo die größten, teuersten, aber auch dekadentesten convivii stattfanden. Nach den Vorspeisen wurden meist Schalentiere wie Muscheln serviert. Darauf schließt sich ein Gang an, der aus Fisch besteht. Fische wurden erstaunlicherweise von der höheren römischen Küche relativ spät entdeckt, aber ab 100 v.Chr. kamen auch Thunfisch, Muräne, Butt und ähnliche auf den Speiseplan, ob roh oder gekocht. Manche reiche Männer schätzten die Fische, insbesondere Muränen, so sehr, daß sie ihnen Sklaven, mit denen sie nicht zufrieden sind, zum Fraße vorwerfen, wie das Vedius Pollio zur Zeit des Kaisers Augustus getan haben soll. Als Hauptgericht wurden verschiedene Fleischspeisen serviert. Überall beliebt waren ganze Schweine, bei denen besonders der Kopf als Delikatesse galt. Oft wurden auch Kälber oder Ziegenböcke serviert, allerdings wohl kaum Rindfleisch, vielleicht weil sie als Produzenten von Milch zu wichtig waren.
Bei regelrechten Orgien galten auch andere Speisen als sehr wohlschmeckend und bekömmlich, die uns heutzutage doch sehr geschmacklos, ja fast schon widerwärtig erscheinen. Dazu zählen Gerichte wie die Gebärmutter der Sau, die Zungen von Flamingos. die meist zusammen mit den Gehirnen von Pfauen genossen wurden, sowie die Euter der Sau. Als schmackhaft galt auch ein Gericht, das folgendermaßen zubereitet wurde: ein Schwein wurde mit Feigen gemästet, danach mit dem Honigwein Met "abgefüllt", bis es starb. Danach wurde die Leber herausgenommen und in Milch gelegt. Nach einigen Stunden wurde diese "Delikatesse" gern genossen.
Diese Beispiele stellen sicherlich nur die Auswüchse einer dekadent gewordenen Gesellschaft dar, für den einfachen römischen Bürger lagen solche Gelage wohl auch außerhalb des Vorstellungshorizonts. Er ernährte sich auch in der dekadenten Kaiserzeit in der Hauptsache von den altbekannten Speisen, Brot, Gemüse und Obst.
Ein Aspekt der Ernährung wurde bislang vernachlässigt. Viele Speisen galten schon in der Antike als förderlich gegenüber verschiedenen Krankheiten und wurden nicht nur als Nahrung aufgenommen, sondern dienten auch der gesundheitlichen Vorsorge. So galt beispielsweise Bockshornklee als förderlich zur Blutreinigung und erstaunlicherweiser wurden selbst der Rübe heilende Funktionen zugeschrieben. Auch für viele andere Speisen fand man Bereiche, in denen sie der Gesundheit Gutes tun sollten.
b) Entwicklung bis zum Mittelalter
Im Mittelalter läßt sich ein gewisser Wandel der Eßgewohnheiten im Vergleich zur Antike erkennen. Dieser Wandel mag neben den Zeitumständen auch darin begründet liegen, daß Rom seine einflußreiche Rolle als Hauptstadt der damals bekannten Welt verloren hat und in eine langandauernde politische und wirtschaftliche Krise geriet. Dies schlug sich natürlich auch in der Eßkultur nieder. Die wichtigsten Impulse auch in diesem Bereich gingen nun von reichen Handelsstädten wie Venedig und Florenz aus, Rom war nur ein Anhängsel und übernahm neue Ideen, schuf selbst aber keine mehr. Anstelle der prunkvollen Orgien mit vielen erlesenen Speisen nahm die einfache Verköstigung ihren Platz ein.
So änderte sich die Ernährung der einfachen Leute kaum. Immer noch gab es unter ihnen sehr viele Vegetarier, die sich aufgrund ihres Geldmangels kein Fleisch leisten konnten. So bestand ihre Ernährung in der Hauptsache aus Getreideprodukten, Brot und Brei. Dazu traten diverse Gemüse, als wichtigste galten Kohl und Bohnen, sowie einheimische Obstsorten. Wer sich Fleisch leisten konnte, genoß es nur an Festtagen, und selbst dann meist nur Schweinefleisch, das immer noch alle anderen Fleischsorten an Beliebtheit übertraf. Allmählich entwickelten auch etwas modernere Tischsitten. Um 1350 gelangte auch die Errungenschaft der Gabel in die italienischen Städte und damit auch nach Rom, ohne aber sonderlich beliebt zu sein. Man aß immer noch vorwiegend mit Händen, allerdings galt es in hohen Kreisen bereits als fein, mit Messer und Löffel umgehen zu können- was noch nicht heißt, daß diese dann auch immer benutzt wurden. Außerdem setzte es sich langsam durch, sich vor dem Essen die Hände zu waschen. In den ärmeren Schichten der Bevölkerung gab es diese Regelung aber noch nicht.
Im Mittelalter änderte sich das traditionelle Bild der drei Mahlzeiten am Tag. Regelmäßig wurden nur zwei abgehalten, um, 10 Uhr und um 16 Uhr, die dann aber auch oft stundenlang ausgedehnt wurden, was besonders bei den Banketten auffiel. Die Bankette oder Eßtafeln waren die mittelalterliche Form des gesellschaftlichen Essens, ein Nachfolger des antiken convivum s. Die Eßtafeln wurden in sehr feierlicher Atmosphäre abgehalten. Häufig wurden die geladenen Gäste vor und nach dem Essen durch Musiker oder Gaukler unterhalten. An den großen langen tafeln saßen Männer und Frauen nebeneinander, dabei war es Sitte, daß ein Paar vom gleichen Teller aß und den gleichen Becher zum Trinken benutzte. Servietten gab es übrigens noch nicht. Stattdessen wischte man sich die Hände am Tischtuch ab. Gelegentlich war auch kein Geschirr vorhanden. Die Speisen wurden dann in einen runden, flachen Stück Brot serviert. Besonders bei Fleisch war diese Methode sehr beliebt. Das Brot warf man dann den Hunden zum Verzehr, die unterhalb des Eßtisches gehalten wurden; manchmal verzehrte man es aber auch selbst. Die Speisenfolge bei Banketten ist uns nicht mehr genau überliefert. Wichtige Rollen schienen Fleisch und Brot zu spielen. Zum Abschluß des Banketts gab es immer einen Umtrunk, meist Wein. Diese artete oft in ein Besäufnis der teilnehmenden Gäste aus, so daß dieser Umtrunk in kirchlichen Kreisen oftmals als verwerflich galt.
Nur wenige Speisen sind uns aus dem Mittelalter überliefert. Schweinefleisch stand bei der Bevölkerung noch immer hoch im Kurs, obwohl es unter dem Verdacht stand, Hautkrankheiten zu verursachen. Diese Vermutung rührte wahrscheinlich daher, daß Schweine in den Straßen Roms den verursachten Müll vernichteten und danach von den Menschen geschlachtet wurden. Weiterhin bekannt ist uns, daß Milchprodukte weniger verzehrt wurden als noch in der Antike, dafür Fisch, besonders der Hering sehr beliebt war. Das Hauptgetränk im Mittelalter war für die armen Leute Bier, für die reicheren Wein. Die wichtigste Bereicherung, die im Mittelalter der italienischen Küche zugeführt wurde, war zweifellos die Pasta. Sie gelangte erst mit Marco Polo Ende des 13. Jahrhunderts von Asien nach Italien. Dort begann für sie jedoch ein gewaltiger Siegeszug, der höchstens mit der Verbreitung der Kartoffel und des Tees vergleichbar ist. In den kommenden Jahrhunderten entwickelten sich solche Abweichungen und Weiterentwicklungen von der Pasta, daß neben der Pizza die Nudelgerichten uns allen heutzutage als typisch Italienisch gelten.
c) Situation um 1800
In der Gesellschaft, die sich langsam der Neuzeit nähert, lassen sich zwei unterschiedliche Richtungen feststellen, auf der einen Seite das häusliche Kochen, auf der anderen Seite das berufliche, etwa in Restaurants. Während die häusliche Kochkunst gewissermaßen stagnierte und wenige neue Impulse von ihr ausgehen, entwickelt sich die andere Richtung beständig zudem, was heute als haute cuisine bekannt ist und geschätzt wird.
Die haute cuisine selbst ist auch unter großen italienischen Einfluß entstanden. Katharina von Medici schickte seinerzeit ihre besten Köche zum französischen Hof, wo sich in den folgenden Jahren die haute cuisine, die sich aus der guten italienischen Küche erklärte, zur Vollendung entwickelt wurde.
Mit beginnender Neuzeit gewinnen die Bestecke an Boden, sie werden jetzt häufiger und in der uns heutzutage bekannte Weise benutzt. Noch im 19. Jahrhundert war ihr Gebrauch aber nicht so selbstverständlich, daß der Leibkoch der preußischen Könige in einem Buch nicht darauf hinweisen ,mußten, daß Messer immer in der rechten, Gabeln jedoch in der linken Hand gehalten werden sollten. Mit der Durchsetzung der Bestecke verband sich auch die Durchsetzung der heute bekannten Tagesmahlzeiten Frühstück, Mittagessen und Abendbrot. Es lassen sich also schon deutliche Parallelen zur heutigen Eßkultur ziehen. Immer noch war im 17. und 18. Jahrhundert der Ständeunterschied stark ausgeprägt, der sich natürlich auch auf das Essen bezog. Mit dem beginnenden 19. Jahrhundert läßt sich jedoch auch eine gewisse Verbesserung der Verhältnisse der ärmeren Leute feststellen. Eine Preisliste zeigt die Kosten für verschiedene Nahrungsmittel (jeweils pro Pfund):
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Preisliste zeigt, daß für die breite Masse Grundnahrungsmittel durchaus zugänglich waren, obwohl doch die Zubereitung dieser Speisen sich innerhalb der Klassen drastisch voneinander unterschied. Ferner ist aus der Tabelle deutlich abzulesen, daß Genußmittel nur den Wohlhabenderen vorbehalten bleiben. Der durchschnittliche Italiener ernährte sich in dieser Zeit immer noch hauptsächlich von Früchten, Gemüse und Getreide. Brot und Bohnen haben wie in den Jahrhunderten zuvor einen herausragenden Platz in der kost der Italiener. Fleisch wurde dagegen weitaus weniger verzehrt als Obst und Gemüse, war vielleicht außer mit der finanziellen Situation auch dadurch zu begründen ist, daß sie schneller verderben kann. Neben der Pasta, also Nudelgerichten, entwickelte sich die Kartoffel zu einem er wichtigsten Nahrungsmittel überhaupt. Auch in den Kreisen der haute cuisine galt sie durchaus als ein Nahrungsmittel, daß gern gegessen wurde.
Während die häusliche Küche, wie bereits erwähnt, stagnierte, entwickelte sich die hohe Kochkunst in immer größeren Tempo vorwärts, bedingt durch die besseren Handelsbeziehungen einer immer mehr zusammenwachsenden Welt sowie dadurch, daß Essen wieder die Bedeutung eines gesellschaftlichen Ereignisses hatte, sei es um Geschäftsbeziehungen zu knüpfen, sei es, um anderen sozialen Bedürfnissen nachzukommen. Das hatte allerdings auch zur Folge, daß sich die hohe Kochkunst länderübergreifend entwickelte, daß keine spezifische italienische oder gar römische Eßkultur festzustellen ist, sondern vielmehr bereits eine westeuropäische, die von der französischen Küche dominiert wurde. Die Speisenfolgen wurden immer üppiger, immer mehr Gerichte erreichten den kundigen Genießer, so daß die Eßkultur sich langsam zu ihrer unüberschaubaren Vielfalt entwickelte, wie sie uns auch heute noch gegenüber steht. Dieses Thema wäre allerdings zu umfangreich, um es noch in unsere Darstellung miteinzubeziehen.
III. Literaturliste:
I. Nachschlagewerke:
Durant, Will: Kulturgeschichte der Menschheit, München 1961
daraus die Bände:
Band 3 ( Caesar und Christus)
Band 4 ( Weltreiche des des Glaubens)
Band 5 ( Die Renaissance)
Signatur: GS 03- 4465
Kommentar: Die drei Bände der "Kulturgeschichte der Menschheit " hatten jeweils ein oder mehrere Kapitel zum Thema "Sitten und Gebräuche" oder "Der Häusliche Herd". Diese Kapitel, die oft nur wenige Seiten umfaßten gaben jedoch einen sehr genauen umd zudem amüsant zu lesenden Bericht über Eßsitten und Speisen. Besonders wertvoll wurden die Bände 4 und 5, denn in ihnen befanden sich Schilderungen des Eßverhaltens im Mittelalter, wozu sonst nur wenig Material vorhanden war. Positiv fiel außerdem auf, daß auch in die Speisetöpfe des Volkes ein Blick geworfen wurde.
Pauly/ Wissowa: Lexikon der Antike, Stuttgart 1921 davon den Band
Katakoi- Komödie
Signatur: Signatur: Al 01- 0107
Kommentar: Unter den Stichwort "Kochkunst" gab das Lexikon nahezu unbeschränkte
Auskunft ( 40 Seiten) über Eßkultur, Speisen und Tischsitten im Alten Rom. Für die Zeit der Antike war der "Große Pauly" mit Abstand die wichtigste Informationsquelle. Im Gegensatz zur " Kulturgeschichte der Menschheit" ist es allerdings kein reines Vergnügen, den Pauly zu lesen. Zum einen herrscht eine trockene, geradezu langweilige Sprache vor, zum anderen sorgt die Vielzahl der Beispiele für Verwirrung und Verzettelung.
Verschiedene: Storia sociale e culturale d'Italia, Busto Arizio 1988
davon den Band
La cultura folklora ( Band 6) GS 76- 6056
Kommentar: Dieser Band der Kulturgeschichte Italiens gibt auf knapp 100 Seiten einen
detaillierten Abriß zur italienischen Eßkultur, beginnend mit dem Untergang Westroms.
Leider lag nur eine italienische Version des Werkes vor, so daß die ungewohnte Sprache das Verständnis sehr erschwerte, in einigen Teilen sogar unmöglich machte. Das setzte den Wert des Buches natürlich herab.
II. Themengebundene Literatur:
v. Bonstettens, C. B.: Reise in die klassischen Gegenden Roms, Leipzig 1805 Signatur Gh 8
Kommentar: Bonstettens Reisebericht über Rom und die umliegende Landschaft ( Latium) befaßt sich auch mit kulinarischen Aspekten. Bonstettens schildert (vielleicht unfreiwillig) unterhaltsam die Speisen, die ihm vorgesetzt wurden. Dieser Einblick in die Eßgewohnheiten des Latiners im 18. Jahrhundert war durchaus wertvoll für unser Thema.
Dubois, Urbain: Cuisine artistique, Paris 1874
Signatur: Oe 4_.12
Kommentar: Dubois, der Leibkoch Kaiser Wilhelms I., erläutert virtuose Kochtechniken etwa in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Seine Beschreibung der haute cuisine in Kochrezepten stellt eine kleine Ergänzung dar, die die theoretische Beschreibung der Kochkunst in sinnvoller Art und Weise faßbar macht. Im Gegensatz zu Dubois zweitern Buch " Cuisine de tous les pays" gibt dieses Buch aufgrund der Beschränkung der präsentierten Speisen keine neuen Informationen zum Thema.
Dubois, Urbain: Cuisine de tous les pays, Prais 1868 Signatur: Oe 133 Kommentar: Neben den Kochrezepten, die etwa die gleiche Funktion haben wie in "Cuisine artistique"- mit der Ausnahme, daß diese einen weiteren Bereich umfassen- hat jeder Abschnitt eine hochinteressante Einleitung, in der neben der Herkunft der Speisen auch vieles über gute Tischmanieren geschrieben steht. Positiv fallen auch die Abbildungen der Speisen aus, die eine klare Vorstellung über das Aussehen der Speisen ermöglicht. Auch italienische Speisen und Spezialitäten werden nicht vernachlässigt und detailliert auch in ihrer Zubereitung beschrieben.
Eichst ä dt, Heinrich: De poesi culinari, Jena 1838 Signatur: Pd 62 40 (8)
Kommentar: Die kurze Rede hat für die Bearbeitung des Themas keine Rolle gespielt, da der Autor - trotz des Titels der Rede- mehr über die religiöse Toleranz Friedrich des Großen sprach als über kulinarische Genüsse, übrigens ausschließlich in lateinischer Sprache.
Menell, Stephen: All manners of food, Oxford 1986
Signatur: 37.663
Kommentar: Menells Werk gibt einen reichhaltigen Überblick über die Entwicklung der
Eßkultur vom Mittelalter bis zur Neuzeit. Viele wichtige Hinweise zu unserem Thema waren diesem Buch zu entnehmen, obwohl das Schwergewicht auf der französischen und englischen Kochkunst liegt. Interessant waren in diesem modernen, leicht lesbaren Buch auch die Hinweise zu sonst kaum beachteten Themen, wie z.B. die Rolle der Frauen und die Kost der Armen.
Peyer, H. C.( Hrsg.): Gastfreundschaft, Taverne und Gasthaus im Mittelalter, München 1983 Signatur: GS 03- 4472
Kommentar: Dieses ebenfalls sehr moderne Werk schildert die Entwicklung der Gastfreundschaft und der Gastronomie von der Antike bis zum Mittelalter. Damit war es ein Wegweiser durch die sozialen Begleitumstände des Essens und erfüllte so wichtige Funktionen.
Pine- Coffin, Richard: British travel in Italy, Florenz 1974 Signatur: KA 74- 2680 Kommentar: Die Sammlung aller britischen Reiseliteratur über Italien birgt auch in der allgemeinen Einführung keinerlei weiterführenden Hinweise zum Thema.
Wiswe, Hans: Kulturgeschichte der Kochkunst, München 1970 Signatur: 20.4_ 89 Kommentar: Die Entwicklung der Kochkunst wird in relativ genauen, aber dennoch verständlichen Schritten wiedergegben. Zum Thema Eßkultur können allerdings nur wenige neue Hinweise gegben werden. Das Buch ist eher eine Geschichte des Kochbuchs als der Kochkunst.
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- Stefan Henke (Autor:in), Sascha Fenz (Autor:in), 1994, Geschichte der Eßkultur in Rom und Umgebung im Wandel der Zeiten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95564
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