Zuerst habe ich das Buch langweilig empfunden, wie Gotthelf aufs Genaueste das Taufprozedere beschreibt. Doch von da an, als der Großvater die Geschichte zu erzählen beginnt, wird sie interessant, und die Spannung steigert sich bis auf die letzten 5 Seiten. Die Erzählungen von Gotthelf sind sehr präzise und bis auf das kleinste Detail ausgeweitet. Deshalb ist die Geschichte gut vorstellbar, und es scheint, als ob sie sich in der Gegenwart abspielen würde. Der Inhalt enthält sehr viele kleine, fast unscheinbare Andeutungen auf Tradition und Glaube, deren Zusammenhänge sehr eng sind. Mir scheint, es ist ein typisches Schulbuch, in dem nach jeden Abschnitt eine Diskussion entfacht wird.
Albert Bitzius nannte in seinem ersten Roman "Der Bauernspiegel" den armen Bauernknecht Jeremias Gotthelf. Dieser Name wurde für immer sein Pseudonym, unter dem er heute noch weltweit bekannt ist. Gotthelfs Sprachkraft ist sehr intensiv, seine Sprache weist alle möglichen Ausdrucksformen auf. Als Maler würde er wohl alle Farben der Palette und sowohl feine als auch grobe Pinsel verwenden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Inhaltsangabe
3. Epochenbeschreibung
4. Biographie über Autor
4.1. Lebenslauf
4.2. Die Werke
5. Literaturverzeichnis
5.1. Primärliteratur
5.2. Sekundärliteratur
6. Interpretation
6.1. Aufbau der Erzählung
6.2. Symbolgehalt
6.3. Personen
6.4. Ort der Handlung
1 Einleitung
Zuerst habe ich das Buch langweilig empfunden, wie Gotthelf aufs Genaueste das Taufprozedere beschreibt. Doch von da an, als der Grossvater die Geschichte zu erzählen beginnt, wird sie interessant, und die Spannung steigert sich bis auf die letzten 5 Seiten. Die Erzählungen von Gotthelf sind sehr präzise und bis auf das kleinste Detail ausgeweitet. Deshalb ist die Geschichte gut vorstellbar, und es scheint, als ob sie sich in der Gegenwart abspielen würde. Der Inhalt enthält sehr viele kleine, fast unscheinbare Andeutungen auf Tradition und Glaube, deren Zusammenhänge sehr eng sind. Mir scheint, es ist ein typisches Schulbuch, in dem nach jeden Abschnitt eine Diskussion entfacht wird.
Albert Bitzius nannte in seinem ersten Roman Der Bauernspiegel" den armen Bauernknecht Jeremias Gotthelf. Dieser Name wurde für immer sein Pseudonym, unter dem er heute noch weltweit bekannt ist.
Gotthelfs Sprachkraft ist sehr intensiv, seine Sprache weist alle möglichen Ausdrucksformen auf. Als Maler würde er wohl alle Farben der Palette und sowohl feine als auch grobe Pinsel verwenden.
2. Inhaltsangabe
Im Berneroberland bereitet sich eine wohlhabende Bauernfamilie auf die Taufe ihres Jungen vor. An diesem schönen Morgen arbeiten die Mägde und Knechte hart an den letzten Vorbereitungen, wobei der Grossvater dem Treiben still zusieht. Nun sind alle Gäste anwesend, ausser der Gotte. Die Familie erwartet ungeduldig ihre Ankunft. Als sie endlich ankommt, wird sie zu Tisch gebeten, und ein reichhaltiges Essen wird serviert, das mit grosser Mühe zubereitet worden ist. Doch die Gotte hat vorerst keinen Appetit, muss dann aber anstandshalber die ganze Mahlzeit einnehmen.
Danach begibt sich die Taufgesellschaft auf den Weg zur Kirche, als die Gotte bemerkt, dass sie den Namen des Kindes noch nicht weiss. Sie darf aber nicht danach fragen, weil dies Unglück bringt. Dieser Gedanke bereitet ihr viel Kummer und Angst, weil sie dem Pfarrer kurz vor der Taufe den Namen ins Ohr flüstern soll. Nach einer kurzen Einkehr im Restaurant sammelt sich die Gesellschaft in der Kirche. Zum Glück erinnert sich der Pfarrer noch an den Namen des Kindes, und die Gotte muss somit nicht in Einsatz treten. So wird das Kind auf den Namen Hans Uli getauft.
Nach dem reichhaltigen, teuren Mittagessen im neuen Wohnhaus der Familie, setzt sich die Gesellschaft draussen auf die Wiese unter einen Baum um zu verdauen. Das Gesprächsthema ist das neue Haus des Grossvaters. Dabei will eine Frau wissen, wieso neben dem Fenster ein so hässlicher alter Holzpfosten steht. Zuerst will der Grossvater auf die Frage nicht eingehen. Doch dann beginnt er die ganze Geschichte rund um den Pfosten zu erzählen:
Vor ca. 600 Jahren lebten hier Ritter von der übelsten Sorte, die unter der Herrschaft von Hans von Stoffeln, der aus dem Schwabenlande kam, hier ihr Unwesen trieben. Sie kannten keine Barmherzigkeit, und auf die Bedürfnisse der Bauren wurde nicht eingegangen.
Der oberste Ritter (Hans von Stoffeln) befahl eines Tages den Bauern, auf dem 1 ½ Stunden entfernten Bärhegenhubel ein grosses Schloss zu bauen. Warum er dies so wollte, wusste niemand. Er nahm keine Rücksicht auf die Ernte, Heuet und Aussaat. Die Ritter hatten die grösste Freude an der Peitsche. Sie nahmen keine Rücksicht auf Alter und Schwachheit der Leute. Alle Dorfbewohner mussten mühsam Stein um Stein auf den Hügel schleppen. Als dann nach 2 Jahren endlich der letzte Nagel geschlagen war, befahl der Schlossherr alle Bauern in den Rittersaal seines Schlosses zu Sumiswald. Die Bauern hofften auf ein Geschenk oder einen Nachlass des Herrn von Stoffeln und wollten sich dann wieder mehr um ihre stark vernachlässigten Felder kümmern. Doch alles kam anders: Mein Schloss ist fertig, doch eines fehlt, der Sommer kömmt, und droben ist kein Schattengang. In Zeit eines Monates sollt ihr mir einen pflanzen, sollt hundert ausgewachsene Buchen nehmen aus dem Münneberg mitästen und Wurzeln und sollt sie mir pflanzen auf Bärhegen, und wenn eine Buche einzige fehlt, so büsst ihr mir es mit Gut und Blut." 1 )
Die Bauern wussten keinen Rat, wie sie dies fertig bringen könnten, und liessen sich vom Schloss entfernt nieder und begannen zu jammern, denn niemand traute sich mit dieser Nachricht zu Frau und Kind nach Hause. Plötzlich stand vor ihnen ein langer und dürrer, grüner Jägersmann mit einer roten Feder. In seinem schwarzen Gesicht flammte ein roter Bart. Sein Kinn war gebogen und die Nase spitz, und er fragte, was los sei, dass alle jammern und weinen. Da erzählte jemand die Geschichte mit dem Schattengang und dass die verlangte Tat unmöglich sei. Der Grüne machte ein mitleidiges Gesicht und bot seine Hilfe an. Er habe das beste Gespann, und er werde von Kilchstalden alle Buchen auf Bärhegen führen für einen geringen Lohn. Als jemand nach seinem Lohn fragte, antwortete er: Ich will nur das erste ungetaufte Kind!" Diese Worte fuhren den Männern bis ins Knochenmarkt, und sie rannten in alle Richtungen fort.
Christine, die Lindauerin, lauschte im Dorf dem Gespräch der Männer und beschimpfte sie als Feiglinge, weil sie vor dem Grünen davongelaufen seien. Vielleicht könnte man ihn auch betrügen, dachte sie. Am nächsten Morgen in der Früh machten sich die Männer daran, die Buchen zu fällen. Innert kurzer Zeit lagen schon drei Buchen zum Abtransport bereit. Aber von nun an ging es sehr mühsam voran. Gegen Mittag war man mit den Buchen noch nicht einmal in Sumiswald, und erst am nächsten Morgen erreichten sie mit den Buchen den Fuss des Berges. Ein Missgeschick nach dem andern traf sie, die Geschirre zerrissen, Pferde und Ochsen fielen oder weigerten sich gewaltsam zu schleppen. Noch mehr Ärger gab es am zweiten Tag, noch keine Buche stand auf dem Bärghegen.
Die Ritter amüsierten sich sehr an den Strapazen der Bauern. Grosse Ratlosigkeit erfasste diese. Christine kam mit einer Zwischenverpflegung für die Bauern, als sich der Grüne plötzlich wieder zeigte. Da schreckten die Männer allesamt zusammen und flohen wieder. Nur Christine blieb stehen, sie glaubte, wenn der Grüne die Arbeit erledigt hätte, werde ihr schon ein Einfall kommen, um ihn zu betrügen, und zudem erwarte momentan keine Frau ein Kind. Der Grüne drängte nun auf eine Antwort von Christine, ob die Dorfbewohner auf den Handel eingehen möchten. Sie versprach, alles zu tun, soweit sie es könne. Dieses Versprechen genügte dem Teufel, und er verlangte als Garantie, einen Kuss geben zu dürfen. Als der Teufel Christine auf die Wange küsste, war es ihr, als ob ein Blitz durch Leib und Seele drang. Und plötzlich war der Teufel fort. Christines Wange glühte nun und war ganz rot.
Im Dorf erzählte Christine vom Handel mit dem Teufel, erwähnte aber den Kuss nicht, und die Menschenmenge vergass immer mehr den Wert einer Seele, und alle dachten nur an sich selbst. Nur eine junge Frau weinte bitterlich, aber die Dorfbewohner nahmen dies nicht wahr. Es brach eine stürmerische Nacht herein.
Am nächsten Morgen machten sich die Männer daran, die Buchen nach Kilchstaden zu schleppen. Alles lief wie geschmiert, die Bäume fielen genau so, wie man sie haben wollte, das Vieh war stark, und man kam gut voran. Der Weg nach Kilchstaden führte an einer Kirche vorbei, und immer an dieser Stelle ging es nur sehr mühsam voran. Man musste das Tier gewaltsam vorwärts treiben. Sobald dieser Ort passiert war, lief alles wieder sehr gut. An diesem Tag konnten sechs Buchen abgeladen werden, und am nächsten Morgen standen diese auf Bärhegen oben gepflanzt. Doch die ganze Nacht wurde im Dorf nichts gehört.
Auch die Ritter wurden neugierig über das Vorkommnis. Sie stellten einen Knappen zur Wache. Am nächsten Morgen faden sie ihn halbtot in einem Graben. Als er wieder ansprechbar war, erzählte er von einem roten Ritter mit einer feurigen Lanze, der ihn niedergestochen hätte. Viele Leute im Dorf schauten am Abend neugierig nach Kilchstaden. Doch ihnen wehte ein giftiger Wind entgegen, und ihr Gesicht schwoll an, so dass sie wochenlang weder sehen noch reden konnten. Ein Junge musste an einem Abend an Sumiswald vorbei zu seinem Vater, der im Sterben lag. Da sah er bei Kilchstaden zwei feurige Eichhörnchen, die Buchen abtransportierten, und einen grünen Mann auf einem schwarzen Schafsbock reiten.
Am Urbanustag waren nun alle hundert Buchen auf dem Bärhegen, und man berichtete dies dem Ritter von Stoffeln. Ihm missfiel diese Nachricht sehr, und er ging nicht einmal nachzählen. Aus einem Haus drang ein grosses Gejammer, denn eine junge Frau sollte in den nächsten Tagen ein Kind gebären. Als dann der Moment der Geburt eintraf, wurde der Priester geholt. Erst jetzt wurde ihm die unheimliche Geschichte mit dem Taufelspakt erzählt, damit er unverzüglich die Taufe vornehmen könne. Der Priester segnete das Haus mit kräftigen Bannsprüchen, und als das Kind geboren wurde, taufte er es sofort. Die Dorfbevölkerung jubelte nun, weil nichts Ausserordentliches geschehen war, und man freute sich, den Grünen überlistet zu haben. Nur Christines Wangen fingen an zu glühen, und ihr Gesicht überfiel ein seltsames Zucken. Am nächsten Morgen konnte auf Christines Wange einen kleinen schwarzen Fleck festgestellt werden. Aber man beruhigte sie und dachte, dass dieser Fleck schon wieder verschwinden würde. Doch der schwarze Punkt wurde immer grösser, und einzelne Streifen liefen von seiner Mitte über die Wange. Auf dem Fleck schien sich ein Höcker zu pflanzen.
Schon bald erwartete eine weitere Frau ein Kind, und je näher der Tag der Geburt kam, desto grösser wurde der Flecken auf Christines Gesicht. Bald zeichneten sich einzelne Beine und kleine Haare ab. Auf dem Hocker bildeten sich zwei Augen. Alle Leute schracken zusammen, als sie mit der Zeit die giftige Kreuzspinne auf der Wange bemerkten. Christine wollte das Kind ungetauft dem Grünen übergeben, um die Spinne los zu werden, doch die Männer wehrten ab. Als das Kind geboren war, wurde es sofort getaufte, um auch dieses vor den Grünen zu retten. In diesem Augenblick brauste die Spinne auf, und unzählbar viele, kleine, giftige Spinnen liefen weg. Bald begann das Vieh zu brüllen, und als man nachsehen ging, lagen im Stall nur noch tote Tiere. Von überall her drang das Gebrüll des Viehs. Erst am nächsten Morgen, als es wieder hell war, konnten viele kleine schwarzen Spinnen erkannt werden, die den Tieren den Tod gebracht hatten.
Die Ritter schworen, sich an den Bauern zu rächen, falls noch mehr Tiere zugrunde gehen würden. Die Bevölkerung beschloss, nun doch das nächst geborene Kind dem Grünen zu übergeben, dies aus Angst vor ihm und vor den Rittern. Christine meldete sich freiwillig als Übermittlerin. Je näher der Tag der nächsten Geburt kam, desto mehr schienen die schwarzen Spinnen den Tod zu verbreiten. Eine zur Zeit schwangere Frau wusste, was mit ihrem Kind geschehen würde, wenn der Priester es nicht rechtzeitig taufen würde. Also schickte sie ihren kleinen Jungen los, um den Priester zu benachrichtigen. Auch ihr Mann machte sich auf den Weg zum Priester, er beeilte sich aber nicht, weil er die schwarzen Spinnen loshaben wollte und die restlichen Dorfbewohner dies von ihm forderten. Als sich dann kein Priester zeigte und das Kind geboren wurde, stürzte Christine in das alte Haus der jungen Mutter und entriss ihr das neugeborenes Kind. Die Mutter brach auf der Stelle zusammen.
Der Himmel verdunkelte sich augenblicklich, und Blitz und Donner brachen herein. Als ihr Mann und Vater endlich ganz gemütlich beim Priester ankam, wollte dieser sich sofort auf den Weg machen, doch der Ehemann sagte, dass es nicht eile. Nun tobte ein fürchterliches Gewitter über Sumiswald. Doch der Priester liess sich nicht irren und folgte dem Weg nach Kilchstaden. Unterhalb der Kapelle schimmerte in des Blitzes Schein eine rote Feder. Da stürzte sich der Priester sofort zwischen den Grünen und Christine, entriss dieser sofort das Kleinkind, sprach die höchsten drei heiligen Namen aus und sprengte Heiliges Wasser auf den Säugling, wobei er auch Christine traf. Da schrumpfte Christine mit lautem Zischen zusammen und löste sich so weit auf, dass nur noch die schwarze, hochaufgeschwollene Spinne aus ihrem Gesicht übrig blieb. Die Spinne wuchs nun überdimensional. Da fasste der Priester die Spinne mit der Hand, schleuderte sie weg und eilte sofort zur Mutter zurück mit dem Kind im Arm. Als die Mutter das Kind sah, erwachte auch wieder Leben in ihr. Der Priester sah plötzlich lauter schwarze Flecken auf seiner Hand. Als er zurückkehrte, traf er den Vater des Kindes mit der Spinne auf dem Kopf. Da sprach der Priester hochheilige Worte zu der Spinne, die zusammen sackte und langbeinig davon kroch. Doch der Ehemann und der Priester starben an den Vergiftungen der Spinne.
Die Dorfbevölkerung versammelte sich, und jeder gab dem andern die Schuld, als plötzlich einer laut aufschrie. Die Spinne sass auf seinem Fusse und kroch schadenfroh über alle andern Füsse. Da rannten die Menschen davon und verschlossen sich in den Häusern. Jedem, der vorsichtig umherlief, begegnete die Spinne und vergiftete ihn. Egal, wohin die Leute traten, tauchte überall die Spinne auf und brach den schrecklichsten Tod mit sich. Auch dem Herr von Stoffeln wurde bange, und er sandte einen mutigen Ritter aus mit allen Waffen ausgerüstet, um die Spinne niederzustrecken. Als der Ritter im Dorf eintraf, rannten plötzlich seine Jagdhunde davon. Die Dorfbevölkerung schrie laut auf, als sie ihn sah. Denn auf seinem Helme sass gross die schwarze Spinne und guckte nieder. Plötzlich fiel der Ritter vom Pferd, und man sah, wie sich die Beine der Spinne durch den Helm gebohrt hatten und sich in seinen Kopf eingruben.
Sofort engagierte man gegen Bezahlung einen neuen Pfarrer, der aber lieber mit den Rittern feierte, als sich um die Bevölkerung zu kümmern. Plötzlich schrien alle Ritter an der Tafel auf und schauten mit offenem Munde den Herrn von Stoffeln an. Auf seinem Kopfe sass die dicke schwarze Spinne. Sie vergiftete unverzüglich beinahe alle Schlossbewohner, ausser wenigen Dienern.
Als die Bewohner das Tal verlassen wollten, trafen sie überall die schwarze Spinne an und konnten nicht fliehen. Auch mit grossen schweren Steinen liess sie sich nicht niederstrecken. Nur ein einziges Haus blieb verschont, es war das Haus, in dem Christine wohnte. Da erinnerte sich die Mutter des neugeborenen Kindes daran, wie früher die Geister eingesperrt wurden. Sie wurden in ein Loch gesperrte und dieses zugedeckt. So müsste auch die Spinne einsperren werden können, dachte sie, und bohrte ein Loch in den Balken. Zusätzlich spitzte sie einen Zapfen zu, der aufs Genaueste ins Loch passte. Sie betete zu Gott, damit ihr dies gelingen würde, und wartete gespannt auf das Auftauchen der Spinne. Plötzlich erschien die Spinne. Die Frau packte sie mit der rechten Hand trotz Feuerströmen von der Spinne und sperrte sie mit letzter Kraft in das Loch und setzte den Zapfen auf. Dann starb sie wie alle andern auch. Von da an war der schwarze Tod zu Ende.
Die Taufgäste haben dem Grossvater gespannt zugehört und werden nun zu Tisch gebeten. Aber niemand möchte sich am oberen Ende des Tisches neben den Balken setzen. Doch der Grossvater setzt sich dort hin und sagt, dass er oft, wenn er böse Gedanken habe, ein Schnurren hinter sich höre. Die ganze Gesellschaft denkt nun nur noch an die Spinnengeschichte. Der ältere Götti fragt den Grossvater, ob die Spinne nie aus dem Loch gekommen sei. Da erzählt Grossvater weiter:
Als die Leute wussten, dass die Spinne eingesperrt war, ging es lange gut, denn man betete und hatte Respekt vor Gottes Hand. Auch wurde gewusst, dass Gottes Macht stärker ist als die des Teufels. Die Dorfbewohner wollten der Familie ein neues Haus bauen, doch die Grossmutter liess dies nicht zu. Sie sagte: Hier sei die Spinne gebannt durch Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist; solange diese drei heiligen Namen gelten in diesem Hause, solange in diesen drei heiligen Namen an diesem Tische gegessen und getrunken werde, so lange seien sie vor der Spinne sicher und diese fest im Loche, und kein Zufall mache etwas an der Sache." 2 Das war den Menschen eine Lehre, und auch vom Schloss her kam viel Gutes. Das Tal war nun berühmt. Die Einwohner hatten grosse Vorräte an Lebensmitteln, viel Geld war vorhanden, und das Vieh war stark und gesund. Die Menschen aus diesem Tal waren von jetzt an überall gerne gesehen.
Doch nach ein paar Generationen kehrte Hochmut und Hoffart in das Tal ein, auch mit den fremden Weibern. Es wurden auch grosse, prunkvolle Häuser gebaut. Im Haus mit der gefangenen Spinne war ein kräftiges Weib Meister, sie glich Christine. Ihr Sohn, Christen, hatte ein gutes Gemüt und war stets hilfsbereit. Doch der Frau war das alte Haus ein Dorn im Auge, sie wollte auch ein neues, grosses Haus besitzen und baute es. Doch ihr Sohn war dagegen, denn er glaubte an die Sage von der Grossmutter, und sowie das neue Haus fertig gebaut war, roch und zischte es aus dem Loch, in dem die Spinne sass. Man wollte im alten Haus ein seltsames Schnurren gehört haben, aber die Weiber achteten nicht darauf. Das alte Haus wurde dem Gesindel zur Verfügung gestellt. Dieses quälte das Vieh und verspottete jeden Gottesdienst. Es wurde von Tag zu Tag schlimmer, und man plagte auch die Mägde. Als diese den leeren Drohungen trotzten, stach einer mit dem Messer in den Korken, der das Loch verstopfte, und drohte es zu öffnen. Da erschraken die Mägde so sehr, dass sie wieder alles taten, was ihnen befohlen wurde.
Als es gegen Weihnachten ging, trat ein fürchterlicher Sturm ein, und niemand vom Haus ging damals zur Kirche. Sie tranken Wein und wurden immer grausamer. Da steckte wieder jemand das Messer in den Zapfen und zog diesen aus dem Loch. Ein roter Glutstrom floss heraus, und ihm folgte die schwarze, giftige Spinne. Als Christen in das Haus trat, sah er nur noch Tote am Boden liegen mit aufgeschwollenen, schwarzen Gesichtern. Da wusste er sofort, was geschehen war. Ein kleiner Junge kroch hinter dem Kamin hervor, er war der einzige Überlebende in diesem Hause und schilderte den Vorgang. Ein Wehgeschrei ertönte im ganzen Tal. Die Spinne war noch schneller und giftiger als je zuvor. Sie lauerte den Beerdigungszügen auf und vernichtete alle Anwesenden. Schnell war der Sündenbock gefunden, es sollte Christen sein, der für das Gesindel Verantwortung zu tragen hatte. So zog er mit seinen Kindern vom neuen wieder ins alte Haus zurück, schnitt einen neuen Zapfen auf das Loch zu und wartete auf die Spinne.
Mitten im Schrecken sollte ein wildes Weib ein Kind gebären. Jemand sollte den Priester benachrichtigen, doch man fand keinen Boten. Es getraute sich niemand auf die Strasse. Dem Vater blieb nichts anderes übrig, als sich selber auf den Weg zu machen. Stunde um Stunde verging, ohne dass er zurückkehrte. Die Frau wurde sehr wütend und beschuldigte Christen, daran Schuld zu haben. Auch er sollte sich nun auf den Weg machen. Die Frau drückte ihm das Neugeborene in den Arm und schickte ihn mit Fluchen auf den Weg. Christen rannte mit dem Kind Richtung Sumiswald. Plötzlich bemerkte er neben sich ein Kind, das ihm folgte. Er erschrak, als ihm in den Sinn kam, dass nun seine Kinder alleine mit dieser zornigen Frau waren.
Plötzlich glühte es mitten auf dem Weg, und die Spinne setze sich vor ihn. In einem Busch sah er eine rote Feder. Da drückte er das Neugeborene in die Arme des Kindes, sprach heilige Worte, packte die Spinne und rannte zum Haus zurück. Als ihn die Frau ohne Kind kommen sah, schlug sie auf ihn ein, doch Christen eilte weiter ins Haus, und stopfte die Spinne in das ursprüngliche Loch und schloss es mit dem Zapfen. Kurze Zeit später starben er und die Frau, die mit der Spinne auch in Berührung gekommen war. Der Junge ging mit dem Neugeborenen zum Priester, und es wurde getauft. Als der Priester mit dem Kind zurückkam, fand er das neue Haus niedergebrannt. Niemand wusste genau weshalb. Jetzt war es der Dorfbevölkerung bewusst, was Christen für sie getan hatte, und sie betete von nun an, denn der Respekt Gottes war wieder vorhanden.
Jetzt schweigt der Grossvater. Nach einer kurzen Pause fährt er fort. Das uralte Haus ist inzwischen baufällig geworden, und doch wollten wir es wegen der Spinne nicht verlassen. Er habe den Rat bekommen, dass dennoch ein neues Haus gebaut werden könne. Nur der Bauplatz und zwei Dinge müsse beibehalten bleiben, nämlich das alte Holz mit der eingeschlossenen Spinne und der alte Sinn. Dann werde der alte Segen auch auf dem neuen Haus liegen. Und so verpflanzte der Grossvater das alte Holz (mit Herzklopfen) zwar, ins neue Haus. Die Spinne rührte sich nicht. Draussen wird es schon langsam dunkel, und die Taufgesellschaft verabschiedet sich nun mit vielem Dank und guten Wünschen.
3. Epochenbeschreibung Poetischer Realismus 1848 - 1890
Im deutschen Sprachraum hatten die Revolutionsjahre von 1848/49 die Menschen politisch tief aufgewühlt. Zwar war die Revolution gescheitert, aber sie hatte zumindest die geistigen Kräfte des Bürgertums geweckt, und dieses Erwachen, das mit einem wirtschaftlichen und sozialen Wandel verbunden war, fand seinen Ausdruck auch in der Dichtung dieser Zeit, die nach neuen Ausdrucksformen suchte. Wie der Name Realismus" sagt, versuchten die Dichter und Schriftsteller nun so wirklichkeitsnahe zu schildern wie möglich. Sie wollten von Alltagsproblemen der Menschen in den Dörfern und Städten, von ihren Sorgen, Problemen und Freuden erzählen. Sie versuchten, das Ganze aus einer objektiven Sichtweise darzustellen, so dass die persönlichen Ansichten eingeschränkt wurden. Aber der Leser sollte durch den Dichter Natur und Menschen sehen und kennenlernen. Bei diesen Zielsetzungen stand das Erzählen im Vordergrund.
In dieser Epoche erlebte die Epik eine besondere Blüte mit Adalbert Stifter, der vom Biedermeier in den poetischen Realismus überleitet. Seine Erzählungen schildern von Menschen in der Gemeinschaft und der Natur und lassen den Grundriss einer Weltordnung erkennen, in der wir überall den Finger Gottes erkennen können und in der das sittliche Gesetz das ewige Fundament bildet. Aus dem Staunen der Natur leitet er zur Ehrfurcht vor Gott, dem Schöpfer allen Lebens, während Lyrik und Drama stärker zurücktraten. Es ist die grosse Zeit des Romans, es wurden aber auch einige der schönsten Erzählungen der deutschen Literatur geschrieben. So schuf beispielsweise Fritz Reuter die ersten Romane in plattdeutscher Mundart.
In der Schweiz traten C.F. Meyer, Gottfried Keller und Jeremias Gotthelf mit zahlreichen Novellen und Romanen hervor, wie in Deutschland Theodor Storm und in Österreich MarieEbner von Eschenbach. Die grossen Dichter entwickelten sich unabhängig voneinander. Sie unterschieden sich durch die landschaftliche Besonderheit von Stoff und Sprache, gehörten aber innerlich zusammen in ihrer sachtreuen Schilderungskunst, ihrer Liebe zur beseelten Wirklichkeit, ihrer bürgerlichen Humanität. Ihre bevorzugte literarische Ausdrucksform war der Roman, der die Fülle der Wirklichkeit eingehend zu entfalten erlaubt. Otto Ludwig gab dieser Epoche den Namen poetischer Realismus".
Viele Dichter zeigten in diesen Jahren eine besondere Vorliebe für Geschichte und Kulturgeschichte. Historische Romane waren ja schon in der Romantik geschrieben worden. In einer Zeit, die soviel Vorliebe für Geschichte zeigte, blühte auch die Ballade. Besonders C.F. Meyer und Th. Fontane pflegten diese Dichtungsgattung und schufen berühmte Werke wie Die Füsse im Feuer" oder Archibald Douglas". Die Lyrik dieser Jahre steht noch etwas unter dem Einfluss der Romantik. Sie betont das persönliche Erlebnis häufig in der Begegnung mit der Natur, wie das Abendlied" von G. Keller oder das Oktoberlied" von Th. Storm beweisen. Aber auch W. Busch gehört in den Kreis der Realisten.
Jeremias Gotthelf schildert in seinen Erzählungen, die Schriftdeutsch und heimische Mundart unbekümmert mischen, seine Berner Bauern aus genauer Kenntnis heimischer Sitten mit einem Reichtum an Lebenserfahrungen. Zugleich ist er verwurzelt in den sittlichen Lehren des Christentums.
Das junge Deutschland 1830-1850 ging dieser Epoche voraus, in der Gotthelf Der Bauernspiegel" schrieb. Dieser Stil beinhaltet Klassik, Realismus, Idealismus und Materialismus nebeneinander. Karl Gutzkow schilderte das Ziel dieser Epoche: Der Zweck unserer Zeit ist der Bürger, nicht mehr der Mensch."
Dem poetischen Realismus folgte der Naturalismus von 1880 - 1900. Das Ziel war die möglichst unveränderte hautnahe" Wiedergabe der Wirklichkeit. Die Autoren sahen sich als Texthersteller, die wissenschaftlich exakt vorgingen. Berühmte Naturalisten waren G. Hauptmann und E. Zola wie H. Ibsen.
4. Biographie über den Autor
4.1. Lebenslauf
Jeremias Gotthelf, genannt Albert Bitzius, wurde am 04.Oktober 1797 in Murten (Kanton FR) geboren. Er stammte aus einer alten Berner Bauern- und Pfarrersfamilie. Nach Besuch des dortigen Gymnasiums durfte er eine theologische Ausbildung an der Berner Akademie absolvieren. 1821 verbrachte er ein Semester in Göttingen und machte anschliessend eine Reise durch Norddeutschland - seine einzige Auslandreise.
Danach war er zunächst Vikar beim Vater in Utzendorf. Nach dem Antritt des geistlichen Amtes widmete er sich einer starken pädagogischen Tätigkeit auf dem Gebiet der Schulbetreuung und Lehrerausbildung, wobei er sich auch noch politisch engagierte. Drei Jahre später wurde er als Vikar an die Kirche zum Heiligen Geist in Bern berufen, 1831 wechselte er ins Emmental nach Lützelflüh, wo er als Pfarrer wirkte und als ein wahrer geistlicher Herr, ein kluger, die Nöte seiner Bauern von Grund aus verstehender Seelsorger lebte. Er heiratete 1833 Henriette Elisabetha Zeender. Der Ehe entstammten drei Kinder, welche mehrheitlich von der Mutter selbst unterrichtet wurden, nach dem Motto: Im Hause muss beginnen, was leuchten soll im Vaterland."
Die Verfassung von 1831 verbot das politische Engagement für die Geistlichen. Somit wurde Gotthelf gezwungen, auf die Ebene des Erziehungs- und Armenwesens umzusteigen. Sein Vater sagte einmal: Du nimmst für jeden Lump Partei". Deshalb ist es nicht weiter verwunderlich, dass sein grosses Vorbild Pestalozzi war, der für die Einführung der allgemeinen Volksschule kämpfte. Nun begann die schriftstellerisch-publizistische Phase von Gotthelf. Er benützt meistens die ersten Morgenstunden, um geistig zu arbeiten. 1841-1844 übernahm er die Redaktion des Neuen Berner Kalenders". 1845 wurde er als Schulkommissär vom Amt enthoben wegen seiner kritischen Einstellung zum bernerischen Erziehungsdepartement und der konservativen Einstellung dem Staat und der Gesellschaft gegenüber.
Auch ich fechte einen Kampf und werde Fechten, solange meine Hand die Waffe führen kann. Diese Waffe ist zwar nur die Feder. Aber ich lege sie ein für Gott, Wahrheit und Vaterland, als ob es die beste Lanze wäre." 3
Später litt er an Herzschmerzen, hartnäckigen Hustenanfällen, geschwollenen Füssen, Atemnot, Wassersucht und gegen den Schluss seines Lebens auch noch an Schlafsucht.
Am 22. Oktober 1854 starb Jeremias Gotthelf an der Folge einer Lungenembolie in den frühen Morgenstunden im Alter von 57 Jahren in Lützeflüh (Kanton BE). Später schrieb die Witwe: Mir ist unheimlich in der Welt ohne ihn."
In diesem Glauben an die göttliche Ordnung des Seins steht neben dem Östrreicher A. Stifter der Schweizer Jeremias Gotthelf, der grosse Gestalter des Berner Bauerntums. Seine von Leben strotzenden Erzählungen reichen bis in den dunkeln Urgrund des Mythos hinab. Wie ein Seher, ein Prophet stellt er sein Volk vor das ewige Weltgericht. In explosiver Wucht, in jäh aufwallendem Zorn und in heiliger Liebe spricht er zu seinem Schweizer Volk.4
4.2. Die Werke:
- 1837 Der Bauernspiegel
- 1838 Die Wassernot im Emmental
- 1838 Wie fünf Mädchen im Branntwein jämmerlich umkommen - 1839 Leiden und Freuden eines Schulmeisters
- 1841 Wie Uli der Knecht glücklich wird - 1842 Die schwarze Spinne
- 1843 Elsi die seltsame Magd - 1844 Geld und Geist
- 1844 Wie Anne Bäbi Jowäger haushaltet und wie es ihm mit den Doktern geht - 1846 Der Geldstag
- 1847 Käthi, die Großmutter
- 1847 Jakobs, des Handwerksgesellen, Wanderungen durch die Schweiz - 1849 Uli, der Pächter
- 1850 Die Käserei in der Vehfreude - 1850 Das Erdbeeri Mareili - 1851 Zeitgeist und Berner Geist - 1852 Barthli der Korber Werke ohne gefundene Erscheinungsdaten:
- Der Besenbinder von Rychiswyl - Der Besuch
- Der Oberamtmann und der Amtsrichter - Die Frau Pfarrerin
- Eine alte Geschichte zu neuer Erbauung - Hans Berner und seine Söhne
- Hans Joggeli der Erbvetter - Kurt von Koppigen
- Wie Joggeli eine Frau sucht
5. Literaturverzeichnis
5.1 Primärliteratur: Die Schwarze Spinne / Elsi, die seltsame Magd / Kurt von Koppingen
Autor Jeremias Gotthelf Veröffentlicht als Diogenes Taschenbuch 1978
Verlag Diogenes Verlag AG Zürich Buch detebe-klassiker N°20570 ISBN N° 3-257-20570-8
5.2 Sekundärliteratur Geschichte der deutschen Literatur
Autor W. Grabert und A. Mulot Verlag Bayerischer Schulbuch-Verlag Ausgabe 5 überarbeitete Auflage Januar 1959 Verlags N° 548
dtv junior Literatur Lexikon Autor Heinrich Pleticha Verlag Deutscher Taschenbuch Verlag; Cornelsen Verlag Berlin Ausgabe 8. aktualisierte Auflage Mai 1994 ISBN N° 3-423-79517-4
Erläuterungen und Dokumente Die schwarze Spinne / Jermemias Gotthelf Autor Wolfgang Mieder Verlag Philipp Reclam jun. Stuttgart ISBN N° 3-15-008161-0
Literatur aus dem Internet:
http://gutenberg.aol.de/autoren/gotthelf.htm
http://gutenberg.aol.de/gotthelf/spinne/spinne.htm
http://www.bboxbbs.ch/Home/gymer/daten/deutsch/literaturgeschichte.htm
6. Interpretation
6.1. Aufbau der Erzählung
Die Geschichte besteht aus einer Rahmenerzählung und zwei Binnenerzählungen, die miteinander in Beziehung stehen, die zweite ist die Fortsetzung der ersten.
Im ersten Teil der Rahmengeschichte geht die Gesellschaft zuerst zur Taufe und nimmt anschliessend das Mittagessen ein.
Nach der Mahlzeit beginnt der Grossvater, die eigentliche Geschichte zu erzählen.
Die Taufgotte unterbricht den Grossvater mit dem Essensruf.
Am Tische drängen die andern auf das Weitererzählen der Geschichte, und der Grossvater fährt mit seiner Erzählung fort bis zum Schluss.
Die Rahmenerzählung schliesst mit der Verarbschiedung der Gesellschaft bei Einbruch der Dunkelheit.
Gotthelf gibt mit der Rahmengeschichte ein Beispiel dafür, wie er sich ein christliches Leben vorstellt.
6.2. Symbolgehalt
Die Spinne repräsentiert die Pest, die sündige Menschen hart bestraft. Vieles dreht sich um Gott und Teufel (gut und böse). Die Geschichte beschreibt die Situation der Bauern um das 13. Jahrhundert, wenn sie einen bösen Herrn als Herrscher hatten. In dieser Situation verzweifeln sie, sie sind mutlos, kraftlos, passiv, feige und ratlos. Sie finden keinen Trost mehr bei Gott und verfallen dem Teufel, der ihnen Hilfe verspricht. Durch diesen Teufelspakt wird die Lage aber nur noch schlimmer. Das Bauernvolk wird immer gottloser, egoistischer und falscher. Die Angst, Gut und Leben zu verlieren, ist grösser als die Angst, seine Seele zu verlieren.
Das Taufprozedere symbolisiert den Akt, wie ein Priester das Leben des Kindes vor der Macht des Bösen rettet.
Christine die sich in Berührung mit Weihwasser zu einem Ungeheuer verwandelt, wird zu dem, was sie eigentlich im wirklichen Leben auch schon war.
Die Spinne verkörpert das Böse. Man ist sie bis heute noch nicht losgeworden, sie wird immer präsent sein. Aber solange man die Furcht vor Gott bewahrt, wird das Böse nicht in Erscheinung treten.
6.3. Personen
Grossvater
Der Grossvater geht langsam und gebeugt mit Stock. Er ist alt und strahlt Würde aus. Seine Aufgabe ist aufzupassen, damit die Traditionen von Generation zu Generation weitergegeben und geachtet werden. Deshalb erzählt er der Taufgesellschaft die Geschichte mit der Spinne. Er selber achtet strengstens auf die Tradition und bestätigt die Spinnengeschichte mit seinen Erfahrungen, da er manchmal ein Schnurren der Spinne hört.
Gotte
Sie ist ein kräftiges Weib und möchte auch den andern klar machen, dass sie fähig ist, für sich und eine Familie gerade zu stehen. Ihre Meinung vertritt sie auch, wenn die Mehrheit sich dagegen ausspricht. Doch ist sie abergläubisch und glaubt den alten Frauen. Sie ist bescheiden und nicht gewohnt, verwöhnt zu werden.
Christine
Sie stammt aus Lindau am Bodensee, hat wilde, schwarze Augen und fürchtet sich weder vor Gott noch Menschen. Sie ist gerne mit Männern zusammen. Wahrscheinlich sind ihr die Frauen zu fein und zu ängstlich. Heute wäre sie eine emanzipierte Kämpferin. Sie bezichtigt die Männer der Faulheit, als diese die Bäume nicht den Hügel hinauf tragen mögen, und verspottet sie als feige vor dem Teufel. Dagegen geht sie den Vertrag mit dem Teufel ein, mit den anfänglichen Hintergedanken, ihn zu überlisten. Damit rettet sie vorerst die Bevölkerung vor den Rittern. Als ihr dann klar wird, dass dies nicht geht, versucht sie die Männer zu überreden, den Vertrag einzuhalten. In Berührung mit Weihwasser schrumpft sie zusammen, bis nur noch die Spinne auf ihrem Gesicht übrig bleibt.
Der Grüne
Er verkörpert den Teufel in Person, mit schwarzem Gesicht, roter Feder, feurigem Bart und spitzer Nase. Er ist eine sehr hinterlistige Gestalt. Er nimmt die Form der Spinne an, als er kein ungetauftes Kind bekommt. Die bösen Gedanken fördern die Kraft und Macht des Teufels. Wer mit ihm in Berührung kommt, spürt ein Brennen und ist schon vergiftet. Mit Gewalt lässt er sich nicht töten, nur der gute Glaube kann ihn bannen. Dank ihm finden die Menschen den Weg zu Gott und zum Glauben. Der Fluss durch Sumiswald heisst Grünen".
Mutter des 1. geborenen Kindes
Es ist noch ein junges Weib und weint, als sie vom Vertrag des Teufels über ihr ungeborenes Kind hört. Sie ist eine ängstliche, einfühlsame Person und getraut sich nicht zu melden. Der Priester segnet das Haus mit kräftigen Bannsprüchen, und sie gebärt ihr Kind ohne Problem.
Alt, ehrwürdiges Weib
Sie ist hochgestaltet und mit einem Gesicht, vor dem man sonst sich beugen oder vor ihm fliehen müsste. Sie mahnt, wer sich mit dem Bösen einlasse, komme vom Bösen nicht mehr los. Nur Gott könne aus diesem Elend helfen. Ihr weiser Rat wird nicht angenommen.
Vater des 2. geborenen Kindes
Er lässt sich von Christine überreden, sein Kind dem Teufel zu opfern. Mit seinem Gewissen ist er im Reinen, indem er den Priester ganz langsam holen geht und in der Zwischenzeit sein Kind dem Teufel übergeben wird. Auf dem Weg zum Priester kommt er in einen Konflikt mit sich selber, entschliesst sich dann ja doch, den Plan von Christine doch durchzuführen. Er wird auch ein Opfer der Spinne.
Mutter des 2. geborenen Kindes
Ihre Angst ist sehr gross, als sich kein Priester zeigt. So schickt sie ihren Sohn, den Priester holen. Christine entnimmt ihr das Neugeborene, und die Mutter fällt dabei in Ohnmacht. Als sie ihr Kind wieder heil zurück erhält, geht es ihr wieder gut. Sie kriegt die Spinne zu fassen und sperrt sie in ein Loch ein, das sie in ein Holz gemacht hat. Sie ist die Erste der drei Helden.
Vater des 3. geborenen Kindes
Er macht sich mutig auf den Weg, um den Priester von der Geburt zu benachrichtigen. Doch die Spinne erwischt ihn unterwegs. Er stirbt.
Mutter des 3. geborenen Kindes
Sie ist sehr hart und gemein zu Christen, als ihr Mann nicht mit dem Priester zurück kommt. Als Christen ohne Kind zurück kommt, fährt sie in an und holt durch die Berührung der Spinne in Christens Hand den Tod.
Mutter von Christen
Sie ist eine schlaue und kräftige Frau, aber keine Lindauerin, obwohl sie der Christine in vielen Teilen stark gleicht. Sie neigt zu Hoffart und Hochmut, ganz im Gegenteil zu ihrem Sohn Christen. Ihr Mann ist gestorben. Sie erzieht ihren Sohn sehr streng. Sie schämt sich, im alten Haus zu leben, und baut ohne Rücksicht auf Tradition und Rat der Grossmutter ein neues Haus.
Christen
Er ist im Gegenteil zu seiner Mutter sehr fromm und zeigt Respekt vor Gott. Als im alten Haus die Spinne wieder ausbricht, wird ihm die Schuld zugeschoben, und er nimmt sie auf sich. Deshalb opfert er sich für das Einfangen der Spinne. Erst, nachdem er sich geopfert hat, bemerken die Bauern, welch grosse Tat er vollbracht hat. Er ist einer der drei Helden dieser Geschichte.
Grossmutter
Sie ist sehr weise und überzeugt, dass solange Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist in diesem Hause sind, die Spinne ruhig bleiben wird.
1. Priester
Der erste Priester steht hinter seiner Dorfbevölkerung und kämpft mit allen heiligen Mitteln gegen das Böse. Er mahnt die Bevölkerung vor der Gotteslästerung. Die Kinder tauft er sofort nach der Geburt zum Schutz vor dem Teufel. Er denkt nicht an die Rettung seines Lebens, sondern opfert sich für die andern auf. Das sind für Gotthelf die wahren Helden.
2. Priester
Er kommt gegen Bezahlung in das Dorf. Er ist nicht so fromm wie sein Vorgänger und feiert lieber mit den Rittern im Schloss mit Wein und gutem Essen. So wird er ein leichtes Opfer der Spinne.
Hans von Stoffeln
Anfangs ist er ein grausamer, harter Ritter, der die Dorfbevölkerung plagt. Barmherzigkeit kennt er keine. Seine eigenen Ritter beeinflussen ihn sehr und hetzen ihn zu neuen Schikanen gegen die Einwohner auf. Als er durch die Spinne bemerkt, dass alle Menschen vor Gott gleichgestellt sind, ist es bereits zu spät für eine Umkehr. Er wird von der Spinne beim Essen umgebracht.
Ein Ritter
Er ist noch sehr jung, aber der Wildeste von allen Rittern. Er ist Heide und fürchtet weder Gott noch Teufel. Sein Wille war, die Spinne zu töten, aber sie brachte ihn um.
Gesindel
Es lebt nun im alten Haus, und wird immer rücksichtsloser. Es verspottet die Kirchgänger, plagt Vieh und neckt die Nachbarn. Es quält die Mägde und droht ihnen mit der Spinne im Loch, bis die Mägde den Drohungen nicht mehr glauben. Da steckt der gröbste der Gruppe ein Messer in den Zapfen und zieht ihn heraus.
Vetter
Er kann seine Gedanken nicht von der Geschichte lassen und möchte zu gerne wissen, ob die Geschichte wahr oder nur eine Erzählung ist.
Kinder
Es fällt auf, dass Kinder, wenn sie näher beschrieben werden, in Form von kleinen Jungen auftreten. So wird schon in der Rahmenerzählung ein Kind getauft. In den Kindern liegt für Gotthelf die Hoffnung auf Besserung der Zustände. Die Erwachsenen haben die Aufgabe, ihnen auf den rechten Weg zu helfen. In der ersten Rahmengeschichte schickt eine junge Frau bei einsetzenden Wehen ihren Sohn auf das Feld, um Hilfe zu holen. Die Kinder werden vom Bösen verschont. Als einziger beobachtet ein kleiner Junge unverletzt den Teufel beim Bau des Schattenganges. Die Erwachsenen opfern sich für ihre Kinder: Christen zieht mit seinen Kindern in das alte Haus und bereitet sich auf die Spinne vor.
6.4. Ort der Handlung
Sumiswald: Dorf im Emmental (bei Lützelflüh)
Bärhegen: Schlosshügel bei Sumiswald (ca. 1 ½ Stunden entfernt)
Kilchstalden: Ort am Fusse des Schlosshügels mit dem Schloss Münneberg Standort der Buchen für die Errichtung des Schattenganges Schattengang Dem Schloss vorgelagerte Allee aus Angeberei und Mutwilligkeit Altes Haus Erneuerung des alten Hauses aus Notwendigkeit an gleicher Stelle und Bewahrung des alten Sinns.
Neues Haus Bau des Herrschaftshauses aus Angeberei, brennt aus unerklärten Gründen ab.
Von Gotthelf selbst findet man zum Thema Haus folgendes Zitat:
Das Haus ist des Volkes Grund und Fundament."
Bonaduz, im Januar 1999 René Sutter BM II
1) Zitat Primärliteratur Seite 27
2) Zitat Primärliteratur Seite 82
3) Zitat aus einem Brief von Gotthelf
4) Aus Geschichte der Deutschen Literatur
- Quote paper
- Rene Sutter (Author), 1999, Gotthelf, Jeremias - Die schwarze Spinne, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95506
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