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Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Planung der Bereitstellungsprinzipien
2.1. Einzelbeschaffung
2.2. Vorratsbeschaffung
2.3. Bedeutung in der Druckindustrie
3. Planung der Beschaffungswege
3.1. Direkter Bezug vom Hersteller
3.2. Indirekter Bezug über den Handel
3.3. Beschaffung aus dem Ausland
3.4. Kooperative Beschaffung
3.5. Bedeutung in der Druckindustrie Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Es gibt eine Vielzahl von Bezeichnungen, für den Unternehmensbereich, der Gegenstand unserer Vorlesung ist. Einige Beispiele hierfür sind: Beschaffung, Einkauf, Materialwirtschaft, Warenwirtschaft oder Logistik.
Wenn man den Beschaffungsmarkt in seine drei Teilmärkte aufteilt, den Waren- und Dienstleistungsmarkt, den Arbeitsmarkt und den Geld- und Kapitalmarkt, so läßt sich der Begriff der Beschaffung relativ weit fassen und darunter die für den gesamten Leistungsprozeß erforderlichen Investitionsgüter, Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe, Halbfabrikate, Handelswaren, Dienstleistungen, Arbeitsleistungen, Finanzmittel und Rechte (Lizenzen und Patente) verstehen.
An dieser Stelle sollte eine Abgrenzung des Beschaffungsbegriffes vorgenommen werden. Die Beschaffungsobjekte sind so verschieden, daß die Beschaffungsmaßnahmen anderen Unternehmensbereichen zugeordnet werden. Besonders die Beschaffung von Arbeitskräften und Finanzmitteln wirft eigene Probleme auf, für deren Lösung der Personalbereich und der Finanzbereich verantwortlich sind.
Auch Dienstleistungen (Schlosserarbeiten, Instandsetzungen, Transportleistungen, u.a.) und die Beschaffung von Investitionsgütern (Maschinen, Gebrauchswerkzeuge, u.a.) werfen Sonderprobleme auf, die vom Bedarfsträger zu lösen sind oder deren Lösung vorzubereiten ist.
Nach der hier erläuterten Abgrenzung umfaßt die Beschaffungsfunktion die Versorgung des Betriebes und mit Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen sowie Zulieferteilen (Halbfabrikate) und Handelswaren. Diese Einengung erscheint sinnvoll, weil die Beschaffung von Dienstleistungen und Betriebsmitteln (Investitionsgütern) in der Regel nach Prinzipien erfolgt, die für den materialwirtschaftlichen Bereich nicht in der gleichen Weise Gültigkeit haben. Die Beschaffung der Materialien und Handelswaren wirft kontinuierliche oder periodisch wiederkehrende Probleme auf. Bei der Beschaffung von Dienstleistungen, vor allem aber bei der Anschaffung von Investitionsgütern sind in der Regel aperiodisch oder einmalige Entscheidungen zu treffen.
Weiterhin gilt es die Begriffe "Einkauf" und "Beschaffung" voneinander abzugrenzen.
Sprachlich ist die Beschaffung ein Oberbegriff, der den des Einkaufs mit enthält. Beschaffen bedeutet sprachlich "sich einer Sache versichern", und für den Betrieb "zur Verfügung stellen". Damit ist also nicht nur die Beschaffung auf dem Wege des Einkaufs angesprochen, sondern zu denken ist auch an das "Zurverfügungstellen" durch Leasing, Leihe usw.
Allgemein ist in der Praxis der Begriff des Einkaufs anzutreffen, worunter die Beschaffung von kontinuierlichen Materialien und Handelswaren verstanden wird.
Hier soll nun weiterhin untersucht werden, welche Beschaffungswege zur Verfügung stehen, sowie welche Bedeutung sie im allgemeinen in der mittelständischen Druckindustrie innehaben.
2. Planung der Bereitstellungsprinzipien
Zuerst sollen nun die Prinzipien der Bereitstellung und deren Bedeutung auf die Druckindustrie untersucht und dargelegt werden.
Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, die Materialbereitstellung zu planen:
- Bedarfsdeckung ohne Vorratshaltung und
- Bedarfsdeckung mit Vorratshaltung.
Bei der Bedarfsdeckung ohne Vorratshaltung ist zu unterscheiden, ob die Beschaffung unmittelbar durch das Auftreten des Bedarfs ausgelöst oder eine weitgehende Synchronisation von Verbrauchsrhytmus und Bereitstellungsrhythmus durch zweckentsprechende Lieferverträge erreicht wird. Es lassen sich demnach drei Prinzipien der Materialbeschaffung ableiten:
- Einzelbeschaffung im Bedarfsfall · Vorratsbeschaffung
- Fertigungssynchrone bzw. Just-in-Time-Beschaffung (hierauf wird nicht weiter eingegangen)
2.1. Einzelbeschaffung
Bei der Anwendung dieses Prinzips wird der Beschaffungsvorgang erst dann ausgelöst, wenn ein spezifischer, mit einem bestimmten Auftrag verbundener Bedarf vorliegt. Das bedeutet, daß
- ein Lagerrisiko nicht gegeben ist, · Liquidität kaum gebunden wird,
- Zins- und Lagerkosten nicht ins Gewicht fallen.
Problematisch bei der Einzelbeschaffung ist die Terminierung, da sie zwei Risiken unterliegt:
- Risiko der verspäteten oder Nichtlieferung des Materials
- Risiko der Lieferung quantitativer oder qualitativer Fehlmengen
In beiden Fällen besteht die Gefahr, daß die Lieferbereitschaft nicht mehr gewährleistet bleibt. Außerdem ist bei der Einzelbeschaffung im Bedarfsfall in der Regel mit dem Bezug von kleineren Mengen und daraus resultierend höheren Preisen und Transportkosten zu rechnen.
Zur Anwendung kommt dieses Prinzip bei auftragsorientierter Einzel- oder Kleinserienfertigung. Dabei kann sich die Einzelbeschaffung auf bestimmte Teile beziehen, die nur für einen Kundenauftrag Verwendung finden.
Zu beachten ist, daß die Bestellkosten je Bezugseinheit wegen der fehlenden Losgrößendegression bei der Einzelbeschaffung am größten sind. Man muß daher in der Praxis die kostenmäßigen Mehr- und Minderbelastungen gegeneinander aufrechnen und dann, wenn sich günstigere Lagerhaltungs- plus Bestellkosten ergeben, zur Vorratsbeschaffung übergehen. Voraussetzung ist, daß die Materialien im Rahmen der Einzelfertigung mehrfach verwendbar sind, was bei Normteilen und Kleinmaterial in der Regel zutrifft.
2.2. Vorratsbeschaffung
Die Beschaffung mit Vorrat mit zwangsläufiger Lagerhaltung macht die Materialbeschaffung vom Auftragseingang und Fertigungsablauf zumindest kurzfristig unabhängig. Bei Anwendung dieses Bereitstellungsprinzips werden die Materialien im eigenen Betrieb "zur Verfügung" gehalten. Bei Bedarf können sie sofort vom Lager abgerufen werden. Damit wird dem Risiko verminderter Lieferbereitschaft weitgehend Rechnung getragen. Die Vorratsbeschaffung ist in der Regel mit dem Bezug größerer Mengen verbunden und stellt die größten Anforderungen an die Materialbedarfsplanung, da der Verbrauch der Fertigung sich völlig arhythmisch verhalten kann. Auch sind an die Bestandsüberwachung besonders hohe Anforderungen zu stellen.
Als Vorteile der Vorratsbeschaffung sind zu nennen:
- Verbesserung der Marktposition durch große Abnahmemengen und dadurch Chancen zur aktiven Preispolitik und Erschließung neuer Märkte
- Ausnutzung von Preisvorteilen (Mengenrabatte, Transportstaffelungen) durch den Bezug großer Mengen
- Sicherung der Kontinuität des Fertigungsvollzuges für eine begrenzte Zeitspanne durch Abschirmung gegenüber Marktschwankungen
Bedingt durch hohe Lagerbestände entstehen hohe Kapitalbindungskosten. Aufgrund der hohen Lagerbestände resultieren hohe Kosten für die Lagerhaltung, d.h. für handling, Überwachung der Lagerbestände etc. Es muß für die Lagerung großer Lagerbestände genügend Lagerraum zur Verfügung stehen.
Diesen Vorteilen stehen als Nachteile
- Hohe Lagerrisiken,
- hohe Lager- und Zinskosten sowie · eine hohe Kapitalbindung gegenüber.
2.3. Bedeutung in der Druckindustrie
Im wesentlichen wird in der Druckindustrie Einzelauftragsfertigung betrieben. Nur die wenigsten Ausnahmen können als Serienfertigung verstanden werden (z.B. Zeitungen, Zeitschriften, u.a.). Um diese Prinzipien in ihrer Bedeutung für die Druckindustrie darzustellen, sollten kurz die bedeutendsten Materialien dargelegt werden. Hierzu zählen:
- Bedruckstoff (z.B. Papier) · Druckfarbe
- Druckplatten · Chemikalien
Beim Bedruckstoff wird in der Regel das Prinzip der Einzelbeschaffung angewendet, da es hier nicht um ein Norm- oder Standardmaterial handelt, welches für eine Vielzahl der Druckaufträge Verwendung findet. Erst bei Auftragserteilung wird der Beschaffungsvorgang ausgelöst und das benötigte Papier in der erforderlichen Menge bestellt. Die sich daraus ergebenden Risiken, wie verspätete Lieferungen oder Nichtlieferung werden gegenüber den Vorteilen in Kauf genommen.
Von einer Vorratshaltung oder sogar von Just-in-time kann nur in den wenigsten Fällen gesprochen werden. Nur bei ständig wiederkehrenden Großaufträgen, welche auf sehr langen Zeitraum geplant werden (z.B. Zeitungsproduktionen, Tiefdruckproduktionen) und bei denen meistens nicht die hochwertigsten Materialien verwendet werden, kann dieses Prinzip eine Rolle spielen.
Bei der Druckfarbe muß nach den üblichen Standards und deren Verbrauch unterschieden werden. Am meisten wird wohl die Skalenfarbe Verwendung finden. Ebenso werden die Druckfarben nach dem HKS- oder Pantone-System Anwendung finden. Bei den Sonderfarben (z.B. Mischungen, Leuchtfarben, u.a.) spricht schon die Bezeichnung für eine nicht all zu häufige Anwendung. Jedoch muß hier immer auch die Auftragsstruktur und die eventuelle Spezialisierung jedes einzelnen Druckunternehmens berücksichtigt werden. Somit läßt sich im allgemeinen festlegen, daß auf Skalenfarben sowie die gebräuchlichsten Systemfarben das Prinzip der Vorratshaltung angewandt wird wohin gegen bei Sonderfarben die Einzelbeschaffung als sinnvoller zu sehen ist. Druckplatten hingegen sind mehr oder weniger an ein bestimmtes Systeme bzw.
Erfahrungswerte des Unternehmens gebunden und sind nicht abhängig vom Auftrag. Somit wird hier eindeutig das Prinzip der Vorratshaltung ersichtlich.
Ebenso bei den benötigten Chemikalien für die Reinigung der Anlagen oder für die Entwicklungsanlagen im Vorstufenbereich, ist deren Wahl nicht vom Auftrag abhängig. Also, auch hier wird das Prinzip der Vorratshaltung angewandt.
3. Planung der Beschaffungswege
Eine weitere wichtige Planungsaufgabe, die vor der eigentlichen Beschaffung zu lösen ist, betrifft die Wahl des Beschaffungsweges. Dabei ergeben sich für den Betrieb grundsätzlich die Möglichkeiten des Direktbezuges vom Hersteller, des Bezugesüber den Großhandel und in Ausnahmefällen auch des Bezuges vom Einzelhandel. Dies Wahlmöglichkeiten bestehen nicht, wenn vom Hersteller ein Direktbezug ausgeschlossen wird oder - der umgekehrte Fall - er nur direkt an die weiterverarbeitende Industrie liefert. Die Wahlmöglichkeit ist eingeschränkt, wenn der Bestellbedarf unter den vom Hersteller festgesetzten Mindestmengen liegt. Bei Kleinmaterialien (C-Artikel, Büromaterial) ist die Wahlentscheidung eindeutig: Die Bezugsquelle am Verbrauchsort oder in unmittelbarer Nähe ist - ob Groß- oder Einzelhandel - im Regelfall die wirtschaftlich günstigste.
Außer der grundsätzlichen Alternative zwischen direktem Bezug vom Hersteller oder dem indirekten Bezug über den Handel kommt auch die Beschaffungüber Kommissionäre, durch Einkaufsbüros und Einkaufsgemeinschaften ( Kooperativer Einkauf ) sowie über Importeure im Auslandsgeschäft in Betracht.
Die Wahl der Beschaffungswege wird beeinflußt von einer Anzahl verschiedener Kriterien, die teils von außen, teils aus dem Unternehmen selbst kommen. Solche Kriterien sind
- marktbezogener,
- unternehmenspolitischer,
- betriebswirtschaftlicher,
- geographischer,
- einkaufspolitischer,
- personalpolitischer
Art.
Marktbezogene Kriterien
Sie berücksichtigen bei der Entscheidung das Angebot am Beschaffungsmarkt, die Vorstellung der Nachfrager und die Angebote der Wettbewerber. Hierdurch wird beeinflußt, welche Ware beschafft werden muß.
Unternehmenspolitische Kriterien
Sie beachten, welche image-, Markenpolitik und Vertriebsform das Unternehmen betreiben soll. Danach sind manche Beschaffungsentscheidungen vorbestimmt.
Betriebswirtschaftliche Kriterien
Sie berücksichtigen die Beschaffungskosten bei verschiedenen Beschaffungswegen. Welche Lagerbestände sind bei einem gewünschten Servicegrad notwendig und welche Lagerhaltungskosten resultieren daraus? Auch die Frage der Einkaufskonzentration oder der - steuung muß hier gestellt werden.
Geographische Kriterien
Hier sind die Fragen nach lokalem, regionalem oder standortunabhängigem Einkauf zu klären. Welche Transportkosten, welches Transportrisiko belasten den Einkauf?
Einkaufspolitische Kriterien
Sie sollen Sortimentsschwerpunkte, die Markenpolitik und die generellen Beschaffungskanäle festlegen.
Personalkritische Kriterien
Sie fragen nach vorhandenen Erfahrungen und Kenntnissen bei Mitarbeitern bezüglich der Märkte und Produkte.
Des weiteren wird diese Wahl noch von folgenden Faktoren bestimmt:
- Materialart (z.B. Normteile oder Spezialanfertigungen)
- Materialmenge
- Materialqualität (z.B. stets gleichbleibende Qualität)
- Preisvorteile (Materialpreis, Rabatt, Transportkosten) · Lieferfristen
- Zahlungsziele
- Beratung/Service · Gegengeschäfte
u.a.m.
Der wirtschaftlich günstigste Beschaffungsweg läßt sich erst durch eine eingehende Analyse bestimmen. Zweckmäßig erscheint auch hier die Anwendung der ABC-Methode oder anderer Wertigkeitsregeln (z.B. Lieferfristen).
3.1. Direkter Bezug vom Hersteller
Der direkte Bezug vom Hersteller führt zu Preisvorteilen, da durch die Verkürzung der Beschaffungskette Transport-, Umlade- und Zwischenlagerungskosten entfallen. Dazu wird die Information über die speziellen Eigenschaften eines Artikels besonders intensiv sein. Auch gibt es Artikel, die der Handel nicht am Lager führt, wie z.B. Spezialzulieferteile.
Zweckmäßig ist der direkte Beschaffungsweg besonders auch dann, wenn das beschaffende Unternehmen eine Belieferung von bestimmten Materialien in stets gleichbleibender Qualität sicherstellen muß.
Bei nahem Standort des Herstellers oder einem seiner Nebenlager (Außenlager) wird die Beschaffungszeit von Standardartikeln nicht (wesentlich) hinter der des Handels zurückstehen.
Zu prüfen ist, ob nicht die Preisvorteile durch zusätzliche Kosten aufgewogen werden. Diese können vor allem durch den Zwang zur Abnahme und Einlagerung von Mindestabnahmemengen, die über den tatsächlich benötigten Mengen liegen, oder durch Mindermengenzuschläge entstehen.
3.2. Indirekter Bezugüber den Handel
Erfolgt die Materialbeschaffung über einen Handelsbetrieb, so ist zu beachten, daß dieser und nicht etwa dessen Einkaufsquelle der Vertragspartner ist. Er muß also so groß, stark, zuverlässig und leistungsfähig sein, daß er auch tatsächlich der optimale Lieferant ist. Er muß nicht nur zu den für den eigenen Betrieb besten Bedingungen liefern, sondern auch für Qualität und Liefertermine haften und für etwaigen Schadenersatz selbst einstehen.
Zugunsten der Beschaffung über den Handel läßt sich die Übernahme von Bereitstellungsaufgaben und Risiken durch den Handel anführen. Beim Bezug von kleineren Mengen können die Preise des Handelsbetriebes niedriger sein als die Gesamtkosten beim Direktbezug, obwohl der Handelsbetrieb mit der Handelsspanne sämtliche Handlungskosten zuzüglich eines Gewinnanteils im Verkaufspreis weiterberechnet. Die Handelsspanne muß sich aber nicht kostenerhöhend auswirken, weil der Handel die Güter in großen Mengen vom Produzenten bezieht und damit Preisvorteile und - durch größere Transporteinheiten - günstigere Transportkosten erzielt. Zudem erlauben die über den Handel möglichen kurzfristigen Lieferungen in kleinen Mengen eine geringe Vorratshaltung; sie verursachen entsprechend niedrige Lagerhaltungskosten und verringern die mit der Vorratshaltung verbundenen Risiken.
Ein Vorteil ergibt sich auch daraus, daß der Handel ein breites Sortiment führt. Damit wird eine gewisse Markttransparenz möglich. Die Beratung bezüglich der einzelnen Materialien wird nicht so intensiv sein, dafür wird aber eine größere Anzahl von Vergleichsmöglichkeiten geboten.
3.3. Beschaffung aus dem Ausland
Materialien aus dem Ausland können vom dortigen Handel oder Hersteller bezogen werden. Aber nur Großbetriebe werden in der Lage sein, ohne Einschaltung eines inländischen Mittlers (Importeurs) ihre eigenen Interessen im Ausland selbst wahrzunehmen. Das ist in der Regel nur durch die Unterhaltung eigener Auslandsvertretungen gewährleistet.
Vertragliche Vereinbarungen mit den ausländischen Herstellern setzen Kenntnis der ausländischen Handelsbräuche, zolltechnischen Bestimmungen und internationalen Handelsvorschriften voraus. Zudem ist der Materialtransport von ausländischen Märkten, vor allem bei der Beschaffung aus überseeischen Ländern meist mit großen Schwierigkeiten, vielen Risiken und hohen Kosten verbunden. Aus wirtschaftlichen Gründen kommt oft nur ein Bezug in großen Mengen (Schiffsladungen) in Frage. Deshalb entscheiden sich Betriebe - falls überhaupt - für den direkten Beschaffungsweg nur bei Rohstoffen, die sie regelmäßig in großen Mengen verarbeiten und durch deren direkte Beschaffung erhebliche Kostenvorteile zu erzielen sind.
Bei kleineren und mittleren Betrieben überwiegt der indirekte Bezug über den Fachimporteur. Dieser ist auf bestimmte Waren spezialisiert, die er auf Märkten im Ausland zu optimalen Bedingungen beschafft. Ausgezeichnete Waren- und Marktkenntnisse, eine gut organisierte Zusammenarbeit mit Spediteuren, Frachtführern, Lagerhaltern, Einfuhr- und Schiffsmaklern, Reedereien, Versicherungsgesellschaften, Banken und Behörden kennzeichnen seine Tätigkeit. Von Vorteil für den beschaffenden Betrieb ist nicht zuletzt die Übernahme der Einfuhrfinanzierung und der typischen Außenhandelsrisiken (Transport-, Kredit-, Kurs- und Konvertierungsrisiko) durch den Importhändler.
3.4. Kooperative Beschaffung
Die kooperative Beschaffung kann in einer losen Zusammenarbeit zweier oder mehrerer Betriebe liegen, die sich entschlossen haben, die Beschaffung einzelner Güter gemeinsam vorzunehmen.
Die zweite Form der kooperativen Beschaffung besteht in einem festen Zusammenschluß. In jedem Fall bedarf die Zusammenführung der Partner eingehender Vorbereitung. Durch den Zusammenschluß soll eine Stärkung der eigenen Markposition erreicht werden. Die daraus resultierenden andere Konditionen kommen vor allem kleineren und mittleren Unternehmungen zugute. Desweiteren wird durch die Kooperation eine breitere Information über den Beschaffungsmarkt erreicht.
3.5. Bedeutung in der Druckindustrie
Auch hier, bei der Wahl des Beschaffungsweges wollen wir uns auf die wichtigsten Materialien wie Bedruckstoff, Druckfarbe, Druckplatten und Chemikalien beziehen.
Der Bedruckstoff Papier wird bei mittelständischen Unternehmen im allgemeinen über den Handel bezogen. Materialart und -mengen eignen sich nicht für den direkten Bezug bei der Papierfabrik. Auch sind die Papierfabriken durch Verträge daran gebunden, nicht direkt an den Verbraucher zu liefern.
Bei Großunternehmen, welche mehrere Tonnen Papier täglich verarbeiten, wird dies sicherlich anders gehandhabt. In bestimmten Fällen kann hier der Bezug von Großmengen aus dem Ausland von Vorteil sein.
Bei Druckfarbe, Druckplatten und Chemikalienist die Bestellmenge sowie der daraus zu erzielende Preisvorteil ein gewichtiger Faktor der zur Entscheidung über den richtigen Beschaffungsweg führt. Der Mittelstand wird jedoch nicht in den Mengen diese Materialien benötigen, welche erforderlich sind um diese direkt beim Hersteller zu beziehen. Dies bleibt den Großunternehmen vorbehalten.
Zum Schluß läßt sich daraus ersehen, daß der Faktor der Bestellmenge nicht zu unterschätzen ist für die Wahl des Bestellweges. Jedoch wird bereits im Vorfeld die Wahl der Beschaffungswege dadurch eingeschränkt, daß die Hersteller in den wenigsten Fällen über ein eigenes Verteilernetz verfügen und ihre Produkte über den Zwischenhandel abwickeln. Ebenso beim Bezug aus dem Ausland oder über den Kooperativen Einkauf mit anderen Unternehmen, kann man von einer unbedeutenden Bedeutung für die Druckindustrie ausgehen.
Literaturverzeichnis
Horst Hartmann, Materialwirtschaft, 7. Auflage, Deutscher Betriebswirte-Verlag 1997
Norbert A. Harlander / Frank Blom, Beschaffungsmarketing, 6. Auflage, expert verlag 1996
Robert Fieten, Integrierte Materialwirtschaft, 3. Auflage, Konradin Verlag 1993
Ulli Arnold, Beschaffungsmanagement, 2. Auflage, Schäffer Poeschel Verlag 1997
Rainer Weber, Zeitgemäße Materialwirtschaft mit Lagerhaltung, 4. Auflage, expert verlag 1997
Wöhe, Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 18. Auflage, Verlag Vahlen 1993
Klaus Bichler, Beschaffungs- und Lagerwirtschaft, 2. Auflage, Gabler Verlag, Wiesbaden 1984
Häufig gestellte Fragen
Was sind die Hauptthemen dieses Dokuments?
Dieses Dokument behandelt die Planung der Beschaffungsprinzipien und Beschaffungswege im Kontext der Druckindustrie. Es werden verschiedene Aspekte der Materialbeschaffung, Lagerhaltung und der Wahl der optimalen Beschaffungsstrategie beleuchtet.
Welche Beschaffungsprinzipien werden unterschieden?
Es werden hauptsächlich zwei Prinzipien der Materialbereitstellung unterschieden: Bedarfsdeckung ohne Vorratshaltung und Bedarfsdeckung mit Vorratshaltung. Erstere umfasst Einzelbeschaffung im Bedarfsfall und Just-in-Time-Beschaffung (wird aber nicht weiter behandelt), während letztere die Vorratsbeschaffung beinhaltet.
Was sind die Vor- und Nachteile der Einzelbeschaffung?
Vorteile: Kein Lagerrisiko, geringe Kapitalbindung, keine Zins- und Lagerkosten. Nachteile: Risiken verspäteter oder unvollständiger Lieferung, höhere Preise und Transportkosten durch kleinere Mengen.
Was sind die Vor- und Nachteile der Vorratsbeschaffung?
Vorteile: Verbesserung der Marktposition, Ausnutzung von Preisvorteilen, Sicherung der Kontinuität des Fertigungsprozesses. Nachteile: Hohe Kapitalbindungskosten, hohe Lagerkosten, hohe Lagerrisiken.
Welche Beschaffungswege werden behandelt?
Es werden der direkte Bezug vom Hersteller, der indirekte Bezug über den Handel (Großhandel, Einzelhandel), die Beschaffung über Kommissionäre, Einkaufsgemeinschaften (kooperativer Einkauf) und über Importeure im Auslandsgeschäft behandelt.
Welche Kriterien beeinflussen die Wahl des Beschaffungsweges?
Die Wahl wird durch marktbezogene, unternehmenspolitische, betriebswirtschaftliche, geographische, einkaufspolitische und personalpolitische Kriterien beeinflusst, sowie durch Faktoren wie Materialart, -menge, -qualität, Preisvorteile, Lieferfristen, Zahlungsziele und Beratung/Service.
Was sind die Vor- und Nachteile des direkten Bezugs vom Hersteller?
Vorteile: Preisvorteile durch Verkürzung der Beschaffungskette, intensive Information über Artikel, Sicherstellung gleichbleibender Qualität. Nachteile: Zwang zur Abnahme von Mindestmengen, zusätzliche Kosten.
Was sind die Vor- und Nachteile des indirekten Bezugs über den Handel?
Vorteile: Übernahme von Bereitstellungsaufgaben und Risiken, niedrigere Gesamtkosten bei kleineren Mengen, breites Sortiment, Markttransparenz. Nachteile: Weniger intensive Beratung im Vergleich zum direkten Bezug.
Was ist bei der Beschaffung aus dem Ausland zu beachten?
Kenntnisse der ausländischen Handelsbräuche, zolltechnischen Bestimmungen und internationalen Handelsvorschriften sind erforderlich. Der Materialtransport ist oft mit Schwierigkeiten, Risiken und hohen Kosten verbunden. Oft ist ein Bezug nur in großen Mengen wirtschaftlich sinnvoll, was den indirekten Bezug über Fachimporteure attraktiver macht.
Was versteht man unter kooperativer Beschaffung?
Kooperative Beschaffung ist die gemeinsame Beschaffung von Gütern durch zwei oder mehrere Betriebe, entweder in loser Zusammenarbeit oder in einem festen Zusammenschluss, um die Marktposition zu stärken und bessere Konditionen zu erzielen.
Welche Bedeutung haben die verschiedenen Beschaffungsprinzipien und -wege in der Druckindustrie?
In der Druckindustrie wird beim Bedruckstoff (Papier) in der Regel die Einzelbeschaffung angewendet. Bei Druckfarben wird auf Skalenfarben und Systemfarben das Prinzip der Vorratshaltung angewendet, während Sonderfarben einzeln beschafft werden. Druckplatten und Chemikalien werden meist vorrätig gehalten. Der Beschaffungsweg wird oft durch die Bestellmenge und die Verfügbarkeit über den Handel bestimmt.
- Quote paper
- Dirk Mayer (Author), 1998, Planung und Wahl des richtigen Beschaffungsweges, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95409