Die Fusion von AOL und Time Warner und ihre Auswirkungen auf die Konkurrenz innerhalb (Bertelsmann) und außerhalb Europas
Die größte Internetfirma der Welt, AOL (American Online), ist weiter am expandieren. Nachdem die von Chef Steve Case geleitete Firma bereits im Januar 98 den Konkurrent CompuServe und im November des selben Jahres den Browser-Entwickler Netscape schluckte, hat AOL jetzt auch den Weltgrößten Medienkonzern (Time Warner) für eine Summe von 166 Milliarden Dollar (ca. 330 Milliarden DM) eingenommen und ist somit der weltweit viertteuerste Konzern mit einem Börsenwert von ungefähr 350 Milliarden US Dollar. Nur noch die Firmen Microsoft, General Electric und Cisco stehen noch höher im Wert als AOL-Time Warner. Die „New York Times“ bezeichnete diesen Deal als „den ersten Megadeal des 21. Jahrhunderts“. Obwohl Time Warner am Umsatz gemessen fünf mal so groß wie AOL ist, werden 55% der Aktien des neuen Unternehmen an die Aktionäre von AOL fließen, da AOL die höhere Börsenwertung von beiden Firmen hat. Der 41 jährige AOL Chef wird der „strategische Lenker“ beider Unternehmen, der bisherige Time-Warner-Chef Gerald Levin leitet das operative Geschäft. Durch die Fusion ist AOL jetzt auch Eigentümer von der Zeitung „Time Magazine“ und dem Fernsehsender CNN.
Allerdings ist dieses nicht nur die größte Unternehmensfusion aller Zeiten, sondern der Deal zwingt weltweit die großen Unternehmen von Bertelsmann über Walt Disney zu Yahoo und AT&T zu handeln oder ihre Strategie zu überdenken, falls sie nicht den Anschluss an das fast schon übermächtig scheinende Unternehmen AOL-Time Warner verlieren wollen. Durch die Spekulation, dass der Deal die Konkurrenz zum Handeln zwingen wird, stiegen die Aktienkurse am Montag nach der Bekanntgabe der Fusion ( 6.1.00) von den Internetfirmen Yahoo und Lycos, sowie von den Medienhäusern wie Viacom beachtlich in die Höhe. Allerdings wird von den Experten an der Wall Street nicht eine Fusion in ähnlicher Größenordnung erwartet.
Für die Firma Bertelsmann bringt die aktuelle Entwicklung der vielen Akquisitionen (Fusionen oder Übernahmen) Grund zur Sorge mit sich. Das von Bertelsmann Chef Thomas Middelhoff geleitete Unternehmen ist zwar mit einem Umsatz von 14,8 Milliarden Dollar (ca. 29 Milliarden DM) der viertgrößte Medienkonzern der Welt, allerdings könnte er aufgrund der zur Zeit anrollenden Fusionswelle immer weiter an Bedeutung verlieren und von der Weltspitze zurückfallen, da Bertelsmann keine Aktiengesellschaft ist und somit andere Unternehmen nicht durch eigene Aktien durch Börsenkapitalisierung einfach übernehmen kann. Die Gütersloher planen zwar einige ihrer Internetfirmen wie AOL-Bertelsmann (nur europäische AOL-Abteilung, mit 50% der Aktien in Bertelsmannbesitz) oder Lycos- Bertelsmann (25,5% Aktienbesitz) an die Börse zu bringen, allerdings wird der Gewinn daraus nicht ausreichen um die Internetaktivitäten in den USA voranzutreiben, was dringend nötig wäre, da Bertelsmann in den USA mit den dort ansässigen Internetfirmen kaum Schritt halten kann. Dies könnte sich mit der kompletten Übernahme von Lycos ändern, wozu allerdings 15 Milliarden Dollar erforderlich wären um weitere 24,6% der Lycos-Aktien zu kaufen um mehr als 50% der Aktien zu besitzen. Dieses Geld ist für Middelhoff allerdings eine „utopische und unbezahlbare“ Summe. Doch nicht nur Bertelsmann ist durch die AOL- Time Warner Fusion in Bedrängnis geraten, sondern der Druck trifft die gesamte europäische Medienbranche, da die meisten Medienunternehmen eher klein und nicht börsenorientiert. Die AOL-Time Warner-Gruppe hat außerdem mit der Übernahme des britischen Medienkonzerns EMI-music den größten, noch unabhängigen Musikkonzern mit Weltbedeutung geschluckt. Also eine schlechte Ausgangslage für die europäischen Medienfirmen für die zu erwartende Fusionswelle.
Die großen, börsenorientierten, amerikanischen Medienhäuser werden sich auf die Suche nach möglichen und großen Fusionspartnern machen müssen. Erst im September hat der Medienriese den Fernsehsender CBS übernommen und galt als der Medienkonzern der Zukunft und kaum vier Monate später ist Viacom wieder überholt worden und muss sich jetzt nach einer Alternative im Internetgeschäft zu AOL umgucken. Auch die Walt Disney Company steht unter Handelzwang. Obwohl schon vor Jahren der Fernsehsender ABC gekauft und die Internetfirma Infoseek übernommen wurden, wirkt die Größe des Unterhaltungskonzerns im Internetbereich im Vergleich zu AOL-Time Warner eher bescheiden. Das einzige Unternehmen, welches mit AOL-Time Warner Schritt halten könnte, ist Yahoo mit einem Börsenwert von 110 Milliarden Dollar. Manche Experten spekulieren schon über eine Fusion mit Disney, was einen gleichgroßen oder sogar größeren Konzern mit den Bereichen Internet, Unterhaltung und Fernsehen ergeben würde.
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in dem Artikel "Die Fusion von AOL und Time Warner und ihre Auswirkungen auf die Konkurrenz innerhalb (Bertelsmann) und außerhalb Europas"?
Der Artikel behandelt die Fusion von AOL (American Online) und Time Warner, die Auswirkungen dieser Fusion auf die Konkurrenz, insbesondere Bertelsmann, sowie die Reaktion anderer großer Medienkonzerne wie Walt Disney und Viacom.
Was ist die Kernaussage des Artikels bezüglich der AOL-Time Warner Fusion?
Die Fusion von AOL und Time Warner war die größte Unternehmensfusion aller Zeiten und zwang andere Unternehmen, ihre Strategien zu überdenken, um nicht den Anschluss an das neue, mächtige Unternehmen zu verlieren.
Welche Rolle spielt Bertelsmann in diesem Kontext?
Bertelsmann, als viertgrößter Medienkonzern der Welt, gerät durch die Fusion unter Druck, da er keine Aktiengesellschaft ist und somit nicht so leicht andere Unternehmen durch Aktienübernahmen erwerben kann. Es wird befürchtet, dass Bertelsmann an Bedeutung verlieren könnte.
Wie reagierten die Aktienkurse auf die Bekanntgabe der Fusion?
Die Aktienkurse von Internetfirmen wie Yahoo und Lycos sowie von Medienhäusern wie Viacom stiegen nach der Bekanntgabe der Fusion beachtlich an.
Welche Alternativen hatten oder suchten andere Medienkonzerne wie Viacom und Walt Disney?
Viacom suchte nach einer Alternative im Internetgeschäft zu AOL. Die Walt Disney Company stand ebenfalls unter Handlungszwang, um im Internetbereich mit AOL-Time Warner Schritt zu halten. Es gab sogar Spekulationen über eine mögliche Fusion von Disney mit Yahoo.
Warum wird Bertelsmanns Situation als problematisch dargestellt?
Bertelsmann hat Schwierigkeiten, mit den Internetaktivitäten in den USA Schritt zu halten, da er keine ausreichenden finanziellen Mittel hat, um dort zu expandieren. Die Übernahme von Lycos wäre eine Möglichkeit, ist aber für Bertelsmann finanziell nicht realisierbar.
Welche Auswirkungen hat die Fusion auf die europäische Medienbranche?
Die Fusion setzt die gesamte europäische Medienbranche unter Druck, da die meisten Unternehmen eher klein und nicht börsenorientiert sind. Zudem hat AOL-Time Warner den britischen Medienkonzern EMI-music übernommen, was die Ausgangslage für europäische Medienfirmen verschlechtert.
Welche weiteren Unternehmen werden im Zusammenhang mit der AOL-Time Warner Fusion genannt?
Neben den bereits erwähnten AOL, Time Warner, Bertelsmann, Yahoo, Lycos, Viacom und Walt Disney werden auch Microsoft, General Electric, Cisco, Netscape, CompuServe, CBS und EMI-music genannt.
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- Tobias Kauer (Autor), 2000, Die Fusion von AOL und Time Warner und ihre Auswirkungen auf die Konkurrenz innerhalb (Bertelsmann) und außerhalb Europas, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95366