Aufgrund der zunehmend international verflochtenen Finanz- und Kapitalmärkte kommt dem Devisenmarkt als dem Markt für Fremdwährungen eine zentrale Rolle zu. In der Tat wird die weltweite Vernetzung der Wirtschaft im überproportionalen Zuwachs der Devisenmarktumsätze reflektiert.
Dieses Wachstum liegt in zwei richtungsweisenden, interdependenten Entwicklungspfaden begründet. Zunächst induzieren die Liberalisierung vieler Finanzmärkte sowie vielfältige Finanzsektorreformen einen Abbau von Devisenhandelshemmnissen, wie bspw. Beschränkungen des Im- und Exports von Fremdwährungen in vielen Ländern. Zum anderen forciert die Entwicklung leistungsfähiger Techniken zur virtuellen Abwicklung von Transaktionen die Beschleunigung und weltweite Verflechtung des Devisenhandels, sowohl in räumlicher als auch zeitlicher Hinsicht. Devisenmärkte konstituieren somit ein „Kontinuum rund um die Welt und die Uhr“. Die daraus resultierende Erhöhung der Marktliquidität und Markttransparenz ermöglicht in der Folge eine Verringerung der Transaktionskosten und damit eine erleichterte Optimierung sowie verstärkte internationale Diversifikation von Finanzpositionen.
Als weltgrößter Markt umfasst der Weltdevisenmarkt mittlerweile ein tägliches Transaktionsvolumen, das mehr als dem Hundertfachen des jährlichen Wertes des internationalen Güter- und Dienstleistungshandels entspricht. In diesem Verhältnis kommt allerdings nicht nur das überproportionale Wachstum des Finanzsektors im Allgemeinen und des Devisenhandels im Speziellen zum Ausdruck. Vielmehr impliziert diese Tatsache auch, dass der Außenhandel als ursprünglicher Impulsgeber für die Entwicklung der Devisenmärkte nicht mehr die treibende Kraft ist, sondern nur noch eine marginale Rolle spielt.
Gegenstand dieser Arbeit ist es, die Devisenmärkte im Hinblick auf die sich herausgebildeten institutionellen Gegebenheiten darzustellen. Dabei wird zu untersuchen sein, welche Akteure und Produkte, jedoch auch welche marktstrukturellen und preisbildenden Merkmale die Devisenmärkte definieren. Gleichzeitig sollen Auswirkungen der fortschreitenden Internationalisierung und Globalisierung berücksichtigt werden, um einen Eindruck der aktuellen Marktdynamik zu bekommen.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Devisenmärkte – Kontinuum rund um die Welt und die Uhr
2. Grundlegende Charakteristika und Preise auf Devisenmärkten
2.1 Konstitutive Merkmale von Devisenmärkten
2.2 Ausprägungen des Devisenhandels im Kassa- und Terminmarkt
2.3 Unterschiedliche Wechselkursbegriffe im Überblick
3. Institutionelle und strukturelle Kennzeichen von Devisenmärkten
3.1 Marktteilnehmer, Transaktionsmotive und Devisenmarkt-instrumente
3.1.1 Klassifizierung der Marktakteure und -parteien
3.1.2 Ursachen und Beweggründe für Devisenmarkt-transaktionen
3.1.3 Ausprägungen unterschiedlicher Produkte auf Devisenmärkten
3.2 Mikrostrukturzentrierte Betrachtung der Effizienz von Devisenmärkten
4. Entwicklungstrends und Dynamik auf Devisenmärkten
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Anteile der wichtigsten Währungen an globalen Devisengeschäften 1998
Abbildung 2: Organisation des Devisenhandels
Abbildung 3: Motivorientierte Kategorisierung der Marktteilnehmer
1. Devisenmärkte – Kontinuum rund um die Welt und die Uhr
Aufgrund der zunehmend international verflochtenen Finanz- und Kapitalmärkte kommt dem Devisenmarkt als dem Markt für Fremdwährungen eine zentrale Rolle zu. In der Tat wird die weltweite Vernetzung der Wirtschaft im überproportionalen Zuwachs der Devisenmarktumsätze reflektiert.[1]
Dieses Wachstum liegt in zwei richtungsweisenden, interdependenten Entwicklungspfaden begründet. Zunächst induzieren die Liberalisierung vieler Finanzmärkte sowie vielfältige Finanz-sektorreformen einen Abbau von Devisenhandelshemmnissen, wie bspw. Beschränkungen des Im- und Exports von Fremdwährungen in vielen Ländern.[2] Zum anderen forciert die Entwicklung leistungsfähiger Techniken zur virtuellen Abwicklung von Transaktionen die Beschleunigung und weltweite Verflechtung des Devisenhandels, sowohl in räumlicher als auch zeitlicher Hinsicht. Devisenmärkte konstituieren somit ein „Kontinuum rund um die Welt und die Uhr“[3]. Die daraus resultierende Erhöhung der Marktliquidität und Markttransparenz ermöglicht in der Folge eine Verringerung der Transaktionskosten und damit eine erleichterte Optimierung sowie verstärkte internationale Diversifikation von Finanzpositionen.[4]
Als weltgrößter Markt[5] umfasst der Weltdevisenmarkt mittlerweile ein tägliches Transaktions-volumen, das mehr als dem Hundertfachen des jährlichen Wertes des internationalen Güter- und Dienstleistungshandels entspricht.[6] In diesem Verhältnis kommt allerdings nicht nur das überproportionale Wachstum des Finanzsektors im Allgemeinen und des Devisenhandels im Speziellen zum Ausdruck. Vielmehr impliziert diese Tatsache auch, dass der Außenhandel als ursprünglicher Impulsgeber für die Entwicklung der Devisenmärkte nicht mehr die treibende Kraft ist, sondern nur noch eine marginale Rolle spielt.[7]
Gegenstand dieser Arbeit ist es, die Devisenmärkte im Hinblick auf die sich herausgebildeten institutionellen Gegebenheiten darzustellen. Dabei wird zu untersuchen sein, welche Akteure und Produkte, jedoch auch welche marktstrukturellen und preisbildenden Merkmale die Devisen-märkte definieren. Gleichzeitig sollen Auswirkungen der fortschreitenden Internationalisierung und Globalisierung berücksichtigt werden, um einen Eindruck der aktuellen Marktdynamik zu bekommen.
2. Grundlegende Charakteristika und Preise auf Devisenmärkten
2.1 Konstitutive Merkmale von Devisenmärkten
Die Existenz von Devisenmärkten resultiert aus der Gegenläufigkeit der einführend beschriebenen internationalen Handels- und Finanzverflechtungen und dem ausschließlich natio-nalen Charakter von Währungen. Um demnach Fremdwährungstransaktionen durchführen zu können, wird ein Markt benötigt, auf dem nationale Währungen getauscht, also gekauft und verkauft werden können. Diese Funktion erfüllt der Devisenmarkt.[8] Dabei stellt er sich als eine Kombination verschiedener Submärkte dar, in denen jeweils spezifische Transaktionen in Abhän-gigkeit von den gehandelten Produkten (vgl. Abschnitt 3.1.3) ausgeführt werden.[9] Es soll daher im Folgenden von den »Devisenmärkten« gesprochen werden.
Überdies sind Devisenmärkte nicht durch physische Präsenzbörsen gekennzeichnet. Vielmehr existieren sie in Form von over-the-counter Märkten, auf denen Händler Transaktionen mittels Computer, Telefon und weiteren Telekommunikationskanälen abwickeln.[10] Auch handelt es sich um geografisch unbestimmte Märkte, da Devisengeschäfte auf der ganzen Welt stattfinden.[11]
Aufgrund der Vielzahl der Marktteilnehmer, der Homogenität der gehandelten Produkte, der Markttransparenz sowie dem vergleichsweise unbeschränkten Marktzutritt kommen Devisen-märkte dem Ideal vollkommener Konkurrenz sehr nahe. Diese theoriegeleitete Erkenntnis steht allerdings nur partiell im Einklang mit der Devisenmarktrealität, in der die Vollkommenheit z.B. durch unvollständige und asymmetrische Information sowie eingeschränkte Homogenität weniger stark ausgeprägt ist.[12]
Die globale und virtuelle Natur der Devisenmärkte steht im Gegensatz zu einer eher lokalen Kon-zentration der Marktaktivitäten. So entfielen 1998 64% der gesamten, um lokale Doppelzählun-gen bereinigten Tagesumsätze auf die vier größten Finanzzentren – auf London/Großbritannien (32%), New York/USA (18%), Tokio/Japan (8%) und Singapur (7%). Überdies ist auch ein An-stieg der Marktkonzentration in den einzelnen Finanzzentren zu verzeichnen, der u.a. auf die in der Finanzindustrie stattfindende Konsolidierung zurückgeführt werden kann. So vereinigten 1998 die zehn größten Händler in den zwei bedeutendsten Zentren etwa die Hälfte der Marktanteile auf sich, während diese Quote in den lokalen Märkten mittlerer Größe noch höher lag.[13]
Der Devisenhandel konstituiert sich als permanenter 24-Stunden-Handel. In der Tat überlappen sich die Geschäftszeiten der Finanzzentren aufgrund der verschiedenen Zeitzonen derart, dass es mit Ausnahme handelsfreier Tage nie zu einem vollständigen Erliegen des Handels kommt.[14] Trotzdem lassen sich Volatilitätsunterschiede in Abhängigkeit von den lokalen Geschäftszeiten feststellen, die u.a. darauf zurückzuführen sind, dass preisbeeinflussende Informationen verstärkt während der jeweiligen örtlichen Geschäftszeiten produziert werden. Diese Erkenntnis hat damit entscheidende Auswirkungen auf das Timing von Devisentermingeschäften.[15]
Die bereits angesprochene Größe der Weltdevisenmärkte kommt in einem um lokale und grenz-überschreitende Doppelzählungen bereinigten durchschnittlichen Tagesumsatzvolumen in Höhe von 1,5 Mrd. US-Dollar zum Ausdruck. Die Bezugsbasis bilden Devisenkassa-, -termin- und -swapgeschäfte im April 1998. Das Volumen lag damit um 310 Mio. US-Dollar (26%) höher als drei Jahre zuvor, trotz der zu diesem Zeitpunkt bevorstehenden Einführung des Euro, der Konsolidierung in der Finanzindustrie und dem Rückgang der Geschäftstätigkeit in den asiatischen Schwellenländern.[16]
Ein Grund für das hohe Niveau der Devisenmarktumsätze liegt in den relativ geringen Trans-aktionskosten, die im Geld-Brief-Spread, der Differenz zwischen Ankaufs- und Verkaufskursen, zum Ausdruck kommen.[17] Eine weitere Ursache zeigt sich in der Dominanz des Interbanken-geschäfts an den gesamten Marktaktivitäten.[18] Dieses Übergewicht erklärt sich u.a. aus mehre-ren erforderlichen passiven Transaktionen, die ein einzelner Kundenauftrag induziert. So versu-chen Banken z.B., die durch offene Währungspositionen entstehenden Risiken partiell auf andere Teilnehmer zu überwälzen, indem entsprechende Folgetransaktionen kontrahiert werden.[19]
Schließlich wird das Umsatzvolumen im Devisenhandel auch dadurch potenziert, dass Transaktionen zwischen Nebenwährungen aus Liquiditätsgründen über eine Vehikel- bzw. Leitwährung abgewickelt werden, so dass ein Geschäft mit zwei Transaktionen verbunden ist.[20] Die bedeutendste Vehikelwährung ist der US-Dollar, der, wie aus der nachstehenden Abbildung zu erkennen, in 87% aller weltweiten Transaktionen involviert ist.[21] Betrachtet man die Anteile der weiteren Währungen, insbesondere die D-Mark, den ECU und die weiteren EWS-Währungen, so unterstützt dies die Annahme, dass der Euro als Vehikelwährung eine ähnlich bedeutende Position wie der US-Dollar einnehmen könnte.[22]
[...]
[1] Vgl. Jeske/Barbier (1997), S. 453; Fischer-Erlach (1995), S. 9.
[2] Vgl. Goldstein et al. (1993), S. 2 und 36f.; Hartmann (1998), S. 5.
[3] Menkhoff (1995a), S. 87.
[4] Vgl. Menkhoff (2000), S. 333; Caves/Frankel/Jones (1999), S. 414f.; Grabbe (1996), S. 87; Goldstein et al. (1993),
S. 2ff.; siehe auch Menkhoff (1995a), S. 117.
[5] Vgl. Reuters (1999), S. 18; Grabbe (1996), S. 86.
[6] Vgl. Hallwood/MacDonald (2000), S. xvi; Frankel/Froot (1996), S. 697.
[7] Vgl. Kamppeter (1990), S. 78; Frankel/Rose (1995), S. 1714.
[8] Vgl. Gandolfo (1995), S. 3f.; Douch (1989), S. 65f.; Dufey (1995), S. 22f.
[9] Vgl. Grosse/Venkataramany (1995), S. 104f.
[10] Vgl. Grabbe (1996), S. 87; Gandolfo (1995), S. 4; Mishkin (2001), S. 155.
[11] Vgl. Nielsen/Madsen/Pedersen (1995), S. 117. Der internationale Charakter der Devisenmärkte spiegelt sich auch
in der großen Bedeutung ausländischer Finanzinstitute in den jeweiligen lokalen Marktaktivitäten wider. Vgl. BIS (1999), S. 15.
[12] Vgl. Menkhoff (1995a), S. 107; siehe auch Douch (1989), S. 73ff.
[13] Vgl. BIS (1999), S. 11f. und 15. Die Differenz bei der Addition der einzelnen Prozentzahlen ist auf vorgenommene
Rundungen zurückzuführen.
[14] Vgl. Reuters (1999), S. 19; Grabbe (1996), S. 87; Nielsen/Madsen/Pedersen (1995), S. 117f.
[15] Vgl. Hertzel/Kendall/Kretzmer (1990). Vgl. für eine differenziertere Untersuchung auch Goodhart/Giugale (1993).
[16] Vgl. BIS (1999), S. 1f. und 7. 1995 lag diese Wachstumsrate bei 45%. Bereinigt um Unterschiede im US$-Wert der
Nicht-Dollar-Transaktionen beschleunigte sich jedoch das Wachstum von 29% auf 46%.
[17] Vgl. Caves/Frankel/Jones (1999), S. 415; Hartmann (1998), S. 64. Der Spread variiert allerdings mit der Höhe des
Transaktionsvolumens und der Art der Kunden. Vgl. Nielsen/Madsen/Pedersen (1995), S. 118.
[18] Vgl. BIS (1999), S. 1; Frankel/Rose (1995), S. 1714; Caves/Frankel/Jones (1999), S. 416.
[19] Vgl. Goldstein et al. (1993), S. 5 und 25f.; Douch (1989), S. 69.
[20] Vgl. Pilbeam (1998), S. 6f.; Krugman/Obstfeld (2000), S. 336. Vgl. zu den Merkmalen sowie den Vor- und Nach-
teilen von Leitwährungen auch Caves/Frankel/Jones (1999), S. 417ff.
[21] Vgl. BIS (1999), S. 8. Da jede Transaktion zwei Währungen umfasst, addieren sich die Marktanteile auf 200%.
Gleichzeitig war der US-Dollar an sieben der zehn am stärksten gehandelten Währungspaaren beteiligt. Vgl. BIS (1999), S. 8. Zur deutschen Position im internationalen Devisenhandel vgl. auch Menkhoff (1995b).
[22] Vgl. Krugman/Obstfeld (2000), S. 336.
-
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X.