Stellen Sie sich eine Welt vor, in der soziale Probleme nicht als isolierte Einzelfälle betrachtet, sondern als komplexe, miteinander verwobene Systeme verstanden werden. Dieses Buch enthüllt die Essenz der Sozialen Arbeit als professionelle Kunst der Problemlösung, tief verwurzelt in den Prinzipien der Systemtheorie. Der Autor navigiert durch die entscheidenden Perspektiven von Systemzugehörigkeit, Funktionalität und Beziehung, um ein umfassendes Verständnis sozialer Herausforderungen zu ermöglichen. Im Zentrum steht die Überzeugung, dass Soziale Arbeit eine Brücke baut – zwischen Individuen, zwischen Mangel und Fülle, zwischen Schutzbedürftigen und ihren Rechten, und nicht zuletzt, hin zu selbstbestimmtem, problemlösendem Verhalten. Entdecken Sie, wie sich die Soziale Arbeit auf individuell-konkrete Problemfälle konzentriert, an denen identifizierbare Menschen beteiligt sind, und andere Dimensionen bewusst ausblendet, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Erfahren Sie mehr über die acht zentralen Bedürfnisobjekte, die den Kern sozialer Sachverhalte bilden – von Unterkunft und Nahrung bis hin zu Erziehung und funktionierenden Beziehungen. Dieses Buch beleuchtet die Theoriebildung in der Sozialen Arbeit, die aus der Reflexion der Praxis entsteht, und betont die Bedeutung eines systemischen Denkmodells, um allgemein verständlich zu bleiben. Es werden die vier Leitmaxime der Sozialen Arbeit untersucht – mediatorisch, kompensatorisch, protektiv und motivatorisch – und die Adressaten, hauptsächlich aus der Unterschicht, präzise definiert. Das Buch bietet einen tiefen Einblick in das Menschenbild des Sozialarbeiters, der die soziale Gerechtigkeit im Blick hat, Ressourcen zuteilt, Konflikte löst und soziale Integration fördert. Es werden die organisatorischen Rahmenbedingungen der Sozialen Arbeit beleuchtet, einschließlich Institutionen und Trägerschaften, sowie die Erklärungs-, Handlungs-, Wert- und Reflexionsdimensionen. Abschließend werden kritische Anmerkungen zur Ursache sozialer Probleme und zur Rolle des Sozialarbeiters in der Gesellschaft gemacht. Tauchen Sie ein in diese umfassende Analyse und entdecken Sie die vielschichtige Welt der Sozialen Arbeit. Keywords: Soziale Arbeit, Systemtheorie, soziale Probleme, Problemlösung, Bedürfnisobjekte, soziale Gerechtigkeit, Unterschicht, Menschenbild, Handlungsdimension, Reflexionsdimension, gesellschaftliche Funktion, politische Funktion, organisatorische Funktion, Lüssi, Sozialberatung, professionelle Hilfe, Klienten, soziale Gerechtigkeit, gesellschaftlicher Auftrag, soziale Integration, Konfliktlösung, Ressourcenzuteilung, Ethos, Wertvorstellungen, soziale Strukturen, Prävention, Gemeinwesenarbeit, soziale Beratung, Handlungsarten, Problemsysteme, Systembeziehungen, Defizite, Kompetenz, Theorieauffassung, Praxisbezug, Adressaten, Leitmaxime, Funktionen, Dimensionen, Kritik, Ursachenforschung.
Gegenstand Sozialer Arbeit
Die Soziale Arbeit ist das professionelle Lösen sozialer Probleme. Das Verstehenskonzept, der Blickwinkel für das Problem ist primär der Standpunkt der Systemtheorie, und zwar in den drei systemthoretischen Perspektiven von Systemzugehörigkeit, Systemfunktionalität und Systembeziehung.(S.65ff; S.219;) Das Augenmerk der SA richtet sich auf die defizitären und konflikthaften sozialen Beziehungen. Wobei kennzeichnend ist, „die Sozialarbeit löst soziale Probleme, indem sie zwischen Personen vermittelt, indem sie Mängel ausgleicht, indem sie Menschen schützt und indem sie Menschen zu problemlösendem Verhalten bewegt. Wer anders, nicht in diesen Funktionsweisen, ein soziales Problem „löst“, macht nicht Sozialarbeit.“(Lüssi 1995, S.121)
Hinsichtlich der sozialen Problemlösung muß der SA feststellen, daß es sich um einen individuell-konkreten Problemfall handelt, an dem verschiedene persönlich identifizierte Menschen beteiligt sind.(S.214f) (nur dann ist SA relevant) Lüssi schließt die anderen Dimensionen aus, da soziostrukturelle und sozialpolitische Problemperspektiven zwar transparent werden können, aber er bezeichnet diese Sachverhalte als, von „genereller Art“ und außerhalb der sozialarbeiterischen Handlungsdimension. (S.80)
Das „soziale“ in der Aufgabe der SA definiert Lüssi, indem er von Basisgegenständen der Sozialarbeit spricht, die er auch definiert. Er geht von acht zentralen Bedürfnisobjekten aus, von denen mindestens einer oder mehrere erfüllt sein müssen, bevor es sich tatsächlich um einen „sozialen“ Sachverhalt handelt. (Bedürfnisobjekte: Unterkunft, Nahrung, Gebrauchsdinge, Geld, Erwerbsarbeit, Erziehung, Betreuung, funktionelles Verhältnis zu notwendigen Bezugspersonen, S.81)
Ein Problem stellt der soziale Sachverhalt erst dann dar, wenn folgende Merkmale zutreffen (alle)
Not: unzumutbare Beschwernis (näheres S.84f) Subjektive Belastung: (S.86)
Lösungsschwierigkeit: schwierig bedeutet: nur aufgrund spezieller fachlicher Kompetenz optimal lösbar.
Theorieauffassung nach Lüssi (S.41ff)
Theorien für die Soziale Arbeit können nur aus der Reflexion der Praxis entstehen, wobei das massgebende Denkmodell für die Reflexion (theoretisch aus der Theorie) angewendet werden sollte, um allgemein verständlich zu bleiben, z.B. Betrachtung unter dem systemischen Gesichtspunkt.
SA -Lehre muß um praxisbezogen und berufsspezifisch zu sein, die Fülle von berufsfremden theoretischem und praktischem Wissen konzentrieren. Der Gesichtspunkt unter dem die Theorie aufgefaßt wird (systemisch, von dem aus, der Zweck, auf den hin, und das Kriterium, anhand dessen diese Konzentrierung geschieht,) entsteht aus unmittelbarer Praxiserfahrung und bildet den Kern der SA -Lehre.
Aufgabe der Sozialen Arbeit
„Die Soziale Arbeit ist das professionelle Lösen von sozialen Problemen.“ (S.79) Dabei ist die soziale Beratung bzw. die anderen Handlungsarten von Lüssi, (in denen Beratung immer auch enthalten ist) das konkrete SA - Arbeitsfeld, da es die einzige Disziplin ist, die „nur“ dem SA vorbehalten ist und keine andere Bezugswissenschaft „ausübt“.(S.32 und S.52) Hierbei muß der SA dysfunktionale Problemsysteme funktionalisieren. Negative Systembeziehungen in positive Systembeziehungen bringen oder voneinander unabhängig machen. (S.70)
Funktion der Sozialen Arbeit
Beim lösen sozialer Probleme gelten vier Leitmaxime an denen sich der Sozialarbeiter auch überprüfen kann. Sein Handeln hat eine
- mediatorische (vermittelnd)
- kompensatorische (ausgleichend)
- protektive (schützend) und
- motivatorische (verhaltensbeeinflussende) Funktion.
Nur wenn die zu leistende oder geleistete Arbeit wenigstens unter einen dieser Aspekte fällt, spricht Lüssi von Sozialer Arbeit. (S. 121f)
Adressaten der Sozialen Arbeit
SA trifft hauptsächlich auf „Unterschichtsangehörige“(S.108f), seine Hilfe und Unterstützung überwiegt deutlich in diesem Bereich. Er definiert „problemrelevante Personen“ (S.93ff) sehr genau. Problembeteiligte, Problemzuträger, Dritte, helfende Dritte, Problembelastete, freiwilliger Klient, Pflichtklient. Ausgegrenzt sind wie bereits im Eingangsteil deutlich geworden die anderen systemischen Ebenen wie die Meso- oder Makroebene. Der SA bezieht sich auf individuell, identifizierbare Personen, nicht auf eine Masse. (Gemeinwesenarbeit, Prävention)
Menschenbild
Lüssi erscheint in seiner Beschreibung zu den problemrelevanten Personen sehr defizitorientiert. (S.114) Er beschreibt eine Menge von Phänomenen die den Unterschichtsangehörigen oft beiwohnen.
Ihm ist es wichtig das der SA das positive Menschsein annimmt, dabei ist es wichtig, das nicht am Menschen die Ursache und Bekämpfung eines Problems versucht wird, sondern am Problemsystem in der jeweiligen Soziallogik. (S.221f)
SA und Klient sind ungleich (Macht). So braucht der Klient den SA, aber nicht umgekehrt. Der Klient bezahlt den SA auch nicht, so daß er keine Kontrolle oder Mittel hat den SA zu beeinflussen. (S.116f)
Lüssi sieht in dem SA mit all seinen Fähigkeiten und Merkmalen einen Menschen der sehr viel „beherrschen“(Kenntnisse, Fähigkeiten) muß, um ein professioneller SA zu sein. (S.190ff) Ergänzungen aus der Gruppenarbeit:
Lüssi sieht im Klienten einen Menschen wie du und ich
SA und Klient unterscheiden sich in ihrer Rolle und der sozialen Situation
Achtung vor dem Klienten ist wichtig, aufgrund seiner Leistung Not zu ertragen SA kann vom Klient als Mensch eine Menge lernen;
Lüssi teilt die Gesellschaft in Schichten ein (Ober-, Mittel-, Unterschicht)
Nur sehr wenig Klienten kommen aus der Ober-, oder Mittelschicht.
Phänomene der Klienten aus der Unterschicht beschreibt er als schwierig, ge stört, asozial...er ist sehr defizitorientiert in dieser Beschreibung.
Wobei z.B. der Begriff asozial für Lüssi in seinem schweizerischen Kontext eine andere Bedeutung hat wie für uns in Deutschland. (asozial in der Schweiz ist kein Schimpfwort und bedeutet dyssozial)
Gesellschaftliche Funktionsbestimmung
Die SA hat einen öffentlichen, gesellschaftlichen Auftrag zur sozialen Problemlösung.
„Doppeltes Mandat“ der SA arbeitet für den Klienten/ Problembeteiligten aber immer im Interesse der Gesellschaft. (S.125f) Die Veränderung von gesellschaftlichen Strukturen sieht Lüssi beim SA insofern gegeben bzw. auch nur insoweit in seinem Handlungsspielraum, als das er durch das Einwirken auf der Mikroebene im systemischen Gedanken auch die anderen Ebenen beeinflußt. Der SA muß der Leitidee „soziale Gerechtigkeit“ (S.127f) folgen, wobei er dies eben durch seine Arbeit an der sozialen Problemlösung erfüllt.
Eine besondere Gesellschaftliche Funktion sieht Lüssi in der Ressourcenzuteilung (Hilfsmittel, die für diejenigen verwand werden, die in einer sozialen Notlage sind), Konfliktlösung unter Gesellschaftsangehörigen, und soziale Integrationshilfe für deviante Personen. (S.131) Diese gesellschaftlichen Funktionen ergeben sich für den SA aus dem übertragenem Auftrag zur Erfüllung bestimmter Wertvorstellungen. (S.130ff)
Ergänzung aus der Gruppenarbeit::
Erhaltung und Verbesserung der Gesellschaft (soziale Gerechtigkeit)
Durch:- unablässiges Streben nach sozialer Gerechtigkeit,- Impulse zur Verbesserung
sozialer Strukturen, - Zusammenarbeit mit anderen Gesellschaftlichen Kräften
Kritik: Er definiert oder grenzt den Begriff „ soziale Gerechtigkeit “ nicht und damit auch nicht wonach der SA streben soll.
Politische Funktionsbestimmung
Der SA hat nach Lüssi primär keinen politischen Auftrag (S.129). Er unterscheidet einmal die berufliche Rolle des SA, indem das Prinzip der Arbeit mit konkret identifizierbaren Menschen gilt und die politische Rolle. In dieser schreibt er dem SA eine besondere Verantwortung zu, da der SA einen Expertenstatus in der Sozialpolitik hat. Diese sozialpolitische Tätigkeit ist ihm wichtig, gehört für ihn aber in die „peripheren Bereiche der SA, denn sie gehört nicht primär zur Sozialberatung“.(S.130).
Ergänzungen aus der Gruppenarbeit:
1. alle Gesellschaftsangehörigen tragen die gemeinsame Verantwortung
2. Sozialpolitik ist keine zentrale Aufgabe der einzelnen SozialarbeiterInnen
3. Angehörige sozialer Berufe sind als Experten in den sozialpolitischen Prozeßmit einzubeziehen.
4. Für den Gesamtkomplex der SA ist der Einflußin die Sozialpolitik unabdingbar.
Kritik: Lüssi geht nicht genauer auf den Widerspruch an sich ein. Er sagt nicht wie dies zu leisten ist, wenn es keine SA - Aufgabe ist, bzw. ob bestimmte Personen/ Verantwortliche diese Arbeitübernehmen etc.
Organisatorische Funktionsbestimmung
Lüssi geht im zweiten Teil seines Buches auf die Mittel der SA ein. Darunter fällt unter anderem die Institution und Trägerschaft. Da eine organisatorische Funktionsbestimmung im Detail fehlt, sehen wir einen Teil davon in diesem Kapitel.
Funktion: Sie ist ein Mittel des SA und muß auf die SA - Bedürfnisse ausgerichtet sein. Z.B. flexible Arbeitszeit, eigener Raum, Handlungsautonomie muß gewährleistet sein. (interne Organisation S.147f; allg. Institution/ Trägerschaft S.149, S.152)
Dimensionen in Lüssis Theorie
Erklärungsdimension: bedeutete für uns inwieweit die Theorie erklärt, was der Gegenstand der Sozialen Arbeit ist, wie dieser entsteht z.B. Ursache für Soziales Problem; Lüssi beschreibt und erklärt in seinem 1. Teil vom Buch sehr viel. So geht er sehr genau auf das soziale Problem, die Problemlösung und auch auf das Thema ein, das Dysfunktionalitäten bei Problemen beseitigt werden müssen. Wobei er nicht den Anspruch erhebt eine allumfassende Sozialarbeitslehre zu sein, sondern ein praktisches Lehrbuch für die Sozialberatung.
Handlungsdimension: bedeutete für uns, Mittel und Methoden in der SA, für die praktische Anwendung. Also begründete Pläne und Vorgehensweisen, um soziale Probleme zu verändern.
Lüssis Handlungsdimension ist sehr groß, so beschäftigt er sich rund zwei Drittel seines Buches mit Mitteln und Methoden. Er geht sehr detailliert auf Handlungsprinzipien ein und nochmal konkreter auf seine sechs Handlungsarten.
Wertdimension: wir verstanden darunter, wie und ob der Autor berücksichtigt, daß die soziale Problemlösung durch Wert- und Normvorstellungen beeinflußt wird und wie diese in die Arbeit integriert werden.
Lüssis Leitmaxime im allgemeinen taucht unter dem Begriff „soziale Gerechtigkeit“ auf. Der SA richtet sich in seinem Handeln nach den Wertvorstellungen aus der Gesellschaft. Wobei er darauf nicht genauer eingeht. Er faßt sich diesbezüglich sehr kurz in seinem Buch.
Reflexionsdimension: Wir verstanden darunter Anweisungen/ Methoden für den SA wie er seine Arbeit überprüfen , evaluieren und verbessern kann.
Lüssi geht kurz auf diesen Charakter bei der Beschreibung der Funktionen eines SA ein. So kann eine Überprüfung an diesen stattfinden. Alles in allem auch ein sehr geringer Anteil. Er widmet in seinem Buch auch noch einen Teil der Kontrolle, Aufsicht durch die Institution, wobei ihm dabei die Handlungsautonomie des SA sehr wichtig ist. Kontrolle nur von gleichwertigen Spezialisten. Aufsicht von „anderen“ in allgemeiner Art, haben kein Recht auf die Methode des SA einzuwirken. (siehe auch Lüssi 2)
Kritik
Zum Teil wurden im bisherigen Text schon kritische Anmerkungen gemacht, hier noch Ergänzungen:
Die Ursache sozialer Probleme ist zu ungenau, die Dysfunktionalitäten werden als gegeben hingestellt, aber nicht erläutert wie diese entstehen.
Uns ist die Aufgabe des SA viel zu eng gefaßt., Wir konnten in seiner Logik zwar gut nachvollziehen, warum er diese Einschränkung macht, dennoch waren wir der Meinung, das es Aufgabe vom SA sein muß auch geplante Auswirkungen und Veränderungen auf den höheren Ebenen zu bewirken. Der SA erfährt in seiner Arbeit von gesellschaftlichen Problematiken, und er muß gemeinsam mit vielen anderen um Bewußtheit dafür zu schaffen, darauf aufmerksam machen, sei es durch politische Arbeit, Gremienarbeit, Präventionsarbeit, etc. (Arbeit auch außerhalb des jeweiligen Problemsystems)
Als Anregung: Themen über die wir in diesem Kontext diskutiert haben. z.B. es gibt kaum noch klassische Familien (Gesetze, Werte sind noch hinten nach...);
Alternative zu Erwerbsarbeit wird notwendig?! Schulsystem?!
Uns fehlt bei Lüssi der eigene Ethos eines SA, so hat er sich nach den Werten der Gesellschaft zu richten und nach seinem Klienten aber möglichen Diskrepanzen und Ungerechtigkeiten daraus, sind für Lüssi nicht relevant und führen nicht dazu, daß der SA auf einer anderen Ebene für „soziale Gerechtigkeit“ kämpfen sollte.
Ein Satz aus der Gruppe der unsere Kritik gut beschreibt: „ Immer nur reaktiv , nie Aktion. “
Häufig gestellte Fragen zu Gegenstand Sozialer Arbeit
Was ist das Hauptziel der Sozialen Arbeit laut Lüssi?
Laut Lüssi ist das Hauptziel der Sozialen Arbeit das professionelle Lösen sozialer Probleme, wobei der Fokus auf den defizitären und konflikthaften sozialen Beziehungen liegt. Die Soziale Arbeit vermittelt zwischen Personen, gleicht Mängel aus, schützt Menschen und bewegt sie zu problemlösendem Verhalten.
Wie definiert Lüssi ein soziales Problem?
Ein soziales Problem liegt laut Lüssi vor, wenn ein individuell-konkreter Problemfall vorliegt, an dem verschiedene persönlich identifizierte Menschen beteiligt sind. Er schließt soziostrukturelle und sozialpolitische Perspektiven als primär sozialarbeiterische Handlungsdimension aus.
Welche Bedürfnisobjekte sind laut Lüssi für einen "sozialen" Sachverhalt relevant?
Lüssi nennt acht zentrale Bedürfnisobjekte: Unterkunft, Nahrung, Gebrauchsdinge, Geld, Erwerbsarbeit, Erziehung, Betreuung und ein funktionelles Verhältnis zu notwendigen Bezugspersonen. Mindestens eines oder mehrere dieser Objekte müssen betroffen sein, damit es sich um einen "sozialen" Sachverhalt handelt.
Welche Merkmale müssen zutreffen, damit ein sozialer Sachverhalt ein Problem darstellt?
Folgende Merkmale müssen zutreffen: Not (unzumutbare Beschwernis), subjektive Belastung und Lösungsschwierigkeit (d.h., das Problem ist nur aufgrund spezieller fachlicher Kompetenz optimal lösbar).
Wie sollte die Theorie für die Soziale Arbeit nach Lüssi entstehen?
Theorien für die Soziale Arbeit sollten aus der Reflexion der Praxis entstehen, wobei ein maßgebendes Denkmodell (z.B. systemisches Denken) für die Reflexion angewendet werden sollte, um allgemein verständlich zu bleiben.
Welche Aufgabe hat die Soziale Arbeit laut Lüssi und was ist ihr Arbeitsfeld?
Die Soziale Arbeit hat die Aufgabe, soziale Probleme professionell zu lösen. Das konkrete Arbeitsfeld ist die soziale Beratung, da diese Disziplin "nur" der Sozialen Arbeit vorbehalten ist. Dabei sollen dysfunktionale Problemsysteme funktionalisiert und negative Systembeziehungen in positive umgewandelt oder voneinander unabhängig gemacht werden.
Welche vier Leitmaxime gelten beim Lösen sozialer Probleme?
Die vier Leitmaxime sind: mediatorische (vermittelnd), kompensatorische (ausgleichend), protektive (schützend) und motivatorische (verhaltensbeeinflussende) Funktion.
An wen richtet sich die Soziale Arbeit hauptsächlich?
Die Soziale Arbeit richtet sich hauptsächlich an "Unterschichtsangehörige". Lüssi definiert "problemrelevante Personen" sehr genau, wobei er individuell identifizierbare Personen in den Fokus nimmt und andere systemische Ebenen wie die Meso- oder Makroebene ausgrenzt.
Wie beschreibt Lüssi das Menschenbild in der Sozialen Arbeit?
Lüssi erscheint in seiner Beschreibung der problemrelevanten Personen defizitorientiert. Er betont jedoch, dass die Ursache und Bekämpfung eines Problems nicht am Menschen selbst, sondern am Problemsystem in der jeweiligen Soziallogik versucht werden sollte. Soziale Arbeit und Klient sind ungleich (Machtverhältnis).
Welche gesellschaftliche Funktionsbestimmung hat die Soziale Arbeit?
Die Soziale Arbeit hat einen öffentlichen, gesellschaftlichen Auftrag zur sozialen Problemlösung (doppeltes Mandat: für Klienten und im Interesse der Gesellschaft). Lüssi sieht die Veränderung gesellschaftlicher Strukturen durch das Einwirken auf der Mikroebene im systemischen Kontext. Eine besondere gesellschaftliche Funktion sieht er in der Ressourcenzuteilung, Konfliktlösung und sozialer Integrationshilfe.
Welche politische Funktionsbestimmung hat die Soziale Arbeit nach Lüssi?
Die Soziale Arbeit hat nach Lüssi primär keinen politischen Auftrag. Er sieht den Sozialarbeiter zwar als Experten in der Sozialpolitik, betrachtet dies aber als "peripheren Bereich" der Sozialen Arbeit.
Welche organisatorische Funktionsbestimmung hat die Soziale Arbeit?
Die Institution und Trägerschaft sind Mittel der Sozialen Arbeit und müssen auf die Bedürfnisse der Sozialen Arbeit ausgerichtet sein, z.B. flexible Arbeitszeit, eigener Raum, Handlungsautonomie.
Welche Dimensionen beinhaltet Lüssis Theorie?
Die Dimensionen in Lüssis Theorie sind: Erklärungsdimension (Erklärung des Gegenstands der Sozialen Arbeit und seiner Entstehung), Handlungsdimension (Mittel und Methoden für die praktische Anwendung), Wertdimension (Berücksichtigung von Wert- und Normvorstellungen) und Reflexionsdimension (Anweisungen/Methoden zur Überprüfung und Verbesserung der Arbeit).
Was ist die Hauptkritik an Lüssis Ansatz?
Die Hauptkritikpunkte sind: die Ursache sozialer Probleme ist zu ungenau, die Aufgabe des Sozialarbeiters ist zu eng gefasst (beschränkt auf reaktives Handeln) und es fehlt ein eigener Ethos des Sozialarbeiters, der über die bloße Anpassung an gesellschaftliche Werte hinausgeht und für soziale Gerechtigkeit kämpfen sollte.
- Arbeit zitieren
- Marie-Christin Heinemann (Autor:in), Petra Dalichow (Autor:in), Regina Guggemos (Autor:in), Rita Walko (Autor:in), Miriam (Autor:in), 1999, Zusammenfassung über die Sozialarbeitstheorie von Peter Lüssi, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95225