WIE ERLEBTE DEUTSCHLAND DIE BESATZUNGSPOLITIK 1945 - 1948 ?
Die Besatzungspolitik in Deutschland von 1945 - 1948 war für die deutsche Bevölkerung eine sehr abverlangende Zeit. Nach der Kapitulation war der Sozialstatus niedrig , die Industrie und Wirtschaft lagen darnieder , politische Strukturen waren kaum noch vorhanden. So lag es an den Alliierten , diese Situation zu ändern, was wegen den zum Teil völlig verschiedenen Ansprüchen , Erwartungen und Ansichten nicht nur für die Deutschen zu einer großen Herausforderung wurde.
Die Lage vieler Deutscher nach der Kapitulation schien aussichtslos. Allein 25 Millionen Deutsche lebten nach Kriegsende nicht mehr an ihren bisherigen Wohnsitzen. Sie mussten in "Behelfsheimen" , Kellern oder in Untermiete Unterschlupf suchen. Die Lebensmittelversorgung war schwach , die zugeteilten Lebensmittelrationen konnten kaum vor dem Verhungern bewahren. Die Industrieproduktion betrug 15% des Vorkriegsstandes , Verkehrsanlagen waren zum größten Teil zerstört , und Gas und elektrischer Strom waren nur stundenweise verfügbar. Das Geld war nahezu wertlos ,Zigaretten glichen einer Ersatzwährung, der Schwarze Markt gewann an Bedeutung . Umso schwieriger wurde es für die Industrie, den Aufschwung zu schaffen, der Geldüberhang begünstigte den Tauschhandel. Eine der Folgen waren zudem die Zunahme der Kriminalität.
Die neue Regierung wurde somit vor schwierige Probleme gestellt. Doch in dem in vier Besatzungszonen eingeteiltem Deutschland zeichnete sich noch keine umfassende Regierung ab : Nachdem die Regierung Dönitz verhaftet worden war lag die Regierungsgewalt bei den Oberbefehlshabern der Siegermächte : England , Amerika , Frankreich und der Sowjetunion. In Jalta beschlossen sie die Aufteilung des Reichsgebietes in vier Besatzungszonen. Die Engländer bekamen die Gebiete Niedersachsen , Schleswig - Holstein , Nordrhein - Westfalen sowie Bremen und Hamburg. Die Franzosen erhielten Rheinland - Pfalz und Württemberg - Hohenzollern , Amerika Bayern , Hessen und Württemberg - Baden, die Sowjetunion bekam schließlich Mecklenburg , Brandenburg , Sachsen und Sachsen - Anhalt sowie Thüringen zugesprochen. Berlin wurde letzt endlich in vier Teile geteilt.
In Potsdam wurde daraufhin über die Zukunft Deutschlands verhandelt. Deutschland sollte wirtschaftlich als Einheit betrachtet , die Industrieproduktion eingeschränkt und kontrolliert , der Aufbau von demokratischer Parteien gefördert werden . Man wollte sicher gehen , dass Deutschland nie wieder imstande sei , den Weltfrieden zu bedrohen. Es sollte jedoch die Möglichkeit gegeben sein , ein Leben auf friedlicher und demokratischer Grundlage aufzubauen. Zudem sollten deutsche Bestandteile der Bevölkerung Polens , Ungarns und der Tschechoslowakei in »ordnungsgemäßer und humaner Weise« nach Deutschland überführt werden. Keine Einigung erlangte man aber bei der Frage über die Gesamtsummen der Reparationen. Da die Westmächte befürchteten , dass die Erfüllung russischer Forderungen die deutsche Wirtschaft vollends zusammenbrechen ließe , gestanden sie der Sowjetunion 25% der in den Westzonen demontierten Fabrikanlagen im Tausch gegen Lebensmittel und Waren zu , wesentlich folgenreicher gestaltete sich jedoch die Erlaubnis , nahezu freie Kontrolle über die eigene Zone zu bekommen . Die Sowjets begannen sogleich mit der Umwandlung ihrer Zone in eine kommunistisch gelenkte Volksdemokratie. Es entstand eine mit der Zeit immer mehr zunehmendes Gefälle zwischen den Zonen im Westen und der russischen im Osten. Hinsichtlich der ostdeutschen Gebiete stellte die Sowjetunion die Konferenz vor vollendete Tatsachen , und erreichte , das Polen einen großen Teil des ehemaligen Deutschlands zur Verwaltung erhielt.
Daraufhin fand die Überführung statt , die , laut dem Potsdamer Abkommen , »in ordnungsgemäßer und humaner Weise erfolgen« sollte. Die Ausweisung von 11 Millionen Deutschen aus Polen , der Tschechoslowakei und Ungarn glich jedoch eher einer erbarmungslosen Vertreibung. Polen und die Tschechoslowakei führten die Zwangsumsiedlung rücksichtslos durch , es kam erneut zu hohen Menschenverlusten. An Hab und Gut blieb den Aussiedlern meist nur das , was sie tragen konnte , oft wurde ihnen selbst dies entwendet. Ihr Elend war unbeschreiblich , und auch ihre Integration und das verwüstete Restdeutschland war eine schwere Aufgabe. Durch ihre Arbeitskraft leisteten sie aber einen großen Beitrag zum Wiederaufbau Deutschlands , in dem es aufgrund großer Kriegsverluste an Arbeitskraft mangelte , und erleichterten so selbsttätig ihre Eingliederung.
Die Siegermächte beschlossen außerdem , die Hauptschuldigen am Ausbruch der Greuel des 2. Weltkrieges vor ein Militärgericht zu stellen. Auch wenn die führenden Persönlichkeiten Selbstmord begangen hatten wurden dennoch etliche Admiräle , Generäle und andere Funktionäre in Gefangenschaft genommen . Diese kamen in Nürnberg vor Gericht. Von 24 Angeklagten wurden 12 zum Tode verurteilt , andere erhielten langjährige und lebenslängliche Freiheitsstrafen , 3 wurden freigesprochen. Bei der "Entnazifizierung" wurden ehemalige Angehörige der NSDAP mittels Fragebögen auf ihre politische Gesinnung überprüft und in Belastungsstufen eingeteilt - hauptschuldig bis unschuldig. So kam es des öfteren zu einer ungerechten Unterteilung , und auch das deutsche Volk war unzufrieden . Diese Methode trug dazu bei , dass viele Deutsche die Verbrechen des 2. Weltkrieges nicht büßten sondern mehr zu vergessen versuchten.
Die Gestaltung eines gesamten Deutschlands fiel den Besatzungsmächten jedoch sehr schwer. Verständlicherweise wollte sich jede Regierung mit einbringen , doch war dies wegen zum Teil sehr gegensätzlichen Ansichten schwer möglich . So verlagerten die Besatzungsmächte das Schwergewicht ihrer Tätigkeit mehr auf ihre Zonen , was aber die Auseinanderentwicklung der Besatzungszonen begünstigte. So entwickelte sich das neue politische Leben Deutschlands ebenso unterschiedlich. Die Sowjets förderten zwar die Neugründung demokratischer Parteien, bevorzugten aber eindeutig die KPD und ihre Tätigkeiten. Auch wenn Übergriffe von Soldaten der Roten Armee die Hoffnung zunichte machten , dass ein größerer Teil des Volkes sich dem Kommunismus zuwenden würde , besetzten die Kommunisten Schlüsselpositionen bei den Behörden: Polizei , Erziehung und Personalabteilung sowie in der Gewerkschaft. Die KPD gewann durch geschickte Diplomatie immer mehr an Einfluss , soziale und wirtschaftliche Verhältnisse in der russischen Zone wurden bereits im ersten Jahr stark verändert.
Der Aufbau neuen politischen Lebens in den westlichen Zonen schritt zwar wesentlich langsamer voran , wohl aber demokratischer, da sich hier die Parteien frei entwickeln konnten und von kommunistischen Einflüssen wenig bedroht waren. 1949 wurde im Westen der Deutsche Gewerkschaftsbund gegründet. Er stand fast symbolisch für die Aufrichtung der Wirtschaft und den wachsenden Einfluss der Bevölkerung in der Politik im Westen.
Die Kommunisten mussten erkennen , dass die Zahl ihrer Anhänger gering blieb, woraufhin sie zur Beendigung der "Spaltung der Arbeiterklasse" aufriefen, sinngemäß für den Zusammenschluss von KPD und SPD zur SED (sozialistische Einheitspartei Deutschland), welcher jedoch von Kurt Schumacher in den Westzonen sowie in Westberlin verhindert werden konnte . Die SED verdrängte im Laufe der Zeit die meisten ehemaligen Sozialdemokraten aus den führenden Positionen und zeigte immer offener ihre bolschewistische Gesinnung , womit sich Schumacher’s Vorahnung als richtig herausstellte. Somit war nicht nur ein wirtschaftliches, sondern auch ein stark politisches Gefälle zwischen den Westzonen und der Ostzone. Man sprach von einer Sowjetisierung der russischen Besatzungszone.
Den Amerikaner und Briten erschien inzwischen eine gemeinsame Wirtschaftsverwaltung als wenig sinnvoll, für die die Zonen zunehmend Geldmittel benötigten: sie mussten dafür sorgen , dass 40 Millionen Deutsche nicht an Hunger starben , was ungeheuer große Kosten verursachte. Ihnen war klar , dass ihre Deutschlandpolitik eine Wende nehmen musste und vereinigten ihre Zonen zu einer "Bizone" . Das gesetzte Ziel lautete , dass das Gebiet 1949 imstande sei , sich mittels seines Exports selbst versorgen zu können.
Im Frühjahr 1948 entschieden die Westmächte, nunmehr unter Einfluss Frankreichs , die Besatzungszonen wieder in die westeuropäische Wirtschaft zu integrieren und beschlossen eine internationale Kontrolle des Ruhrgebietes ohne Russland und veranlassten das Nötige zur Vorbereitung einer westdeutschen Staatsgründung. Diese war , so wussten sie , ohne eine Währungsreform jedoch nicht möglich. Dies bedeutete , die umlaufende Geldmenge radikal zu verringern um dem Geld wieder einen echten Wert zu verschaffen. Wegen einer Nichteinigung mit der Sowjetunion führten die Westmächte die Reform ohne die Ostzone durch (aber : mit West - Berlin), womit die Wirtschaftseinheit Deutschland endgültig in zwei Teile gerissen wurde., schon drei Monate zuvor verließ der Sowjetvertreter den alliierten Kontrollrat.
Nach der Umstellung am 21.6.1948 entsprachen 10 ursprüngliche Reichsmark einer DeutschenMark . Somit musste das Volk nun die Folgen einer rücksichtslosen Finanzpolitik ertragen , die während und vor dem 2. Weltkrieges stattfand. Die Reform erwies sich als erfolgreich: Produktion und Handel belebten sich schnell , nach wenigen Monaten konnte auch die Rationierung der Lebensmittel aufgehoben werden. Der Kaufkraftüberhang schwand aufgrund geringer Löhne und hoher Preise , womit der wert der neuen Währung stabil blieb. Die Folgen waren Modernisierung von Arbeitsstätten , Schaffung von Arbeitsplätzen und endgültige Eingliederung der Flüchtlinge in den Wirtschaftsprozess.
Die Währungsreform in Ostdeutschland und - Berlin drei Tage später glich somit einer Trotzreaktion der Russen und besiegelte die Trennung Ost / West.
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in dem Text "WIE ERLEBTE DEUTSCHLAND DIE BESATZUNGSPOLITIK 1945 - 1948?"?
Der Text behandelt die Besatzungspolitik in Deutschland von 1945 bis 1948 und die damit verbundenen Herausforderungen für die deutsche Bevölkerung. Er beschreibt die katastrophale soziale und wirtschaftliche Lage nach der Kapitulation, die Rolle der Alliierten und die Teilung Deutschlands in Besatzungszonen.
Wie war die Situation der deutschen Bevölkerung nach dem Krieg?
Die Lage war sehr schwierig. Viele Menschen hatten ihre Heimat verloren, lebten in Notunterkünften und litten unter Lebensmittelknappheit. Die Industrieproduktion war stark reduziert, die Infrastruktur zerstört, und das Geld war fast wertlos.
Welche Siegermächte teilten Deutschland unter sich auf?
England, Amerika, Frankreich und die Sowjetunion teilten Deutschland in vier Besatzungszonen auf. Berlin wurde ebenfalls in vier Sektoren geteilt.
Was wurde auf der Potsdamer Konferenz über die Zukunft Deutschlands beschlossen?
Deutschland sollte wirtschaftlich als Einheit betrachtet, die Industrieproduktion eingeschränkt und demokratische Parteien gefördert werden. Es wurde auch über die Umsiedlung deutscher Bevölkerungsteile aus Osteuropa diskutiert, jedoch ohne Einigung über die Reparationszahlungen zu erzielen.
Wie verlief die Vertreibung der Deutschen aus den Ostgebieten?
Die Vertreibung von Millionen Deutschen aus Polen, der Tschechoslowakei und Ungarn verlief oft brutal und unmenschlich. Die Vertriebenen verloren ihr Hab und Gut und litten unter großem Elend.
Wie wurde mit den Hauptschuldigen des Zweiten Weltkriegs verfahren?
Die Hauptschuldigen wurden vor ein Militärgericht in Nürnberg gestellt. Einige wurden zum Tode verurteilt, andere erhielten lange Haftstrafen. Die "Entnazifizierung" durch Fragebögen erwies sich als umstritten und führte oft zu Ungerechtigkeit.
Wie gestaltete sich das neue politische Leben in den Besatzungszonen?
Das politische Leben entwickelte sich in den einzelnen Zonen unterschiedlich. Die Sowjets förderten die KPD und veränderten die sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse in ihrer Zone stark. In den Westzonen konnten sich die Parteien freier entwickeln.
Was war die SED und wie entstand sie?
Die SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) entstand aus dem Zusammenschluss von KPD und SPD in der sowjetischen Besatzungszone. Kurt Schumacher verhinderte dies in den Westzonen und Westberlin.
Was war die "Bizone"?
Die "Bizone" entstand durch den Zusammenschluss der amerikanischen und britischen Besatzungszonen, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln und die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen.
Welche Bedeutung hatte die Währungsreform von 1948?
Die Währungsreform von 1948 war ein entscheidender Schritt zur wirtschaftlichen Erholung Westdeutschlands. Sie führte zur Einführung der Deutschen Mark und beendete die Inflation. Die Sowjetunion reagierte mit einer eigenen Währungsreform in der Ostzone, was die Teilung Deutschlands weiter besiegelte.
- Quote paper
- Gerrit Schmidt (Author), 1998, Wie erlebte Deutschland die Besatzungspolitik?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95142