Was macht guten Unterricht aus? Diese Frage beschäftigt Pädagogen seit Generationen, und die Antworten darauf sind so vielfältig wie die Lernenden selbst. Dieses Buch nimmt Sie mit auf eine fesselnde Reise durch die Welt der Didaktik, indem es die vier wichtigsten Modelle – die bildungstheoretische, die lerntheoretische, die informationstheoretisch-kybernetische und die curriculare Didaktik – prägnant und verständlich erläutert. Von den philosophischen Wurzeln der Bildungstheorie nach Klafki bis zu den kybernetischen Regelkreisen der Wissensvermittlung werden die Entstehung, Grundlagen und Kritikpunkte jedes Modells detailliert beleuchtet. Entdecken Sie, wie die "Berliner Schule" die lerntheoretische Didaktik revolutionierte und wie die lernzielorientierte curriculare Didaktik versucht, den Unterricht messbar und effizient zu gestalten. Das Buch analysiert, wie Lehrer die didaktische Analyse nutzen können, um den Bildungsgehalt von Unterrichtsinhalten zu erschließen, und wie die Strukturanalyse hilft, Unterrichtseinheiten systematisch zu planen. Es werden die Vor- und Nachteile jedes Ansatzes kritisch diskutiert, wobei der Fokus stets auf der praktischen Anwendbarkeit für Lehrer und Dozenten liegt. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den zentralen Fragen der Didaktik: Welche Aufgaben sollte Unterricht erfüllen? Welche Rolle spielen Lehrer im Unterricht? Welche Formen didaktischen Handelns gibt es? Und welche Dimensionen didaktischen Handelns sind entscheidend für erfolgreiches Lernen? Dieses Buch ist ein unverzichtbarer Leitfaden für alle, die sich mit der Gestaltung von Bildungsprozessen auseinandersetzen und ihren Unterricht auf einer fundierten theoretischen Grundlage weiterentwickeln möchten. Es bietet eine umfassende Orientierung im Dschungel der Didaktikmodelle und ermutigt dazu, eine individuelle und wirksame Unterrichtspraxis zu entwickeln. Die Diskussion um Selbstbestimmungsfähigkeit, Mitbestimmungsfähigkeit und Solidaritätsfähigkeit im Kontext der kritisch-konstruktiven Didaktik regt zur Reflexion über die gesellschaftliche Verantwortung von Bildung an. Schließlich zeigt das Buch, dass es in der Didaktik nicht den einen, einzig richtigen Weg gibt, sondern dass die gelungene Kombination verschiedener Modelle den Unterricht lebendig, interessant und effektiv macht. Ideal für Lehrer, Lehramtsstudierende und alle, die sich für die Theorie und Praxis des Lehrens und Lernens interessieren.
Inhaltsverzeichnis:
Einleitung
1. Die bildungstheoretische Didaktik
1.1 Entstehung
1.2 Grundlagen
1.3 Kritik
2. Die lehr- bzw. lerntheoretische Didaktik
2.1 Entstehung
2.2 Grundlagen
2.3. Kritik
3. Die informationstheoretische-kybernetische Didaktik
3.1 Entstehung
3.2 Grundlagen
3.3. Kritik
4. Die curriculare Didaktik
4.1 Entstehung
4.2 Grundlagen
4.3. Kritik
5. Zusammenfassung
Literaturangaben
Einleitung
Didaktik = Theorie und Praxis des Lehren und Lernens
(Wer soll was, wann, mit wem, wo, wie, womit, warum, und wozu lernen)
Didaktik wird in der heutigen Literatur in verschiedensten Methoden und in sehr umfangreichen Modellen dargestellt. Was darunter verstanden wird, hängt davon ab, was man unter Didaktik versteht, also letzten Endes von jenen, die Didaktik definieren. Zwar wird Didaktik als Berufswissenschaft vor allem von Lehrern begriffen und deren Tätigkeitsfeld im Unterricht gesehen, aber keineswegs wird deshalb Unterricht zum gar einzigen und ausschließlichen Feld der Didaktik.
Es gibt didaktische Felder, die wesentlich weiter gefaßt sind als 'Unterricht'; in ihnen stellt Unterricht nur ein Teil des gesamten Feldes dar.
Es gibt didaktische Felder, die viel enger abgegrenzt sind, als auf 'Unterricht'; für sie ist Unterricht ein umfassendes Feld, in das sie eingelagert sind.
Zentrale Fragen der Didaktik sind zudem:
- Welche Aufgaben Unterricht erfüllen sollte (geht es um Bildung, um Lehren und Lernen, um Wissen, etc.)
- Welche Aufgaben im Unterricht Lehrer wahrnehmen sollten
- Welche Formen didaktischen Handelns gibt es (Bilden, Erziehen, Lehren)
- Welche Dimensionen didaktischen Handels gibt es (Lernziele, Bildungsinhalte, Unterrichtsmethoden)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Es gibt viele Unterschiedliche Didaktikmodelle und -verfahren, oft sind sie untereinander vermischt oder haben sich aus anderen Modellen weiterentwickelt.
Im weiteren möchte ich hier die vier wichtigsten Modelle erläutern:
- Die bildungstheoretische Didaktik
- Die lern- bzw. lehrtheoretische Didaktik
- Die informationstheoretische-kybernetische Didaktik
- Die curriculare Didaktik (lernzielorientiert)
Die bildungtheoretische Didaktik
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Entstehung
Dieses Modell entstand schon um die Jahrhundertwende und wurde von W. Klafki weiterentwickelt. Er bezieht sich auf ein Konzept zur Unterrichtsvorbereitung auf der Grundlage einer Theorie der Bildung.
- Didaktik ist die Lehre vom Bildungserwerb (Willmann, 1909)
- Didaktik als Bildungslehre ( Weniger, 1930)
- Didaktik führt hin zur Bildung (Drechsler, 1967)
Grundlagen
Mit dem Begriff 'Bildung' umreißt diese didaktische Position das Feld der Didaktik. Obwohl Bildung viele und unterschiedliche Interpretationen erfährt ist damit letzten Endes immer jener Vorgang (und sein Ergebnis) gemeint der zur Personwerdung von Heranwachsenden beiträgt, bei diesen qualitative (und nicht nur quantitative) Veränderungen bewirkt. Unterricht wird als ein Ort aufgefaßt, an dem absichtlich und planvoll Bildung junger, heranwachsender Menschen betrieben wird.
Dementsprechend erhält Didaktik die Aufgabe, das gesamte Bildungsgeschehen zu erforschen (um daraus Prinzipien für einen bildungswirksamen Unterricht zu entwickeln).
Zentralpunkt dieses Ansatzes ist die "Didaktische Analyse". Der Lehrer soll in der didaktischen Analyse klären, welcher Bildungsgehalt in den Unterrichtsinhalten stecken könnte. Zur Strukturierung hat Klafki fünf Grundfragen formuliert (Klafki, 1962):
1. Gegenwartsbedeutung:
Welche Bedeutung hat der betreffende Inhalt bereits im geistigen Leben der Kinder meiner Klasse, welche Bedeutung sollte er - vom pädagogischen Gesichtspunkt aus gesehen - darin haben.
2. Zukunftsbedeutung
Worin liegt die Bedeutung des Themas für die Zukunft der Kinder
3. Sachstruktur
Welches ist die Struktur des Inhaltes
4. Exemplarische Bedeutung
Welchen allgemeinen Sachverhalt, welches allgemeine Problem erschießt der betreffende Inhalt
5. Zugänglichkeit
Welches sind die Mittel, den Kindern die Inhalte zugänglich, begreiflich und anschaulich zu machen
Im weiteren sieht Klafki in seinem Modell folgende Funktionen der "Allgemeinbildung" Bildung zielt immer auf vernünftige Selbstbestimmung (Freiheit und Autonomie). Bildung wird aufgrund Interaktionen (Umwelt, Lehrer - Schüler, Gesellschaft) erworben. Bildung kann nur jeder für sich selbst erwerben (eigener Prozeß)
Bildung erfolgt in der Gemeinschaft (sozialer Prozeß)
Allgemeinbildung
Selbstbestimmung Interaktion (Lehrer-Schüler) eigener Prozeß sozialer Prozeß (Gesellschaft) (kritisch) (sachkompetent) (selbstbewußt) (solidarisch)
Allgemeinbildung bezeichnet die Fähigkeit eines Menschen, kritisch, sachkompetent, selbstbewußt und solidarisch zu denken und zu handeln (Jank/Meyer, S. 139).
Klafki entwickelte seine Theorie weiter und kam so zu einer Abwandlung, zur "KritischKonstruktiven Didaktik"
Er verstand seine geänderte Position als kritisch und konstruktiv zugleich. Dabei forderte er den Unterricht in drei Zielvorstellungen zu unterteilen.
- Selbstbestimmungsfähigkeit
- Mitbestimmungsfähigkeit
- Solidaritätsfähigkeit
Ebenfalls forderte er die Integration von Forschungsmethoden. Er wollte dabei die historischhermeneutischen, die erfahrungswissenschaftlichen und die gesellschaftlich-ideologischen Ansätze integrieren.
Auch unterscheidet Klafki nun nicht mehr zwischen Didaktik im "engen" und im weiten" Sinne. Er sieht Didaktik als umfassend und beinhalten nun auch Medien, Methoden und Inhaltsentscheidungen.
Kritik
Nach Jank/Meyer hat die bildungstheoretische Didaktik ihre Stärken darin, ungeeignete
Unterrichtsinhalte begründet anzugrenzen; sie hat ihre Schwächen in der Auswahl konkreter Inhalte für den Unterricht. Es können also keine konkreten Inhaltsentscheidungen aus den Prämissen abgeleitet werden, d.h. der Lehrer hat große Freiheitsspielräume und daher entsprechend große Verantwortung. Gerade die didaktische Analyse muß ständig aktualisiert werden und verlangt ständige Auseinandersetzung mit dem Lehrer.
Klafkis Ansatz bzw. Theorie hat sicherlich seines zur Didaktik beigetragen, jedoch dient die bildungstheoretische Didaktik nicht dazu, komplette Unterrichtseinheiten zu entwerfen und diese in die Tat umzusetzen.
2. Die lehr- bzw. lerntheoretische Didaktik
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Entstehung
Nach einer Reform der Schul- und Lehrerausbildung in Berlin entwickelte P. Heimann mit anderen Dozenten (u.a. G. Otto) das "Modell der Berliner Schule". Das Motto: Die allgemeine Didaktik praktisch machen - die Fachdidaktik allgemein machen.
Grundlagen
Im Mittelpunkt dieses Modells steht ein einfach strukturierter Rahmen. Die Struktur des didaktischen Feldes deckt lerntheoretische Didaktik nicht einfach dadurch auf, daß sie Unterricht gleichsam abzulichten versucht. Dazu nimmt sie vielmehr die Sichtweise dessen an, für den die Theorie gedacht ist, nämlich des Lehrenden. Aus seiner Sicht bietet sich Unterricht als ein Geschehen dar, das er zu gestalten hat. Hier hat der Lehrer Entscheidungen zu treffen.
Als Zusammenspiel der unterschiedlichsten Faktoren zeigt sich folgend Struktur.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Hierbei unterscheidet man in vier Entscheidungsfelder (Intention, Methode, Medium, Inhalt) und zwei Bedingungsfelder (soz. Voraussetzungen, anth. Voraussetzungen).
Dieses Zusammenwirken von Entscheidungs- und Bedingungsfelder ist die Strukturanalyse. Hier muß der Lehrer entscheiden, was er will. Welche Inhalte will er mit welchen Medium methodisch und in welcher Intentionalität vermitteln.
Zudem ist es wichtig, sich vorher Klarheit über die Voraussetzungen der Schüler zu verschaffen. Diese "Analyse" nennt man Bedingungsfelder. Dabei können anthropogene Voraussetzungen der Schüler schlecht oder gar nicht beeinflußt bzw. verändert werden. Auch spielen die sozialkulturellen Voraussetzungen eine weiter wichtige Rolle, die Schüler einzuschätzen bzw. den Unterricht darauf abzustimmen.
Jank/Meyer hierzu: "Konkreter Unterricht ist eine inhaltliche Variation einer zeitlosen und konstanten formalen Struktur, die mit Hilfe der Strukturanalyse ermittelt werden kann."
Dabei gibt es viele Wechselwirkungen in diesem Modell, die auf unterschiedlichste Weise den Unterricht beeinflussen können.
Jedoch ist die Strukturanalyse nur die eine Hälfte der Didaktik.
Der zweite Schritt besteht in der Bedingungsprüfung (auch Faktorenanalyse).
Sie beschreibt welche Faktoren auf die Entscheidung Einfluß haben können, es geht um die Gewichtung der am Unterricht beteiligten Faktoren. Es sind Normen (z.B. Gesellschaft, Gesundheit), Fakten (z.B. Pubertät) und Unterrichtsmethoden (z.B. Unterrichtsformen).
Oft spricht man auch von der 1. Reflexionsstufe bzw. 2. Reflexionsstufe.
Nach Heimann dienen also Struktur- und Faktorenanalyse dazu, unterrichtsbezogene Entscheidungen auf dem Boden der Wissenschaft im nachhinein (Unterrichtsanalyse) oder im voraus vorzubereiten (Unterrichtsplanung).
Eine weitere Form der lehrtheoretischen Didaktik definiert Schulz (Kommilitone von Heimann), indem er die Strukturanalyse um folgende Begriffe erweitert.
- Interdependenz (widerspruchsfreie Wechselwirkung der Planungsmomente)
- Variabilität (Schüler ergänzen den Unterricht, sie lassen Variationen zu)
- Kontrollierbarkeit ( Überprüfung der eigenen Vorbereitung und des tatsächlichen Unterrichts durch die Lehrer selbst)
Hier sieht man wie erst eine richtig a01
3. Die informationstheoretische-kybernetische Didaktik
Entstehung
Entwickelt von F. von Cube (geb. 1927), stellt die informationstheoretische-kybernetische
Didaktik eine Spielart der lerntheoretischen Didaktik dar. Sie kam erst in den vergangenen 15 Jahren auf, F. von Cube entwickelte diese mit H. Frank.
Grundlagen
F. von Cube definierte Didaktik: "Unter Didaktik verstehen wir die Aufstellung von Optimalstrategien zur Erreichung vorgegebener Erziehungsziele."
Hierbei bilden Erziehung und Ausbildung einen Prozeß, bei dem die Lernenden unter ständiger Kontrolle zu einem Ausbildungsziel gesteuert werden. Diese ständige Korrektur ist nötig, weil der Betreffende durch äußere und innere Einflüsse abgelenkt wird und so nicht immer die vorgegebene Norm erreicht.
Die Fragestellung dieser Didaktik bezieht sich ausschließlich auf das Problem der Methode des Lernens und des Lehrens, d.h. jede Möglichkeit der Eingriffnahme in den Lehr- und Lernvorgang, also z.B. auch die Zubereitung der Inhalte nach deren Art, Folge, Umfang usw. werden so aufbereitet, daß sie optimal vermittelt und aufgenommen werden können.
Der Ausbildungsprozeß ist also ein Regelungsvorgang, welcher mit informationstechnischen Mitteln strukturiert ist.
Lehrstoff, Medien, Psycho-struktur, Soziostruktur und Lehrziel bilden die Faktoren, welche die Didaktik beeinflußt.
Fragen, die dieser Ansatz zu lösen versucht:
- wie kann der Lernprozeß initiiert werden
- wie kann der Lernprozeß gesteuert werden, damit das Ziel auf optimale Weise erreicht wird
Kritik
Dieser Regelkreis ist jedoch nur "technischer Art".
Ergebnisse, die für den Lehrer verwertbar werden, hat dieses Didaktikmodell noch nicht vorgelegt. Zudem läßt es das Lernziel außerhalb, setzt es jedoch für das Modell voraus.
Somit hat diese Theorie primär mathematische Grundlagen ohne pädagogischen und psychologischen Gehalt.
4. Die curriculare Didaktik
Entstehung
Die curriculare Didaktik kann von völlig unterschiedlichen allgemeindidaktischen Ausgangspositionen her entwickelt werden. So gibt es z.B. einen Ansatz nach dem Didaktikmodell der Berliner Schule oder etwa nach einem kybernetischen Modell.
Der hier besprochene Ansatz wurde jedoch von Ch. Möller (geb. 1934) näher beschrieben und weiter ausgeführt. Sie umschreibt Ihren Didaktikansatz auch als "lernzielorientierter Ansatz"
Grundlagen
Der hier vorgestellte Ansatz ist ein präskriptiver, d.h. er hat die Aufgabe für den Unterricht, Anweisungen für seine Planung, Durchführung und Analyse zu geben.
Wie aus der Grafik ersichtlich ist, erfolgt die Curriculumentwicklung in drei Teilprozessen.
Lernplanung, Lernorganisation und Lernkontrolle.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
In den ersten Arbeitsschritten werden Lernziele für eine Unterrichtseinheit erstellt (vorgegebenes Soll=Lernplanung), hierauf werden dann optimale Lernstrategien zur dessen Erreichung geplant (Lernorganisation) und zuletzt werden Kontrollverfahren konstruiert, um zu prüfen wie der Wissensstand des Schülers ist. Die Lernkontrolle soll zudem zeigen, ob die geplanten Lernstrategien und -materialien zur Erreichung des Lernziels optimal waren.
Betreibt man den ersten Schritt, also die Lernplanung, so hat man vier Handlungsschritte durchzuführen bzw. zu prüfen.
Als erstes steht eine Sammlung von Lernzielen an. Dabei geht man allgemein vom Lehrplan aus. Hier sind jedoch die Lernziele nur schlecht formuliert und es ist daher sinnvoll, anhand verschiedener Quellen andere, dem Zeitpunkt nach nicht bestimmte, Lernziele zu sammeln. Diese Quellen können Eltern, Schüler, Literatur, andere Kollegen, Zeitungen etc. sein.
Es muß also erst einmal eine Lernzielsammlung erfolgen, um später wirklich das genaue Lernziel zu definieren.
Daran schließt sich die Beschreibung von Lernzielen. Sie sieht etwa folgendermaßen aus: (Vorschlag nach Mager, 1965)
- was soll der Lernende tun (Endverhaltensbeschreibung)
- woran und unter welchen Bedingungen soll er dies tun (situativer Rahmen)
- woran kann das richtige Verhalten erkannt werden (Angabe des Beurteilungsmaßstabes)
Ein solches beschriebenes Lernziel kann auch als Feinziel beschrieben werden.
Als dritten Punkt steht die Ordnung von Lernzielen. Alle Lernziele lassen sich in bestimmte Ordnungsschemas einreihen. Kognitive Bereiche, affektive Bereiche, psychomotorische Bereiche. Zudem sind eindimensionale und zweidimensionale Ordnungsschemas zu unterscheiden. Eindimensionale Schemas berücksichtigen nur Verhalten oder Inhalt von Lernzielen, zweidimensionale Schemas dagegen sowohl Verhalten, als auch Inhalt.
Zuletzt muß man sich bei der Lernplanung für ein Lernziel entscheiden. Demnach fallen unterschiedliche Entscheidungen aus, je nach Kriterium, wie Kriterium der gesellschaftlichen Anforderung, Kriterium der demokratischen Idee, Kriterium der Bedeutsamkeit des Fachs, Kriterium der menschlichen Bedürfnisse, etc.
Ist die Lernzielplanung abgeschlossen, so ergibt sich ein begründetes Lernziel zur Weiterverarbeitung.
Auch bei der anschließenden Lernorganisation hat man vier Schritte zu durchlaufen.
Zunächst die Beschreibung von Unterrichtsmethoden. Darunter versteht man die Beschreibung des Weges, um Lernziele zu erreichen. Es gibt z.B. die Vortragsmethode, Diskussionsmethode, usw. allgemein als Unterrichtsmethoden bekannt.
Auch diese verschiedenen Unterrichtsmethoden müssen geordnet werden. Nicht jede Art einen Unterricht zu gestalten ist für jedes Lernziel geeignet. Unterschiedliche Lernziele benötigen unterschiedliche Unterrichtsmethoden. Man muß also dem vorgegebenen Lernziel eine bestmögliche Methode zugrunde legen.
Die Entscheidung für ein bestimme Unterrichtsmethode ist also weiterer Eckpfeiler der Lernorganisation. Kriterien sind hierfür Lernziele, Lehrer, Schüler und situative Bedingungen. Wie schon erwähnt paßt sich der Unterricht an Lernziele an. Aber auch Schüler verlangen unterschiedliche Unterrichtsmethoden. Angst, Intelligenz, Motivation und individuelle Persönlichkeit der Schüler müssen bei der Lernorganisation berücksichtigt werden. Die Lehrer mit ihrer Präferenzen geben ihres dazu bei, den Unterricht so und nicht anders zu gestalten. Auch hier muß der Lehrer sich klar sein, für welchen Unterrichtsstil er sich entscheidet.
Nachdem also Lernplanung und Lernorganisation detailliert unterteilt wurden, folgt zuletzt die Lernkontrolle. Im Prozeß der Lernkontrolle geht es darum, Kontrollverfahren zu entwickeln, mit deren Hilfe überprüft werden kann, ob die Schüler die vorher aufgestellten Lernziele durch die ausgewählte Unterrichtsmethode auch erreicht haben. Aber auch der Lehrer unterliegt einer Kontrolle. Hat er die richtigen Schwerpunkte gesetzt, hat er die richtige Methodik eingesetzt, hat er den Unterricht für die Schüler ansprechend gestaltet?
Damit schließt sich der Kreis und die Lernplanung kann aufs Neue beginnen.
Kritik
Es lassen sich durchaus Vorteile in diesem Modellansatz erkennen. Er ist sicherlich transparent für alle Beteiligten. Sowohl Lehrer als auch Schüler wissen ständig ihren Standpunkt und können somit optimal darauf reagieren. Auch hat die Kontrollierbarkeit einen Vorteil. Dadurch kann nicht nur der Schüler, sondern auch der Lehrer sich selbst kontrollieren, ob seine Methodik erfolgreich war. Der größte Vorteil dürfte in der Effizienz liegen. Durch den ständigen Soll=Ist Vergleich läßt sich jede Fehlerquelle auffinden und den Unterricht aus das Wesentliche beschränken.
Aber auch Nachteile hat meiner Meinung nach dieser Ansatz. Durch die statische Vorgehensweise wirkt der Unterricht anonym, nüchtern und kann schnell langweilig werden. Die Schüler stehen zudem mit der Lernkontrolle ständig unter Druck und Leistungszwang. Es kostet also sehr viel Kraft und Ausdauer ein Schuljahr in diesem Stil zu gestalten. Dies ist in großem Maße von den Schülern abhängig.
5. Zusammenfassung
Wie in jeder wissenschaftlichen Theorie gibt es nicht immer nur den einzig und allein richtigen Weg. Die sinnvolle Kombination unterschiedlichster Modelle läßt den Unterricht lebendig, interessant, vielseitig und effektiv werden. Es muß auch gesagt werden, daß trotz genau definierter Didaktikmodelle kein konkretes Unterrichtskonzept vorliegt bzw. gegeben wird. Zu viele Faktoren beeinflussen den Unterricht und können trotz perfekter Struktur- und Faktorenanalyse unvorhergesehen in den Unterricht einfließen. Dabei eignet sich jeder Lehrer seinen eigenen Stil und Methodik bzw. Didaktik an, so daß täglich in den Schulen eine Vielzahl von Didaktikmodellen entsteht.
Man muß jedoch trotzdem Klafki und seinen Mitstreitern einräumen, uns Lehrern (oder Studenten) einen Strohhalm in dem unübersichtlichen Urwald der Didaktik gegeben zu haben, mit sinnvollen Vorschlägen den Unterricht vorzubereiten und zu untergliedern.
Ich hoffe, auch noch in 20 Jahren so gewissenhaft den Unterricht zu analysieren und zu planen. In der Realität wird dieser Idealismus häufig zerstört und sei es nur daß das Kultusministerium unsere Sportstunden kürzt oder eventuell ganz und gar streicht.
Nämlich dann verliert Didaktik seinen Sinn, aus Schülern und Kindern Persönlichkeiten zu machen und statt dessen nicht unter Zeitdruck den Lehrplan nur anzureißen.
Literatur:
Jank/Meyer: Didaktische Modelle, 1991
Teske/Winkel: Didaktische Theorien, 1986
Häufig gestellte Fragen
Was ist das Thema des Dokuments?
Das Dokument bietet einen Überblick über verschiedene didaktische Modelle. Es behandelt insbesondere die bildungstheoretische Didaktik, die lehr- bzw. lerntheoretische Didaktik, die informationstheoretische-kybernetische Didaktik und die curriculare Didaktik.
Was ist die bildungstheoretische Didaktik?
Die bildungstheoretische Didaktik, die von W. Klafki weiterentwickelt wurde, betrachtet Didaktik als Lehre vom Bildungserwerb. Sie betont die Bedeutung von Bildung zur Personwerdung und sieht Unterricht als Ort, an dem absichtlich Bildung betrieben wird. Ein zentrales Element ist die "Didaktische Analyse", bei der der Lehrer den Bildungsgehalt der Unterrichtsinhalte klärt. Klafki formulierte fünf Grundfragen zur Strukturierung dieser Analyse: Gegenwartsbedeutung, Zukunftsbedeutung, Sachstruktur, exemplarische Bedeutung und Zugänglichkeit.
Was ist die "Kritisch-Konstruktive Didaktik" nach Klafki?
Die "Kritisch-Konstruktive Didaktik" ist eine Weiterentwicklung der bildungstheoretischen Didaktik, in der Klafki den Unterricht in drei Zielvorstellungen unterteilt: Selbstbestimmungsfähigkeit, Mitbestimmungsfähigkeit und Solidaritätsfähigkeit. Er forderte auch die Integration von Forschungsmethoden und sah Didaktik als umfassend, Medien, Methoden und Inhaltsentscheidungen einschließend.
Was ist die lehr- bzw. lerntheoretische Didaktik?
Dieses Modell, auch bekannt als "Modell der Berliner Schule", legt den Fokus auf die Entscheidungen des Lehrenden. Unterricht wird als ein Geschehen dargestellt, das der Lehrer zu gestalten hat. Die Struktur des didaktischen Feldes wird durch Entscheidungsfelder (Intention, Methode, Medium, Inhalt) und Bedingungsfelder (soziale Voraussetzungen, anthropogene Voraussetzungen) aufgezeigt. Die Strukturanalyse und Bedingungsprüfung (Faktorenanalyse) dienen dazu, unterrichtsbezogene Entscheidungen vorzubereiten.
Was ist die informationstheoretische-kybernetische Didaktik?
Diese Didaktik, entwickelt von F. von Cube, definiert Didaktik als Aufstellung von Optimalstrategien zur Erreichung vorgegebener Erziehungsziele. Ausbildung und Erziehung bilden einen Prozess, bei dem die Lernenden unter ständiger Kontrolle zu einem Ausbildungsziel gesteuert werden. Der Ausbildungsprozess wird als Regelungsvorgang betrachtet, welcher mit informationstechnischen Mitteln strukturiert ist. Lehrstoff, Medien, Psycho-struktur, Soziostruktur und Lehrziel bilden die Faktoren, welche die Didaktik beeinflusst.
Was ist die curriculare Didaktik?
Die curriculare Didaktik, auch als "lernzielorientierter Ansatz" bezeichnet (insbesondere nach Ch. Möller), ist ein präskriptiver Ansatz, der Anweisungen für die Planung, Durchführung und Analyse des Unterrichts gibt. Die Curriculumentwicklung erfolgt in drei Teilprozessen: Lernplanung, Lernorganisation und Lernkontrolle. Sie beinhaltet die Erstellung von Lernzielen, die Planung von Lernstrategien und die Konstruktion von Kontrollverfahren zur Überprüfung des Wissensstandes.
Welche Kritik wird an den verschiedenen Didaktikmodellen geübt?
Die bildungstheoretische Didaktik wird dafür kritisiert, dass aus ihren Prämissen keine konkreten Inhaltsentscheidungen abgeleitet werden können. Die informationstheoretische-kybernetische Didaktik wird als "technischer Art" kritisiert, ohne pädagogischen und psychologischen Gehalt. Die curriculare Didaktik kann durch die statische Vorgehensweise anonym und langweilig wirken und die Schüler unter Druck setzen.
Was ist das Fazit des Dokuments?
Das Dokument schließt mit der Feststellung, dass die sinnvolle Kombination unterschiedlicher Modelle den Unterricht lebendig, interessant, vielseitig und effektiv gestalten kann. Trotz definierter Didaktikmodelle gibt es kein konkretes Unterrichtskonzept, da zu viele Faktoren den Unterricht beeinflussen. Jeder Lehrer entwickelt seinen eigenen Stil und Methodik. Jedoch bietet Klafki wertvolle Anregungen zur Vorbereitung und Untergliederung des Unterrichts. Didaktik verliert seinen Sinn, wenn aus Schülern und Kindern nicht Persönlichkeiten gemacht werden können, und unter Zeitdruck der Lehrplan nur angerissen werden kann.
- Quote paper
- Thomas Rieder (Author), 1996, Didaktik: Prinzipien, Verfahren, Methoden, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95011