1. Einleitung
Ein in den letzten Jahren immer breiter gewordenes Angebot an Unterhaltungsund Freizeitgestaltungsmöglichkeiten hat dazu geführt, dass sich auch Sportveranstaltungen einem ständig wachsenden Konkurrenzdruck gegenüber sehen. Dieser Konkurrenzdruck hat zu einem Wandel in der Landschaft der Sportveranstaltungen geführt. Einige Veranstaltungen haben die Anzeichen des Wandels nicht rechtzeitig erkannt und sind bereits verschwunden, andere versuchen sich zu verändern um für die Zukunft fit zu sein.
Um gegen Konkurrenz gewappnet zu sein und den gestiegenen Ansprüchen des Publikums gerecht zu werden, hat sich die klassische Sportveranstaltung zu einem Sport-Event gewandelt. Während bei der klassischen Sportveranstaltung der sportliche Wettkampf und das Miterleben von Sieg und Niederlage im Vordergrund standen, sind beim modernen Sport-Event eine Reihe von Veränderungen zu erkennen. Das Publikum will sich nicht mehr nur an dem sportlichen Wettkampf erfreuen, sondern möchte ein ganzheitliches Unterhaltungsprogramm geboten bekommen.
Ein solches modernes Sport-Event muss nicht nur ein gutes Sportprogramm bieten, sondern muss darüber hinaus versuchen, mit weiter reichenden Programmpunkten wie zum Beispiel: musikalischen und/oder künstlerischen Darbietungen, Attraktionen oder Verkaufsaktionen und ähnlichem, dem Gast ein vielseitiges Angebot präsentieren. Denn nur über ein breites ganzheitliches Programmangebot können die gestiegenen Konsumansprüche des Publikums dahingehend befriedigt werden, dass eine dauerhafte Kundenbindung Produktpräferenz erlangt werden kann.
Im Zuge dieses Wandels ändert sich auch die Stadionnutzung von einer Sportnutzung zu einer Eventnutzung. Eine solche Nutzungsänderung stellt neben einer großen Herausforderung für Stadienbetreiber und Veranstalter auch die große Chance dar, ein größeres, breiteres Publikum zu erreichen. Ein Publikum, dass sich vom klassischen Sportveranstaltungskonsumenten stark unterscheidet, aber in seiner zahlenmäßigen Größe und in seiner Konsumkraft ein Marktsegment darstellt, das sowohl für Veranstalter, Stadienbetreiber, Investoren und vor allem für den Sport eine große Möglichkeit darstellt in Zeiten leerer Kassen ein weiterkommen zu ermöglichen.
Im Folgenden soll betrachtet werden, wie durch ein Event-Konzept eine in der Bundesrepublik Deutschland als Randsportart geltende Sportart, die auch kaum Möglichkeiten bietet als Trendsportart verkauft zu werden, einem breiteren Publikum, das sich nicht nur aus Fachpublikum und Insidern zusammensetzt, präsentiert werden kann. Es soll versucht werden darzustellen, wie das Konzept „Die Freitag Nacht“ versucht Bahn-Rad-Sport zuschauerfreundlich, und modern zu präsentieren und ein Radstadion, das ansonsten kaum publikumswirksame Sportveranstaltungen beherbergt, mit Leben und Zuschauern zu füllen.
Eine Betrachtung dieses Konzeptes scheint auf Grund mehrerer schwieriger Faktoren besonders interessant. So soll versucht werden zu zeigen, welche Nutzungsmöglichkeiten ein Radstadion, trotz seiner limitierenden Bauweise, bietet und wie eine Sportart innovativ präsentiert und ausstaffiert werden kann.
2. Das Konzept
Die Macher des Konzeptes „Die Freitag Nacht“ haben erkannt, dass Bahn-Rad- Sport in seiner traditionellen Form nicht mehr zeitgemäß ist. So wurde das Kölner Sechs-Tage-Rennen auch erst wieder zu einem Publikumsmagneten, als fest- stand, dass es nur noch wenige Jahre diese Veranstaltung geben würde. Getreu dem Motto: „ Der Kölner geht halt gern auf Beerdigungen“. Aber auch anderswo hat es der Bahnradsport in seiner traditionellen Form schwer. Junges Publikum wird kaum von den Veranstaltungen angesprochen. Und gerade dieses ist ja für mögliche Geldgeber immer ein entscheidendes Kriterium, da jedes Unternehmen versucht gerade eine junge Zielgruppe zu erreichen. Es wurde somit versucht ein Konzept zu Entwickeln, dass auf der einen Seite hochwertigen Bahn-Rad-Sport bietet, aber auch modernen Unterhaltungsinteressen gerecht wird, um Publikum zu rekrutieren, dass nicht nur das klassische Sechs-Tage-Publikum ist. So wurde ein Konzept entwickelt, dass neben einem sportlichen Aspekt auch musikalische Unterhaltung und gastronomische Angebote bietet.
Unter diesen Vorbedingungen entstand das Konzept „Die Freitag Nacht“. „Die Freitag Nacht“ wird dreimal jährlich in den Sommermonaten an einem Freitagabend im kölner Albert-Richter-Radstadion ab 18.00 cet durchgeführt und endet gegen 22.30. Im Folgenden sollen nun diese drei Standbeine der Veranstaltung näher betrachtet werden und an ihnen verdeutlicht werden, wie der Versuch Bahn-Rad-Sport zu präsentieren aussehen kann. .
2.1 Der Sport
2.1.1 Stundenjagt
Das Konzept „Die Freitag Nacht“ sieht als sportlichen Kern eine Stundenjagt der Zweiermannschaften vor. Für diesen sportlichen Höhepunkt werden die weltbesten Profis in dieser Disziplin verpflichtet. Dieses scheint insbesondere deshalb wichtig, um einen Qualitätsstandart zu erreichen, der davor schützt, dass die Veranstaltung zu einer „Kirmes-Veranstaltung“ wird. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass nicht nur umfangreiche Unterhaltung gefragt ist, sonder diese auf einem hohen qualitativen Niveau stattfinde soll. So konnten den Publikum in der Vergangenheit Fahrer wie Etinne de Wilde, Matthew Gilmore, Silvio Martinello, Marco Villa, Bruno Risi und Kurt Betschart präsentiert werden. Aber auch die nationalen Top-Fahrer, allen voran der auch international erfolgreiche Kölner Lokalmatador Andreas Kappes, Lars Teutenberg und Stefan Steinweg wurden verpflichtet. Diese Top-Fahrer sorgen mit ihren Leistungen in der Stundenjagt für den Abschluß und den Höhe Punkt der Veranstaltung, die auch bei allen anderen Aspekten immer noch klar den Anspruch reklamiert eine Rad-Sport-Veranstaltung zu sein.
2.1.2 Verschiedene Bahnradsport Disziplinen
Das Konzept der Veranstaltung sieht neben der Stundenjagt noch weitere Bahnradsportdisziplinen vor. Es soll versucht werden dem Publikum bei jeder Veranstaltung eine neue Disziplin vorzustellen. Mit diesem Vorhaben wird versucht, jeder Veranstaltung auch sportlich eine andere Dimension zu geben und den Zuschauern jedes mal neben dem Bekannten auch etwas neues bieten zu können. Dies soll dazu führen, dass keine Veranstaltung das Gleiche bietet wie eine andere zuvor und der Gast animiert ist auch die direkt folgende „Nacht“ im Albert-Richter-Radstadion zu besuchen.
In der Vergangenheit wurden zum Beispiel die Disziplin Sprint geboten, für die wiederum die weltbesten Sprinter, unter dem Aspekt des Qualitätsniveaus, allen voran Doppelolympiasieger Jens Fiedler (BRD), Darryn Hill (AUS) und Roberto Chiappa (I) eingeladen wurden. Im Rahmen einer anderen Veranstaltung wurde die Disziplin Steher-Rennen präsentiert, bei der die Rennfahrer ein Rennen im Windschatten von Motorrädern gegeneinander fuhren.
Es wird in Rahmen dieses Konzeptes jedoch auch immer versucht einen aktuellen Bezug in die Veranstaltung einfließen zu lassen. So wurde im Rahmen „Der Freitag Nacht“, die am Wochenende des Kölner Euro-Gipfels statt fand, die Disziplin 4er-Mannschaftsverfolgung durchgeführt. Bei dieser Disziplin traten vier europäische Nationalmannschaften ( BRD, F, I, Dk) gegeneinander an, und machten den, politischen Euro-Gipfel auch zu einem sportlichen Gipfeltreffen.
2.1.3 Amateur-Sport
Auch dem Amateur-Sport will das Konzept „Die Freitag Nacht“ einen Rahmen bieten, um sich präsentieren zu können. So wird bei jeder Veranstaltung auch ein Omnium, bestehend aus drei Bahndisziplinen für Amateure durchgeführt. So soll versucht werden den Bahn-Rad-Sport auf nichtprofessioneller Ebene zu beleben. Für Amateur-Rennfahrer bietet sich so eine der wenigen Möglichkeiten ihre Leistungen vor einem breiten Publikum darzustellen und den Flair einer ProfiVeranstaltung aus Sicht eines Rennfahrers zu erleben.
2.1.4 Sonstige sportliche Unterhaltung
Neben den offiziellen Bahnradsport-Disziplinen werden auch ungewöhnliche sportliche Leistungen präsentiert. So wurde in der Vergangenheit auf der Radrennbahn ein Kart-Rennen ausgetragen. Dies bot dem Publikum neben spannendem Kart-Sport auch den Einblick in eine ganz andere Sportart. So bekamen die Zuschauer einmal nicht mit Muskelkraft produzierten Rennsport, sondern auch Motorsport geboten. Aus der Sicht eines Stadionbetreiber bietet gerade eine solche Einlageveranstaltung auch die Möglichkeit alternative Nutzungsformen zu testen, um gegebenen Falls die Durchführung einer eigenen Veranstaltung in Erwägung zu ziehen.
Auch wurden als sportliche Einlagen die Durchführung eines Rennens Liegerad vs. Radfahrer im Windschatten eines Motorrades durchgeführt, um Radsport nicht nur sportlich hochwertig, sondern auch spektakulär zu präsentieren.
2.2 Gastronomie
Für jedes Sport-Event ist es nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht wichtig eine gute Gastronomie zu präsentieren. So bietet die Gastronomie neben einem wichtigen finanziellen Standbein für die Veranstalter auch die Möglichkeit, die Qualitätsunsicherheit von Sportveranstaltungen zu minimieren. Dem Veranstalter kann die Qualität des gebotenen Sports nur in Grenzen, z. B. durch die Verpflichtung guter Sportler, garantieren. Die Garantie für guten Sport, den Sieg der Heimmannschaft, des Publikumslieblings kann der Veranstalter nicht geben. Die Gastronomie jedoch ist ein Teil des Events, der von Veranstalter, von Sonderfällen abgesehen, relativ gut beeinflussen kann.
So sieht auch das Konzept „Die Freitag Nacht“ einen ausgeprägten Gastronomie- Anteil in dem Event vor, der den Besuchern einen groß angelegten Biergarten im Innenraum des Rad-Stadions bietet. Hier kann der Besucher unter freiem Himmel Getränke und Speisen konsumieren, Biergartenflair genießen und nebenbei hochkarätigen Bahn-Rad-Sport oder musikalische Unterhaltung erleben. So wie eine gute Gastronomie einen schlechten Sport zu kompensieren vermag, so erzielt eine schlechte Gastronomie genau das Gegenteil. Eine schlecht Gastronomie prägt sich stark in die Köpfe der Besucher ein, und führt schlimmsten Falls zum Fernbleiben bei folgenden Veranstaltungen. So musste auch im Rahmen der „Freitag Nacht“ an der Gastronomie nachgebessert werden. Anfänglichen Problemen beim Bier zapfen mussten so zum Beispiel behoben werden. Dieses gelang dann auch durch die Unterstützung einer Brauerei, die auch Sponsor der Veranstaltung ist und zwei Mann zusätzliches Personal für den Biergarten zur Verfügung stellte.
Im Bereich der Speisen wird versucht dem Gast mit einer breiten Mischung aus internationalen Speisen einen angenehmen Abend zu bereiten. So werden Döner Kebab, Baguette, Pommes frites und andere Speisen angeboten, die sowohl im Biergarten als auch auf den Rängen des Stadions verkauft werden.
2.3 Musik
Ein weiter wichtiger Aspekt des Konzepts „Die Freitag Nacht“ ist eine musikalische Unterhaltung. So werden alle Rad-Rennen musikalisch von einem DJ untermalt. Hier durch wird die Spannung zusätzlich gesteigert und auch dem nichtfachkundigen Beobachter wird akustisch geholfen entscheidende Situationen schneller und einfacher zu registrieren.
Der musikalische Höhepunkt einer jeden Veranstaltung hingegen ist der Live- Auftritt einer Musikgruppe mit lokalem Bezug. Diese Gruppen treten für ca. eine halbe Stunde, auf einer, eigens für diesen Zweck im Innenraum des Alber- Richter-Radstadions errichteten Bühne, auf. Der Aufbau der Bühne jedoch ist jedes mal ein enormer Kostenfaktor, der aus der Bauweise des Stadions resultiert. Da es nicht möglich ist, mit Lastkraftwagen in den Innenraum zu gelangen, müssen alle Bühnenteile und das gesamte Equipment der Gruppe mit Muskelkraft ins und vor allem aus dem Stadion heraus gebracht werden. Dies ist durch das notwendige Überbrücken von erheblichen Höhenunterschiede zwischen Innenraum und Stadionvorplatz massiv erschwert.
Trotz dieser Widrigkeiten ist die musikalisch Unterhaltung ein wichtiger Aspekt im Konzept „Die Freitag Nacht“, denn eine marktorientierte Veranstaltung wie „Die Freitag Nacht“ kann es sich nicht erlauben den Publikumswunsch nach musikalischer Unterhaltung zu ignorieren.
Im Laufe der letzten Veranstaltungen wurde auch bei der musikalischen Unterhaltung versucht ein gutes Qualitatives Niveau zu bieten und abwechslungsreiche Fassetten der Kölner Musiklandschaft zu präsentieren. Dabei wurde auch darauf geachtet, dass die Internationalität einer solchen Veranstaltung auch durch das musikalische Programm nicht zerstört, sonder gefördert wird. So spielten in der Vergangenheit neben einer Kölsch-Rockband, eine Sambagruppe, einer Salsakombo auch eine multikulturelle Köln-Stammheimer HipHop-Gruppe.
3 Schlussbetrachtung
Im Rahmen des Konzeptes „Die Freitag Nacht“ wir deutlich, dass auch ein Stadion, das keine optimalen technischen Voraussetzungen für Sport-Events bietet durchaus mit einem gewissen Maß an logistischem, operativem Mehraufwand fähig ist ein Sport-Event zu beherbergen. Es ist sogar anzunehmen, dass bei einer Ausweitung der Nutzung des Stadions durch andere Sport-Event-Veranstalter Kostendegressions-Effekte auftreten würden, die für Veranstalter und Betreiber die Nutzung erleichtern würden. Ferner könnten bei einer Ausweitung der Nutzung notwendige Investitionen schneller amortisiert werden.
Das Konzept „Die Freitag Nacht“ scheint in sich stimmig und den modernen Anforderungen an ein Sport-Event gewachsen. Doch das allein reicht nicht in jedem Fall eine Veranstaltung dieser Art in einer Stadt wie Köln zu etablieren. Gerade eine neue Veranstaltung hat es schwer im Kampf um Publikumsgunst, Termine, Sponsoren und gutes Wetter. Schon viele gut organisierte Veranstaltungen, wie zum Beispiel die Squash-Veranstaltungen Anfang der 90er Jahre in den Satory- Sälen, haben die ersten schweren Jahre nicht überstanden und sind mangels wirtschaftlichem Erfolg nach wenigen Jahren wieder eingestellt worden.
Es bleibt zu hoffen, dass der Atem der Macher des Konzeptes „Die Freitag Nacht“ lang genug ist um die ersten Jahre durchzustehen, den das Konzept und die Durchführung lassen mittelfristig eine Veranstaltung mit großer Zukunft erwarten.
Literatur:
Stadionzeitungen der „Freitag Nacht“
Homepage der „Freitag Nacht“ http://www.freitag-nacht.de Zuschauerumfrage der Veranstaltung vom 04.Juni.1999
- Arbeit zitieren
- Daniel Kumelis (Autor:in), 1999, Innovative Stadionnutzung am Beispiel des Radsport-Events "Die Freitag Nacht" im Albert-Richter-Radstadion, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95001
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