Gliederung
- aktuelles Vorwort
- Einleitung
- der Anspruch
- die Lage
- Frieden und Menschenrechte
- Bildung von Macht und Gegenmacht
- Wirtschaft
- Kultur
- Sicherheitsgesellschaft
- die Umsetzung
- warum der Islam
- der Islam
- Zusammenfassung
Literaturliste
aktuelles Vorwort
Als ich Ende letzten Jahres diese Hausarbeit schrieb, sollte ich nichts ahnen von den
Geschehnissen unmittelbar darauf. Im Großen und Ganzen sind die Kernthesen von der Zukunft nicht widerlegt, ja bestätigt worden. Die USA hat ihren Hegemonialanspruch in Taten umgesetzt. Die NATO hatte auf einer ihrer Tagungen das Konzept für das folgende Jahrhundert beschlossen, welches eine ähnlich weiträumige Interpretation von Sicherheit zum Inhalt hat, wie dies schon in der amerikanischen Interpretation der Monroe-Doktrin der Fall ist. Auch außerhalb des "Einzugsbereiches" der NATO liegende Konflikte können durch das Bündnis behandelt werden.
Die neueren Ereignisse im Kosovo bestätigen meine Annahme, daßdas Interesse in die Richtung Zurückdrängung der moslimischen Kultur geht. Zwar werden die moslimischen Kosovoalbaner gegen das abendländische Serbien "verteidigt", aber das Ziel ist nicht etwa die Unabhängigkeit des Kosovo, wie von den Kosovaren verlangt, sondern lediglich eine Autonomie innerhalb Serbiens. Was hindert die westliche Welt an der Duldung eines unabhängigen Staates? Der Konflikt wäre so am besten gelöst, der Anspruch von außen einen "multikulturellen Staat" Serbien zu implantieren, erscheint angesichts der dort herrschenden Gewalt als schwerwiegendes Problem. Man stelle sich vor, die USA würden zur Union mit Mexico gezwungen, ein Szenario, das jeder Amerikaner als unmöglich und absurd betrachten würde, ganz abgesehen von den wohl nicht unwesentlich einsetzenden Widerstand der oft rechtskonservativen Texaner.
Die Lösung liegt auf der Hand , ein unabhängiges Kosovo ist ein neuer psychisch und ideologisch gestärkter moslimischer Stern am Himmel der internationalen Weltkonstellation. Wahrscheinlich würde man eine Vereinigung mit dem ebenfalls moslimischen Albanien anstreben, welches deren Position ebenfalls in die Höhe hebt. Somit ist auch dieser Konflikt wieder eine Bestätigung meiner These. Doch dazu mehr im folgenden.
Einleitung
Mit dem Ende des Ost-West-Konfliktes sprossen und sprießen die Spekulationen darüber, wie die neue Ordnung der Welt aussehen wird wie Pilze aus dem Boden. Fast alle Autoren der von mir gelesenen Literatur haben sich mehr oder weniger über das jeweils vermutete heranbrechende Zeitalter ausgelassen. Bücher , wie "die Neue Weltordnung" (Stallmann, 1994),"die Neuordnung der Weltpolitik" (Link, 1998) oder "Weltpolitik im Umbruch" (Czempiel, 1993) sind nur drei von einer unendlich scheinenden Fülle von Aufsätzen in diese Richtung. Dabei gibt es wiederkehrende Muster, aber auch vollkommen andere, ja ausgefallene Interpretationen.
Der Sinn dieses Aufsatzes soll es nicht sein, eine eigene Auslegung der 'Neuen Weltordnung' zu erstellen, sondern einen Versuch zu unternehmen, den Standpunkt der USA dahingehend zu untersuchen. Das geschieht im Prinzip anhand von verschiedenen Überlegungen mit Hilfe diverser Neuordnungsansätze.
Als Problem bisher erscheint mir, daßviele Ansätze nur einen bestimmten Aspekt betrachten und andere außen vor lassen. Die militärzentristischen Weltszenarien von einigen Autoren sind beispielhaft dafür. Hier hat man dann oft das Gefühl, daßsich die Neuordnung nur noch an einem quantitativen Aufwiegen von diversen Waffengattungen festmacht.
Die Hauptthese dieser Arbeit besteht in der wahrscheinlich recht mutigen Annahme eines neuen Feindbildes der USA und somit - aufgrund ihrer sehr meinungsbildenden Führungsposition - des Westens schlechthin. Folglich läuft dies auf eine Bipolarisierung der Welt durch die Sichtweisen und Handlungen der USA hinaus. Ich spreche ausdrücklich an dieser Stelle nicht von einem Bipolarismus, würde dieser ja implizieren, das es wirklich so wäre. Das zu beurteilen, steht mir aufgrund meines begrenzten Horizontes wohl eher nicht zu. Es geht , wie bereits gesagt, in dieser Arbeit darum, aufzuzeigen, daßdie USA (im Speziellen: die Administration) die Welt aus verschiedenen Gründen heraus in zwei antagonistische Teile spalten, also bipolarisieren.
Dabei ist anzumerken, daßes scheinbar nicht ausreicht, von einem fiktiven, verschwommenen Nichtwesten auszugehen, der alle fremden Kulturen einschließt , sondern der "Gegenspieler" sehr viel direkter in Form einer Kultur dargestellt wird - der Islam.
Die Arbeit gliedert sich folgendermaßen: als erstes erfolgt ein Blick auf die amerikanische Außenpolitik heute, d.h. ihren ‘ Anspruch ’ nachzugehen und welche Ziele sie äußert. Daraufhin wird die derzeitige ‘ Lage ’ der USA in der Weltpolitik analysiert, um festzustellen, welche weltweiten Bedingungen die Vereinigten Staaten zur Zeit vorfinden. Diese werden natürlich nicht explizit in der Welt verkündet. Erst mit den daraus resultierenden Handlungskonsequenzen wird auch ein diese Handlungen rechtfertigendes Bild der Realität gezeichnet. Hier geht es also um ‘ die Umsetzung ’ des Anspruches . Selbstverständlich kann ich über all das aufgrund meiner immer nur begrenzten Informationen spekulieren, so wie das wohl im politischen Alltag Gang und Gebe ist. Der Zutritt zum Oval-Office bleibt auch mir verwehrt.
Bleibt dann natürlich zu fragen, warum ausgerechnet der Islam als neuer Gegenspieler "herhalten" muß. Jenes soll dann im Teil ' Warum der Islam ' dargestellt werden.
Wie später ausgeführt wird, ist die Abkategorisierung des Islam nicht mit der ideellen Wirklichkeit der betroffenen Länder identisch. Um das zu zeigen, wird diese Region dann etwas mehr beleuchtet, wodurch dann Pauschalisierungen, wie sie erfahrungsgemäßfür Kategorisierungen nötig sind, aufgetrennt werden sollen. Die Rubrik ' der Islam ' soll dieses Thema bedienen.
Schließlich erfolgt noch eine ‘ Zusammenfassung ’, die die Hauptargumentationsmuster noch einmal aufrufen und vertiefen soll.
Der Anspruch
Man ist sich einig, die USA haben ihre Führungsrolle seit dem Zweiten Weltkrieg nicht aufgegeben, diesen Anspruch äußern sie auch offen. Sie sehen sich als globale Ordnungsmacht zur Durchsetzung von Frieden, Demokratie, freien Welthandel und Wohlstand. Das ist auch die in Clintons Konzept des "Enlargement" dargestellte Sichtweise. Alles das wird getragen vom großen Einheitsgedanken des "pax universalis". Diese Sehnsucht schlägt in die Kerbe der christlichen Wurzeln westlicher Gesellschaften, daß"einst alle eins sein werden."Sind erst einmal Demokratie und freier Welthandel auf der ganzen Welt durchgesetzt, so steht einer sicheren, und friedlichen Zukunft und der Verwirklichung der Menschenrechte nichts mehr im Wege. Somit bleibt der sehr weit gefaßte Begriff der Neutralität aus der Monroe-Doktrin erhalten (im Sinne dann von vitalen Sicherheitsinteressen und Mächtebalance), der dazu rechtfertigt, mit Hinweis auf den bedrohenden Zustand anderer Werte, in irgendeine Region auf der Erde einzugreifen, und nicht nur bei der Bedrohung in der traditionellen amerikanischen Hemisphäre. Die Äußerung Madeleine Albrights an die Gegner dieser Politik ist bezeichnend dafür:
"Und wenn man uns sagt, wir sollten uns um unsere eigenen Angelegenheiten kümmern, müssen wir antworten, da ßMenschenrechte unsere eigenen Angelegenheiten sind, weil - wie Martin Luther King einst sagte - 'Ungerechtigkeit, wo immer sie geschieht,überall eine Bedrohung für die Gerechtigkeit darstellt'".
Es gibt allerdings einen Wandel im Anspruch der amerikanischen Außenpolitik seit dem Ende des Ost-West-Konfliktes ,verstärkt durch den Wechsel von der konservativen Bush- hin zur liberalen Clinton-Administration. Er macht sich erstens an der Art der Zusammenarbeit mit den Bündnispartnern fest. Es ist ein Trend zu spüren in Richtung "kooperativer Führung". Die Vorherrschaft in der Welt soll nicht mehr durch Zwang durchgesetzt werden, sondern durch eine konsensuale Gewinnung anderer Staaten. Dies dürfte sich von den vorhergehenden Konzepten der Hardliner Reagan und Bush unterscheiden. Das liberale Konzept als neues Äquivalent zur hegemonialen Stabilisierung nennt Czempiel "policentric steering".
Zweitens scheint sich unter der liberalen Clinton-Administration wieder ein Trend in Richtung mehr Beachtung der Menschenrechte in der Außenpolitik durchzusetzen, ähnlich wie sie auch schon bei Carter Verwendung fand. Das heißt, Beziehungen zu Staaten werden nicht mehr nur nach den Kriterien 'pro- oder antiwestlich' geknüpft oder gepflegt, sondern verstärkt auch nach humanistisch-innenpolitischen Aspekten der betreffenden Länder. Die als typisch zu betrachtenden Äußerungen zu diesem Thema von Vertretern der amerikanischen außenpolitischen Institutionen wären nichts als leere Hülle, wenn nicht vor einigen Tagen die US-Außenministerin Madeleine Albright in einer Rede vor Studenten der Universität von Atlanta die frühere Behandlung der Menschenrechte in der Außenpolitik der USA ausdrücklich als schweren Fehler bezeichnet hätte. Von solchen Negationen nimmt man gewöhnlich in der politischen Artikulation aus Glaubwürdigkeitserwägungen Abstand, wenn nicht wenigstens ein bischen Substanz dahinter steht. Erinnert sei dabei z.B. an das sehr bekannte Zitat Gerhard Schröders in den Wahlkampfzeiten 1998, in dem er zugestand: "Wir werden nicht alles anders machen, aber vieles besser". Inwiefern diese Beobachtung in der US-Außenpolitik dann wirklich als fester Grundsatz existiert, kann natürlich nur Spekulation bleiben und wird die Zukunft zeigen, schließlich haben die USA in dieser Hinsicht nicht wenig Nachholebedarf. Als Beispiel sei nur die immer noch existierende und vollzogene Todesstrafe dort mit der Begründung der Funktion einer 'therapeutischen Rache' genannt.
Der sehr ideelle Anspruch will natürlich verwirklicht sein.
die Lage
Betrachtet man die Situation der USA durch die Brille der weltweiten Geschehnisse und Phänomene, so stellen sich Bedingungen dar, die nicht so recht in das hegemoniale Szenario der starken Weltmacht hineinpassen wollen. Wie das in der Vergangenheit aussah, sei in diesem Moment dahingestellt. Ernst Otto Czempiel hat sehr plausibel auf die seit dem Ost-West-Konfliktende wachsende Zahl von regionalen Konflikten und Kriegen hingewiesen, die jetzt nach dem Wegfall der Disziplinierungsfunktion des Kalten Krieges und der ihr inhärenten nuklearen Bedrohung in ihrer ganzen Härte und Interessenvielfalt ausbrechen. Die Gesellschaften sind entfesselt und emanzipieren sich, der Trend zur Multipolarität ist spürbar. Zwar räumt er ein, daßgerade wegen des Endes der Ost-West-Konfrontation viele Kriege und Konflikte beendet wurden, dies ist allerdings lediglich auf ein Ausnutzen der Zuordnung der Einzelstaaten und damit auch ihrer Konflikte in das Ost-West-Schema durch die jeweiligen Konfliktparteien zurückzuführen. Die in die Häuser Ost oder West "domestizierten" Staaten machten sich die so entstandene Loyalität zum 'großen' Partner für ihre ganz individuellen regionalen, meist ethnisch oder national gerechtfertigten Interessen und Ziele zu Eigen. Jetzt werden die bisher vom Ost-West-Konflikt verdeckten Kräfte freigesetzt und geben einer Welle von Konflikten neuen Schub.
Der so beschleunigte Trend zur Poliarchie bringt für die nach Unipolarität strebende USA machtpolitische Probleme mit sich. In der streng zweigeteilten Welt des Kalten Krieges war die Situation übersichtlich, ja kontrollierbar. Man wußte, wo man steht, wer zum jeweiligen "Interessenverbund" gehörte und wo die Gefahren lauerten. Alle Geschehnisse wurden durch die Brille des Ost-West-Konfliktes gesehen. Diese "Cartesianische Logik (ermöglichte es)(...),ein möglichst widerspruchsfreies theoretisches Gebäude zu errichten, um dann mit Hilfe gedanklicher Konstrukte die Realität erklären und ordnen zu können." Die so entstandenen Aussagen lieferten "Erklärungsmuster, mit deren Hilfe sich die vielfältigen politischen Ereignisse einordnen, in einem deduktionistischen Verständnis gar ableiten (lie ßen)."
Doch mit dem Untergang eines der beiden Ordnungszentren wird die Realität keineswegs unipolar, sondern fragmentarisch. Wie oben erwähnt, können jetzt verschiedenste Interessengruppen ihren lang ersehnten Zielen nachgehen, die sonst mit Hinweis auf die eventuelle Direktkonfrontation mit dem starken Gegner und der nuklearen Bedrohung zur Zusammenhaltspflicht ermahnt wurden. Es entstehen diffuse und scheinbar unüberschaubare Konfliktlinien - die "Rückkehr in die Geschichte der Unübersichtlichkeit"
Diese Zerstückelung ruft ein Unsicherheitsgefühl hervor. Vorher war die Lage klar - der Feind war die SU und mit ihr jeder Anschein von Kommunismus. In der jetzigen Unüberschaubarkeit und Vielfalt lassen sich die Konflikte nicht mehr unter die alten Aspekte reduzieren. Die Situationen in Regionen, Ländern, Gesellschaften gelten jetzt als unsicher, ob Rußland und die restlichen GUS-Staaten, der Balkan, Indonesien, Indien, China und Taiwan, Korea, viele lateinamerikanische Staaten und ganz besonders die Länder des Nahen Osten von Algerien bis Pakistan - oft im Zusammenhang mit der Anschaffung von Nuklearwaffen (Proliferation). Sicherheit und Unsicherheit sind auch in Joachim Krauses Proliferationsrisiken-Aufsatz zentrale Begriffe. Dabei spielt die bloße Existenz von Nuklearwaffen keine große Rolle in der Bewertung von Unsicherheit, sondern lediglich die Frage, wer sie besitzt. Darin schildert er unter Bezugnahme auf Geoffrey Kemp "Szenarien", die er dann Wertungen unterzieht. Interessant dabei ist, daßalle westlichen, kapitalistischen Staaten problemlos Nuklearwaffen besitzen können, ohne daßdabei eine große Gefahr ausgeht,bei anderen Staaten ist das aber der Fall. Gerade bei der Behandlung der Nah-Ost Szenarien ist interessant, daßer (und auch Kemp) den Fall, bei welchen Israel das Nuklearmonopol besitzt, als "das beste" Szenario bezeichnet, bzw. Kemp dann als "best case".
Dabei ist Israel nicht unbedingt als friedenssicherndes Land zu bezeichnen. Die Kriege in der 50 jährigen Vergangenheit diese Landes waren oft alles andere als Verteidigungskriege. Die in letzter Zeit immer deutlicher zu Tage tretende Verzögerungstaktik der Netanjahu- Regierung, den Friedensprozeßso lange wie möglich zu verhindern, deutet sehr darauf hin, daßdie "Politik der 'Eroberung des Bodens'" immer noch seine feste Gültigkeit besitzt. Was passiert, wenn sich der Trend zur "Entfremdung zwischen der israelischen Regierung und den USA" verwirklicht? Ein solches Szenario wird bei den Autoren nicht beschrieben.
Die Begründung dafür ist einfach. Wie im Anspruch der amerikanischen Außenpolitik beschrieben, gehen Kemp und Krause genauso wie z.B. Czempiel oder Kersting von der These aus, daßDemokratie gleichzusetzen ist mit
Frieden und Menschenrechten.
Das ist jedoch nicht der Fall. Demokratien handeln genauso nach ihren Interessen wie andere Systeme auch. Werner Link konnte die Annahme "Demokratien sind friedlich" (auch untereinander) widerlegen. Er gibt mehrere Beispiele an: amerikanisch-britischer Krieg von 1812, Krieg zwischen Nord - und Südstaaten in den USA 1861-65, der Ruhrkampf zwischen Frankreich, Belgien und der Weimarer Republik 1923/24 und schließlich der Kampf Finnlands im Zweiten Weltkrieg gegen die Alliierten. Das Fehlen von Beispielen bezeichnet Link als Zufall, da es eben noch keine Gelegenheiten gab, in der sich Demokratien kriegerisch gegenüber standen, da sie erstens sehr wenig an der Zahl und zweitens noch nicht sehr lange existent sind.
Vielmehr ist die Vermeidung der kriegerischen Handlungen auf strategische Überlegungen und Gründen internationaler Machtverteilung zurückzuführen und nicht auf "gemeinsame demokratische Normen oder innenpolitisch demokratische Beschränkungen." Auch das Beispiel Israel ist hier wieder zu nennen. Im Sechs-Tage-Krieg und im Jom-Kippur-Krieg bekämpften sich die zwei demokratischen Staaten Israel und Ägypten.
Die 'strategischen Überlegungen', die Werner Link erwähnt, sind - wie er darstellt - machtpolitisch motiviert von der
Bildung von Macht und Gegenmacht.
Die einzelnen Staaten verbinden sich entweder zu einer Gegen- und Verhandlungsmacht, oder schließen sich der großen Regionalmacht an (bandwagoning). Nur so hoffen sie auf Mitsprache und Mitentscheidung.
Weiterhin ist bei den westlichen Staaten nicht unbedingt ein organisatorisch festgeschriebener Frieden gewünscht, die UNO kann als Beispiel dienen. Sie bietet im Gegensatz zur landläufigen Meinung keine Friedens- oder Sicherheitsgarantie (auch der Irak ist Mitglied), ihr ist lediglich das Konzept der "selektiven kollektiven Reaktion auf Aggression" inhärent. Dieses wird durch das Vetorecht eines Einzelstaates ermöglicht. Somit kann nur als UN gemeinsam vorgegangen werden, wenn ein gemeinsames Interesse besteht. Ist dieses gemeinsame Interesse nicht vorhanden, "sollen die Vereinten Nationen - nach dem Willen ihrer Begründer, der bis heute in dieser Hinsicht unverändert ist - handlungsunfähig sein." Auch künftig soll sich in Hinblick auf UNO-Strukturreformen daran nichts ändern. Die "Heterogenität" der Mitgliedsstaaten und "die gro ßen macht- und interessenpolitischen Gegensätze" spiegeln sich darin wider.
In diesem Zusammenhang mußauch der Glaube an eine verbindende Kraft durch die Durchsetzung der Menschenrechte in der Welt widersprochen werden. Hier zeigt Link deutlich, daßdie unterschiedlichen Interpretationen dieser und den damit einhergehenden Vorwurf der "westlichen 'Wertediktatur'", die Menschenrechte eher dazu tendieren, die Welt zu spalten und neuen Zündstoff zu legen, als zu integrieren. Sie werden zum "gemeinsamen Schlachtfeld" anstatt zum "weltpolitischen Integrator."
Es geht also weniger um das große Ziel des Friedens und der Menschenrechte, als mehr um Macht, Mitsprache und um Beschränkung der Macht. Das gilt genauso für die USA, die als Hegemonialmacht natürlich auf die Bildung von Gegenmacht im globalen Spiel reagieren und sich mit ihr arrangieren muß. Da ist das erstarkende Europa mit der europäischen Integration, die südamerikanischen Länder versuchen mit MERCOSUR und der Verbindung zur EU einen weiteren Gegenpol zur USA, um Eigenständigkeit zu erlangen, allerdings ohne Konfrontation mit der Hegemonialmacht. Auch in den Regionalverbänden heißt es, den regionalen Hegemon zu bremsen. So war die Entscheidung, Deutschland in den europäischen Wiederaufbau mit einzubeziehen, von der Überlegung geleitet, so die Gefahr einer neuerlichen deutschen Hegemonialpolitik durch die Integration zu verhindern. "Hegemonie durch Integration" lautete das einfache Konzept.
Wenn man von globalen Spielern spricht, dann ist meist von der
Wirtschaft
und vom Phänomen der Globalisierung die Rede. Unter Hinweis auf die verflechtende und integrierende Wirkung der wirtschaftlichen Globalisierung wird dann oft der Einheitsgedanke der 'einen Welt' propagiert. Auch hier kann Link belegen, daßdie Globalisierung eher zur Differenzierung führt anstatt zur Integration. Die Globalisierung ist zwar ein empirisch nachweisbarer Sachverhalt, das allein besagt aber nicht, daßes eine Vereinheitlichung oder Entstaatlichung zur Folge hat. Im Gegenteil: Link legt dar, daßGlobalisierung ein Phänomen der Industrienationen und einiger Schwellenländer ist. Die Entwicklungsländer werden zwar in den Weltmarkt integriert und die Kapitalströme sind in diesen Ländern ebenfalls angestiegen, aber in extrem unterschiedlicher Intensität. Der Schwerpunkt liegt bei den asiatischen und südamerikanischen Schwellenländern. "D ie Globalisierung integriert nicht nur, sie trennt zugleich, vertieft alte und schafft neue Trennungslinien zwischen Zentrum und Peripherie und geht in Peripherie-Ländern mitten durch die Gesellschaften." Treffend ist dahingehend das von Link vorgetragene Zitat Klaus Schwabs:" (...) it becomes appearent that the head-on mega-competition that is part and parcel of globalisation, leads to winner-take- all-situations; those who come out on top win big, and the losers lose even bigger."
Eine weitere Fehleinschätzung der Globalisation liegt darin, zu meinen, die Staaten werden durch die Wirkung der wirtschaftlichen Weltverknüpfung obsolet und ohnmächtig. Dies wird erfahrungsgemäßoft von Politikern geäußert, wohl um Sozialabbau und Entzug staatlicher Verantwortung zu legitimieren. Hier stellt Link heraus, daßdie Staaten sich durch innere und äußere Maßnahmen an die geänderten Situationen anpassen. Nach Innen durch die Schaffung von Rahmenbedingungen, die eine gute Basis für den Erfolg eines Landes im globalen Wettbewerb garantieren sollen. Insofern werden auch Grenzen nicht unbedeutend, sondern eher bedeutender dahingehend, daßhier verschiedene Rahmenbedingungssysteme voneinander abgegrenzt werden. Nach Außen werden die interne Maßnahmen durch Abkommen und Verträge ersetzt, die durch internationale Zusammenarbeit in Organisationen und Integrationsverbunde zustande kommen. "Der Marktöffnet sich nicht, sondern er wird geöffnet durch die Staaten, oder er wird gegebenenfalls beschränkt durch sie."
Auch die Konkurrenz zwischen den Staaten wird nicht beseitigt, sondern eher verstärkt. Die Märkte werden zum "Schlachtfeld der Zukunft." Dabei stellt Link heraus, daßim Welthandel drei Regionen "als Gravitationszentren oder Pole" hervortreten: die europäische-, die asiatisch-pazifische- und die nordamerikanische Region. Auf diese Triade entfallen schon seit über 80 Jahren stetig um die 80% des gesamten Welthandels, lediglich die Verteilung untereinander änderte sich, und hier liegt auch der Knackpunkt. Der asiatische und europäische Anteil steigt zu Lasten des amerikanischen. Die folgende Tabelle verdeutlicht die Tendenz: Anteile der Regionen am Gesamtwelthandel:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Außerdem nahm der Anteil des Intra -regionalen Handels stetig zu und die Direktinvestitionen zeigen ebenfalls eine tripolare Struktur.
Der industriellen Regionalisierung (anstelle Globalisierung) setzen die Staaten der Welt den politischen Regionalismus entgegen. "Regionale Zollunionen, Freihandelszonen und Integrationsverbunde" bilden das Äquivalent zur entfesselten Weltwirtschaft. Dabei ist wichtig, hervorzuheben, daßwie oben schon einmal angeschnitten der politische Regionalismus der ökonomischen Regionalisierung vorausgeht, ja die Bedingungen für den weltweiten Markt schafft.
Die USA haben also eine schlechte Stellung in dieser Triade und erschwerend kommt hinzu, daßwie Ernst-Otto-Czempiel ausführte, die Wirtschaft zu Lasten der Sicherheit nach dem Ende des Kalten Krieges mehr und mehr in den Vordergrund rückt. Und je mehr dies der Fall ist, desto stärker wird die Rolle der EG und Japans in der Weltpolitik. Wirtschaftlich ist die USA dank der Reaganomics in den 80ern ohnehin geschwächt und nehmen im Triade- Wettkampf wie dargelegt nicht nur den letzten Platz ein, sondern sind zusätzlich noch Hauptschuldner der Welt. Stärke ist somit nur noch militärisch für sie präsentierbar, vielleicht auch ein Verdienst der gewaltigen Aufrüstung Ronald Reagans in den 80ern. Das Problem ist, daßdie amerikanische Schutzfunktion niemand mehr richtig braucht, was den Supermachtsrang beschädigt. "Die USA wollen nicht wahrhaben, da ßdie zurückgegangene Nachfrage nach militärischen Schutz ihreökonomischen Defizite nicht mehr verdeckt."
Supermachtsrang wird aber heute eher an wirtschaftlichen Faktoren festgemacht, womit die Brücke zum Bilden von Macht und Gegenmacht (s.o.) hergestellt ist. Macht und Hegemonie werden weniger zum Selbstzweck angestrebt, sie sind vielmehr auf das Mitmischen im ökonomischen Wettlauf gerichtet. Es heißt: "to win the geoeconomic struggle for industrial supremacy."Die Lage ist also nicht zum Vorteil der USA, wenn man die eben aufgeführten Punkte betrachtet.
Eine oft gehörte Behauptung ist die, daßdurch Modernisierung von rückständigen Staaten automatisch eine Verwestlichung staatfindetund somit dann auch die westliche humane
Kultur
übernommen wird. Dem ist aber nur bedingt so. Hier wendet Link ein, daßgerade der wirtschaftliche Aufschwung oftmals zum stärkeren kulturellen Selbstbewußtsein dieser Staaten beigetragen, meist durch eine zusätzliche religiöse Betonung, "insbesondere in der islamischen und asiatischen Welt."Diesem Phänomen entspricht auch der aufblühende Nationalismus in diesen Staaten. Der taiwanesische Präsident Lee Teng-hui meinte in einem Interview auf die Frage, ob denn China für ihn noch ein kommunistischer Staat sei: "In Wahrheit hat der Nationalismus längst die kommunistische Weltanschauung ersetzt." Tritt der Nationalismus in Gegnerschaft zum westlichen Universalismus, oder nutzt Lee einen nationalistischen Trend in den westlichen Ländern, um seine Kulturvorstellungen gegen andere (eben die westlichen) zu verteidigen, nach dem Prinzip des gleichen Rechtes für alle? Letzteres erscheint plausibler. Die Hegemonie anderer Kulturen wird mit dem Hinweis auf Kompatibilität (gemeinsame Werte) abgewehrt.
Auf der anderen Seite führen natürlich auch Schwierigkeiten bei der "Industriealisierung und Modernisierung zur Stärkung der kulturell-zivilisatorischen Identität."Hier scheint sich die landläufige These zu bestätigen, sie aber auf die Allgemeinheit zu übertragen, halte ich für übereilt. Wirtschaftliche Zusammenarbeit wird durch eine gemeinsame Kultur gestärkt und nicht nur umgekehrt.
Es ist schon verwirrend, die einen sagen 'Nationalismus'(s.o.), die anderen sprechen von 'kulturell-zivilisatorischer Identität' (s.o.), was viele Nationen zusammenfaßt. Eine Erklärung könnte folgendermaßen aussehen. Menzel prägt hier den Begriff der Ethnisierung der internationalen Beziehungen. Geht man von diesen Begriff aus, so ist es nur noch relevant, was man als ethnische Gruppe definiert. Interessant in diesem Zusammenhang ist eine Ausführung Menzels: Im allerweitesten Sinne sind es 3000 bis 5000 Ethnien, "600 könnte man auf Grund ihrer Gr öße und ihrer politischen Mobilisierung als aktuelle oder potentielle Nationalstaaten begreifen". Das 'World Directory of Minorities' verzeichnet 170 und das 'Minorities at risk project' 233 Minderheiten. Von dieser Interpretationsflexibilität ausgehend, lassen sich alle Konflikte auf der Welt in dieses Schema einordnen. Ob nun Hutu und Tutsi, oder der Westen mit dem Islam - es kommt nur auf die jeweilige Bestimmung der Größe der Gemeinschaft an, die es gilt, gegeneinander zu mobilisieren. Seit den 50er Jahren stieg die Zahl der ethnisch bestimmten Konflikte um das Sechsfache Dabei sind die Motive weniger in der Propagierung von zu verteidigenden Werten zu finden, sondern vielmehr ökonomischer Natur. Es geht um Rohstoffe und Wirtschaftsmacht. Zusätzlich kommt der von Czempiel schon erwähnte Wegfall der Disziplinierungsfunktion des ideologisch und nicht kulturell legitimierten Kalten Krieges hinzu. Die Konflikte brechen nun in aller Härte aus.
Resümierend läßt sich also sagen, daßdie Konflikte der Zukunft und der Gegenwart, gerade wenn sie eskalieren, ökonomisch motiviert, aber ethnisch legitimiert sind. Der letzte Punkt in der Situationsanalyse der USA ist ihr inneres Erscheinungsbild als
Sicherheitsgesellschaft.
Neben der Propagierung der Sicherheit nach Innen aus vielfältigsten Gründen, auf welche hier nicht näher eingegangen werden soll, zählt auch die rein militärische und sicherheitspolitische Interpretation aller äußeren Vorgänge dazu. Die am Anfang besprochene Arbeit von Krause und Kemp geht damit einher. Das Politische System versucht sich in Konkurrenz zum wirtschaftlichen System über die Sicherheits- und Verteidigungspolitik zu emanzipieren. Der Präsident, innenpolitisch immer vom Kongreßabhängig, kann sich nur außenpolitisch profilieren, da es das einzige exklusiv-exekutive Gebiet ist. Somit versucht er das Thema Sicherheit hochzuspielen, um Einflußzu gewinnen. Diese Exklusivität ist nur durch die Zustimmungspflicht des Senates bei internationalen Verträgen und durch das Haushaltsmonopol des Kongresses (power of the purse) eingeschränkt. Doch aufgrund seiner weitgehenden Alleinherrschaft in außenpolitischen Fragen hat die Exekutive natürlich auch die auswärtigen Geschehnisse weitgehend allein interpretieren können. Es entfällt eine Kontrolle der Selbstbetroffenheit. Bei inneren Angelegenheiten kann die Politik der Exekutive und somit deren Interpretation an der Realität weitgehend gemessen werden, bei äußeren Angelegenheiten ist man dagegen größtenteils auf die Informationen und Interpretationen der in das internationale System eingebundenen Institutionen und Personen gebunden.
die Umsetzung
Im letzten Abschnitt wurde versucht, ein möglichst objektives Bild der gegenwärtigen Lage der USA wiederzugeben. Diese kann mit der Auffassung der USA darüber übereinstimmen oder auch nicht. Die Interpretation bestimmt die Handlungsweise Amerikas und kann somit als Umsetzung ihres Anspruches in der Realität gedeutet werden. Je nachdem wie diese Interpretation aussieht, gibt es verschiedene Möglichkeiten.
Ganz allgemein läßt sich sagen, daßdie Umsetzung der amerikanischen Ziele sich am besten durch eine neue Bipolarisierung durchsetzen läßt, aus verschiedenen Gründen.
Ein Feindbild dient der Aufrechterhaltung der amerikanischen Hegemonie. Die von Czempiel aufgeführte Disziplinierungsfunktion würde wieder aktiv werden. Den verbündeten Staaten wird der Sinn der amerikanischen Schutzfunktion bewußt, der Einflußder USA wird innerhalb des Bündnisses größer, da die Sicherheitsnachfrage steigt. Clintons Politik der Stärke würde dem entsprechen.
Das hat Vorteile. Bündnisinterne Konflikte und Konkurrenz (z.B. wirtschaftlich) würden erstickt und viel wichtiger, die Wirtschaftsfragen würden Sicherheitsfragen vermehrt weichen. Das Wirtschaftsdefizit kratzt an der Glaubwürdigkeit des Hegemons, also wird versucht, den Schwerpunkt wieder mehr in die Sicherheit zu setzen, denn nur dort ist die Vormachtstellung wirklich vorhanden. Außerdem sei an die Rolle der EU und Japan erinnert (s.o.), die um so größer wird, je weniger Konfliktpotential vorhanden ist.
Mit Glaubwürdigkeit hat auch ein anderer Grund zu tun - die Vermeidung der Verunsicherung der Massen (Sicherheitsgesellschaft). Die USA ist aufgrund der vielen regionalen Konflikte ohnmächtig, doch das würde eine Unsicherheit hervorrufen - das starke Amerika stünde plötzlich schwach da, es entsteht der Eindruck, daßes den Bedingungen in der Welt nicht mehr gewachsen ist.
Nach Innen ist ein klarer Konflikt auch mit einer Heraushebung des Präsidenten im politischen System verbunden (Sicherheitsgesellschaft). Die eher gesellschaftliche Wirtschaftslobby würde gegenüber der eher präsidentennahen (da außenpolitikbezogen) Militär- und Sicherheitsstruktur an Gewicht verlieren. Ein nicht zu ignorierender Punkt ist die von Schulze beschriebene Selbstdefinitionsnotwendigkeit des Westens,welche durch den Wegfall der kommunistischen Antithese zum Westen obsolet wurde. "Das jeweils andereübte nun fast vierzig Jahre lang die Funktion der Eigenlegitimation aus."Diese Eigenlegitimation ist zur Wahrung der Einheit des Westens durchaus nötig.
Der Feind bietet weiterhin die Möglichkeit, "die Negativität der eigenen Kultur(...) als unerkennbar und unbedeutend herabzuwürdigen."
Schließlich erscheint mir der letzte Punkt als besonders wichtig. Das Feindbild gibt die Möglichkeit, plausibel die eigene Ethnisierung zu rechtfertigen. "Das neue Rezept ist ein ethnisch motivierter und zunehmend auch ganz offen ethnisch begründeter Realismus, nämlich die Abschottung und der Rückgriff auf nationale Identitäten und alte Geschichten."Die erwähnte Aussage des taiwanesischen Ministerpräsidenten Lee paßt in dieses Bild. Das Argument wird noch plausibler, wenn man beachtet, daßder erwähnte Samuel P. Huntington Berater des amerikanischen Außenministeriums ist, das kann sich durchaus bemerkbar machen.
Wie Ute Meyer zeigen konnte, hängen Entscheidungen nicht unbedingt von bürokratisch festgelegten Informationsflüssen und Hierarchien ab, sondern vielmehr von den Persönlichkeitsmerkmalen der in die Entscheidungsprozesse integrierten Personen, der Interaktionen also (Interbranch Politics Perspective).Huntington ist durchaus als eine hochangesehene Person zu bezeichnen mit reichlich Profil. Sein Einflußkann enorm sein und würde verstärkt werden, wenn sich die Stellung des Außenministeriums in den Entscheidungsprozessen verbessert hat. Das ist natürlich nur zu vermuten, aber in Anbetracht der oben beschriebenen Schwächung der Verteidigungsrolle der USA nach dem Wegfall der SU und weiterhin in Anbetracht der liberalen Regierung, ist eine Stärkung dieser Stellung, ähnlich wie schon bei Carter und vielen liberalen Administrationen, durchaus anzunehmen.
Huntingtons Überlegungen beinhalten nicht nur die These des Zusammenstoßes, sondern auch separatistische Einstellungen. In einem Interview meinte Huntington, daßsich "die USA und Europa(...) auf ihre Gemeinsamkeiten besinnen (müssen): Die Völker des Westens müssen sich aneinanderhängen - oder sie werden getrennt aufgehängt", und weiter: "Wir müssen die Flut von Immigranten eindämmen, weg von der Vorstellung einer multikulturellen Gesellschaft, weg von der Entwestlichung."
Das veranlaßt mich zu einer Spekulation.
Betrachtet man die Zitate und bringt zusätzlich noch eine Meinung Huntingtons mit ein, daßdie westliche Kultur nicht mehr den universalistischen Anspruch besitzen darf (was an sich ja nicht schlecht ist, aber auch mit einschließt, sich auch keine Gedanken mehr über Menschenrechtsverstöße auf der Welt zu machen), so könnte man vermuten, daßdie USA ihren hegemonialen Anspruch nur noch in der westlichen Welt weiterführen will und die restliche Welt, ganz nach dem Vorbild der Monroe-Doktrin von 1823 unbeachtet läßt.
Das ist natürlich nur mit einer ganz herausragenden Stellung Huntingtons im außenpolitischen System der USA vorstellbar, aber es ist durchaus denkbar: Das Feindbild wird genommen, um den Westen zusammenzuschweißen und abzuschotten, der in 40 Jahren aufgebaute bestausgestattetste Militärapparat der Welt sichert den 'Westen ab'. Da dieser Apparat schon gewaltig ist, braucht er nicht weiter ausgebaut zu werden, er wird sogar reduziert, da er nicht mehr weltweit, sondern nur noch im Westen präsent sein muß. So hat man jetzt Luft, sich um die wirtschaftliche Stellung in der Welt zu kümmern. Der Hegemonialanspruch hatte Amerika in der Vergangenheit immer wieder erhebliche Unsympathien entgegengebracht, die USA könnten sich der weltpolitischen Verantwortung entziehen und dafür sogar noch Zustimmung finden. Die Kernwaffen spielen schon heute nicht wirklich eine Rolle. Zwar wird eine große Debatte geliefert, aber die Ausbreitung kann ohnehin nicht verhindert werden und eben auch die USA nicht. Welche Sanktion gäbe es denn? Das betroffene Land , nun in Besitz von Atomwaffen, würde mit Hinweis auf diese, starke wirtschaftliche- oder militärische Sanktionen abwehren. Jeder Staat der etwas auf sich hält, der auch nur ein wenig zu Geld gekommen ist, leistet sich heute Kernwaffen (Indien und Pakistan haben es uns vorgemacht), und zwar nicht aus Sicherheitserwägungen, sondern aus Prestige. Mit der Ausbreitung und
Expansion geht aber die Abwertung der Kernwaffen einher (ähnlich wie die Bildungsexpansion).
Diese Spekulation hätte sogar inne, daßselbst die traditionelle Hemisphäre (Südamerika) aufgelöst wird, sie wird als eigene Kultur definiert.
Das alles heißt keineswegs, daßsich die Beziehungen verschlechtern, im Gegenteil: wie schon angedeutet, ist es eine durchaus willkommene Strategie, gerade von oft wegen ihrer Menschenrechtsverletzungen kritisierten Ländern (China), man treibt regen Handel, die Weltwirtschaft floriert, aber man kommt sich innenpolitisch nicht in den Weg.
Dieses Szenario wäre zweifellos der wohl größte und fundamentalste Umschwung in der Außenpolitik der USA seit den letzten 100 Jahren (Open Door Policy) und erst recht seit dem Beginn des Ost-West-Konfliktes. Wohlgemerkt ist es nur eine Spekulation, wie eine amerikanische Strategie auch aussehen könnte, sie kann nicht bewiesen werden, möglich ist sie aber allemal. Interessant ist aber eines: Henry Kissinger bezeichnete das Buch Huntingtons als "eines der wichtigsten seit Ende des Kalten Krieges".
Wie auch immer die Motive für eine Bipolarisierung aussehen, das Objekt dieser ist zweifelsohne der Islam. Die Gründe für seine besondere Eignung sollen im folgenden Kapitel dargestellt werden.
Warum der Islam
Der Islam hat im Gegensatz zu anderen 'Kulturen' Merkmale, die sich eignen, seine Andersartigkeit besonders hervorzuheben. Er ist die einzige feste ideologische Opposition zum Westen. Das ist möglich, wenn man den Islam als politische Ideologie deutet.Zwar meint Huntington, daßdie Konflikte in der Zukunft nicht mehr ideologisch, sondern kulturell sein werden,aber der Begriff 'Kultur' eignet sich wahrscheinlich nicht sonderlich für eine Rechtfertigung eines Feindbildes. 'Kultur' schreit nach Toleranz, und Toleranz ist in westlichen demokratischen Grundsätzen verankert, das Gleichheitsgebot im Art. 3 des Grundgesetzes überträgt diesen Grundsatz in ein Rechtsgebäude, er wird einklagbar. Es ist 'political correct', tolerant zu sein, Intoleranz hat einen stark negativen Beigeschmack.
Im Gegensatz dazu hat der Begriff der Ideologie immer einen Anschein der 'geistigen Verblendung' inne. Ideologie ruft nicht Toleranz hervor, im Gegenteil, sie ist die Verkörperung des Gegners. Wenn man vom Ost-West-Konflikt sprach, so war immer von ideologischer Gegnerschaft die Rede. Ob nun die negative Verknüpfung des Wortes Ideologie mit dem langwierigen Kalten Krieg zusammenhängt, sei dahingestellt, eine andere Ideologie zu haben, wird aber mit einer Kriegserklärung an die fundamentalen gesellschaftlichen Grundsätze gleichgesetzt. Eine Ideologie gilt es zu bekämpfen.
Nun kann man einwenden, daßder Islam doch eine Religion sei und deshalb eher kulturell zu sehen ist. Ein nachhaltig wirkendes Merkmal des Islam ist jedoch "die in(...)(der) frühislamischen Geschichte entstandene Verknüpfung von Religion und Politik."Neben dem Punkt, daßdiese Verknüpfung an sich schon die extreme Gegnerschaft zum westlichen Ideal der Trennung von Kirche und Politik und damit des Systems der Territorialstaaten darstellt,tritt hier durch diese Einheit die Religion in direkten Kontrast zur politischen Demokratie - zur westlichen Ideologie. "Der Islam gerät so zur Begründung des GegenWestens, zur Gegen-Moderne, ja zur Gegen-Zivilisation."
Besonders in der Menschenrechtsfrage wird der Unterschied zum humanistisch geprägten Westen weithin sichtbar gemacht. Die totale Entrechtung der Frau und die Scharia - das rohe und unmenschliche Rechtssystem werden mit dem Islam assoziert.
Ein weiterer Punkt der Eignung des Islam als Feindbild ist die geringe Wirtschaftsverflechtung mit der westlichen Welt. Zwar kann man einwenden, daßhier wichtige Ölressourcen vorhanden sind, doch sind diese eher in den Ländern des Nahen-Ostens zu finden, die als 'prowestlich' kategorisiert werden , Saudi- Arabien, Kuwait. Der Westen kann sehr gut ohne irakisches Öl leben. Das Handelsembargo brachte keine Verteuerung des Rohstoffes. Die islamischen Länder dienen eher als Rohstoffbasis und weniger als Absatzmärkte und Wirtschaftszentrum, wie z.B. Asien. Die oben geschilderte Triade verdeutlicht die Annahmen. Bei einer eventuellen militärischen Intervention dort, wäre westliches Kapital nur gering betroffen. Clintons nahm vor wenigen Tagen problemlos eine Intervention in Kauf, die Wirtschaftslobby hatte anscheinend keine größeren Bedenken.
Ein weiterer Aspekt ist der islamistische Anspruch des 'Dar el-islam' (Haus des Islam) - der Weltmacht Islam.Damit tritt der Islam in direkte Konkurrenz zur USA, die ihrerseits den Weltmachtanspruch hegt. Nicht zu unterschätzen in der amerikanischen Außenpolitik ist die Rolle der sogenannten 'Israel-Lobby' zusammen mit der AIPAC (American-Israel-Political-Action-Committee). Sie ist die stärkste 'Foreign-Lobby', also die stärkste Interessengruppe im Dienste eines anderen Landes.Ihr ist auch die hochgerüstete israelische Armee im Jom-Kippur-Krieg 1973 zu verdanken. Die Lobby stützt sich auf die jüdische Minderheit in den USA, die aber recht einflußreich ist. Auch Golda Meir wußte dies zu schätzen, wann immer sie Unterstützung in den USA suchte und fand.Aller Wahrscheinlichkeit nach ist der Lobby die stete Loyalität der USA zu Israel zu verdanken. Die Gewährleistung der Sicherheit Israels ist eine der Grundlinien der amerikanischen Außenpolitik. Zur Rechtfertigung und Durchsetzung ihrer Ziele wird das Feindbild Islam plausiblerweise notwendig. Auch im Kemp-Aufsatz ist im Nahen Osten alles auf Israel bzw. den Friedensprozeßdort bezogen, egal ob es sich dabei nun wirklich um daran beteiligte Länder handelt oder nicht.
Pauschalisiert man den Islam als Einheit (so wie es Huntington macht, wenn er von einer einheitlichen islamischen Kultur spricht), dann stellt man fest, daßsie durchaus finanziell gutgestellte Länder enthält (OPEC-Staaten). Dadurch wären sie zumindest für empfindliche militärische Schläge gegen den Westen finanziell in der Lage. Deshalb dürfte Afrika als Konfliktkandidat herausfallen, viel zu schwach und arm sind die Länder noch, als daßsie sich größere und schlagkräftige, auch gegen Teile des Westens einsetzbare Militärmaschinerien unterhalten könnten. Somit fällt auch eine Pauschalisierung der '3.Welt' als Feind heraus, es würde unglaubwürdig erscheinen. Auch die Autoren Kößler und Melber sind der Auffassung, daßweitere Konfliktpotentiale in Ost-West-Konfliktzeiten neben SU und China "in Gestalt der wohlhabendenölexportierenden Staaten" eine Rolle spielten.Die SU ist nicht mehr vorhanden und China wird durch intensive wirtschaftliche Verflechtungen als Bedrohung absurd. Es bleibt aber bei der Lage 'neutraler' Ölstaaten, somit dürften sie weiterhin als Gefahrenpotential gelten. Bei der Vorstellung des einen Islams ist gleichgültig, welche Staaten nun wirklich wohlhabend sind oder nicht. Iussuf El-Qaradawi war der Auffassung: "Wenn die Muslime den richtigen Führer finden, können sie eine der stärksten Weltmächte werden."Eine solche Aussage bestätigt dann die Islam-Pauschalisierer.
Während der Projektion des Feindbildes auf die SU, hatte man stets den jeweiligen Chef der KPdSU als anzufeindende Person, als die personifizierte Gegnerschaft. Stalin mit seinem Terrorregime, Chruschtschow und die Kuba-Krise. Der Islam bietet dieses ebenfalls. Saddam Hussein als "Exponent der Antithese zum neuen gro ßen Westen".Huntington zitierte in einem Interview auf die Frage nach dem Golf-Krieg el-Hawali:"Das ist kein Krieg gegen den Irak, der Westen steht gegen den Islam."
Auf die Frage, wo denn die großen Bruchlinien zwischen den Kulturen liegen, an denen die Kriegsgefahr am größten ist, antwortet der Berater im selben Interview als erstes: "Entlang der islamischen Welt, die blutige Grenzen hat."
Der Islam
Wie in den vorhergehenden Absätzen schon erwähnt, ist die Vorstellung vom einheitlichen Islam eine Pauschalisierung. Sie ist ein Indiz für eine Bipolarisierung (bei zwei Gruppen) bzw. Polarisierung überhaupt. Wird über diese Region geschrieben, wird oft alles in einen Topf geworfen und damit werden viele Trennungslinien und Gruppierungen in der muslimischen Welt einfach weggewischt. Iran und Irak, Syrien und Ägypten, Islamisten, Araber, Panarabisten, Palästinenser - alle stehen scheinbar Hand in Hand beieinander und verkünden das islamische Weltreich. Kemp und Krause werfen wie schon erwähnt Palästinenser und israelische Nachbarstaaten mit Irak und Iran in einen Topf. Der Nah-Ost- Konflikt wird scheinbar zum Konflikt Israel gegen Iran/Irak, alles andere wird als 'Maverickkonflikt' abgetan.Dabei wird etwas deutlich, daßSchulze beschrieb. "In der Behandlung islamischer Gesellschaften (wird) noch nicht einmal zwischen Ideologie und Volk unterschieden (...), wie es im Kalten Krieg nochüblich war."
Der folgende Abschnitt soll die völlige Verschiedenheit der islamischen Staaten zum Ausdruck bringen. Anstatt des großen Einheitsgedanken ist das krasse Gegenteil der Fall, die völlige Zerstrittenheit.
Als Einklang in die Materie möchte ich eine scheinbar belanglose Nachricht setzen, die aber die Trennungslinie innerhalb des Islam sehr verdeutlicht:
Der Zusammenschlußder arabischen Staaten rief heimische Spielzeugproduzenten auf, eine Puppe auf den Markt zu bringen, die die westliche Barbie und das Äquivalent dazu, "Sarah aus dem fremden Iran, die einen Schleier trägt" aus den arabischen Kinderzimmern verbannen soll. Abla Ibrahim, die Leiterin der Jugendabteilung der Arabischen Liga begründet die Forderung damit, daßdie fremden Puppen "Konzepte vermitteln, die im Gegensatz zu arabischen Werten stehen." Leila, so der Name der arabischen Puppe soll durch landestypisches Aussehen, arabischen Vornamen und keinen Schleier glänzen. Am besten wäre gar eine ganze Puppenfamilie mit Geschwistern, Eltern, Großeltern und Haustieren. Sollten die Appelle nicht fruchten, so will die arabische Liga die Puppe per Gesetz fördern, z.B. durch Importhöchstgrenzen.
Eine Trennungslinie wird hier deutlich: die Spaltung der islamischen Welt in einen arabischen, einen persischen und einen osmanischen Teil. Das rührt von der Übernahme des europäischen Idee der Nation (also des Nationalstaates) her. Die islamische 'Umma' (Einheit aller Muslime) wird geteilt in eine arabische , persische und türkische Nation, neben vielen weiteren.Somit ist erst einmal die Gleichsetzung des Irans mit Irak beseitigt, sie gehören unterschiedlichen islamischen Nationen an, Iran - persisch, Irak - arabisch. Die Erzählung von Leila verdeutlicht das.
Mit der Übernahme des europäischen Nationenbegriff ging auch die Trennung von Religion und Politik (Säkularisierung) einher. 1924 rief Atatürk erstmals die säkulare Republik Türkei aus. Die Säkularisierung umfaßte aber die gesamte ehemalige Umma. Somit konnten "Christen sehr wohl Teil der arabischen Nation sein(...), Perser und Türken aber (als) Ausländer (gelten)".Die islamischen Gebiete wurden zu europäisch definierten Nationalstaaten, heute etwa 55 an der Zahl. Sie bilden die lockere 'Organisation der Islamischen Konferenz'. Diese beansprucht im Gegensatz zum 'Islamismus' keinen Weltreich- Anspruch. "Sie verlangen eine Einheit von Religion und Politik als Ordnungsprinzip."
Damit sind wir bei der zweiten Pauschalisierung angelangt: der Islam (als Religion und Gottesglauben) wird mit dem Islamismus (als politische Ideologie) einfach gleichgesetzt.Nicht der Islam tritt zur ideologischen Gegnerschaft zum Westen, sondern der fundamentalistische Islamismus. Dieser ist aber nur eine neuere Strömung innerhalb kulturell völlig verschiedener Staaten (evtl. vergleichbar mit dem Rechtsradikalismus in westlichen Ländern). Den Ursprung hat der Islamismus in den sunnitischen, arabischen Staaten als Ergebnis des Sechs-Tage-Krieges 1967 und nicht wie oft angenommen im persischen, schiitischen Iran. Das kleine Israel hatte die großen arabischen Nachbarn besiegt und die arabische Welt fragte sich warum. Die Antwort gab Jussuf el-Qaradawi, der meinte, daßneben der Einheit von Politik und Religion, auch die 'islamische Lösung' hinzukommen muß. Die Religionsgemeinschaft mußzu ihrer imperialen Macht zurückkehren. Die Modelle des Nationalstaates seien 'importierte Lösungen' Diese Strömung löste in Verbindung mit der 'Muslimbrüderschaft'- eine fundamentalistische Bewegung aus den 20er Jahren den Panarabismus ab.
Daneben gibt es noch die islamische Orthodoxie. Sie beharrt auf der Einheit von Politik und Religion, aber ohne Weltmachtanspruch. Das ist die Auffassung auch der 'Organisation der Islamischen Konferenz'.
Desweiteren existieren auch die sogenannten 'Aufklärer' unter den Muslimen. Sie möchten eine Säkularisierung. Diese Gruppe wurde in der Geschichte des Islam oft verfolgt.
Ein weiterer Dissenz in der islamischen Welt ist die Suche nach dem wahren Imam, dem Nachfolger des Propheten Mohammed. Da der Koran für den Fall der Nichtexistenz von Propheten nichts vorsieht, streitet man sich darum, welcher Stamm nun den Nachfolger stellen darf. Die Fehden unter den verschiedenen Stämmen können blutige Ausmaße annehmen. "In Algerien ermorden Muslime andere Muslime, wobei die Zahl der Opfer inzwischen 80000 erreicht hat."Tibi geht weiter auch auf den Paschtu-Stamm ein, aus der die Taliban in Afghanistan stammen. Diese wollen den anderen Stämmen im Land ihr Verständnis der Scharia aufzwingen.
Schließlich ist auch noch der Panarabismus zu nennen, der an eine säkulare panarabische Nation glaubte. Man rief nach einem 'arabischen Bismarck'Dieser wurde schließlich dann in Form des ersten ägyptischen Staatspräsidenten Gamal Abd el-Nasser Wirklichkeit. Auch andere Staaten bekamen panarabische Regierungen, Irak und Syrien. Doch sie stehen sich feindlich gegenüber, was abermals die Uneinheitlichkeit selbst der arabischen Welt zeigt.Nasser "wurde der Held der Araber, wie zuvor Atatürk der Held der Türken gewesen war."Doch auch die Nasseristen und die Baathisten (Irak und Syrien) standen sich schließlich im Kampf um die Vorherrschaft in Arabien gegenüber.
Für den Islamismus ist im Prinzip nur interessant, ob er sich mit den Nationalstaaten der Islamischen Welt verbindet, so wie "die bolschewistische Ordnungsvorstellung und Partei (sich) mit der Gro ßmacht Ru ßland verband." Tut er dies nicht, so wird es auch keine einheitlichen islamistischen Staaten geben bzw. ein 'islamistischer Islam', etwa so, wie er leider oftmals pauschal dargestellt wird.
Islamismus ist auch nicht mit Terrorismus gleichzusetzen. Viele treten den Weg durch die Institutionen an, wie etwa Necmettin Erbakan, der ehemalige Regierungschef der Türkei. Interessant ist, daßTibi den Islamismus entschärft, indem er meint: Der religiöse Fundamentalismus ist "eine globale Erscheinung unserer Zeit."
Zusammenfassung
Der Aufsatz versuchte zu belegen, daßdie USA in ihrer Außenpolitik zur Aufrechterhaltung der hegemonialen Rolle, sich aus verschiedenen Gründen, die aus ihrer derzeitigen weltpolitischen Lage herrühren, einer neuen Bipolarisierungbedient. Der Westen wird gegen den Nicht-Westen in Form des Islam gestellt. Es wird ein Feindbild aufgebaut. Dieses wird durch die pauschalisierte Darstellung des 'Islam' in Medien und auch in der Literatur deutlich. Der Islam eignet sich aus ideologischen und wirtschaftlichen Gründen zur wirkungsvollen Negation. Wie sehr pauschal und vereinfacht die Darstellung wird, kann anhand einer ausführlichen Diskussion der haupsächlichen Strömungen in den muslimischen Staaten gezeigt werden.
Den Abschlußder Arbeit soll ein Zitat des Beraters Huntington bilden, in welchen die These der neuen Bipolarisierung verdeutlicht werden soll. Auf die Frage nach dem zweiwertigen Erklärungsmuster der Zeiten des Kalten Krieges meinte er:
"So haben beispielsweise viele Polit-Beobachter das chinesisch-sowjetische Schisma schlichtübersehen, weil es nicht in das Schema pa ßte - aber alles in allem sind wir gut damit gefahren."
Literaturliste
Beck, Ulrich: Weltrisikogesellschaft, Weltöffentlichkeit und globale Subpolitik. Wien: Picus Verlag GmbH;1997.
Berliner Morgenpost vom 5.Dezember 1998 Berliner Zeitung vom 16.11.98.
Berliner Zeitung vom 8.12. 1998.
Czempiel, Ernst Otto: Weltpolitik im Umbruch. 2. Auflage, München: Beck,1993.
Czempiel, Ernst-Otto: Amerikanische Außenpolitik, gesellschaftliche Anforderungen und politische Entscheidungen. Stuttgard,Berlin;Köln;Mainz: Kohlhammer,1979.
Dippel, Horst: Die Geschichte der USA. München: Beck, 1996.
Kemp, Geoffrey: Middle East Proliferation Scenarios. Beide in: Krause, Joachim (Hrsg.): Kernwaffenverbreitung und internationaler Systemwandel: neue Risiken und Gestaltungsmöglichkeiten.Baden-Baden:Nomos Verl.-Ges.,1994.
Kößler, Reinhard , Henning Melber: Chancen internationaler Zivilgesellschaften. Frankfurt/Main:Suhrkamp,1993. SPIEGEL-Allmanach ´99.Hamburg: Spiegel-Buchverlag, Hoffmann und Campe Verlag,o.J.
Krause, Joachim (Hrsg.): Kernwaffenverbreitung und internationaler Systemwandel: neue Risiken und Gestaltungsmöglichkeiten.Baden-Baden:Nomos Verl.-Ges.,1994.
Link, Werner: Die Neuordnung der Weltpolitik. München:Beck , 1998.
Link, Werner: Zur internationalen Neuordnung- Merkmale und Perspektiven. In: Zeitschrift für Politik, Nr. 3/1997, S.258-277.
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Münzing, Ekkehard: Die Kurdenpolitik der USA nach dem zweiten Golfkrieg. In: Zeitschrift für Politik, Nr. 4/97,S.469-487.
Nusser,Karl-Heinz: Krieg und Frieden unter den Bedingungen der Globalisierung:
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Schulze, Reinhard: Vom Anti-Kommunismus zum Anti-Islamismus.In: Peripherie Nr. 41/1991,S.5-12.
Spiegel Nr.27/1998. Spiegel Nr.5/98.
Tagesspiegel vom 29.6.1997.
Tagesspiegel vom 8.12.1998.
Tibi, Bassam: Räumt unser heiliges Land. In: Spiegel Nr. 48/98;S.166-184.
Timm, Angelika: Israel- Geschichte des Staates seit seiner Gründung. Bonn: Bouvier Verlag, 1998.
- Arbeit zitieren
- Alf Schulze (Autor:in), 1998, Die Neue Bipolarisierung - Beobachtung zur Außenpolitik der USA nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94963
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