Inhaltsverzeichnis
Über den Autor
Allgemeines
Bits sind Bits
Fernsehen
Video
Werbung
Virtuelle Realität, Holografie
Multimedia - Wird der digitale Marktplatz Wirklichkeit? Ja, aber...
Schnittstelle - Interface
Entwicklung
Mensch-Computer-Dialog
Augeneingabe
Spracheingabe
Fingereingabe
Assistenten
Das Postinformationszeitalter
E-mail
Internet *
Digitales Leben
Fazit
Über den Autor
Nicholas Negroponte ist Begründer und Direktor von Media Lab, des Instituts zur Erforschung zukünftiger Formen der menschlichen Kommunikation am international hoch angesehenen Massachusetts Institute of Technology (MIT). Er ist Mitbegründer und ständiger Kolumnist der Computerzeitschrift "Wired" und gilt als einer des weltweit führenden Experten auf dem Gebiet der Kommunikationstechnologie.
Allgemeines
Das Buch erschien 1995, und kann aus diesem Grunde keine neueren, aktuellen Zukunftsentwürfe von Negroponte vorstellen. Allerdings lassen sich aus demselben Grund seine Vorstellungen zum Teil auf den Grad ihrer Richtigkeit oder Genauigkeit überprüfen.
Die Überlegungen Negropontes fußten auf den Gegebenheiten von 1994. In jenem Jahr galt es schon als ein enormer Fortschritt, daß etwa 90 Prozent der 1994 verkauften Heimcomputer mit einem CD-ROM oder einem Modem ausgestattet waren. Aus heutiger Sicht fast undenkbar, daß ein PC ohne diese Geräte ausgestattet sein könnte. Oder wurde beispielsweise 1994 geschätzt, daß weniger als 10 Millionen Menschen im Internet aktiv waren, so ist diese Zahl verschwindend gering, verglichen mit der heutigen Schätzung von etwa 150 Millionen.
Alle folgenden Aussagen und Behauptungen wurden direkt oder sinngemäß vom Autor übernommen und werden erst am Ende kurz kritisch hinterfragt und beleuchtet. Dies soll das ständige Wiederholen von Phrasen wie: "Negropontes Meinung nach...", oder "Der Autor behauptet..." vermeiden und eine gebündelte Kritik ermöglichen.
Bits sind Bits
Ein Bit hat keine Farbe oder Gewicht, und es reist mit Lichtgeschwindigkeit. Es ist der Kleinste Bestandteil der Informations-DNS. Ein Bit beschreibt den Zustand: an oder aus, richtig oder falsch, etc. Aus praktischen Gründen betrachten wir diesen Zustand als 1 oder 0, wobei die eigentliche Bedeutung dieser Zahlen hier nicht interessiert. Bits bildeten seit jeher die grundlegenden Einzelbausteine der Arbeit mit digitalen Computern. Bis heute ist es uns allerdings gelungen, die verschiedensten Arten von Informationen zu digitalisieren - wie etwa Audio und Video. Ein Signal wird digitalisiert, indem man es an verschiedenen Punkten abtastet. Wenn diese Abtastpunkte nahe genug beieinander liegen, läßt sich daraus eine scheinbar fehlerlose Kopie erstellen. Eine Audio-CD wird z.B. 44.100mal pro Sekunde abgetastet. Für das menschliche Ohr nicht hörbar sind die verbleibenden Zwischensequenzen, das Ergebnis ist eine quasi perfekte Kopie des Originals.
Die Digitalisierung besitzt einige Vorteile, wie z.B. Datenkompression und Fehlerkorrektur. Beides ist von größter Bedeutung für den Transport von Informationen. Sie ermöglicht auch die Übertragung eines Signals mit zusätzlichen Informationen zur Korrektur von Fehlern wie Telefonknacken oder Fernsehschnee, indem man einige Extra-Bits zur Fehlerkorrektur reserviert. Außerdem vermischen sich Bits problemlos miteinander. Die Mischung von Audio, Video und Daten wird Multimedia genannt. Es werden Bits entstehen, die uns etwas über andere Bits erzählen, sog. "Nachrichtenköpfe". Auf einer Audio-CD lassen uns z.B. solche Bits von Song zu Song zu springen etc.
Vor- und Nachteile des digitalen Lebens lassen sich an einem Buch gut festmachen: Ein gedrucktes Buch besitzt eine kontrastreiche Leseoberfläche, wiegt nicht viel, läßt sich leicht durchblättern und ist nicht allzu teuer. Allerdings machen rund 45 Prozent der Kosten Lagerung, Versand und Remittenden aus. Und das schlimmste: es könnte vergriffen sein.
Ein digitales Buch dagegen ist niemals vergriffen und würde auch nicht am Zoll aufgehalten werden können. Es ist jederzeit verfügbar, solange man einen Computer und gegebenenfalls einen Internetanschluß hat.
Die Anzahl von Bits, die pro Sekunde durch einen bestimmten Kanal übertragen werden können, wird als Bandbreite dieses Kanals bezeichnet. Man kann z.B. vier digitale TVSignale in Studioqualität in dieselbe Bandbreite packen, die früher für eine verrauschte analoge Fernsehübertragung benötigt wurde. Außerdem besteht die Möglichkeit, daß wir - je nach Zusammensetzung eines Signals - durch dasselbe Kupfer- oder Glasfaserkabel mehr oder weniger Bits pro Sekunde übertragen können.
Kupferkabel gelten als Medium mit geringer Bandbreite. Mit der Technik des ADSL(Asymmetrical digital subscriber loop) wäre es möglich, über 6 Mill. Bps (Bits pro Sekunde) zu übertragen. Dies ist im Vergleich zum Glasfaserkabel(s.u.) zwar gering, da aber allein in den USA bis heute Kupferkabel im Wert von etwa 60 Mia. $ verlegt worden sind,sollte man darüber nachdenken, zuerst einmal die 6 Mill. Bps, die man über dieses Medium übertragen könnte, voll auszuschöpfen. Hochmoderne Modems können Übertragungsraten von 38400 Bps erreichen. Damit ist die potentielle Rate des Kupferkabels immer noch 100mal höher als die bisher umgesetzte. Außerdem haben wir noch nicht einmal begonnen, das kreative Potential von 6 Mill. Bps zu verstehen.
Glasfaserkabel haben dagegen eine nahezu unbegrenzte Bandbreite. Neueste Forschungsergebnisse erlauben die Vermutung, daß sich etwa 1 Billion Bps übertragen lassen. Das würde bedeuten, daß das Glasfaserkabel etwa 200.000mal schneller wäre als das Kupferkabel. Und wohl gemerkt, hier wird nur von einem einzigen Glasfaserkabel gesprochen. Außerdem ist Glasfaser heute sogar billiger als Kupfer, selbst inklusive der Kosten für die Elektronik an beiden Kabelenden.
Fernsehen
Das Fernsehen ist ein Beispiel für ein Medium, bei dem alle Intelligenz vom Ursprungspunkt ausgeht. Anstatt erhöhte Bildauflösung und ähnliches als nächsten Entwicklungsschritt anzusehen, sollten wir uns die Verschiebung der Intelligenz vom Sender zum Empfänger als nächsten Schritt vorstellen.
Das digitale Fernsehen wird eine ganze Reihe neuer Bits benötigen: nicht nur einfache Nachrichtenköpfe, Bits könnten auch einen Dekoder-Algorithmus enthalten, eine Tonspur, die es erlaubt, jeden Film in der gewünschten Sprache zu sehen (hören), oder einen Kontrollschalter, der Ihr Programm von jugendgefährdend auf jugendfrei umstellt. Wenn ein Fernsehgerät keinen der ortsüblichen Dialekte spricht, wird man zum Computerhändler des Ortes gehen können, um einen digitalen Dekoder zu kaufen.
Für das digitale Fernsehen von entscheidender Bedeutung ist, daß mit Ausnahme von Wahlen und Sportereignissen, nichts in Echtzeit gesendet werden muß. Das bedeutet, daß man einen Großteil der Programme wie in einen Computer laden kann. Die Bits werden mit einer Geschwindigkeit übertragen, die mit der Zeitdauer der Sendung nichts mehr zu tun hat. In der Digitalzeit wird es nur wenig Echtzeitfernsehen geben.
In den zukünftigen digitalen Medien wird das System des Pay-per-view eine größere Rolle spielen, aber in etwa so wie bei Zeitungen und Zeitschriften, die sich ihre Kosten mit den Werbekunden teilen. In manchen Fällen wird der Kunde auch die Möglichkeit haben, das Angebot gegen Aufpreis ohne Werbung zu empfangen. Das "Beste" der besten Sendezeit wird von unseren persönliche Qualitätsvorstellungen und keineswegs von einer statistischen Masse potentieller Konsumenten abhängen.
Sämtliche Hersteller von Computerhardware und -software werben um die Gunst der Kabelindustrie. Das Objekt der Begierde ist eine Dekoderbox wegen ihrer potentiellen Funktion als Durchgangstor. Dadurch besäße der Versorger dieses Tores eine Art Mautstelle im Haushalt, an der er lästige Gebühren verlangen könnte.
Video
"Videotheken werden innerhalb der nächsten zehn Jahren verschwunden sein."
Das Hauptargument ist dieses lästige Hin- und Herschleppen von Atomen (Videocassetten), wo Empfangen ohne Rückgabe und Deponieren von Bits möglich wäre. Video-On-Demand (VOD) heißt das Zauberwort. Wenn ein Film in Sekunden übertragen werden kann, zu jeder Zeit, an jeden Ort, warum sollte ich dann noch in die Videothek gehen, um mir dort einen Film auszuleihen, den ich nach dem Anschauen auch noch wieder zurückbringen muß? Der einzige Unterschied zwischen Abonnentenfernsehen oder VOD und einer Videothek ist, daß es sich in Videotheken einfacher herumstöbern läßt. Aber mit Hilfe kreativer Interface-Assistenten wird VOD keine Grenzen mehr kennen.
Der Dokumentarfilm und sogar das Infotainment werden mit VOD eine größere Chance haben. Die digitalen Fernseh-Assistenten werden blitzschnelle Cutter sein und arbeiten wie ein Professor, der eine Anthologie aus Kapiteln verschiedener Bücher zusammenstellt. In ein paar Jahren wird man von einer marokkanischen Hausfrau lernen können, wie man Cous- Cous macht, oder zusammen mit einem Weinhändler aus Burgund auf eine Weinprobe gehen.
Werbung
Sobald ein Vertriebssystem, das mehr dem Internet ähnelt, in der Unterhaltungswelt Verwendung findet, wird die Erde eine einzige Medienmaschine sein. In den kommenden Jahrzehnten werden sich Bits, die andere Bits, Inhaltsangaben, Register und Zusammenfassungen beschreiben, im digitalen Fernsehen mehr und mehr ausbreiten. Diese Datenköpfe sind auch für die Werbung sehr nützlich: Auf der Suche nach einem bestimmten produkt lassen Sie einfach Ihren Assistenten nach den gewünschten Nachrichtenköpfen suchen. Sie könnten darüber hinaus einstellen, ob auf lokaler, regionaler oder nationaler Ebene gesucht werden soll. Dies läßt sich zu einem Teleshopping-Kanal erweitern, der keine Ringe aus Zirkonium anbietet, sondern nur das, was Sie auch wirklich interessiert.
Virtuelle Realität, Holografie
"Irgendwann im nächsten Jahrtausend werden unsere Enkel oder Urenkel sich ein Footballspiel ansehen, indem sie den Couchtisch auf die Seite schieben und zwanzig Zentimeter große Spieler in ihrem Wohnzimmer herumlaufen lassen. In etwa so, wie auf dem Holodeck der Star Trek- Next Generation."
Die Holografie ist eine unbekannte Größe auf der Suche nach immer besseren Darstellungsmöglichkeiten. Die Holografie im TV würde einmillionenmal die Auflösung eines heutigen Fernsehgeräts benötigen und wird deshalb noch einige Zeit auf sich warten lassen.
Grundidee der virtuellen Realität ist es, ein Gefühl des "Dabeiseins" zu erzeugen, indem man zumindest den Augen den Eindruck vermittelt, alles genau miterlebt zu haben. Derjenige, der sich in der virtuellen Welt bewegt, fühlt sich, als sei er Ursache und nicht die Wirkung für die Veränderungen, die er um sich herum wahrnimmt.
Virtuelle Realität begann bereits 1968 als Projekte der NASA und des amerikanischen Verteidigungsministeriums. Sie eignete sich zunächst besonders für U-Boot- und Panzersimulationen. Bisherige VR-Systeme leiden vor allem noch an technischen Mängeln, VR ist noch nicht schnell genug. Jedoch ist eine schnelle Reaktion auf jede Veränderung das einzige, was zählt. Allerdings wird sie zukünftige Generationen als Unterhaltung dienen.
Multimedia
Multimedia wurde geboren 1978 als Projekt der ARPA (Advanced Research Projects Agency- Amt für weiterführende Forschungsprojekte) als Computersimulation der Stadt Aspen. Man konnte mit dem Auto durch die virtuelle Stadt fahren und dabei aus dem Seitenfenster schauen, anhalten, in Gebäude gehen etc. Durch Multimedia erfahren wir grundlegende redaktionelle Veränderungen, da es im Bereich von Tiefe und Breite nicht mehr "entweder/oder" heißen muß. Die Idee des "Erzähl-mir-mehr" ist ein wichtiger Bestandteil davon.
Die Struktur eines digitalen Textes sollte man sich wie ein kompliziertes Atommodell vorstellen: Teile von Informationen können zurückgerufen, Sätze beliebig erweitert und unbekannte Worte mit Definitionen versehen werden. Verknüpfungen dieser Art lassen sich vom Autor zum Zeitpunkt der Veröffentlichung oder im Laufe der Zeit von Lesern einbauen. Interaktion ist die Voraussetzung für alle Arten von Multimedia. Die Digitalzeit wird das Wesen der Massenmedien insofern verändern, als sie die Bits nicht mehr zu den Menschen "schieben", sondern den Menschen erlauben, sich die Bits zu sich zu "ziehen".
Multimedia sollte auch die Vorstellung von fließenden Übergängen von einem Medium in ein anderes beinhalten. Z.B. können wir heute Schlagzeilen aus den Filmmetern von CNN kopieren und auf die Titelseite des Time -Magazines drucken, oder eine schon gehaltene Rede in Textform übersetzen und ausdrucken lassen.
Multimedia wird sich zu einer Art von Buch entwickeln, mit dem man sich unterhalten kann oder sich eine Geschichte erzählen lassen kann. Eines Tages wird Multimedia so zart, delikat duftend und kostbar sein wie feines Papier und edles Leder.
Wird der digitale Marktplatz Wirklichkeit? Ja, aber
... nur wenn die Schnittstelle zwischen Mensch und Computer so weit verbessert wird, daß ein Gespräch mit dem eigenen Computer so einfach ist wie mit einem anderen Menschen.
Schnittstelle - Interface
Warum ist es so schwer digital zu leben?
Weil es bisher als verschwenderisch galt, Zeit und Geld in eine Benutzeroberfläche zu investieren.
1971 begann die Firma Xerox zum ersten Mal an einer grafischen Benutzeroberfläche zu arbeiten. In jenem Jahr gab es schätzungsweise 150.000 Computer weltweit. Die meisten Menschen, die mir Computern zu arbeiten hatten, sahen sich noch als eine verschworene Gemeinde Intellektueller. 1994 schätzte der Prozessorhersteller Intel, daß er in fünf Jahren 100 Millionen Computer jährlich verkaufen könne. Dies wäre ohne eine massentaugliche Benutzeroberfläche nicht möglich.
Entwicklung
In den 70‘er Jahren wurde eine sogenanntes "Räumliches Datenverwaltungssystem" entwickelt. Der Benutzer konnte sich durch eine fiktive zweidimensionale Landschaft namens "Dataland" bewegen. Dataland selber bestand aus einer Landschaft von kleinen Bildern, die die jeweiligen Funktionen oder Daten erläuterten. Dies war die Geburtsstunde der sogenannten Pictogramme oder Icons. Diese Icons besaßen auch alle ihren eigenen "Platz", so daß es dem Benutzer wesentlich einfacher gemacht wurde, Funktionen oder Daten, die er schon kannte wiederzufinden. Heute sind Icons integraler Bestandteil jedes Computers und das heutige Dataland wird in Fenstern zusammengefaltet - in Windows. Fenster existieren, weil Bildschirme so klein sind. Durch diese Technik kann auf einer relativ kleinen Arbeitsoberfläche eine Reihe verschiedener Arbeitsprozesse gleichzeitig ablaufen.
Die große Herausforderung für das nächste Jahrzehnt besteht im Bau von Computern, die den Menschen erkennen, auf seine Bedürfnisse eingehen und zu verbaler/non-verbaler Kommunikation fähig sind. Die Last der Interaktion lastet heute noch völlig auf den Schultern des menschlichen Benutzers. Aber das wird sich ändern.
Mensch-Computer-Dialog
Wir sprechen voller Sehnsucht über Mensch-Computer-Interaktion, während wir gleichzeitig ganz bewußt einen der beiden Teilnehmer an diesem Dialog völlig im dunkeln lassen. Es ist an der Zeit dem Computer Hören und Sehen beizubringen.
Augeneingabe
Im Bereich der visuellen Intelligenz hat die Wissenschaft stetige Fortschritte gemacht und Techniken entwickelt, um beispielsweise aus Schattenwürfen oder Hintergründen bestimmte Formen oder einzelne Objekte ableiten zu können. Früher oder später wird ihr Computer in der Lage sein, Ihnen ins Gesicht zu schauen. Bisher besteht die größte Schwierigkeit darin, dem Computer beizubringen, den Augen des Benutzers zu folgen und so eine Art Augeneingabe zu ermöglichen. Je mehr der Computer aber über Ihre Position vor dem Bildschirm, Ihre Körperhaltung und das Aussehen Ihrer Augen weiß, desto einfacher ist es für ihn herauszufinden, wohin Sie gerade schauen. Die Augeneingabe wird noch effektiver nutzbar sein, wenn man sie konkurrierend mit einem anderen Eingabemedium benutzt - der Sprache.
Spracheingabe
"Die heutigen Computer verlangen unsere absolute und ungeteilte Aufmerksamkeit. Die Sprache wird dieses Verhalten verändern."
Der Hauptgrund für die geringen Fortschritte auf dem Gebiet der Spracherkennung ist nicht die fehlende Technologie, sondern die fehlende Perspektive. Dabei ist einer der größten Vorteile der Spracheingabe - daß beide Hände frei bleiben - unübersehbar. Zudem kann man auf eine gewisse Distanz kommunizieren. Hauptursächlich dafür waren zwei irreführende Zwangsvorstellungen. Zum einen sollte es dem Computer nichts ausmachen dürfen, ob der Benutzer hochdeutsch oder mit sächsischem Akzent spricht, zum anderen sollte das Büro möglichst weit automatisiert werden - die sprechende Schreibmaschine.
Das Problem der Spracherkennung besteht aus drei Ebenen: Umfang des Wortschatzes, Abhängigkeit von einem bestimmten Sprecher und Wortzusammenhang. Ein weitverbreitetes Vorurteil besagt, daß wir nur dann mit dem Computer zu arbeiten vermögen, wenn es uns gelingt, auf möglichst allen drei Ebenen ein Extrem zu erreichen. Dies kann als haltlos entlarvt werden.
Wenn man den Wortschatz als Gruppe von Wörtern definiert, die gleichzeitig im Computer benötigt werden, könnte man auch von Wortfenstern sprechen. Auf diese Weise muß der Computer unter einer wesentlich kleineren Zahl von Äußerungen wählen, die näher gegen 500 als gegen 5.000 liegen dürfte.
Die angebliche Notwendigkeit einer Unabhängigkeit vom Sprecher ist eine Forderung aus den Zeiten der Telefongesellschaften, für die ein Zentralcomputer für jedermann zugänglich zu sein hatte. Heute sind unsere Rechnersysteme wesentlich weiter verbreitet und personalisiert.
Der dritte Punkt ist die undeutliche Aussprache oder das Verschleifen von Wörtern. Dieses Problem stellt die größte Herausforderung dar, und müßte zum festen Bestandteil der Personalisierung und des Trainings Ihres Computers gehören.
Im nächsten Jahrtausend kann es geschehen, daß wir genauso viel oder mehr mit Maschinen kommunizieren müssen, als mit Menschen. Eine Vorstellung, die bei den meisten Menschen auf Abneigung stößt, da ihr eigenes Selbstverständnis es scheinbar nicht zuläßt mit unbelebten Objekten zu reden. Diese Benutzer sind sich gar nicht im klaren über die Größenreduktion in den vergangenen zehn Jahren und der daraus zu erwartenden in der Zukunft. Systeme mit einem Schreibstift kann man wahrscheinlich nur als unhandliche Übergangslösung betrachten. Die Alternative mit physisch vorhandenen Knöpfen u.ä. ist ebenso inakzeptabel, Beispiel Fernbedienung des Videorecorders. Der Trend der zunehmenden Miniaturisierung wird zwangsläufig die Verbesserung der Spracherzeugung und der -erkennung als vorherrschender Benutzerschnittstelle bei kleinen Objekten vorantreiben. Der entscheidende Punkt ist, daß die Miniaturisierung unbedingt die Stimme benötigt.
Es ist durchaus denkbar, daß wir in zwanzig Jahren einer Gruppe zwanzig Zentimeter großer holografischer Assistenten Aufträge geben, die zu diesem Zweck ständig über unseren Schreibtisch laufen. Mit Sicherheit aber wird Ihre Stimme der wichtigste Kommunikationskanal zwischen Ihnen und Ihren Interface-Assistentensein.
Fingereingabe
Der menschliche Finger ist ein bisher völlig vernachlässigtes Eingabegerät am Computer. Der Grund hierfür ist, daß wir bis heute noch keine gute Technik entwickelt haben, mit der sich der Nahbereich eines Fingers abtasten läßt. Mit nur zwei Zuständen - berührt oder nicht berührt - sind viele Anwendungen fürchterlich schwer zu bedienen. Wenn dagegen ein Cursor erscheinen würde, sobald sich Ihr Finger in etwa einem halben Zentimeter Abstand zum Bildschirm befindet, könnte man das Berühren der Oberfläche wie einen Mausklick und die damit verbundenen Funktionen benutzen.
Ähnliches gilt für die Eingabe von Zeichnungen in den Computer. Möbelhersteller müßten Datentabletts zur Eingabe von Zeichnungen o.ä. direkt in den Schreibtisch integrieren, und zwar nicht in Form einer Erweiterung, sondern in die Schreibtischplatte selbst.
"Das Geheimnis des Interface-Designs liegt darin, die Benutzeroberfläche geradezu verschwinden zu lassen."
Assistenten
"Stellen Sie sich eine Zukunft vor, in der Sieüber einen Interface-Assistenten verfügen, der für Sie jede Nachricht und jede Zeitung, jedes Fernsehprogramm und jede Radiosendung weltweit empfangen kann und Ihnen daraus eine persönliche Zusammenfassung erstellt."
In Zukunft werden Sie eine ganze Reihe von digitalen Butlern beschäftigen, die sowohl im Netzwerk als auch bei Ihnen zu Hause leben und in allen Bereichen Ihrer persönlichen Organisation tätig werden. Einen Interface-Assistenten der Zukunft könnte man sich als eine Sammlung von Computerprogrammen und persönlichen Anwendungen vorstellen. Dieser Assistent wird andere Assistenten in Marsch setzen und der Prozeß wird sich vervielfachen. Aber angefangen hat das alles an Ihrer Benutzerschnittstelle, der Sie Ihre Wünsche mitgeteilt haben.
Das Entscheidende ist nicht der Intelligenzquotient, sondern der gemeinsame Wissensstand und die Kenntnisse, dieses Wissen zu Ihrem Vorteil einsetzen zu können. Die Intelligenz befindet sich eindeutig auf der Senderseite, aber auch die Seite des Empfänger sollte über ein gewisses Maß an Intelligenz verfügen. Wie persönliche Sekretäre müssen auch InterfaceAssistenten lernen und sich entwickeln. Ein Interface-Assistent ohne gesunden Menschenverstand würde seinem Benutzer nur auf die Nerven gehen.
Stellen Sie sich einen Computer-Nachrichtenbildschirm mit einem Knopf vor, der Ihnen -ähnlich einem Lautstärkeregler - ermöglicht, den Grad der Personalisierung einzustellen. Man könnte eine ganze Reihe dieser Knöpfe entwickeln, jeweils abgestimmt auf Ihre persönlichen Vorlieben oder Abneigungen.
Kontrollmöglichkeiten wie diese würden unsere Sicht der Nachrichten sowohl optisch als auch inhaltlich völlig verändern. In einer fernen Zukunft wird dieser Filterprozeß mit Hilfe von Nachrichtenköpfen geschehen.
Unsere Benutzerschnittstellen werden unterschiedlicher Natur sein. Ihre wird anders aussehen als meine: ein Spiegelbild der persönlichen Vorlieben, Freizeitgewohnheiten und sozialen Verhaltensweisen, entstanden aus der vielfältigen Palette des digitalen Lebens.
Das Postinformationszeitalter
Das Industriezeitalter war geprägt vom Atom und machte uns vertraut mit Massenproduktion und einer Wirtschaft, die an einem bestimmten Ort und zu einer bestimmten Zeit produzierte. Dagegen zeigte uns das Informationszeitalter, das Zeitalter des Computers, daß Bits überall und zu jeder Zeit produziert werden können, der strenge Bezug zu Ort und Zeit ging also verloren. In der Zukunft werden wir über die nötigen telekommunikativen und virtuellen Technologien verfügen, die es einem Arzt in Houston ermöglichen, an einem Patienten in Alaska eine schwierige Operation durchzuführen.
Im Postinformationszeitalter wird man es häufig mit einem Einpersonenpublikum zu tun haben. Eine weitverbreitete Meinung ist, daß diese Individualisierung eine Folge der vom Zielgruppenfernsehen ausgehenden Extrapolation ist. Von einer großen Gruppe bewegt man sich auf eine kleinere zu, bis man schließlich das Individuum erreicht hat. Allerdings bin ich in der Digitalzeit ich selbst und nicht ein statistischer Datensatz. Der Mensch steht als Individuum im Zentrum und ist nicht Teil einer Gruppe, die möglicherweise ein bestimmtes Waschmittel kaufen wird.
Einer der großen Vorteile der elektronischen Post oder E-mail liegt darin, daß sie im Gegensatz zum Telefon nicht störend wirkt. Man kann sie bearbeiten, wann es einem gerade paßt. Nur der kleinere Teil unserer Kommunikation muß sofort, das heißt in Echtzeit, bearbeitet werden.
Die E-mail gewinnt auch deshalb an Popularität, weil sie computerlesbar ist. Das bedeutet, daß unsere Interface-Assistentendiese Bits benutzen werden, um Nachrichten einzustufen und je nach Priorität zu behandeln. Außerdem ist eine E-mail im Gegensatz zu einem Fax ein geschäftstüchtiges Arbeitspapier, das der Empfänger sofort weiterverarbeiten kann. Das Faxgerät ist ein ernsthafter Makel in der Informationslandschaft. Es ist nicht einmal wirtschaftlicher als eine E-mail.
Die E-mail verändert auch unseren Arbeits- und Freizeitrhythmus. Sie schafft ebenfalls eine enorme Mobilität. Es ist nicht mehr wichtig, wo ich mich aufhalte, um meine E-mails zu beantworten. Das Geschäftsleben pulsiert nicht mehr länger von neun bis fünf und fünf Tage die Woche.
Die Wahrscheinlichkeit ist groß, daß im nächsten Jahrtausend die E-mail das vorherrschende Medium der Telekommunikation sein wird und sich bereits in den nächsten zwanzig Jahren der Stimme nähern wird oder sie gar überholen wird. Dies setzt allerdings einen gewissen Konsens an elektronischen Umgangsformen voraus, einer "Netiquette". Grob gesagt, in der Kürze liegt die Würze, und nur solche Post verschicken, die den Empfänger angeht, nicht einfach jedem Bekannten eine Blindcopy zuschicken.
Internet
"Schätzungsweise eine Milliarde Menschen werden bis zum Jahre 2000 ans Internet angeschlossen sein. Im Jahr 2005 werden die Amerikaner mehr Zeit im Internet verbringen als vor dem Fernseher."
Zur Zeit besteht die überwiegende Mehrheit der Internet-Benutzer aus Neulingen. Die Anwendergemeinschaft des Internet wird sich immer mehr aus allen Teilen der Bevölkerung zusammensetzen. Ihr demographischer Durchschnitt gleicht sich mehr und mehr der Demographie der realen Welt an. Die Datenautobahn ist mehr als nur eine Abkürzung zu allen Büchern der Welt. Sie schafft ein vollkommen neues, weltweites Sozialgefüge.
Mit dem Internet bietet sich uns ein neues Medium, mit dessen Hilfe man neues Wissen und neue Inhalte entdecken kann. Auch die Passivität der Schüler gegenüber dem Lehrer bei der Wissensvermittlung wird sich verringern. Das Erlernen von Musik mit Hilfe von Computern und Internet ist ein gutes Beispiel für die Vorteile dieses Mediums. Der Zugang zur Musik bleibt nicht auf das begabte Kind beschränkt.
Mit der Datenautobahn gehört fertige und unveränderbare Kunst der Vergangenheit an. Wenn ein Künstler sein nächstes Werk, sei es Kunst, sei es Musik, im Internet publiziert, wird jeder, der es sich ansieht und auf seinen Computer lädt, seiner eigenen Phantasie zur Umgestaltung des Vorhandenen freien Lauf lassen können. Künstler werden das Internet als die weltweit größte Galerie für ihre eigenen Werke und als Mittel für deren direkte Verbreitung nutzen.
Das Netz wird mehr und mehr zum Arbeitsbereich von Unternehmen, die "weltweite" Kleinbetriebe aufbauen. Heute könne drei Personen in drei Städten ein Unternehmen gründen, das auf dem weltweiten Markt operiert. "Bis ins Jahr 2020 wird die häufigste Berufsbezeichung "selbständig" in den entwickelten Ländern sein."
Digitales Leben
Die Gebäude der Zukunft werden wissen, ob Sie sich gerade zum Essen gesetzt haben, ob sie gerade schlafen oder mit dem Hund spazieren gehen. In der Zukunft wird man die dafür notwendigen Geräte sorgfältig in Ihre Kleidung einarbeiten. Anstatt Ihren Laptop im Koffer zu tragen, werden Sie ihn anziehen. Ihre Armbanduhr wird vom bloßem Zeitmesser zu einer mobilen Befehls- und Steuerungseinheit. Das Telefon würde niemals klingeln. Ihr digitaler Butler würde alle Anrufe entgegennehmen und darüber entscheiden, ob der Anrufer Sie stören darf oder nicht. Ihr gesamter Haushalt wird Ihnen mitteilen können, wo sich was gerade befindet. Es ist absolut unvorstellbar, daß etwas nicht mehr wiedergefunden werden kann.
Jeder Computer wird mit jedem Gerät kommunizieren. Wenn sich zum Beispiel Ihr Flug am frühen Morgen verspätet, wird Ihr Wecker benachrichtigt und dementsprechend später klingeln, das Taxiunternehmen unterrichtet etc. Wenn Ihr Kühlschrank bemerkt, daß keine Milch mehr da ist, kann er Ihren Wagen bitten, Sie daran zu erinnern, auf dem Heimweg welche zu kaufen. Es wäre auch wirklich kinderleicht Ihren Toaster zu bitten, die aktuellen Kurse Ihrer Lieblingsaktien auf Ihr Morgentoast zu brennen, allerdings müßte der Toaster zuerst mit den Nachrichten verbunden werden.
In der Zukunft wird man Autos mit digitalen Hilfsmitteln wie intelligenten Autoradios,Verbrauchsreglern und Informationsbildschirmen bestücken: Sie werden immer wissen, wo Sie sich befinden. Die Navigationsleitsysteme der Zukunft werden Sie nicht nur schnellstmöglich von A nach B leiten, sondern je nach Wunsch auch mit akustischen Stadtführern sowie Informationen über freie Hotels etc. versorgen. Sollte Ihr Auto gestohlen werden, kann Ihnen Ihr Auto sogar mitteilen, wo es sich befindet.
Aber auch die Digitalzeit wird ihre Schattenseiten haben. Wir werden Digitalvandalismus,Softwarepiraterie und Datendiebstahl kennenlernen. Viele Arbeitsplätze werden zugunsten vollautomatisierter Systeme abgebaut werden. Der Gedanke an eine lebenslange Anstellung in einem einzigen Beruf verliert schon heute an Überzeugungskraft. Schon jetzt verlagern amerikanische Firmen ihre Hardware-Entwicklung nach Indien oder Rußland. Nicht unbedingt auf der Suche nach billigen Arbeitskräften, sondern nach einem hervorragend ausgebildeten Heer an Geistesarbeitern. Wahrscheinlich spielen in der digitalen Zukunft Zeitzonen eine wichtigere Rolle als Handelszonen. Entwicklungsprojekte könnten von Osten nach Westen in einem 24-Stunden-Zyklus um die Welt bearbeitet werden. Ganze Bereiche der Bevölkerung werden sich von der digitalen Welt ausgeschlossen fühlen, vor allem wird es die "Alten" treffen. Denn jede Generation wird ein wenig digitaler als die vorhergegangene.
Die digitale Technologie kann aber auch wie eine Naturgewalt wirken, die die Menschen zu größerer Weltharmonie bewegt. Die harmonisierende Wirkung wird bereits bei zuvor getrennten Disziplinen und Unternehmen deutlich, die inzwischen zusammenarbeiten, anstatt sich Konkurrenz zu machen.
Fazit
Mein Hauptkritikpunkt ist, daß sich Negroponte immer genau dann darauf beruft, ein unverbesserlicher Optimist zu sein, wenn es darum geht, konkrete Lösungen oder wenigstens Lösungsansätze oder Vorüberlegungen für die Probleme anzubieten, die bei der Realisierung seiner digitalen "heilen" Welt entstehen würden. Immerhin weist er hier und da darauf hin, daß er Probleme sieht oder zumindest schemenhaft erkennt. Doch schwelgt er anscheinend viel zu gerne in seiner perfekten, harmonisierten Zukunftswelt, als daß er sich in seiner Phantasie durch eventuell nicht beantwortbare Fragen beschränken läßt.
Negroponte erscheint viel mehr wie ein "blinder" Optimist, der glaubt, die Digitalisierung des Lebens wird schon irgendwie alle Probleme lösen. Er beschreibt z.B. ein zukünftiges Szenario (s.o.), in dem viele Menschen arbeitslos werden, ältere Menschen sich nutzlos vorkommen werden ohne elementares Verständnis für Digitales etc. Er räumt zwar ein, daß Bits sich nicht dazu eignen, Hunger zu stillen, gibt aber auch keinen Hinweis, wie dieses Problem zu lösen wäre. Durch "eßbare CD-ROMÁs" etwa? Nein, irgendwie wird das Ernährungs- und Arbeitsproblem schon gelöst.
Von allem, was Negroponte in seinem Buch beschreibt, scheinen mir die Interface-Assistenten sowie das Video-on-demandam naheliegendsten und realistischsten zu sein.
Video-on-demand ist heute schon möglich und wird auch genutzt. Es wird allerdings noch ein wenig dauern bis dieses System die Videotheken von heute gänzlich ersetzt haben wird. Nämlich bis ausreichend Glasfaserkabelverlegt worden sind, und der Preis für VOD erschwinglich gemacht wird.
Programme in der Art von Assistenten gibt es heute auch schon ansatzweise. Z.B. im Bereich der E-mail-Filterung oder Themenfilterung in Newsgroups. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob diese Assistenten all das können werden, was Negroponte voraussieht. Es ist zwar ein schöner angenehmer Gedanke, einen Assistenten alle Medienkanäle durchforsten zu lassen und mir nur die Information präsentieren zu lassen, die ich haben möchte. Allerdings drängt sich mir dabei wieder eine Frage auf: Welche Art von Realität wird einem Menschen noch vermittelt, der seine Umwelt nur noch durch Medien wahrnimmt, die ihm nur ganz präzise auf in zugeschnittene Informationen zukommen lassen? So lassen sich äußerst beschränkte Welten schaffen. Dies als Beitrag zur "Weltharmonisierung" zu betrachten ist schon fast höhnisch. So schlecht die meisten Boulervardzeitungen oder -sendungen sein mögen, vermitteln sie doch ein Bild der Gesellschaft, in der der Rezipient lebt. Er sieht Dinge, die ihn im ersten Moment eventuell gar nicht interessieren, die aber für die Reflexion seiner realen Umwelt elementar sein können.
Für NegroponteÁs Überlegung von grundlegender Bedeutung ist die Existenz der sogenannten Nachrichtenköpfe. Bits, die etwas über andere Bits aussagen. An sich eine gute Idee. Solche Bits finden ja auch schon Anwendung (Bsp. Audio-Cd’s u.a.).Ein geradezu gigantischer Aufwand müßte allerdings betrieben werden, um Stichwörter zu finden, die jedem Suchenden zu jedem Thema logisch erscheinen; dazu in allen Sprachen. Außerdem wird täglich soviel Information produziert, daß es schwierig sein dürfte, mit dem Beschreiben dieser Information einigermaßen auf dem neuesten Stand zu bleiben. Wer soll das machen? Ich bezweifle, daß es möglich sein wird, einen derartigen Katalog zu entwickeln. Das bedeutet, daß manche, obwohl interessiert, nicht die Information bekommen, die sie suchten oder gar eventuell benötigten. Damit wären wir wieder in etwa dort, wo wir auch heute schon sind: Manch Findiger bekommt seine Information, manch anderer nicht.
Damit bin ich bei dem Gedanken, wer kontrolliert eigentlich diese Aufbereitung und Bereitstellung von Information? Wer auch immer das sein wird, wird das mächtigste Instrument der Digitalzeit beherrschen. Freiheit der Information? Nicht mehr lange. Wenn je gewesen. Die Möglichkeiten zur Manipulation jedweder Art sind unübersehbar. Und auch schon beispielhaft vorgeführt von Herrn Berlusconi in Italien.
Ähnliches gilt für das "Haus der Zukunft". Im ersten Moment klingt alles sehr schön, was Negroponte sich so schön einfach ausspinnt. Auf den zweiten Blick betrachtet erkennt man ziemlich deutlich die Möglichkeiten der Einflußnahme auf das Leben jedes einzelnen. Wenn jeder immer und überall von seinem elektronischen Butler, Auto oder Toaster aufgespürt werden kann, wird das für diejenigen, die daran ein Interesse haben, auch kein Problem darstellen. Dies erinnert mehr an OrwellÁs "1984" als an die schöne neue, digitale Welt.
NegroponteÁs Ansicht, daß hauptsächlich das Alter darüber entscheiden wird, wer Kenntnisse über die digitale Welt erlangt und wer nicht, kann ich auch nicht recht folgen. Selbstverständlich ist es richtig, daß sich jede folgende Generation leichter tut mit elektronischem Spielzeug, aber entscheidend ist doch erst einmal der Zugang zu diesem elektronischem Spielzeug. Dies ist kein Konflikt der Generationen, sondern des zur Verfügung stehenden Geldes. Computer und Modems fallen doch nicht vom Himmel. Schon gar nicht außerhalb der ersten Welt.
Negroponte beschreibt die Zukunft der Werbung als auf das Individuum zugeschnittene Anzeige, die nur das wiedergibt, was den Konsumenten auch wirklich interessiert. Der Konsument ist nicht mehr Teil einer Gruppe, sondern er wird exakt bis auf Ás Detail beschrieben. Und Negroponte glaubt wirklich, daß die Wirtschaft diese Datensätze nicht dazu verwenden wird, dem Kunden auch Informationen zukommen zu lassen, die er gar nicht haben wollte, die ihn aber doch möglicherweise dazu veranlassen würde, "Ringe aus Zirkonium" zu kaufen? Ich halte dies für reichlich naiv, würde mich aber gerne eines besseren belehren lassen.
- Quote paper
- Guido Deppe (Author), 1996, Zukunftsentwürfe der Informationsgesellschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94921
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