Inhaltsangabe
Eric Voegelin glaubte, dass eine moralisch akzeptable und langfristig erfolgreiche (und das hieß für den Emigranten Voegelin vor allem: totalitarismusresistente) politische Ordnung nur auf Grundlage einer gesunden Religiosität der Bürger und insbesondere des politischen Führungspersonals errichtet werden kann. Der Frage, wie eine gesunde Religiosität bzw. ein gesundes Transzendenzbewusstein beschaffen sein muss, versuchte Voegelin sowohl durch geistesgeschichtliche als auch durch bewusstseinsphilosophische Untersuchungen nachzuspüren. In diesem Buch wird die Bewusstseinsphilsophie Voegelins und die sich darauf gründende politische Ordnungsvorstellung einer eingehenden Kritik unterzogen. Im Ergebnis führt dies zu einer Absage an die Politische Theologie Voegelinscher oder auch anderer Prägung und einem entschiedenen Plädoyer für die Trennung von Religion und Politik.
Über den Autor:
Eckhart Arnold (Jahrgang 1972) hat in Bonn Politische Wissenschaften, Öffentliches Recht und Philosophie studiert. Nach seinem Magisterabschluss im Jahr 2000 hat er zunächst für mehrere Jahre an der Erfurt School of Public Policy in der "`Entwicklung multimedialer Lehrmethoden im Bereich Public Policy"' gearbeitet. Anschließend war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Theoretische Philosophie in Düsseldorf tätig, wo er vor kurzem seine Dissertation zu dem Thema "`Explaining Altruism. A Simulation-Based Approach and its Limits"' fertig gestellt hat. Seit Oktober 2007 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Bayreuth im Studiengang "`Philosophy and Economics"'.
English Summary:
Eric Voegelin believed that a morally acceptable and in the long run successful political order (which meant for the emigrant Voegelin primarily an order that is resistant to totalitarianism) can only be built on the foundation of a healthy religiosity of the citizens and the political leaders. The question of what a healthy religiosity or a healthy consciousness of the transcendent is was examined by Voegelin by recurring to intellectual history and to the philosophy of consciousness. In this book a detailed criticism not only of Voegelin's philosophy of consciousness but also of the concept of political order based on this philosophy is given. This criticism results in a rejection of any political theology of a Voegelinian or other brand and a resolute defense of the separation of religion and politics.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort zur Buchausgabe
- Einleitung
- Thema
- Methode
- Quellen und Sekundärliteratur
- Aufbau
- Die Grundzüge von Voegelins Philosophie
- Voegelins theoretischer Ansatz
- Die Kritik des Positivismus
- Politikwissenschaft als Ordnungswissenschaft
- Voegelins Geschichtsdeutung
- Geschichte als Geschichte der spirituellen Entwicklung der Menschheit
- Exkurs: Die Begriffe „Kompaktheit" und „Differenzierung"
- Der Sinn der Geschichte
- Gnosisbegriff und Zeitkritik
- Voegelins theoretischer Ansatz
- Voegelins Bewusstseinsphilosophie („Anamnesis" — Teil I)
- Voegelin über Husserls „Krisis der europäischen Wissenschaften"
- Husserls Krisis-Schrift
- Voegelins Kritik des Husserlschen Geschichtsbildes
- Voegelins Einwände gegen die Fortschrittsgeschichte
- Voegelins Descartes-Deutung
- „Zur Theorie des Bewußtseins"
- Voegelins Schrift „Zur Theorie des Bewußtseins"
- Kritik von Voegelins Theorie des Bewusstseins
- Die „anamnetischen Experimente" Voegelins
- Voegelin über Husserls „Krisis der europäischen Wissenschaften"
- „Was ist politische Realität?" (Anamnesis — Teil 111)
- Naturwissenschaft und Politikwissenschaft
- Voegelins Begriff der Realität
- Die „Spannung zum Grund" als Ursprung der Ordnung
- Die „noetische" Exegese bei Aristoteles
- Der Begriff der politischen Realität
- Kritik von Voegelins Realitätsbegriff
- Die Verwechselung von gewöhnlichem und spirituellem Realitätsverlust
- Die Zirkularität der Begründung von Voegelins Realitätsbegriff
- Die Fragwürdigkeit von Voegelins Seinserfahrung
- Die Theorie der sprachlichen Indizes
- Kritik von Voegelins Sprachtheorie
- Die Stufen des Ordnungswissens
- Kritik von Voegelins Bodin- und Carnus-Deutung
- Der Leib-Geist-Dualismus in der Theorie der Politik
- „Common Sense" als kompaktes Ordnungswissen
- Kritik: „Common Sense" ist kein Ordnungswissen
- Fazit
- Ergebnis: Das Scheitern von Voegelins Bewusstseinsphilosophie
- Die ungelösten Fundamentalprobleme von Voegelins Ansatz
- Was sind 'franszendenzerfahrungen?
- Die Schlüsselfrage: Braucht Politik spirituelle Grundlagen?
- Spirituelle Wahrheit und politische Ordnung bei Voegelin
- Gibt es spirituelle Sachzwänge?
- Bedarf die Legitimation der politischen Ordnung einer religiösen Komponente?
- Wertbegründung und -konsens in der pluralistischen Gesellschaft
- Sinngebung durch die politische Ordnung?
- Was bleibt von Eric Voegelin?
- Zum Charakter von Voegelins Philosophie
- Zur Frage der Aktualität von Voegelins Ordnungsentwurf
- Was sollte dennoch bleiben?
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text ist eine kritische Auseinandersetzung mit der Bewusstseinsphilosophie des Politikwissenschaftlers Eric Voegelin. Der Autor untersucht, wie Voegelin die Begründung politischer Ordnung durch religiöse Bewusstseinserfahrungen sieht. Das Buch analysiert die Schwächen in Voegelins Argumentation und hinterfragt, ob religiöse Erfahrungen tatsächlich eine notwendige Voraussetzung für eine gute politische Ordnung sind.
- Die Kritik des Positivismus und die Suche nach einer umfassenden Ordnungswissenschaft
- Die Rolle von spirituellen Erfahrungen in Voegelins Geschichtsdeutung
- Die Gnosis als Ausdruck spiritueller Desorientierung
- Die Kritik an Husserls „Krisis der europäischen Wissenschaften"
- Die Frage nach der Bedeutung von Transzendenzerfahrungen für die politische Ordnung
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 3: Der Text stellt die Grundzüge von Voegelins politischer Philosophie vor. Er beschreibt Voegelins Kritik des Positivismus, seine Idee einer normativ-ontologischen Ordnungswissenschaft und seine Geschichtsphilosophie. Das Kapitel beleuchtet auch, wie Voegelin die Beziehung zwischen spirituellen Erfahrungen und politischer Ordnung sieht.
- Kapitel 4: Dieses Kapitel analysiert Voegelins Bewusstseinsphilosophie, wie sie im ersten Teil seines Werkes „Anamnesis" dargestellt wird. Es untersucht Voegelins Kritik an Husserls „Krisis der europäischen Wissenschaften" und seine eigenen Überlegungen zur Theorie des Bewusstseins. Der Autor beleuchtet auch Voegelins „anamnetische Experimente", in denen er seine Kindheitserinnerungen als Ausdruck seiner späteren philosophischen Überlegungen sieht.
- Kapitel 5: Dieses Kapitel widmet sich Voegelins Aufsatz „Was ist politische Realität?", in dem er seine Vorstellung von der politischen Realität, der noetischen Exegese und dem Realitätsverlust erläutert. Der Autor untersucht Voegelins Begriff der Realität als einen Inbegriff metaphysischer Wahrheiten und seine Theorie der sprachlichen Indizes, die die Besonderheiten der verbalen Wiedergabe noetischer Erfahrungen beschreiben. Das Kapitel analysiert auch Voegelins Kritik an der Gesellschaftsvertragstheorie und seine Vorstellung von der „Spannung zum Grund" als Ursprung der Ordnung.
- Kapitel 6: Dieses Kapitel zieht eine Bilanz von Voegelins Bewusstseinsphilosophie und stellt fest, dass Voegelin mit seinem Versuch, die Voraussetzungen politischer Ordnung bewusstseinsphilosophisch zu begründen, gescheitert ist. Es werden die ungelösten Fundamentalprobleme von Voegelins Ansatz, insbesondere die Frage nach dem Wesen von Transzendenzerfahrungen, diskutiert.
- Kapitel 7: Dieses Kapitel untersucht die Frage, ob politische Ordnung einer spirituellen Grundlage bedarf. Es analysiert Voegelins Argumentation, dass spirituelle Erfahrungen die Voraussetzung für eine gute politische Ordnung sind, und hinterfragt, ob es tatsächlich spirituelle Sachzwänge gibt, die die Politik berücksichtigen muss. Das Kapitel stellt fest, dass weder die politische Ordnung der Transzendenzerfahrungen bedarf, noch der Ausdruck der Transzendenzerfahrungen durch die politische Ordnung geschehen muss.
- Kapitel 8: Dieses Kapitel stellt die Frage nach der Aktualität von Voegelins Werk. Es analysiert den Charakter von Voegelins Philosophie als eine dogmatische und monologische Philosophie und hinterfragt die Aktualität von Voegelins Ordnungsentwurf. Der Autor stellt fest, dass Voegelins Ordnungsentwurf in hohem Maße von den Zeitumständen geprägt ist und in der heutigen Zeit wenig relevant ist. Dennoch werden Voegelins Gelehrsamkeit und seine kulturwissenschaftliche Horizonterweiterung als Vermächtnis hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Bewusstseinsphilosophie, Eric Voegelin, politische Ordnung, religiöse Bewusstseinserfahrungen, Transzendenzerfahrungen, Positivismus, Gnosis, Husserl, Aristoteles, „Anamnesis", „Was ist politische Realität?", „Spannung zum Grund", Realitätsverlust, Sprachtheorie, Leib-Geist-Dualismus, „Common Sense", Wertbegründung, Wertkonsens, Sinngebung, Politik, Religion, Toleranz, Aktualität, Philosophie, Geschichtsphilosophie, Ideologie, Totalitarismus.
- Arbeit zitieren
- Eckhart Arnold (Autor:in), 2000, Religiöses Bewusstsein und Politische Ordnung - Eine Kritik von Eric Voegelins Bewusstseinsphilosophie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9491
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