Kerstin Schulz
Romanische Kunst (ca. 950 bis 1200)
- ca. 950 bis 1200 - Entfaltung eines kraftvollen neuen Stils in der Architektur und bildenden Kunst
- Entstehung von Kathedralen und Klosterkirchen von gewaltigen Ausmaß, reich geschmückt mit Skulpturen und Wandmalereien
- Epochenbezeichung Romanik jedoch erst um 1820
- sakral: kirchlich
- profan: weltlich
Historischer Hintergrund
- Untergang des Imperium Romanum und damit des Fundamentes für die Kunst der Spätantike durch die Stürme der Völkerwanderung
- Anpassungsprozess der Kunst an die germanischen Siegervölker - Verlorengehen des Feingefühls für Räumlichkeit und körperliches Volumen und entscheidender Voraussetztungen für malerischer und bildnerischer Tätigkeiten in der Antike
- um 800 Staat Karl des Großen als ein im christlichen Glauben geeintes Großreich unter germanischer Führung
- Bemühung im eine imperiale Reichskunst - wieder Anknüpfung an die römische Antike, jedoch nicht Nachbildung, sondern Aufbauung in kreativer Weise karolingische Kunst
- Abendland um die Jahrtausendwende geographisch, politisch, gesellschaftlich, kulturell und religiös zersplittert, Unsicherheit
- zu Beginn 10. Jh. keine allgemeine Sicherheit durch die zentrale politische Macht mehr - Schutz der Bevölkerung bei lokalen Grundherren
- feudaler Adel drängt somit Königtum allmählich und unmerklich an den Rand politischen Geschehens
- Deutschland: 926 Krönung Otto I. zum Kaiser - Entstehung des "Heiligen
Römischen Reich Deutscher Nation" - als geistiges Erbe des römischen und
karolingischen Imperiums
- neue politische Stabilität, wirtschaftliche Erholung in Stadt und Land
- ottonische Kunst im Dienst der prachtvollen Ausgestaltung von Herrscherbildern
- inspirierende Wirkung der karolinischen und byzantinischen Kunst als Erbe des
Römisches Reiches und (außerdem) als kaiserliche Kunststile
- geistiges und kulturelles Leben in Klöstern
- Kirche im Mittelalter als religiöse Autorität und mit tragender Rolle in Staat und Gesellschaft
- Stärkung durch Reformbewegungen des Mönchtums, Ordensreformen
- Bischöfe und Äbte als Feudalherren und von hohem politischem Amt
- stetige Vermehrung des Kirchengutes durch Schenkungen von Herrschern und Adligen, dadurch großer kirchlicher Grundbesitz - machtvolle Stellung
- weltliche Herren zeigten Macht in Burgen und Schlössern, die Kirche durch Sakralbauten - Entstehung von Kathedralen und Klosterkirchen von gewaltigen Ausmaß, reich geschmückt mit Skulpturen und Wandmalereien - Romanik
- prachtvolle, zur Ehre Gottes errichtete Bauten und kostbare Heligenreliquien zogen in Scharen Pilger an, dadurch Spenden, teilweise Stiftungen ganzer Kloster- und Kirchenbauten oder Ausstattungsfinanzierungen; Verbindungsausbau des Verkehrsnetzes
Romanik
- Romanik als Nachfolger karolingischer Kunst in drei Phasen: Früh-, Hoch- und Spätromanik
- Frühromanik:
- Beschreibung aller künstlerischen Neuschöpfungen seit Ende des 10. Jh. im außerdeutschen Abendland
- Verbreitung in Westeuropa entlang der Handels- und Pilgerstraßen
- Romanik vorallem als ein universaler Stil für das in den Diensten der Kirche stehende Kunstschaffen
- Romanische Kunst: Neuerungen seit dem 12. Jh.,
Aufblühen der Städte (nicht nur sakrale Malerei und Architektur)
- Hochromanik: Blütezeit des Rittertum - Bedeutung des Profanbau durch mächtige Burgen
- romanisch - da Inspirierung von Vorbildern der römischen Antike, jedoch mit zusätzlichen Anteilen aus germanischer, sogar arabischer Tradition - "neue Einheit"
- Zentren romanischer Kunst:
- in Deutschland: am Rhein und im Gebiet des alten Herzogtums Sachsen
- in Frankreich: Normandie, Burgund, die Auvergne, Aqitanien und das Languedoc
- in Italien: die Lombardei, die Toskana und Apulien
- in England normannische Romanik (da 1066 Eroberung durch die Normannen)
- in Spanien südfranzösische Romanik (da Teilnahme zahlreicher franz. Ritter an Kriegen gegen die Mauren) Romanische Baukunst
- (dementsprechend) im wesentlichen Sakralarchitektur
- typisch: massive Mauerwerke,Rundbogenform von Portalen, Fenstern, Arkaden und Gewölben und die Konstruktion von steinernen Gewölben
- Ersetzung des germanischen Holzbaus durch den Steinbau
- Konzentration auf die Fortentwicklung der traditionellen Basilika
- Anpassung an die Erfordernisse der liturgischen Handlung, wie den steigenden Pilgerzahlen
- Bau der Basilika:
Gliederung
- parallel zum Hauptchor erfolgende Angliederung von Nebenkapellen, die sich zum Querschiff öffneten - Erweiterung des ursprünglich rechteckigen Basilikagrundrisses zur Kreuzform
- Vierung als zentraler Schnittpunkt mit dem Längsschiff, zur präsentativen Aufstellung des Hochaltars,
- Vierungsquadrat als Maßeinheit für die Gliederung der gesamten Kirche
- Querhausarme ebenfalls aus jeweils einem solchen Quadrat
- Verlängerung des Mittelschiffes um ein weiteres Quadrat über das Querschiff hinaus - zusammen mit der Apsis Schaffung des Chor
- Mehrfache Übertragung des Vierungquadrates auf das Mittelschiff (Jocheeinteilung) - Betonung der Maßeinteilung durch Pfeiler und rundbogentragende Säulen im doppelten ("sächsischen") oder einfachen ("rheinischen") Stützenwechesl
- Seitenschiffe in halber Breite des Mittelschiffes
- Lichtquelle durch Einfügen von Rundbogenfenstern über den Seitenschiffen
- westliche Baugruppe (Westbau) als Symbol der weltlichen Macht (Platz des
Kaisers beim Gottesdienst), östliche Baugruppe (mit dem Altar) als Sinnbild der geistlichen Macht
- zunächst flache Holzdecken
- später Erhöhung des Mittelschiffes durch Konstruktion von Steingewölben:
- rundbogiges oder spitzbogiges Tonnengewölbe: Form eines Halbzylinders, "auf" das Kirchenschiff gesetzt, mit möglicher Unterteilung in Jochen durch
Gurtbögen
- Kreuzgratgewölbe: rechtwinklige Durchdringung zweier Tonnengewölbe
- Kuppel: möglich als räumliche Verbindung des Mittelschiffes mit dem Querhaus durch Öffnung von gleichartigen Säulen über dem Vierungsquadrat nach allen vier Seiten; Kuppelfolge auch möglich
- Innenwände des Mittelschiffes am Anfang der Romanik noch als plastisch ungegliederte Flächen: Verputzung und Bemalung
- Überlieferung der horizontalen Gliederung von Arkaden-, Bilder- und
Fensterzonen von der frühchristlichen Basilika
- seit Beginn 11. Jh. Auch vertikale Gliederung der Mittelschiffwand durch vorgesetzte Halbsäulen von den Pfeilen bis nach oben - optische Ausgleichung von Horizontale und Vertikale
- später weitere Ausweitung der Schmuckformen durch Verbindung reichen Zierrates an Portalen, Fenstern und Kapitellen mit der wuchtigen Masse der Gebäude
- starke Mauermassen zur Standhaltung der Schubkräfte der Steingewölbe
- massive Mauern nur durch wenig Ornametik gegliedert
- jedoch Herausbildung einzelner Gestaltungselemente: Rundbogen, Rundbogenfries, Zwerggalerie, Doppelrundbogenfenster und ein Sockel für den Gesamtbau
- Baukö01 Romanische Plastik und Malerei Bildhauerei/Plastik:
- diente dem Kirchenbau - vorwiegend sakral bestimmt
- Ausschmückung der architektonischen Schlüsselstellen wie Kapitellen, Gesimsen, Vorhallen und Bogenfeldern über den Portalen (Typanon) mit figürlichen, aber auch ornamentalen Darstellungen - Heilige, Dämonen, Fabelmotive, aber auch germanisches Band- und Flechtwerk
- reiche Reliefdarstellungen - besonders Darstellungen des Jüngsten Gerichts mit Christus als Weltenrichter im Zentrum
- keine naturgetreue Wiedergabe eines Individiums, sondern Verkörperung eines Typus oder Symbole bei figürlichen oder gegenständlichen Darstellungen
- Vollplastiken eher selten - Verwirklichung im Kruzifix,
- dabei Christus vor allem als Erlöser, siegreich über Leben und Tod, weniger
leidend und schmerzgeplagt, Dornenkrone oft durch eine weltliche Krone ersetzt
- der Architektur verwandt: Figuren in blockhafter, statischer Formgebung auf
das Wesentliche beschränkt, ohne detaillierte Darstellung einer Umgebung, gekennzeichnet lediglich durch typische Gesten oder Attribute
- neben Steinbildwerken auch Holzskulpturen, Elfenbeinreliefs für Buchdeckel und Reliquienschreine sowie Bronzeplastiken
- ebenfalls Blütezeit der Goldschmiedekunst, z.B. auch bei ziervollen Bucheinbänden
Malerei:
- Höhepunkt der Buchillustration Deutschlands in Meßbüchern und
Evanglientexten
- oft wertvolle Abschriften in Handschrift in Klöstern - dabei Schmückung vor allem der Heiligen Schrift und liturgischer Bücher mit kostbaren
Miniaturmalereien
- Nähe zur Antike, wie bei der karolingischen Malerei ging verloren
- Kennzeichen:
- Darstellungen weniger prunkhaft und representativ
- Figuren primitiver und derber, mit sparsamer, aber deutlicher Mimik und
Gestik - stark im Ausdruck
- Bedeutungsperspektive: dargestellte Größe einer Figur entspricht ihrer
Bedeutung im Gesamtbild
- fächiger Goldgrund als Hintergrund, statt angedeutete räumliche Tiefe - das
Überirdische, den Bereich des Himmlischen kennzeichnend
- deutliche, oft durch Konturen präzisierte Umrisse
- flächige Farbigkeit mit weitgehendem Verzicht auf Modellierung durch Licht und Schatten
- Frontalansicht bei Einzelfiguren
- Kleider durch wenige stilisierte Gewandfalten angedeutet
- zumeist biblische Szenen, selten weltliche Inhalte
- erhalten meist Buchmalereien
- Wände, Flachdecken und Gewölbe der romanischen Kirchen meist ebenfalls bemalt, jedoch wenig erhalten
- Farbenpracht der Wandbemalungen und Skulpturen vereint frühchristliche, karolingische, ottonische, orientalische und islamische Einflüsse
- Wandmalereien wie Mosaiken jedoch nicht nur Raumdekoration, sondern zur bildhaften Darstellung der Lehre der Kirche für die Gläubigen, die meist nicht lesen konnten
- neben der Temperamalerei vor allem auch Glasmalerei
Quellen:
- Geschichte der Kunst, Ernst Klett Verlag, 1996
- Weltgeschichte (Band 4), Bertelsmann Lexikon Verlag, 1996
- Abiturhilfen Kunstgeschichte I, Dudenverlag, 1996
- Universal Lexikon der Kunst, IP Verlagsgesellschaft, 1995
- Wie erkenne ich Romanische Kunst?, Be0
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