Ein kolossales Mahnmal des Wahnsinns, verborgen im norddeutschen Bremen-Farge: Der U-Boot-Bunker "Valentin". Dieses Buch enthüllt die erschütternde Geschichte eines Bauwerks, das im Zweiten Weltkrieg als Hitlers vermeintliche Wunderwaffe gegen England konzipiert wurde. Errichtet unter unmenschlichen Bedingungen von zehntausenden Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen, verschlang dieser gigantische Betonklotz unvorstellbare Mengen an Ressourcen – Zementmassen, die für eine ganze Stadt gereicht hätten, Stahl in Dimensionen, die jede Vorstellungskraft sprengen. Doch "Valentin" wurde nie vollendet, nie zum Schauplatz der geplanten U-Boot-Produktion. Stattdessen blieb ein monströses Fragment zurück, ein stummer Zeuge der NS-Ideologie und ihrer grausamen Umsetzung. Die Alliierten versuchten vergeblich, den Bunker zu zerstören, doch die massive Bauweise erwies sich als nahezu unüberwindlich. Nach dem Krieg lag das Areal brach, bis die Bundeswehr in den 1960er Jahren einen Teil des Bunkers als Lagerhalle nutzbar machte. Entdecken Sie die ingenieurtechnische Meisterleistung und die tragischen Schicksale, die mit diesem Ort verbunden sind. Erfahren Sie, wie Professor Agatz eine autarke U-Boot-Werft plante, inklusive Tauchbecken und Versorgungseinrichtungen, und wie aus dem Traum von der unbesiegbaren Kriegsmaschine ein Ort der Erinnerung und Mahnung wurde. Dieses Buch ist eine fesselnde Reise in die Vergangenheit, eine Auseinandersetzung mit den dunklen Kapiteln der deutschen Geschichte und ein Appell für Frieden und Menschlichkeit. Es beleuchtet die gigantischen Dimensionen des Bunkers, die unmenschlichen Arbeitsbedingungen, die gescheiterten Zerstörungsversuche und die Nachnutzung durch die Bundeswehr, wodurch die Geschichte des U-Boot-Bunkers "Valentin" ein wichtiges Zeugnis der Zeitgeschichte und ein bedeutendes Denkmal ist.
U-Boot-Bunker "Valentin" in Bremen-Farge
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Bild: Luftaufnahme des U-Boot-Bunkers "Valentin" in Bremen-Farge. Der vordere Bunkerteil (helle Betondecke) ist der Teil, der heute von der Marine als Materialdepot verwendet wird.
Im zweiten Weltkrieg sollten in dem Betonbunker bei Farge (Stadtteil im Norden von Bremen) U-Boote montiert werden.
In dem 430 Meter langen und bis zu 35 Meter hohen Betonklotz an der Weser gegenüber der Huntemündung wollte Hitler das Schwert für den "Todesstoß gegen England" schmieden.
Der U-Boot-Bunker wurde von 1943 bis 1945 mit dem Einsatz von 35.000 Gefangenen und Fremdarbeitern für 120 Millionen Reichsmark aus dem Boden der Niederung an der Weser "gestampft".
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Erst ein Rundgang durch den Bunker und ein Aufstieg auf die Oberfläche macht die Zahlen glauben, die für die verwendeten Materialmengen genannt werden:
220.000 Tonnen Zement wurden in einer Zeit verbaut, in der für private Zwecke nicht einmal eine Kelle Mörtel zu haben war; 220.000 Tonnen, das sind 4,4 Millionen Sack, soviel wie für eine mittlere Stadt mit 10.000 - 12.000 Häusern gebraucht wird. Wollte man diese Massen Zement transportieren, müßten dafür 14.000 Eisenbahnwagen zur Verfügung stehen. Über eine Million Tonnen Kies und 27.000 Tonnen Stahl wurden im Bunker "Valentin" verbaut.
Die Wände sind vier Meter dick. Die Fundamente gehen 15 Meter in den Boden und sind zwölf Meter breit. Die Decken bestehen aus einer 2,5 Meter starken Prellschicht aus nichtarmierten Beton und 4,5 Meter starken eisenbewehrten Schichten.
Nach der Kapitulation versuchten die Alliierten, dem Klotz mit Bomben beizukommem. Von 87 Treffern durchschlugen nur zwölf Bomben und Luftminen schwersten Kalibers die Bunkerdecke. Kein Gedanke, daß sie den unter der Bunkersohle liegenden Luftschutzraum für 500 Personen gefährdet hätten.
Die geniale Planung des Bremer Professors Dr.-Ing. Arnold Agatz hatte alles für eine von der Außenwelt unabhängige U-Bootswerft bedacht. Es gab eigene Versorgungsanlagen für Brauchwasser und Trinkwasser, Frischluftzufuhren, Heizungsanlagen und Kraftwerke. Auf dem Schienenweg sollten die Sektionen für die Unterseeboote angeliefert und auf Montagebahnen mit Gerüsten und Arbeitsgruppen zusammengebaut werden. Am Ende der Montagebahn lag das 180 Meter lange und 30 Meter tiefe Tauchbecken.
Der Montagewagen mit dem fertigen Boot sollte hineinfahren, das Becken dann geflutet und die Druck- und Tauchmanöver durchgeführt werden.
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36.000 Tonnen Wasser faßte das Tieftauchbecken, zu dem eine Unterwasserverbindung zur Weser führen sollte. Pro Tag sollten vier U-Boote die gigantische Montagehalle verlassen.
Von den großen Plänen blieb nur ein narbenbedeckter Riese, mit dem keiner etwas anzufangen wußte. Auf dem Dach siedelten sich zwischen Bäumen und Sträuchern an wassergefüllten Trichtern ganze Vogelschwärme an. Durch die klaffenden Risse drang Wasser nach innen. Eine Sisyphusarbeit schien es, den Betonriesen nur vom Schutt zu säubern.
Im Herbst 1964 begann die Bauabteilung der Oberfinanzdirektion Bremen unter Baudirektor Otto Zander mit den Aufräumungs- und Sicherungsarbeiten. Erst im Sommer 1965 konnte mit dem Bauen begonnen werden. Das Dach des Ostteils wurde mit Gefällbeton versehen. 41.000 Quadratmeter Estrich aufgebracht, Gruben und Kanäle überdeckt, Treppen und Schächte erneuert.
Ingenieur Herbert Skoda, der örtliche Bauleiter, kannte sich in den Schächten, Hallen und Gängen aus:
Die restlichen 20.000 Quadratmeter überdachter Fläche bieten sich geradezu für einen weiteren Ausbau an. Die Erfahrung lehrt, daß neuer Lagerraum den doppelten Kostenaufwand erfordern würde. Warum also nicht den ganzen "Valentin" wieder instandsetzen ?
Nach dem im Krieg künstlich gehaltenen Preisniveau mit 120 Millionen Reichsmark Kosten stellt "Valentin" heute immerhin ein Objekt im Wert von weit über einer Milliarde DM dar. Ein "Weltwunder", von dem man berichtete, daß es 1945 auch Churchill besichtigte...
Seit 1964 wurde in dem von Bombentrichtern übersäten U-Boot-Werftbunker "Valentin" wieder gearbeitet. Im Herbst 1966 war es soweit, daß eine Hälfte des grauen Gemäuers der Bundeswehr als riesige Lagerhalle mit 21.000 Quadratmeter Fläche zur Verfügung stand.
20 Jahre herrschte in dem einst als "achtes Weltwunder" bestaunten Bunker Friedhofsruhe, die nur durch Turmfalken, Krähen und Tauben gestört wurde. 2,5 Millionen DM mußte der Bund aufwenden, um wenigstens einen Teil des Bauwerks nutzbar zu machen.
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Buchtip:
Wer sich "intensiver" mit dem Bunker und seiner Geschichte auseinandersetzen möchte, dem kann ich folgendes Buch empfehlen (aus diesem Buch sind auch die Fotos im Text !):
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Häufig gestellte Fragen
Was ist der U-Boot-Bunker "Valentin"?
Der U-Boot-Bunker "Valentin" ist ein riesiger Betonbunker in Bremen-Farge, der während des Zweiten Weltkriegs gebaut wurde, um U-Boote zu montieren. Hitler wollte dort das Schwert für den "Todesstoß gegen England" schmieden.
Wann wurde der Bunker gebaut?
Der Bau des Bunkers dauerte von 1943 bis 1945.
Wie viele Arbeiter waren am Bau beteiligt?
Etwa 35.000 Gefangene und Fremdarbeiter wurden beim Bau des Bunkers eingesetzt.
Wie viel kostete der Bau?
Der Bau des Bunkers kostete 120 Millionen Reichsmark.
Wie groß ist der Bunker?
Der Bunker ist 430 Meter lang und bis zu 35 Meter hoch. Die Wände sind vier Meter dick, und die Fundamente reichen 15 Meter in den Boden und sind zwölf Meter breit.
Wie viel Material wurde verbaut?
Es wurden 220.000 Tonnen Zement, über eine Million Tonnen Kies und 27.000 Tonnen Stahl verbaut.
Was passierte nach dem Krieg mit dem Bunker?
Nach dem Krieg versuchten die Alliierten, den Bunker mit Bomben zu zerstören. Später wurde ein Teil des Bunkers von der Bundeswehr als Lagerhalle genutzt.
Was war das Tieftauchbecken?
Das Tieftauchbecken war ein 180 Meter langes und 30 Meter tiefes Becken, in dem die fertigen U-Boote auf ihre Druck- und Tauchfähigkeit getestet werden sollten. Es fasste 36.000 Tonnen Wasser.
Wurde der Bunker jemals als U-Boot-Werft genutzt?
Nein, der Bunker wurde nie als U-Boot-Werft fertiggestellt und genutzt.
Was geschah in den 1960er Jahren?
Ab 1964 begann die Oberfinanzdirektion Bremen mit Aufräumungs- und Sicherungsarbeiten. Ein Teil des Bunkers wurde ab 1966 der Bundeswehr als Lagerhalle zur Verfügung gestellt.
Wie groß ist die Lagerfläche, die der Bundeswehr zur Verfügung stand?
Die Lagerfläche betrug 21.000 Quadratmeter.
Wo finde ich weitere Informationen über den Bunker?
Der Text empfiehlt ein Buch für detailliertere Informationen über den Bunker und seine Geschichte.
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- Stefan Seebeck (Author), 1997, Der U-Boot-Bunker "Valentin" in Bremen-Farge, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94855