Dass die Geschlechterforschung auch für die Naturwissenschaften - und hierbei vor allem für die Biologie - relevant ist, ist eine Tatsache, die erst allmählich in das Bewusstsein von Forschenden gelangt. Auch in der Paläontologie erscheint es zunächst widersinnig, dass die Kategorie Geschlecht bei der wissenschaftlichen Betrachtung ausgestorbener Tierarten von Bedeutung sein könnte. Dennoch existieren Zusammenhänge zwischen sozialen Konstruktionen von Geschlecht, die auf Forschende einwirken, und der Darstellungsweise prähistorischer Lebenswelten.
Am Beispiel der Dinosaurier soll diese Arbeit ebensolche Zusammenhänge aufzeigen und analysieren. Hierbei ist nicht nur der wissenschaftliche Diskurs innerhalb der Paläontologie Gegenstand der Untersuchungen, sondern auch die zeitgenössische Darstellung der "Urzeit-Echsen". Dinosaurier sind zwar ausgestorben, allerdings sind sie dennoch ein Teil unserer Alltagswelt und prägen diese wie auch unsere Sicht auf sie von unserem alltäglichen gesellschaftlichen Miteinander bestimmt wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kontextualisierung von Geschlecht bei Dinosauriern
- Heteronormativität und Androzentrismus in der Paläontologie
- Nomenklatur
- Archaisierung der prähistorischen Lebenswelt
- Repräsentation von Geschlecht bei der medialen Darstellung von Dinosauriern
- Reproduktion von Rollenkonstruktionen durch Dinosaurier
- Erziehungsarbeit und „Mutterinstinkt“
- Anknüpfungspunkte für dekonstruktivistische Ansätze
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Konstruktionen von Geschlecht bei Dinosauriern, die durch heteronormative und androzentristische Denkweisen geprägt sind. Sie analysiert, wie diese Konstruktionen in wissenschaftlichen Diskursen und medialen Darstellungen von Dinosauriern zum Ausdruck kommen.
- Heteronormativität in der Paläontologie
- Androzentrismus in der wissenschaftlichen Beschreibung von Dinosauriern
- Mediale Repräsentation von Geschlechterrollen bei Dinosauriern
- Mögliche Anknüpfungspunkte für dekonstruktivistische Ansätze
- Die Bedeutung von „situiertem Wissen“ in der Paläontologie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Geschlechterforschung in den Naturwissenschaften ein und stellt die Forschungsfrage nach dem Einfluss von Heteronormativität und Androzentrismus auf die Beschreibung von Dinosauriern. Das zweite Kapitel beleuchtet die Schwierigkeiten, das Geschlecht von Dinosauriern zu bestimmen, da fossile Überreste nur begrenzt Rückschlüsse auf die Fortpflanzung und Geschlechtsmerkmale erlauben. Es zeigt, wie die Lücken im Wissen über Dinosaurier dazu führen, dass eigene Geschlechterkonstruktionen auf diese Lebewesen projiziert werden können. Das dritte Kapitel analysiert die Präsenz von Heteronormativität und Androzentrismus in der Paläontologie. Es betrachtet die Nomenklatur von Dinosauriern und die Tatsache, dass männliche Forscher dominieren, die unsere Sicht auf die prähistorische Lebenswelt prägen.
Das vierte Kapitel untersucht, wie Geschlechterrollen und -stereotypen in medialen Darstellungen von Dinosauriern reproduziert werden. Es fokussiert auf Dokumentationen und fiktionale Produktionen, die den „Mutterinstinkt“ von Dinosaurierinnen und ihre Rolle in der Brutpflege thematisieren.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen dieser Arbeit sind Heteronormativität, Androzentrismus, Geschlechterkonstruktionen, Paläontologie, Dinosaurier, Medienrepräsentation, Dekonstruktivismus, „situiertes Wissen“ und die Bedeutung von sozialen und kulturellen Faktoren in der wissenschaftlichen Beschreibung der Vergangenheit.
- Quote paper
- Patrick Nehren (Author), 2020, Geschlechterkonstruktionen und Heteronormativität in der Paläontologie. "Gute-Mutter-Echsen" und non-binäre Skelette, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/947997