Stell dir vor, du stehst an einem Scheideweg, konfrontiert mit einer Entscheidung, die dein Leben für immer verändern wird: Kriegsdienst oder Zivildienst? In diesem zutiefst persönlichen Dokument offenbart ein junger Mann seine innere Zerrissenheit und den Gewissenskonflikt, der ihn dazu treibt, den Dienst an der Waffe zu verweigern. Es ist eine Reise in die Tiefen der eigenen Überzeugungen, geprägt von christlichen Werten, familiärer Prägung und der Auseinandersetzung mit der Geschichte. Erlebe mit, wie sich ein junger Mensch mit den ethischen Fragen von Krieg und Frieden auseinandersetzt, gestützt auf Erfahrungen von Verlust, Freundschaft und dem Engagement für eine gerechtere Welt. Von der Kindheit in einer katholischen Gemeinde bis hin zur aktiven Teilnahme an Hilfsprojekten in Tansania – jede Station seines Lebensweges formt seine pazifistische Haltung. Dieses Plädoyer für den Frieden ist mehr als nur ein Antrag auf Kriegsdienstverweigerung; es ist ein Aufruf zur Menschlichkeit, ein Zeugnis für die Kraft des Gewissens und eine Mahnung, die Konsequenzen von Gewalt und Krieg niemals zu vergessen. Es ist eine Geschichte über Mut, Überzeugung und die Suche nach dem eigenen Weg in einer Welt voller Konflikte, ein Appell für eine Zukunft, in der Dialog und Verständigung anstelle von Waffen und Gewalt treten, und eine Reflexion über die Bedeutung von Werten wie Nächstenliebe, Toleranz und sozialem Engagement in einer zunehmend polarisierten Gesellschaft. Der Leser wird Zeuge einer mutigen Gewissensentscheidung, die tief in der persönlichen Erfahrung und den moralischen Überzeugungen des Verfassers verwurzelt ist. Die detaillierte Schilderung seiner Beweggründe bietet einen seltenen Einblick in die innere Welt eines jungen Menschen, der sich den drängenden Fragen unserer Zeit stellt: Kriegsdienstverweigerung, Zivildienst, Gewissensentscheidung, Pazifismus, Friedensbewegung, christliche Werte, soziale Verantwortung, ethische Konflikte, persönliche Überzeugung,Jugendliche, Bundeswehr,Moral, Deutschland,Geschichte,Zukunft.
Kriegsdienstverweigerung - Der Antrag Anschreiben
Vorname Nachname Personenkennziffer : Geb.Datum X XXXX X
Olching, 10.12.1998
Sehr geehrte Damen und Herren,
Ich verweigere unter Berufung auf Artikel 4, Absatz 3, Satz 1 des Grundgesetzes den Kriegsdienst an der Waffe. Anliegend erhalten Sie ein polizeiliches Führungszeugnis vom XX.XX.XX, meinen ausformulierten Lebenslauf, sowie eine ausführliche Darlegung der Beweggründe meiner Gewissensentscheidung.
Ich bitte um Anerkennung meiner Entscheidung. Mit freundlichen Grüßen
Name + Unterschrift
Lebenslauf
Name+ Vorname Personenkennziffer : Lebenslauf
Lebenslauf
Ich wurde am XX.XX.19XX in München als Sohn von Mutter, geborene Mädchenname, und Vater geboren.
Ich lebe bis heute in der elterlichen Wohnung in XYZ und habe einen 2 Jahre jüngeren Bruder.
Ab September 19XX besuchte ich die Grundschule XYZ. Seit dem September 19XX besuche ich das Gymnasium XYZ, welches ich voraussichtlich im Juli 19XX mit der allgemeinen Hochschulreife verlassen werde.
Meine sportlichen Aktivitäten umfassen Radfahren, Schwimmen und Tanzen.
Besonders das Tanzen bereitet mir seit 5 Jahren durch die vielen Kontakte, die man knüpft besonders viel Freude.
Ab meinem dreizehnten Lebensjahr habe ich aktiv am Wasserwacht Training teilgenommen und diverse Rettungsschwimmabzeichen abgelegt. Ich habe außerdem fortgeschrittene Kenntnisse im Bereich der Datenverarbeitungstechnik, da ich seit meinem achten Lebensjahr Erfahrung an Computern sammle.
Sehr großen Einsatz erbringe ich in der Schule in sozialem Engagement.
Ich organisiere viele Veranstaltungen, wie Tutorenseminar, Schulparty, Getränkeverkauf zugunsten unserer Partnerschule in Afrika, etc.
Sollte meine Verweigerung anerkannt werden, beabsichtige ich nach meiner Zivildienstzeit eine Ausbildung in eine Berufsausbildung in Richtung Management zu beginnen.
Verweigerungsbegründung
NAME Personenkennziffer Beweggründe
Nach reiflicher Überlegung habe ich mich dazu entschlossen den Kriegsdienst mit der Waffe zu verweigern, um statt dessen Zivildienst zu leisten.
Ich habe mich nämlich ernsthaft gefragt, wie ich als Soldat im Kriegsfall reagieren würde, wenn ich den Befehl bekäme auf andere Menschen zu schießen. Diese Vorstellung ist für mich unerträglich, mein Gewissen rebelliert dagegen Leben zu vernichten. Für mich als Christ ist das Gewissen die letzte Instanz meines Handelns, es sagt mir, was richtig und falsch, was gut und böse ist. Wenn ich obigen Befehl bekäme, müßte ich auf Menschen schießen, die mir nie etwas getan haben. Krieg ist irrsinnig und verachtenswert, Probleme lassen sich durch ihn nicht lösen. Er dient nur dazu mit Gewalt Leben zu vernichten, dies lehne ich ab.
Die Grundlage für die Herausbildung meiner Wertvorstellung war in erster Linie meine Erziehung im Elternhaus. Meine Mutter hat lange Zeit ihre Arbeit aufgegeben, um sich vollständig meiner Erziehung und der meines Bruders zu widmen. Sie arbeitet in unserer Kirchengemeinde aktiv mit und stellte eine christliche und gewaltlose Erziehung in den Mittelpunkt. Durch viele Gespräche und das gelebte Vorbild meiner Eltern und Großeltern wurde ich schon früh mit christlichen Werten vertraut und wuchs in die katholische Pfarrgemeinde, damals unter der Leitung von Pfarrer Blasius Wagner hinein. Ich lernte früh das menschliche Leben nach christlichen Grundsätzen als höchsten Wert zu achten. Die christlichen Gebote sind für mich verbindlich. Mein Glaube gebietet mir, meinen Nächsten zu lieben und verbietet es mir, einen anderen Menschen zu töten. Da ich mich den Forderungen der biblischen Aussagen stelle und nach ihnen lebe, kann ich dies nicht mit dem Dienst an der Waffe vereinigen, denn bei der Bundeswehr wird man zum Töten ausgebildet.
Von Anfang an habe ich gelernt, Konflikte nicht mit Gewalt zu lösen. Insbesondere weil ich mit einem jüngeren Bruder aufwuchs, wurde mir schon in früher Kindheit eine auf gewaltfreie Diskussion und Kommunikation ausgelegte Konfliktlösung vermittelt. Diese Art und Weise der Konfliktlösung bewährte sich mein ganzes bisheriges Leben über, weil ich in meinen ersten 15 Lebensjahren meinen Mitschülern und Kameraden körperlich unterlegen war. Ich lernte, daß es sinnvoll ist, Streitfälle durch Diskussion von vornherein zu schlichten, daß man das Gespräch suchen muß und daß Gewaltanwendung immer der falsche Weg ist.
Ich bin daher der Meinung, daß kein Konflikt sich auf lange Sicht hin mit Gewalt lösen läßt.
Diese Erkenntnis ziehe ich auch aus der deutschen Geschichte, die wir in meinem Geschichte Grundkurs in der Schule besonders ausführlich behandelten.
Gewalt fördert Gegengewalt und verschärft dadurch Konflikte nur. Haß und Rachegefühle werden erzeugt und führen zu immer neuen, immer intensiveren Eskalationen. Das heißt, daß sich durch Gegenwehr im Krieg die Situation der Menschen, deren höchstes Gut, ihr Leben, es zu schützen gilt, nicht bessert sondern dramatisch verschlechtert. Militärische Handlungen halte ich daher für ungeeignet, um Konflikte zu lösen.
Dies zeigt das Beispiel Jugoslawien.
In meiner Grundschulklasse waren mehrere jugoslawische Kinder, die, bevor der Krieg begonnen hat, jedes Jahr in ihre Heimat in den Urlaub gefahren.
Durch den Krieg haben ihre Verwandten alles verloren, was sie besaßen, auch viele Verwandte, die jetzt in meinem Alter wären sind getötet worden. Ich finde das schrecklich, vorallem, weil wir es vor 10 Jahren nie für möglich gehalten hätten.
Bei der SMJ (Schönstadt Mannes Jugend), einer katholischen Jugendgruppe, ähnlich den Pfadfindern, der ich 5 Jahre lang angehörte, und bei den Ministranten, denen ich 3 Jahre lang angehörte, habe ich in vielen Rollenspielen, Beispielen aus dem realen Leben und Zeltlagern sehr intensiv gelernt, was es heißt Gemeinschaftsgeist zu entwickeln, diesen zu leben und zu pflegen. Dazu gehört auch mit anderen zu teilen, zusammenarbeiten, und den ,,Schwächeren" zu helfen und vor allem Gewaltfrei Konflikte zu lösen.
In der Schule unterstützen wir mit einer kleinen Schülergruppe unsere Partnerschule Madunda im Ludewa District in Tansania. Wir verkaufen Sekt bei Konzerten um mit dem Erlös den Schülern Stipendien zu finanzieren. Ich habe viele Bilder von dort gesehen und es schockiert mich immer wieder, wie die Armut Menschen dazu bringt mit Waffengewalt andere zu berauben oder zu töten. Ein Lehrer ist bei einer Schießerei verletzt worden. Allein die Sinnlosigkeit eines solchen Überfalls ist für mich schockierend.
Durch meine Erziehung und meine bisherige Lebenserfahrung habe ich gelernt, das Leben als höchstes Gut der Menschen zu schätzen. Meine Großmutter väterlicherseits starb, als ich noch in der Grundschule war. Dieser erste Todesfall in der Familie, den ich miterlebte, war ein scharfer Einschnitt in mein Leben. Plötzlich erfuhr ich, was Schock, Trauer und Leid bedeuteten. Die Tage zwischen Tod und Beerdigung meiner Oma, die immer für mich da war, waren die schrecklichsten meines Lebens. Diese schrecklichen Tage mußte ich erst vor kurzem wieder durchmachen, als ein guter Freund und langjähriger Klassenkamerad, Tim Görgen, im August bei einem Autounfall in Italien verstarb. Die ganzen negativen Gefühle, die ich seit dem letzten Todesfall verdrängt hatte, kamen wieder hoch. Es war ein Gang durch die Hölle. Ich möchte es nicht erleben, einen Menschen im Krieg - egal auf welcher Seite er kämpfen mag - sterben zu sehen.
Der 2. Weltkrieg ist immer noch ein abschreckendes Beispiel für Kriege.
Die Lektüre von Literatur über den Krieg von Tucholsky und Kästner hat bei mich tief geprägt. Vor allem Erich Maria Remarques Buch "Im Westen nichts Neuses" hat mich sehr bewegt und in meiner Überzeugung bestärkt. In meinem Geschichte Grundkurs haben wir auch den 1. und 2. Weltkrieg sehr ausführlich behandelt, wobei wir auch Original- Filmmaterial und Augenzeugenberichte miteinbezogen, was uns die Grausamkeit dieser beiden Kriege recht eindrucksvoll darstellte. Abgesehen davon können einen schon die blanken Todeszahlen über den 2. Weltkrieg aufs Tiefste bestürzen. Was man selten berücksichtigt ist die gigantische Verwüstung, die ein Krieg hinterläßt. Die Berichte meiner Großeltern über die große Not, die der Krieg über sie gebracht hat, den Hunger und die Armut, erschüttern mich immer wieder.
Ebenso läuft es mir eiskalt den Rücken hinunter, wenn ich ein Mahnmal, wie z.B. die Panzersperre in Moskau, die Skulpturen im Warschauer Ghetto oder das KZ Dachau sehe. Dabei werden mir erst wieder die Auswirkungen eines Krieges auf die unschuldige Bevölkerung bewußt.
Allein die Vorstellung, daß ich einen anderen Menschen zu töten habe, nur weil er in einem anderen Land geboren ist, ist für mich völlig abwegig und würde, wenn ich die Rolle des Soldaten wahrnehmen müßte, einen schweren Gewissenskonflikt in mir auslösen. Für mich hat jeder Mensch, egal welcher Herkunft, welchen Geschlechtes, welchen Glaubens oder welcher Hautfarbe das gleiche unveräußerliche Recht zu leben.
Diese Einstellung hat sich vor allem in Schüleraustauschprogrammen verstärkt. Ich war vor 3 Jahren für 10 Tage in Moskau und letztes Jahr in Warschau zu Gast .
Die Herzlichkeit, mit der ich in den Gastfamilien aufgenommen wurde, macht einem erst so richtig bewußt, was Gastfreundschaft und Nächstenliebe heißt. Wenn man einige Zeit mit diesen Menschen zusammenlebt, dann bemerkt man, daß es Freunde wie alle anderen auch sind. Diese Menschen, egal ob Polen oder Russen oder anderer Nationalität, sind meine Freunde. Es ist völlig egal, woher man kommt, welche Sprache man spricht oder wie man aussieht, denn Freundschaft kennt keine Ländergrenzen.
Die Vorstellung, das Töten von Menschen, die auch meine Freunde sein könnten, während des Wehrdienstes trainieren zu müssen, ekelt mich an. Waffen, deren einziger Zweck es ist, andere Menschen zu töten, bringen nur Leid und Zerstörung und sind deshalb für mich das schlimmste, was der Mensch je geschaffen hat. Ich bin nicht bereit Befehle auszuführen, die gegen meine Überzeugung und gegen mein Gewissen verstoßen und fühle mich deshalb als ungeeignet für den Dienst an der Waffe.
Deshalb möchte ich unter Berufung auf Artikel 4 Absatz 3 Satz 1 des Grundgesetzes "Niemand darf gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden." den Kriegsdienst verweigern. Dabei möchte ich keinesfalls den Dienst an meinem Staat umgehen. Ich kenne die Pflichten, die ich meinem Land schuldig bin und möchte diese durch soziales Engagement beim Zivildienst leisten. Ich nehme dafür gerne den 3 Monate längeren Dienst in Kauf und hoffe damit der Gesellschaft einen Dienst zu erweisen, weil ich mit meinem vollem Gewissen dahinter stehe .
Ich bitte um Anerkennung meiner Entscheidung.
Mit freundlichen Grüßen
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Zweck dieses Dokuments?
Dieses Dokument enthält den Antrag eines Individuums auf Kriegsdienstverweigerung in Deutschland. Es beinhaltet ein Anschreiben, einen Lebenslauf und eine ausführliche Begründung der Gewissensentscheidung.
Was ist im Anschreiben enthalten?
Das Anschreiben ist ein formelles Schreiben, in dem die Person unter Berufung auf Artikel 4 Absatz 3 Satz 1 des Grundgesetzes (Gewissensfreiheit) den Kriegsdienst an der Waffe verweigert. Es erwähnt beigefügte Dokumente wie ein polizeiliches Führungszeugnis, einen Lebenslauf und eine ausführliche Begründung der Entscheidung.
Welche Informationen enthält der Lebenslauf?
Der Lebenslauf enthält persönliche Daten wie Name, Geburtsdatum und Wohnort. Er beschreibt den Bildungsweg, sportliche Aktivitäten, Kenntnisse im Bereich der Datenverarbeitung und soziales Engagement in der Schule. Es wird auch die Absicht nach dem Zivildienst, eine Berufsausbildung im Bereich Management zu beginnen, erwähnt.
Was ist der Inhalt der Verweigerungsbegründung?
Die Verweigerungsbegründung ist der Kern des Antrags. Darin wird die Gewissensentscheidung gegen den Kriegsdienst mit der Waffe dargelegt. Die Person argumentiert, dass das Töten von Menschen im Widerspruch zu ihrem Gewissen und ihren christlichen Werten steht. Sie verweist auf die Erziehung im Elternhaus, die Auseinandersetzung mit Krieg und Gewalt in der Geschichte, sowie Erfahrungen in Jugendgruppen und Austauschprogrammen, die ihre Überzeugung gegen Gewalt gefestigt haben. Sie betont, dass sie stattdessen Zivildienst leisten möchte.
Welche Rolle spielt das Grundgesetz bei der Kriegsdienstverweigerung?
Artikel 4 Absatz 3 Satz 1 des Grundgesetzes garantiert die Gewissensfreiheit und schützt vor dem Zwang zum Kriegsdienst mit der Waffe. Auf diesen Artikel beruft sich die Person in ihrem Antrag.
Welche Beispiele oder Erfahrungen werden zur Begründung der Gewissensentscheidung angeführt?
Die Person führt eine Vielzahl von Erfahrungen und Einflüssen an, darunter die Erziehung im Elternhaus, die Auseinandersetzung mit dem Zweiten Weltkrieg, die Lektüre von Kriegsliteratur, die Teilnahme an Jugendgruppen, die Unterstützung einer Partnerschule in Tansania, der Tod von Familienmitgliedern und Freunden sowie Erfahrungen in Schüleraustauschprogrammen.
Welche Einstellung hat die Person zum Dienst an Staat und Gesellschaft?
Die Person betont, dass sie sich nicht vor dem Dienst an Staat und Gesellschaft drücken möchte. Sie ist bereit, Zivildienst zu leisten und somit einen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten.
- Quote paper
- Florian Hund (Author), 1998, Kriegsdienstverweigerung - Der Antrag, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94724