Was ist die Liebe? Diese Frage ist eine der am meisten gestellten seit Anbeginn der Menschheit. Jahrhunderte lang haben Poeten, große Denker und Verliebte versucht dieses Mysterium zu verstehen. Nicht messbar, nicht wiederholbar, nicht generalisierbar scheint sich die Liebe jeder wissenschaftlichen Untersuchung zu entziehen. Dennoch haben sich in der Psychologie einige Forscher daran gewagt, die Liebe messbar zu machen. Die wichtigsten Theorien und Ansätze sollen in dieser Arbeit vorgestellt werden, um so einen Überblick über die Forschung auf diesem Gebiet geben. Zu Beginn sollen Vergleiche mit ähnlichen zwischenmenschlichen Empfindungen die Liebe definitorisch eingrenzen, umso ihre Spezifika herauszuarbeiten. Ob die Liebe auch wirklich zu den Emotionen gehört, soll im dritten Kapitel überprüft werden. Anschließend gibt die Darstellung unterschiedlicher Theorien einen Eindruck der bisher auf diesem Gebiet erarbeiteten Ansätze. Da eine empirische Überprüfung und Diskussion jeder der Theorien den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde, soll exemplarisch nur eine der Theorien durch Forschungsergebnisse vertieft werden.
2 Die Erforschung der Liebe in der Psychologie
Nachdem nur Dichter und Philosophen den Versuch wagten sich dem Mysterium Liebe zu nähern, weckte es in den 60er und 70er Jahren auch das Interesse in der Psychologie. Anfänglich richtete, v.a. die empirische Forschung ihre Aufmerksamkeit auf die Attraktion. Mees (1991) unterscheidet in 2 Phasen, die Vorläufer der Liebesforschung in der Psychologie sind. Bis Anfang der sechziger Jahre widmeten sich die Untersuchungen vorrangig der Attraktionssphäre als Teilaspekt zwischenmenschlicher Beziehungen, um sich danach auf deren Entstehung zu konzentrieren. Jedoch wurde die Betrachtung längerer Zeiträume ausgespart. Seit Mitte der siebziger Jahre versucht nun die Psychologie diese Lücke zu schließen, indem sie die Sozialbeziehung stärker in den Mittelpunkt rückt. Neben intensiven Forschungen über Freundschaft ist auch die Liebe als Beziehung verstärkt Betrachtungsgegenstand geworden (ebd.). Das ist einerseits nicht nur untersuchenswert um das Wunder der Liebe zu ergründen, sondern auch dringend nötig um in der Therapie einer sich verändernden Gesellschaft Rechnung zu tragen.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Die Erforschung der Liebe in der Psychologie
3 Definitionsansätze
4 Die Liebe als Emotion
5 Theorien der Liebe
5.1 Das Intensitätsindikatorenkonzept von Mees
5.2 Die evolutionspsychologische Theorie
5.3 Liebe und Mögen nach Rubin
5.4 Die triangulare Theorie der Liebe von Sternberg
5.5 Die Liebesstile von Lee
6 Forschungsprogramm „Persönliche Beziehungen“
7 Zusammenfassung
8 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
„Liebe ist nicht einfach. Sie ist nie alltäglich, versteht sich nie von selbst. Man kann sich an sie gewöhnen. Man muss mit ihr gehen, sich aber auch von ihr begleiten lassen. Man kann sich nicht gegen sie sträuben. Sie reißt einen mit wie eine Flutwelle. Sie trägt einen weit aufs Meer hinaus, dann setzt sie einen wieder am Strand ab. Was jetzt noch schwer und schmerzlich ist, bringt dann umso gewisser den Aufschwung zum Himmel. Man kann vor der Liebe fliehen, aber man kann sie nicht verneinen. Sie schließt alle ein.“ (Tan, 1998, 174)
Was ist die Liebe? Diese Frage ist eine der am meisten gestellten seit Anbeginn der Menschheit. Jahrhunderte lang haben Poeten, große Denker und Verliebte versucht dieses Mysterium zu verstehen. Nicht messbar, nicht wiederholbar, nicht generalisierbar scheint sich die Liebe jeder wissenschaftlichen Untersuchung zu entziehen. Dennoch haben sich in der Psychologie einige Forscher daran gewagt, die Liebe messbar zu machen. Die wichtigsten Theorien und Ansätze sollen in dieser Arbeit vorgestellt werden, um so einen Überblick über die Forschung auf diesem Gebiet geben. Zu Beginn sollen Vergleiche mit ähnlichen zwischenmenschlichen Empfindungen die Liebe definitorisch eingrenzen, umso ihre Spezifika herauszuarbeiten. Ob die Liebe auch wirklich zu den Emotionen gehört, soll im dritten Kapitel überprüft werden. Anschließend gibt die Darstellung unterschiedlicher Theorien einen Eindruck der bisher auf diesem Gebiet erarbeiteten Ansätze. Da eine empirische Überprüfung und Diskussion jeder der Theorien den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde, soll exemplarisch nur eine der Theorien durch Forschungsergebnisse vertieft werden.
2 Die Erforschung der Liebe in der Psychologie
Nachdem nur Dichter und Philosophen den Versuch wagten sich dem Mysterium Liebe zu nähern, weckte es in den 60er und 70er Jahren auch das Interesse in der Psychologie. Anfänglich richtete, v.a. die empirische Forschung ihre Aufmerksamkeit auf die Attraktion. Mees (1991) unterscheidet in 2 Phasen, die Vorläufer der Liebesforschung in der Psychologie sind. Bis Anfang der sechziger Jahre widmeten sich die Untersuchungen vorrangig der Attraktionssphäre als Teilaspekt zwischenmenschlicher Beziehungen, um sich danach auf deren Entstehung zu konzentrieren. Jedoch wurde die Betrachtung längerer Zeiträume ausgespart. Seit Mitte der siebziger Jahre versucht nun die Psychologie diese Lücke zu schließen, indem sie die Sozialbeziehung stärker in den Mittelpunkt rückt. Neben intensiven Forschungen über Freundschaft ist auch die Liebe als Beziehung verstärkt Betrachtungsgegenstand geworden (ebd.). Das ist einerseits nicht nur untersuchenswert um das Wunder der Liebe zu ergründen, sondern auch dringend nötig um in der Therapie einer sich verändernden Gesellschaft Rechnung zu tragen. Steigende Scheidungsraten scheinen auf einen Individualisierungstrend in unserer Gesellschaft hinzuweisen (Peukert, 1996). Mit voreiligen Schlussfolgerungen sollte jedoch vorsichtig umgegangen werden, da die Institution Ehe, die Liebe als Beziehung und die Liebe als Emotion nicht in einen Topf geworfen werden dürfen.
Im Mittelpunkt dieser Arbeit soll lediglich eine Annäherung an den Begriff der Liebe in der Psychologie stehen. Um dem komplexen Feld der Forschung gerecht zu werden, reicht die Betrachtung einer Forschungsrichtung nicht aus. Im Folgenden soll ein Überblick der unterschiedlichen Ansätze auf diesem Gebiet gegeben werden. Beginnend mit der Einordnung der Liebe in eine Typologie der Emotionen mittels des Intensitätsindikatorenkonzeptes von Ulrich Mees (1991), über den evolutionsbiologischen Erklärungsansatz hin zu Unterscheidungen von Liebesarten durch die viel rezipierten Modelle von Sternberg (1986) und Lee (1988).
3 Definitionsansätze
Wie bei vielen psychologischen Phänomenen scheinen Begriffe im Alltagsgebrauch eindeutig zu sein und keiner weiteren Definition zu bedürfen. Nähert man sich jedoch aus der wissenschaftlichen Perspektive, so sieht man sich durch den Anspruch nach Allgemeingültigkeit einer fachlichen Definition vor einige Probleme gestellt, die zuerst eine Abgrenzung zu anderen Begriffen erfordert.
Es gibt vielerlei Arten der Liebe, die wir im Laufe unseres Lebens erleben: Mutterliebe, Geschwisterliebe, die Liebe zu Gott und natürlich die Partnerliebe. Sie alle meinen die gleiche emotionale Empfindung und dennoch unterscheiden sie sich. Deshalb ist es sinnvoll zuerst die Liebe als Emotion von der mit ihr verbundenen Sozialbeziehung zu trennen (Mees & Rohde-Höft, 2000).
Wechselseitige Liebe ist Voraussetzung, Bestandteil und Bedingung einer Partnerbeziehung. Dennoch reicht sie allein nicht aus um eine Beziehung dauerhaft aufrecht zu erhalten (Mees & Rohde-Höft, 2000). Ebenso wichtig ist eine Reihe weiterer sozialer Fähigkeiten, wie zum Beispiel Verlässlichkeit, Konfliktfähigkeit und Empathie.
Beziehung oder Ehe ohne Liebe empfinden wir heute als grausam erzwungen. Doch das war nicht immer so. Noch bis zu Anfang des 20. Jahrhundert waren arrangierte Ehen, bei denen sich die Brautleute nur flüchtig kannten, in Europa nicht ungewöhnlich (Peukert, 1996). Emanzipationsbestrebungen der Jugend und vor allem der Frauen haben den Pragmatismus vertrieben und die Ehe zu der romantischen Verbindung gemacht, die wir heute als selbstverständlich wahrnehmen. Aber auch heute herrschen auf diesem Gebiet immer noch Konventionen. So beschränkt sich das gesellschaftliche Ideal einer Liebesbeziehung ausschließlich auf heterosexuelle Partner. Und auch in der psychologischen Forschung scheut man sich noch vor der Untersuchung homosexueller Beziehungen.
Wie lässt sich nun aber die Liebe definieren? Der Duden beschreibt sie als „ein starkes und inniges Gefühl der Zuneigung“ bzw. des Hingezogenseins (Duden Bedeutungswörterbuch, 1985, S. 418). Doch Zuneigung allein ist noch keine Liebe. Der maßgebliche Unterschied ist wohl in der Exklusivität zu suchen (Mees & Rohde-Höft, 2000). Wir haben nichts dagegen, wenn unsere Freunde andere Freunde haben. Wir haben aber sehr wohl etwas dagegen, wenn unser Partner noch jemanden liebt.
Andere Ansätze gehen davon aus, dass es auch einen quantitativen Unterschied gibt. Rubin zum Beispiel nimmt an, dass Liebe eine gesteigerte Form des Mögens ist (1970 zitiert nach Mees & Rohde-Höft, 2000).
Weiterhin ist Liebe von Verliebtheit zu unterscheiden. Man läuft Gefahr sie aufgrund ihrer Gemeinsamkeiten zu verwechseln. Die starke Zuneigung, die Freude über das Zusammensein, das Wohlfühlen in der Gegenwart des anderen, das Sehnen bei Abwesenheit und das Bedürfnis nach Zärtlichkeit sind beiden zu eigen (Mees & Rohde-Höft, 2000). Doch Herzklopfen und Schweißausbrüche in Anwesenheit der geliebten Person nehmen nach einiger Zeit ab und die Verliebtheit geht in Liebe über oder die Beziehung endet. Während sich also Verliebtheit durch körperliche Empfindungen auszeichnet, wird die Liebe durch Vertrauen und Verantwortung geprägt, die diesem ersten Abschnitt einer Beziehung (noch) fehlt (ebd.).
Konstituierend für die Liebe scheinen also drei Faktoren zu sein. Erstens, die von beiden Partnern ausgehende starke Zuneigung zueinander. Zweitens, die Exklusivität dieser Zuneigung. Und drittens die Aufrechterhaltung der Beziehung über die Verliebtheit hinaus. Die Erfüllung dieser Faktoren ist zwar hinreichend für eine Partnerschaft aber noch keine Garantie für ein glückliches Zusammensein. Auf diesem Gebiet sind gerade in den letzten Jahren eine Fülle von Publikationen erschienen, auf die hier ein Hinweis genügen soll (z.B. Howell & Jones, 2004), da sich diese Arbeit vorrangig mit dem Konstrukt der Liebe in der Psychologie beschäftigt.
4 Die Liebe als Emotion
Nachdem die Liebe durch die Abgrenzung von anderen Begriffen in ihren Bedingungen spezifiziert werden konnte, bleibt nun noch zu prüfen, ob es sich bei der Liebe überhaupt um eine Emotion handelt. Hierzu bedarf es zuerst einer Definition von Emotion. Nach Meyer, Reisenzein & Schützwohl (2001) sind Emotionen aktuelle psychische Zustände von Personen mit bestimmter Qualität, Intensität und Dauer, die sich in der Regel auf Objekte richten. Die fühlende Person hat normalerweise ein charakteristisches Erleben und häufig treten gleichzeitig physiologische Veränderungen und Verhaltensweisen auf (ebd.).
Die zuerst genannte Bedingung erfüllt die Liebe nur zum Teil. Verliebtheit kann man als einen aktuellen Zustand bezeichnen. Da Liebe aber wesentlich dauerhafter ist, wird sie eher als interpersonelle Einstellung beschrieben (Bierhoff, 1991). Ihre Qualität und Intensität unterscheidet sich, wie schon erläutert wurde, eindeutig von der des Mögens oder der Zuneigung. Ihre Dauer ist unbegrenzt. Sie muss nur die Phase der Verliebtheit schon durchlaufen haben.
Ein Kriterium, das uneingeschränkt bestätigt werden kann, ist der Objektbezug. Liebe bezieht sich immer auf jemanden oder etwas, wobei dieses etwas, durchaus auch abstrakt sein kann (z.B. Gott oder das Leben). Das charakteristische Erleben und Verhalten lässt sich im Alltag unschwer erkennen: das Bedürfnis nach Zärtlichkeit, die Freude über das Zusammensein aber auch die empfundene Verantwortung und das dem Partner entgegengebrachte Vertrauen sprechen für eine emotionale Empfindung.
Da überwiegend positive Resultate bei Überprüfung an den Definitionskriterien der Emotion gefunden werden konnten, kann die Liebe im Großen und Ganzen als Emotion klassifiziert werden.
5 Theorien der Liebe
Die Theorien der Liebe lassen sich mehrfach unterscheiden. Ausgehend vom Umfang einer Theorie gibt es ein- und mehrdimensionale Modelle (Bierhoff, 1991). Während eine Abgrenzung von Liebe und Mögen, wie Rubin (1970) sie eingeführt hat, die Liebe nicht weiter spezifizieren, unterscheiden Modelle, wie die von Sternberg (1986) und Lee (1988) verschiedene Arten von Liebe.
Weiterhin gibt es Theorien, die sich aufgrund ihres Erklärungsansatzes unterscheiden. So geht die evolutionspsychologische Theorie davon aus, dass Männer und Frauen bei der Partnerwahl zur Sicherstellung ihrer Reproduktion verschiedene Strategien fahren, die evolutionär entstanden sind (Mees & Rohde-Höft, 2000). Liebe wird dabei als eine Einrichtung der Natur zur Fortpflanzung verstanden. Konträr dazu steht der sozialkonstruktivistische Ansatz, der annimmt, dass das Konzept der Liebe gesellschaftlich geformt ist. Zu ergänzen ist hier noch der bindungstheoretische Ansatz, der die Arten der Liebe auf individuelle Erfahrungen zurückführt, die vor allem im Kindesalter gemacht wurden. Ausgehend von den Bindungstypen nach Ainsworth (1978 zitiert nach Durkin 2002) wurden diese von Hazan & Shaver (1987 zitiert nach Buunk, 2002) auf die Beziehungsstile Erwachsener übertragen und erweitert.
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- Janine Katzberg (Author), 2006, Die Emotion der Liebe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94437
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