Die Berliner Mauer, welche in der DDR auch als „antifaschistischer Schutzwall“ bezeichnet wurde, war Teil der innerdeutschen Grenze und trennte vom 13. August 1961 bis zum 9. November 1989 West-Berlin vom Ostteil der Stadt. Die Mauer war eines der bekanntesten Symbole für den Kalten Krieg und die Teilung Deutschlands. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Berlin in vier Sektoren aufgeteilt und hatte einen „Vier-Mächte-Status“. Wenig später begann auf verschiedenen Ebenen der Kalte Krieg zwischen Ost und West.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Der „Neue Kurs“
2. „Politisches Tauwetter“
3. Die Festigung des Sozialismus
4. Das Scheitern der Wirtschaft
5. Der Mauerbau
5.1 Beweggründe für den Mauerbau
5.2 Die Nacht des 13. August
5.3 Die Tage danach
5.4 Die Auswirkungen auf das Leben nach der Abriegelung
Fazit
Literaturverzeichnis
Einleitung
Die Berliner Mauer, welche in der DDR auch als „antifaschistischer Schutzwall“[1] bezeichnet wurde, war Teil der innerdeutschen Grenze und trennte vom 13. August 1961 bis zum 9. November 1989 West-Berlin vom Ostteil der Stadt. Die Mauer war eines der bekanntesten Symbole für den Kalten Krieg und die Teilung Deutschlands. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Berlin in vier Sektoren aufgeteilt und hatte einen „Vier-Mächte-Status“[2]. Wenig später begann auf verschiedenen Ebenen der Kalte Krieg zwischen Ost und West. Nach der Währungsreform in den westlichen Besatzungszonen 1948 kam es jedoch zur ersten Berlin-Krise, da die Sowjetunion die Landverbindung zwischen West-Berlin und Westdeutschland unterbrach.[3] Die Berlin-Blockade wurde fast ein Jahr lang von den Westmächten mit der Versorgung über eine Luftbrücke gelöst. Auch gab es aufgrund von Unstimmigkeiten seit 1948 zwei Parlamente und zwei Staatsregierungen. Im Jahre 1952, nach der Staatsgründung der BRD und DDR 1949, wurde die innerdeutsche Grenze abgeriegelt, so dass nur noch Berlin als Fluchtziel für die DDR-Bürger in Frage kam. Die Flüchtlingszahlen erreichten im Jahr 1953 ihren Höhepunkt. Außerdem kam es am 17. Juni 1953, aufgrund von Normerhöhungen zu einem Volksaufstand, der nur mit Hilfe von sowjetischen Panzern zerschlagen werden konnte. Nach diesem Aufstand beschloss die DDR-Regierung einen „Neuen Kurs“.[4]
In der folgenden Arbeit soll der „Neue Kurs“ bis hin zum Mauerbau und dessen Auswirkungen auf die Bevölkerung dargestellt werden.
1. Der „Neue Kurs“
Nach dem Arbeiteraufstand des 17. Juni 1953, der von der SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschland) als „faschistischer Putsch“[5] betitelt wurde, bemühte sich die SED mittelfristig um ein langsameres „Transformationstempo“[6]. In erster Linie sollte die Bevölkerung beruhigt und möglichst neutralisiert werden. Es gelang zunächst durch Verbesserungen im ökonomischen Bereich, die Steigerung der Kaufkraft und ein erhöhtes Konsumgüterangebot die Abwanderungszahlen aus der DDR zu senken[7]. Durch tägliche Verordnungen und Bestimmungen sollte die desolate Versorgungslage verbessert werden. Die Mindestrente wurde erhöht (von 65 auf 75 Mark), ebenso die Witwenrente (von 55 auf 65 Mark), Kuren wurden nicht mehr dem Urlaub angerechnet. Zudem wurde der Wohnungsbau verstärkt und längst fällige Reparaturen an Wohnungen vorgenommen, auch Kindergärten und sanitäre Anlagen in den Betrieben wurden modernisiert. Als wichtigste Verbesserung wurde die Aufhebung der täglichen Stromabschaltung in den Haushalten gesehen[8]. Während sich die Staatsführung bemühte, die materielle Situation der Bevölkerung zu verbessern, erfolgte zeitgleich eine „Umstrukturierung des gesamten Macht- und Disziplinierungsapparates in der DDR“[9], welche ebenfalls für den „Neuen Kurs“ stand. SED und Staatssicherheit verschärften ihre Überwachungen, so dass sich zwischen 1952 und 1954 die Zahl der Inoffiziellen Mitarbeiter des Geheimdienstes auf 30.000 verdoppelte. Erste Konsequenzen waren im Parteiapparat zu erkennen. Die Ulbricht-Gegner Zaisser und Herrnstadt verloren ihre Positionen, da sie im Einklang mit Teilen der sowjetischen Führung die Absetzung Walter Ulbricht betrieben hatten. Im Folgenden wurden über 60 Prozent der Parteimitglieder entfernt, da sie nach Meinung des SED-Politbüros „passiv seien, sozialdemokratische Ansichten vertreten würden und sogar „feindliche Elemente“ in der Partei seien“[10]. Aufgrund dieser Massenselektionen verschwanden die letzten Reste demokratischen Ideenguts aus der Partei.
In Ansätzen gelang es die Bevölkerung zufrieden zustellen, was an den Flüchtlingszahlen abzulesen ist. Im Krisenjahr 1953 verließen insgesamt 331.000 Bürger die DDR. Im Jahre 1954 hingegen flüchteten 184.000 und 1955 252.000 Menschen aus dem Staat, was einen enormen Rückgang darstellte. Jedoch konnten die Veränderungen durch den „Neuen Kurs“ viele Menschen nicht zum Bleiben anhalten[11]. Die meisten Flüchtlinge waren Jugendliche, Bauern und Arbeiter, die sich in der BRD weitaus bessere Arbeits-, Bildungs- und Lebensbedingungen erhofften[12]. Der 17. Juni 1953 und der anhaltende Flüchtlingsstrom machten deutlich, dass der größte Teil der Bevölkerung dem Staat ablehnend gegenüberstand. Wer jedoch nicht in den Westen fliehen konnte und wollte, dem blieb nur noch die Anpassung an die Verhältnisse[13].
Die DDR wurde allerdings nicht von der ganzen Bevölkerung abgelehnt. Es gab unter den Bürgern auch viele, die bis dahin ungekannte Aufstiegsmöglichkeiten in Anspruch nahmen. Sie waren „von der Richtigkeit des eingeschlagenen Weges überzeugt“[14], auch wenn sie nicht alle Entscheidungen der SED-Führung als richtig empfanden. Öffentlicher Widerspruch war jedoch im politischen System der DDR nicht vorgesehen und so wurden die Entscheidungen akzeptiert.
2. „Politisches Tauwetter“ 1956
Nachdem die Flüchtlingszahlen 1955 wieder rapide anstiegen, versuchte die SED-Führung, in der Phase von 1956 bis 1961, die stalinistischen Grundstrukturen ihres Systems aufzuheben[15]. Das politische „Tauwetter“[16] 1956 weckte jedoch bei vielen Hoffnungen auf eine Umstrukturierung der Reformen. Eingeleitet wurde die Entstalinisierung durch den XX. Parteitag der KPdSU, an dem Nikita Chruschtschow, Parteichef der KPdSU, Kritik am Personenkult Stalins sowie an Stalins Verbrechen übte. „Die Versuche, die politischen Strukturen der UdSSR mit den veränderten wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und sozialen Verhältnissen in Einklang zu bringen, führten zu Spannungen im „sozialistischen Lager“ […]“[17]. Die, Abkehr von Stalin nahm in den einzelnen Ländern einen unterschiedlichen Verlauf. Während man in Polen sämtliche Führungskräfte auswechselte, kam es in Ungarn zu einer Revolution, da das Volk aufgebracht war und die Kommunisten disputierten. Die SED und insbesondere Walter Ulbricht, schlossen sich am XX. Parteitag den Aussagen der Sowjetunion an. Ulbricht glaubte mit seiner lapidaren Feststellung im „Neuen Deutschland“ Stalin sei „kein Klassiker des Marxismus“, zur Tagesordnung übergehen zu können[18]. Obwohl das Weltbild der Kommunisten erschüttert worden war[19] und Ulbricht damit viel Verwirrung innerhalb der SED und auch bei den Bürgern stiftete, schaffte er es bei der 3. Parteikonferenz der SED im März 1956 das Thema Entstalinisierung weitestgehend zu umgehen, indem er den Schwerpunkt auf wirtschaftliche Probleme verlagerte. An den Inhalten der Parteikonferenz wurde jedoch eine gewisse Umgestaltung sichtbar. Man verabschiedete unter anderem die „Maßnahmen zur breiteren Entfaltung der Demokratie in der DDR“[20], indem man den örtlichen Volksvertretern mehr Rechte zusprach. Eine Änderung wurde ebenfalls im Bezug auf die Rechtssicherheit deutlich, indem man beschloss, Straftaten nochmals zu kontrollieren, da einige Straftaten „in ihrem Strafmaß zu hoch“[21] bewertet wurden. Im Juni 1956 wurden somit 5.611.000 Personen begnadigt und bis Oktober 1956 erfolgte die Entlassung von insgesamt 21.000 Häftlingen[22]. Viele Anhänger Stalins und genauso viele Bürger, die unzufrieden mit der Bewältigung der Vergangenheit waren, versuchten sich neue Ideale zu suchen. Insbesondere die Intellektuellen waren geschockt und debattierten heftig an den Universitäten. Ernst Bloch und Robert Havemann, beide Träger des Nationalpreises der DDR und Lehrende der Humboldt-Universität, wurden zu „Leitbildern einer Opposition des ‚dritten Weges‘, die antistalinistisch, aber nicht antikommunistisch war“[23]. Man lehnte den Kapitalismus des Westens genauso ab wie die Strukturen der SED und der UdSSR. Mit der Idee des ‚dritten Weges‘ bildete sich eine innerparteiliche Opposition um Wolfgang Harich, die unter anderem die Wiedervereinigung und die Entmachtung Ulbrichts forderte. Sie verlangte zu dem die Wiederherstellung der Meinungsfreiheit, Rechtssicherheit, die Abschaffung der politischen Geheimpolizei und innerparteiliche Demokratie[24]. Die so genannte Harich-Gruppe sollte jedoch nicht lange bestehen, da die SED diese Opposition für zu gefährlich hielt. Die Mitglieder wurden „im März bzw. Juli 1957 zu hohen Zuchthausstrafen verurteilt“[25]. Ein weiterer Opponent bildete sich in der SED-Führungsspitze. Karl Schirdewan auch als „zweiter Mann der SED-Führung“[26] bekannt und mit ihm der Minister für Staatssicherheit, Ernst Wollweber sowie Gerhard Ziller, der Sekretär des Zentralkomitees für Wirtschaft, forderten von Ulbricht den Kurs der Entstalinisierung, den er zu stoppen versuchte, weiterzuführen und das Tempo des Aufbaus des sozialistischen Staates zu verringern. Schirdewan fühlte sich zunächst von Chruschtschow bestärkt, doch nach den Aufständen in Ungarn 1956, stellte er sich wieder auf die Seite Ulbrichts. Die „Destabilisierungstendenzen im Ostblock“[27] führten darauf zu einem plötzlichen Ende der Entstalinisierung. Im Februar 1958 gelang es Ulbricht schließlich, seine schärfsten Kritiker und Konkurrenten Schirdewan und Wollweber zu entmachten, unter dem Vorwurf eine „fraktionelle Gruppe“ gebildet zu haben[28]. In den Jahren 1956 und 1957 stiegen, aufgrund allgemeiner Unzufriedenheit und Verwirrung in der Bevölkerung, die Flüchtlingszahlen wieder stark an. Insgesamt flüchteten in den beiden Jahren 540.811 Menschen aus der DDR.
[...]
[1] Mählert, 1998 S. 100
[2] Flemming, 2001 S. 29
[3] Vgl. Flemming 2001 S. 29
[4] Mählert, 1998 S. 77
[5] Weber, 2006, S. 41
[6] Mählert, 1998 S. 77
[7] Vgl. Mählert, 1998 S. 77
[8] Vgl. Mählert, 1998 S. 78
[9] Mählert, 1998 S. 79
[10] Weber, 2006 S. 41
[11] Mählert, 1998 S. 79
[12] Weber, 2006 S. 41
[13] Vgl. Mählert, 1998 S. 80
[14] Mählert, 1998 S. 81
[15] Vgl. Weber, 1991, S.75
[16] Mählert, 1998 S. 81
[17] Weber, 1991 S. 75
[18] Vgl. Mählert, 1998 S. 83
[19] Weber, 1999 S. 190
[20] Weber, 1999 S. 199
[21] Weber, 1999 S. 192
[22] Vgl. Mählert, 1998 S. 84
[23] Weber, 2006 S. 46
[24] Mählert, 1998 S. 85
[25] Weber, 2006 S. 47
[26] Weber, 1999 S. 190
[27] Mählert, 1998 S. 85
[28] Vgl. Mählert, 1998 S. 86
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