Nach einer Definition von Markus Mändle ist eine Wohnungsgenossenschaft „…ein freiwilliger Zusammenschluss einer Personengruppe, mit einer nichtgeschlossenen Mitgliederzahl, die das gemeinsame Interesse verbindet, eine Verbesserung ihrer Wohnverhältnisse durch wohnungswirtschaftliche Leistungen und die Wohnungsversorgung ergänzende Maßnahmen der Genossenschaft zu erreichen.“ Das gemeinschaftliche Wohnen in Selbstverwaltung braucht klare Strukturen. Die Errichtung eines Unternehmens – den Genossenschaftsbetrieb – durch eine Gruppe von Menschen stellt dabei eine Möglichkeit dar die Wohnraumversorgung zu regeln. Die Genossenschaft ist ein Eigentumsmodell von Wohnraum, das auch für Bevölkerungsteile realisierbar ist, die finanziell nicht in der Lage sind, sich Individualeigentum leisten zu können. Durch die inhärente Dynamik des Wohnungsmarktes hat sich im Laufe der Zeit das Wesen der Genossenschaft gewandelt. Einige der traditionellen Genossenschaften sind den Marktmechanismen zum Opfer gefallen und haben aufgrund der Anpassung ihrer Unternehmensstruktur an den Wettbewerb, die enge Beziehung zu den Mitgliedern eingebüßt und laufen daher Gefahr, ihre spezifischen Eigenschaften zu verlieren. Diesem Typus der „wettbewerbsorientierten“ Genossenschaft steht eine neue wieder mehr gemeinschaftsorientierte Genossenschaftsgeneration gegenüber. Genossenschaftsvertreter sprechen von einer „Renaissance der Genossenschaften“. Hervorgegangen aus dieser Genossenschaftsgeneration ist auch die Wohnungsbaugenossenschaft Schanze e.G. (im Folgenden abgekürzt: Schanze e.G.) aus Hamburg. Die Schanze e.G. ist ein neues Genossenschaftsmodell, das in seiner Typologie als „Dachgenossenschaft“ umschrieben wird, bei dem sowohl einzelne Mieter, wie bei dem klassischen Genossenschaftsmodell als auch verschiedene Wohngemeinschaften den Genossenschaftswohnraum nutzen. Es gilt mit dieser Hausarbeit herauszufinden, ob dieser Typ von Wohnungsgenossenschaft ein Organisationsmodell ist, das die traditionellen genossenschaftlichen Grundwerten umsetzen und dabei den Anforderungen des Wohnungsmarktes und seinen Nachfragern gerecht werden kann. Die Fragstellung lautet daher: Kann das Organisationsmodell der Dachgenossenschaft die genossenschaftlichen Grundprinzipien erfolgreich umsetzen und somit zu einer „Revitalisierung des Genossenschaftsgedankens“ beitragen?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Wesen der einer Wohnungsgenossenschaft
- Veränderung der Genossenschaftsstruktur - Abkehr von den traditionellen Grundwerten
- Genossenschaften im Spannungsfeld von Wohnungsmarkt und –politik
- Struktur der wettbewerbsorientierten Genossenschaft
- Neue genossenschaftliche Wohnformen am Fallbeispiel der Dachgenossenschaft Schanze e.G.
- Ursachen der Gründung von neuen gemeinschaftsorientierten Wohnformen
- Gründungskonzeption der Dachgenossenschaft Schanze e.G.
- Rechtliche Organisation der Schanze e.G. und der Vereine
- Organisationseinheit: Dachgenossenschaft
- Organisationseinheiten: Wohngemeinschaften und ihre Mieter
- Realisierungsphasen eines Wohnprojekts
- Vorbereitung des Wohnprojektes
- Baubeginn der Wohngebäude
- Verwaltung der Wohnprojekte
- Evaluierung des Organisationsmodells der Schanze e.G.
- Hemmnisse einer erfolgreichen Umsetzung des Förderauftrags
- Mangelndes Kapital
- Komplexes rechtliches Organisationssystem
- Mangelnde Qualifizierung auf Organisationsebene der Wohnvereine
- Verminderte direkte Mitbestimmungsmöglichkeiten am Genossenschaftsbetrieb
- Potentiale für eine erfolgreiche Umsetzung des Förderauftrags
- Hohes Maß an Selbstbestimmung bei der wohnlichen Versorgung
- Zukunftsfähiges Wohngenossenschaftsmodell durch flexible Organisationsstruktur
- Entwicklung von Gemeinschaftsidentität und sozialer Integrationskraft
- Effizientes Management des Geschäftsbetriebs durch hierarchische Kompetenzverteilung
- Hemmnisse einer erfolgreichen Umsetzung des Förderauftrags
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Frage, ob das Modell der Dachgenossenschaft, am Beispiel der Hamburger Wohnungsbaugenossenschaft Schanze e.G., in der Lage ist, die traditionellen genossenschaftlichen Grundprinzipien erfolgreich umzusetzen und somit zu einer Revitalisierung des Genossenschaftsgedankens beizutragen.
- Die Entwicklung und Entstehung von Wohnungsgenossenschaften
- Die Grundprinzipien genossenschaftlichen Wohnens
- Die Herausforderungen des Wohnungsmarktes und die Anpassung der Genossenschaften
- Das Modell der Dachgenossenschaft als neue Form des genossenschaftlichen Wohnens
- Die Analyse der Schanze e.G. und die Beurteilung ihrer Erfolgsfaktoren
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt den Kontext der Arbeit vor und erläutert die Fragestellung, die sich mit der Frage beschäftigt, ob die Dachgenossenschaft Schanze e.G. die genossenschaftlichen Grundprinzipien umsetzen und zu einer Revitalisierung des Genossenschaftsgedankens beitragen kann.
- Kapitel 2 erläutert das Wesen der Wohnungsgenossenschaft und ihre rechtliche Grundlage im Genossenschaftsgesetz. Dabei werden die wichtigsten Merkmale und Prinzipien der Genossenschaft, wie Mitgliederförderung, Selbstverwaltung, Solidarität und Identitätsprinzip, hervorgehoben.
- Kapitel 3 beleuchtet die Veränderungen in der Genossenschaftsstruktur und die Abkehr von den traditionellen Grundwerten. Es analysiert die Herausforderungen, denen Genossenschaften im Spannungsfeld von Wohnungsmarkt und -politik gegenüberstehen, und die Anpassung der Genossenschaftsstrukturen an den Wettbewerb.
- Kapitel 4 befasst sich mit den neuen genossenschaftlichen Wohnformen am Fallbeispiel der Dachgenossenschaft Schanze e.G. Es erläutert die Ursachen der Gründung von neuen gemeinschaftsorientierten Wohnformen, die Gründungskonzeption der Schanze e.G., die rechtliche Organisation und die Realisierungsphasen eines Wohnprojekts.
Schlüsselwörter
Genossenschaft, Dachgenossenschaft, Wohnungsbaugenossenschaft Schanze e.G., genossenschaftliche Grundprinzipien, Mitgliederförderung, Selbstverwaltung, Solidarität, Identitätsprinzip, Wohnungsmarkt, Wettbewerb, Revitalisierung, Gemeinschaftsorientierung, Wohnprojekt, Realisierungsphasen.
- Quote paper
- Mareike Schuppe (Author), 2007, Die Organisation von genossenschaftlichem Wohnen im Modell der Dachgenossenschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94103