Diese Seminararbeit beschäftigt sich mit Realzinsanleihen, auch Linker oder Inflation Linked Bonds (ILB) genannt.
Sollte es ein Privatanleger für sinnvoll erachten, Erträge und Vermögen vor den Auswirkungen von Inflation zu schützen, kann diese Arbeit dazu dienen, ihm einen Überblick über die Anlageform Inflation-Linked-Bonds / Inflationsindexierte Anleihen zu geben. Dazu gehört auch die Darstellung der Charakteristika der inflationsgeschützten Anleihen. Außerdem soll er die Vor- und Nachteile gegenüber anderen Anlageformen kennen lernen, sodass er mit dem erworbenen Wissen entscheiden kann, ob es für ihn sinnvoll ist, inflationsgeschützte Bonds seinem Portfolio beizumischen.
Um beurteilen zu können, ob inflationsindexierte Bonds eine mögliche Anlagealternative für Privatanleger sind, wird zunächst die historische Entwicklung beleuchtet. Danach werden Gründe der Emittenten untersucht, Inflationsbonds zu begeben. Anschließend werden die Eigenschaften von Inflation-Indexed Bonds und eine Abgrenzung zu Nominalzinsanleihen herausgearbeitet.
Im weiteren Fortgang der Untersuchungen werden typische Risiken von Investments untersucht und geprüft in wieweit ILB davon betroffen sind. Um fundierte Aussagen treffen zu können, wurden Interest Indexed Bonds im Kontext betrachtet. Dazu gehörte es, ILB anderen Assetklassen gegenüberzustellen, um Vor- und Nachteile aufzeigen zu können. Zum Vergleich werden Nominalzinsanleihen herangezogen. Wenn Vergleiche mit Aktien, Immobilien und Gold sinnvoll sind, wird auch auf diese Assetklassen eingegangen. Um das Thema ILB dem Leser sachgerecht näher bringen zu können, werden die Begriffe Inflation und Preisindex erläutert, da diese für das Thema von großer Bedeutung sind. Dazu gehört auch ein kurzer Abriss über den historischen Verlauf der Inflation in Deutschland, um zu verstehen, welchen Stellenwert Inflation hierzulande hat. Auch der Aspekt Nominalzins, Inflation und Realzins sind relevante Bezugsgrößen, die für den Leser angemessen dargestellt werden.
Im weiteren Verlauf der Untersuchungen wird eine Rendite-Risiko Betrachtung durchgeführt, ILB unter Portfolioüberlegungen betrachtet und auf die steuerliche Behandlung eingegangen und deren Auswirkungen auf den Realertrag bewertet. Am Schluss der Arbeit werden die wesentlichen Argumente nochmals zusammengefasst und für den Leser in komprimierter Form bewertet.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1. Problemstellung
1.2. Zielsetzung der Arbeit
1.3. Aufbau der Arbeit und Gang der Untersuchung
2. Welche Charakteristika weisen Inflation-Linked-Bonds (ILB) auf?
2.1. Entwicklung der ILB
2.2. Emittenten und Gründe für die Emission von ILB
2.3. Merkmale von ILB und Abgrenzung zu Nominalzinsanleihen
2.4. Ausgestaltungen der ILB
3. Eignen sich indexierte Anleihen für den Privatanleger
3.1 Betrachtung der Risiken
3.1.1. Bonitätsrisiko
3.1.2. Länder- und Währungsrisiko
3.1.3 Liquiditätsrisiko
3.1.4. Realzins- und Realzinsänderungsrisiko
3.1.5 Inflation und Inflationsänderungsrisiko
3.1.6. Preisindexrisiko
3.2 Rendite-/Risikobetrachtung
3.3. Eignen sich ILB für den Privatanleger aus portfoliotheorethischen Überlegungen?
3.4. Wie wirkt sich die steuerliche Behandlung für Privatanleger aus
3.4.1 Steuerliche Regelung bis 30.12.2008
3.4.2. Steuerliche Regelung ab 01.01.2009
4. Fazit
5. Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
1.1. Problemstellung
Zur Jahrtausendwende, als die New Economy der Inbegriff für Wohlstand und Wachstum war, sahen sich viele Wirtschaftsspezialisten zu Äußerungen veranlasst, dass Öl nicht mehr der Schmierstoff der Wirtschaft sei und seine herausragende Stellung an die „Informationen“ abgegeben habe. So glaubte man zu dieser Zeit auch, „Die Chancen auf ein inflationsresistentes Wachstum sind so gut wie nie zuvor.“.[1] Man ging davon aus, dass Inflation auf lange Sicht keine bedeutende Rolle mehr spielen würde. Im November 2007 hat die Inflationsrate jedoch erstmalig seit Februar 1994 die Marke von 3 % überschritten und sogleich wurden Stimmen laut, die vor einer weiter steigenden Inflation warnten. Hinzu kommt, dass die gefühlte Inflation wesentlich höher ist und die Preise für Butter, Brot, Milch sowie Energiekosten im letzten Jahr im 2‑stelligen Prozentbereich gestiegen sind.
1.2. Zielsetzung der Arbeit
Sollte es ein Privatanleger für sinnvoll erachten, Erträge und Vermögen vor den Auswirkungen von Inflation zu schützen, kann diese Arbeit dazu dienen, ihm einen Überblick über die Anlageform Inflation-Linked-Bonds (ILB) zu geben. Dazu gehört auch die Darstellung der Charakteristika der ILB. Außerdem soll er die Vor- und Nachteile gegenüber anderen Anlageformen kennen lernen, sodass er mit dem erworbenen Wissen entscheiden kann, ob es für ihn sinnvoll ist, ILB seinem Portfolio beizumischen.
1.3. Aufbau der Arbeit und Gang der Untersuchung
Um beurteilen zu können, ob ILB eine mögliche Anlagealternative für Privatanleger sind, wird zunächst die historische Entwicklung beleuchtet. Danach werden Gründe der Emittenten untersucht, ILB zu begeben. Anschließend werden die Eigenschaften von ILB und eine Abgrenzung zu Nominalzinsanleihen herausgearbeitet.
Im weiteren Fortgang der Untersuchungen werden typische Risiken von Investments untersucht und geprüft in wieweit ILB davon betroffen sind. Um fundierte Aussagen treffen zu können, wurden ILB im Kontext betrachtet. Dazu gehörte es, ILB anderen Assetklassen gegenüberzustellen, um Vor- und Nachteile aufzeigen zu können. Zum Vergleich werden Nominalzinsanleihen herangezogen. Wenn Vergleiche mit Aktien, Immobilien und Gold sinnvoll sind, wird auch auf diese Assetklassen eingegangen. Um das Thema ILB dem Leser sachgerecht näher bringen zu können, werden die Begriffe Inflation und Preisindex erläutert, da diese für das Thema von großer Bedeutung sind. Dazu gehört auch ein kurzer Abriss über den historischen Verlauf der Inflation in Deutschland, um zu verstehen, welchen Stellenwert Inflation hierzulande hat. Auch der Aspekt Nominalzins, Inflation und Realzins sind relevante Bezugsgrößen, die für den Leser angemessen dargestellt werden.
Im weiteren Verlauf der Untersuchungen wird eine Rendite-Risiko Betrachtung durchgeführt, ILB unter Portfolioüberlegungen betrachtet und auf die steuerliche Behandlung eingegangen und deren Auswirkungen auf den Realertrag bewertet. Am Schluss der Arbeit werden die wesentlichen Argumente nochmals zusammengefasst und für den Leser in komprimierter Form bewertet.
2. Welche Charakteristika weisen Inflation-Linked-Bonds (ILB) auf?
2.1. Entwicklung der ILB
Die Idee, Kapital und Erträge einer Schuldverschreibung vor realem Wertverlust, durch Anbindung an einen Inflationsindex zu schützen, ist nicht neu. Sie wurde bereits im Jahre 1742 von US-Bundesstaat Massachusetts umgesetzt. Damals knüpfte man die Rückzahlung einer Schuldverschreibung an den Silberpreis in London. Zirka 40 Jahre später begab man in Massachusetts erneut eine Anleihe, diesmal war die Rückzahlung an Sachwerte, wie Fleisch, Leder und Getreide gebunden.[2]
Erst nach dem 2. Weltkrieg wurden erneut inflationsgeschützte Anleihen aufgelegt. Einen Anfang machte Island zu Beginn der 50iger Jahre, gefolgt von Israel, Brasilien und Kolumbien. Grund dafür war, dass die Anleger, wegen der in diesen Ländern hohen Inflationsraten, kein Vertrauen mehr in die Emittenten besaßen. Inflationsgeschützte Anleihen waren die einzige Möglichkeit dieser Länder, neue Kapitalgeber zu finden. ILB blieben jedoch nur Randerscheinungen, bis 1981 Großbritannien und in den 90igern Kanada, die USA und Frankreich hinzukamen.[3] Seitdem etablierte sich ein recht beachtlicher Markt mit einem Gesamtvolumen von knapp 1.100 Milliarden US-Dollar, wobei 400 Milliarden US-Dollar auf die USA, 280 Mrd. US-Dollar auf Großbritannien und ca. 270 Mrd. US-Dollar auf den Euroraum entfallen.[4] Die Emission einer inflationsindexierten Anleihe aus Deutschland wurde erst durch Änderung des Währungsgesetzes § 3 im Jahre 1998 möglich, da es bis zu diesem Zeitpunkt weitgehend verboten war Preisindexierungen vorzunehmen.[5] Im März 2006 begab die Bundesrepublik dann ebenfalls eine inflationsindexierte Anleihe.
2.2. Emittenten und Gründe für die Emission von ILB
Inflation-Linked-Bonds können von Emittenten verschiedener Länder, Branchen und Bonität begeben werden. Die größten Schuldner solcher Anleihen sind Staaten. Neben dem oben genannten Grund, überhaupt Kapitalgeber zu finden, gehen diese Staaten davon aus, dass sich bei steigender Inflation die Steuereinnahmen entsprechend erhöhen und damit die dadurch wachsenden Zinslasten problemlos bezahlt werden können. Bei steigender Inflation erhöhen sich die Steuereinnahmen nicht nur direkt aufgrund höherer Einkommen, sondern auch durch die sogenannte kalte Progression. Damit ist gemeint, dass der Steuerzahler gleichzeitig auch in eine höhere Progressionsstufe kommt und damit der Grenzsteuersatz steigt.
Sobald der Staat ein relevantes Volumen von ILB am Markt platziert hat, kann der Anleger jedoch davon ausgehen, dass sich der Staat über hohe Inflation nicht mehr entschulden kann und eher an niedrigen Inflationsraten interessiert ist, da er sich dadurch Zinskosten spart. Deshalb ist die Begebung von inflationsindexierten Anleihen generell ein Zeichen dafür, dass der Staat tendenziell ernsthaft bemüht ist, die Inflation zu bekämpfen. Dafür kann Großbritannien in den 80igern als gutes Beispiel angesehen werden. Zusätzlich hat der Emittent immer das Bestreben einen möglichst niedrigen Zinssatz zu zahlen. Dies gelingt ihm bei ILB zusätzlich dadurch, dass er bei dieser Emissionsart keine Prämie für das Inflationsänderungsrisiko zu zahlen hat.[6]
2.3. Merkmale von ILB und Abgrenzung zu Nominalzinsanleihen
Der Zins, der für festverzinsliche Anlagen gezahlt wird, besteht aus mehreren Komponenten. Zum einen wird das Risiko in Abhängigkeit von der Bonität des Emittenten honoriert. Die weiteren Zinsbestandteile stellen den Inflationsausgleich, sowie eine reale Vergütung für das verliehene Kapital dar. Außerdem kommt eine Komponente hinzu, die als Risikoausgleich für die Änderung der Inflationsrate (Inflationsänderungsrisiko) dient. Bei herkömmlichen Anleihen, sind diese Komponenten zwar eingepreist, für den Anleger jedoch nicht offensichtlich erkennbar.
Die Vergütung von herkömmlichen Anleihen, auch Nominalzinsanleihen genannt, wird grundsätzlich mit dem Nominalzins beglichen, der die bereits genannten Bestandteile enthält. Der Nominalzins ändert sich während der Zinsbindungsphase nicht. Unter der Voraussetzung, dass die Anlage bis zum Laufzeitende gehalten wird, steht die Nominalrendite von Beginn an fest. Der Realzins ändert sich in Abhängigkeit von der Inflationsrate, z. B. steigt (sinkt) dieser bei sinkender (steigender) Inflationsrate.
Der Realzins ist deshalb eine wichtige Größe bei langfristigen Anlageentscheidungen, weil er eine Aussage trifft, ob ein über den Geldwertverlust hinaus realisierter Ertrag erzielt wird. Im Gegensatz zum Nominalzins, errechnet sich der Realzins (R) aus dem Nominalzins (N) und der Inflationsrate (I)
R= N - I
Die Vergütung von ILB besteht aus einem festen Realzinsanteil und einem variablen Zinsanteil. Damit ist im Gegensatz zu Nominalzinsanleihen der Realzinsertrag für die gesamte Zinsbindungsdauer fest vereinbart. Der Nominalertrag ändert sich jedoch in Abhängigkeit von der Inflationsrate. Steigt die Inflation, erhöht sich die Nominalrendite. Dies kommt durch den an einen Inflationsindex gebundenen, variablen Zinsanteil zustande. Dieser spiegelt den Geldwertverlust wider.
Ein Merkmal fast aller ILB besteht darin, dass der Kapitalwert vor Deflation geschützt ist und deshalb bei Fälligkeit zu pari zurückgezahlt wird.[7] Ist die Inflationsrate negativ, so sinkt zwar auch der indexierte Kurswert der ILB, dennoch wird am Laufzeitende zu 100 % zurückgezahlt.
Da es eine Grundeigenschaft der ILB ist, das Inflationsrisiko für den Anleger zu eliminieren, bleibt der reale Gewinn gleich. Somit nimmt bei steigender Inflationsrate die Attraktivität der ILB zu. Durch den Inflationsausgleich unterliegen ILB einer eigenen Finanzmarktlogik und werden deshalb als eine eigene Assetklasse angesehen.
Trotz ihrer Unabhängigkeit gegenüber Inflationsänderungen unterliegen ILB dennoch Kursschwankungen im täglichen Handelsgeschäft. Preisbestimmende Faktoren sind auch hier Angebot und Nachfrage, sowie Veränderungen des Realzinssatzes am Markt. Außerdem werden täglich die interpolierten Werte aus dem Index hinzu- bzw. abgerechnet.
2.4. Ausgestaltungen der ILB
Wie auch bei Nominalzinsanleihen gibt es unterschiedliche Ausgestaltungs-möglichkeiten bezüglich Zinsausschüttungen und der Rückzahlung des zur Verfügung gestellten Kapitals. Diese Formen haben in der Fachsprache eigene Bezeichnungen. Drei interessante Formen sollen hier beschrieben werden.
Die am häufigsten verwendete Form sind die Capital Indexed Bonds (CIB). Bei dieser Gestaltungsform gibt es einen festen Realkupon. Der inflationsabhängige Zinsanteil wird kontinuierlich dem Nominalbetrag zugeschlagen. Dieser Betrag wird am Ende der Laufzeit zusammen mit dem Nominalbetrag ausgezahlt. Da der Realkupon auf den indexierten Kurswert ermittelt wird, verändert sich der Realzinsbetrag ebenfalls in Abhängigkeit der Inflationsrate. Bei einem Emissionskurs von 100 %, einem Kupon von 1,50 % und einer unterstellten durchgängigen Inflationsrate von 2,00 %, ist der Kurswert nach einem Jahr bei 102 % und die Zinsausschüttung beträgt im ersten Jahr 102,00 % x 1,50 % = 1,53 %. Dieser Vorgang wird kontinuierlich wiederholt. Durch die endfällige Auszahlung des größten Teils der inflationsabhängigen Vergütung erhöht sich die Duration, da das durchschnittlich gebundene Kapital länger investiert ist. Diese Form eignet sich für Einmalanlagen, die langfristig zur Verfügung stehen. In Abbildung 1 sind die Zahlungsflüsse für eine Anleihe mit fiktiver Laufzeit von 5 Jahren und obigen Basiswerten abgebildet.
[...]
[1] Smith (1999), S. 14
[2] Vgl. Warncke/Letzgus (2006), S. 53
[3] Vgl. Warncke/Letzgus (2006) S. 54
[4] Vgl. Ruhkamp (2007), S. 5 (Beträge in Dollar zum Kurs von 1,33 umgerechnet: Stand 2007)
[5] Vgl. IHK-Coburg S. 1/2
[6] Vgl. Mörk (2007), S.42
[7] Vgl. Daheim/ Wuthe (2008) S.5
- Arbeit zitieren
- Frank Müller (Autor:in), 2008, Inflation Linked Bonds. Ein attraktives Investment für Privatanleger?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94040
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