Von 1000 befragten Personen glaubt nach Manfred Probst und Klemens Richter jeder vierte Deutsche an einen leibhaftigen Teufel. 49 Prozent halten ihn allerdings für eine Erfindung der Kirche und 14 Prozent aller befragten Personen sind der Meinung, dass man ihn durch exorzistische Formeln austreiben könne. Das in die Thematik des Exorzismus einführenden Kapitel 2 der vorliegenden Diplomarbeit beschäftigt sich näher mit den historischen Begebenheiten des Exorzismus an Anneliese Michel aus Klingenberg. Die Präsenz der vorliegenden Thematik versuche ich dadurch aufzuweisen, indem ich näher auf ältere und aktuelle Kinofilme eingehe, deren Inhalte sich um Teufelsglaube und Besessenheitsvorstellungen drehen. Außerdem stelle ich den Satanismus als bleibende Gefahr der Gegenwart dar und verdeutliche dadurch die Aktualität der Thematik. Nach den theologischen und biblischen Grundlagen des Exorzismus in Kapitel 3 und 4 gehe ich in Kapitel 5 ausführlich auf die Ritusentwicklung des Exorzismus in der Liturgiegeschichte ein. Inhalte dieses Kapitels bilden dabei die erneuerte Fassung des Großen Exorzismus von 1614 aus dem Jahre 1999 und dessen kritische Wertung. Die Neuausgabe des Exorzismus trifft in eine Zeit, in der okkulte und vor allem satanistische Vorstellungen Hochkonjunktur zu haben scheinen. Was genau ist aber überhaupt ein Exorzismus und wie wird er konkret durchgeführt? Wie kam er im Verlauf der Geschichte in den Gottesdienst der römischen Kirche? Darauf eine Antwort zu geben versucht Kapitel 5, bevor dann aktuelle Überlegungen zu der Frage, ob der Exorzismus in unserer westlichen Welt überhaupt noch zeitgemäß ist und wie mit möglichen Besessenen aus humanwissenschaftlicher Sicht am besten umgegangen werden sollte, die Diplomarbeit mit Kapitel 6 zum Ende führen. In diesem Kapitel gehe ich auch auf mögliche neuere Ansätze in der „Liturgie zur Befreiung vom Bösen“ ein, die den eigentlichen Exorzismus in die Nähe der Krankenpastoral zu rücken versuchen. Die gesamte Untersuchung mündet in eine abschließende Auswertung in Kapitel 7, in der ich die wichtigsten Erkenntnisse, die die vorliegende Arbeit aus meiner Sicht hervorbringt, formuliere, reflektiere und darzustellen versuche.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Der Exorzismus in der Einschätzung des heutigen Menschen
- Ein Drama mit Todesfolge schockt 1976 die katholische Kirche: Der Exorzismus an Anneliese Michel aus Klingenberg
- Teufelsaustreibung à la Hollywood: Der Exorzismus als Stoff für erfolgreiche Horrorfilme
- „Tu was du willst, soll sein das ganze Gesetz“ (Liber Al vel Legis): Der Satanismus als bleibende Gefahr der Gegenwart
- Die theologischen Grundlagen für den Exorzismus
- Die Frage nach dem Geheimnis des Bösen und dem Ursprung des Teufels: Zu kirchlichen Lehrentscheidungen über den Teufel und die Besessenheit
- Der traditionelle Teufelsglaube gerät in die Kritik: Zum Streitfall um Herbert Haags Plädoyer „Abschied vom Teufel“
- Die biblischen Grundlagen des Exorzismus
- Der Satan als Gottes Sohn und gefallener Engel: Zur Entwicklung der Satansfigur im Alten Testament und im apokryphen Schrifttum
- „Und der böse Geist antwortete: Ich heiße Legion, denn wir sind viele“ (Mk 5,9): Zum Umgang Jesu mit Teufel und Dämonen im Neuen Testament
- Die Entwicklung des Exorzismus in der Liturgiegeschichte
- Der Exorzismus im Erwachsenenkatechumenat und die Sachbeschwörungen über Dinge: Zur Geschichte des Exorzismus bis zum Rituale Romanum von 1614
- Ich beschwöre dich, unreiner Geist, verschwinde und fahre aus diesem Geschöpf Gottes: Zur Darstellung des Exorzismus nach dem Rituale Romanum von 1614 und dessen Ergänzungen aus dem Jahr 1925
- Der Schock von Klingenberg ruft zum neuen Nachdenken auf: Zur Kommission von Theologen und Humanwissenschaftlern im Jahre 1982/83
- Der Teufel ist wieder los! (Focus Schlagzeile vom 8.2.99): Zur erneuerten Fassung des Exorzismus von 1999 und dessen kritische Wertung
- Der Umgang mit Besessenheit und dem Exorzismus in einer pluralistischen Welt
- Einfach nur verrückt oder tatsächlich vom Teufel besessen? Zu Besessenheitsphänomenen aus humanwissenschaftlicher Sicht
- Der Teufel wird nicht mehr direkt angesprochen: Die neuen Ansätze der Liturgie zur Befreiung vom Bösen
- Auswertung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese wissenschaftliche Arbeit untersucht den Exorzismus, seine historischen und theologischen Grundlagen sowie seine Relevanz in der heutigen Gesellschaft. Ziel ist es, den Exorzismus sowohl im Kontext der katholischen Tradition als auch im Lichte aktueller gesellschaftlicher und wissenschaftlicher Perspektiven zu beleuchten. Die Arbeit vermeidet eine voreilige Wertung und strebt nach einer ausgewogenen Betrachtungsweise.
- Der Exorzismus im Kontext der katholischen Kirche und seine historische Entwicklung.
- Theologische und biblische Grundlagen des Exorzismus.
- Der Fall Anneliese Michel und dessen Bedeutung für die aktuelle Debatte um den Exorzismus.
- Der Exorzismus im Spannungsfeld zwischen Glaube und Wissenschaft.
- Moderne Ansätze der Liturgie zur Befreiung vom Bösen.
Zusammenfassung der Kapitel
Vorwort: Das Vorwort führt in die Thematik ein und beleuchtet die aktuelle Relevanz des Exorzismus anhand von Statistiken und der medialen Präsenz des Themas, insbesondere durch Filme wie „Der Exorzismus von Emily Rose“ und „Requiem“. Es skizziert den Aufbau der Arbeit und die zentralen Forschungsfragen.
Der Exorzismus in der Einschätzung des heutigen Menschen: Dieses Kapitel untersucht die gesellschaftliche Wahrnehmung des Exorzismus. Es analysiert den Fall Anneliese Michel als exemplarischen Fall und diskutiert die Darstellung des Exorzismus in Hollywood-Filmen. Darüber hinaus wird der Satanismus als aktuelle Gefahr in den Kontext gesetzt und der aktuelle Diskussionsstand um den Exorzismus beleuchtet.
Die theologischen Grundlagen für den Exorzismus: Dieses Kapitel befasst sich mit den theologischen Fundamenten des Exorzismus. Es erörtert die kirchliche Lehre zum Bösen und zum Teufel sowie die Kritik an traditionellen Auffassungen, wie sie beispielsweise in Herbert Haags „Abschied vom Teufel“ zum Ausdruck kommt. Die Kapitel analysieren die Auseinandersetzung innerhalb der Kirche über die Existenz und Macht des Teufels und deren Auswirkungen auf die Praxis des Exorzismus.
Die biblischen Grundlagen des Exorzismus: Dieses Kapitel untersucht die biblischen Texte, die den Exorzismus thematisieren. Es analysiert die Entwicklung der Satansfigur im Alten und im apokryphen Testament und untersucht die Handlungen Jesu im Neuen Testament im Umgang mit Dämonen und Teufeln. Das Kapitel beleuchtet die unterschiedlichen Darstellungen des Bösen in der Bibel und ihre Relevanz für das Verständnis des Exorzismus.
Die Entwicklung des Exorzismus in der Liturgiegeschichte: Dieses Kapitel beschreibt die historische Entwicklung des Exorzismusritus in der katholischen Kirche. Es zeichnet den Weg vom Rituale Romanum von 1614 bis zur überarbeiteten Fassung von 1999 nach. Die Analyse beinhaltet die Veränderungen des Ritus im Laufe der Geschichte und die Debatte um dessen Sinnhaftigkeit, insbesondere im Kontext des Falls Anneliese Michel.
Der Umgang mit Besessenheit und dem Exorzismus in einer pluralistischen Welt: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Frage, wie mit vermeintlichen Besessenheitsfällen in einer pluralistischen Gesellschaft umgegangen werden sollte. Es beleuchtet humanwissenschaftliche Perspektiven und diskutiert neuere, weniger konfrontative Ansätze der Liturgie zur Befreiung vom Bösen. Die Kapitel erörtert die Herausforderung, zwischen medizinischen und religiösen Erklärungen von psychischen Störungen zu unterscheiden.
Schlüsselwörter
Exorzismus, Besessenheit, Teufel, Satanismus, katholische Kirche, Liturgie, Rituale Romanum, Anneliese Michel, Theologie, Bibel, Humanwissenschaften, Pluralismus, Befreiung vom Bösen, Krankenpastoral.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Der Exorzismus: Geschichte, Theologie und aktuelle Herausforderungen"
Was ist der Gegenstand dieser wissenschaftlichen Arbeit?
Die Arbeit untersucht umfassend den Exorzismus, seine historischen und theologischen Grundlagen sowie seine Relevanz in der heutigen Gesellschaft. Sie beleuchtet den Exorzismus aus der Sicht der katholischen Tradition und unter Berücksichtigung aktueller gesellschaftlicher und wissenschaftlicher Perspektiven, ohne vorschnelle Wertungen.
Welche Themen werden im Einzelnen behandelt?
Die Arbeit behandelt die gesellschaftliche Wahrnehmung des Exorzismus, analysiert den Fall Anneliese Michel, untersucht die theologischen und biblischen Grundlagen des Exorzismus, verfolgt die historische Entwicklung des Exorzismusritus in der katholischen Kirche und diskutiert den Umgang mit vermeintlichen Besessenheitsfällen in einer pluralistischen Gesellschaft. Sie beleuchtet auch den Einfluss von Hollywood-Filmen und den Satanismus auf das Verständnis des Exorzismus.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: Vorwort, Der Exorzismus in der Einschätzung des heutigen Menschen, Die theologischen Grundlagen für den Exorzismus, Die biblischen Grundlagen des Exorzismus, Die Entwicklung des Exorzismus in der Liturgiegeschichte, Der Umgang mit Besessenheit und dem Exorzismus in einer pluralistischen Welt und Auswertung.
Was sind die zentralen Forschungsfragen der Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, den Exorzismus sowohl im Kontext der katholischen Tradition als auch im Lichte aktueller gesellschaftlicher und wissenschaftlicher Perspektiven zu beleuchten. Sie untersucht die historische Entwicklung des Ritus, seine theologischen und biblischen Grundlagen und die Herausforderungen, die sich in einer pluralistischen Gesellschaft stellen.
Wie wird der Fall Anneliese Michel behandelt?
Der Fall Anneliese Michel dient als exemplarischer Fall zur Untersuchung der gesellschaftlichen Wahrnehmung des Exorzismus und seiner Bedeutung für die aktuelle Debatte. Die Arbeit analysiert den Fall und seine Auswirkungen auf die Entwicklung des Exorzismusritus.
Welche Rolle spielt der Satanismus in der Arbeit?
Der Satanismus wird als aktuelle Gefahr betrachtet und in den Kontext der gesellschaftlichen Diskussion um den Exorzismus gesetzt. Die Arbeit untersucht dessen Einfluss auf das Verständnis und die Wahrnehmung des Exorzismus.
Wie wird der Exorzismus in Hollywood-Filmen dargestellt?
Die Arbeit analysiert die Darstellung des Exorzismus in Hollywood-Filmen und deren Einfluss auf die öffentliche Wahrnehmung des Themas.
Welche Perspektiven werden in der Arbeit berücksichtigt?
Die Arbeit berücksichtigt theologische, biblische, historische, gesellschaftliche und humanwissenschaftliche Perspektiven auf den Exorzismus.
Wie wird der Umgang mit Besessenheit in einer pluralistischen Gesellschaft betrachtet?
Die Arbeit diskutiert die Herausforderungen des Umgangs mit vermeintlichen Besessenheitsfällen in einer pluralistischen Gesellschaft und beleuchtet neuere, weniger konfrontative Ansätze der Liturgie zur Befreiung vom Bösen.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Exorzismus, Besessenheit, Teufel, Satanismus, katholische Kirche, Liturgie, Rituale Romanum, Anneliese Michel, Theologie, Bibel, Humanwissenschaften, Pluralismus, Befreiung vom Bösen, Krankenpastoral.
- Quote paper
- Hans-Bodo Markus (Author), 2008, Der Exorzismus - Lästiges Überbleibsel einer vergangenen Zeit oder genuin christliche Liturgie?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94025