Zerfall von Staatlichkeit in 3. Weltländern unter dem Einfluss von Bürgerkriegen

Seminararbeit , 2002 , 28 Seiten , Note: 2,2

VWL - Fallstudien, Länderstudien

Die Hoffnung, dass nach Ende des Kalten Krieges auch die bewaffneten Auseinandersetzungen in Entwicklungsländern beigelegt werden würden, die durch den Ost-West-Antagonismus geschürt und alimentiert worden waren, bestätigte sich nicht. Vielmehr war ein Anstieg der Konflikte in den Ländern der Dritten Welt zu verzeichnen, wobei vor allem die ärmsten Staaten durch diese Entwicklung betroffen waren. Diese Kriege unterschieden sich aber grundsätzlich von denen der vorhergehenden Jahre, vor allem in ihrer Gewalttätigkeit und Härte, sowie in der Motivation der Akteure. Somit war die eher oberflächliche Vermutung von ausschließlich externen Ursachen der Konflikte vorerst widerlegt. Es konnte also nicht mehr davon ausgegangen werden, dass Bürgerkriege Resultate fremdbestimmter äußerer Faktoren sind, sondern dass vielmehr lokale Determinanten ausschlaggebend für die jeweiligen Entwicklungen waren.
Kriege, speziell auch innerstaatliche Konflikte, sind direkt und auch indirekt eine der Hauptursachen menschlichen Leids. Überraschender Weise sind wissenschaftliche, speziell auch ökonomische Abhandlungen zu diesem Themengebiet eher rar. Es bedarf aber einer umfassenden Analyse, um die Wirkungszusammenhänge dieser bewaffneten Konflikte zu erfassen und zu begreifen. Aus den gewonnenen Erkenntnissen können so Maßnahmen zur zukünftigen Verhinderung oder Beilegung solcher Gewaltherde abgeleitet werden.
Die Zusammenhänge, die typisch für den Zerfall eines Staates sind, vor allem aber die Rolle der Rebellen in diesem Kontext darzulegen, soll Ziel dieser Arbeit sein. In Afrika sind die zu beschreibenden Prozesse besonders offensichtlich ausgeprägt. Deshalb bietet es sich an, den Schwerpunkt der Arbeit auf diesen Kontinent zu konzentrieren. Gegebenenfalls können hier auch geeignete Beispiele abgeleitet werden. Die Darstellung der vorherrschenden Staatsgebilde, die verheerende Wirkung der Korruption, sowie die Notwendigkeit von Sicherheit bei wirtschaftlichen Transaktionen müssen zum Verständnis der Vorgänge in zerfallenden Staaten erläutert werden. Dabei ist es sinnvoll, sich auch empirischer Daten von beobachteten Bürgerkriegen zu bedienen, um aus den gewonnenen Erkenntnissen, Interpretationen des Verhaltens der Akteure in zerfallenden Staaten (vor allem der Rebellen) aufbauen zu können. Die besonders gravierenden Faktoren, die bei innerstaatlichen Konflikten typischerweise auftreten, werden dann in eigenen Abschnitten erläutert werden. [..]

Inhaltsverzeichnis

• Einleitung
• Kriegsentwicklungen in 3. Weltländern
• Afrika und die Schwierigkeit der Selbstverantwortung
  • Die Aushöhlung des Staatsapparats durch endogene Faktoren
  • Die krisenverschärfende Spirale der Korruption
  • Gewaltoffene Märkte und Sicherheit
• Rebellen — Kämpfer für Freiheit und Gerechtigkeit?
  • Ergebnisse der empirischen Konfliktforschung
  • Darstellung der erkannten Risikofaktoren
    • Primäre Warenexporte als Risikofaktor
    • Bürgerkriege im Zusammenhang mit ethnischen Motiven
  • Rebellen als Helden des innergesellschaftlichen Protests?
• Fazit
• Bibliographie
• Anhang

Zielsetzung und Themenschwerpunkte

Die Arbeit untersucht den Zerfall von Staatlichkeit in Ländern der Dritten Welt unter dem Einfluss von Bürgerkriegen. Sie konzentriert sich dabei auf Afrika, wo diese Prozesse besonders deutlich ausgeprägt sind. Ziel ist es, die Zusammenhänge aufzuzeigen, die typisch für den Zerfall eines Staates sind, sowie die Rolle der Rebellen in diesem Kontext darzulegen.

• Die Bedeutung des Gewaltmonopols und seine Aushöhlung durch endogene Faktoren
• Die Rolle der Korruption und ihre krisenverschärfende Wirkung
• Die Entstehung von gewaltoffenen Märkten und die Bedeutung von Sicherheit für wirtschaftliche Transaktionen
• Die Motivation und Organisation von Rebellengruppen
• Die Bedeutung von primären Warenexporten als Risikofaktor für Bürgerkriege

Zusammenfassung der Kapitel

Die Einleitung stellt den Kontext der Arbeit dar und erläutert die wachsende Bedeutung von Bürgerkriegen in Entwicklungsländern nach dem Ende des Kalten Krieges. Sie betont die Notwendigkeit einer umfassenden Analyse der Wirkungszusammenhänge, um zukünftige Konflikte zu verhindern oder zu beilegen.

Das Kapitel „Kriegsentwicklungen in 3. Weltländern" zeigt den Anstieg kriegsbedingter Todesfälle in Afrika und im Mittleren Osten auf. Es stellt die Frage nach den Ursachen dieser Entwicklungen und legt den Schwerpunkt auf Afrika.

Das Kapitel „Afrika und die Schwierigkeit der Selbstverantwortung" analysiert die Schwächen des Staatsapparats in vielen afrikanischen Ländern. Es beschreibt die Aushöhlung des Gewaltmonopols durch endogene Faktoren wie Korruption und die Ausbeutung von Ressourcen. Es zeigt, wie diese Prozesse zu einer Spirale der Gewalt führen können, die letztendlich in Bürgerkriegen mündet.

Das Kapitel „Rebellen — Kämpfer für Freiheit und Gerechtigkeit?" analysiert die Motive und die Organisation von Rebellengruppen. Es stellt die Ergebnisse der empirischen Konfliktforschung vor und zeigt, dass Bürgerkriege nicht primär durch ethnische oder religiöse Konflikte, sondern durch ökonomische Faktoren ausgelöst werden. Es wird argumentiert, dass Rebellen in vielen Fällen eher von wirtschaftlichen Motiven getrieben sind als von einem Streben nach Freiheit oder Gerechtigkeit.

Schlüsselwörter

Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Zerfall von Staatlichkeit, Bürgerkriege, Afrika, Korruption, Rebellen, Gewaltmonopol, Ressourcenkonflikte, Primäre Warenexporte, Ethnische Segmentierung, Ökonomische Faktoren, Konfliktforschung, Entwicklungshilfe.

• Hochschule: Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (Institut für Wirtschaftswissenschaften)
• Note: 2,2
• Autor: Christoph Pütz (Autor:in)
• Erscheinungsjahr: 2002
• Seiten: 28
• Katalognummer: V9394
• ISBN (eBook): 9783638161107
• Sprache: Deutsch
• Schlagworte: Staatszerfall, Bürgerkriege, 3.Weltländer, Korruption, Rebellion, Konfliktforschung