Als Kunden von Energieversorgungsunternehmen wundern wir uns mehr oder weniger täglich über die immer höher steigenden Kosten. Jeder, der schon einmal eine Nachzahlung tätigen musste, fragt sich jedoch, ob die Höhe der Preise gerechtfertigt ist. Hiervon sind nicht nur die Stromkunden, sondern auch die Hälfte der deutschen Haushalte - diejenigen mit einer Gasheizung - betroffen.
Pünktlich zum Jahreswechsel werden Meldungen über weitere Preiserhöhungen bekannt. Die Kunden können als Reaktion darauf entweder den Versorger wechseln, oder den Preiserhöhungen mit Hilfe eines schriftlichen Widerspruches entgegentreten. Inwieweit man allerdings von einem Wechsel profitieren kann, wenn alle Versorger die Preise erhöhen, sei jedoch dahingestellt. Spätestens an dieser Stelle stellt sich vielen die Frage, ob die Funktionsweise dieses Marktes, hier durch Absprachen zwischen den wenigen, großen Marktführern, beeinflusst wird.
Die Tatsache, dass Erdgas eine natürliche Ressource und erschöpfbar ist, findet in diesen Diskussionen leider wenig Beachtung. Obwohl Erdgas netzgebunden und somit der Erdgasmarkt nicht global ist, spielt hierbei die globale Nachfrage und das globale Angebot nach Öl die entscheidende Rolle. Durch die Ölpreisbindung spiegelt sich die enorme globale Nachfrage nach Öl auch in unseren Gaspreisen wieder.
In dieser Phase taucht nun ein weiterer Energiekonzern auf, welcher zumindest theoretisch die Gasbranche in Bewegung versetzten könnte. Inwieweit aber hier nun die wirtschaftlichen und politischen Entscheidungen miteinander kollidieren, ist nicht eindeutig. In der BRD entsteht verstärkt das Schreckenszenario, dass Gazprom ein politisch instrumentalisiertes Unternehmen sein könnte, welches die Versorgungssicherheit als Pfand bei politischen Verhandlungen einsetzen könnte. Betrachtet man die aktuellen Meldungen um den, durch Vladimir Putin empfohlenen, Präsidentschaftskandidaten Dmitrij Medvedev, welcher Vorsitzender des Gazprom-Aufsichtsrates ist, kann man die politische Nähe des Gaskonzerns zum Kreml nicht bestreiten. Obgleich man an dieser Stelle diese Situation noch nicht bewerten kann, stellt sich für den Endverbraucher grundsätzlich die Frage, ob Gazprom sich zum Retter in der Not, oder zu einem gierig agierenden Unternehmen entwickeln wird. Dies hängt entscheidend auch von den gegeben Möglichkeiten der Preisgestaltung von Gazprom in Deutschland ab.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemstellung
- Gang der Untersuchung
- Grundlagen des Erdgasmarktes in Deutschland
- Erdgasexploration
- Angebotsseite: Entwicklung der Erdgasimporte
- Der Grenzübergangspreis für Erdgas
- Definition
- Entwicklung des Grenzübergangspreises für Erdgas
- Die Nachfrageseite
- Endenergieverbrauch
- Entwicklung des Primärenergieverbrauchs nach Energieträgern
- Stromerzeugung
- Privathaushalt
- Rahmenbedingungen des Erdgasmarktes in Deutschland
- Rahmenbedingungen mit direktem Einfluss auf die Preisgestaltung im Erdgassektor
- Erdgassteuer
- Konzessionsabgaben
- Durchleitungsgebühren
- Zwischenfazit: Preiszusammensetzung
- Rahmenbedingungen umweltpolitischer und technischer Natur im Bezug auf die Energiegewinnung
- Emissionshandel
- Kraft-Wärme – Kopplung
- Gas- und Dampfturbinen – (Heiz-)Kraftwerke
- Stromgestehungskosten
- Die Marktstruktur in Deutschland: Unternehmen und ihre Marktmacht
- Die Unternehmen
- EnBW AG
- VNG AG
- Wingas GmbH
- RWE AG
- E.ON AG
- Beurteilung der Marktmacht
- Existenz von Marktmacht im Bereich der Netzinfrastruktur
- Messung der Marktmacht bezüglich des Gasabsatzes
- OAO Gazprom
- Firmenstruktur und -politik
- Die Globale Strategie von OAO Gazprom
- Pipelinediversifizierung nach Europa
- Markt- und Produktdiversifizierung
- Gazprom Germania
- Mögliche Marktzutrittszenarien in Deutschland
- Erläuterungen zur Vorgehensweise
- Bestimmung der Parameter
- Strategieauswahl
- Ausschlussverfahren
- Strategie (G1,S1)
- Strategien (G2,S1) und (G2,S2)
- Kombinationen mit G3
- Zusammenfassung der Ergebnisse
- Die Bedeutung des Erdgases als Energieträger in Deutschland
- Die Marktstruktur des deutschen Erdgasmarktes und die Bedeutung von Gazprom als potenzieller Akteur
- Die möglichen Folgen des Marktzutritts von Gazprom für die Preisgestaltung und den Wettbewerb im Erdgasmarkt
- Die Auswirkungen des Marktzutritts auf die Endverbraucher in Deutschland
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Magisterarbeit untersucht den deutschen Erdgasmarkt und analysiert den potenziellen Marktzutritt von Gazprom. Die Arbeit beleuchtet die Auswirkungen dieses Ereignisses auf die Marktstruktur und den Endverbraucher. Die Arbeit verfolgt das Ziel, die Folgen des Marktzutritts für die Preisgestaltung, den Wettbewerb und die Konsumenten zu verstehen.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik ein und skizziert die Problemstellung der Arbeit. Es werden die wichtigsten Fragen und Zielsetzungen definiert. Das zweite Kapitel analysiert die Grundlagen des Erdgasmarktes in Deutschland. Es werden die Erdgasexploration, die Angebotsseite mit den Erdgasimporten und der Grenzübergangspreis, sowie die Nachfrageseite mit dem Endenergieverbrauch und der Entwicklung des Primärenergieverbrauchs nach Energieträgern beleuchtet. Im dritten Kapitel werden die Rahmenbedingungen des Erdgasmarktes in Deutschland betrachtet. Es werden sowohl direkte Einflüsse auf die Preisgestaltung im Erdgassektor, wie z.B. die Erdgassteuer, Konzessionsabgaben und Durchleitungsgebühren, als auch umweltpolitische und technische Rahmenbedingungen im Bezug auf die Energiegewinnung, wie z.B. der Emissionshandel, Kraft-Wärme-Kopplung und Stromgestehungskosten untersucht. Das vierte Kapitel analysiert die Marktstruktur in Deutschland und untersucht die Unternehmen und ihre Marktmacht. Es werden die wichtigsten Player im Markt, wie z.B. EnBW AG, VNG AG, Wingas GmbH, RWE AG und E.ON AG, vorgestellt und ihre Marktmacht bewertet. Das fünfte Kapitel konzentriert sich auf das Unternehmen OAO Gazprom. Es werden die Firmenstruktur, die globale Strategie, die Markt- und Produktdiversifizierung und mögliche Marktzutrittszenarien in Deutschland beleuchtet.
Schlüsselwörter
Erdgasmarkt, Deutschland, Gazprom, Marktzutritt, Preisgestaltung, Wettbewerb, Endverbraucher, Marktmacht, Unternehmen, Strategie, Rahmenbedingungen, Energieträger, Import, Export, Emissionen, Stromgestehungskosten, Gas- und Dampfturbinen, Kraft-Wärme-Kopplung.
- Citation du texte
- Jaroslaw Dziendziol (Auteur), 2007, Analyse des Erdgasmarktes in Deutschland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93908