„Die japanische Bevölkerung schrumpft und wird immer älter. Welche Folgen wird das haben?“ (DIJ, 2007) . Das Land „hat das höchste Durchschnittsalter und die höchste Lebenserwartung der Welt. Die damit verbundene so genannte „demographische Zeitbombe“ ist die größte Herausforderung, der sich Japan heute konfrontiert sieht. Viele sich daraus ergebende Probleme zeichnen sich ab, Lösungen nur in Ansätzen“ (DIJ, 2007) .
Das Deutsche Institut für Japanstudien spricht dabei eine in den Industrienationen generell problematische Entwicklung an. Größte Aufgabe hierzu stellen die Folgen des demographischen Wandels in einer Gesellschaft und die Maßnahmen, welche auf vielen Ebenen getroffen werden müssen, dar. „Ausgelöst wird der demographische Wandel durch eine sinkende Geburtenzahl und eine steigende Lebenserwartung. Beides zusammen führt zu einem Bevölkerungsrückgang und zu einer Alterung der Bevölkerung“ (Grottkopp, 2003, S. 4). Dies erfordert für alle betroffenen Gesellschaften ein komplettes Umdenken auf vielerlei Ebenen. Auch Japan gehört dazu. Dabei stellt sich die wichtige Frage, hinsichtlich welcher Aspekte sich Japan endlich an anderen Demokratien orientieren wird und wo wird man weiterhin eigene Wege gehen (vgl. DIJ, 2007).
In unserer Arbeit möchten wir mittels der Deskription und Analyse von statistischen Daten in erster Linie den demographischen Wandel in Japan sichtbar machen. Der voranschreitende Alterungsprozess und die damit drohende Depopularisierung stellen dabei den Hauptaugenmerk dieser Arbeit dar. Wir werden insbesondere auch auf die Entwicklung der drei wichtigsten demographischen Größen – Mortalität, Fertilität und Migration – eingehen und analysieren.
Bevölkerungsvorausberechnungen erscheinen in diesem Zusammenhang als äußerst aussagekräftig, weshalb wir diese in unsere Arbeit einbeziehen werden. Des Weiteren zielen wir auch darauf ab, Veränderungen von Todesursachen und Morbidität der letzten Jahrzehnte zu untersuchen, um somit auch mögliche epidemiologische Folgen des zunehmenden Alterns aufzuzeigen. Dies kann neue Erkenntnisse in gesundheitlichen Trends aufzeigen, denen mit rechtzeitig angesetzten präventiven Maßnahmen vorgebeugt werden kann. Schließlich möchten wir den voranschreitenden Prozess der Alterung auch in einen Bezug mit den sich ändernden soziokulturellen Umständen in Japan stellen. Insgesamt erstrebenswert ist es die allgemeinen Folgen des demographischen Wandels aufzuzeigen und mögliche Lösungsansätze zu liefern.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Verzeichnis der Anhänge
Einleitung
1 Soziokulturelle und gesundheitssystemspezifische Strukturen im Land der aufgehenden Sonne
1.1 Einige historische Grundlagen
1.2 Soziokulturelle Rahmenbedingungen im gesundheits- wissenschaftlichen Kontext
1.2.1 Gebiet und Bevölkerung
1.2.2 Kultur und Tradition
1.2.2.1 Dominanz und Einfluss von Shinto-Glaube und Buddhismus
1.2.2.2 Bedeutung der älteren Bevölkerung
1.2.3 Familie und Gesellschaft
1.2.4 Lebensstile
1.2.4.1 Parallelität traditioneller und moderner Lebensformen
1.2.4.2 Ernährungsgewohnheiten
1.2.5 Bildung und Arbeitsbedingungen im Hinblick auf die gesundheitliche Verfassung der Bevölkerung
1.2.5.1 Bildungssystem
1.2.5.2 Arbeitsbedingungen
1.2.6 Regierung und Politik
1.3 Gesundheitssystemspezifische Strukturen
1.3.1 Geschichte der medizinischen Versorgung in Japan
1.3.2 Health Care in Japan heute
2 Mortalität und Morbidität
2.1 Entwicklung der Mortalität
2.1.1 Sterblichkeit in Japan
2.1.2 Häufigste Todesursachen in Japan
2.1.2 Säuglingssterblichkeit in Japan
2.2 Muster der Morbidität
2.2.1 Zur Bedeutung von Morbidität
2.2.2 Morbidität in Japan
3. Demographische Alterung in Japan
3.1 Wandel der Vitalstruktur in Japan
3.1.1 Alters- und Geschlechtsstruktur in Japan
3.1.2 Altersgruppen in Japan
3.2 Mortalitätsinduzierte Alterung - Hohe Lebenserwartung
3.2.1 Altersspezifische Sterberaten für Japan
3.2.2 Sterbetafeln für Japan
3.2.3 Hohe Lebenserwartung
3.2.4 Resümee der hohen Lebenserwartung in Japan
3.3 Fertilitätsinduzierte Alterung - Geburtenrückgänge
3.3.1 Geburtenziffern, -raten und Natürliches Wachstum
3.3.2 Gesamtfruchtbarkeitsrate für Japan
3.4 Demographischer Übergang in Japan und Konsequenzen hinsichtlich der demographischen Alterung
3.5 Migrationsinduzierte Alterung
3.4.1 Zur Bedeutung und zu Ausbleiben von Migration
3.4.2 Entwicklung Wanderungsbilanz und des Ausländeranteils
3.6. Vorausberechnungen zur demographischen Alterung in Japan
3.6.1 Zukünftige Veränderungen zur Alters- und Geschlechtsstruktur
3.6.2 Weitere Entwicklung des Bevölkerungswachstums
3.6.3 Vorausberechnungen der Sterblichkeit und Fertilität
4. Synopsis des Zusammenhangs von Kultur, Gesellschaft, Lebensstil und demographischer Wandel in Japan
4.1 Folgen der Alterung der japanischen Bevölkerung
4.2 Zur Interpendenz zwischen soziokulturellen und demographischen Wandel
4.3 Einige Handlungsoptionen - zwischen Agieren und Reagieren
5. Schlussbetrachtung - Ausblick und Fazit
Quellenverzeichnis
Literaturverzeichnis
Internetquelleverzeichnis
Verzeichnis der Vorlesungsunterlagen
Datenquellenverzeichnis
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abbildungen
Abbildung 1 Sterbefälle und Rohe Sterberaten, Japan, 1899 - 2004
Abbildung 2 Häufigste Todesursachen in Japan nach ausgewählten Merkmalen, 1900 - 2004
Abbildung 3 Sterbefälle von malignen Neubildungen nach Altergruppe und Geschlecht in Japan, 2004
Abbildung 4 Sterbefälle von Herz- Kreislauferkrankungen nach Altesgruppen und Geschlecht in Japan, 2004
Abbildung 5 Sterbefälle von Zerebrovaskulären Erkrankungen nach Alter und Geschlecht in Japan, 2004
Abbildung 6 Sterbefälle von Pneumonie nach Alter und Geschlecht in Japan, 2004
Abbildung 7 Säuglingssterblichkeit und Rohe Säuglingssterberaten in Japan, 1899 - 2004
Abbildung 8 Foetalsterblichkeit und Foetalsterberaten in Japan, 1899 - 2004
Abbildung 9 Säuglings- und Foetalsterblichkeit in Japan, 1899 - 2004
Abbildung 10 Prävalenz und Inzidenz von Tuberkulose in Japan, 1990 - 2004
Abbildung 11 Diabetesprävalenz in Raten pro 1.000 Einwohner, im Ländervergleich, 2000
Abbildung 12 Trends zu altersstandarisierten Inzidenzraten von malignen Neubildungen nach Diagnose und Geschlecht, in Japan, 1975 - 1999
Abbildung 13 Länder mit hoher Population im Vergleich, 1950 & 2005
Abbildung 14 Total Population und Wachstumsrate in Japan, 1872 - 2005
Abbildung 15 Total Population in Japan nach Geschlecht, 1872 - 2005
Abbildung 16 Alterspyramide Japan, 2005
Abbildung 17 Alterspyramide Japan,1950
Abbildung 18 Vergleich der Gesamtpopulation in Japan nach Alter, 1950 und 2005
Abbildung 19 Vergleich der Altersgruppen in Japan, 1884 bis 2005...
Abbildung 20 Die Altersgruppe der 65 jährigen und älter mit Anteil der 80 jährigen und älter in Japan, 1920 bis 2005
Abbildung 21 Medianalter in Japan, 1884 bis 2004.
Abbildung 22 Vergleich des Jungen-, Alten- und Abhängigkeitsquotienten in Japan ,1920 - 2005
Abbildung 23 Altersspezifische Sterberaten in Japan, 1985 und 2004.
Abbildung 24 Altersspezifische Sterberaten nach Geschlecht in Japan, 1985
Abbildung 25 Altersspezifische Sterberaten nach Geschlecht in Japan, 2004
Abbildung 26 Lebenserwartung bei Geburt in Japan, 1891 - 2005.
Abbildung 27 Zuwachs an Lebenserwartung im Vergleich von jeweils zwei Abschnitten in Japan, 1891 - 2050
Abbildung 28 Differenz der Lebenserwartung bei Geburt zwischen Männern und Frauen in Japan, 1891 - 2005
Abbildung 29 Lebenserwartung bei Geburt im Ländervergleich, 2005
Abbildung 30 Gesunde Lebenserwartung bei Geburt im Ländervergleich, 2005
Abbildung 31 Fernere Lebenserwartung im Alter von 65, in Japan, 1891 - 2005
Abbildung 32 Fernere Lebenserwartung im Alter von 90, in Japan, 1891 - 2005
Abbildung 33 Geburtenzahl und Rohe Geburtenrate in Japan, 1899 - 2004
Abbildung 34 Rohe Geburtenraten nach Altersgruppe in Japan, 1970 - 2004
Abbildung 35 CBR, CDR, Natürliches Wachstum in Japan, 1899 - 2004
Abbildung 36 Fruchtbarkeitsrate (TFR) im Vergleich von Industrieländern, 2007
Abbildung 37 CBR, CDR, Natürliches Wachstum in Japan, 1899 - 2004
Abbildung 38 Fünf Phasen Modell, Japan, 1899 - 2004..
Abbildung 39 Registrierte Ausländer in Japan, 1985 - 2004...
Abbildung 40 Wanderungssaldo und Nettowanderungsrate für BRD und Japan, 1995 - 2005
Abbildung 41 Bevölkerungspyramide,Japan, 2025
Abbildung 42 Bevölkerungspyramide,Japan, 2050
Abbildung 43 Projektion von Altersgruppen in Japan, 1950 - 2100 (mittlere Variante)
Abbildung 44 Projektion von Jungen-, Alten- und Abhängigkeitsquotient für Japan, 1950 - 2100 (mittlere Variante)
Abbildung 45 Projektion von Medianalter in Japan, 1950 - 2100 (mittlere Variante)
Abbildung 46 Projektion für totale Population in Japan, 1950 - 2100
Abbildung 47 Projektion der Population in Japan, nach Geschlecht, 1950 - 2100
Abbildung 48 Projektion von Medianalter in Japan, 1950 - 2100 (mittlere Variante).
Abbildung 49 Wechselwirkung der Hauptthemenkomplexe
Tabellen
Tabelle 1 Mortalität nach Alter und Auswahl häufigster maligner Neubildungen (und gesamt) für Männer in Japan, 2004
Tabelle 2 Mortalität nach Alter und Auswahl häufigster maligner Neubildungen (und gesamt) für Frauen in Japan, 2004
Tabelle 3 Fünf Einflussfaktoren auf die Lebenserwartung
Tabelle 4 Biologisch - physiologisches, psychologisches und soziale Altern
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Verzeichnis der Anhänge
Anhang 1 Todesursachen nach führender Ursache und Altersgruppen in Japan, 2004
Anhang 2 Inzidenz von malignen Neubildungen in Japan, nach Art der Neubildung, 1999
Anhang 3 Populationsentwicklung.
Anhang 4 Idealtypische Bevölkerungspyramiden
Anhang 5 Bevölkerungspyramiden für BRD, 1950 & 2001
Anhang 6 Altersstruktur der Gesamtpopulation nach Land
Anhang 7 Sterbefälle und Sterberaten nach Alter in Japan, 1985 - 2004
Anhang 8 Anzahl der Eheschließungen in Japan
Anhang 9 Anzahl der Ersteheschließungen nach Alter, in Japan, 1930 - 2004
Anhang 10 ASFR für Frauen in Japan, 1930 - 2004
Einleitung
„Die japanische Bevölkerung schrumpft und wird immer älter. Welche Folgen wird das haben?“ (DIJ, 2007)1. Das Land „hat das höchste Durchschnittsalter und die höchste Lebenserwartung der Welt. Die damit verbundene so genannte „demographische Zeitbombe“ ist die größte Herausforderung, der sich Japan heute konfrontiert sieht. Viele sich daraus ergebende Probleme zeichnen sich ab, Lösungen nur in Ansätzen“ (DIJ, 2007)2.
Das Deutsche Institut für Japanstudien spricht dabei eine in den Industrienationen generell problematische Entwicklung an. Größte Aufgabe hierzu stellen die Folgen des demographischen Wandels in einer Gesellschaft und die Maßnahmen, welche auf vielen Ebenen getroffen werden müssen, dar. „Ausgelöst wird der demographische Wandel durch eine sinkende Geburtenzahl und eine steigende Lebenserwartung. Beides zusammen führt zu einem Bevölkerungsrückgang und zu einer Alterung der Bevölkerung“ (Grottkopp, 2003, S. 4). Dies erfordert für alle betroffenen Gesellschaften ein komplettes Umdenken auf vielerlei Ebenen. Auch Japan gehört dazu. Dabei stellt sich die wichtige Frage, hinsichtlich welcher Aspekte sich Japan endlich an anderen Demokratien orientieren wird und wo wird man weiterhin eigene Wege gehen (vgl. DIJ, 2007).
In unserer Arbeit möchten wir mittels der Deskription und Analyse von statistischen Daten in erster Linie den demographischen Wandel in Japan sichtbar machen. Der voranschreitende Alterungsprozess, aber auch die damit drohende Depopularisierung stellen dabei den Hauptaugenmerk dieser Arbeit dar. Damit werden wir insbesondere auch auf die Entwicklung der drei wichtigsten demographischen Größen - Mortalität, Fertilität und Migration - eingehen und diese ebenfalls auf Basis der uns zur Verfügung stehenden Daten beschreiben und analysieren. Hierbei lässt sich festhalten, dass diese Größen im direkten Zusammenhang mit dem Alterungs- und Depopularisierungsprozess stehen, welches wir versuchen werden näher zu erörtern und auf Japan zu projizieren.
Auch Bevölkerungsvorausberechnungen erscheinen in diesem Zusammenhang als äußerst aussagekräftig, weshalb wir diese in unsere Arbeit einbeziehen werden. Dabei ist wichtig zu erfahren und aufzuzeigen, wie folgenreich der demographische Wandel für die Zukunft Japans ausfallen kann.
Des Weiteren zielen wir auch darauf ab, Veränderungen von Todesursachen und Morbidität der letzten Jahrzehnte zu untersuchen, um somit auch mögliche epidemiologische Folgen des zunehmenden Alterns aufzuzeigen. Dieses wiederum kann neue Erkenntnisse in medizinischer Hinsicht liefern und evtl. Trends aufzeigen, denen mit rechtzeitig angesetzten präventiven Maßnahmen vorgebeugt werden kann.
Letztendlich möchten wir den voranschreitenden Prozess der Alterung auch in einen Bezug mit den sich ändernden soziokulturellen Umständen in Japan bringen. In Veränderungen von Lebensweisen/-stilen sehen wir nämlich auch einen wichtigen Einflussfaktor auf die aktuelle Entwicklung der Population in Japan. Insgesamt ist uns wichtig Rückschlüsse auf Gründe für aktuelle demographische Prozesse in Japan ziehen zu können. Insgesamt erstrebenswert ist es dabei auch die allgemeinen Folgen des demographischen Wandels aufzuzeigen und mögliche Lösungsansätze zu liefern. Dabei ist folgende Herangehensweise beabsichtigt:
Zunächst soll im 1. Kapitel anhand des gesellschaftlich kulturellen Hintergrundes, des Aufzeigens des Wandels von Lebensweisen und -stilen, aber auch anhand der Geschichte und mit der Entwicklung der japanischen Kultur an sich eine Basis geschaffen werden, mittels derer sich einige Gründe für die derzeitige demographische Entwicklung in Japan erörtern lassen. Viele Trends und Ereignisse, insbesondere auch hinsichtlich der Populationsentwicklung, können auf diese Art und Weise besser erklärt und gedeutet werden. Im jeden Fall aber soll dieses Kapitel auch einen Einstieg für die uns manchmal als fremdartig erscheinende Kultur bieten.
Im zweiten Abschnitt des ersten Kapitels soll dabei auch auf das Gesundheitswesen in Japan eingegangen werden. Die zunehmende Überalterung der Gesellschaft wird nämlich vor allem auch ein großes Umdenken für die Struktur der gesundheitlichen Versorgung von älteren Menschen mit sich führen.
Japan muss auch hierin noch große Schritte gehen.
Im 2. Kapitel werden wir auf Mortalität und Morbidität in Japan eingehen. Wie schon erwähnt ist uns dabei vor allem wichtig herauszustellen, wie sich die Sterblichkeit in Japan in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat. Dabei gehen wir nicht nur auf allgemeine und rohe Sterberaten ein, sondern konzentrieren uns im Kontext unserer Fragestellung auch auf Säuglings- und Foetalsterblichkeit und die Entwicklung der häufigsten Todesursachen in Japan. Für letzteres erhoffen wir uns dabei deutliche Anzeichen einer durch das Altern der Gesellschaft induzierten Entwicklung zu erkennen.
Das Aufzeigen der Veränderungen in Säuglings- und Foetalsterblichkeit soll dabei eher die Ironie zur derzeitigen Entwicklung der Fertilität in Japan darstellen. Natürlich haben sich die Umstände dahingehend sehr verbessert, welches vor allem auch die Folge des medizinischen Fortschritts darstellt. Dennoch ist ironischerweise von einem Geburtenrückgang mit der Folge der Depopularisierung und Überalterung zu berichten.
Mit der Darstellung der Entwicklung der Morbiditätsverhältnisse in Japan wollen wir, wie schon erwähnt, Folgen der Überalterung aus epidemiologischer Sicht verdeutlichen. Dies ist insbesondere für die abschließende Synopsis der gesamten Thematik äußerst aufschlussreich.
Das 3. Kapitel stellt den Mittelpunkt unserer empirischen Annäherung an die Gesamtthematik dar und befasst sich mit sämtlichen demographischen Aspekten, die für unsere Fragestellung als relevant erscheinen. Zunächst stellen wir explizit dabei die Populationsverhältnisse und deren Entwicklung dar, um erste Anzeichen für den Alterungs- und Depopularisierungsprozess in Japan darzulegen. Dieses erklären wir darauf folgend mit Aspekten einer mortalitäts-, fertilitäts- und migrationsinduzierten Alterung. Des Weiteren stellen wir den demographischen Übergang in Japan als Beweis sinkender Fertilität und steigender Mortalität dar, welches die schon mehrmals erwähnten Folgen mit sich trägt.
Zur Veranschaulichung der dramatischen Entwicklung, basierend auf der demographisch prekären Situation, werden wir darauf folgend abschließend noch auf Bevölkerungsprojektionen eingehen, um primär vor allem festzuhalten, dass ein Umdenken schon allein hinsichtlich der zukünftigen Entwicklung des Landes als notwendig erscheint.
Die Ergebnisse der oben genannten Untersuchungen fließen in das 4. Kapitel ein, in dem zunächst dargestellt werden soll, mit welchen Folgen bei der gegenwärtigen demographischen und epidemiologischen Entwicklung in Japan zu rechnen ist. Ein weiterer Aspekt wird die Zusammenführung der von uns in Kapitel 1 - 3 behandelten Themenbereiche sein, um auch deren gegenseitige Wechselwirkung deutlich herauszuarbeiten. Dadurch wollen wir die Prägnanz aufzeigen, mit welcher alle Faktoren aufeinander wirken. Entsprechend müssen auf mehreren Ebenen Lösungsansätze geschaffen werden, da sich viele Aspekte untereinander bedingen.
Insgesamt möchten wir hierin auch einige Lösungsansätze vorstellen, welche die dramatische Entwicklung zumindest bremsen, wenn auch nicht gänzlich umkehren können.
Abschließend möchten wir in Kapitel 5 mit einem alles zusammenfassenden „Resümee“ eine letzte Stellungnahme zur Thematik vornehmen, ein Fazit aus unserer empirischen Arbeit schließen und dabei auch mittels eines Ausblicks weitere Forschungsansätze zu diesem Thema diskutieren.
An dieser Stelle sei anzumerken, dass es uns aufgrund der Komplexität der Thematik und des vorgegebenen Umfangs natürlich nicht möglich war auf alle Bereiche explizit einzugehen. Hierzu gehört u. a. der kurz angeschnittene epidemiologische Teil. Dennoch waren wir im Rahmen unserer empirischen Bearbeitung der Fragestellung darum bemüht Zusammenhänge deutlich herauszustellen und die wichtigsten Entwicklungen explizit zu beschreiben. Weitere Forschungsansätze sind daher nötig, will man diese Thematik noch genauer ausführen. Wir erhoffen uns dabei mittels der Aufnahme des Masterstudienganges „Public Health“ an der Universität Bielefeld mit diesem Forschungsschwerpunkt fortfahren zu können.
Im Folgenden möchten wir im Zusammenhang mit dieser Einleitung noch einige Zeilen zur Datenbasis verfassen. Als Grundlage der empirischen Annäherung an unsere Fragestellung dient uns dabei nebst der Fachliteratur vor allem auch eine Fülle an statistischen Material. Mit diesem Vorwort zur Datenbasis möchten wir dabei kurz auf die Verwendung der grundlegendsten Statistiken eingehen, um diese im Verlauf der Arbeit nicht immer wieder benennen zu müssen. Sämtliche von uns verwendeten Statistiken zu Japan entstammen dabei vor allem aus dem Land selbst und anderen internationalen Quellen und waren dabei hauptsächlich in englischer und japanischer Sprache verfasst. Wir haben insbesondere Verwendung von den folgenden Statistiken japanischer Ministerien bzw. staatlicher Institutionen gemacht:
- National Institute of Population and Social Security Research, Tokyo:
- Population Statistics for Japan 2006
- Population Projections for Japan 2001 - 2050. With long range Population Projections 2051 - 2100
- Ministry of Health, Labour and Welfare, Tokyo:
- Abridged Life Tables for Japan 2005
- The 20th Life Tables
- Trends in Vital Statistics by Prefecture in Japan, 1899 - 1998
- Japanese Statistics Bureau, Statistical Books & Ministry of Internal Affairs and Communication, Tokyo:
- Japan in Figures 2007
- Statistical Handbook of Japan 2006
- Japan Statistical Yearbook 2007
Bei der Verwendung von weiteren internationalen Daten wurde dabei speziell Gebrauch von Angaben der World Health Organization, den United Nations, des Deutschen Institut für Japanstudien, des Statistisches Bundesamt, sowie des Central Intelligence Agency.
Grundsätzlich lässt sich hierzu sagen, dass uns die Datenbasis eine sehr gute Arbeitsgrundlage dargeboten hat. Es sei dennoch vorab anzumerken das speziell Statistiken zu Migration und Morbidität nur sehr schwer ausfindig zu machen waren. Eine detailreichere Auflistung der verwendeten Daten ist dabei im Datenquellenverzeichnis vorzufinden.
1 Soziokulturelle und gesundheitssystemspezifische Strukturen im Land der aufgehenden Sonne
Nihon oder Nippon ist die japanische Bezeichnung für den uns als Japan bekannten ostasiatischen Inselstaat, der west-pazifischen Region der Erde (vgl. Bünting et al., 1996). In der traditionellen japanischen Schrift, genannt Kanji, werden für den Landesnamen Nihon/Nippon die beiden Zeichen 日本 verwendet (vgl. Walsh, 1969). 日 steht für das Wort nichi oder ni, in der Bedeutung „Sonne“ oder „Tag“. 本 steht für das Wort hon oder moto, in der Bedeutung „Ursprung“ oder „Wurzel“ (vgl. Maderdonner, 2002). Übersetzt bedeutet Nihon/Nippon entsprechend „Das Land in dem die Sonne Ihre Wurzeln hat“ oder besser noch „Das Land der aufgehenden Sonne“. Ein Land vieler Gegensätze (vgl. Pörtner, 1998).
Im Kontext unserer Fragestellung möchten wir zunächst vor allem auf den soziokulturellen Hintergrund in Japan eingehen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang den Wandel der Gesellschaft und damit der Lebensstile herauszustellen. Hiermit einhergehende Veränderungen, welche in Japan insbesondere im letzten Jahrhundert sehr stark präsent waren, können unserer Meinung nach einen erheblichen Einfluss auf demographische Prozesse haben. Unsere Recherchen haben dabei wesentliche Zusammenhänge zum Alterungsprozess der Gesellschaft herauskristallisieren können. Im ersten Kapitel soll dabei eine Basis an Hintergrundinformationen für die Fragestellung dieser Arbeit geschaffen werden auf diese wir immer wieder zurückgreifen möchten.
Beginnen möchten wir zunächst mit einer kurzen Einführung in die Geschichte Japans um wesentliche und das Volk prägende Ereignisse aufzuzeigen, aber auch um das Verständnis der japanischen Eigenart zu fördern. Es hat sich dabei herausgestellt, dass diese in einigen Bereichen von einer extremen Geschlossenheit geprägt war, aber teilweise auch immer noch ist. Dies hat in Japan nicht unwesentlich zu einigen negativen demographischen Effekten beigetragen. Die entsprechenden Aspekte werden wir dabei im Verlauf dieser Arbeit noch herausstellen.
1.1 Einige historische Grundlagen
Die Geschichte Japans ist eine Geschichte starker Widersprüche, die Land und Leute stark geformt haben. Japan war dabei vor allem durch ein Wechselspiel von Isolation und Öffnung des Landes gegenüber der Außenwelt, als Folge vieler Klassenkämpfe und Machtwechsel, bestimmt. Dies führte auf der einen Seite zu einer abgeschotteten, aber auch blühenden Entfaltung Japans aus sich selbst heraus. Auf der anderen Seite zu einer deutlich fremd geprägten Weiterentwicklung (vgl. Wikipedia, 2007)3. Der soziokulturelle Einfluss ist dabei wesentlicher Aspekt der historischen Ereignisse.
In diesem Abschnitt möchten wir daher, aber auch der Vollständigkeit halber, zunächst die japanische Geschichte in kurzer Form zusammentragen. Dabei verwenden wir eine Einteilung in markante Epochen.
Frühgeschichte (ca. 20.000 v. Chr. - ca. 10.000 v. Chr.)
Obschon menschliches Leben in Japan bereits in der Altsteinzeit der Erdgeschichte nachnachweisbar ist (vgl. Haasch, 1996), liegt die Herkunft der Bewohner der japanischen Inseln noch im Dunkeln. Eine Annahme schließt jedoch nicht aus, dass die ersten Bewohner Japans seefahrende Polynesier waren (vgl. Online Reiseführer Japan, 2006)4. Auf der anderen Seite ist durchaus denkbar, dass sich die „Ainu“5, die so bezeichneten Urbewohner Japans, durch die damals noch vorhandene interkontinentale Verbindung zwischen Europa und Asien (Eurasien) im heutigen Japan ansiedeln konnten (vgl. Haasch, 1996). Wahrscheinlicher ist jedoch, dass das japanische Volk einer Mischung verschiedener ethnischer Gruppen entstammt und keineswegs auf nur einen bestimmten Vorläufer zu konkretisieren ist (vgl. Hammitzsch et al., 1990).
Jōmon - Epoche (ca. 10.000 v. Chr. - 300 v. Chr.)
Mehreren archäologischen Funden zu Folge existiert frühestens seit 10.500, spätestens aber seit dem 7. Jahrtausend vor Chr. ein ausgeprägtes Jäger- Fischer- und Sammlervolk in Japan. Charakteristisch für diese Kultur sind ihre eindrucksvollen mit Schnüren verzierten Keramiken. Entsprechend leitet sich auch der Name Jōmon6 dieser Periode ab (vgl. Department of Asian Art, 2002)7.
Yayoi - Epoche (ca. 400 v. Chr. - 300 n Chr.)
Während dieser Zeit wanderten besonders viele Menschen vom asiatischen Kontinent nach Japan ein. Zudem entstand eine ausgeprägte Nassreisbauern- Kultur und erstmals wurden Eisen und Bronze verwendet. Entsprechend der weit reichenden Kontakte und hohen Einwanderungen wies das Land eine hohe kulturelle Vielfalt auf und war keineswegs isoliert. Im Laufe der Jahre entstand aus dieser kulturellen Vielfalt eine eigene Zivilisation, so dass die heutige Homogenität des Volkes mehr auf einen kulturellen Austausch als auf die ethnische Herkunft basiert. Die Einwanderungen selbst dauerten noch bis zum 700 Jahrhundert n. Chr. an (vgl. Burenhult et al, 2004). Die Yayoi-Epoche wurde noch zum Teil von der Jōmon-Epoche überlagert, so dass sich der Aspekt des Jäger- Sammler- und Fischervolkes auch hier wieder findet. Viel bedeutender ist aber, dass diese Epoche den Grundstein für den ersten historischen Staat legen konnte (vgl. Hammitzsch et al., 1990).
Yamato - Epoche (300 n. Chr. - 710 n . Chr.)
Aus den mittlerweile zahlreich entsprossenen Sippenverbänden bildeten sich bald auch Clans, die um eine politische Organisation bemüht waren. Diese Clans waren adelsgeschlechtlich und dessen Mitglieder größtenteils blutsverwandt. Ein Clan konnte dabei über das ganze Land verteilt sein. Der größte und mächtigste Clan stellte letztendlich die Obrigkeit dar. Dieses war allerdings oftmals auch mit Stammeskämpfen verbunden (vgl. Hammitzsch et al., 1990). Damit wurde erstmals eine Art Regierung und damit Staatlichkeit etabliert. Der Yamato-Clan, dessen Oberhaupt von sich selbst aussagte, direkt von der Sonnengöttin Amaterasu abzustammen, spielt dabei eine zentrale Rolle. Die Yamatos vereinigten Japan durch eine eigene Staatsform und führten nach chinesischem Vorbild zum ersten Mal in der Geschichte den mit oberster, politischer Macht ausgestatteten Kaisertitel, den tennô, ein. China und Korea beeinflussten das Land immer stärker. Chinesische Schrift und der Buddhismus wurden dadurch eingeführt. Erstmals wurde auch eine staatliche Verfassung mit 17 Artikeln veröffentlicht. Der Buddhismus wurde dabei zur Staatsreligion ernannt. (vgl. Haasch, 1996). Weitere wichtige Merkmale dieser Epoche sind insbesondere die riesigen, schlüsselformigen Gradhügel, genannt Kôfun. Diese boten prachtvolle Verzierungen im Inneren der Anlage und erstmals wurden auch wertvolle Grabbeilagen gebraucht. Falsch ist in diesem Zusammenhang jedoch die Annahme, dass das japanische Volk an dieser Stelle der Geschichte ein koreanisch geprägtes Reitervolk darstellte. (vgl. Burenhult et al., 2004). „Mit dem Yamato- Staat beginnt Japans politische Geschichte“ (Hammitzsch et al., 1990, S. 277/278).
Nara - Epoche (710 n. Chr. - 782 n . Chr.)
Diese Epoche ist gekennzeichnet durch Zentralherrschaft und einen Beamtenstaat mit hierarchischem System nach chinesischem Vorbild. Erstmals gab es eine feste Niederlassung für den Kaiserhof, nachdem bislang mit jedem neuen Kaiser eine andersörtige Niederlassung gewählt worden war. Somit wurde Nara die erste ständige Hauptstadt. Auch entwickelte sich erstmals auch eine Zentralbürokratie, mit 10.000 Beamten, eingeteilt in acht Büros. Erstmals gab es auch einen religiösen Streit zwischen Anhängern des Buddhismus und Schintoismus. Der Schintô-Glaube rückte letztendlich in den Hintergrund (vgl. Hammitzsch et al. 1990). Ferner wurden auch Palast- und Tempelbau, sowie die Geschichtsschreibung in Gedichtform nach chinesischem Vorbild betrieben (vgl. Haasch, 1996).
Heian - Epoche (794 n. Chr. - 1185 n . Chr.)
Aufgrund zu großem staatlichen Einfluss des Buddhismus, wurde beschlossen Staat und Religion strickt zu trennen. Kaiser und Hof gaben Nara auf, um eine neue Hauptstadt im 50km entfernten Heian, dem heutigem Kyotô, zu errichten. Haasch (1996) bezeichnet diese Epoche zudem als Blütezeit des japanischen Hofadels, sowie der japanischen Architektur, Kunst und Wissenschaft. Grund hierfür war der Abbruch der Beziehungen zu China. Dies führte dazu, dass sich die japanische Kultur eigenständig weiterentwickeln konnte (vgl. Haasch, 1996). Zudem bildete sich als Antwort auf den neuen Hofadel und der damit auch verbundenen Korruption gegenüber dem gemeinen Volk (Bauern etc.), eine eigenständige Krieger-Kaste bzw. ein Kriegeradel, die Samurai (侍) oder bushi (武士) gennant. Diese griffen auch bald zu den Waffen, um Ihre Autonomie gegenüber dem Kaiserhof verteidigen zu können (vgl. Haasch, 1996). Entsprechend folgten als bald auch Revolutionen. Hammitzsch (1990) beschreibt letzteres als den Übergang zur Kriegerherrschaft in Japan.
Kamakura - Epoche (1185 n. Chr. - 1333 n . Chr.)
Diese Periode ist geprägt durch die sich ausweitende Macht der Kriegerfamilien (Samurai) und Ermattung des kaiserlichen Hofs. Die Samurai hatten erstmals auch einen Anführer in der Kriegerkaste, den Shôgun. Das sog. Militär-Shôgunat zog schließlich in den Krieg gegen den Kaiserhof. Nachdem das Shôgunat erfolgreich gegen die kaiserlichen Truppen bestehen konnte und damit auch eine neue Regierungsordnung geschaffen worden ist, nahm man auch die Beziehungen zwischen Japan und China wieder auf. Trotz der Auseinandersetzungen, kehrte nach geklärten Fronten als bald wieder der Frieden im Lande ein. Die noch frische Regierung hatte jedoch nach kurzer wieder mit neuen kriegerischen Konfrontationen zu kämpfen. Diesmal waren es die Mongolen, auf Ihrem Feldzug gegen gesamt Süd-Ost Asien. Nach erfolgreicher Abwehr mehrerer Einmarschversuche der Mongolen durch die japanischen Samurai, wandten sich diese in ihrer Loyalität wieder dem Kaiser zu, nachdem ihnen das Militär Shōgunat die anfallende Belohnung aufgrund von Geldmangel verwehrte. Dies nutzte der Kaiser zur Erneuerung seiner kaiserlichen Macht (vgl. Embjapan, 2007)8
Muromachi - Epoche (1333 n. Chr. - 1568 n . Chr.)
Aus einer Neubesetzung der Sh ō gun-Führung und einer damit verbundenen Veränderung der Samurai-Kultur, resultierte eine friedliche Zusammenarbeit mit dem kaiserlichen Hof. Samurai-Kultur und höfische Elemente wurden schließlich vereint, was zu einer Entwicklung von neuen kulturellen Besonderheiten geführt hat. An dieser Stelle sei unter anderem die japanische Gartenkunst, Innenraumarchitektur, Schwertkunst, Tuschmalerei oder auch Kalligraphie und Teezeremonie genannt. Überschattet wurde dies schließlich durch einen 100- jährigen Bürgerkrieg unter den Adelsgeschlechtern, welches schließlich zum Ende des sog. Ashikaga-Shōgunats führte (vgl. Haasch, 1996). Erstmals fand durch eine Konfrontation mit Europa statt. Durch die Ankunft von Portugiesen (1532) und christlichen Missionaren (1543) fand ein handelstechnischer und kultureller Austausch statt. Die ersten Europäer empfing man freundlich. Sie brachten das Christentum und Feuerwaffen (vgl. Haasch, 1996).
Azu-Momoyama - Epoche (1573 n. Chr. - 1603 n . Chr.)
Die Stellung der Samurai-Kultur verlor nun mehr an Bedeutung. Es wurde wieder eine zentralstaatliche Herrschaft angestrebt. Vielmehr wurde auch die Reichseinigung angestrebt. Hierzu wurden Bauern entwaffnet und die Samurai in Beamte umfunktioniert. Dass sich schnell durch Missionare aus Europa verbreitende Christentum wurde verboten und eine verstärkte Christenverfolgung wurde angesetzt. Des Weiteren scheiterte ein Versuch China und Korea zu unterwerfen an China. China erwies sich als zu mächtig. Die Eroberungen in Korea aber, führten zu einer handwerklichen und künstlerischen Weiterentwicklung des Landes (vgl. Haasch, 1996).
Tokugawa oder Edo - Epoche (1600 n. Chr. - 1867 n . Chr.)
Für diese Epoche ist die Etablierung moderner Staatselemente in Japan signifikant, sowie die Wiederbelebung der Shôgun-Kultur und eine korrupte Staatführung und gewalttätige Machtaneignung. Wichtige Eckpunkte dabei sind die Herstellung einer Reichseinheit, Entmachtung des Kaiserhauses, hierarchische Neuordnung der Gesellschaft zu Gunsten der Bauern und Krieger. Aber auch ein Verbot ausländischer Religionsgesellschaften und die totale Abschließung Japans vom Rest der Welt, welches durchaus auch ein hohes Maß an Sicherheit und Frieden garantierte, beschreiben wichtige Ereignisse dieser Epoche. Der Shôgun verlegte seinen Hauptsitz nach Tokyo während der Kaiserhof in Kyōto blieb (vgl. Haasch, 1996). Zeitgleich blühte auch wieder die Stadtkultur und Wirtschaft auf, welches noch weitere Jahre danach anhielt (vgl. Pörtner, 1998).
Meji - Epoche (1867 n. Chr. - 1912 n . Chr.)
Die korrupte Tokugawa-Regierung verlor an Ansehen und Macht und brach letztendlich unter dem Druck des eigenen Landes und Außen zusammen. Der Kaiserhof gewann an neuem Einfluss und ernannte Tōkyo offiziell zur neuen Hauptstadt. Weitere Eckpunkte waren umfangreiche Reformen in den verschiedensten Bereichen, Wiedereinführung des Schintoismus als Staatsreligion und zeitlich Diskriminierung des Buddhismus, Öffnung Japans und Anschluss an den Westen, Aufbau einer modernen Armee und endgültige Absetzung des Shôgun, sowie der Samurai. Industrialisierung und Verwestlichung bestimmten nun mehr das Alltagsbild. Des Weiteren folgten siegreiche Kriegszüge gegen Russland und China, sowie die Annexion Koreas und Erhalt einiger ehemalig deutscher Kolonien in Folge des ersten Weltkrieges. Zeitlich fand auch hier wieder eine kulturelle Weiterentwicklung statt (vgl. Haasch, 1996).
Heisei - Epoche bis hin in die Neuzeit (1912 n. Chr. - heute)
Die Kriegserfolge Japans und erfolgreiche Expansionspolitik verleiteten die Japaner - ihrer selbst sehr sicher - 1941 Pearl Harbour im Zuge des zweiten Weltkrieges anzugreifen. Dies brachte jedoch verheerende Folgen für das Land Japan und seiner Bewohner mit sich. Der Rückschlag der Amerikaner war vom blutigen Ausmaß. Nach Rückeroberung des pazifischen Raumes durch die U.S.A., sowie den Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki, folgte die bedingungslose Kapitulation Japans. Das Land wurde in den Jahren 1945 - 1951 erstmals in der Geschichte besetzt. Der Kaiser hielt sich dabei weitgehend zurück. In den 50er Jahren folgte allmählich der Wiederaufstieg Japans in allen Bereichen. Buddhismus und Schintoismus wurden gleichgestellt. Japan trat außerdem der UN bei. Vor allem aber die Verwestlichung und der Wirtschaftsboom halten bis heute noch Einzug. Japan selbst gehört dabei mittlerweile zu einem der wichtigsten und modernsten Industrieländer der Welt (vgl. Haasch, 1996).
Auf internationaler Ebene ist Japan insbesondere im wirtschaftlichen Bereich sehr aufgestiegen. Vor allem durch den immensen Export, wobei Japan große finanzielle Gewinne einfährt, ist Japan als Industrieland ein wirtschaftlich sehr ernst zunehmender Konkurrent geworden Ein gezieltes Marketing, sowie gezielte Exportoffensiven und Preisdumping, soll der Schlüssel des wirtschaftlichen Erfolgskonzeptes Japans sein. Eigene Produktionsstätten werden vermehrt im Ausland aufgebaut und durch die heimischen Zulieferer verstärkt, um die „eroberten“ Märkte weltweit zu sichern. Hinzu kommt eine Vielzahl an japanischen Lobbyisten in Washington, London etc., welche gleichsam im Interessenfeld des „Wirtschaftsriesen“ und der „Exportmaschine“ agieren. Sehr viele finanzielle Mittel werden im Ausland investiert und der Rang der Vereinigten Staaten als Wirtschaftsmacht Nummer 1 wird zunehmend stärker gefährdet. Japan ist nicht mehr nur „Nachahmer“ westlicher Technologien, sondern insbesondere in der Hochtechnologie und Elektronik weitestgehend Marktführer. Beweis hierfür wäre schon der Grund, dass die Herstellung von Mikrochips fast ausschließlich von japanischen Konzernen betrieben wird. Dieser immense wirtschaftliche Aufschwung Japans in den 70er Jahren, hat die japanische Kultur der Gegenwart stark beeinflusst. Der Japaner ist stolz auf seinen Fortschritt und will auch weiter an der Wirtschaftsmacht arbeiten, dies führt zwangsläufig auch zu einem Umdenken in vielerlei Hinsicht. Es wird sich immer stärker am Westen orientiert, da die wirtschaftliche Erschließung des westlichen Raumes auch für die eigenen wirtschaftlichen Interessen immer bedeutender wird (vgl. Büscher und Homann, 1990). Diese Erschließung und damit auch Öffnung gegenüber der Welt bringt aber auch Veränderungen auf mehreren Ebenen mit sich. So manches schlägt sich dabei auch auf demographische Prozesse aus. Beispielsweise führt der vermehrte Einstieg von Frauen in das Berufsleben zu wesentlich weniger Geburten. Ausbildung und beruflicher Werdegang beeinflussen auch die Anzahl von Eheschließungen und damit wiederum die Fertilität. Schnelle und gute Entwicklungen im medizinischen Sektor können die Lebenserwartung, insbesondere die der „Hochbetagten“ weiter steigen lassen (s. hierzu Kap. 3ff).
Dabei ist die voranschreitende Verwestlichung Japans nicht mehr aufzuhalten. Dies gestaltet sich besonders für das Land selbst als schwer, da gleichzeitig versucht wird stark an Kultur und Tradition festzuhalten, welches nicht immer mit Erfolg versehen ist und zudem viele sozioökonomische Veränderungen mit sich geführt hat (vgl. Büscher und Homann, 1990).
Es lässt sich nunmehr zusammentragen, dass sich seit etwas mehr als 120 Jahren durch die Öffnung Japans - nach einer fast 200 jährigen Abschließung - rasante gesellschaftliche, kulturelle und politische Veränderungen etc. ergeben haben. Dies gestaltete sich folgenreich für die Entwicklung des Landes (vgl. Hammitzsch, 1990). Die Veränderungen haben dabei keinen unwesentlichen Einfluss auf demographische Prozesse für das Land bis hin in die Gegenwart gehabt, wie die empirische Annäherung an unsere Fragestellung noch zeigen wird. Im Folgenden möchten wir daher explizit auf den soziokulturellen Hintergrund des letzten Jahrhunderts eingehen. Hierbei werden wir vor Allem den Wandel gesellschaftlicher, sozialer, politischer Strukturen und den damit einhergehenden Wandel der Lebensstile darstellen.
1.2 Soziokulturelle Rahmenbedingungen im gesundheitswissenschaft- lichen Kontext
Nachdem wir eine Kurzübersicht der japanischen Geschichte zusammengestellt haben, gehen wir, wie schon erwähnt, in diesem Kapitel vielmehr auf die gesellschaftlichen und kulturellen Hintergründe des Landes ein. Diese üben in unseren Augen einen erheblichen Einfluss auf insbesondere den demographischen Alterungsprozess, und damit auch Veränderungen in Mortalität, Morbidität, Fertilität und anderen Einflussgrößen aus. Ein signifikanter Aspekt dabei ist unserer Ansicht nach der offensichtliche Wandel der Lebensweisen durch u. a. die zunehmende Verwestlichung. Im Hintergrund unserer gesamten Fragestellung werden wir versuchen immer wieder Zusammenhänge hierin aufzuzeigen. Beginnen möchten wir mit einer kurzen Einführung zur geographischen Landeskunde. Ein wesentlicher Aspekt ist dabei die Größe des Landes bzw. der bewohnbaren Landfläche im Verhältnis zu Einwohnerzahl. Dies kann unserem Wissen nach einen wesentlichen Einfluss auf Morbidität darstellen.
1.2.1 Geographie
Das Land Japan stellt eine schmale und bogenförmige Inselkette aus vier Hauptinseln, Honshu, Kyushu, Hokkaido, Shikoku und ca. 6.800 kleineren Inseln, dar. Etwa 98% der Landfläche verteilt sich allerdings auf die Hauptinseln. Die Gesamtfläche des Landes beträgt dabei derzeit 377.835 km². Die Inselkette erstreckt sich zwischen dem Nord Pazifik und dem Japanischen Meer, östlich der koreanischen Halbinsel. Der niedrigsten Punkt liegt in Hachiro-gata bei 4 m unter dem Meeresspiegel, der höchste beim legendären und für die Japaner heiligen Fuji (jap. 富士山, Fujisan) mit 3.776 m über dem Meeresspiegel (vgl. The World Factbook, 2007)9. Der größte Teil der Landfläche ist von einer Gebirgskette mit ihren in etwa 240 tätigen und schlafenden Vulkanen durchzogen. Dies lässt sich damit begründen, dass das Land inmitten einer Zone von drei sehr aktiven tektonischen Platten liegt. Erdbeben gehören daher zur Tagesordnung. Zudem wird insbesondere der südliche Teil der Inselkette gegen Mitte des Jahres, zur Regenzeit, von starken Taifunen überquert, woraus nicht selten auch Überschwemmungen resultieren können, und Land und Bevölkerung zusätzlich bedrohen. (vgl. Pörtner, 1998). Dieser Naturereignisse zur Folge ist es zudem kaum verwunderlich, dass die Landmasse in Ihrer Fläche nicht konstant bleibt, sondern jährlichen Schwankungen von bis zu 80km² unterliegt (vgl. Statistisches Bundesamt, 2004)10. Dem gegenüber steht eine farbenfrohe und prächtige Natur, welches den einen oder anderen Menschen zu irritieren vermag, da nichts an dem, was das Land an Vielfalt von Flora und Fauna herzugeben hat, auf die unberechenbaren und zerstörerischen Naturgewalten hinweist (vgl. Pörtner, 1998).
Wie schon erwähnt ist das Flachland Japans rar, da sich ¾ der Landfläche bergig und von Wäldern durchzogen gestaltet. Nur in den Hauptballungsgebieten Tokyō (Hauptsadt), Yokohama, Nagoya, Sapporo, Õsaka, Kyōto und Kōbe findet sich ausreichend Nutzfläche. Entsprechend werden Berghänge kultiviert oder gar künstliche Inseln11 angelegt. Unserer Ansicht nach ist dieser Platzmangel ein Grund unter vielen für die Kausalzusammenhänge, mit der sich unsere Fragestellung befasst.
Japan selbst mit seinen vier Hauptinseln ist - historisch begründet - in insgesamt acht Verwaltungsgebiete, gleich den Bundesländern der Bundesrepublik, eingeteilt. Diese stellen eine Fusion aus historischem Erbe und modernen Administrationsbelangen dar, sind heutzutage also insbesondere kulturell und wirtschaftlich von Bedeutung (vgl. Wikipedia, 2007)12.
Bei den acht Regionen handelt es sich um die Hokkaido-Region, die Tohoku- Region, die Kanto-Region, die Chubu-Region, die Kinki-Region, die Chugoku- Region, die Shioku-Region und die Kyushu-Region (vgl. Web Japan Organization, 2007)13.
Aufgrund der lang gestreckten Nord-Süd-Ausdehnung des Landes, ist darüber hinaus eine Einteilung in vier Klimaregionen charakteristisch für das Land. Die Region um Hokkaido beschreibt eine subarktische Zone, mit über das Jahr verteilt nicht allzu großen Niederschlägen, aber dafür sehr kalten Wintern. Die pazifische Region, um Honshū, ist eine wohl temperierte Zone mit sehr heißen Sommern. Die dem japanischen Meer zugewandte Region, zeichnet sich durch viel Regen- und Schneefall aus. Ihre Sommer sind aufgrund saisonaler Winde kühler als die der pazifischen Region. Zuletzt wäre da noch die subtropische Region um die Präfektur Okinawa, mit ihren warmen Wintern und sehr heißen Sommern. Hier lassen sich zudem sehr starke Niederschläge und die meisten Taifune um die o. g. Regenzeit ausmachen. (vgl. Web Japan Organization, 2007)14
1.2.2 Kultur und Tradition
Obschon wir auch unter dem Punkt 1.1 „Japanische Geschichte im Überblick“ die Kulturgeschichte Japans beleuchtet haben, möchten wir an dieser Stelle auf wichtige Aspekte kultureller und traditioneller Erscheinungen eingehen, welche mitunter Einfluss auf demographische Entwicklungen haben können
Unsere Recherchen zeigen dabei, dass trotz des Siegeszuges der Moderne, insbesondere bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen Kultur und Tradition immer noch eine Relevanz aufweisen und den Alltag somit prägen und bestimmen. Später werden wir auch Zusammenhänge zu demographischen Prozessen herstellen können.
1.2.2.1 Dominanz und Einfluss von Shinto - Glaube und Buddhismus
Wie schon erwähnt, lässt sich der Kulturgeschichte Japans entnehmen, dass die Religion immer schon einen großen Stellenwert für die Menschen dieses Landes hatte. Aller historischen Schattenseiten zum Trotz hat sich letztendlich sogar der Frieden zwischen jeglicher Ausübung von Religion eingestellt. Neben den zwei Hauptreligionen Buddhismus und Shint ō ismus, spielen auch andere (Misch) - Religionen, insbesondere aber auch Sekten eine nicht weniger wichtige Rolle (vgl. Grein et al. 1994). Allerdings möchten wir im Folgenden nur auf die Hauptreligionen mit längster Tradition - Buddhismus und Shintō - eingehen.
Betrachtet man die statistisch erfassten Mitgliederzahlen aller Religionen wird auffällig, dass diese mit ca. 90.000.000 die Gesamtbevölkerung Japans deutlich übersteigen. Dies zeugt daher, dass ca. 90% der Japaner i. d. R. beiden Hauptreligionen angehören. Aus religiöser Sicht stellt dies überhaupt kein Problem mehr dar (vgl. Schneid, 2001 - 2007)15.
Obwohl sich tatsächlich nur wenige Japaner zum Shintōismus bekennen, stellt diese Religion einen festen Bestandteil im Alltag der Japaner dar. Dies äußert sich durch die Teilnahme an traditionellen Bräuchen und Festen und der Begehung von Schreinen, bis hin zur Verwendung von u. a. shint ō istischen Amuletten, welche dem Träger Glück bringen sollen. Wichtige Bestandteile dieser Religion sind der Ahnenkult16, die Verehrung der Götter mittels Schreinen (als Wohnsitz dieser) und die Landschaftsverehrung17. An dieser Stelle sei noch einmal der heilige Berg und wunderschöne Fuji-san erwähnt, welcher als ein wichtiger Niederlass der Götter im shintōistischem Sinne zählt. Insbesondere bei der Geburt spielt diese Religionsrichtung eine wichtige Rolle. So werden die meisten Japaner nach shintōistischen Ritus geboren18. Im Gegensatz zum Buddhismus, ist der Shint ō ismus keine schriftlich niedergelegte Lehre, sondern eine Art Lebenseinstellung (vgl. Grein, 1994).
Der Buddhismus ist zunächst entgegen dem Shintō eine weltweit verbreitete und, u. a. durch die Lehren Buddhas, schriftlich verfasste Religion. Hauptaspekte des Buddhismus sind der Toten- und Ahnenkult, sowie der Tempelbau. Die Toten werden nach buddhistischer Tradition bestattet. Zum Gedächtnis und der Ehrung jener besitzen die meisten Haushalte kleinere Altäre. Daneben werden in buddhistischen Tempeln zusätzliche Riten zum Toten- und Ahnenkult durchgeführt. Verschiedene buddhistische Feiertage und dem Buddhismus entsprungene Traditionen (z.B. die Teezeremonie) bestimmen zudem das Alltagsbild der Japaner (vgl. Schneid, 2001 - 2007).
Die Religion spielt für die Japaner eine wichtige Rolle. Die Ausübung im Alltag geschieht hingegen auf eine kaum merkbare Weise. Ganz selbstverständlich werden religiöse Bräuche befolgt und in den Alltag eingebunden und somit machen sie auch einen Teil der Identität der Japaner aus. Dabei werden auf religiöser Seite keine großen Forderungen gestellt. Die Ausübung religiöser Praxis geschieht meistens sogar aus Gewohnheit und weniger aus dem Glauben selbst heraus. Nicht selten spielt auch gesellschaftliches Ansehen eine beachtliche Rolle. Wichtig erscheint den Japanern dabei die Tradition, die eine Einheit des Volkes vermitteln soll. Jedoch ist der Einmarsch westlicher Strukturen und Lebensstile nicht zu unterschätzen. Insbesondere sprießen auch immer mehr religiöse Sekten hervor (vgl. Schneid, 2001 - 2007).
1.2.2.2 Bedeutung der älteren Bevölkerung
Der Stellenwert der alten Menschen in Japan ist historisch betrachtet sehr groß. Nach religiösen Maßstäben sind die älteren Menschen den Ahnen am nächsten. Sie stellen zudem schon zu Lebzeiten die künftigen „neuen“ Ahnen dar (vgl. Hammitsch, 1990). Die Verehrung im Hintergrund der Religion liegt daher, wie schon im Punkt 1.2.2.1 dieser Arbeit erwähnt, auf der Hand.
Nach Tradition ist der Eintritt in das „höhere Alter“ mit dem 60ten Lebensjahr vollzogen. Früher war es sogar üblich, dass die betroffene Person mittels einer Zeremonie in das „höhere Alter“ begrüßt wurde und darüber hinaus auch von sämtlichen Pflichten gegenüber der Gesellschaft entbunden wurde19. Die Menschen höheren Alters, besonders aber die Männer, hatten nun vielmehr eine bevorzugte Stellung innerhalb der Familie inne. Auf ihnen lag die Verantwortung der Familieneinheit, Familienfürsorge und Verwaltung. (vgl. Hammitsch, 1990). Allerdings ist die Situation der älteren Menschen in Japan heutzutage alles andere als unproblematisch. U. a. die Einführung einer Sozialpolitik ersetzte die Tradition, so dass die Verantwortung der Familienführung nun nicht mehr auf nur einer Person lag, sondern auch staatlich geregelt wurde. Dadurch verschlechterte sich die Lage bzw. soziale Rolle der alten Menschen. Die Verantwortlichkeit für das Wohlergehen der Alten wurde demzufolge über eine lange Zeit missachtet. Mitte der 60er Jahre war ein Effekt dieser Missachtung eine der höchsten Selbstmordraten von frustrierten Menschen über 65 Jahren. Massenmedien und Regierung begangen das Verständnis für die Lage der älteren Menschen zu wecken. Hierzu hat sogar die Regierung Japans 1966 eigens einen Nationalfeiertag zur Ehrung der Alten („Tag der Ehrung der Alten“ am dritten Montag im September) entrichtet (Dehn, 1996)20. Insbesondere auch aus der Tatsache heraus, dass die Lebenserwartung deutlich angestiegen ist und damit u. a. mehr Bedarf an Pflege aufkommt, muss mehr Verantwortungsbewusstsein gegenüber dem hohen Alter geschaffen werden. Hierbei ergeben sich allerdings auch neue Probleme, wie u. a. das Problem der Zeit und Finanzierung auf Seiten der Familie hinsichtlich der Pflege. Aber auch die Unterbringung in Altersheime führt Finanzierungsprobleme mit sich. Zudem war das Image der Altersheime und Altenclubs Japans über eine lange Zeit von Einsamkeit, Abgeschiedenheit und Dunkelheit geprägt. Darüber hinaus wahrt man in Japan die Tradition des Zusammenlebens. Die Alten selbst wollen nun aber auch nicht in eine Abhängigkeit von ihren Kindern fallen, welches Frustration und Depression auf Seiten der alten Menschen zur Folge haben kann, da es nicht der Tradition entsprechend ist. Sie wollen ihre Unabhängigkeit wahren (vgl. Hammitsch, 1990). Auf das Problem der zunehmenden Alterung in Japan, aber vor allem auch auf statistische Kennziffern hierzu, möchten wir im dritten Kapitel noch näher eingehen. Im nächsten Abschnitt beschreiben wir nun das Wesen der Japaner.
1.2.3 Familie und Gesellschaft
Die Rollenverteilung in der japanischen Familie ist seit jeher im historisch- traditionellen Kontext zu verstehen. Durch den sozio - kulturellen Einfluss Chinas (ab ca. 400 n. Chr.) wurden patriarchalische Familienstrukturen im Sinne des Konfuzianismus angenommen. So bildeten sich die Grundstrukturen der typischen japanischen Familie heraus, wie sie weitestgehend bis heute noch zu erkennen sind (vgl. Thiede, 1996).
Im Konfuzianismus begründet liegen die wesentlichen Anforderungen an gesellschaftliche Beziehungen, mitunter auch an Beziehungsgeflechte, wie sie innerhalb einer Familie existieren. Konfuzianistische Vorstellungen stellen in den Vordergrund, dass das soziale Miteinander einer Rangordnung unterliegt. Im Sinne der Familie bedeutet dies, dass der Mann das „Oberhaupt“ der Familie darstellt, und die Frau ihm in jeder Hinsicht gehörig sein soll. Der Gehorsam gegenüber dem eigenen Ehemann, wurde nur vom Gehorsam dem eigenen Vater gegenüber überstiegen. Dieser Fakt spricht dabei für die große Anerkennung und Ehrung der eigenen Vorfahren, insbesondere der „älteren Generationen“. Eine Familie wird in Japan schließlich auch als „Haus“ bezeichnet, welches alle Generationen umfasst, die im Laufe der Familiengeschichte durch dieses „Haus“ gegangen sind (vgl. Thiede, 1996).
Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts verhielt sich das Familienleben so, dass die Familienoberhäupter die totale Macht über ihre eigenen Kinder und Frauen innehatten. Dem Urteil eines Oberhauptes war strikt Folge zu leisten. Ungehorsam führte dabei meist schlimme Konsequenzen mit sich. Die Verheiratung der Kinder beispielsweise, geschah immer zwischen zwei Familien gleichen Ranges bzw. des gleichen sozialen Status. Andere Beziehungen versuchte man konsequent zu unterbinden. Des Weiteren musste die Frau dem Mann bedingungslos dienen und ihn bedienen, und war somit seinen Zurechtweisungen stets ausgeliefert. Falls in einer Familie die Ehefrau keine Kinder bekommen konnte, nicht in das „Haus“ bzw. die Familiengemeinschaft hineinpasste oder eine schlimme, meist unheilbare Krankheit (damals meist Tuberkulose) hatte, war es Gang und Gebe, sich scheiden zu lassen. So wurde vorgebeugt, dass die Familienlinie nicht unterbrochen werden konnte. Dies zeugt zudem schon sehr deutlich von der Diskriminierung der Frauen zu dieser Zeit (vgl. Neuss-Kaneko, 1990). Letzteres wollen wir nun mittels eines kleinen Exkurses aufgreifen.
Die Frau war seit Etablierung des Konfuzianismus bis hin zu den ersten Versuchen der Gleichstellung von Mann und Frau - gegen Mitte des 20ten Jahrhunderts - dem Mann in vielerlei Hinsicht unterlegen. Mehrere Gesetze wie beispielsweise das „Equal Employment Law“ 1986, zur Gleichstellung im Beruf, zielten zwar darauf ab, der weiblichen Bevölkerung eine Gleichberechtigung in vielen Bereichen zu ermöglichen, dies gelang allerdings hauptsächlich nur auf dem Papier. Dies führte dazu, dass selbst heutzutage sehr viele Familien in Japan immer noch nach den konservativen Wertvorstellungen, mit ihren traditionellen Rollenverteilungen, leben (vgl. Thiede, 1996).
Allerdings darf jetzt nicht voreilig davon ausgegangen werden, dass Frauen in Japan heute keine Möglichkeit zur Selbstverwirklichung haben. Der Mann allein übernimmt hauptsächlich die Rolle des Ernährers der Familie, während die Frau das gesamte Einkommen verwaltet, und sich um das Heim und die Erziehung der Kinder kümmert. Viele Frauen sind insbesondere mit der finanziellen Einflussnahme sogar sehr zufrieden, da Ihnen dadurch die Möglichkeit bleibt, mit den Ihnen zu Verfügung stehenden Mitteln aus dem Gehalt Ihres Mannes persönliche freizeitliche Aktivitäten zu planen, für die i.d.R. viel Zeit bleibt während der Mann arbeitet. Viele Frauen bilden sich auch in musikalischen oder künstlerischen Bereichen fort, fangen bestimmte Lehrgänge und Kurse an. Dies führt dazu, dass Frauen im gehobenen Alter meist um einiges gebildeter sind, als Männer (vgl. Grein, 1994).
Hinzu kommt noch, dass Frauen zumindest die Möglichkeit haben, die Karriereleiter nach oben zu erklimmen (allerdings ähnlich wie in Deutschland mit tatsächlich geringerem Gehalt als ihre männlichen Kollegen in gleicher beruflicher Stellung). Dies wird jedoch nicht all zu oft in Anspruch genommen, weil es Ihnen dadurch nicht ermöglicht werden würde, die Familie zu führen und sich selbst zu entfalten. Die Erklärung darin liegt, dass die meisten japanischen Männer rein erfahrungsgemäß mit der Kindererziehung und dem Haushaltsmanagement enorm überfordert sind und durch gesellschaftliche Wertvorstellungen und Normen und besonders durch ihre eigene Erziehung geradezu darauf „getrimmt“ werden, der Frau ihre bestimmte, traditionelle Rolle in der Familie zuzusprechen (vgl. Thiede, 1996).
Das folgende Zitat einer japanischen Frau beschreibt die Zufriedenheit mit der Rollenverteilung: „Eine japanische Frau studiert arbeitet, heiratet, zieht die Kinder groß und hat dann viel Zeit sich selbst zu entfalten. Eine westliche Frau hingegen besucht die Schule, arbeitet, führt den Haushalt, bekommt Kinder, geht weiter arbeiten und hat bis zum Pensionsalter Familie, Haushalt und Beruf unter einen Hut` zubringen. Wo bleibt da die Zeit zur Selbstentfaltung?“ (vgl. Grein, 1994).
Nicht ausgeschlossen ist dabei für uns auch der Zusammenhang zwischen dieser Rollenverteilung und den Unterschieden in der Altersstruktur in Japan. Die Lebenserwartung einer Frau liegt dabei viel höher als die eines japanischen Mannes. Dieses lässt sich auf biologische und Umweltfaktoren zurückführen. Neben der Rolle der Gene ist dabei vor allem der unterschiedliche Lebensstil und damit die eher riskantere Lebensweise der Männer hinsichtlich Rauchen, Alkohol, Stress, Ernährung und Bewegung ausschlaggebend (vgl. Hohmann, 2007)21.
Nach Ende des zweiten Weltkrieges erlebte die Familienstruktur in Japan einen großen Wandel. Sie näherte sich denen westlicher Nationen dieser Zeit an, indem das Ehepaar gemeinsam Verantwortung für die Familie zu tragen hatte. Dieser Wandel forderte jedoch enormes Anpassungsvermögen der Bevölkerung, vor allem älterer Generationen. Zwischen 1937 und 1949 folgte der erste Baby-Boom Japans, weil viele Ehen, welche durch den Krieg verhindert wurden, jetzt voreilig geschlossen wurden. Durch viele verzeichnete Abtreibungen aus wirtschaftlicher Not, sah sich die Regierung 1948 gezwungen ein Gesetz zur Legitimierung der Abtreibung zu verabschieden (vgl. Neuss-Kaneko, 1990).
Lebensmittelknappheit, extreme Inflation und Arbeitslosigkeit waren die Begleiter der ersten Nachkriegsjahre. Wende und Aufschwung erfolgte ab 1950, da im Zuge des Koreakrieges Japan für die Vereinigten Staaten von Amerika an Bedeutung gewann, und Großhandelspreise enorm anstiegen. 1956 wurde verkündet, dass die Nachkriegszeit offiziell vorbei sei. Von nun an war ein rasches Anheben des Lebensstandards zu erkennen (Reischauer, 1982).
Mitte der 50er Jahre erschienen in vielen Zeitschriften erstmals heftige Diskussionen über den sich anbahnenden Generationskonflikt. Inhalte waren u. a. die Verwahrlosung vieler Kinder durch allein stehende Mütter, die neuen „Freiheiten“ junger Frauen und Ehemänner, welche durch ihre Arbeitstätigkeit komplett eingenommen wurden. Es erfolgte eine Entfremdung, da sich durch im Verlauf des zunehmenden wirtschaftlichen Wachstums die Jungen immer mehr von den Alten distanzierten (vgl. Neuss-Kaneko, 1990).
Durch die Amerikanische Besatzung nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde erstmals auch in die Familien- und Arbeitspolitik Japans eingegriffen, welches grundlegende Veränderungen mit sich führen sollte. Dass Heiraten war nunmehr auf den Willen beider Ehepartner ausgelegt, und insofern wurde auch beiden Partnern das gleiche Recht und die gleiche Pflicht zugesprochen, die Ehe und Familie aufrecht zu erhalten. Zudem wurde sowohl Frau als auch Mann das gleiche Recht auf Scheidung zugesprochen. Das Alleinerbe bzw. das Bestimmungsrecht des Hausvorstandes wurde abgeschafft. Dieses nun festgeschriebene Gesetz wurde und wird aber teilweise untermauert, indem trotzdem noch an der Ahnenverehrung gehalten wurde und wird, um die Tradition nicht verloren gehen zu lassen (vgl. Neuss-Kaneko, 1990).
Mitte der 60ger Jahre war aufgrund des Arbeitskräftemangels „Frauenarbeit“ notwendig geworden. In dieser Notwendigkeit sah die Regierung allerdings die Gefahr, dass die Frau ihren mütterlichen Pflichten nicht mehr gerecht werden kann. Die Regierung sah sich nun gezwungen, vermehrt Kindergärten- und Horte einzurichten, die Arbeitslosenversicherung zu verbessern, Renten anzugleichen und sogar, durch den Druck der Bevölkerung, medizinische Einrichtungen zu fördern, um das erwartete Bild der Familie weitestgehend aufrecht erhalten zu können (vgl. Neuss-Kaneko, 1990).
1961 wurde in einem Untersuchungsbericht erwähnt, dass trotz aller Bemühungen, die Anzahl der Familienmitglieder stark sinken würde, und vor allen Dingen der Anteil der älteren Bevölkerung zu steigen beginnen wird (vgl. Neuss-Kaneko, 1990).
Zur Gegenwärtigen Situation lässt sich aussagen, dass insbesondere Geburtenrückgänge stetig zu verzeichnen sind, welches sich hauptsächlich durch wirtschaftliche Faktoren, dem immer höher werdendem durchschnittlichen Heiratsalter und hoher Kosten für die Schulausbildung erklären lässt. Die Alterung der Gesellschaft ist immanent und damit einhergehend (vgl. Neuss- Kaneko, 1990). Letzteres wollen wir noch zu einem späteren Zeitpunkt aufgreifen. Dabei stellt Japan immer noch eine „heiratsfreudige“ Nation dar. Unverheiratete Menschen werden in Japan als „unnormal“ angesehen (vgl. Neuss-Kaneko, 1990). Die Statistiken sprechen dabei allerdings von sich verschiebenden Tendenzen.
Zum Verständnis der japanischen Gesellschaftsverhältnisse wäre es an dieser Stelle sinnvoll das Wort Amae näher zu erläutern, beschreibt es doch eine wesentliche Charaktereigenschaft der Japaner. Das Wort Amae drückt den Wunsch nach Anlehnung aus. Diese Anlehnung wird hauptsächlich im Verhältnis zwischen dem Kind und seinen Eltern, aber auch zwischen Mann und Frau, zwischen „Herr“ und „Untergebenen“ und zwischen Kollegen und Freunden benutzt. Es ist ähnlich einem Gefühl, welches der Säugling zur Mutter empfindet, ein Urvertrauen, wodurch man sich gehen lässt und sich bei dem jeweiligen Gegenüber aufgehoben fühlt, aber auch von jemandem abhängig ist. Gekennzeichnet sind diese Amae - Beziehungen durch eine Freiwilligkeit. Man ordnet sich dem anderen unter, ist gehorsam, empfindet dies aber nicht als eine Pflicht oder gar Qual. Daraus resultiert besonders aus politischer Sicht ein starkes Loyalitätsgefühl der Obrigkeit gegenüber. Die oben genannte Verhältnisstruktur des Amae wird von der ganzen japanischen Bevölkerung gewünscht und versucht zu praktizieren, da es als Grundvoraussetzung für ein harmonieerfülltes Zusammenleben in Japan gilt. In einer Amae - Beziehung zwischen Familienmitgliedern und festen Gruppen ist jedes Handeln zum Gemeinwohl als selbstverständlich empfunden. Man bedankt sich noch nicht einmal für die angebotene Unterstützung und eine Gegenleistung wird auch nicht erwartet. Konsequenz dieser Verbundenheit ist aber auch, dass wenn ein Mitglied einer Familie bzw. einer Gruppe einen Fehler macht, die Konsequenzen von der gesamten Familie oder Gruppe getragen werden. Entsprechend verhält es sich bei Lob für gute Taten. In der Gegenwart allerdings wurde dieses Verhalten allerdings etwas gekippt, sodass heutzutage in einer Firma auch immer öfter einzelne gelobt werden. Das stringente Streben nach Harmonie zeigt sich auch insbesondere darin, dass verneinende Wörter vermieden werden, meistens werden dafür Floskeln wie „darüber denken wir/ich noch einmal nach“ verwendet (vgl. Grein, 1994). Zudem lässt sich an dieser Stelle auch herausstellen, dass der „Japaner an sich“ eher eine auf soziale Beziehungen orientierte Persönlichkeit ist. Zählt in westlichen Industrienationen eher der Individualismus, welcher besagt, dass sich der Einzelne so weit und gut wie möglich seinen Lebensweg und seine Karriere allein bestreiten muss, ist in Japan die beinahe selbstlose Fusion des (individuellen) „Ichs“ mit der sozialen Gruppe die Wunschvorstellung in der Gesellschaft ( vgl Reischauer, 1982).
Es sind aber noch weitere gesellschaftliche Strukturen harauszukristalisieren. Einfache Freunde oder Bekannte leben nur teilweise nach dem Amae - Prinzip. Zielsetzung ist hier zwar auch die Erreichung einer Harmonie- Beziehung, in der keine der „Parteien“, bzw. Personen eine dominante Rolle übernimmt. Durch sozialen Status bedingte Grenzen werden aufgehoben und wenn jemand dem anderen einen Gefallen getan hat, so steht der andere in seiner Schuld bis der richtige Zeitpunkt gekommen ist, sich zu revangieren. Zumindest in diesem gesellschaftlichen Milieu verhält es ähnlich wie in den westlichen Ländern (vgl. Grein, 1994).
Schwierig verhält es sich mit fremden Personen22. Japaner und Fremde verbindet nach japanischer Sicht von Grund auf rein gar nichts. Erst durch ein einander Kennen lernen, was in Japan viel Zeit für sich beansprucht, kann der Fremde in eine gesellschaftliche Gruppe „aufsteigen“. Um zum Beispiel mit einem Japanischen Unternehmen ein Geschäft machen zu können, müssen zuerst gute und vor allem auf Vertrauen ausgelegte “Geschäftsbeziehungen“ aufgebaut werden (vgl. Grein, 1994).
Einzig und allein ein Wandel in gesellschaftlichen und familiären Strukturen Japans solle - hier laut der Meinung einiger Fachwissenschaftler - durch ein vorausgehendes Umdenken in Zielsetzungen und Prioritäten der japanischen Gesellschaft, der Ausweg aus der Misere sein. Wirtschaftlicher Aufschwung war in Japan nach Weltkriegsende stets Oberste Priorität, diesem wurden dann Gesellschafts- und Familienstrukturen angepasst und untergeordnet. Gruppen- orientierung war in Japan schon historisch gesehen, ein ständiger Begleiter, mit dem sich die japanische Bevölkerung auch recht gut anzufreunden gefiel. Aus der Sicht westlicher Industrienationen, wäre diesbezüglich der Vorschlag einer Orientierung hin zu einem vergleichbaren Individualismus. Anzumerken ist hier jedoch, dass die Japaner rein kulturell gesehen, eine reine Adaption dieses Individualismus schon für sehr schwer empfinden würden und die Gruppenorientierung auch seine Vorteile in sich beherbergt. Man denke allein nur an den rapiden wirtschaftlichen Erfolg und die Fortschrittlichkeit Japans, welche mitunter sehr mit der arbeitsmotivierten und bestrebten Gruppenorientierung zu erklären sind (vgl. Thiede, 1996).
1.2.4 Lebensstile
Der japanische Lebensstil wird stark vom Arbeitsalltag bestimmt. In Japan hat die Firma bzw. das Unternehmen, in welchem man arbeitet, einen viel höheren sozialen Stellenwert als dies in westlichen kapitalistischen Nationen (beispielsweise Deutschland und Frankreich) der Fall ist. Dies erkennt man allein schon daran, dass wenn Menschen in Japan sich untereinander vorstellen, sie zuerst sagen, aus welcher Firma sie stammen und danach folgt der eigentliche Name. Dies wäre so, als würde man sich in Deutschland folgendermaßen vorstellen: „Schönen guten Tag, dies ist Volkswagens Herr Frank Mustermann und dies Opels Frau Sandra Musterfrau.“ Die Firma als ein Ersatz für die Familie ist in Japan in dieser Form noch gar nicht so lange etabliert. Anfangs ging es für die Arbeitnehmer/Innen allein darum, dort zu arbeiten, wo es den höchsten Lohn gab. Erst seit den letzten beiden Jahrzehnten ungefähr, ist der oben benannte Statuswandel zu verzeichnen. Arbeitnehmer/Innen werden versucht so lange wie möglich, am besten für immer, in das eigene Unternehmen zu integrieren, sodass diese sich mit ihrer Firma zu identifizieren beginnen und für diese im Bereich des wirtschaftlichen Fortschritts und Erfolges nur das Beste möchten. Diese Art der Loyalität geht letztendlich sogar so weit, dass die zugehörige Firma einen viel höheren Stellenwert erreicht, als die Treue zum eigenen Staat/-Land oder einer Religion. Nachteilig ist dabei, dass Frauen in allen Bereich des Wirtschaftslebens enorm benachteiligt waren. In allen Firmen wurden Frauen bei Bewerbungsgesprächen zu abgesonderten Räumen geschickt, in welche sich Personalreferenten befanden, welche sich nur auf die Einstellung von Frauen spezialisiert haben. Die Jobs, welche Frauen in Firmen bekamen, waren nur niedere Tätigkeiten wie zum Beispiel Sekretärs- und Dienstbotenaufgaben. Und nicht allein deswegen waren die Löhne, welche Frauen erhielten, schlichtweg geringer als die von Männern. Schließlich wurde im Jahr 1986 ein Gesetz verabschiedet, welches Frauen die Möglichkeit gab, in einem Unternehmen zwei Wege einzuschlagen:
- der erste Weg beinhaltet in etwa die Arbeiten, welche Frauen auch vor diesem Gesetz in Unternehmen leisteten, also schlichtweg eher untergeordnete Aufgaben.
- der zweite Weg gab Frauen die Möglichkeit eine „richtige“ Karriere anzustreben, welche zuvor nur Männern vorenthalten war.
(vgl. Woronoff, 1997)
Von nun an wurden Bewerbungsgespräche auch in denselben Räumen und von demselben Personal abgehalten, in denen auch Männer sich bewerben. Will eine Frau jedoch eine Karriere einschlagen, wird ihr zunächst davon abgeraten, da sie sich darüber im Klaren sein solle, dass es schwieriger, eventuell sogar unmöglich für sie dann werde, eine Familie zu gründen. Der Versuch der Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern in Japan trägt zwar immer mehr Früchte, jedoch ist es hinsichtlich des Lohns und der Anerkennung noch nicht zu einer absoluten Gleichstellung gekommen. Eine Arbeit für zukünftige Generationen.(vgl. Woronoff, 1997)
Durch das Bestreben immer mehr Frauen eine Karriere anzugehen, entsteht ein sozialer Konflikt, der Stellenwert einer Familie mit eigenen Kindern sinkt, Männer und Frauen identifizieren sich immer mehr ihrer eigenen Firma, gemeinsame Interesse sind meist nur das Zeugen gemeinsamer Kinder. Es ist nicht selten, dass nach einer langjährigen Beziehung mit mittlerweile erwachsenen Kindern, sich das Ehepaar nicht mehr viel zu sagen hat, da Interessen in unterschiedliche Richtungen gegangen sind ( meist berufliche Interessen) und der einzige gemeinsame Halt die eigenen Kinder waren/sind. Die Scheidungsrate von 1.6 Scheidungen pro 1000 Einwohner im Jahr 1995 ist zwar nicht sehr hoch im Vergleich mit Amerika, aber annähernd mit Raten in Europa und viel höher als die Raten in anderen asiatischen Ländern zu der Zeit, Tendenz auch heute noch steigend. Die Scheidungsraten wären allerdings um einiges höher, wenn sich mehr Paare scheiden würden, die sich dies auch wünschen, jedoch kommt besonders in Japan eine Scheidung einem Gesichtsverlust gleich, soziale Beziehungen leiden unweigerlich daran und eine zweite Verlobung mit einer anderen Person ist ,auch statistisch gesehen, eher selten. Die Rolle der Familie ist aufgrund dieses „Stresses“ in einer sehr wankenden Position, und das obwohl sie doch ein Standpfeiler jeder Gesellschaft ist (vgl. Woronoff, 1997).
1.2.4.1 Parallelität traditioneller und moderner Lebensformen
Die Gesellschaft in ihrer ursprünglichen Form destrukturiert und restrukturiert sich in völlig neue Formen. Ein bedeutender Faktor ist nach Woronoff 1997 die immer stärker fortschreitende Urbanisierung. Hinzu kommt die fortwährende Orientierung an westlichen Werten, Lebensstilen und Erwartungen.
Als sich Japan verstärkt im 19. Jahrhundert für „den Westen“ öffnete, war die Insel geprägt von bäuerlich/- ländlichen Verhältnissen. Der Großteil der Bevölkerung, obwohl es schon größere Städte wie Kyoto, Osaka und Edo( Tokyo) gab, lebte auf Farmen, in kleinen Dörfern und Ortschaften. Die Bevölkerung bestand weitestgehend aus Bauern, und nur einen kleinen Teil machten Handwerker, Händler, Samurai und der Adel aus (vgl. Woronoff, 1997).
Besonders nach Ende des Zweiten Weltkrieges kam es dahingehend zu einer Umkehr und die Urbanisierung nahm seinen Lauf. Heute ist es so, dass eher nur circa 3 Prozent der Bevölkerung reine Farmer ausmachen, der Rest arbeitet überwiegend in Firmen, Büroanlagen und Geschäften, und auch die Gruppe der Bürokraten und Politiker ist gegenwärtig besonders stark anwachsenden. Großstädte sind dadurch gekennzeichnet, dass Grünanlagen eher selten auftreten und in den wenigen Tagen, die Japaner Urlaub haben, müssen sie mitunter stundenlange Anfahrten in Kauf nehmen, um in nicht urbanisiertes Gelände zu gelangen (vgl. Woronoff, 1997).
Jegliche Berufe erfahren mittlerweile eine absolute Umkehr, es gibt keine Händler mehr, sondern „Businessmänner/ und -Frauen“, kleine Unternehmen werden zu weltweit agierenden Unternehmen. Japanische Bürger mit eher geringer Bildung wurden zur großen Masse von Arbeitern in den verschiedensten Fabriken, diejenigen mit höherer Bildung wurden zu Technikern, Ingenieuren und Wissenschaftlern ausgebildet. Bauern wurden zu so genannten „Farmern“. Aufgrund dieser Entwicklung ist es heutzutage ein absoluter Irrglaube, wenn man an Japan denkt, und dabei immer noch das Bild einer „Bauernnation“ im Kopf hat. Der fortschreitende Grad der Technologisierung führte dazu, dass Japans Bauern erstens nicht mehr so stark vom Wetter abhängig sind wie früher, sondern eher von Fördermitteln aus der Wirtschaftspolitik. Außerdem wird auch nicht mehr soviel „Manpower“ benötigt, da der Bestand an modernen Maschinen den Bedarf an (eher) weniger gut ausgebildeten Arbeitskräften mindert. Letzteres ist auch in allen anderen Berufsbereichen zu erkennen (vgl. Woronoff, 1997).
Neben den oben benannten Veränderungen ist auch ein anderer signifikanter Wandel aufgetreten: Die Altersstruktur der Bevölkerung änderte sich rapide. Ursprünglich war Japan eine Nation in der ein Großteil der Bevölkerung von den eher jüngeren Menschen ausgemacht wurde und nur einige wenige alte Menschen lebten. Heutzutage sind in Japan proportional viel mehr alte Menschen als zuvor. Und es wird prognostiziert, dass im Jahr 2020 der Prozentsatz an Personen über 65 Jahre im Bezug zur Gesamtbevölkerung in Japan um einiges größer sein soll als in jedem anderen Land, was auch aufgrund der kontinuierlich fallenden Geburtenrate resultieren soll (vgl. Woronoff, 1997).
1.2.4.2 Ernährungsgewohnheiten
Die Esskultur der Japaner unterscheidet sich nach wie vor sehr stark von der westlichen Küche und ist bislang sogar von deren Einflüssen verschont geblieben. Es ist nicht abzustreiten, dass die japanische Esskultur eine der gesündesten der Welt darstellt. Die Japaner selbst behaupten sogar, dass der Grund für ihre hohe Lebenserwartung an ihrer guten Ernährung liegt. Dies wird ohnehin auch von Experten als ein Argument angesehen (vgl. Stimac, 2005)23. Meereserzeugnisse mitunter dem Hauptnahrungsmittel Fisch und Seetang, sowie Nudeln, Gemüse und Soja und deren Erzeugnisse wie Tofu, Sojamilch, Sojasauce etc. bestimmen den Essalltag. Das wichtigste Nahrungsmittel ist dabei der Reis, der zu allen Tageszeiten als Beilage serviert wird. Dadurch gestaltet sich die Ernährung der Japaner sehr vitamin-, kohlenhydrat- und eiweißreich, vor allem aber auch fettarm, da deutlich weniger Fleisch als in der westlichen Küche verwendet wird (vgl. Nohn, 2004)24. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Frische und Vielfältigkeit einer Mahlzeit. All diese Faktoren führen aus ernährungswissenschaftlicher Sicht dazu, dass die Japaner eine sehr gesunde Küche betreiben. Viele Studien belegen sogar, dass der hohe Fischverzehr der Japaner und damit der hohe Konsum an Omega-3-Fettsäuren, die Fließeigenschaft des Blutes positiv beeinflussen und somit Herz- Kreislauferkrankungen vorgebeugt wird. Im weltweiten Vergleich von Herz- Kreislauferkrankungen liegt Japan hier noch mit an letzter Stelle. Allerdings ist auch dieser Trend angesichts der fortschreitenden Globalisierung einem Wandel unterzogen (vgl. Stimac, 2005). Bisher gestaltete sich selbst das japanische Fastfood - wenn es mal schnell gehen soll - bei weitem nicht als so ungesund. Während beispielsweise in der Bundesrepublik ein „Döner“ oder „Cheeseburger“ vorgezogen wird, serviert man in Japan überwiegend Reis, Nudel und Fisch Gerichte, meistens mit reichlich Gemüse dabei. Auch wenn die Zubereitung nicht immer schonend ist, stellt diese Art von Fast-Food dennoch eine viel gesündere Variante im Vergleich zum Westen hin dar (vgl. Schmidt-Denter, 2005)25.
[...]
1 Quelle nach: Deutsches Institut für Japanstudien (2007): Herausforderungen des demographischen Wandels. http://www.dijtokyo.org/, Datum des Zugriffs: 24. Juni 2007.
2 Quelle nach: Deutsches Institut für Japanstudien (2007): Herausforderungen des demographischen Wandels. http://www.dijtokyo.org/?page=project_detail.php&p_id=42, Datum des Zugriffs: 24. Juni 2007.
3 Quelle nach: Wikipedia (2007): Geschichte Japan. http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Japan, Datum des Zugriffs: 03 .April 07.
4 Quelle nach: Online Reiseführer Japan (2006): Geschichte. http://www.japan- tipp.de/modules.php?name=Content&pa=showpage&pid=23, Datum des Zugriffs: 04. April 07.
5 Ainu (dt. „Mensch“ oder „Kammerad“) ist die Bezeichnung für die Ureinwohner Japans, welche sich in mehrere Völker einer eigenen Jäger und Sammler-Kultur unterscheiden. Allerdings sind viele Angaben zu der Ainu-Kultur noch umstritten und basieren größtenteils auf Hypothesen (vgl. Burenhult et al, 2004, S. 348 - 349).
6 jomon bedeutet zu dt. „verschnürt“
7 Quelle nach: Department of Asian Arts (2002): Jomon Culture. http://www.metmuseum.org/toah/hd/jomo/hd_jomo.htm, Datum des letzten Zugriffs 04. April 07
8 Quelle nach: Die Japan-Community Embjapan (2007): Kamakura Periode. http://www.embjapan.de/index2.php?option=com_content&do_pdf=1&id=50, Datum des Zugriffs: 04. April 07.
9 Quelle nach: Central Intelligence Agency (2007): The World Factbook 2007. https://www.cia.gov/cia/publications/factbook/geos/ja.html, Datum des Zugriffs: 05. April 07.
10 Quelle nach: Statistisches Bundesamt (2004): Länderprofil Japan. http://www.destatis.de/download/d/veroe/laenderprofile/lp_japan.pdf, Datum des Zugriffs: 05. April 07
11 Bekanntes Beispiel hierfür ist der künstlich angelegte Flughafen in Kōbe. Die 272 ha große künstliche Insel wurde in der Bucht von Ōsaka errichtet. Hierfür wurden 66 Mio. m³ Schutt, 8 Mio. m³ Sand und 16 Mio. m³ Gestein bewegt (vgl. Quelle nach: Wikipedia (2007): Flughafen Kobe. http://de.wikipedia.org/wiki/Flughafen_K%C5%8Dbe, Datum des Zugriffs 05. April 07).
12 Quelle nach: Wikipedia (2007): Japan. http://de.wikipedia.org/wiki/Japan, Datum des Zugriffs: 07. April 07.
13 Quelle nach: Japan Organisation (2007): Japan Factsheet - Regions of Japan, http://web- japan.org/factsheet/pdf/REGIONSO.pdf, Datum des Zugriffs 05. April 07
14 Quelle nach: Web Japan Organisation (2007): Japan Factsheet - Geography and Climate, http://web-japan.org/factsheet/pdf/GEOCLIMA.pdf, Datum des Zugriffs: 16. April 2007
15 Quelle nach: Schneid B. (2007): Religion in Japan - Ein Web-Handbuch, http://www.univie.ac.at/rel_jap/start/index.html, Datum des Zugriffs: 16. April 07.
16 Mit jedem gestorbenen Menschen vergrößert sich nach shintōistischem Glaubensbild die Anzahl der Ahnengötter in Japan. Dem zu Folge nimmt die Anzahl der Götter ständig zu (vgl. Grein 1994).
17 Man glaubt, dass sich die Götter in besonders schönen Landschaften niederlassen, so dass hier auch viele Schreine vorzufinden sind (vgl. Grein 1994).
18 Gemeint sind hier eigene Traditionen und Riten wie beispielsweise der Schreinbesuch an einem ersten Neujahrstag im Leben eines Neugeborenen. Analog hierzu steht die Taufe im christlichen Glaubensbild.
19 Gleichzusetzen mit dem heutzutage üblichen „Ruhestand“ ab einem bestimmten Alter. Die Entbindung von jeglichen Pflichten bedeutete bei den Japanern , dass die älteren Menschen keinerlei Arbeiten mehr zu entrichten brauchten.
20 Quelle nach: Dehn U. (1996): Neue Religiöse Bewegungen in Japan, http://www.ekd.de/download/EZWINF133.pdf, Datum des Zugriffs: 16. April 07
21 Quelle nach: Hohmann, C. (2007): Warum Männer früher sterben. http://www.pharmazeutische- zeitung.de/index.php?id=2807&type=0, Datum des Zugriffs: 16. April 2007.
22 Gemeint sind ausländische Personen, die von den Japanern insbesondere mit dem eher radikalen Wort Gaijin (Ausländer) umschrieben werden.
23 Quelle nach: Stimac, M. (2005): Essen Japaner gesünder? http://www.japanlink.de/ll/ll_kost_gesuender.shtml, Datum des Zugriffs: 17 April 07
24 Quelle nach: Nohn, R. (2004): Japanische Ernährung - hohe Lebenserwartung. http://www.wdr.de/tv/service/kostprobe/download/0426pdf.pdf, Datum des Zugriffs: 17. April 07
25 Quelle nach: Schmidt-Denter, K. (2004): Pommes auf Japanisch. http://www.japanlink.de/ll/ll_leute_pommes.shtml, Datum des Zugriffs: 17. April 07
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