Jahrhunderte bevor der Begriff Gender und der dazugehörige wissenschaftliche Diskurs sich entwickelten, verhandelten William Shakespeares Dramen bereits Probleme sexueller Identität, dysfunktionale Familienbeziehungen und Formen des Aufbegehrens gegen traditionelle Geschlechter-Rollen. In der neueren Shakespeare-Forschung wurden diese Themen im Zuge der sich aus der Frauenforschung entwickelnden Gender-Studies vor allem an den weiblichen Charakteren der Dramen behandelt.
Während die Gender-Studies sich anfangs vornehmlich auf das Herrschaftsverhältnis zwischen Männern und Frauen konzentriert haben, rücken nun auch die Machtgefüge unter Männern und verschiedenen „Männlichkeiten“ unter den Bedingungen der patriarchalischen Gesellschaft in den Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses.
In den folgenden Ausführungen zu Körper und Männlichkeit bei Shakespeare soll es um einen Bereich von „Körperlichkeit“ gehen, der bisher wenig Aufmerksamkeit erhalten hat und im öffentlichen Diskurs noch immer weitgehend tabuisiert wird: der „behinderte“, von der medizinischen und gesellschaftlichen, und hier besonders von der „männlichen“ Norm abweichende Körper.
Innerhalb der gesellschaftlichen Konstruktion von Männlichkeit steht beim Mann seit jeher vor allem die Leistungsfähigkeit seines Körpers im Vordergrund. Nur ein leistungsfähiger Körper ist wirklich „männlich“, denn er erlaubt es dem Mann, seine maskulinen Qualitäten öffentlich zu inszenieren, sich im Wettkampf, etwa im Sport, mit seinen Geschlechtsgenossen zu messen, oder seine Attraktivität auf Frauen als „Trophäen“ seiner Potenz zur Schau zu stellen.
Was ist aber mit den Individuen, die den gesellschaftlichen Forderungen an eine funktionsfähige männliche Identität, sozial und sexuell, von vorneherein nicht entsprechen, die aus dem Patriarchat ausgeschlossen werden müssen, weil sie keine „ganzen Männer“ sein können?
Um einer Antwort auf diese Frage näher zu kommen, sollen in dieser Arbeit drei von Shakespeares zahlreichen außergewöhnlichen Körpern untersucht werden, drei Charaktere, die sich gerade wegen ihrer außergewöhnlichen Korporealität seit ihrem ersten Erscheinen auf einer Bühne besonderer Popularität erfreuen und Gegenstand zahlreicher Interpretationsansätze sind: Richard III., Caliban und Falstaff.
Inhalt
Einleitung
Körper und„Männlichkeit“
Die Disability Studies als neuer Zweig der Literaturwissenschaft
I. Wahrnehmung und Signifikanz außergewöhnlicher Körper in der Renaissance-Gesellschaft
I.1 Wonder books, broadside ballads und fairground monsters
I.2 Vom „Wunder“ zum „Freak“ zum „Teratum“
I.3 „Unnatural births“
II. Konzepte sexueller Identität in der Frühen Neuzeit
II. 1 Sexualität vor dem Hintergrund der Humoralpathologie
II.2 Zwei Körper - ein Geschlecht
III . Richard III. - „Überhitzte“ Männlichkeit auf dem Thron
III. 1 „Villain king?“-Der historische Richard
III.2 Richards Körper in der Diagnose der frühneuzeitlichenMedizin
III.3 Die Henry VI - Tetralogie als Spiegelung der politischen und gender-ideologischen Situation von Elizabeths Herrschaft
III.4 Die soziale Signifikanz von Richards Körperlichkeit
IV. Caliban - Das „Tier“ im Mann und die Jungfrau
IV. 1 „ What have we here, a man or a fish?”- Ein Körper, derjeder Beschreibung spottet
IV. 1.1 Interpretations- und Bühnengeschichte
IV.1.2 „Savage“ oder „Monster“ - Hinweise auf Calibans Körper im Text
IV. 2 Calibans sexuelle Identität(en)
IV.2.1 Der erste Caliban: Die Bedrohung der Ordnung durch ungezügelte Sexualität
IV.2.2 Der zweite Caliban: Weibliche Sexualität und tote Mütter S. 59
IV.2.2.1 Sycorax
IV.2.2.2 Mirandas Mutter
IV.2.2.3 Miranda
IV.2.3 Der dritte Caliban: Die Versuchung des Vaters
V. Falstaff - Die Weiblichkeit des fetten Mannes
V. 1 Fettleibigkeit im Licht der vormodernen Medizin
V. 2 Historisches Vorbild und traditionelle Interpretationen
V.3 Falstaff und sein Körper
V.4 Falstaff als Vater
V.5 Falstaffs sexuelle Identität(en): Kind, Liebhaber, Mutter
Schlussbetrachtung
Bibliographie
Einleitung
Jahrhunderte bevor der Begriff Gender und der dazugehörige wissenschaftliche Diskurs sich entwickelten, verhandelten William Shakespeares Dramen bereits Probleme sexueller Identität, dysfunktionale Familienbeziehungen und Formen des Aufbegehrens gegen traditionelle Geschlechter-Rollen. In der neueren Shakespeare-Forschung wurden diese Themen im Zuge der sich aus der Frauenforschung entwickelnden Gender-Studies vor allem an den weiblichen Charakteren der Dramen behandelt. Erst in den letzten Jahren erhält auch die wissenschaftliche Untersuchung von „Männlichkeit“ eine erhöhte Aufmerksamkeit, die angesichts der durch die Frauenforschung ins Rollen gebrachten Verschiebungen und Umbrüche der traditionellen Geschlechterrollen und -Vorstellungen dringend notwendig wurde. Während die Gender- Studies sich anfangs vornehmlich auf das Herrschaftsverhältnis zwischen Männern und Frauen konzentriert haben, rücken nun auch die Machtgefüge unter Männern und verschiedenen „Männlichkeiten“ unter den Bedingungen der patriarchalischen Gesellschaft in den Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses.
Der stetige Zwang zur Aufrecherhaltung des individuellen und gesellschaftlichen Gender-Konstruktes hat nicht nur für die Frauen als der männlichen Herrschaftsstrukturen untergeordnetes „anderes“ Geschlecht, sondern auch für die beteiligten Männer schmerzliche Konsequenzen und führt zur Diskriminierung und Ausgrenzung derjenigen, die der symbolisch überfrachteten Männlichkeitsnorm nicht entsprechen können.
Diese Grundannahmen werden von der Geschlechterforschung den männerdominierten Gesellschaftsstrukturen zu allen Zeiten als gegeben zugrunde gelegt, wenn auch unter sich jeweils wandelnden biologischen und ästhetischen Vorzeichen. Durch die festgeschriebenen Forderungen und Rollenzuschreibungen einer als „patriarchalisch“ gekennzeichneten Gesellschaft befanden sich Männer seit jeher unter einem konstanten Druck, ihre „Männlichkeit“, ihre soziale und sexuelle Identität zu finden und ihren Geschlechtsgenossen gegenüber durch unterschiedliche kulturelle Praktiken zu beweisen.
Dreihundert Jahre bevor Psychoanalyse und Gender-Studies die Untersuchungsmethoden und wissenschaftlichen Begriffe für diese inneren und äußeren Konflikte entwickelt haben, hat Shakespeare sie erkannt und in seinen Dramen seinen Mitmenschen vor Augen geführt. In einer vormodernen Welt, die durch die Taten und Gedanken von Männern bestimmt war, einer Gesellschaft, deren Ordnung sich aus der Macht des Vaters ableitete, interessierte der Dramatiker sich für den Kampf des (männlichen) Individuums, sich in dieser Ordnung zu behaupten, zum „Mann“ zu werden und den damit verknüpften Anforderungen zu entsprechen. Die Frau, „das Weibliche“, dient dabei zumeist als Gegenentwurf, entweder als „Suffocating Mother“, von der er sich lösen muss, um seine männliche Identität entwickeln zu können[1], oder als idealisierte Jungfrau, die die Projektionsfläche seiner sexuellen und machtpolitischen Wunschvorstellungen ist.
Die Risse und Veränderungen im traditionellen Geschlechterverhältnis, die wir in unserer Gesellschaft aktuell beobachten, wurden auch in der elisabethanischen Gesellschaft empfunden. Die Thronbesteigung Elizabeths I. im Jahr 1558 brachte eine enorme Erschütterung der patriarchalischen Herrschaftslegitimation mit sich: Eine Frau an der Spitze des Patriarchats, ein weiblicher „body natural“ als Verkörperung des männlichen „body politic“, stellte die „von Gott gewollte“ Geschlechterhierarchie auf den Kopf und barg die Gefahr des völligen Zusammenbruchs des Patriarchats und des damit einhergehenden Verständnis von „Männlichkeit“.
Körper und „Männlichkeit“
Was aber ist „männlich“? Das Konzept „Männlichkeit“ scheint vor allem durch den Ausschluss von „Nicht-Männlichem“ konstituiert zu sein, an erster Stelle der zwanghaften Abgrenzung vom „Weiblichen“ und damit assoziierten Eigenschaften wie Schwäche, Emotionalität, und Weichheit. Eine positive Definition von „Männlichkeit“ ist hingegen nur schwer herstellbar:
„Männer haben schon immer gewusst was ein ,ganzer Kerl’ ist, wer dazu gehört und wer nicht, woran man seinesgleichen erkennt (...) Nur, wenn man Männer auffordert zu beschreiben, was Männlichkeit ist, stellt man sie vor große Schwierigkeiten.“[2]
Ein greifbares Feld zur Untersuchung von „Männlichkeit“ ist der Körper. Wie „Weiblichkeit“ als Objekt des in erster Linie von Männern hergestellten Attraktivitäts- und Rollendiskurses, ist auch „Männlichkeit“ untrennbar mit dem Körper verbunden, als „Ort der Selbst- und Weltdeutung“, als „zentrale Kategorie menschlicher Sinndeutung und Handlungsorientierung“.[3]
In den späten sechziger Jahren, gewissermaßen als Folgeerscheinung der Entwicklung der Geschlechtergeschichte, entstand erstmals eine kulturwissenschaftliche Debatte um den Körper. Angeregt von feministischen Theorie und von den Arbeiten Michel Foucaults, wurde diese Debatte im Verlauf der achtziger und neunziger Jahre vom unaufhaltsamen Aufstieg der Genetik als Schlüssel zum letzten Geheimnis des Körpers und der Möglichkeit seiner künstlichen Erschaffung, aber auch durch die Verbreitung der neuen Krankheit AIDS und in jüngster Zeit durch die neue Körperästhetik in Zeiten der plastischen Chirurgie, befeuert.[4]
Körpergeschichte als wissenschaftliche Disziplin verspricht eine neue, fruchtbare Zugriffsweise auf vergangene Mentalitäten und Lebensweisen. Nicht mehr nur als materielle Existenzform, als Gegenstand biologischer, medizinischer, demographischer oder ernährungswissenschaftlicher Fragestellungen, sondern als soziales Konstrukt und Symbolsystem wird der Körper seither in verschiedenen akademischen Bereichen unter den Aspekten von Körpersymbolik, Körperbildern und Körpererfahrung untersucht.[5]
Auch der Weg zu einem solchen „integrativ verstandenen“[6] Körperbegriff verlief zunächst über die wissenschaftlich, institutionell und politisch übergreifende Frauen- und Geschlechtergeschichte. Als Folge dieser ursprünglichen Verankertheit der neuen Körper-Forschung in den Gender Studies kreisen die Untersuchungen zur sozialen und symbolischen Signifikanz von Körpern vor allem um das Feld der Geschlechterdifferenz. Andere Konzepte wie Ethnie oder Alterszugehörigkeit stehen deutlich dahinter zurück.
In den folgenden Ausführungen zu Körper und Männlichkeit bei Shakespeare soll es um einen Bereich von „Körperlichkeit“ gehen, der bisher wenig Aufmerksamkeit erhalten hat und im öffentlichen Diskurs noch immer weitgehend tabuisiert wird: der „behinderte“, von der medizinischen und gesellschaftlichen, und hier besonders von der „männlichen“ Norm abweichende Körper.[7]
Innerhalb der gesellschaftlichen Konstruktion von Männlichkeit steht beim Mann seit jeher vor allem die Leistungsfähigkeit seines Körpers im Vordergrund. Nur ein leistungsfähiger Körper ist wirklich „männlich“, denn er erlaubt es dem Mann, seine maskulinen Qualitäten öffentlich zu inszenieren, sich im Wettkampf, etwa im Sport, mit seinen Geschlechtsgenossen zu messen, oder seine Attraktivität auf Frauen als „Trophäen“ seiner Potenz zur Schau zu stellen:
„Die Dimension des Körpers bleibt in der sozialen Praxis gegenwärtig. Nicht als Basis’, aber als Objekt der Praxis. Männlichkeit stattet den Körper aus.“[8]
Was ist aber mit den Individuen, die den gesellschaftlichen Forderungen an eine funktionsfähige männliche Identität, sozial und sexuell, von vorneherein nicht entsprechen, die aus dem Patriarchat ausgeschlossen werden müssen, weil sie keine „ganzen Männer“ sein können?
Um einer Antwort auf diese Frage näher zu kommen, sollen in dieser Arbeit drei von Shakespeares zahlreichen außergewöhnlichen Körpern untersucht werden, drei Charaktere, die sich gerade wegen ihrer außergewöhnlichen Korporealität seit ihrem ersten Erscheinen auf einer Bühne besonderer Popularität erfreuen und Gegenstand zahlreicher Interpretationsansätze sind: Richard III., Caliban und Falstaff.
Bucklig, verkrüppelt, missgestaltet, mehr Tier als Mensch, grotesk fettleibig - diese drei Männer sind Gegenentwürfe zu den idealen Vertretern patriarchalischer Männlichkeit, wie sie ihnen in ihren jeweiligen Stücken als Antagonisten, als Herrscher, als Schützlinge, begegnen. Dennoch sind sie weit mehr als bloße „Antihelden“, ist ihre besondere Körperlichkeit mehr als das äußere Zeichen innerer Verkommenheit, hat Shakespeare seine „Monster“ nicht aus reiner Effekthascherei auf die Bühne gebracht.
An diesen durch ihre außergewöhnlichen Körper gekennzeichneten Charakteren soll der Zusammenhang zwischen disability, verstanden als jegliche von der Norm abweichende Körperlichkeit, und „Männlichkeit“, sowohl in sexueller, als auch in sozialer Hinsicht, untersucht werden. Welchen Einfluss hatte körperliche Andersartigkeit auf die Sexualität und die „Männlichkeit“ einer Person im Verständnis des frühneuzeitlichen Beobachters, und welche neuen Erkenntnisse können wir aus der historischen Rezeption für unser heutiges Verständnis dieser Figur gewinnen?
Durch die Analyse der „Behinderungen“ dieser drei Charaktere sollen die historischen, sozialen und mythologischen Faktoren aufgezeigt werden, die sie als von traditionellen sozialen Kreisen Ausgeschlossene stigmatisieren und ihrer „Männlichkeit“ dadurch besondere Bedeutung geben. Diesen Fragestellungen kann nur entsprechend fundiert nachgegangen werden, wenn kulturelle Voraussetzungen für die zeitgenössischen Interpretation von disabilities die Autor und Publikum damals zur Verfügung standen, zuvor geklärt werden. Dazu sollen zunächst frühneuzeitliche Auffassungen sowohl aus den mythologisch-volkstümlichen, als auch aus medizinischwissenschaftlichen Diskursen über außergewöhnliche Körper vorgestellt werden.
Welche Assoziationen verband das Publikum dieser Zeit mit bestimmten körperlichen Eigenschaften? Welche anatomischen und medizinischen Erklärungsansätze waren vorherrschend? Grundlegende Einblicke in die Erklärungs- und Deutungsmuster dieser Zeit geben die wissenschaftlich motivierten prodigy books von frühneuzeitlichen Universalgelehrten wie Ambroise Paré[9], sowie die galenische Humoralpathologie, die zu dieser Zeit die Grundlage der medizinischen Theorie und Praxis bildete; aber auch die an Volksglauben und Sensationslust orientierten broadsheeds und broadside ballads, in denen „Monster“ als Zeichen göttlichen Zorns und bevorstehenden Unglückes gedeutet wurden.
Eine Beschäftigung mit der Bedeutung eines Textes zu seiner Entstehungszeit muss sich immer dem Vorwurf des Historizismus, also der Begrenzung eines Textes auf die ursprüngliche Intentionalität seines Autors, stellen. Diese Verengung auf die vermeintlich historisch „richtige“ Bedeutung eines Textes widerspricht natürlich dem poststrukturalistischen Anspruch auf Intertextualität. Andererseits ist das radikale Bestehen auf der totalen Dekonstruktivität eines Textes für die Untersuchung einer bestimmten kulturellen Bedeutungsebene ebenso sinnlos wie seine Historisierung, da man dadurch, so Francis Barker und Peter Hulme, an einem Punkt gelange, „where the only option becomes a voluntaristic ascription to the text of meanings and articulations derived simply from one’s own ideological preferences“[10]
Wenn also in den folgenden Ausführungen nach den kulturellen Diskursen von körperlichen Devianzen zur Zeit der Entstehung von Shakespeares Werken gefragt wird, soll dies nicht unter Auslassung des heutigen Verständnisses dieser Körper geschehen, sondern im Gegenteil einen Beitrag zur Untersuchung dieser Texte unter modernen Fragestellungen zu Sex und Gender, „normalen“ und „nicht normalen“ Körpern leisten:
„ A properly political intertextuality would attend to successive inscriptions without abandoning that no longer privileged but still crucially important first inscription of the text“[11]
Ein Aspekt, der von Körperlichkeit nicht trennbar ist, ist dabei der von Sexualität und Geschlechterkonzepte zu dieser Zeit. Was galt als „männlich“, was als „weiblich“, welche Vorstellungen von männlicher und weiblicher Sexualität gab es und wie hingen sie mit den gängigen Körperkonzepten zusammen? Die einflussreich Theorie vom frühneuzeitlichen „Ein-Geschlecht- Körper“ wurde erstmals durch Thomas Laqueur in „Making Sex“ formuliert.[12] Welche Konsequenzen die Vorstellung von isomorphen Geschlechtsorganen, also einer nicht biologisch festgelegten „Männlichkeit“ für die Konstruktion und Zuschreibung von Gender-Zugehörigkeit hat, wenn auch noch der betreffende Körper nicht den gesellschaftlichen ästhetischen und funktionellen Normen entspricht, wird ein wichtiger Teil der zu untersuchenden Signifikanz des männlichen „behinderten“ Körpers sein.
Für eine Betrachtung von Korporealität und Gender-Konstruktionen erlaubt die psychoanalytische Untersuchung von Shakespeares Charakteren neue Perspektiven und Erkenntnisse. Janet Adelmann, Valerie Traub und Linda Bamber zählen zu den Vertreterinnen dieses zunächst besonders auf weibliche Gender-Diskurse konzentrierten Ansatzes.
Die nachfolgende literaturwissenschaftliche Beschäftigung mit außergewöhnlichen Körpern soll auf Grundlage der Definition von „Behinderung“ und körperlicher „Andersartigkeit“ geschehen, wie sie in den Disability Studies formuliert ist. Hierzu soll zunächst ein kurzer Überblick über die Motivationen und Ziele dieses recht neuen wissenschaftlichen Zweiges gegeben werden.
Die Disability Studies als neuer Zweig der Literaturwissenschaft
Die Beschäftigung mit körperlichen Behinderungen als signifikante Kategorie in der Literaturwissenschaft ist ein relativ neues Forschungsfeld, das sich in den siebziger Jahren im Zuge der Cultural Studies in Großbritannien und den USA als eine „sozial- und kulturwissenschaftlich reflexive, aber auch handlungsbezogene und politische Wissenschaft“ entwickelt hat. Zwar waren Behinderungen bis zu diesem Zeitpunkt schon lange Gegenstand akademischer und professioneller Disziplinen, jedoch beschränkte sich diese auf die Verwaltung, Behandlung und Pflege von Menschen mit Behinderungen,[13] Menschen, die gemeinhin als mangelhaft und unproduktiv für die soziale Gemeinschaft angesehen werden: So definiert die „EingliederungshilfeVerordnung nach §47 Bundessozialhilfegesetz“ Menschen mit Behinderung als „Personen, bei denen infolge einer körperlichen Regelwidrigkeit die Fähigkeit zur Eingliederung in die Gesellschaft in erheblichem Umfange beeinträchtigt ist”[14], eine mehr als unglückliche Formulierung, die dem Behinderten quasi eine Absichtlichkeit in seiner Verletzung der biologischen und gesellschaftlichen „Regeln“ für einen eingliederungsfähigen Körper vorwirft. Weil Behinderung überwiegend als ein behandlungs- und korrekturbedürftiges medizinisches Phänomen kommuniziert wird, hat die Geisteswissenschaft sie lange nicht als grundlegende Kategorie von sozialer Erfahrung und symbolischem Kapital erkannt. So steht der Dominanz von biologischen, sozialen und erkenntnistheoretischen Forschung in diesem Bereich eine auffällige Stille aus den Geisteswissenschaften gegenüber: Während literatur- und kulturwissenschaftliche Forschung im Zuge der Entstehung der Cultural Studies soziale Identitäten wie Gender, Sexualität, Klasse und Rasse für sich entdeckt und aus der Vernachlässigung durch die sozialen und biologischen Wissenschaften erlöst haben, wurde der Lebenswelt von Menschen mit Behinderungen bisher noch nicht ihre eigene, einzigartige und wertvolle Perspektive zugestanden.[15]
Eine Grundvoraussetzung für eine Verbesserung dieser Lage wäre die Einbindung behinderter Personen und ihrer Perspektive in die wissenschaftliche Arbeit der Disability Studies, was zumindest in Deutschland dank „jahrzehntelanger Versäumnisse in der Bildungs- und Integrationspolitik“ denn „behinderte WissenschaftlerInnen und Lehrende sind in den Bildungseinrichtungen des deutschsprachigen Raumes kaum zu finden.“[16]
Auch außerhalb der wissenschaftlichen Beschäftigung, zum Beispiel in den populären Medienproduktionen, sind Behinderte bislang nur unzureichend portraitiert worden, sie tauchen dort höchstens als „Opfer“, als Objekte von Mitleid und Rührseligkeit auf, aber selten als Protagonisten mit einer Lebensund Erfahrungswelt aus eigenem Recht.
Die geisteswissenschaftliche Beschäftigung mit Behinderung könnte einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die einzigartige Subjektivität des Begriffes „Behinderung“ und der Projektionen, die von der Gesellschaft auf behinderte Menschen in der Geschichte projiziert wurden, aufzuzeigen und in Frage zu stellen:
„Die Disability Studies bieten den notwendigen Perspektivwechsel zur Veränderung gesellschaftlicher Rahmenbedingungen, indem sie behinderte Menschen zum Subjekt von Wissenschaft machen statt sie, wie bisher üblich, lediglich als zu beforschendes Objekt zu betrachten[17]
Wie kommt es aber dazu, dass Menschen mit Behinderungen einer derartigen Diskriminierung und Stigmatisierung ausgesetzt sind? Einen Erklärungsversuch bieten David T. Mitchell und Sharon L. Snyder in ihrer Einleitung zu „The Body and Physical Difference“[18] an: Im Gegensatz zu Krankheit und Altern, die auch mit körperlicher Beeinträchtigung und sozialer Unproduktivität verbunden würden, trage Behindertsein den Stempel eines permanenten biologischen Zustandes wie Rasse und Geschlecht, aus dem das Individuum sich nicht befreien kann. Demnach beinhaltet die behinderte Person mehr als nur eine physische/kognitive Beeinträchtigung oder Andersartigkeit. Ihre Körperlichkeit durchzieht jeden Aspekt ihres sozialen Wesens, denn ihr Zustand wird als im Material ihrer physischen und moralischen Persönlichkeit eingebettet angesehen. Somit wird körperliche Behinderung mit sozialer Identität, Biologie und Persönlichkeit gleichgestellt:
„ The physical world provides the material evidence of an inner life (corrupt or virtuous) that is secured by the mark of visible difference “[19]
In einer Gesellschaft, die auf der medizinisch garantierbaren Leistungsfähigkeit jedes Einzelnen aufbaut, und in der jeder körperliche Makel, jedes Abweichen von den strengen ästhetischen Vorgaben durch chirurgische Eingriffe korrigiert werden kann, nimmt eine Behinderung, die sich aller Heilung und Rehabilitation widersetzt, einen unnatürlichen Status im medizinischen und sozialen Diskurs ein. Behinderung ist „Schicksal“, behinderte Menschen sind nicht korrigierbar und deshalb irgendwie „unmenschlich“, sie befinden sich ständig in einer Umgebung der „Andersartigkeit“, die sie für immer von den „normalen“ Konventionen alltäglicher sozialer und kultureller Handlungen ausschließt.[20]
Die folgenden Ausführungen zu Körperlichkeit und Männlichkeit sollen in diesem Kontext der Disability Studies verstanden werden. „Bei der Beschäftigung mit Körperlichkeit und Männlichkeit im Rahmen der disability studies treten einem rasch Probleme mit Begrifflichkeiten in der deutschen Sprache vor Augen, die sich im englischsprachigen Kontext son nicht ergeben. Worte wie „behindert“, „anormal“, „missgebildet“ sind zutiefst negativ und abwertend geprägt und bieten sich als neutrale Begrifflichkeiten für eine wissenschaftliche Beschäftigung mit diesem Themenkomplex nicht an. Lässt sich die Benutzung des Wortes „behindert“ auch nicht ganz vermeiden, soll wann immer möglich im Folgenden, wenn es um die besondere, von der gesellschaftlichen Norm abweichende Körperlichkeit eines Charakters geht, das Wort disability benutzt werden, wie es in der Einleitung zu „The Body and Physical Difference“ definiert wird:
„we use the term disability to designate cognitive and physical conditions that deviate from normative ideas of mental ability and physiological function[21] “.
Eine solchermaßen weit gefasste Definition erkennt an, dass „Behinderung” oder „Beeinträchtigung” mehr bedeutet, als ein medizinischer Zustand oder eine „Deformiertheit“ des Körpers, und dass disability vor allem ein soziales Konstrukt zu verstehen ist. Sowohl Richard, dessen Körper wohl noch am ehesten unter das heutige Verständnis von „behindert“ fällt, aber auch Caliban mit seinem kaum greifbaren, aber offenbar wenig menschlichen Äußeren, und der enorm übergewichtige Falstaff, können unter diesen disability-Begriff gefasst werden. Sie alle werden von ihrer Gesellschaft aufgrund ihrer Körperlichkeit als „anormal“ empfunden, und scheitern im Versuch, ihre Rollen innerhalb des sozialen Gefüges auszufüllen. Sie fallen am Ende derselben Pathologisierung und Aussonderung zum Opfer, wie sie auch in der post-modernen Gesellschaft geschehen wäre, wenn auch vielleicht unter anderen Bedeutungszuweisungen ihrer Körperlichkeit.
Weniger der üblicherweise untersuchte Zusammenhang zwischen körperlichem Defizit und defizitärem Charakter - Richard als villain, Caliban als primitiver „Ureinwohner“, Falstaff als unmoralischer Feigling - sondern die Bedeutung ihrer körperlichen Andersartigkeit für ihre Rolle in der patriarchalischen Gesellschaft, ihre „Männlichkeit“, soll im Fokus der folgenden Untersuchungen sein.
Dazu soll zunächst ein Überblick über die sowohl medizinischen, als auch Deutungen, Assoziationen und Erklärungsmodelle folgen, denen disabilities in der frühneuzeitlichen Gesellschaft unterworfen waren.
I. Wahrnehmung und Signifikanz außergewöhnlicher Körper in der Renaissance-Gesellschaft
Wir alle sind von den körperlichen „Anomalien“, die uns auf Shakespeares Bühne begegnen, gleichzeitig fasziniert und abgestoßen:
„Physical and cognitive differences mark lives as inscrutable and mysterious, and thus we approach these artistically embellished differences with a distanced curiosity that simulates intimacy while staving off the risk of an encounter.”[22]
Die Grundlage dieser Faszination ist, dass eine Erzählung von Andersartigkeit uns unserer eigenen „Normalität“ und gesellschaftlichen Zugehörigkeit versichert und ein Bedürfnis nach Klarheit befriedigt, dass gerade in der Renaissance, die eine langsame Ablösung von der rigiden, aber auch Halt gebenden mittelalterlichen Weltordnung erlebte, sehr drängend war. Der Mensch befreite sich aus dem ideologischen Korsett der göttlichen Vorbestimmung und erlangte eine neue Selbstständigkeit. ein Prozess, der eine enorme ideologische und individuelle Verunsicherung über den eigenen Platz im Universum mit sich brachte. Teil dieses Zwiespaltes zwischen dem anhaltenden Glauben an göttliche Strafen und Zeichen und der neuen wissenschaftlich-rationalen Beschäftigung mit Mensch und Natur ist die Wahrnehmung und Darstellung vom monstrous bodies in der RenaissanceGesellschaft.
I.1 Wonder books, broadside ballads und fairground monsters
„Anormale“, außergewöhnliche Körper stellen seit jeher die Konturen und Grenzen dessen in Frage, was wir für “menschlich” halten. Märchen- und Fabelwesen wie Zentauren, Riesen, Werwölfe, Meerjungfrauen und Zyklopen sind uralte kulturelle Zeugnisse unseres Umgangs mit dem fremdartigen und befremdlichen Körper, sie sind mythische Erklärungsversuche für Körperlichkeiten, die unsere Vorstellungen von Normalität sprengen und daher eigentlich nicht existieren dürften.[23]
Dabei hat die Art und Weise, wie der anormale Körper innerhalb der kulturellen Vorstellung formuliert wird, historische Veränderungen durchgemacht, vom Diskurs des Fantastischen in der Vormoderne bis hin zum Diskurs des Abnormalen in unserer Zeit.
Stets jedoch war er den Projektionen und Sinngebungen der „normalen“ Gemeinschaft unterworfen, denn sein Erscheinen deutete immer auf etwas anderes, über seine bloße Materialität Hinausgehendes hin. Aus dieser „Hyperrepräsentativität“ rührt die früheste Bezeichnung des außergewöhnlichen Körpers als „Monster“, abgeleitet von den lateinischen Begriffen monstrare, einer Mischung aus „monstrare“, „zeigen, bezeichnen“; und „monere“, warnen und vorhersagen“[24]. Das „Monstrum“ ist also eine „Warnung“ und „Zeichen“: seit der Antike ein Hinweis auf den göttlichen Willen, im Mittelalter eine Strafe Gottes für die moralische Verdorbenheit der Menschen und ein Schlüssel zur Aufdeckung der geheimnisvollen Mechanismen der Natur in der Aufklärung. Gleich unter welchem Erklärungsmuster es verhandelt wird, immer funktioniert das „Monster“ als Mittel, um physische Devianzen zu erklären und diese gleichzeitig als „anders“ festzulegen.
Die „Monstrosität“ eines Körpers ist dabei ganz von kulturellen Sinngebungen und der subjektiven Auffassung des jeweiligen Beobachters abhängig: „the monstrous designation, it seems, has less to do with what the ’monster’ actually possesses and more to do with the manner in which it is perceived.[25] “
Aus den etymologischen Ableitungen des „Monsters“ von „monstrare“ ergibt sich auch die populäre Annahme, dass der abnormale Körper eine Prophezeiung beinhalte. So sollte eine monstrous birth, also die Geburt eines missgebildeten Kindes, Erdbeben, Epidemien, Hungersnöte, Kriege und Thronwechsel ankündigen. Es war daher in der Renaissance-Gesellschaft von enormer Wichtigkeit, die vermeintlichen Bedeutungen dieser „prodigies“ zu entziffern, da die korrekte Interpretation eine göttliche Botschaft enthüllen konnte.
Das Wort „Monster“ selbst hatte im elisabethanischen England dabei eine amorphe, weit gefasste Bedeutung. Noch immer geprägt von der mittelalterlichen Vorstellung einer rigiden Weltordnung, der „chain of beings“, konnte „monstrous“ alles bezeichnen, was als „unnatürlich“ empfunden wurde, also sämtliche Erscheinungsformen, Persönlichkeitsmerkmale und Verhaltensweisen, die sich außerhalb der vorgeschriebenen Parameter befanden.[26]
„Monster“ waren daher nicht, wie in der heutigen Zeit, beunruhigend auf Grund ihres unanpassbaren pathologischen Zustandes, sondern wegen der Bedeutungen, die ihren Körpern zugeschrieben wurden: Sie waren von Gott gesandte Zeichen seines Unmutes und zugleich Hinweise auf die Instabilität der Grenzen zwischen „Menschlichem“ und „Unmenschlichem“:
„By challenging the boundaries of the human and the coherence of what seemed to be the natural world, monstrous bodies appeared as sublime, merging the terrible with the wonderful, equalising repulsion with attraction[27] ”
Diese kulturelle Signifikanz von disabilities führte zu einer besonderen Popularität des „Monströsen“ in der Renaissance-Gesellschaft. Der außergewöhnliche Körper war zu Shakespeares Zeit im Fokus einer intensiven „troubled fascination“[28] und Objekt von monster ballads, Reiseberichten und Tagebüchern, öffentlichen Verkündigungen, Satiren und Theaterstücken. Es herrschte ein florierender Handel mit wonder books, die die bekanntesten Monster der Zeit illustrierten und interpretierten. Der Jahrmarkt mit seinen „monster booths“, der Marktplatz, die Taverne und sogar Privathaushalte waren Orte, wo man für wenige Pennies mit wohligen Grusel die verschiedensten „Monstrositäten“ besichtigen konnte.
Der bekannteste und älteste Jahrmarkt Londons war die dreitägige Bartholomew Fair in West Smithfield außerhalb der Stadtmauern Londons, die seit dem frühen zwölften Jahrhundert am Vorabend des St. Bartholomew’s Day am 24. August eröffnet wurde und zu Shakespeares Zeit schon eine uralte Einrichtung war. Als religiöse Zusammenkunft zur Verehrung des heiligen Bartholomäus gegründet, wurde die Bartholomew Fair mit der Zeit zu einer monumentalen Ansammlung des Fremden und Exotischen, „a sort of mecca for monsters“[29].Die „Monster“ erschienen dort in einer karnevalesken Umgebung zusammen mit Seiltänzern, Puppenspielern, Feuerschluckern und Tierdompteuren. Komische Kurzaufführungen, die „drolls“, zeigten Zwerge, dressierte Tiere und Menschen mit körperlichen Anomalien. Das Monströse vermischte sich hier mit dem Theater:
„In many respects, Bartholomew Fair was a theatrical extravaganza in which the monsters were normal and their extraordinary form became part of a spectacle of the unnatural, the grotesque, and the lewd.”[30]
Neben der finanziellen Ausschlachtung der Faszination des andersartigen Körpers auf dem Unterhaltungssektor hatte auch die Kirche das „Monster“ als wirkungsvolles Instrument für sich entdeckt. Prodigy literature und broadside ballads, also billige, auf Handzetteln gedruckte Moritaten über die Geburt von monströsen Kindern und Tieren dienten den protestantischen Reformatoren auf verschiedene Weise dazu, die Popularität des „Monsters“ für ihre eigenen Zwecke zu verdüstern:
„The ballads sought to instill fear instead of wonder in the hearts of the common people, to whom the dreadful litany of God’s wreath must have become a numbing routine “[31]
Mit der sich entwickelnden „wissenschaftlichen“ Beschäftigung mit disabilities wurde das „Monster“ zum umkämpften Phänomen. Es herrschte ein Konflikt zwischen kirchlichen Predigern, die „monstrous births“ vor allem als ominöse Zeichen von Gottes Unmut über sündiges Verhalten verstanden wissen wollten, und der aufkeimenden wissenschaftlichen Mentalität, die jede religiöse Signifikanz des „Monsters“ ausradieren und es in einem rein medizinischen Erklärungszusammenhang zu etablieren versuchten.
Produkt dieses Forschungsinteresses am außergewöhnlichen Körper war die neue Literaturgattung der wonder literature, in der die rein religiöse Behandlung monströser Phänomene durch ein enzyklopädisches Interesse an Naturwundern ersetzt werden sollte. Diese „wissenschaftlichen“, in Latein verfassten Abhandlungen wurden zwar plagiarisiert und in Umgangssprache übersetzt als preiswertere prodigy books auch an die ungebildete, aber zahlungswillige Masse verkauft. Gleichzeitig ist aber sowohl in der wissenschaftlichen als auch in der populistischen Ausrichtung eine deutliche Tendenz zur Säkularisierung des Monströsen zu erkennen, da die klinischen Beschreibungen von „Monstern“ nur noch gelegentlich von Abbildungen mythischer Kreaturen und mystischen Interpretationen abgewechselt wurden.[32] Den wonder books sowie den medizinischen Abhandlungen über die Geburten von missgebildeten Kindern und Tieren lag ein starkes Bedürfnis zugrunde, sich vom mittelalterlichen Aberglauben zu lösen und das „Monster“ zu erklären, zu rationalisieren und zu entmystifizieren. Das Bedrohliche, Unerklärliche des außergewöhnlichen Körpers sollte seinen Schrecken verlieren, indem dieser in eine vermeintlich kontrollierte, wissenschaftliche Sphäre eingebunden wurde. Weil „monstrosity“ eine so weit gefasste Bezeichnung war, bestand der erste „wissenschaftliche“ Schritt zunächst darin, Definitionen und Klassifizierungen für dieses Phänomen zu finden, was dem jeweiligen Autor und seinen Ausführungen zusätzlich auch eine gewisse Professionalität und Glaubwürdigkeit verlieh.[33]
Eines der heute bekannteste Exemplare eines wonder books und der zu dieser Zeit wohl ehrgeizigste Versuch, das „Monster“ zu naturalisieren, ist das bereits erwähnte, 1573 von Ambroise Parés verfasstes Werk Des monstres et prodigés, ein Katalog bunt gemischter Kuriositäten wie siamesische Zwillinge, Giraffen, Hermaphroditen und Meerjungfrauen. Dennoch findet hier noch keine völlige Ablösung von der sublimen Signifikanz des „Monsters“ statt: In den Ausführungen des französischen Chirurgen läuft eine klinisch-säkulare Betrachtungsweise teils parallel, teils entgegengesetzt zu religiösen Interpretationen. Sein Ansatz, so Rosemarie Garland Thompson, „straddles the seam between wonder and error, between marvelous and medicalized narratives of the anomalous body.“[34] Paré definiert das „Monströse“ noch immer auf der Grundlage eines normativen, göttlichen Standards, nach dem „Monster“ „unnatürlich“ sind, weil sie nicht diesem Standart entsprechen und die Grenzen des „Normalen“ überschreiten.
Von einer solchen Definition des „Monströsen“ als „unnatürlich“ war es im allgemeinen Verständnis und Sprachgebrauch nur ein kleiner Schritt zu einer enormen Erweiterung des Bedeutungsspektrums dieses Begriffes. Alles, was von der Norm abwich, Menschen, Gewohnheiten und soziale Praktiken, konnte demnach als „monströs“ bezeichnet werden; und so wurden in öffentlichen Pamphleten und Veröffentlichungen auch Trunkenheit, Faulheit, Undankbarkeit, Lust, Mord, Prostitution Verrat, Obdachlosigkeit, und vieles mehr als „monströs“ gegeißelt[35].
I.2 Vom „Wunder“ zum „Freak“ zum „Teratum“
Im 16. Jahrhundert vollzogen Anatomie und Chirurgie entscheidende Fortschritte, denn mit der Ablösung von den mittelalterlichen moralischen und religiösen Beschränkungen wurde die Anatomie in Ansätzen zur empirischen Wissenschaft. Ein neues Körperbewusstsein entwickelte sich, einhergehend mit einer Objektivierung und Wahrnehmung des Körpers als Funktionsgefüge, das mittels der neuen medizinischen Behandlungsmethoden wiederherstellbar und reparierbar schien. Eine abgerücktere, distanzierte Sicht auf den Körper ermöglichte eine neue wissenschaftliche Erforschung. Betrachtet man die Flut von chirurgischen Traktaten, die Masse von Veröffentlichungen auch im Bereich der Anatomie, so drängt sich der Eindruck auf, dass geradezu eine Lust an dieser neuen „Einsicht“ in den Körper herrschte.
In den wonder books des 16. Jahrhunderts ist noch eine gewisse Unentschlossenheit und Spannung zwischen religiösen und wissenschaftlichen Paradigmen zu erkennen: „On the monstrous body, it might be argued, battled the competing claims of God and science.“[36]
Das Ideal einer rationalen Objektivität, das sich hier noch in den Anfängen befindet, beginnt sich im Verlauf des 17. Jahrhunderts herauszuformen, die monstrous births werden nun als biologisch bedingt anerkannt. Mit der Befreiung dieser Phänomene von den althergebrachten übernatürlichen und moralischen Erklärungsmuster wurde auch die mit der Geburt eines „unnormalen“ Kindes einhergehende Stigmatisierung der Eltern seltener.
Das Monster war nun in das Interesse der illustren Intellektuellen-Szene Londons, besonders der Anhänger des Naturalismus, gerückt. Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts galt der „upper class“ die Lust des Volkes am „Monströsen“ als eine ignorante, barbarische Vergnügung des Pöbels. Der Besuch der „monster booths“ auf der Bartholomew Fair stand nun im Gegensatz zu der - nicht weniger sensationslüsternen - wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem „Monster“ in Bibliothek und Sezier-Saal, die der gebildete und wohlerzogene Mensch ausübte.[37]
In dem Maße, wie die wissenschaftliche Forschung begann, den religiösen und mythischen Anspruch auf das Monster abzulösen und durch öffentliche Sezierungen die Anatomie von außergewöhnlichen Körpern ans Licht brachte, wurde das „Monster“ mehr und mehr in klinischen Zusammenhängen betrachtet. „Monster“ als Wunder und göttliche Zeichen verschwinden, stattdessen werden andersartige Körper zu „Kuriositäten“, zu „Launen“ einer Natur, die letzten Endes nur dazu da ist, dem Menschen zu dienen, der sie mit Hilfe der Wissenschaft entschlüsselt und damit beherrscht.[38]
Der französische Zoologe Isidore Geoffroy Saint-Hilaire untersuchte Mitte des 19. Jahrhunderts erstmals die biologischen Ursachen für Fehlbildungen bei Embryonen[39] und begründete mit der Teratologie die Wissenschaft der endgültigen Entschlüsselung des „Monsters“: das erstaunliche Monster, der wundersame „Freak“ wird gezähmt und rationalisiert und ist nun ein pathologisches Teratum, „in brief: wonder becomes error.“ [40] Trotz der Instrumentalisierung des Monströsen für die Zwecke der reformatorischen Prediger, trotz der Entmystifizierung und Rationalisierung des außergewöhnlichen Körpers, blieb das Monster doch vor allem ein Teil populärer Unterhaltung. Es ist für die folgenden Überlegungen zur Wirkung des „Bühnen-Monsters“ auf das elisabethanische Publikum wichtig zu beachten, dass neben den uns als Quellen erhaltenen wissenschaftlichen und religiösen Dokumentationen mit ihrer Verachtung für den Volksglauben eine Welt von Monster-Mythen existierte, die die kulturelle Sphäre, in der diese Leute lebten, durchzog und mitgestaltete:
„ While Protestant divines and naturalists were busy trying to separate humankind from nature, the popular mind still felt at home in a mental world inhabited by fabulous creatures, a realm of natural wonders based upon the ancient assumption that human beings and nature were locked into one interacting world.”[41]
Neben solchen Versuchen der Definition und Klassifizierung des „Monströsen“ bleib das wichtigste Element der Beschäftigung mit außergewöhnlichen Körpern, ihre Ursachen festzustellen. Es gab eine Vielzahl von Ansätzen, die die Entstehung von „Monstern erklären sollten, von denen einer, das Phänomen der „unnatural birth“, im Folgenden näher betrachtet werden soll.
I.3 „Unnatural births“
“ From forth the kennel of thy womb hath crept
A hellhound...” (RIII., IV.4.47-48)
Das Phänomen der so genannten „unnatural births“ hatte eine besonders hohe wissenschaftliche und kulturelle Faszination. Sehr populäre broadside ballads und verschiedene Traktate von Gelehrten dieser Epoche über „unnatürliche“ Geburten deformierter Kinder und Tiere lösten beim Publikum wohliges Schaudern und abergläubische Furcht aus. Im Volksglauben wurde die Geburt eines missgebildeten Kindes oder auch Tieres stets als unheilverkündend interpretiert, mit schicksalhaften Auswirkungen auf die gesamte Nation. Jede Abnormalität wurde dabei als Zeichen für eine bestimmte Verkommenheit des englischen Volkes gedeutet: ein missgestalteter Mund beispielsweise stand für verrohte Sprache, eine Hand ohne Finger für Faulheit, Missbildungen am Unterleib folglich für perverse sexuelle Gelüste: „the hinder part (...) shew vs playne, / Our close and hidden vice.“[42]
Als Ursachen für „monstrous births“ wurden aber nur indirekt die moralischen Abwege des Volkes angeführt. An erster Stelle wurden sie als Folgen sündigen Verhaltens der Eltern, vor allem aber der werdenden Mutter, interpretiert, wie etwa abnormale sexuelle Praktiken während Empfängnis oder Schwangerschaft. Allein die Gedanken der Frau während des Geschlechtsverkehrs konnten seinen Erkenntnissen nach zu Abnormalitäten des Kindes führen: Dachte sie dabei etwa an einen „blackamoore“, bestand die Gefahr, dass sie ein dunkelhäutiges Kind zu Welt brachte.[43] Die so gewonnenen Erkenntnisse waren also nicht objektiv wissenschaftlich im Sinne des heutigen Verständnisses, sondern geprägt von abergläubischen und pseudo-wissenschaftlichen Konzeptionen und Konstrukten vor allem des Weiblichen, das es in einem patriarchalischen Systems beständig als zu Recht unterdrücktes Geschlecht zu bestätigen galt. Die beängstigende Fähigkeit der Frau, Leben zu schenken, und die damit einhergehende Macht über das ungeborene Kind in ihr uferte aus in pseudo-medizinischen Theorien über Fähigkeiten, den Fötus zu manipulieren oder gar abzutöten, indem sie es im Uterus quasi „erwürgte“. Janet Adelmann beschreibt in „Suffocating Mothers“ den in der Frühen Neuzeit herrschenden Glauben, „that the mother could literally deform fetuses through her excessive imagination, her uncontrollable longings, her unnatural lusts ”[44].
Auch nach der Geburt bestand für den Säugling Gefahr seitens der Mutter: Nach heutigen Erkenntnissen ist eine Ursache für die hohe Kindersterblichkeit dieser Zeit die Mangelernährung als Konsequenz aus der Annahme, die Milch der Mutter sei in der Phase nach der Geburt schädlich für das Kind, da sie aus umgewandeltem Menstruationsblut bestehe[45]. Säuglinge wurden daher zunächst mit Ersatznahrung gefüttert und an eine Amme übergeben, die im Glauben, dass über die Muttermilch dem Kind womöglich auch unerwünschte
Eigenschaften der jeweiligen Frau übertragen würden, sorgfältig auf ihre Charaktereigenschaften hin ausgesucht wurde.[46] Abgesehen vom Entzug der lebenswichtigen Muttermilch war damit auch die frühkindliche Bindung an die Mutter, die heute als für eine gesunde psychische Entwicklung grundlegend gilt, zu dieser Zeit sehr häufig nicht gegeben. So wird das Motiv der emotional distanzierten oder erst gar nicht vorhandenen Mutter als Ursache seelischer Konflikte auch in Shakespeares Dramen immer wieder aufgegriffen: „Love foreswore, me in my mother’s womb“ (3HVI 3.2.153).
Nachdem nun die verschiedenen, teils miteinander konkurrierenden Wahrnehmungen und Bedeutungszuweisungen des außergewöhnlichen Körpers in der Frühen Neuzeit dargestellt wurden, sollen im Folgenden zeitgenössische medizinische und (pseudo-)wissenschaftliche Vorstellungen von sexueller Identität gezeigt werden, die grundlegend für das Verständnis und die Analyse der drei zu untersuchenden Charaktere sind.
II. Konzepte sexueller Identität in der Frühen Neuzeit
Wir haben es im frühneuzeitlichen England mit einer patriarchalischen Gesellschaft zu tun, in der die Legitimierung der männlichen Herrschaft auf von Männern konstruierten Ideologien über geistige und körperliche Fähigkeiten, Anatomie, Sexualität und Gender basierte.
Allerdings fehlte zu dieser Zeit der für uns so selbstverständliche - und in seiner Signifikanz von Judith Butler in Frage gestellte - solide biologische Unterbau für das, was als „männlich“ oder „weiblich“ galt. Wie Will Fisher mit Bezug auf Judith Butlers Bodies that Matter argumentiert, gelten unsere modernen Kategorien vom biologischen Geschlecht mit primären und sekundären Geschlechtsmerkmalen nicht für Shakespeares Zeitgenossen:
„The sexual differences that mattered’ in the early modern period are not neccessarily the same as those that ,matter’ today.“[47]
Die frühneuzeitlichen medizinischen Vorstellungen von geschlechtskonstituierenden Körpereigenschaften sind durch eine bedrohliche Instabilität gekennzeichnet, bestehen sie doch aus einer prekären Ausbalanciertheit der Körpersäfte und einer Vorstellung von isomorphen Geschlechtsorganen bei Mann und Frau - biologische „Männlichkeit“ also als ein Zustand, der sich ständig ins Weibliche umkehren kann.
II.1 Sexualität vor dem Hintergrund der Humoralpathologie
Anders als in heute vorherrschenden Assoziationen von disabilities wurden diese in der Renaissance weder zwangsläufig mit körperlicher Schwäche in Verbindung gebracht, noch wurde die Sexualität behinderter Menschen tabuisiert oder eine Asexualität vorausgesetzt. Im Gegenteil sahen Universalphilosophen wie Michel de Montaigne (1533-1592) und Francis Bacon (1561-1626) eine medizinische Verbindung zwischen körperlichen Missbildungen und erotischen Fähigkeiten.[48]
Während Montaigne Behinderten oder Missgebildeten beider Geschlechter eine erhöhte sexuelle Kraft und vergrößerte Genitalien beimaß, formulierte Bacon 1625 in seinem Essay „Of Deformity“ die Vermutung, physische Deformiertheit sei ein äußeres Zeichen für sexuelle Perversität.[49] Solche „wissenschaftlichen“ Untersuchungen basieren auf der in der Frühen Neuzeit richtungsweisenden Humoralpathologie oder Viersäftelehre, die im 4. Jahrhundert vor Christus von den Hippokratikern entwickelt und von dem Arzt und Anatomen Galenos von Pergamon sechshundert Jahre später in seiner endgültigen, bis ins 19. Jahrhundert einflussreichen Form niedergeschrieben wurde.[50]
[...]
[1] Der Untersuchung der allmächtigen, „erdrückenden“ Mutterfigur als Bedrohung maskuliner Identität in Shakespeares Werken hat sich vor allem Janet Adelman in Suffocating Mothers gewidmet. (Adelmann, Janet, Suffocating Moterhs. Fantasies of Maternal Origin in Shakespeare’s Plays, “Hamlet” to “The Tempest”. New York/London, 1992.)
[2] Michael Meuser, Geschlecht und Männlichkeit, Soziologische Theorie und kulturelle Deutungsmuster. Opladen, 1998, S. 130.
[3] Clemens Wischermann, „Geschichte des Körpers oder Körper mit Geschichte?“, in: Clemens Wischermann & Stefan Haas (Hrsg.), Körper mit Geschichte. Münster/Konstanz, 2000.
[4] Valentin Groeber, „Körper auf dem Markt. Söldner, Organhandel und die Geschichte der Körpergeschichte“, in: Mittelweg 36. Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung, (Dezember 2005), S. 69.
[5] Eine der frühesten und wegweisendsten Veröffentlichungen zur Körpergeschichte sind die von Michael Feher, Ramona Nadaff und Nadia Tazi herausgegebenen Fragments for a History of the Human Body (3 Bde, New York, 1989), die erste deutschsprachige Zusammenfassung zur Körpergeschichte hat Maren Lorenz mit Leibhaftige Vergangenheit. Eine Einführung in die Körpergeschichte vorgelegt (Tübingen, 2000), und mit Reizbare Maschinen. Eine Geschichte des Körpers 1765-1914 (Frankfurt/M., 2001) hat Philipp Sarasin zuletzt eine grundlegende Arbeit zur Konzeption des Körpers in Übergangszeit zwischen Früher Neuzeit und Moderne geschaffen.
[6] Wischermann, S. 12.
[7] 7 David T. Mitchell und Sharon L. Snyder kritisieren die Vernachlässigung des behinderten Körpers im akademischen Körper-Diskurs: “The current popularity of the body in critical discourse seeks to incorporate issues of race, gender, sexuality and class while simultaneously neglecting disability” (“Disability Studies and the double bind of representation”, in: David T. Mitchell and Sharon L. Snyder (eds.), The Body and Physical Difference: Discourses of Disability. Michigan, 1997, S.1.)
[8] R.W. Connell u.a., “Ansätze zu einer neuen Soziologie der Männlichkeit”, in: BauSteineMänner (Hrsg.), Kritische Männerforschung, Neue Ansätze in der Geschlechtertheorie. Berlin, S.66.
[9] Ambroise Paré, Des monstres et prodiges. (Paris, 1573), Engl. Übers. : On Monsters and Marvels. Translation, Introduction and Notes by J. R. Pallister. Chicago, 1982.
[10] Francis Barker & Peter Hulme, “Nymphs and reapers heavily vanish: the discoursive contexts of The Tempesf, in: John Drakakis (Hrsg.), Alternative Shakespeares. London/New York, 1985, S.193
[11] Ebd., S.193.
[12] Die nachfolgenden Ausführungen beziehen sich auf die deutsche Übersetzung: Thomas Laqueur, Auf den Leib geschrieben. Die Inszenierung der Geschlechter von der Antike bis Freud. Übers. v. H. Jochen Bußmann, Frankfurt/New York, 1990.
[13] Volker Schönwiese, „Perspektiven der Disability Studies“, in: Behinderte in Familie und Gesellschaft 5 (2005), S. 16.
[14] Ernst Klee, Behindert. Über die Enteignung von Körper und Bewusstsein. Frankfurt a. M. 1980, online eingestellt unter: http://bidok.uibk.ac.at/library/klee-behindert.html?hls=Klee# id2701497
[15] Mitchell/Snyder, S.2.
[16] Schönwiese, S.18.
[17] http://www.disability-studies-deutschland.de/dsd.php [18.12.2007]
[18], David T. Mitchell and Sharon L. Snyder (eds.), The Body and Physical Difference: Discourses of Disability. Michigan, 1997.
[19] Mitchell/Snyder, S.3.
[20] Ebd., S.4.
[21] Mitchell/Snyder, S.6.
[22] Mitchell/Snyder, S. 15.
[23] Rosemarie Garland Thomson, “Introduction: From Wonder to Error - A genealogy ofFreak Discourse in Modernity”, in: Dies. (Hrsg.), Freakery: Cultural Spectacles of the Extraordinary Body. New York, 1996, S.l.
[24] Mark Thornton Burnett, Constructing "monsters" in Shakespearean drama and early modern culture. Basingstoke 2002, S.2.
[25] Burnett, S.3.
[26] Ebd., S.2.
[27] Garland Thomson, S.3.
[28] Ebd., S.l.
[29] Paul Semonin, „Monsters in the Marketplace: The Exhibition of Human Oddities in Early Modern England“, in: Rosemarie Garland Thomson (Hrsg.), Freakery: Cultural Spectacles of the Extraordinary Body. New York, 1996, S.76f.
[30] Semonin, S.77.
[31] Ebd., S.72.
[32] Semonin, S.72.
[33] Burnett, S.24.
[34] Garland Thompson, S.3.
[35] Burnett, S.25.
[36] Burnett, S.26.
[37] Semonin, S.72.
[38] Garland Thomson, S.3.
[39] Isidore Geoffroy Saint-Hilaire, Histoire générale et particulière des anomalies de l'organisation chez l'homme et les animaux ou Traité de tératologie. Paris/ Brüssel 1832-37.
[40] Semonin, S.4.
[41] Ebd., S.74.
[42] „The forme and shape of a monstrous Child, borne at Maydstone“.(London 1586); Joseph Lilly, A collection of seventy-nine black-letter ballads and broadsides. London, 1867, S. 19497, online einsehbar unter http://www.openlibrary.org/details/collectionofseveOOlillrich [12.12.2007].
[43] Ian Frederick Moulton: „A Monster Great Deformed“: The Unruly Masculinity of Richard III. Shakespeare Quarterly 47 (3) 1996, S. 263.
[44] Adelmann, S. 6.
[45] Thomas Laqueur, Auf den Leib geschrieben. Die Inszenierung der Geschlechter von der Antike bis Freud. Übers. v. H. Jochen Bußmann, Frankfurt/New York, 1990, S.123
[46] Adelmann, S.7.
[47] Will Fisher, “The Renaissance Beard: Masculinity in Modern England”, in: Renaissance Quarterly 54 (2001), S. 156.
[48] Moulton, S. 264.
[49] Francis Bacon, Essays, Civil and Moral. Vol. III, Part 1. The Harvard Classics. New York, 1909-14; online unter www.bartleby.com/3/1/ [12.03.2008].
[50] Die folgenden Ausführungen zur frühneuzeitlichen Humoralpathologie basieren auf dem Kapitel „Bodies of rule: embodiment and interiority in early modern England“, aus Mark Schoenfeldt, Bodies and Selves in Early Modern England. Physiology and Inwardness in Spenser, Shakespeare, Herbert, and Milton. Cambridge, 1999, S.1-40.
- Quote paper
- Verena Ludwig (Author), 2008, Monstrous Bodies - Körper und Männlichkeit bei Shakespeare, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93780
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