Die Arbeit untersucht, ob die Arbeit des International Paralympic Committees eine Auswirkung auf die Inklusion von Menschen mit Behinderung hat. Das Augenmerk liegt auf den Paralympischen Spielen. Es gilt herauszufinden, inwieweit dieses Sportevent einen wirksamen Beitrag zur Inklusion von Menschen mit Behinderung in der Gesellschaft leistet.
Zum einen bieten die Paralympischen Spiele eine Plattform für Menschen mit Behinderung. Es wird untersucht, inwiefern die Gesellschaft diese Möglichkeit nutzt und annimmt, um Menschen mit Behinderung unter einem anderen Blickwinkel sehen zu können. Das ist eine Grundvoraussetzung dafür, Vorurteile und Barrieren in den Köpfen abbauen zu können.
Der zweite Aspekt bezieht sich auf die Tatsache, dass sportliche Aktivität von großer Bedeutung für die Mobilität, die Selbstständigkeit und das Selbstwertgefühl von Menschen mit Behinderung ist. Dank einer positiven Selbstwahrnehmung und körperlichen Fitness lassen sich aus Sicht der Betroffenen viele Schranken weiter öffnen und machen so Inklusion erst möglich. Es wird daher auch untersucht, ob die Paralympischen Spiele Einfluss auf die Motivation von Menschen mit Behinderung haben, selbst sportlich aktiv zu werden.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Zielsetzung
1.2 Historie der Paralympischen Spiele
1.3 Erläuterung zum Begriff „Inklusion“
2 Analyse der Paralympischen Spiele von 1988 bis heute
2.1 Teilnehmende Athleten und Nationen
2.2 Zuschauerinteresse
2.3 Berichterstattung
3 Befragung zur Bedeutung der Paralympischen Spiele für Sportler mit Behinderung
3.1 Herangehensweise
3.2 Auswertung der Fragebögen
4. Fazit
4.1 Zusammenfassung der Ergebnisse und Schlussfolgerung
4.2 Persönliche Stellungnahme
Anhang
Quellenverzeichnis
1 Einleitung
Die 80er Jahre läuteten für den Behindertensport eine neue Ära ein. Nach einem Rückschlag 1984, als die Weltspiele der Behinderten an zwei verschiedenen Orten, statt an einem, stattfinden mussten, organisierten sich internationale Behindertensportverbände neu und gründeten 1989 das Internationale Paralympische Komitee (IPC). Seine Zielsetzung ist es, Höchstleistungen von Sportlern mit Behinderung zu fördern und dadurch Menschen auf der ganzen Welt auf sie aufmerksam machen. Der Sport soll gesellschaftliche Anerkennung und Gleichberechtigung fördern und die Welt begeistern.1
1.1 Zielsetzung
Die vorliegende Seminararbeit soll untersuchen, ob die Arbeit des IPCs eine Auswirkung auf die Inklusion von Menschen mit Behinderung hat. Da die Untersuchung des gesamten Engagements des IPC den Rahmen der vorliegenden Arbeit sprengen würde, wird das Augenmerk auf die Paralympischen Spiele gelegt. Es gilt herauszufinden, inwieweit dieses Sportevent einen wirksamen Beitrag zur Inklusion von Menschen mit Behinderung in der Gesellschaft leistet.
Zum einen bieten die Paralympischen Spiele eine Plattform für Menschen mit Behinderung. Es wird untersucht, inwiefern die Gesellschaft diese Möglichkeit nutzt und annimmt, um Menschen mit Behinderung unter einem anderen Blickwinkel sehen zu können. Das ist eine Grundvoraussetzung dafür, Vorurteile und Barrieren in den Köpfen abbauen zu können.
Der zweite Aspekt bezieht sich auf die Tatsache, dass sportliche Aktivität von großer Bedeutung für die Mobilität, die Selbstständigkeit und das Selbstwertgefühl von Menschen mit Behinderung ist. Dank einer positiven Selbstwahrnehmung und körperlichen Fitness lassen sich aus Sicht der Betroffenen viele Schranken weiter öffnen und machen so Inklusion erst möglich. Es wird daher auch untersucht, ob die Paralympischen Spiele Einfluss auf die Motivation von Menschen mit Behinderung haben, selber sportlich aktiv zu werden.
1.2 Historie der Paralympischen Spiele
Der Ursprung der Paralympischen Spiele ist eng mit der Geschichte des Neurologen Sir Ludwig Guttmann (1899-1980) verknüpft. Guttmann erkennt das physische und psychische Potential des Rehasports. Mit Hilfe des Sports soll erreicht werden, dass die Behinderten wieder aktiv werden und am Leben teilnehmen. Dabei sind Rollstuhlbasketball und Bogenschießen unter den ersten Sportarten, die er bei seinen Patienten am Stoke Mandeville Krankenhaus einführt. Sein Ziel ist es nicht nur, ihnen Hoffnung und Selbstwertgefühl zurückzugeben. Er will auch die Einstellung der Gesellschaft gegenüber Menschen mit Rückenmarksverletzungen ändern. Was 1948 mit einem Schaukampf mit 16 Teilnehmern im Bogenschießen beginnt, entwickelt sich zu jährlichen Wettkämpfen, den Stoke Mandeville Games. Innerhalb weniger Jahre wird daraus ein internationaler Wettbewerb. 1960 finden die Stoke Mandeville Games zum ersten Mal am selben Ort wie die Olympiade, in Rom, statt. Das bleibt allerdings die Ausnahme.2
Im Lauf der Zeit nehmen auch Amputierte, Sehbehinderte und Cerebralparetiker teil. Aus den „Weltspielen der Gelähmten“ werden „Weltspiele der Behinderten“. Als sie im Jahr 1984 aus organisatorischen Gründen auf zwei Orte aufgeteilt werden, regen verschiedene Behindertensportverbände, eine bessere Koordination und Zusammenarbeit an. Aus diesem Zusammenschluss geht am 22. September 1989 das Internationale Paralympische Komitee (IPC) hervor. Es ist eine gemeinnützige Organisation und hat seinen Sitz in Bonn. Seine Aufgabe ist die Organisation der Paralympischen Sommer- und Winterspiele. Darüber hinaus ist das IPC auch für die Austragung von diversen Welt- und Europameisterschaften verantwortlich und unterstützt die Förderung von Athleten.3
Die Bezeichnung „Paralympische Spiele“ wird erst ab den Spielen in Seoul 1988 offiziell. Sie leitet sich vom griechischen Wort „ para“ = „neben “ ab und bedeutet so viel wie „parallel zu den Olympischen Spielen“.4 Dennoch dauert es bis zur Jahrtausendwende, bis eine engere Zusammenarbeit zwischen dem Internationalen Olympischen und Paralympischen Komitee auf politischer Ebene möglich wird. Durch den Beschluss im Jahr 2001, zukünftig ein gemeinsames Organisationskomitee für die Organisation der Olympischen sowie Paralympischen Spiele einzusetzen, „wurde sowohl die finanzielle Position der Paralympics gestärkt, als auch der gesellschaftliche Stellenwert anerkannt.“5 Die Spiele finden seitdem immer am selben Ort wie die Olympiaden statt und nutzen dieselben Sportstätten und Unterkünfte.
Bei den Paralympischen Spielen gibt es unter anderem eine wichtige Besonderheit, das „Klassifizierungssystem“. Die Athleten werden gemäß ärztlicher Diagnose in Schadensklassen unterteilt, damit in den Wettkämpfen nur die Sportler gegeneinander antreten, die vergleichbare Voraussetzungen mitbringen und ein fairer Leistungsvergleich gewährleistet ist. Dieses recht komplizierte System wird immer wieder angepasst und modifiziert, damit es auch für Zuschauer und Medienberichterstatter besser nachvollziehbar wird. Im Laufe der Jahre hat sich der Para-Sport von dem anfänglichen Fokus auf Rehabilitation hin zum heutigen Hochleistungssport entwickelt. Das Bestreben des IPC ist es, durch den Para-Sport zu einer inklusiven Gesellschaft beizutragen. Als paralympische Werte gelten: Mut, Entschlossenheit, Inspiration für andere und die Gleichbehandlung.6
1.3 Erläuterung zum Begriff „Inklusion“
Inklusion bedeutet so viel wie Einbeziehung, Einschluss, Dazugehörigkeit und Enthaltensein.7 Eine inklusive Gesellschaft steht für ein Umfeld, in dem jeder Mensch, so wie er ist, Anerkennung und Akzeptanz erfährt. Er kann an dieser Gesellschaft gleichberechtigt und selbstbestimmt teilhaben. Es gibt keine Normen, die es zu erfüllen gilt und Unterschiede werden als selbstverständlich und bereichernd angesehen. Es gehört zur Aufgabe der Gesellschaft, die Strukturen in allen Lebensbereichen so zu gestalten, dass es ihren Mitgliedern möglich ist, sich frei von Barrieren darin zu bewegen.8
„ Inklusion bedeutet im Kern - Strukturen so zu gestalten, dass behinderte Menschen von Anfang an und selbstverständlich dabei sein können.“9
Bezugnehmend auf Menschen mit Behinderung verabschiedeten die Vereinten Nationen 2006 ein Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderung, kurz UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK), welche nach ihrer Ratifizierung 2009 auch in Deutschland in Kraft trat. Sie ist eine Bestärkung des Bekenntnisses zu einer menschenrechtsbasierten und teilhabeorientierten Politik für Menschen mit Behinderungen in Deutschland. Sie konkretisiert die allgemeingültigen Menschenrechte für die speziellen Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung. In Artikel 30 wird ausdrücklich die Teilhabe am kulturellen Leben, an Erholung, Freizeit und Sport genannt.10
Das heißt, „Der Sport ist mit der rechtsverbindlichen Verankerung der Konventionen dazu aufgefordert, sowohl auf institutioneller als auch auf personeller Ebene entsprechende Grundvoraussetzungen für den Inklusionsprozess zu schaffen und neue Entwicklungen einzuleiten.“11
Es gibt unterschiedliche Arten der Inklusion. Zum einen die Inklusion durch Sport und zum anderen die Inklusion im Sport. Inklusion durch Sport zeigt sich vor allem darin, dass Menschen mit Behinderung durch den Sport die eigene Leistungsfähigkeit verbessern, ihr Selbstwertgefühl steigern und dadurch mehr Selbstständigkeit im Alltag erlangen. Dies erhöht die Chance, trotz körperlicher Einschränkung aktiv an der Gesellschaft teilzunehmen.12
Inklusion im Sport ist der Idealfall, der erreicht werden kann, wenn Menschen mit und ohne Behinderung die gleiche Leidenschaft für den Sport teilen, gemeinsam Sport treiben und sich gegenseitig akzeptieren. Dies führt zu gegenseitiger Wertschätzung.13
2 Analyse der Paralympischen Spiele von 1988 bis heute
Im folgenden Teil der Arbeit werden verschiedene Aspekte analysiert, die die Bedeutung des Events und das allgemeine Interesse an den Paralympischen Spielen bezüglich des Inklusionsgedankens kennzeichnen. Es wird untersucht, ob die Spiele insofern gesellschaftlich relevant sind, als dass sie entsprechend wahrgenommen werden. Hierbei erscheint ein Vergleich mit den Olympischen Sommerspielen sinnvoll, um eine realistische Einschätzung der Zahlen zu bekommen.
2.1 Teilnehmende Athleten und Nationen
Mit der Untersuchung der Entwicklung der Zahl der teilnehmenden Athleten und Nationen ist eine Beurteilung bezüglich der Größe und des Umfangs des Sportereignisses möglich.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1 zeigt die Anzahl der teilnehmenden Athleten bei den Sommerspielen im Zeitraum von 1988 bis 2016.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Teilnehmende Athleten (Sommerspiele)
Quelle: https://www.olympic.org/olympic-games; https://www.paralympic.org/paralympic-games
Über den gesamten Zeitraum betrachtet stieg die Zahl der paralympischen Teilnehmer von 3057 (1988 Seoul) auf 4328 (2016 Rio) um insgesamt 1271 Athleten an. Das entspricht einem Zuwachs von 41,6%. Im gleichen Zeitraum wuchs die Beteiligung bei den Olympischen Spielen um 33,82%. Bei beiden kommen geringfügige Rückgänge bei ansonsten wachsender Beteiligung vor. So nahmen an den Paralympischen Spielen in Barcelona die wenigsten Athleten teil. Das ist darauf zurückzuführen, dass hier Regeln und Qualifikationshürden verschärft wurden.14 Den größten Anstieg findet man zwischen 1996 und 2000. In Sydney nahmen absolut gesehen 622 Para- Athleten mehr teil als vier Jahre zuvor in Atlanta. Eine mögliche Erklärung dafür könnte im bereits erwähnten Klassifizierungssystem liegen. Es berücksichtigt „die Art der Behinderung und ihre Auswirkung auf die Ausübung einer jeweiligen Sportart“15. So gibt es zum Beispiel mehrere 100m Endläufe, entsprechend der Anzahl der Schadensklassen16. In Sydney fielen insgesamt 581 Medaillenentscheidungen, während es vier Jahre vorher in Atlanta nur 508 waren. Bei den Spielen, die nach Sydney ausgerichtet wurden, ging sowohl die Teilnehmerzahl als auch die Zahl der Finalentscheidungen leicht zurück. Dass die Teilnehmerzahl seit 2004 kontinuierlich gestiegen ist, kann daran liegen, dass immer mehr Sportarten paralympisch wurden.17 Die Tendenz ist eindeutig, die Paralympischen Spiele werden größer. Obwohl sie im Vergleich zu den Olympischen Sommerspielen stärker gewachsen sind, nehmen absolut gesehen jedoch immer noch knapp dreimal mehr Athleten an den Olympiaden teil. Gemessen daran, dass etwa 15% der Weltbevölkerung eine Behinderung haben18, bieten die Paralympischen Spiele jedoch eine große „optimale Plattform, um Sportler mit körperlicher Beeinträchtigung als leistungsstarke, selbstbewusste, heterogene Gruppe mit individuellen Stärken und Schwächen darzustellen“19
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Teilnehmende Nationen (Sommerspiele)
Quelle: https://www.olympic.org/olympic-games; https://www.paralympic.org/paralympic-games
Von 1988 bis 2016 wuchs auch die Beteiligung der Nationen an den Paralympischen Spielen bis auf eine Ausnahme stetig.20 In Rio nahmen mehr als zweieinhalbmal so viele Nationen teil wie in Seoul. Diese Tatsache wertet die Spiele in ihrer Bedeutung auf. Während die Olympischen Spiele seit 2004 auf höchstem Niveau stagnieren, ziehen die Paralympischen Spiele nach. Sie haben heute den Stand erreicht, auf dem die Olympischen Spiele 1988 waren. Es kann festgehalten werden, dass die Paralympischen Sommerspiele in den letzten Jahrzehnten stark an Bedeutung gewonnen haben. „Die Weltspiele der Behindertensportler sind, gemessen an Teilnehmern und der Anzahl der Entscheidungen das zweitgrößte Sportereignis der Welt.“21 Sie konnten sich als weltweit anerkannte Institution etablieren und bieten die größte Plattform für Sportler mit Behinderung überhaupt. Die Athleten können sich im fairen Wettkampf messen und zeigen, zu welchen Höchstleistungen sie fähig sind. Die Spiele bieten damit eine Möglichkeit, auf Menschen mit Behinderung aufmerksam zu machen.
2.2 Zuschauerinteresse
Das Interesse der Öffentlichkeit an den Paralympischen Spielen soll unter Zuhilfenahme der Zuschauerzahlen analysiert werden. Zum einen wird das Zuschauerinteresse im Stadion anhand der verkauften Tickets untersucht, zum anderen werden Daten über das deutsche und weltweite Fernsehpublikum ausgewertet.
[...]
1 Vgl. Official Website of the Paralympic Movement (a)
2 Vgl. Brittain, I., (2016), S.8f
3 Vgl. Official Website of the Paralympic Movement (a)
4 Vgl. Brittain, I., (2016), S.18
5 Häßler, T., (2012), S.7
6 Vgl. Official Website oft he Paralympic Movement (a)
7 Vgl. Kemper, R. , Teipel, D. (2014), S. 14
8 Vgl. Schöb, A. (2013)
9 Conrads, B.(2013), S. 66
10 Vgl. Bundesministerium für Arbeit und Soziales,S.142f
11 Bach, T.,(2012), S.16
12 Vgl. Bürkle, J. (o.J.)
13 Vgl. Bentele, V.(2015), S.6
14 Vgl. Sportschau (2016)
15 Kemper, R., Teipel, D.,(2014), S. 43
16 Vgl. Kauer, O.; Bös, K., (2006), S. 38
17 Vgl. Official Website of the Paralympic Movement (c)
18 Vgl. Gilbers, O. et al. (o.J.)
19 Häßler, T. (2012), S.7
20 Vgl. Abbildung 2, S.7
21 Pritzsche, K.N. (2016)
- Quote paper
- B. Starzmann (Author), 2017, Die Paralympischen Spiele. Ein wirksamer Beitrag zur Inklusion?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/937366
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