Thema dieser Arbeit ist die Differenzierung in der Objektmarkierung (DOM). Es wird untersucht, welche Regeln und Gesetzmäßigkeiten in DOM wirksam sind. Eine wichtige Gesetzmäßigkeit in DOM ist das Harmonic Alignment und wird ebenfalls näher erläutert. Zwei Prinzipien in DOM beeinflussen sich in ihrer Wirksamkeit, die Ikonizität und die Ökonomie. Da diese Prinzipien im Widerspruch stehen, führt dies zu unterschiedlichen Regeln durch unterschiedliche Gewichtung von Constraints in der Objektmarkierung in den Sprachen. Weiterhin wird die Rolle der Definitheit und der Belebtheit in DOM erläutert, zwei Komponenten, die hierarchisch angeordnet sind und so eine unterschiedliche Ausprägung für jede Sprache erfahren. Eine Markiertheitshierarchie entsteht, in der sich die Sprachen in ihrer unterschiedlichen Markiertheitsausprägung einordnen lassen. Am Beispiel von Hebräisch, Türkisch und Persisch wird mit Hilfe einer OT-Analyse die Gesetzmäßigkeit in DOM untersucht sowie die Frage, ob es eine universelle Regel für die Differenzierung in der Objektmarkierung gibt. Anhand von persischen Beispielen wird außerdem eine Entwicklung gezeigt, in der zu sehen ist, dass die Zurückstufung des Ökonomieconstraints eine Markierung nicht nur bei definiten, sondern jetzt auch bei indefiniten Objekten zulässt. Die zugrunde liegenden Daten werden mit aktuellen Beispielen eines persischen Mutterspräachlers vergleichen. Es wird anhand dieser Daten überprüft, ob diese Entwicklungen noch aktuell sind.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Differenzielle Objektmarkierung (DOM)
2.1. Harmonic Alignment
2.2. Constraint Alignment
3. Marki ertheitshi erarchi e
4. Constraints in DOM
5. OT-Analyse
6. Zweidimensionales DOM
7. DOM bei nicht-spezifischen Objekten im Persischen
8. Fazit
9. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Thema dieser Arbeit ist die Differenzierung in der Objektmarkierung (DOM). Es wird untersucht, welche Regeln und Gesetzmäßigkeiten in DOM wirksam sind. Eine wichtige Gesetzmäßigkeit in DOM ist das Harmonic Alignment und wird ebenfalls näher erläutert. Zwei Prinzipien in DOM beeinflussen sich in ihrer Wirksamkeit, die Ikonizität (markiere so transparent wie möglich) und die Ökonomie (markiere mit so wenig Aufwand wie möglich). Da diese Prinzipien im Widerspruch stehen, führt dies zu unterschiedlichen Regeln durch unterschiedliche Gewichtung von Constraints in der Objektmarkierung in den Sprachen. Weiterhin wird die Rolle der Definitheit und der Belebtheit in DOM erläutert, zwei Komponenten, die hierarchisch angeordnet sind und so eine unterschiedliche Ausprägung für jede Sprache erfahren. Eine Markiertheitshierarchie entsteht, in der sich die Sprachen in ihrer unterschiedlichen Markiertheitsausprägung einordnen lassen. Am Beispiel von Hebräisch, Türkisch und Persisch wird mit Hilfe einer OT-Analyse die Gesetzmäßigkeit in DOM untersucht sowie die Frage, ob es eine universelle Regel für die Differenzierung in der Objektmarkierung gibt. Anhand von persischen Beispielen wird außerdem eine Entwicklung gezeigt, in der zu sehen ist, dass die Zurückstufung des Ökonomieconstraints eine Markierung nicht nur bei definiten, sondern jetzt auch bei indefiniten Objekten zulässt. Die zugrunde liegenden Daten werden mit aktuellen Beispielen eines persischen Muttersprachlers verglichen. Es wird anhand dieser Daten überprüft, ob diese Entwicklungen noch aktuell sind.
2. Differenzierte Objektmarkierung (DOM)
(1) Latein (Markierung am belebten und unbelebten femininen und maskulinen Objekt im Akkusativ):
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(2) Deutsch (Markierung nur des maskulinen Akkusativobjekts)
a. Der Junge sieht den/einen Mann.
b. Der Junge sieht das/ein Mädchen /die/eine Frau.
(3) Persisch (Markierung des definiten Akkusativobjektes):
a. mæn ketab râ xærid-æm PRON1.SG Buch AKK kaufPERF-1.SG Ich kaufte das Buch.
b. mæn ketab xærid-æm PRONl.SGBuch kaufPERF-l.SG Ich kaufte ein Buch.
(4) (nach Aissen 2003:465)
Hindi (Markierung des menschlichen Akkusativobjektes):
a. Adnaan-ne Naadyaa-ko bazaar-me dekhaa Adnaan-ERG Naadyaa-AKK Bazar-in sah-PERF Adnaan sah Naadyaa im Bazar
b. *Adnaan-ne Naadyaa bazaar-me dekhaa
Adnaan-ERG Naadyaa Bazar-in sah-PERF Adnaan sah Naadyaa im Bazar
(5) (nach Comrie 1981:124)
Dyirbal (Agensmarkierung eines transitiven Verbs mit dem Ergativ, Patiensmarkierung mit dem Absolutiv)
Balan ďugumbil baNul yaraNgu Woman-Absolutive man-Ergative hit The man hit the woman Latein (1) ist ein Beispiel für eine Sprache, in der jedes maskuline und feminine Objekt im Akkusativ eine Markierung erhält. Im Neutrum besteht für den Nominativ und den Akkusativ Synkretismus. Im Deutschen (2) wird im Akkusativ dagegen nur das maskuline Objekt besonders gekennzeichnet. Im Persischen (3) spielt die Definitheit für die Markierung eine Rolle. Hindi (4) markiert das menschliche Objekt mit dem Akkusativ. Dyirbal (5) ist ein Beispiel für eine Ergativsprache, in der sowohl der Agens als auch der Patiens markiert wird, um eine Unterscheidung möglich machen zu können.
Nominalphrasen unterliegen nach Comrie (1981: 121) einer Motivation, Agens und Patiens eindeutig unterscheidbar zu machen. Er nennt als einen Faktor für die Markierung der Nominalkategorien die Belebtheit, einen anderen die Definitheit. Nach ihm gibt es eine Hierarchie, nach der Aje mehr markiert ist, desto weniger belebt oder definit er ist, während P um so mehr markiert ist, je mehr er belebt oder definit ist. Comrie spezifiziert für die Belebtheit diese Hierarchie in folgender Skala, deren wichtigste Merkmale er mit „;“ = ,ist markierter’ anordnet:
(6) (nachComrie 1981: 121) first/second persons pronouns ; other human noun phrases ; animal noun phrases ; inanimate noun phrases
Nach Comrie (1981:122, 123) lassen sich folgende Muster der Markierung semantischer Rollen in Nominalphrasen in den Sprachen feststellen:
(a) Markiere P, wenn er hoch in der Belebtheitsskala bzw. Definitheitsskala steht.
(b) Markiere A, wenn er niedrig in der Belebtheitsskala steht.
Nach Silverstein (1976:149f.) wird von A erwartet, dass es belebt und definit ist, also möchte man den unerwarteten Fall des unbelebten und indefiniten A kennzeichnen. Ein belebtes und/oder definites A ist also harmonischer als ein unbelebtes/indefinites. Genauso erwartet man von P, dass es weniger belebt und definit ist.
2.1 Harmonic Alignment
Mit Hilfe einer Berechnung in der Optimality Theory (ОТ) ist es nach Prince und Smolensky (1993:136) möglich, das umgekehrt proportionale Verhältnis, indem Markiertheit und Harmonie im Verhältnis zum Subjekt/Objekt stehen, formal darzustellen. Zwei Skalen werden nach Prince und Smolensky im Harmonic Alignment so ausgerichtet, dass je ein Element der einen Skala mit einem Element der anderen Skala verknüpft wird. Diese verknüpften Elemente werden im Harmonic Alignment durch die formale Operation = harmonischer/weniger markiert in einer Rangfolge ausgerichtet. So ist es möglich, Constraints (Beschränkungen) abzuleiten, die eine universelle Regel für die Objektmarkierung ausdrücken. Zwei Mengen Di und D2, wobei Di = {X, Y |x ; Y} und D2 = {a, b,..., z |a b.. z}, bilden nach Aissen (2003:6) im Harmonic Alignment folgende Ausrichtung[1]:
(7) HARMONIC ALIGNMENT:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
X stellt hier das Subjekt dar, Y das Objekt. a, b, ...z stehen für in einer Skala angeordnete belebte bzw. definite Elemente (siehe (6) für die Belebtheit), wobei a das belebteste/definite und z das unbelebteste/indefinite Element darstellt. Sind die Elemente in der Menge Hx angeordnet, ist die Ausrichtung umgekehrt proprotional zu der Ausrichtung in der Menge Hy. Ein belebtes/definites Element ist als Subjekt also harmonischer/weniger markiert als ein belebtes/definites Element, das ein Objekt darstellt. Genauso ist mit einem unbelebten/indefiniten Objekt zu verfahren, das harmonischer/weniger markierter ist als ein unbelebtes/indefinites Subjekt.
2.2 Constraint Alignment
Ausgehend von der Phonologie sind nach Prince and Smolensky (1993:136) im Constraint Alignment die Elemente paarweise in einer Beschränkungshierarchie wie folgt angeordnet, wobei „*“ eine Beschränkung bzw. Auffälligkeit in der Sprache darstellt, die eine Verletzung darstellt. „»“ bedeutet „ist markierter als“:
(8) (nachPrince andSmolensky 1993:136)
CONSTRAINT ALIGNMENT:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Das Constraint Alignment zeigt ebenfalls ein umgekehrt proportionales Verhältnis zwischen der Ausrichtung der Elemente X und Y in Verbindung mit den Elementen a, b,...z. Wenn, wie im Harmonic Alignment X das Subjekt/A und Y das Objekt/P darstellt und a das belebteste, z das unbelebteste Element darstellt, ergibt sich im Constraint Alignment zwischen den Dimensionen Cx und Cy ebenfalls eine umgekehrte Ausrichtung. Bei unbelebten/indefiniten Subjekten wiegt die Verletzung schwerer als bei belebten/definiten Subjekten und bei belebten/definiten Objekten ist die Verletzung schwerer als bei unbelebten/indefiniten Objekten.
3. Markiertheitshierarchie
Belebtheit und Definitheit sind, wie in 2. ausgeführt, in der differenzierten Objektmarkierung die Parameter für eine hierarchisch ausgerichtete Markierung von Nominalphrasen. Nach Aissen (2003:442f.) sind folgende Skalen hierarchisch ausgerichtet:
(9) Relationsskala: Su(bject) ; Objekt (Oj)
(10) Belebtheitsskala: Hum(an) ; Anim(ate) ; Inan(imate)
(11) Definitheitsskala: Pro(noun) ; Name (PN) ; Def(init) ; (Indefinite) Spec(ific) ; N(on)Spec(ific)
Je höher ein Objekt in der Skala steht, desto wahrscheinlicher ist es, dass das Objekt kasusmarkiert ist. Im Harmonic Alignment bilden diese Skalen folgende Ausrichtung (nach Aissen 2003:443):
(12) Su/Hum - Su/Anim - Su/Inan
(13) Oj/Inan - Oj/Anim - Oj/Hum
Menschliche Subjekte sind typischer/weniger markiert als belebte Subjekte, die wiederum sind typischer/weniger markiert als unbelebte Subjekte. Umgekehrt ausgerichtet sind unbelebte Objekte typischer/weniger markiert als belebte Objekte, diese sind weniger markiert als menschliche Objekte. Beschränkungen in einer Sprache können im Constraint Alignment nach Prince and Smilensky (1993:146) als hierarchisch ausgerichtete Beschränkungen beschrieben werden:
(14) *Su/Inan » *Su/Anim » *Su/Hum
(15) *Oj/Hum » *Oj/Anim » *Oj/Inan
Während nicht menschliche Subjekte weniger erlaubt sind als belebte und belebte wiederum markierter als menschliche Subjekte sind, ist die Constrainthierarchie bei den Objekten umgekehrt. Menschliche Objekte sind markierter als belebte, welche markierter als nicht menschliche Objekte sind. Aus (9) und (11) leitet Aissen (2003: 445) Hierarchien für die Definitheit ab:
(16) *Su/NSpec » *Su/Spec » *Su/Def » *Su/PN» *Su/Pro
(17) *Oj/Pro » *Oj/PN » *Oj/Def » *Oj/Spec » *Oj/NSpec
[...]
[1] D1 ist binär, da X die Ausrichtung von links nach rechts, Y die Ausrichtung von rechts nach links hat. Für ein Element Z wäre keine Dimension mehr frei (vgl. Aissen 2003: 6??).
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