In der nun folgenden Hausarbeit möchte ich die Grundlagen der Valenz-theorie, d. h. genau genommen die basalen Grundfragen der Valenzpotenz- und der Valenzrealisierungstheorie sowie auf den Satzbauplan darstellen.
„Die Theorie der strukturellen Valenzrealisierung hilft uns einzusehen, dass Sprachen einer 'gleichberechtigten' Untersuchung bedürfen und dass nur Theorien, die keine Sprache als Messlatte für andere Sprachen anlegen, überhaupt die Chance haben, adäquate Ergebnisse zu liefern.“ Basis für die Valenztheorie ist die Valenzidee. Diese besagt, „dass Wörter – vor allem Verben – die Satzstruktur prädeterminieren.“ Im weiteren Verlauf wird der Fokus auf die Kategorie Verb gelegt, um die Idee etwas präziser zu fassen. „Relationale Sprachzeichen, die der Kategorie Verb angehören, haben qua
ihres Aktantenpotenzials die Fähigkeit/Potenz, die semantische und syntaktische
Organisation des Satzes zu prädeterminieren.“
Diese Reformulierung beinhaltet zwei unterspezifizierte Größen. Zum einen
die Größe Y, die für die relationalen Sprachzeichen steht, die zu der Kategorie
Verb gehört, und zum anderen die Größe X, die für das Aktantenpotenzial
steht. Aus den beiden Größen X und Y ergeben sich zwei Grundfragen
für die Valenztheorie: Was ist das Aktantenpotenzial (X) und was sind
die relativen Sprachzeichen (Y)? Vilmos Àgel bezeichnet die relationalen Sprachzeichen als „verbale Valenzträger“ und das Aktantenpotenzial des ver-
balen Valenzträgers als „Valenz(potenz)“.4
Weiter werden zwei Grundfragen aufgestellt, „die das Verhältnis der Valenzpotenz
zu deren Realisierung betreffen“5: Zum einen stellt Vilmos Àgel die
Frage nach der strukturellen Valenzrealisierung, d. h. die Form und der Typ
der grammatischen Valenzrealisierung in den unterschiedlichen Sprachen
bzw. in den unterschiedlichen Varietäten einer Sprache. Die strukturelle
Valenzrealisierung impliziert die Valenz und die Sprachstruktur. Die zweite
Grundfrage bezieht sich auf die kontextuell-situative-Valenzrealisierung, d .h.
der Valenz in einem Text. Die Bedingungen für die Realisierbarkeit bzw.
Nichtrealisierbarkeit der Formen und Typen der grammatischen Valenzrealisierung
in Texten sollen hier näher betrachtet werden. Die Bedeutung der
Grundfragen der Valenzpotenztheorie und der Valenzrealisierungstheorie für
die Valenztheorie soll im weiteren Verlauf meiner Hausarbeit dargelegt werden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Grundfragen der Valenztehorie
2.1. Die Valenzpotenz- und die Valenzrealisierungstheorie
3. Die Valenzpotenztheorie
3.1. Relationale Sprachzeichen der Kategorie Verb
3.2. Das Aktantenpotenzial des verbalen Valenzträgers
3.2.1. Notwendigkeit (NOT)
3.2.2. Argumenthaftigkeit (ARG)
3.2.3. Formale Spezifizität (FOSP)
3.2.4. Inhaltliche Spezifizität (INSP)
3.2.5. Subklassenspezifik (SUBKLASS)
4. Die Valenzrealisierungstheorie
4.1. Die strukturelle Valenzrealisierung
4.2. Die kontextuell-situative-Valenzrealisierung
5. Der Satzbauplan
5.1. Das syntaktische Modell
5.2. Das semantische Modell
6. Zusammenfassung
7. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
In der nun folgenden Hausarbeit möchte ich die Grundlagen der Valenz-theorie, d. h. genau genommen die basalen Grundfragen der Valenzpotenz- und der Valenzrealisierungstheorie sowie auf den Satzbauplan darstellen.
„Die Theorie der strukturellen Valenzrealisierung hilft uns einzusehen, dass Sprachen einer 'gleichberechtigten' Untersuchung bedürfen und dass nur Theorien, die keine Sprache als Messlatte für andere Sprachen anlegen, überhaupt die Chance haben, adäquate Ergebnisse zu liefern.“[1] Basis für die Valenztheorie ist die Valenzidee. Diese besagt, „dass Wörter – vor allem Verben – die Satzstruktur prädeterminieren.“[2] Im weiteren Verlauf wird der Fokus auf die Kategorie Verb gelegt, um die Idee etwas präziser zu fassen.
2. Die Grundfragen der Valenztheorie
2.1. Die Valenzpotenz- und die Valenzrealisierungs- theorie
„Relationale Sprachzeichen, die der Kategorie Verb angehören, haben qua ihres Aktantenpotenzials die Fähigkeit/Potenz, die semantische und syntak-tische Organisation des Satzes zu prädeterminieren.“[3]
Diese Reformulierung beinhaltet zwei unterspezifizierte Größen. Zum einen die Größe Y, die für die relationalen Sprachzeichen steht, die zu der Kate-gorie Verb gehört, und zum anderen die Größe X, die für das Aktantenpo-tenzial steht. Aus den beiden Größen X und Y ergeben sich zwei Grundfra-gen für die Valenztheorie: Was ist das Aktantenpotenzial (X) und was sind die relativen Sprachzeichen (Y)? Vilmos Àgel bezeichnet die relationalen
Sprachzeichen als „verbale Valenzträger“ und das Aktantenpotenzial des ver-
balen Valenzträgers als „Valenz(potenz)“.[4]
Weiter werden zwei Grundfragen aufgestellt, „die das Verhältnis der Valenz-potenz zu deren Realisierung betreffen“[5]: Zum einen stellt Vilmos Àgel die Frage nach der strukturellen Valenzrealisierung, d. h. die Form und der Typ der grammatischen Valenzrealisierung in den unterschiedlichen Sprachen bzw. in den unterschiedlichen Varietäten einer Sprache. Die strukturelle Valenzrealisierung impliziert die Valenz und die Sprachstruktur. Die zweite Grundfrage bezieht sich auf die kontextuell-situative-Valenzrealisierung, d .h. der Valenz in einem Text. Die Bedingungen für die Realisierbarkeit bzw. Nichtrealisierbarkeit der Formen und Typen der grammatischen Valenzreali-sierung in Texten sollen hier näher betrachtet werden. Die Bedeutung der Grundfragen der Valenzpotenztheorie und der Valenzrealisierungstheorie für die Valenztheorie soll im weiteren Verlauf meiner Hausarbeit dargelegt wer-den.
Vilmos Àgel macht die gegenseitige Abhängigkeit der beiden Grundfragen der Valenzpotenztheorie deutlich: das Konzept der Valenz wird vom Konzept des verbalen Valenzträgers mitgeneriert. Umgekehrt bildet das Valenzkon-zept die Basis für die Entwicklung eines kohärenten Konzepts des verbalen Valenzträgers.[6] Er verdeutlicht die gegenseitige Abhängigkeit an einem Beispiel, welches auf Eroms Ansicht basiert, dass auch Auxiliarverben über Valenz verfügen:[7]
(1) Fritz will Paul ein Buch schenken.
Nach Eroms enthält das Beispiel (1) zwei verbale Valenzträger, nämlich „will“ und „schenken“. Dieser Ausgangspunkt wirkt sich auf das Valenzkonzept aus:[8] Der verbale Valenzträger „schenken“ statusregiert weder das ihm als Ergänzung zugehörige Dativobjekt „Paul“ noch das Akkusativobjekt „ein
Buch“. Der verbale Valenzträger „will“ statusregiert hingegen seine Ergän-
zung, den verbalen Valenzträger „schenken“. Daraus folgt, dass das Valenz-konzept drei Arten von Rektionspotenz integrieren muss, nämlich die katego-
riale, die lexikalische und die Statusrektionspotenz.
Die verbale Valenz muss als eine mögliche hierarchische Eigenschaft im Va-
enzkonzept definiert werden, da die verbalen Valenzträger scheinbar vertikal dominiert sind. So ist es möglich, dass ein verbaler Valenzträger einen an-deren ergänzt oder als Ergänzung hat. Neben den klassischen Ergänzungs-klassen müssten in dem zugrunde liegenden Valenzkonzept auch beispiels-weise Infinitivergänzungen wie „schenken“ oder Partizipialergänzung wie „hat geschenkt“ vorgesehen sein.[9]
Die beiden Grundfragen der Valenzrealisierungstheorie sind ebenso vonein-ander abhängig wie die der Valenzpotenztheorie. Frage (4) baut auf Frage (3) auf. Vilmos Àgel veranschaulicht diesen Sachverhalt an folgendem Bei-spiel: Er vergleicht einen italienischen mit einem deutschen Satz.[10]
(2) Cerco una casa.
(3a) Suche eine Wohnung
(2a) Io cerco una casa.
(3) Ich suche eine Wohnung.
Laut Àgel sind die beiden Sätze nicht miteinander vergleichbar. Die struktu-rellen Normalfälle im Italienischen entsprechen nicht denen im Deutschen. Im Italienischen wird im strukturellen Normalfall das Subjektpronomen nicht re-alisiert; es wird nur als kontextbedingte Expansion in Ausnahmefällen reali-siert. Im Deutschen hingegen wird das Subjektpronomen im Normalfall reali-siert, nur in Ausnahmefällen kontextbedingt reduziert.[11] Die kontextbedingte Anpassung der Grundstruktur wird durch die diametral entgegengesetzten Strukturverhältnisse der Realisierung der Erstaktanten in den beiden Spra-chen geprägt. In dem einen Fall die Möglichkeit der Anpassung durch Reduk-tion, im anderen Fall die Anpassung durch Expansion.
[...]
[1] Àgel, Vilmos: Valenztheorie. Narr Studienbücher. Gunter Narr Verlag Tübingen, 2000, S. 109
[2] a. a. O., S. 105
[3] a. a. O.: S. 105
[4] a. a. O.: S. 105
[5] a. a. O., S. 105
[6] Vgl.: Àgel, Vilmos: a. a. O., S. 106
[7] a. a. O., S. 106
[8] Vgl.: Àgel, Vilmos: a. a. O., S. 107
[9] Vgl.: Engel, Ulrich: Syntax der deutschen Gegenwartssprache, Berlin (3. Aufl.) 1994, S. 164f.
[10] Àgel, Vilmos: Valenztheorie. Narr Studienbücher. Gunter Narr Verlag Tübingen, 2000, S. 107
[11] Vgl.: Àgel, Vilmos: a. a. O., S. 107
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