„Grundlegend ist das erste Gebot […], das uns zum Vertrauen auf Gott herausfordert.“ Diese Formulierung des KEEK zeigt, dass auch nach beinahe fünf Jahrhunderten das Verständnis Martin Luthers und dessen Auslegung über das erste Gebot, „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir“ (Ex 20,3; Dtn 5,7), nichts an seiner Aktualität verloren hat. So verweist denn der KEEK auf Luthers Kleinem Katechismus aus dem Jahr 1529 und zeigt daher Unvergänglichkeit seiner Deutung des ersten Gebotes auf, welche lautet: „Wir wollen Gott über aller Ding fürchten, lieben und vertrauen.“
Neben die durch die Prägnanz gegebene Lernerleichterung regt die kurze Formulierung zur Reflektion an, denn auf die Frage: „Du sollt nicht ander Götter haben. Was ist das?“ , folgt eine Antwort, die wiederum zur Gegenfrage einlädt, wie denn dieser Satz zu verstehen ist. Besonders das Verhältnis und die Aussage der Wörter „fürchten“, „lieben“ und „vertrauen“ stehen dabei im Mittelpunkt des Interesses. Hinzu kommt, dass sich diese dreigliedrige Formel „als zweigliedriges Konzentrat“ in den weiteren Gebotsauslegungen wiederholt. „Wir wollen Gott fürchten und lieben, […]“ steht als Bedingung vor jeder Auslegung vom zweiten bis zehnten Gebot.
Die Bedeutsamkeit und Unabdingbarkeit des ersten Gebotes an sich und hinsichtlich der übrigen Gebote ist offensichtlich und drängt sich gerade zu auf. Wenn es also im KEEK heißt das erste Gebot sei „grundlegend“, so ist dies richtig, betrachtet man allerdings das erste Gebot aus der Perspektive Luthers beziehungsweise aus der Perspektive des Kleinen Katechismus heraus, kann diese Ansicht erweitert und vertieft werden. Es ist daher eine genauere Untersuchung zur Deutung und Bedeutung des ersten Gebotes im Rahmen der Dekalogauslegung Luthers im Kleinen Katechismus nötig.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Einleitende Worte
- Werkimmanente Überlegungen
- Vom Gebot zum Glauben
- Vom biblischen Gesetz zum allgemeinen Gesetz
- Das erste Gebot bei Luther
- Das Evangelium im Dekalog I
- Vom Glauben zum Gebot
- Die triadische Formel
- Furcht und Liebe als Bedingung zur Gesetzestreue
- Sündenspiegel oder Lebensnorm - Das Evangelium im Dekalog II
- Nachwort
- Zusammenfassung
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Deutung und Bedeutung des ersten Gebotes im Rahmen der Dekalogauslegung in Luthers Kleinem Katechismus. Ziel ist es, die Bedeutung des ersten Gebotes als Grundlage für die übrigen Gebote im Kleinen Katechismus zu beleuchten. Dabei werden die Besonderheiten der Auslegung des ersten Gebotes durch Luther und die Auswirkungen auf die gesamte Dekaloginterpretation im Kleinen Katechismus untersucht.
- Die triadische Formel im ersten Gebot: "Wir wollen Gott über aller Ding fürchten, lieben und vertrauen."
- Die Rolle der Furcht und Liebe als Bedingung für die Gesetzestreue in der Dekalogauslegung.
- Die Bedeutung des ersten Gebotes als "grundlegendes" Gebot für die gesamte Dekalogauslegung.
- Die grammatikalischen Besonderheiten der Formulierung des ersten Gebotes und deren Auswirkungen auf die Dekalogauslegung.
- Die Auswirkungen des ersten Gebotes auf die gesamte Dekalogauslegung im Kleinen Katechismus.
Zusammenfassung der Kapitel
Das Vorwort führt in das Thema ein und stellt die Aktualität von Luthers Auslegung des ersten Gebotes in den Kleinen Katechismus heraus. Es wird auf die Bedeutung der triadischen Formel "fürchten, lieben und vertrauen" und deren Auswirkungen auf die weiteren Gebotsauslegungen im Kleinen Katechismus hingewiesen.
Das erste Kapitel beleuchtet das erste Gebot aus der Perspektive des Kleinen Katechismus und zeigt die Abhängigkeit der übrigen Gebote vom ersten Gebot auf. Es wird die grammatische Struktur der Formulierung des ersten Gebotes untersucht und die Bedeutung der Verschiebung von der zweiten Person Singular zu der ersten Person Plural herausgestellt.
Im zweiten Kapitel wird die Bedeutung des ersten Gebotes für die gesamte Dekalogauslegung im Kleinen Katechismus erörtert. Die Rolle der Furcht und Liebe als Bedingung für die Gesetzestreue wird beleuchtet und die Bedeutung der triadischen Formel im ersten Gebot als Grundlage für die weitere Dekaloginterpretation wird hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Dekalogauslegung, Luthers Kleiner Katechismus, das erste Gebot, "fürchten, lieben und vertrauen", triadische Formel, Bedeutung des ersten Gebotes für die übrigen Gebote, grammatische Analyse, evangelische Ethik.
- Quote paper
- Patrick Wacker (Author), 2004, Deutung und Bedeutung des ersten Gebotes im Rahmen der Dekalogauslegung in Luthers Kleinem Katechismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93318