Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich intensiv mit dem Thema Freizeit und Arbeit. Es werden die Inhalte und Dimensionen beider Begriffe eingehend besprochen und ihre individuellen Reichweiten und Überschneidungen aufgezeigt. In diesem Zusammenhang wird insbesondere auf die Entwicklung der verschiedenen Freizeitbedürfnisse Augenmerk gelegt und die damit entstehende Frage, welche neuen Berufsfelder sich daraus ergeben, behandelt. Diese Problemstellung wirft ihrerseits die Notwendigkeit auf, eine Bedürfnisevaluation aufzustellen – welche (neuen, anderen, ergänzenden) Freizeitaktivitäten werden heute im Vergleich zu den letzten 50 Jahren ausgeführt – und wo liegen zukünftige Trends. In diesem Bezug ist eine Fokussierung auf die demographische Entwicklung von großer Relevanz – daraus lassen sich in weiterer Folge Trends und Prognosen ableiten und die Vernetzung mit damit verbundenen Berufen darstellen. Es wird ergänzend eine Übersicht der derzeit in Österreich herrschenden neuen Berufsgruppen hinsichtlich Freizeitgestaltung geliefert; diese werden strukturiert in entsprechende Gruppen aufgrund ihres Bezuges auf Bedürfnisbefriedigung eingeteilt um in weiterer Folge ihre Relevanz auf neue Berufsfelder aufzeigen zu können.
Inhaltsverzeichnis
VORWORT
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
1 EINLEITUNG
2 DEFINITION FREIZEIT
2.1 Freizeitinteressen
2.2 Freizeitsport
2.3 Freizeitsoziologie
3 DEFINITION ARBEIT
4 ARBEITGEBER FREIZEIT
4.1 Wellness
4.2 Gemeinschaft
4.3 Entspannung
4.4 Aktivität
5 DEMOGRAPHISCHE ENTWICKLUNG
5.1 Entwicklung spezieller Altersgruppen
5.2 Trends
5.3 Allgemeine Tendenzen
5.4 Gesundheitsbewusstsein
6 ZUSAMMENFASSUNG
LITERATURVERZEICHNIS
Vorwort
Freizeit als Konsum- und Wirtschaftsbereich ist kaum vom Begriff der Arbeitswelt abgrenzbar. Da die Freizeit kein Produktionsgut ist, sondern ein Lebensbereich, der individuell bestimmt und ausgestaltet wird, können viele Branchen - je nach Definition - hinzugerechnet werden. Dem breiten Spektrum subjektiver Freizeit- definitionen entspricht ein ebensolch breites Spektrum bestehender und neuer Bedarfs- und Berufsfelder, deren Anzahl gemäß Zukunftsprognosen weiter ansteigen wird und insgesamt sich vom bestehenden Arbeitsbegriff weiter entwickeln wird.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich intensiv mit dem Thema Freizeit und Arbeit. Es werden die Inhalte und Dimensionen beider Begriffe eingehend besprochen und ihre individuellen Reichweiten und Überschneidungen aufgezeigt. In diesem Zusammenhang wird insbesondere auf die Entwicklung der verschiedenen Freizeitbedürfnisse Augenmerk gelegt und die damit entstehende Frage, welche neuen Berufsfelder sich daraus ergeben, behandelt. Diese Problemstellung wirft ihrerseits die Notwendigkeit auf, eine Bedürfnisevaluation aufzustellen - welche (neuen, anderen, ergänzenden) Freizeitaktivitäten werden heute im Vergleich zu den letzten 50 Jahren ausgeführt - und wo liegen zukünftige Trends. In diesem Bezug ist eine Fokussierung auf die demographische Entwicklung von großer Relevanz - daraus lassen sich in weiterer Folge Trends und Prognosen ableiten und die Vernetzung mit damit verbundenen Berufen darstellen. Es wird ergänzend eine Übersicht der derzeit in Österreich herrschenden neuen Berufsgruppen hinsichtlich Freizeitgestaltung geliefert; diese werden strukturiert in entsprechende Gruppen aufgrund ihres Bezuges auf Bedürfnisbefriedigung eingeteilt um in weiterer Folge ihre Relevanz auf neue Berufsfelder aufzeigen zu können.
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Lebenszeitbudget 1900 - 2020
Abbildung 2: Mehr Lebenszeit durch höhere Lebenserwartung
Abbildung 3: Der Arbeitgeber Freizeit (in Prozent)
1 Einleitung
Freizeit ist eines der zentralen Themen der Gegenwart. Mussten sich früher die Menschen ihr Leben lang mit harter körperlicher Arbeit plagen, so nimmt Erwerbsarbeit gegenwärtig und zukünftig nur noch einen kleinen Teil unseres Lebens ein, arbeitsfreie Zeit überwiegt. Deshalb werden moderne Gesellschaften gerne als Freizeitgesellschaften charakterisiert. Aufgrund des wachsenden Stellenwerts von Freizeit in unserer Gesellschaft, ist Freizeit ein wichtiger Indikator für Lebensqualität geworden. Zu Lebensqualität in der Freizeit gehört die Selbstständigkeit, die persönliche Freiheit, die verfügbare Zeit „selbst bestimmen und einteilen zu können“. Dieser Anspruch auf eine selbständige Gestaltung der Lebenszeit lässt sich zweifellos leichter in der Freizeit als in der Arbeitszeit verwirklichen. Die heutige Gesellschaft hat sich nicht nur zu einer Freizeitgesellschaft entwickelt, Wissenschaftler wie Tokarski sprechen auch von einer Spaßgesellschaft. „Spaß zu haben“ ist ein wesentliches Merkmal der Lebensqualität in der Freizeit. „Die Möglichkeit, das zu tun, was Spaß und Freude macht, ist für viele Menschen geradezu zum Synonym für Freizeit geworden.“1
Auf welche Weise der Mensch nun seine Freizeit nutzt ist weitgehend ihm selbst überlassen. Je nach individueller Motivation und Möglichkeit kann der Mensch in seiner Freizeit aktive Tätigkeiten in Form von sozialen, sportlichen, kulturellen, oder schöpferischen Aktivitäten oder auch passive Tätigkeiten wie Faulenzen, Nichtstun oder Fernsehen ausüben.2
Das Freizeitverständnis hat sich grundlegend gewandelt. Quantitativ und qualitativ unterscheidet sich die Freizeit heute von früheren Freizeitformen. Auch gegenwärtig findet Erholung von der Arbeit in der Freizeit statt, aber die Freizeit ist nicht mehr nur - wie in den fünfziger Jahren - Erholungszeit. Für die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung hat die Freizeit einen eigenständigen Wert bekommen. Freizeit ist in der heutigen Zeit Synonym für Lebensqualität und Wohlbefinden. Das heißt: Sich Wohlfühlen, das tun und lassen können, was Spaß und Freude macht, und das Leben in eigener Regie gestalten sowie viel mit Familie und Freunden unternehmen.3
2 Definition Freizeit
In der Freizeitliteratur findet sich eine Vielzahl von Definitionen des Begriffes „Freizeit“. Freizeit wurde traditionell als Gegenteil von Arbeit begriffen. Diese Sicht war historisch angemessen und kann auch für die Gegenwart immer noch als eine zentrale Bestimmung angesehen werden. Diese arbeitspolare Definition wird aber immer stärker überlagert durch gesellschaftliche Entwicklungen, die nur noch indirekt auf Arbeit bezogen sind.4
Eine modernere Definition des Begriffes „Freizeit“ bietet Tokarski an, indem er auf neuere Konzepte wie Lebensqualität, Lebensführung, Lebensstile, Erlebnis- gesellschaft oder Zeitwohlstand verweist. Tokarski beschreibt Freizeit nicht nur als einen Zeitraum, sondern geht auch auf den Inhalt dieser Freizeit ein. Er spricht in seiner Definition sowohl die oben erwähnten Begriffe „Freizeit- und Spaßgesellschaft“ an, in der der Mensch nicht lebt um zu arbeiten, sondern arbeitet um zu leben, sondern erwähnt auch die Entwicklung der Freizeit- verwendung - Bildung, soziales Engagement und Gesundheitsbewusstsein sind zu wichtigen Freizeitinhalten geworden. Tokarski ist der Meinung Freizeit werde von jedem Einzelnen subjektiv empfunden. Freizeit nur über die Nicht-Arbeitszeit zu definieren wäre falsch, da vermehrte Obligationszeiten, wie beispielsweise Hausarbeiten, Kinderbetreuung, soziale und familiäre Verpflichtungen usw., die wiederum die Freizeit reduzieren, außer Acht gelassen wären..5
2.1 Freizeitinteressen
Der Begriff Freizeitinteresse wird im Duden mit dem Wort „Freizeittätigkeit“ und dem aus dem Englischen stammenden Wort „Hobby“ gleichgestellt. Agricola bezeichnet Freizeittätigkeiten folgendermaßen: Als Freizeittätigkeiten werden ohne berufliche und/ oder arbeitsähnliche Absicht ausgeführte Handlungen in der Freizeit bezeichnet. Agricola weist darauf hin, dass die Abgrenzung von Freizeitaktivitäten zu Nicht-Freizeitaktivitäten oft problematisch ist und Probleme in der empirischen Freizeitforschung hervorrufen kann.6
2.2 Freizeitsport
Der Begriff Freizeitsport kann mit dem Begriff Sportliche Freizeitinteressen gleichgesetzt werden. Unter Freizeitsport wird eine freiwillige gewählte, spaß- und erlebnisorientierte Bewegungsaktivität in der Freizeit mit sportlichem Charakter, spielerischen Elementen und geselliger Note verstanden, die ebenso spannend wie anstrengend sein kann.7 Im Freizeitsport kann zwischen Breiten-, Leistungs-, und Amateursport unterschieden werden. Der Berufssport zählt nicht zum Freizeitsport.
2.3 Freizeitsoziologie
Das Thema Freizeit ist erst recht spät in den Fokus der Wissenschaft gelangt und somit hat sich erst in den letzten vier Jahrzehnten eine Freizeitwissenschaft etabliert, die aus einer Anzahl von wissenschaftlichen Disziplinen gespeist wird: Freizeitpsychologie, -pädagogik, -ökonomie, -ökologie, -sportwissenschaft, -kultur- wissenschaft und dergleichen leisten neben anderen Disziplinen erhebliche Forschungsbeiträge. Als wissenschaftliche Disziplin, kann die Freizeitsoziologie einerseits zu den Speziellen Soziologien gezählt werden und hat damit einen ähnlichen Status wie die Musik-, Kunst-, oder Familiensoziologie. Andererseits reicht das Thema Freizeit in zentrale Fragen der Allgemeinen Soziologie so tief hinein, dass die Freizeit zu einem Schlüsselbegriff moderner Gesellschafts- analysen werden kann.8
3 Definition Arbeit
Eine einzige Definition von Arbeit existiert nicht und scheitert nicht zuletzt an der subjektiven Empfindung und Klärung dessen, was Arbeit für den einzelnen Menschen bedeutet. Bernhard Schäfers definiert den Begriff Arbeit folgendermaßen: „Arbeit ist die zielgerichtete, planmäßige und menschliche Tätigkeit, die unter Einsatz physischer, psychischer und mentaler (geistiger) Fähigkeiten und Fertigkeiten erfolgt. Im nationalökonomischen Sinne ist Arbeit neben Boden und Kapital ein Produktionsfaktor.“9
Im Laufe der Geschichte hat sich die Stellung der Arbeit entscheidend gewandelt. Diente sie früher noch ausschließlich zur Existenzsicherung und stand im Mittelpunkt des menschlichen Lebens, wird Arbeit heutzutage durch Freizeit an den Rand gedrängt. Flexible Arbeitszeiten, Telearbeit, und Teilzeitarbeit sind im Begriff die klassische Form der Erwerbsarbeit zu ersetzen. Dennoch hat Erwerbsarbeit eine hohe subjektive Bedeutung für die Betroffenen. Erwerbsarbeit als eine regelmäßige Tätigkeit beinhaltet die Auferlegung einer festen Zeitstruktur, sie erweitert die sozialen Kontakte und Erfahrungen über die stark emotional besetzten Familienbeziehungen hinaus, sie ermöglicht die Teilhabe an sozialen Zielsetzungen und kollektiven Anstrengungen, sie weist dem Individuum einen sozialen Status zu und garantiert seine Identität.10
Die Arbeitszeit, die der Lebenszeit abgerungen werden muss und die Lebenswelt in unterschiedliche Bereiche wie private, familiäre und öffentliche, berufliche Sphäre aufzuspalten, ist Ausdruck struktureller Ungleichheit zwischen Arbeit und Kapital. Für das Verhältnis von Arbeitszeit und Freizeit ist nicht mehr ein sich ergänzendes, verwobenes Miteinander typisch, sondern eher ein konfliktbehaftetes Neben- oder Gegeneinander. Denn mit zunehmender gesellschaftlicher Differenzierung entwickeln die Teilbereiche eigene Zeitmuster, die keineswegs von vornherein kompatibel mit denen der Arbeitszeit sind, zumal die Arbeitszeiten selbst heutzutage zunehmend beweglicher werden.11
Das industriezeitalterliche Paradigma „Erst die Arbeit, dann das Spiel“ spiegelt in Mitteleuropa immer noch eine Sicht von Freizeit wider, die ihrer Bedeutung, vor allem ihrem Potenzial für die jeweils persönliche Entwicklung nicht gerecht wird. „Freizeit ist das halbe Leben“ scheint noch nicht das Ende des Weges darzustellen: Der Anteil der arbeitsfreien Zeit im Leben wird jedenfalls unglaublich unterschätzt; wie Abbildung 1 darstellt:12
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Anteil an Lebensstunden
Die Darstellung der Zunahme des Lebenszeitbudgets zeigt zunächst die quantitative Unterschätzung des Freizeitbereichs auf. Die politische Dimension dieses Zusammenhangs wird jedoch erst wirklich klar, wenn wir uns die geänderte Aufteilung bzw. Zuordnung der wichtigsten Lebensbereiche innerhalb des Lebenszeitbudgets im Generationenverlauf vor Augen halten (siehe Abbildung 2).
[...]
1 vgl. OPASCHOWSKI, Horst: Einführung in die Freizeitwissenschaft, Leske + Budrich Verlag , Opladen, 1997, 3. Auflage, S.275
2 Bundesministerium f. Senioren, Frauen und Jugend 1996:219
3 vgl. OPASCHOWSKI, Horst: Einführung in die Freizeitwissenschaft, Leske + Budrich Verlag, Opladen, 1997, 3. Auflage, S.31
4 vgl. PRAHL, Hans-Werner: Soziologie der Freizeit, Ferdinand Schöningh Verlag, Schöningh, 2002, S. 132
5 TOKARSKI, Walter: Bewegung, Spiel und Sport im Alter, Kohlhammer Verlag, Stuttgart, 2000, S. 103
6 AGRICOLA, Sigurd: Freizeit - Grundlagen für Planer und Manager, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München, 2001, S. 141
7 OPASCHOWSKI, Horst: Die Zukunft des Sports, Freizeit-Forschungsinstitut der British-American Tobacco, Hamburg 1996, S.8
8 vgl. PRAHL, Hans-Werner: Soziologie der Freizeit, Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn, 2002, S. 28f.
9 SCHÄFERS, Bernhard: Grundbegriffe der Soziologie, Leske und Budrich Verlag, Opladen, 2003, 8. Auflage S. 22
10 JAHODA, Maria: Wie viel Arbeit braucht der Mensch? - Arbeit und Arbeitslosigkeit im 20. Jahr- hundert, Beltz Verlag, Weinheim Basel, 1983, S. 176 ff.
11 Irene RAEHLMANN: Zeit und Arbeit - Eine Einführung, VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, 2004, S. 36f.
12 ZELLMANN, Peter / OPASCHOWSKI, Horst: Die Zukunftsgesellschaft - und wie wir in Österreich mit ihr umgehen müssen, Österr. Verlagsgesellschaft, 2005, S.20
- Arbeit zitieren
- Thomas Benesch (Autor:in), 2007, Die zunehmende Bedeutung des Wirtschaftsfaktors Freizeit als Chance für (neue) Berufe im Handlungsfeld Freizeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93294
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