Interessiert man sich für britisch-deutsche Wahrnehmungen, stößt man stets auf das Urteil, dass Deutsche wenig, Engländer dagegen viel Sinn für Humor haben. Natürlich ist Humor eine Frage des persönlichen Geschmacks und des Zeitgeists, unstrittig ist aber in der Debatte, dass beide Humorarten ganz unterschiedliche Qualitäten haben. Betrachtet man Humor als Ausdruck gesellschaftlicher und kultureller Normen, ergibt sich die Frage nach deren Herkunft.
Die Arbeit basiert auf H.-D. Gelferts Konzept von historischen Entwicklungslinien der beiden Humorarten und seinem kulturgeschichtlichen Erklärungsmodell. Von diesem Ansatz ausgehend werden acht legendäre TV-Sketche des deutschen Humoristen Loriot und der englischen Komikergruppe Monty Python verglichen. Sie werden als Repräsentanten der jeweiligen Komik betrachtet, denn sie sind noch heute beliebte Klassiker und in das kollektive Bewusstsein ihrer Kultur eingegangen.
Im zentralen Kapitel werden die grundlegenden Thesen für die Verschiedenheit des deutschen und englischen Humors aufgestellt und beispielhaft illustriert. Als grundlegende Merkmale des deutschen Humors gelten das Bestreben, Harmonie und „Gemütlichkeit“ herzustellen sowie den Staat implizit zu verteidigen oder – im Gegenteil – ihn von oben herab zu verspotten. Der englische Humor dagegen ist böse, sadistisch, anarchisch, respektlos und stellt sich mit seinem Spott nicht über die Herrschenden, die er verspottet. Es dominiert die Selbstironie.
Einer der Gründe für diese Eigenschaften ist ein unterschiedliches staatsbürgerliches Verständnis. Deutsche lebten über Jahrhunderte in undemokratischen Strukturen. Ein Ausweg der deutschen Intellektuellen war die Flucht in philosophische Spekulationen und Idealvorstellungen vom Staat als moralische Instanz.
Der englische Humor dagegen entwickelte sich in einer Gesellschaft, die früh demokratische Strukturen kannte und ein bürgerliches Selbstbewusstsein entwickelte. Darum war diese Öffentlichkeit nicht darauf angewiesen, zersetzenden Spott zu missbilligen. Gerade weil es gesicherte und allgemein akzeptierte Normen gab, konnte man es sich leisten, schwarz, makaber und böse zu sein. Man kann also den englischen Humor also als Ausdruck einer egalitären, demokratischen Gesellschaft deuten, den deutschen Humor als Ausdruck einer Gesellschaft, die sich ihrer politischen und kulturellen Identität ungewiss ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Komische und das Lachen
- Unvereinbare Gegensätze?
- Grundzüge des deutschen Humors
- Grundzüge des englischen Humors
- Loriot
- Einführung
- Struktur und Leitmotive der Loriot-Sendungen
- Monty Python
- Einführung
- Struktur und Leitmotive der Monty Python-Sendungen
- Loriot versus Monty Python
- Kultur-Fernsehen / Fernseh-Kultur
- „Kulturspiegel: a) Ludwig II, b) Interview mit dem Jungfilmer“
- „It's the Arts“
- Vergleich
- Beziehungsprobleme
- „Eheberatung“
- „Marriage Guidance Counsellor“
- Vergleich
- Fernseh-Demokratie
- „Der Wähler fragt“
- „Face the Press“
- Vergleich
- Wortwitz
- „An der Opernkasse“
- „Court Scene (Charades)“
- Vergleich
- Zusammenfassung
- Abschließende Bemerkungen
- Quellen
- Literatur
- Elektronische Quellen
- Filme
- Archiv-Auskünfte
- Abbildungen
- Selbstständigkeitserklärung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Unterschied zwischen deutschem und englischem Humor am Beispiel der Fernsehsketche von Loriot und Monty Python. Sie zielt darauf ab, die kulturbedingten Gründe für die unterschiedliche Wahrnehmung der beiden Humorarten aufzudecken.
- Analyse der Grundzüge deutschen und englischen Humors
- Vergleich der Struktur und Leitmotive von Loriot- und Monty Python-Sendungen
- Untersuchung der kulturbedingten Unterschiede in der Darstellung von Themen wie Kultur-Fernsehen, Beziehungsprobleme, Fernseh-Demokratie und Wortwitz
- Bewertung der These, dass deutscher Humor sich dem englischen annähert
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach der Unterschiedlichkeit von deutschem und englischem Humor dar. Kapitel 2 liefert eine theoretische Grundlage, indem es das Komische und das Lachen aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. In Kapitel 3 werden die Grundzüge des deutschen und englischen Humors anhand historischer und kultureller Faktoren beschrieben.
Kapitel 4 und 5 analysieren die Struktur und Leitmotive der Fernsehsketche von Loriot und Monty Python. Das Kapitel 6 widmet sich einem detaillierten Vergleich der beiden Humorformen in verschiedenen Themenbereichen wie Kultur-Fernsehen, Beziehungsprobleme, Fernseh-Demokratie und Wortwitz.
Schlüsselwörter
Deutscher Humor, Englischer Humor, Loriot, Monty Python, Kulturvergleich, Fernsehsketche, Komik, Lachen, Normen, Gesellschaft, Kultur, Geschichte, Staats- und Selbstverständnis, Humorarten, Vergleichbarkeit, Fernseh-Kultur, Beziehungsprobleme, Fernseh-Demokratie, Wortwitz.
- Quote paper
- Cornelia Neumann (Author), 2001, Nonsense versus Tiefsinn? Ein interkultureller Vergleich der Fernsehsketche von Loriot und Monty Python, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9310