Kaiser und Reich – auf diese gängige Formel brachten schon Zeitgenossen die Ordnung des Römisch-Deutschen Reiches. Gemeint war damit die gemeinsame Herrschaft von Kaiser und Reichsfürsten, wobei hier insbesondere die Kurfürsten eine herausgehobene Stellung einnahmen.
Als Kaiser Karl IV. 1356 mit der Goldenen Bulle die Modalitäten für Königswahlen und –krönungen schriftlich fixieren lassen wollte, musste er sich die Zustimmung der Kurfürsten durch die Zusage weitreichender Privilegien sichern. Die Goldene Bulle wurde zu einer der wichtigsten Urkunden des späten Mittelalters, einer lex fundamentalis des Reiches und bestimmte die Grundzüge desselben bis an sein Ende.
In diesem Gesetzestext wird unter anderem im Detail die Rangfolge der einzelnen Kurfürsten geregelt. Die Sitzordnung und die Reihenfolge beim Erscheinen vor dem Kaiser sowie die einzelnen Aufgaben, die während Krönung und Wahl den einzelnen Fürsten zufielen, wurden genauestens festgelegt. Die Ordnung des Reiches als Ganzes und die Abstufungen in der Rangfolge seiner Glieder soll beim Aufeinandertreffen dieser inszeniert und zur Schau gestellt werden, damit das gedachte Gebilde Reich seinen Untertanen durch das Auftreten von König und Kurfürsten in seiner Gesamtheit vor Augen gehalten werden kann.
Es scheint demnach, als ob die Goldene Bulle ein beständiges System fixierte, welches dem Reich auch in akuten Krisen wie der Konfessionalisierung der Reichsstände oder während des Machtvakuums nach dem freiwilligen Rücktritt Kaiser Karls V. Stabilität gab.
Im Folgenden soll daher untersucht werden, welche Bestimmungen der Goldenen Bulle die Rangordnung der Kurfürsten regelten und welche Bedeutung dies für das Reich hatte.
Davor wird sich je ein Kapitel mit der Entstehung des Kurfürstenkollegiums sowie mit der Goldenen Bulle im Allgemeinen befassen. Überprüft werden soll die These dann am Verhalten der Kurfürsten auf dem Kurfürstentag von 1558.
In der Mitte des 16. Jahrhunderts war das Reich bereits von der Ausbreitung der Lehren Luthers betroffen. Des Weiteren hat es nach dem Rücktritt Kaiser Karls V. 1556 fast zwei Jahre gedauert, bis die Kaiserwürde endgültig an Ferdinand I. übertragen werden konnte. Haben sich also die Bestimmungen zur Rangordnung der Kurfürsten bewährt? Besonderes Augenmerk soll dabei auf die Rolle der Kurfürsten bei der Übergabe der Kaiserkrone von Karl V. an Ferdinand I. und der Huldigung des neuen Kaisers durch die Kurfürsten gelegt werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. EINLEITUNG
- 2. DIE HERAUSBILDUNG DES KURFÜRSTENKOLLEGIUMS
- 3. DIE GOLDENE BULLE KAISER KARLS IV.
- 4. DIE RANGORDNUNG DER SIEBEN KURFÜRSTEN
- 4.1. BESTIMMUNGEN DER GOLDENEN BULLE
- 4.2. ZUSAMMENFASSENDE AUSWERTUNG DER BESTIMMUNGEN
- 5. DER KURFÜRSTENTAG ZU FRANKFURT 1558
- 5.1. ALLGEMEINE DARSTELLUNG
- 5. 2. FUNKTION UND VERHALTEN DER KURFÜRSTEN 1558
- 5.2.1. VORBEREITUNG DES KURFÜRSTENTAGS
- 5. 2. 2. VERHANDLUNGEN ZUR ÜBERGABE DER KAISERWÜRDE
- 5. 2. 3. DER RESIGNATIONS- UND ÜBERTRAGUNGSAKT
- 6. ZUSAMMENFASSUNG
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der symbolischen Kommunikation der kurfürstlichen Rangordnung auf dem Kurfürstentag zu Frankfurt im Jahr 1558. Sie analysiert die Bestimmungen der Goldenen Bulle Kaiser Karls IV. von 1356, die die Rangfolge der Kurfürsten regelten, und untersucht, wie diese Bestimmungen auf dem Kurfürstentag von 1558 zur Schau gestellt wurden. Die Arbeit beleuchtet die Rolle der Kurfürsten bei der Übergabe der Kaiserkrone von Karl V. an Ferdinand I. und analysiert die Huldigung des neuen Kaisers durch die Kurfürsten.
- Die Entstehung des Kurfürstenkollegiums
- Die Bestimmungen der Goldenen Bulle zur Rangordnung der Kurfürsten
- Die symbolische Kommunikation der Rangordnung auf dem Kurfürstentag von 1558
- Die Rolle der Kurfürsten bei der Übergabe der Kaiserkrone
- Die Huldigung des neuen Kaisers durch die Kurfürsten
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in das Thema ein und stellt die Bedeutung des Kurfürstenkollegiums für das Römisch-Deutsche Reich dar. Kapitel 2 beleuchtet die Herausbildung des Kurfürstenkollegiums und die unterschiedlichen Theorien zur Entstehung des elitären Zirkels. Kapitel 3 behandelt die Goldene Bulle Kaiser Karls IV. und ihre Bedeutung für die Ordnung des Reiches. Kapitel 4 analysiert die Bestimmungen der Goldenen Bulle zur Rangordnung der Kurfürsten und die Folgen für das Reich. Kapitel 5 fokussiert auf den Kurfürstentag zu Frankfurt 1558 und untersucht die Funktionsweise und das Verhalten der Kurfürsten während der Verhandlungen zur Übergabe der Kaiserwürde.
Schlüsselwörter
Die Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Römisch-Deutschen Reich, der Goldenen Bulle, dem Kurfürstenkollegium, dem Kurfürstentag, der symbolischen Kommunikation, der Rangordnung, der Kaiserwahl und der Übergabe der Kaiserkrone.
- Quote paper
- Toni Börner (Author), 2007, Der Kurfürstentag zu Frankfurt 1558, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93088